Anmerkungen

[1] Gerd Gerken, 1994, Seite 408

[2] Vogler, 1992

[3] Campbell, 1999, Seite 35

[4] Campbell, 1999, Seite 26

[5] Es ist sprachlich immer wieder schwierig, zugleich auf die weibliche und männliche Form von Worten einzugehen. Entweder endet man in Sprachkonstrukten (BürgerInnen) oder man bläht den Text unnötig auf. Der Einfachheit halber wechsele ich immer wieder mal von der männlichen zur weiblichen Bezeichnung.

[6] Cameron, 1999, Seite 17

[7] Cameron, 1999, Seite 20

[8] Henderson, 1998, Seite 22

[9] Harald Wessbecher, Selbstverantwortung und Vertrauen, Vortrag, 1992

[10] Professor an der Universität St. Gallen

[11] http://www.manager-magazin.de/koepfe/mzsg/0,2828,179489,00.html

[12] Siehe: http://www.manager-magazin.de/koepfe/mzsg/0,2828,182013,00.html

[13] Matthias Horx, 1995, Seite 25

[14] Vogler, 1992, Seite 44. Siehe auch http://www.thewritersjourney.com

[15] Richard Nelson Bolles, USA 2003

[16] Übrigens: Etwa zehn Minuten nach dem ich dieses Zitat eingefügt habe, meldete sich telefonisch ein alter Freund dieser Teilnehmerin, der mir erzählte, dass sie vor einigen Tagen ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte. Mit großem Erfolg! Zufälle gibt es …

[17] Cameron, 1999, Seite 73

[18] Campbell, 1999, Seite 57

[19] Die Ausnahme: Wenn ein Mensch bis dato vielleicht arm, zurückhaltend und unerkannt gelebt hat, kann die konkrete Auseinandersetzung mit Reichtum, Besitz und sozialer Verantwortung für die Persönlichkeitsentwicklung durchaus wichtig sein.

[20] Michael Mary, 1981

[21] U.a. vertreten von Martha Beck, 2001

[22] Martha Beck (München, 2002) nennt in ihrem Buch das Herz »Wesens-Ich« und den Verstand »Gesellschafts-Ich«. Um in der Wortwahl der Etappe zu bleiben, habe ich das Zitat mit meinen Begriffen ausgestattet

[23] Meine eigene Übersetzung. Wieland, 1986, Seite 4

[24] Vogler, 1992, Seite 108

[25] Rowling, 1999, Seite 233

[26] Eine ausführlichere Zusammenfassung des 900-Seiten-Epos finden Sie unter http://gutenberg.spiegel.de/sagen/ritter/parzival.htm.

[27] So wird Sünde im Neuen Testament genannt, das ja in Griechisch verfasst wurde.

[28] Um hier Klartext zu reden: Panikattacken allgemein können noch ganz andere Ursachen haben, die einer medizinischen Behandlung bedürfen.

[29] Siehe auch seine Website http://www.freedomofmind.com

[30] Campbell, 1999, Seite 63

[31] Vogler, 1992, Seite 65

[32] Cameron, 1999, Seite 50 ff.

[33] Cameron, 1999, Seite 64

[34] Cameron, 1999, Seite 69 ff.

[35] Campbell, 1999, Seite 63

[36] Malik on Management | Nr. 3/97, 5. Jg., März 1997,

[37] Cameron, 1999, Seite 70

[38] Cameron, 1999, Seite 71

[39] Der »erste Teil seiner Geschichte« bezieht sich auf Lukes Weg. George Lucas hat später den ersten Teil zum vierten umbenannt, weil er noch die Vorgeschichte in drei Teilen erzählen wollte.

[40] Cameron, 1999, Seite 108

[41] Cameron, 1999, Seite 108

[42] Cameron, 1999, Seite 109

[43] Rowling, Seite 188 ff.

[44] Rowling, Seite 191 ff.

[45] Vogler, 1992, Seite 189

[46] Campbell, 1999, Seite 26

[47] Campbell, Western Quest: The Mythology of Love (als Download erhältlich unter http://www.audible.com)

[48] Luzifer heißt übersetzt „Lichtbringer“ oder auch „Morgenstern“.

[49] Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aphorismus 146

[50] http://protonforce.tripod.com/lucas_online.html

[51] Siehe dazu auch Etappe 3

[52] Amery, 2002, Seite 59

[53] Amery, 2002, Seite 70

[54] Banzhaff, 1997

[55] Amery, 2002, Seite 89

[56] Amery, 2002, Seite 63

[57] Gruen, 2001, Seite 10

[58] In der vorherigen Episode war es für Luke ein Schock zu erfahren, dass Darth Vader sein leiblicher Vater ist

[59] Eigene Übersetzung der amerikanischen Fassung des Drehbuchs

[60] In dem vorherigen Teil sah man die gleiche Szene umgekehrt: Vader trennte im finalen Schwertkampf Lukes Hand ab. Am Ende jener Episode sieht man, dass Luke seine Hand durch eine maschinelle Prothese ersetzt hat.

[61] In dem Film endet damit die Geschichte von Palpatine. Es gibt jedoch noch Fortsetzungsromane: Palpatines Körper ist zwar vernichtet – nicht aber sein Geist. Diesem gelingt es, bis zum Planeten Byss vorzustoßen, wo er sich mit einem geklonten Körper vereinen kann. Im ewigen Kreislauf von Gut und Böse zettelt er eine neue Rebellion an, in deren Verlauf er endgültig vernichtet wird. Auch hier kommt also die Idee zum Tragen, dass das Böse, Dunkle keine Person, sondern etwas Geistiges, eine Haltung, eine Einstellung, ein Gedanke, eine Idee ist, die übertragbar ist.

[62] Moyers, 1994, Seite 170

[63] Rowling,1998, S. 313 ff

[64] Frédéric Beigbeder, 2001, Seite 15

[65] Rowling, 1998, 324

[66] Ich habe diese Einsichten bei der Lektüre des Buches »How to make Love all the Time« von Barbara DeAngelis gewonnen (seltsamer Titel, aber wirklich gutes Buch) USA, 1991.

[67] Harvard Business Magazin, zuerst 1994 erschienen und dann 2000 noch einmal überarbeitet

[68] Moyers, 1994, Seite 177

[69] Cameron, 1999, diese und alle folgenden Szenen: Seite 142 ff

[70] Dawson ist Jacks Nachname.

[71] Jacks Ausspruch in der berüchtigten »Spuckszene«

[72] Zeitschrift Stern vom 08.02.2004

[73] Siehe auch: http://www.beatricewood.com/

[74] Cameron, 1999, Seite 7

[75] Lesetipp: http://www.mzsg.ch/

[76] Bernard Glassman, Hamburg, 1997, Seite 38

[77] Siehe dazu auch: http://www.greystonbakery.com/

[78] Bernard Glassman, Hamburg, 1997, Seite 34

[79] Bernard Glassman, Hamburg, 1997, Seite 41

Über dieses Buch

Jeder Mensch hat in seinem Inneren ein tiefes Verlangen, das gelebt werden möchte. Leben wir dieses Potenzial nicht, werden wir unzufrieden, frustriert und vielleicht sogar unglücklich. Folgen wir jedoch unserer Sehnsucht nach dem Wesentlichen, gewinnt unser Leben nicht nur an Leidenschaft, sondern auch an Sinn.

Mehr noch: Sobald wir „Ja“ zu unserem Ruf sagen, erwacht in uns eine enorme Kraft, mit der wir unsere Wünsche, Ziele und Sehnsüchte auch dann realisieren können, wenn mal nicht alles nach Plan läuft.

„Quest“ ist ein intensiver Prozess, der Ihnen hilft:

Martin Weiss trainiert und berät seit Anfang der neunziger Jahre Menschen und Unternehmen zum Thema Vision, Mission und Lebensziele. Er ist Gründer des Trainingsinstitutes „e:works trainings & solutions“ und befasst sich dort intensiv mit der Verbindung von Persönlichkeitsentwicklung und Internet. http://www.coach-your-self.tv

Martin Weiss
Quest
Die Sehnsucht nach dem Wesentlichen

Für Maren, Rocco & Milton

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2004
Für das E-Book durchgesehene Ausgabe 2014

Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2014

ISBN dieses E-Books: 978-3-87387-994-2 (EPUB), 978-3-95571-319-5 (MOBI).

Prolog

Warum Quest?

1994 war ich als NLP-Experte an einem Projekt beteiligt, in dem für eine Franchisekette ein so genannter »Markencharakter« entwickelt wurde – quasi ein unverwechselbares Aushängeschild, das die Tonalität der gesamten Werbemaßnahmen vorgibt.

Bei meinen Recherchen stolperte ich in einem Buch vollkommen unvermutet über eine Spur, die mich im Laufe der darauf folgenden Jahre zu einer Reihe von Entdeckungen führen sollte, aus denen letztendlich Quest hervorgegangen ist.

In dem Buch[1] hieß es sinngemäß, dass man die Mythen und Märchen unserer Zivilisation studieren solle, um eine Marke zu schaffen, die Menschen auf einer sehr tiefen Ebene anspreche. Es wurde auf die Arbeit eines gewissen Joseph Campbell verwiesen, dessen Werk unter anderem die Grundlage für die Star Wars–Saga von George Lucas gebildet haben sollte.

Von Campbell hatte ich bis dahin noch nie gehört. Von George Lucas dagegen sehr wohl. Star Wars hatte auf mich – wie auf viele andere meiner Generation – eine starke und intensive Faszination ausgeübt. Die gesamte Trilogie hatte ich gut und gerne siebenmal gesehen, und ich war jedes Mal aufs Neue von der epischen Wucht der Saga berührt worden. Aber worin eigentlich der genaue Reiz lag, den Star Wars auf mich ausübte, vermochte ich nicht zu sagen.

Sicher: Die Weltraumaufnahmen waren atemberaubend, die fremden Welten fantasievoll und zugleich bestechend realistisch dargestellt worden. Aber es gab später durchaus Filme, die Star Wars technisch um Längen überboten – und denen doch das gewisse »Etwas« fehlte.

Aber was war dieses »Etwas«?

Neugierig begab ich mich auf die Suche nach Campbells Arbeit und wurde schnell fündig. Sein Buch »Die Kraft der Mythen«, das auf einer amerikanischen Fernsehserie mit millionenfacher Einschaltquote beruht, war ein in Interviewform gehaltener Streifzug durch die Mythen der Urzeit bis hin in die Moderne.

Verwundert und verblüfft las ich, wie Campbell die Mythen vergangener Zeiten und Kulturen untersucht und ein Muster entdeckt hatte, das sich wie ein roter Faden durch indianische, griechische, spanische, japanische, ägyptische oder biblische Geschichten und Erzählungen zog.

Jonas, der vom Wal verschlungen wurde, Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, Ödipus, der seinen Vater erschlug und seine eigene Mutter heiratete – sie alle sind Helden einer grundlegenden Geschichte, die George Lucas aufgegriffen und in Star Wars wiedergegeben hatte.

Mein Instinkt sagte mir, dass hier der Schlüssel für die Faszination liegen konnte, die von Star Wars ausging. Vielleicht, so dachte ich mir, waren Mythen Ausdruck von etwas, das tief in uns verborgen lag. Und vielleicht gelang es Lucas, mit dieser tiefen Ebene in uns in Kontakt zu treten und eine Saite zum Schwingen zu bringen.

Nachdenklich und in höchstem Maße inspiriert legte ich das Buch zur Seite und beschloss, dass ich irgendwann zu Campbells Arbeit zurückkehren würde. Das war, wie gesagt, 1994.

Krisenzeiten

1995 schlitterte ich in eine Krise. Ungewollt. Gegen meinen Willen begann sie schleichend um sich zu greifen und vertiefte sich dann mit einigen beruflichen Rückschlägen rapide. Was auch immer ich anfasste, es glückte einfach nicht. Bis dahin war ich beruflich durchgehend erfolgreich gewesen. Wenn ich mir etwas vorgenommen hatte, konnte ich es früher oder später erreichen. Natürlich war ich schon ein paar Mal auf die Nase gefallen – aber ich hatte mich ebenso schnell wieder aufgerappelt und war weitergegangen.

Das änderte sich jetzt. Irgendetwas passte einfach nicht in meinem Leben, und wo ich sonst schnell Aufträge an Land zog, packte mich eine gähnende Leere und warf mich zurück. Auf mich selbst zurück, würde ich heute sagen, aber damals habe ich das ganz anders gesehen. Streit, Schwierigkeiten, Enttäuschungen – die Kette an Widrigkeiten schien nicht abzubrechen. Ich fluchte, regte mich auf, verzog mich niedergeschlagen unter die Bettdecke, biss die Zähne zusammen, stand wieder auf und sagte mir immer wieder: »Da musst du jetzt durch. Jetzt ist eben mal dein Wille gefragt.« Aber alles in allem beschlich mich immer wieder das Gefühl, dass ich etwas ganz Wesentliches übersah und all meine psychologischen Kenntnisse in dieser Situation versagten. Hier war etwas zugange, das ich nicht begriff.

Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich auf einer so genannten »Nachtmeerfahrt« befand. Einer Art Midlife-Crisis, die mich mit 35 Jahren zugegebenermaßen ungewöhnlich früh erwischte, die aber in Symptomen, Ausprägung und Lebensgefühl dem in vielen Mythen geschilderten Abstieg in die Unterwelt ähnelte.

Eines Samstagabends surfte ich mehr aus Langeweile denn aus echtem Interesse im Internet und entdeckte zufällig eine Site, die sich mit »König Ödipus« befasste. Etwas in mir begann zu läuten, und so lud ich mir eine Zusammenfassung des griechischen Dramas samt einigen Interpretationen auf meinen PC, legte mich mit dem Ausdruck auf mein Sofa und begann zu lesen. Je mehr ich in die jahrtausende alte Geschichte hinein glitt, desto intensiver hatte ich das Gefühl, dass ich von Ödipus lernen konnte: Ödipus erschlägt – ohne es zu wissen – seinen Vater und heiratet seine Mutter. Er wird König von Theben und regiert einige Jahre erfolgreich, bis das Reich von schweren Plagen heimgesucht wird. Ein blinder Seher prophezeit ihm, dass die Plagen erst verschwänden, wenn der Mörder des Vaters gefunden wäre. Als schließlich die Wahrheit ans Tageslicht kommt, blendet Ödipus sich selbst und wird ins Exil verstoßen. Dort aber entwickelt sich Ödipus zum Weisen und erlangt am Ende seines Lebens einen Platz an der Tafel der Götter.

In jener Samstagnacht begann mir zu dämmern, dass der Schlüssel zu meiner Krise nicht in oberflächlichen »Jetzt-geht‘s-mir-wieder-gut«- Maßnahmen zu finden sein konnte, sondern dass es darum ging, etwas tiefer Verborgenes zum Vorschein zu bringen. So wie König Ödipus´ Reich Theben von Plagen heimgesucht wurde, um zu erkennen, was er falsch gemacht hatte, so war auch mein Leben »geplagt«, weil ich nicht sehen wollte, was eigentlich offensichtlich war: Ich hatte mich festgebissen in ein äußerliches Image und in einen für mich unpassenden Beruf (Marketing), der nicht meinem Inneren entsprach. Aus der großen Kluft zwischen innen und außen war eine schwerwiegende Unzufriedenheit emporgestiegen, deren Ursprung ich jedoch nicht bei mir selbst, sondern im Äußeren vermutete. Und weil ich wirklich glaubte, dass andere Leute an meiner Situation schuld seien, hatte ich mich in eine Spirale des Streites verstrickt und mich damit zunehmend von meiner Umwelt isoliert. Ich war frustriert, enttäuscht und verärgert.

Erst als ich wie Ödipus meine Augen, die immer nur nach außen gerichtet waren, blendete und nach innen sah, erkannte ich die wahren Ursachen meiner Lebenssituation. Und siehe da: Mit der Einsicht, dass ich einen falschen Weg eingeschlagen und mich verirrt hatte, begann sich meine Situation nach und nach zu bessern.

Die Rückkehr

In dem Maße, wie sich die Krise aus meinem Leben zurückzog, wuchs in mir der Wunsch heran, aus meinen Erfahrungen zu lernen und herauszufinden, was man tun kann, damit einen diese Art von Krise nicht so hart erwischt – oder wie man mit ihr umgeht, wenn man in sie hineingerutscht ist.

In dieser Zeit kehrte Campbells Arbeit in mein Leben zurück. Diesmal in Gestalt eines Buches von Christoph Vogler[2], einem amerikanischen Drehbuchexperten, der unter anderem für die Disney-Studios gearbeitet hatte.

Obwohl ich selbst schon einige Kurzgeschichten und ein Hörspiel geschrieben hatte, entdeckte ich nun zu meinem Erstaunen, dass in der Welt von Drehbuchautoren Campbells »Heldenreise« ein fester Bestandteil von fast jedem »Storyboard« war – ja, dass Drehbücher von »Scriptdoktoren« wie Vogler darauf hin untersucht wurden, wie konsequent und gekonnt sie die mythischen Motive anwandten.

Die Macht des Mythos

Durch Voglers Arbeit erkannte ich etwas sehr Wesentliches: Ob Der Zauberer von OZ, Unheimliche Begegnung der dritten Art, Das Schweigen der Lämmer, Der Pferdeflüsterer, Harry Potter oder Titanic: Jeder dieser Filme (und jedes der Bücher) fußt auf dem Muster von Campbell und erzählt die gleiche Geschichte in stets neuem Gewand.

Und nach und nach begann ich zu begreifen, wie machtvoll Mythen sind. Ob sie sich als Abenteuererzählung eines Schamanen beim Flackern eines nächtlichen Lagerfeuers verwirklichten, in den kunstvollen Dramen eines Sophokles zum Vorschein kamen oder im 21. Jahrhundert als schillernde Kinospektakel zelebriert wurden – die zeitlose Botschaft der Mythen hatte stets einen Weg gefunden, sich mitzuteilen.

Worin aber besteht diese Botschaft?

Die Reise des Helden

Rein oberflächlich betrachtet scheint es sich zunächst um eine Abenteuergeschichte zu handeln, die trotz vieler Abwandlungen stets einem gleichen Grundgerüst folgt.

Die normale Welt

Ein Held lebt in einer »normalen Welt«.

Eines Tages ereilt den Helden ein Ruf – entweder als Inspiration (Lebensziel, Vision), oft aber auch in Form eines Problems, das die »normale Welt« bedroht und gelöst werden muss.

Die neue Welt

Der Held begibt sich auf die Reise in eine »neue Welt«, wo er Erfahrungen sammelt, Prüfungen meistert und Freunde gewinnt.

Auf dem Höhepunkt des Abenteuers wird der Held mit einer großen Herausforderung (dem Drachen) konfrontiert.

Meistert der Held die Herausforderung, wird er mit einem »Schatz« belohnt: Er gewinnt nicht nur das Herz der Frau, das Geld oder Gold, sondern auch die Lösung für das Problem (das Elixier), weswegen er aufgebrochen ist. Vor allem aber ist der Held persönlich gereift, oft sogar ein bisschen »weiser« geworden.

Rückkehr in die normale Welt

Der Held kehrt mit dem Schatz zurück in die »normale Welt« und löst das »Problem«.

Das ist die Geschichte, wie sie nach außen hin scheint.

Aber Campbell verweist darauf, dass dieses äußerliche Abenteuer sinnbildlich für eine Suche im Inneren steht: »Diese ganzen verschiedenen Mythologien zeigen uns dieselbe wesentliche Suche. Man verlässt die Welt, in der man ist, und geht in eine Tiefe oder in eine Ferne oder eine Höhe hinauf. Dann gelangt man zu dem, was einem in der Welt, die man zuvor bewohnte, bewusstseinsmäßig fehlte.«[3]

Es geht also im Wesentlichen um eine persönliche Entwicklung

Campbell drückt dies an anderer Stelle so aus: »Es geht darum, sich vom Schauplatz der Erscheinungen … zurückzuziehen und die ursächlichen Zonen der Seele aufzusuchen, wo die wahren Schwierigkeiten liegen, um dort die Hemmnisse aufzuklären und bei sich selbst … zu überwinden.«[4]

Demnach ist die Heldenreise eine Metapher für eine innere Verwandlung:

_Etwas in unserem Leben ruft uns auf, uns auf eine Reise zu begeben. Entweder eine Inspiration (wir sind fasziniert von einem bestimmten Thema) oder als Problem (etwas in unserem Leben passt nicht, wie bei mir in meiner Krisenphase).

_Man begibt sich auf eine Reise nach innen.

_Dort entdeckt man die Ursachen des Problems: einen »Drachen«, der einen Schatz hütet.

_Meistert man die Herausforderung des »Drachens«, so gewinnt man einen Schatz (Einsichten, innerliche Stärken und Ressourcen etc.), mit dem man in die »normale Welt« zurückkehrt und für Veränderung sorgt.

Genau darum geht es bei Quest.

Die Stationen der Reise

In Quest werden wir also gemeinsam eine Reise antreten, die aus folgenden Etappen besteht:

Etappe 1: Die Pforte

Unsere Reise beginnt genau da, wo wir uns momentan befinden: in unserer jetzigen Lebenssituation. Wir beginnen mit den äußeren Lebensumständen: Wo leben Sie? Wie leben Sie? Was läuft gut? Was könnte besser sein? Und weil außen wie innen ist, wie ein altes Sprichwort sagt, spiegeln diese äußeren Lebensumstände unsere Innenwelt wider. Darum werden wir abschließend eine erste Inventur von dem vornehmen, was Sie lieben, was Ihnen Freude bereitet, womit Sie hadern und worin Sie schwach und worin Sie stark sind.

Etappe 2: Der Ruf

Damit wir uns auf die Suche nach dem Wesentlichen begeben können, müssen wir wissen, wohin die Reise gehen soll. Welches Lebensziel, welche Lebensaufgabe steht für Sie an? Das sind große Fragen (engl. Questions), aber: Die Antwort ist bereits in Ihnen. Es kommt lediglich darauf an, den Ruf in uns zu hören.

Etappe 3: Die Entscheidung

Sich seiner Lebensaufgabe zu stellen, heißt oft, etwas Vertrautem, dem man entwachsen ist, den Rücken zuzukehren und sich etwas ganz Neuem zuzuwenden. Etwas Neues zu wagen, heißt jedoch auch: sich auf das Unbekannte einzulassen. Und genau an dieser Stelle kommen Ungewissheiten auf: Was werden die anderen dazu sagen? Was, wenn die ganze Sache schief geht? Was, wenn ich versage?

Diese Zweifel sind normal. Dennoch ist es wichtig, an dieser Stelle der gemeinsamen Reise eine Entscheidung zu treffen: Sind Sie bereit, die Schwelle zu überschreiten und sich auf Ihr neues Abenteuer einzulassen?

Etappe 4: Der Weg

Als Nächstes erkunden Sie Ihren Weg. Welche Richtung schlagen Sie ein? Was werden Sie unternehmen, um Ihre Lebensaufgabe zu realisieren? Wer wird Sie begleiten? Wer kann Ihnen helfen? Über welche Ressourcen und Hilfsmittel verfügen Sie bereits? Welche benötigen Sie noch?

Etappe 5: Der Drache

In den Mythen und Märchen begegnet der Held früher oder später seiner größten Herausforderung: dem Drachen. Der Drache steht symbolisch für eine Seite in uns, die uns bekämpft. Die uns das Leben schwer macht. Die uns im Wege steht.

Wenn wir aber von Großem träumen, wenn wir wirklich etwas Neues schaffen wollen, müssen wir uns dieser Seite stellen. Jedoch nicht, um sie zu bekämpfen, zu bedrängen und im Zaum zu halten. Sondern um uns mit ihr zu versöhnen.

Etappe 6: Das Elixier

Erst wenn wir dem transformierten Drachen einen angemessenen Platz in unserem Leben einräumen, können wir uns seinen Schatz, das Elixier erschließen.

Dieses Elixier ist das »Wesentliche«, nach dem wir suchen.

Etappe 7: Die Rückkehr

Sobald Sie das Wesentliche entdeckt haben, gilt es, Ihr Elixier ins echte Leben zurückzubringen – und in Ihrem Alltag anzuwenden. Sie lernen bodenständige Methoden und Maßnahmen kennen, wie Sie auch große Ziele Schritt für Schritt realisieren.

Reisevorbereitungen

Bevor wir unsere gemeinsame Reise antreten können, lassen Sie uns noch ein paar Vorbereitungen treffen.

Die Filme

In Quest beziehe ich mich immer wieder auf vier Filme, die zu den erfolgreichsten Werken in unseren westlichen Breitengraden zählen. Falls Sie keinen dieser Titel gesehen haben oder Ihr Besuch im Kino schon lange zurückliegt, empfehle ich Ihnen, sich vielleicht einen oder mehrere der folgenden Filme zu beschaffen:

_Titanic von James Cameron, der von einer der größten Schiffskatastrophen unserer Zeit berichtet.

_Harry Potter und die Kammer des Schreckens von Joanne K. Rowling.

_Star Wars von George Lucas, die Saga um Luke Skywalker, die in den Episoden vier bis sechs erzählt wird .

_Die fabelhafte Welt der Amélie von Jean-Pierre Jeunett, der als europäischer Kunstfilm einen Gegenpol zu den amerikanischen Hollywood-Produktionen bildet.

Es reicht vollkommen, wenn Sie einen dieser Filme gesehen (oder Harry Potter als Buch gelesen) haben. Es geht aber auch ohne.

So arbeiten Sie optimal mit Ihrem Quest-Buch

Obwohl wir uns in diesem Buch mit sehr tiefgründigen Themen befassen, handelt es sich bei der Ausgabe, die Sie nun in Händen halten, um ein Arbeitsbuch. Theorie ist schön, Praxis ist jedoch um ein Vielfaches besser.

Damit Sie Ihre Berufung »ent-decken«, ist das Buch nach einem ganz bestimmten Prinzip aufgebaut, das wie folgt funktioniert:

1. Lassen Sie sich inspirieren

In Quest erzähle ich Ihnen viele Geschichten und Erlebnisse, die Sie zum Nachdenken inspirieren möchten. Nehmen Sie sich deswegen bei der Lektüre einen Stift zur Hand, um spontan Ihre Gedanken, Einfälle und Ideen zu notieren. Ich habe Ihnen dafür extra neben dem Text Platz gelassen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ganze Sätze oder einfach nur Stichworte notieren: Fangen Sie einfach auf, was innerlich nach oben steigt, wenn Sie den Text lesen.

2. Nutzen Sie die Übungen, um Ihre Inspirationen zu vertiefen

In jeder Etappe von Quest finden Sie Übungen, die Sie dabei unterstützen, Ihre Einfälle, Ideen und Intuitionen zu erforschen.

3. Schreiben Sie abschließend Ihr »Lebensdrehbuch«

Am Ende einer Etappe lade ich Sie, sich selbst als Held oder Heldin in ihrem eigenen Lebensfilm vorzustellen. Wenn Sie zu denen gehören, die solche Übungen ungern schriftlich machen, reicht es vollkommen, wenn Sie sich einige Minuten Zeit nehmen und Ihren »Film« einfach in Ihrer Fantasie wahrnehmen. Mehr dazu erzähle ich Ihnen im nächsten Kapitel »Die Pforte«.

Wichtig: Lassen Sie Quest wirken.

Viele Menschen, die an Quest gearbeitet haben, berichteten mir, dass die Inhalte auch dann noch in Ihnen arbeiteten, wenn sie sich etwas anderem widmeten. Dem Abwasch zum Beispiel, der Beantwortung von E-Mails oder einem feuchtfröhlichen Abend mit Freunden. Gut möglich, dass mitten in einem Gespräch oder beim Auskratzen eines angebrannten Topfes plötzlich Intuitionen und Einfälle in Ihnen aufsteigen, die Ihnen etwas Wesentliches deutlich machen. Lassen Sie sich einfach überraschen.

Der digitale Fundus

Quest gab es zu Anfang nur als reines Online-Seminar, das ich über das Internet gegeben habe. Sie finden deswegen weiteres Bonus-Material im Internet unter der Adresse http://das-buch.qu-e-st.de: häufig gestellte Fragen und deren Antworten, interaktive Coachingprozesse, mit denen Sie Ihre persönliche Entwicklung bei Quest unterstützen können, sowie zusätzliche Hintergrundinformationen. Sie benötigen zur Freischaltung Ihres persönlichen Zugangs dieses Buch. Besuchen Sie dazu einfach die oben genannte Internetadresse und melden Sie sich als Mitglied an.

Die Anhänge

Am Ende des Buches finden Sie weitere Arbeitsmaterialien:

Literaturliste

Dieses Buch fußt auf einer Vielzahl von Ideen, Ansichten und Ausführungen anderer Menschen. Um Ihnen einen Wust von Fußnoten ersparen und Ihnen zugleich weitere Lesetipps vorschlagen zu können, habe ich am Ende meine Inspirationsquellen zusammengetragen.

Meine persönliche Geschichte

Sie finden in jedem Kapitel persönliche Erlebnisse aus meinem eigenen Leben, die ich der Orientierung halber in einem Zeitstrahl zusammengefasst habe.

Dabei werden Sie feststellen, dass mein eigener Weg keineswegs gradlinig verlief, sondern dass ich eine ganze Reihe von »Schlenkern« passieren musste, wovon sich einige als Sackgasse entpuppten.

Es liegt mir ungemein am Herzen, dass Sie sehen, dass ich weit davon entfernt bin, ein »perfekter« Mensch zu sein. Und ich führe auch keineswegs ein »perfektes« Leben. Ich habe – wie alle anderen Menschen auch – meine Schwächen, und ich kann Ihnen versichern, dass noch viele »Entdeckungen« vor mir liegen.

So, nun aber genug der einleitenden Worte.

Es wird Zeit, dass wir die Reise antreten.

Sind Sie bereit?

Anmerkungen

Web-Tipp

Wie weiter vorne schon erwähnt, finden Sie auf der Website mit der Internet-Adresse http://das-buch.qu-e-st.de zusätzliche Informationen zu diesem und allen anderen Kapiteln.

Unter anderem:

_Biographische Informationen zum Leben von Joseph Campbell

_Einen kurzen Videomitschnitt aus einem seiner Vorträge

_Literaturtipps

Erste Etappe – Die Pforte

Perspektivenwechsel

Der Anfang unserer Reise besteht in einem sehr ungewöhnlichen Perspektivenwechsel.

Ich lade Sie ein, im Rahmen von Quest aus Ihrer gewohnten Rolle zu schlüpfen und Ihr Leben einmal aus der Sicht eines Drehbuchautors oder einer Drehbuchautorin[5] zu betrachten.

Warum ausgerechnet dieser Blickwinkel? Nun, aus zwei Gründen:

Grund 1: Erst aus der Distanz sieht man Zusammenhänge

Wenn Sie Ihr Leben aus der Sicht eines Außenstehenden betrachten, werden Ihnen neue und zusätzliche Informationen zugänglich, die Sie vorher so noch nicht gesehen haben.

Ich bin sicher, Sie haben genau das schon mal bei einem Bekannten oder bei einem Freund erlebt: Er erzählt Ihnen von einem Problem, und Sie sehen sofort, was bei ihm schief läuft. Denn sobald wir etwas als Außenstehende betrachten, entdecken wir Zusammenhänge, die man als Beteiligter, der mitten im Geschehen steckt, einfach nicht wahrnimmt. »Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen« wird das im Volksmund genannt.

Da wir bei Quest aber den Wald, also das große Ganze, entdecken wollen, ist es hilfreich, Distanz zu gewinnen und unser Leben, die Menschen, mit denen wir zu tun haben, und natürlich auch uns selbst mit Abstand zu betrachten.

Grund 2: Die eigene Geschichte verstehen

Das von Joseph Campbell entdeckte Muster, das sich in den Erzählungen der Antike bis hin zu den Blockbuster-Filmen von heute immer wieder aufs Neue manifestiert, spielt – so behaupte ich an dieser Stelle – auch in Ihrem Leben eine Rolle. Das Problem ist nur: Solange man nicht erkennt, dass das eigene Leben einem gewissen Handlungsstrang folgt, kann man Gefahr laufen, dass man lediglich Hauptdarsteller in seinem eigenen Leben ist – nicht aber dessen Autor.

Gibt es eine bestimmte Geschichte, die sich in Ihrem Leben beständig zu wiederholen scheint?

Mit dem Ergebnis, dass man »irgendwie« immer wieder in der gleichen Geschichte landet, egal, was auch immer man anstellt. Man verliebt sich immer wieder in eine bestimmte Art von Frau oder Mann, und wenn sich die rosa Wolken der ersten Verliebtheit auflösen, findet man sich in genau dem gleichen Drama wieder, das man mit diversen anderen Partnern zuvor durchlebt und immer wieder Türen knallend verlassen hatte. Oder man arbeitet hart für seinen beruflichen Erfolg, aber kurz vor dem Durchbruch erscheint immer wieder jemand, der einem ungerechterweise Steine in den Weg legt. Und zwar jedes Mal. Man kann fast schon die Uhr danach stellen.

Kennen Sie so etwas? Trifft das vielleicht auch auf Ihr Leben zu? Wenn ja, lohnt es sich, einen Blick ins Drehbuch zu werfen. Denn erst dann kann man verstehen, worum es hier eigentlich geht und was uns diese Geschichte eigentlich sagen möchte – damit wir dieses Kapitel unseres Lebens beenden und ein neues aufschlagen können.

Kurz: Es geht darum, nicht nur Hauptdarsteller seines Lebens zu sein – sondern auch dessen Autor.

Wenn Sie bereit sind und Lust haben, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, dann folgen Sie mir nun in die Welt des Films …

Ein packender Anfang

Stellen Sie sich also vor, Sie sind ein frisch gebackener Drehbuchautor und Ihre Aufgabe ist es, ein Drehbuch über Ihr eigenes Leben zu verfassen.

Wie gehen Sie jetzt vor?

Da wir uns die Story Schritt für Schritt erarbeiten, beginnen wir einfach und logischerweise mit – dem Anfang.

Jede gute Drehbuchautorin weiß: Die wichtigste Aufgabe am Anfang einer Filmstory besteht darin, den Zuschauer emotional zu packen. Sie müssen ihn quasi direkt mit den ersten Szenen in den Film hineinziehen, damit er sich voll und ganz auf Ihre Geschichte einlässt. Damit dies gelingen kann, benötigen Sie zwei sehr wichtige Zutaten: einen Helden, mit dem man sich identifizieren kann. Und einen starken Konflikt, der die Geschichte unter Spannung setzt.

Wir alle brauchen Helden, mit denen wir uns identifizieren können

Wie sehr uns ein Roman oder Film anspricht, hängt davon ab, wie stark wir uns als Zuschauer mit dem Helden oder der Heldin identifizieren können. Sobald Sie bei einem Film oder Buch denken »Der ist ein bisschen auch wie ich«, fühlen Sie sich innerlich angesprochen und werden vielleicht neugierig.

In Ihrem Fall ist die Identifikation natürlich sehr einfach denn schließlich sind Sie ja selbst der Held oder die Heldin Ihres Drehbuchs.

Konflikte sind das Salz in der Suppe

Aber ein Held, mit dem man sich identifizieren kann, reicht nicht. Damit Sie den Zuschauer richtig packen, brauchen Sie noch einen guten, anständigen Konflikt. Der Funke zündet erst, wenn Sie über einen Helden denken: »Der hat genau so ein Problem wie ich zurzeit.« Oder: »Interessante Situation. Wie würde ich wohl reagieren?«

Das machen sich zum Beispiel viele so genannte »Seifenopern« wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten oder Lindenstraße zunutze. Wir sehen dort ganz normale Menschen, die uns ähneln und die in Probleme verwickelt sind, die wir aus unserem Leben kennen. Aus diesem Grund müssen Sie als Drehbuchautorin Ihrer Heldin von Anfang an ein paar ordentliche Herausforderungen und Schwierigkeiten in die Wiege legen.

Um Spannung zu erzeugen, benötigen Sie eine große Herausforderung, die sich wirklich lohnt

Ohne eine große Herausforderung, die wir attraktiv und begehrenswert finden, ist unser Leben weniger aufregend, faszinierend, lebens- und liebenswert.

Denken Sie einmal darüber nach: Was wäre Ihr Leben ohne Probleme?

Haben Sie es schon einmal erlebt, dass in einer Liebesbeziehung alles glatt lief und nach und nach erstarrte alles in Routine? Können Sie sich daran erinnern, wie stupide und langweilig alles wurde, weil alles seinen gewohnten, stets eintönigen Gang ging? Und dass Sie sich immer wieder dabei erwischten, dass Sie in Tagträumen anfingen, sich nach einem anderen Leben zu sehnen?

Warum ist das so?

Nun, die Antwort ist einfach:

Menschen lieben Probleme

Sicher: Niemand würde das zugeben, wenn er gerade in einer schwierigen Situation steckt. Aber achten Sie einmal darauf, mit welcher Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit sich Menschen immer wieder Probleme schaffen.

Denken Sie nur an die Freundin, die immer wieder an den Falschen gerät. Obwohl Sie ihr schon so oft gesagt haben, was sie da falsch macht, und sie Ihnen jedes Mal Recht gibt, bleibt sie in der Beziehung gefangen. Oder, wenn gar nichts mehr geht, dann geht sie. Nur, um dann wieder bei einem weiteren Kandidaten zu landen, der äußerlich anders aussieht, aber genau die gleichen Macken aufweist wie all ihre anderen Verflossenen.

Achten Sie in der nächsten Zeit darauf, wie sehr Menschen Probleme lieben. Sie geradezu anziehen und provozieren.

Ganze Industrien leben davon. Zum Beispiel der Markt der Computerspiele. Jedes dieser Spiele ist ein Problem, das in einer bunten Verpackung ausgeliefert wird. Ob Sie mit Super-Mario von Level zu Level kämpfen, als Eisenbahn-Tycoon Ihre Expansionsgelüste im amerikanischen Transportgewerbe ausleben oder in einem Abenteuerspiel in die Haut eines durchtrainierten Kriegers schlüpfen, immer konfrontieren Sie sich mit einer Herausforderung. Und je größer die Probleme, desto höher der Spielspaß.

Menschen lieben Herausforderungen: Quizshows, Seifenopern, Mini-Golf oder der tägliche Klatsch am Kaffeeautomaten in der Firma zeigen deutlich, wie sehr Konflikte das Salz in der Suppe unseres Lebens sind.

Und das ist keineswegs zufällig so:

Herausforderungen sind notwendig für unser persönliches Wachstum

Oft sind es Situationen, die wirklich schwierig sind, die uns dazu bringen, über uns hinauszuwachsen.

Auch wenn Sie keine Computer-Spiele mögen und um Mini-Golf stets einen großen Bogen geschlagen haben, zeigt uns all das doch, was Menschen fasziniert – und was wir als Drehbuchautor oder Drehbuchautorin benötigen, um eine packende Geschichte schreiben zu können: einen Helden, mit dem man sich identifizieren kann – und einen ordentlichen Konflikt, der Spannung erzeugt.

Die Parade der Helden

Um einem Vorurteil gleich vorzubeugen: Damit wir uns mit einem Helden in einem Film oder einem Roman identifizieren können, muss er nicht unbedingt sympathisch sein.

Im Gegenteil: Ecken, Kanten und vor allem auch Schwächen sind notwendig, um eine Identifikation mit einem Helden zu ermöglichen. Selbst der früher aalglatte und stets souveräne James Bond ist heute eine Figur, die Rückschläge einstecken muss und dessen machohafte Einstellung zum Gespött seiner Chefin wird.

Aber genau das macht einen Hauptdarsteller wirklich interessant: Je widersprüchlicher sein Charakter, je mehr Stärken, aber eben auch Schwächen er besitzt, desto mehr Tiefe strahlt er aus und wirkt damit sowohl auf der Leinwand als auch im echten Leben interessanter und faszinierender.

Titanic

Der Film wird aus der Perspektive einer fast hundertjährigen Frau namens Rose DeWitt Bukater erzählt, die als 17-Jährige von ihrem schwerreichen Verlobten Cal Hockley auf die Titanic eingeladen wird.

In der ersten Szene, die wir von ihr als junge Frau zu sehen bekommen, erleben wir sie als hochmütig. Während alle anderen von der Imposanz der Titanic beeindruckt und überwältigt sind, gibt sie sich kühl und sagt über das Schiff: »Sie sieht überhaupt nicht größer aus als die Mauretania.«[6]

Würden Sie gern wie Rose ein anderes Leben führen?

Ein gewagter Anfang, vor allem für eine zentrale Figur, die uns durch einen dreistündigen Film führen soll. Aber Hochmut ist eigentlich nicht ihre wahre Schwäche, denn die alte Dame erzählt uns, was Sie damals als junge Frau wirklich dachte und fühlte: »Für alle anderen war es das Traumschiff schlechthin. Für mich war es ein Sklavenschiff, das mich in Ketten nach Amerika zurück bringen sollte.«[7]

Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes todunglücklich, weil sie eine Ehe mit Cal eingehen soll, den sie nicht liebt und der sie nicht versteht. »Nach außen hin war ich das wohlerzogene Mädchen, das ich sein sollte. In meinem Inneren habe ich geschrien.«

Voilà! Das ist ein sehr gelungener Einstieg. Wir haben eine Heldin, die etwas durchmacht, das wir alle schon mal erlebt haben: das Gefühl, nicht das tun zu können, was man wirklich machen möchte.

Rose wird aber nicht nur als schwach und unglücklich dargestellt. In einer weiteren Schlüsselszene erleben wir, wie sich ihr Verlobter Cal über ihre in Paris gekauften Bilder lustig macht.

»Cal: Diese Klecksmalereien waren die reinste Geldverschwendung.

Rose: Das stimmt nicht. Sie sind faszinierend. Wie in einem Traum. Es hat Wahrheit, aber keine Logik. Wie hieß er doch gleich …?

Cal (liest den Namen auf dem Bild): Picasso. Aus dem wird nichts… Niemals, glaub mir. Na, wenigstens waren sie billig.«

Dies ist eine starke Seite von Rose: Sie hat ein sehr ausgeprägtes Gespür für Kunst. Ihre Intuition lässt sie Dinge verstehen, die dem materialistisch ausgerichteten Cal entgehen. So verfügt sie wie jeder gute Held über Stärken und (!) Schwächen. Erst beides zusammen macht sie interessant.

Harry Potter

In Harry Potter erleben wir ein anderes, typisches Motiv, das uns in vielen Filmen und Romanen wieder begegnet. Wir sehen Harry zu Anfang als einen Menschen, der seine wahre Natur nicht kennt und deswegen in unwürdigen Verhältnissen lebt. Von seinem Cousin Dudley gepiesackt, von seinem Onkel Vernon verachtet und von seiner Tante Petunia stets in Schach gehalten, lebt er in einem Besenschrank unter der Treppe.

Würden Sie vielleicht mal etwas ganz anderes wagen – wenn bloß die anderen Leute nicht wären?

Harry ist einsam. Niemand spielt mit ihm, er hat keine Schulkameraden, und keiner versteht seine seltsamen Erfahrungen, in die er immer wieder gerät. So schneidet ihm Tante Petunia gegen seinen Willen die Haare bis fast auf eine Glatze herunter – aber am nächsten Morgen sind sie wieder nachgewachsen. Allerdings löst dies bei den anderen keinen Respekt, sondern nur Spott und Widerwillen aus.

Harry spiegelt einen anderen, aber durchaus ähnlichen Konflikt wie Rose wider: Er hat ein Potenzial in sich, das nicht in ein gewohntes Schema passt, und wird deswegen von den anderen nicht ernst genommen. Traurigerweise aber auch nicht von ihm selbst.

Star Wars

Der junge Luke Skywalker lebt wie Harry Potter nicht bei seinen echten Eltern, sondern wächst bei seinen Stiefeltern Onkel Owen und Tante Beru als armer Farmerjunge in den Sandhügeln des abgeschiedenen Wüstenplaneten Tatooine auf.

Stecken Sie wie Luke in einer Lebenssituation fest, aus der Sie sich gerne befreien möchten – ohne zu wissen, wie Sie genau vorgehen?

Das ist übrigens kein Zufall. In vielen Mythen wird der Held direkt nach der Geburt von seinem wahren Elternhaus getrennt. Zum Beispiel Ödipus, der als Säugling in der Wildnis ausgesetzt, von fremden Hirten gefunden und zum Hof eines anderen Königs gebracht wird, wo er zum jungen Mann heranwächst. Oft wird dieses Motiv gewählt, um zu verdeutlichen, dass man erst ein gewisses Alter, ein gewisses Stadium der Entwicklung erreichen muss, bevor man mit seiner wahren Herkunft konfrontiert werden kann. So erfährt Luke auch erst im zweiten Teil von Star Wars, dass der böse Darth Vader, den er bekämpft, in Wirklichkeit sein Vater ist. Und auch Ödipus wird erst als junger Mann mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Eltern nicht die richtigen Eltern sind. In beiden Fällen wirkt diese Erkenntnis wie ein Schock, der die Jugend der Helden ein für alle Mal beendet.

Lukes Charakter ist nicht so eindeutig gezeichnet wie bei Harry Potter oder Rose aus Titanic. Im Gegenteil, er ist noch »ungeformt, ungeprüft, unschuldig und ohne größere Welterfahrung«, wie Mary Henderson[8] beschreibt. Trotz seiner Naivität spürt Luke einen großen Drang hinaus in die Welt. Da ihn jedoch sein Onkel Owen ausbremst (»Er soll nicht so werden wie sein Vater«), erleben wir Luke als frustrierten Charakter, der im Grunde festsitzt und nicht weiß, wie er sich aus der Situation befreien soll.

Die fabelhafte Welt der Amélie

Amélie ist schon als kleines Mädchen ein einsames Wesen. Ihr Vater, ein pedantischer Arzt, nimmt sie kaum in den Arm und interpretiert das Herzpochen, das seine Tochter empfindet, wenn er sie einmal im Monat medizinisch untersucht, irrtümlich als Herzfehler. Die Folge: Amélie darf nicht zur Schule gehen. Ihre neurotische Mutter, eine Lehrerin, unterrichtet sie zu Hause. Kontakte zu anderen Kindern werden unterbunden.

Als schließlich ihre Mutter unter tragischen Umständen stirbt, zieht sich ihr Vater vom Leben zurück und wird wunderlich. Er widmet sich fortan der Pflege eines Miniatur-Mausoleums, das er mit einem Gartenzwerg verziert, der im weiteren Laufe der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen wird.

Amélie selbst verbringt ihre restliche Kindheit in einer Fantasiewelt. Zwar verlässt sie als erwachsene Frau Ihr Zuhause, aber im Grunde lebt sie noch immer mit dem Kopf in den Wolken. Sie kellnert in einem Café in Montmartre, in dem das pralle Leben tobt: von der hypochondrischen Georgette über den gescheiterten Schriftsteller Hipolito bis hin zu dem eifersüchtigen Joseph, der mit Argus-Augen jeden Schritt seiner Exfreundin Gina überwacht – in diesem Panoptikum geht es alles andere als langweilig zu.

Und obwohl sie, wie jemand später im Film bemerken wird, an zentraler Stelle sitzt, hat sie keinen echten Kontakt mit den Beteiligten. In ihrem Herzen ist sie immer noch einsam. Weder hat sie einen Freund noch einen Liebhaber.

Sehnen Sie sich wie Amélie nach einer großen Liebe, die Sie erfüllt und glücklich macht?

Neben dieser so offensichtlichen Schwäche, unter der unsere Heldin leidet, und die notwendig ist, damit überhaupt eine Geschichte erzählt werden kann, verfügt Amélie über sehr liebenswerte Stärken: Sie kann wie kaum jemand anders den Augenblick genießen. Sie ist offen und empfindsam für die kleinen großartigen Momente des Lebens: zum Beispiel, wenn sie ihre Hand in einen vollen Getreidesack taucht, die Kruste ihrer Crème Brûlé mit einem Teelöffel aufschlägt oder Steinchen über die Oberfläche eines Teiches springen lässt.

Soweit die Parade unserer Helden und Heldinnen, deren Spuren wir auf unserer Reise zum Wesentlichen folgen werden.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt aber dennoch …

Und im echten Leben?

Gestatten Sie mir bitte eine kurze Zusammenfassung: Mythen, Filme und Romane bedienen sich oft einer entfernten, fremden, manchmal auch märchenhaften Welt, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln und unsere Fantasie anzuregen. Dies ist aber nur die leckere Bonbonhülle, in deren Innern eine sehr bodenständige Botschaft darauf wartet, gehört und verstanden zu werden.

Auch wenn Sie nicht in einer »weit entfernten Galaxis vor langer Zeit« wohnen oder als angehender Zauberlehrling in einer Besenkammer hausen: Rose, Harry, Amélie und Luke stehen für Probleme, die wir alle kennen.

Vielleicht …

_sind wir wie Harry, Luke oder Rose frustriert und fühlen uns festgefahren, weil die äußeren Umstände nicht mehr unseren inneren Wünschen und Sehnsüchten entsprechen;