Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Dir Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Puplikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte biblografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2016 Friedrich Müntjes

Herstellung und Verlag:

BoD-Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9 783743 147379

Inhalt

  • Florida
  • Georgia
  • South Carolina
  • North Carolina
  • Virginia
  • Washington D.C.
  • Maryland
  • Delaware
  • New Jersey
  • New York City
  • Connecticut
  • Rhode Island
  • Massachusetts
  • New Hampshire
  • Maine

Prolog

Plötzlich war er da, der letzte Tag in der Firma. 34 Jahre der gleiche Weg, der gleiche Trott. Eigentlich konnte ich das so nicht sagen, mein Job hat mir immer Spaß gemacht. Als Eventmanager in einer großen Europäischen Bank war ich zuletzt verantwortlich für den nationalen und internationalen Auftritt auf Messen. Ich bin viel rumgekommen in der Welt. Habe sehr viel gesehen, aber doch immer mit dienstlichen Augen. Nicht dass ich sagen möchte, dass hier nicht auch private Augenblicke möglich waren. Aber ich hatte nie die Ruhe richtig abzuschalten.

Nun nach 34 Jahren Bank und 16 Jahren anderer Tätigkeiten, wurde ich zum 30. November 2014 im wahrsten Sinne des Wortes „abgeschaltet“. Dienstausweis abgeben, E-Mail Account gelöscht und tschüss.... Irgendwann kam der Tag, den viele als „Alltag“ bezeichnen. Was ist das eigentlich. Bisher hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Zum Beispiel wo das Essen herkommt. Meine Frau meinte, ich könnte ja jetzt das Kochen übernehmen... ich hatte 34 Jahre First Class Kantinenessen. Ein Wort, was mir besonders weh tat, war „Du hast ja jetzt Zeit“. Obwohl es stimmte, tat es sehr weh. Warum eigentlich? So genau kann ich die Frage gar nicht beantworten. Aber ich glaube, das Nicht-mehr-gebraucht-werden nagte schon sehr. Weg mit diesem Gedanken. Ich habe immer nach dem Motto gelebt „Kein Nachteil ohne Vorteil“. Also mach was daraus «Friedrich» sagte ich zu mir selbst, nachdem sich so langsam der Pantoffel Alltag eingeschlichen hatte. Was sind Deine Leidenschaften? Fotografieren und Fahrradfahren. Also verbinde beides und mach was daraus war mein Gedanke. Ich hatte schon seit einigen Jahren diese Leidenschaft mit meiner Frau Carola geteilt und wir haben tolle Radtouren durch Deutschland, Italien und durch die Schweiz unternommen. Ich wollte aber immer schon mal was „Großes“ vollbringen und mehr als nur drei Wochen radeln. Nun hatte ich plötzlich alle Zeit der Welt. So kam mir eine alte Idee in den Sinn „New York – San Francisco“. Das geht aber nur im Sommer und meine Rentner Pantoffeln und die Jogginghosen wurden mir langsam zu eng. Es musste etwas Zeitnahes her. Was schon im Februar/März möglich ist. Also ab in den Süden. So kam es zu der Idee Miami – Boston. Das dürfte in den 90 Tagen der Aufenthaltsgenehmigung zu schaffen sein. Meine Frau Carola war nicht sehr begeistert, wollte mich aber ein Stück begleiten. Sie ist jünger als ich und hat diese Rentnerzeit noch nicht. Es folgten viele Diskussionen, ob es denn 3 Monate sein müssen. Ich hatte 50 Jahre im privaten und beruflichen Bereich Kompromisse gemacht, Kinder mit groß gezogen. Nun nahm ich mir die „Freiheit“ zu mir zu kommen. In den USA lief es dann so gut, das ich schon viel zu früh mein Ziel in Boston erreichte. Eine «Zugabe» führte mich dann bis in den nördlichsten Bundesstaat Maine. Auf den nachfolgenden Seiten habe ich meine Eindrücke als Ansporn für alle jung gebliebenen niedergeschrieben.

Viel Spaß beim Lesen.

Friedrich Müntjes

Pfaffenhofen im Dezember 2016

Florida

Miami Beach - Fort Lauderdale (50 km)

13. März

Pünktlich gegen 10 Uhr konnte ich mit Janas Hilfe meine erste Etappe zu dieser Tour nach Boston starten. Das Wetter war bewölkt und windig bei ca. 27 Grad. Vom Ocean Drive in Miami Beach ging es entlang der Küste auf der A1A nach North Miami Beach und weiter nach Hollywood. Hier erwischte mich ein typischer Florida-Schauer. Aber Gott sei Dank auf dem Boulevard mit einigen Einkehrmöglichkeiten. Es gab Döner mit Cola und ein nettes Gespräch mit Steve, einem 70 jährigen „Zugvogel“ aus Chicago, der mir von seinen griechischen Wurzeln und seiner schönen Zeit als Soldat in Heidelberg erzählte. Die „Fräuleins“ und das Deutsche Bier war noch tief in seiner Erinnerung. Mit dem Ende des Döners folgte auch das Ende des Schauers.

Am Lauderdaler Airport ging es vorbei und über den Stanahan River wieder an die Küstenstrasse mit den vielen bekannten Hotels. Insgesamt war die Strecke trotz unangenehmem Wind und Autoverkehr gut zu schaffen. Die Amerikaner fahren sehr rücksichtsvoll. Ich war niemals so angespannt wie zum Beispiel in Italien. Nach dem Einchecken im Hotel und einem erfrischenden Bad versuchte ich die Altstadt von Fort Lauderdale zu finden. Ein paar alte Häuser am Fluss und ein paar Pubs zeugen von der jungen Geschichte von Fort Lauderdale.

Fort Lauderdale - Palm Beach (76 Km)

14. März

Wer abends nicht feiert, kann morgens früh raus, so dachte ich. So trat es auch ein. Um 6.00 Uhr wachte ich nach 8 Stunden Schlaf erholt auf. Es hatte die ganze Nacht gestürmt und durch die Hotelritzen gepfiffen. Das tat meinem guten Schlaf aber keinen Abbruch. Ich genoss die Zeit bis zum Sonnenaufgang bei einem kleinem Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels. Danach bat ich an der Rezeption um Hilfe beim Transport meiner Satteltaschen. Juan, dem jungen Mann aus Kolumbien, erzählte ich beim Transport von meinem Vorhaben. Er und seine Kollegen staunten nicht schlecht, als ich mein Bike verlangte. Sie dachten an Motor Cycling. „You Kidding Me“ war sein erstaunter Ausruf.

Um 8.30 saß ich auf meinem beladenen Rad in Richtung Norden der A1A. Schön mit eigener Bikespur fast die ganze Zeit bis nach Palm Beach. Wenn mal die Bike Spur nicht möglich war, erschien sofort ein gelbes Zeichen „Share the Road“. Und daran halten sich alle. Ich fühlte mich nie falsch auf der Strasse.

Die Strecke am Atlantic entlang ist sehr schön, das Wetter spielte auch mit und so kam ich gut voran. Leider wurden die Villen immer größer und die Einkaufsmöglichkeiten gingen auf null hinunter. Da sah ich plötzlich zwei Frauen mit Einkaufstüten. Mein Zuckerhaushalt war am Boden. Ich fragte nach dem Weg zum „Paradies“. Nur ein paar Meilen nach Delary Beach war die Antwort. Ich fand den Spot und beinahe den Tod. Das ist ein wenig übertrieben. Auf dem Parkplatz des Supermarktes fuhr eine Frau aus New York rückwärts raus und mir voll ins Vorderrad. Ich konnte mich gerade noch auf dem Rad halten.

Seitdem hat das Vorderrad einen kleinen, aber merkbaren Schlag. Gott sei Dank konnte ich mich nach dem Schreck mit Bananen, Nüssen, Wasser und frischem Orangensaft wieder ins Leben zurück rufen. Die Gespräche vor dem Supermarkt waren echt lustig. Da fragte mich doch tatsächlich ein älter Herr, ob ich eine Aircondition in meinem Kamera Arm habe. Eine Frau fand die Art und Weise meines Bananentransportes großartig.

Nach dieser Stärkung ging es weiter auf die A1A mit kurzem Stopp in Boynton Beach nach Palm Beach. Hier war es dann Zeit nach rund 70 Kilometer sich um ein Nachtquartier zu kümmern. Bei der Polizei war keiner, den ich fragen konnte. So zückte ich mein iPad um in Booking Com zu suchen. Das Zucken setzte sich fort bei der Preisübersicht bis zu 1000 €. Gott sei dank gab es auch noch was um 80 $, leider 5 km zurück nach Süden an der A1. Die Parkview Motor Lodge, einem Motel mit Autoparkplatz vor der Tür. Der Portier wies mich ausdrücklich darauf hin, dass ich mein Fahrrad nicht mit ins Zimmer nehmen darf. Ob ich mich daran halte?

Palm Beach - Port Salerno (76 km)

15. März

Ich habe mich natürlich nicht daran gehalten und mein Rad mit ins Zimmer genommen. Das war ganz praktisch, da ich es gleich vom Bett aus neu beladen konnte. Heute war ich besonders früh dran, um 8 Uhr war die A1 noch sehr leer und die Luft super frisch. Über Riviera Beach ging es am Wasser lang über die Brücke nach Palm Beach Shores. Dann auf die A1A nach Juno Beach.

Über Jupiter Island auf sehr gepflegten Straßen entlang von hunderten Villen und Palästen nach Norden. Auf den Strassen war niemand zu sehen. Alle Häuser hatten extra Einfahrten für die Lieferungen. Ich fragte mich nur, wer mir helfen würde bei einer Panne oder wenn mir das Wasser zur Neige ging. Soviel Reichtum auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen. Ich stellte mir nur die Frage, was alle diese Leute wohl hinter den „Palastmauern“ machen. Schnell runter von dieser „Einöde“ ohne Einkehrmöglichkeiten, dachte ich nur.

Bei der Entscheidung über Jupiter Island zu fahren, fuhr ich leider an meinem eigentlichen Ziel dem Jonathan-Dickson-State Park vorbei. Erst Oberhalb vom Park in Hobe Sound kam ich wieder von der Insel der Reichen runter und im normalen Leben an. Nun wurde es auch langsam Zeit ein Nachtquartier zu suchen. Endlose Kilometer auf der A1 führten nicht zum Erfolg.

Es gab Einkaufszentren alle 5 Meilen, aber weder ein Motel noch ein Hotel. Frag dein Garmin, dachte ich mir. Und dieser spukte mir dann das Pirates Cove Resort & Marina am Port Salerno aus. Es gab noch ein Zimmer, mit dem Hinweis, mein Rad dort aus Sicherheitsgründen einzuschliessen. Mit einem erfrischendem Bad, sowie Fish and Chips an der Piratenbar, ging der Tag erfolgreich zu Ende.

Port Salerno - Vero Beach (68 km)

16. März

Die Nacht war angenehm und ruhig. Frühstück gab es außer einer Tasse Kaffee und einem Joghurt nicht. Warum auch, der Morgen war sonnig und die Luft noch frisch. So konnte ich bereits um 8.00 Uhr, nach einem kleinem Stück auf der A1A verkehrsberuhigt dem St Lucie Blv folgen. Immer entlang durch schöne Wohngebiete am St. Lucie River.

Bei Seewalls Point kam ich wieder auf die A1A, um über dir riesige Brücke zum Hutchions Island zu fahren. Anfangs ist die Insel noch stark bebaut. Je weiter man nach Norden fährt, desto einsamer ist sie. Kilometerlange Sandstrände laden die wenigen Besucher ein. Alle auch die öffentlichen Strände, sind sehr gepflegt.

Die A1A geht kerzengerade nach Norden. Für einen Radfahrer etwas ermüdend. Kurz vor Fort Pierce erreichte mich die Zivilisation wieder. Auf der stundenlangen Fahrt über die Insel sollte man sich mit genügend Wasser und Proviant eindecken. Unterwegs müsste man trotz Wasser links und rechts verdursten.

Die Insel war zu Ende und zur nächsten Insel war es nur ein Katzensprung. Aber leider weder Brücke noch Fähre. Da hieß es zurück aufs Festland. Ich entschloss mich auch dort zu bleiben. Weil doch auch auf dem Nord Hutchions Island mehrere Naturparks lockten, aber sicher keine Übernachtungsmöglichkeit weit und breit.

So quälte ich mich auf dem Highway A1 Richtung Norden. Immer auf der Suche nach einem Motel oder Campingplatz. Ich fand einige, aber leider immer in Richtung Süden. Bei einem Frischemarkt stärkte ich mich mit Bananen und Orangensaft. Die Verkäuferin wusste keinen Rat: „Ich wohne ja hier,“ war die Antwort auf meine Frage. Gott sei Dank gab es eine Bank, mein iPad und Booking.com. Hier wurde ich im Quality Inn Vero Beach fündig

Vero Beach - Satelitte Beach (76 km)

17. März

Uniformen können Menschen verändern. Eigentlich wollte ich ja nach vier anstrengenden Tagen einen Ruhetag einlegen. Aber Vero Beach hatte keinen besonderen Eindruck auf mich gemacht. So entschloss ich mich weiter zu fahren, um mich im Sebastian Inlet State Park nach einer Möglichkeit mein Zelt aufzuschlagen umzusehen.

Im Office wurde ich vom Ranger in seiner Uniform nur verwirrt auf meine Frage angeschaut. Do you have any reservation? Fragte er mich eindringlich. Diese Frage konnte ich nur noch verneinen. Auf meine Anmerkung, dass ich ja nur ein kleines Zelt habe was unter jedes der vorhandenen Wohnmobile passte, erntete ich nur ein müdes Kopfschütteln.

Dann fahre ich eben weiter bis nach Cap Canaveral, war meine patzige Antwort. Hier hatte ich in der Früh einen Kontakt über Warmshowers. org zu einem retired Space Shuttle engineer. Leider war er erkrankt, wie seine Frau mir am Telefon mitteilte, und daher gab es hier keine Möglichkeit zur Übernachtung.

Ansonsten verlief die heutige Etappe recht gut. Allerdings regten mich irgendwann mal die Autos und besonders die Easy Riders auf. Was machen die bloß mit der Freiheit, wenn es keinen Sprit mehr gibt? Als Radfahrer ist es nur wichtig genügend Wasser zu haben. Was nicht ganz einfach ist an der A1A, da alle Supermärkte in Automeilen entfernt sind. Einteilung und rechtzeitig „tanken“ ist hier sehr wichtig. Ein schöner kleiner Ort ist Melbourne „The Harbor City“. Diese Stadt wurde nach dem Bürgerkrieg 1867 vor allem von ehemaligen Sklaven unter dem Namen Crane Creek gegründet.