Hektor Haarkötter
Computer Assisted Reporting (CAR): Wie der Computer dem Journalismus hilft
Europa Verlag AG Zürich
Dieser Artikel ist dem ersten Band »Recherche im Netz« der Reihe »Journalismusatelier« entnommen, die wichtige Themen aus dem journalistischen Alltag fundiert und praxisnah erörtert. Zu Wort kommen dabei sowohl bekannte Journalisten als auch Medienexperten, Juristen und Journalismusforscher. Die Reihe richtet sich an alle Medienschaffenden - Journalisten, Studierende, Mitarbeiter der Prese und Öffentlichkeitsarbeit - sowie an alle, denen die Rolle und Entwicklung der Medien in unserer Gesellschaft nicht gleichgültig sind.
Die Reihe »Journalismusatelier« wird herausgegeben von Marlis Prinzing und Vinzenz Wyss.
Gefördert von der Gottlieb und Hans Vogt Stiftung.
© 2014 Europa Verlag AG Zürich
Umschlaggestaltung und Satz: Christine Paxmann text • konzept • grafik
E-Book-Konvertierung: pagina GmbH
E-Book-ISBN 978-3-906272-14-6
ISBN 978-3-906272-14-6
Übersetzt von dem Verfasser.
HEKTOR HAARKÖTTER
Der Computer regiert heute als wichtigstes Arbeitsgerät die journalistische Produktion auf allen Ebenen. Ob Recherche, Auswertung von Informationen und Daten, ob »Storytelling« oder »Publishing«: alles total digital. »Computer Assisted Reporting« ist nicht einfach eine neue Teildisziplin des Journalismus, sondern schlichtweg unverzichtbar im heutigen Journalismus. Haben im Layout, in der Druckstufe oder beim Fernsehen die digitalen Arbeitstechniken die hergebrachten analogen ersetzt, so sind mit dem Datenjournalismus oder der Multimediareportage gänzlich neue Arbeits- und Darstellungsformen entstanden.
Einen Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Computers im journalistischen Alltag gewinnen.
Den Prozess der Datenrecherche und Datenverarbeitung erfassen.
Verstehen, wie sich mit »Computer Assisted Reporting« Geschichten auf neuartige Weise erzählen lassen.
Der deutsche Fernsehjournalist Wolf von Lojewski traut dem Computer nicht mehr über den Weg. Der ehemalige ARD-Auslandskorrespondent und Moderator des ZDF Heute Journals sieht durch die Entwicklung der Kommunikationstechnik und der Social Media sogar den Journalistenberuf bedroht. Heute müssten Journalisten ständig twittern oder über Handy und Internet erreichbar sein, sodass es theoretisch sein könne, »dass der Journalist irgendwann keine Zeit mehr hat, seinen Platz am Computer zu verlassen«, bedauerte der Moderator (Lojewski 2012).
Nicht für alle Journalistinnen ist von Lojewskis Vision eine negative Utopie. Progressive Onlinejournalisten, Kommunikationsnerds und Multimediarebellinnen fühlen sich nirgends wohler als hinter ihren »Flatscreens«. Aber auch für Journalisten, die nach wie vor für klassische journalistische Publikationen arbeiten, sind nicht mehr Reporterblock und Kugelschreiber die wichtigsten Arbeitsmittel. Dabei steht der Computer heute gerade bei der Internetrecherche im Mittelpunkt. Er ist aber auch in anderer Hinsicht das mit Abstand wichtigste Arbeitsgerät im Journalismus geworden, und zwar auf allen Ebenen der journalistischen Produktion. Von der Themenfindung über die Recherche und das »Fact Checking«, das Schreiben und Prüfen des Texts oder die Herstellung eines Bewegtbildbeitrags, über Layout und Design, Druckvorstufe und Druck bis hin zur Publikation oder zur Ausgabe auf einem (digitalen) Endgerät geht ohne Computer heute nichts mehr. Dieser Umstand hat das Berufsbild und das Anforderungsprofil von Journalisten massiv verändert.
Die Entwicklung begann bereits mit den technischen Umbrüchen Anfang der 1970er-Jahre, als Zeitungen vom Bleisatz zum Fotosatz übergingen; damit einhergehend wurden aus den Redaktionsschreibtischen Bildschirmarbeitsplätze. Die Nachrichtenagenturen AP und dpa führten bereits 1973 elektronische Redaktionssysteme ein (Wilke 2004, 87Die ZeitungDer Spiegel197719851993