Die beiden Hansestädte Bremen und Hamburg haben eine lange und wechselvolle Geschichte mit einer entsprechend vielfältigen Münzprägung. Entsprechend groß ist das numismatische Interesse.
Grundlage für die geschichtlichen Darstellungen ist zum großen Teil die Wikipedia. Die Quellen der Abbildungen sind jeweils angegeben. Zum großen Teil stammen diese aus der Datenbank www.acsearch.info, mit dem Einverständnis der Rechteinhaber selbstverständlich. Gleiches gilt für die Abbildungen, die der Numismatischen Datenbank Wien entnommen wurden. Die Verwendung der Bilder ist wie immer ein Kompromiss aus der notwendigen Größe, um auch Details erkennen zu können, und wirtschaftlichen Erwägungen, die die Verwendung von hochauflösenden Grafiken verbieten.
Die Preise der abgebildeten Münzen ergeben sich i. d. R. aus dem Auktionsergebnis oder im Fall nicht verkaufter Münzen aus dem Schätzwert. Bei allen Preisangaben handelt es sich nur um grobe Werte, die für eine Einstufung als wertvoll oder nicht wertvoll ausreichend sind. Deshalb wurden auch nur die Minimal- und Maximalwerte in Abhängigkeit von der jeweiligen Qualität angegeben. Der Maximalpreis wird dabei meist nur zu erzielen sein, wenn es sich um tadellose bzw. prägefrische Exemplar handelt.
Alle Preisangaben sind selbstverständlich ohne Gewähr.
Auf die Zusammenstellung der Ergebnisse aus Auktionen und Listen von Volker Weege, Deutsche Münzen 800-2001, Wien 2001: Money Trend Verlag, sowie auf Volker Weege / Udo Lindner, Deutsche Lande 1500 bis 1806 – Bewertungskatalog, Wien 2011: Money Trend Verlag, wird verwiesen.
Ich danke den nachfolgend genannten Münzhandlungen bzw. Auktionshäusern für ihre Erlaubnis zur Verwendung des Materials. Ohne sie wäre dieser Katalog nicht möglich gewesen. Bei der jeweils voran gestellten Nummer handelt es sich um die Bildquellennummer aus der Numismatischen Datenbank Wien.
Nicht genannt in der nachfolgenden Tabelle sind die folgenden Unternehmen, denen ich ebenfalls danke:
Leu Numismatik AG, Winterthur (Schweiz)
NAC = Numismatica Ars Classica AG, Zürich (Schweiz)
Sincona = Swiss International Coin Auction AG, Zürich (Schweiz)
Solidus Numismatk, München
Varesi = Varesi Numismatica, Pavia (Italien)
Konstanz, im September 2020
Dr. Manfred Miller
13 | Emporium | Emporium Münzhandelsgesellschaft mbH | Hamburg |
17 | Gorny & | Giessener Münzhandlung | |
neu | Mosch | Gorny& Mosch GmbH | Maximiliansplatz 20, 80333 München 11400 W. Olympic BLVD. Suite 800, Los |
17 | Goldberg | Ira & Larry Goldberg Auctioneers Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. | Angeles CA 90064, USA Nobbenburger Straße 4a, D-49076 Osnabrück |
29 | Künker | KG1 | |
32 | Lanz | Numismatik Lanz München | Maximiliansplatz 10, D-80333 München |
33 | Leu | Leu Numismatik AG Münzen & Medaillen GmbH |
Stadthausstrasse 145, 8400 Winterthur |
34 | M & M | Joachim Stollhoff Münzenhandlung Harald Möller |
Hauptstraße 175a, 79576 Weil am Rhein |
35 | Möller | GmbH Dr. Busso Peus Nachf. Christoph | Heideweg 2 - 34314 Espenau Bornwiesenweg 34, D-60322 Frankfurt/Main |
43 | Peus | Raab | Immermannstrasse 19, D-40210 Düsseldorf |
45 | Ritter | Münzhandlung Ritter GmbH | |
50 | Olding | Manfred Olding, Münzhandlung | Goldbreede 14, D-49078 Osnabrück |
66 | Weege | Wiener Münzbörse | |
69 | Diller | Johannes Diller Münzenhandlung Teutoburger Münzauktion GmbH | Ohlstadter Straße 21, D-81373 München |
74 | Wolframm | Volker Wolframm Auktionen Münzhandlung Sonntag |
Brinkstraße 9, D-33829 Bergholzhausen Charlottenstraße 4 D-70182, Stuttgart, |
77 | Sonntag | Deutschland | |
112 | Brom | Münzhandlung Brom Münzenhandel Freiherr von Fürstenberg |
Rohrdamm 24a, 13629 Berlin |
122 | Fürstenberg | Pater Münzen und Medaillen |
|
150 | Pater | GmbH | Schleifmühlenweg 4, D-59755 Arnsberg |
208 | ArtCoins | ArtCoins Roma s.r.l. | Rom |
220 | CNG | Classical Numismatic Group, Inc | 20 Bloomsbury St., London WC1B 3QA |
225 | Tkalec | A. Tkalec AG | Zürich |
1 Schließt Fa. Lübke & Wiedemann, Stuttgart, ein. Die Verwendung der Bilder hat Lübke & Wiedemann ebenfalls genehmigt.
Im 8. Jahrhundert entstand die Hammaburg. In dieser ließ Karl der Große 810, nachdem seine Franken mit Unterstützung der slawischen Abodriten das Gebiet von den Sachsen erobert hatten, zwischen den Flüssen Bille und Alster eine Taufkirche errichten. Hauptaufgabe von Priester Heridag, dem die Kirche unterstellt war, war die Christianisierung des heidnischen Nordens, der Schleswig-Holstein, Dänemark und Skandinavien umfasste. Die Hammaburg bot 40 bis 50 Menschen Zuflucht, hatte eine Größe von etwa 130 m x 130 m, die Wälle waren 5 bis 6 m hoch und 15 m breit. Sie diente als Schutz vor feindlichen Stämmen der Sachsen und Slawen. Der Name „Hammaburg“ wurde das erste Mal 832 namentlich dokumentiert. Die genaue Herkunft des Namens ist nicht zweifelsfrei geklärt. Eine Version führt den Namen darauf zurück, dass die Burg auf den Ruinen des sächsischen Dorfes Hamm erbaut worden sei. Neuste Forschungsergebnisse lassen hingegen auch den Schluss zu, dass der Name sich aus dem altdeutschen „Hamme“ ableite. Hamme stehe für einen geschützten von unwegsamem Gelände (Moor) umgebenen Geesthang. Im Falle der ersten Hamburger Siedlung sei dieser Geesthang durch natürliche Gegebenheiten so gut geschützt gewesen, dass die Bewohner ihn als „Hammaburg“ bezeichnet hätten. Eine tatsächliche Burg hätte somit zunächst gar nicht existiert.
831 begründete Ludwig der Fromme in der Hammaburg ein Bistum, das 832 durch Papst Gregor IV. zu einem Erzbistum erhoben wurde. Die Stiftungsurkunde wurde am 15. Mai 834 vom fränkischen Kaiser Ludwig dem Frommen verliehen. Im Jahr 834 wurden in Hamburg die ersten Münzen geprägt. Erster Bischof wurde der Benediktinermönch Ansgar von Bremen, der als Mutterkirche für die Mission eine Marienkirche errichten ließ, die noch ein schlichter Holzbau war und doch der Uranfang der großen Hamburger Kathedrale (Dom) werden sollte. Dazu kamen noch Schule und Kloster – strittig ist, ob es sogar schon eine Bibliothek zur Sammlung handschriftlicher Bücher gab. Zur Deckung der nicht unerheblichen Ausgaben standen ihm die Einkünfte der Abtei Turholt in Flandern zur Verfügung, die jedoch nach der Reichsteilung von Verdun 843 an den westfränkischen König Karl den Kahlen abgetreten werden musste. Diese Reichsteilung, die ein Zeichen für die schwindende Macht der Karolinger war, hatte zur Folge, dass dänische Wikinger und Normannen 845 die deutschen Siedlungen an der Elbmündung zerstörten und auch vor Hamburg nicht haltmachten, die religiösen Bauten in Flammen aufgehen ließen sowie die Hammaburg selbst dem Erdboden gleichmachten.
Ansgar floh nach Ramelsloh (ca. 30 km südlich der Hammaburg gelegen). Nach dem Tode Bischof Leuderichs von Bremen wurde auf einer Synode 848 beschlossen, Bremen das vorher an Verden abgetretene Nordelbien mit dem Erzsitz in Hamburg zurückzugeben. Das Erzbistum Hamburg-Bremen entstand. Dadurch wurde aber Bremen aus dem Metropolitanverband Köln herausgelöst. Das führte 850 zum Protest des neugewählten Erzbischofs Gunthar von Köln, der aber die praktische Regelung unter Aufrechterhaltung seiner Ansprüche duldete. Das führte zunächst zu einem Stillstand. Als aber Gunthar wegen seiner Ehescheidung Lothars II. exkommuniziert wurde, stellte Papst Nikolaus I. am 31. Mai 864 die Gründungsbulle für das Erzbistum Hamburg-Bremen aus. An den König schrieb er jedoch, dass der Bremer Bischof und dessen Nachfolger in Bremen Macht und Ehre eines Erzbischofs über die Dänen und Schweden haben sollten.
Bereits 915 wurde die Siedlung beim ersten dokumentierten Überfall der slawischen Abodriten in Schutt und Asche gelegt. In den folgenden Jahren stellte Erzbischof Adaldag das Erzbistum wieder her, ließ eine neue Burg errichten, die von Handwerkern und kleinen Händlern bewohnte Siedlung ausbauen, verlieh Hamburg das Marktrecht und legte somit den Grundstein für den späteren Status Hamburgs als Handelsstadt. Ihm waren diverse Bistümer unterstellt: Schleswig, Ripen, Aarhus und Oldenburg. Ab 964 verbrachte Papst Benedikt V. in Hamburg seinen Lebensabend in der Verbannung, nachdem er aus Rom vertrieben worden war. Nach seinem Tod 966 wurden seine Gebeine im Mariendom begraben, bis sie 999 nach Rom überführt wurden. Ebenfalls 966 übertrug der römisch-deutsche Kaiser und sächsische Herzog Otto I. seinem Stellvertreter und Sachsenfürst Hermann Billung die weltliche Herrschaft. Trotzdem konnte Adaldag unabhängig wirken, auch weil er an der Kaiserkrönung Otto I. teilnahm (962). Nach der Niederlage Ottos II. in Kalabrien und der damit einhergehenden militärischen Schwächung erfolgten ein allgemeiner Aufstand der Wenden und Angriffe der Dänen. Der Abodritenfürst Mistui machte Hamburg im Jahre 983 dem Erdboden gleich.
Billunger Zeit
Der Wiederaufbau der Altstadt dauerte bis in die Anfänge des 11. Jahrhunderts. Erzbischof Bezelin Alebrand ließ 1037 den Bau der Marienkirche, des Klosters und des erzbischöflichen Palastes aus Quadersteinen beginnen – die ersten Steingebäude in der Region überhaupt. Die Stadt wurde durch eine Ringmauer mit zwölf Verteidigungstürmen befestigt. An der Südseite des Doms wurde ein festes Schloss errichtet, die Wiedenburg (= Weidenburg), daraufhin errichtete 1024 bis 1025 der Billunger Bernhard II. die so genannte Wasserburg, auch Neue Burg genannt, im Bereich der heutigen Nikolai-Ruine/Hopfenmarkt. Der Marktplatz, das Zentrum des damaligen Lebens, befand sich gegenüber der heutigen Petri-Kirche. In der Amtszeit des Erzbischofs Adalbert, der nicht nur ein Freund Heinrichs III., sondern auch Erzieher und Berater seines Sohnes Heinrich IV. war und einem Gerücht zufolge die Papstwürde ablehnte, blühte Hamburg zwischen 1043 und 1072 auf. Um 1060 wurde Hamburg in die erzbischöflich regierte Altstadt und die herzogliche Neustadt geteilt, da die Stadt ein enormes Wachstum verbuchte. Hamburg wurde erneut zentraler Ausgangspunkt für die Missionierung der skandinavischen Länder und erste Handelsbeziehungen gen Norden und Osten wurden aufgebaut, die bis nach Island, Grönland und Finnland reichten. Ein Ausbau der Befestigungsanlagen wurde geplant, doch Erzbischof Adalbert (ein Glasmosaikbild befand sich auf dem Kaiser-Karls-Brunnen) wurde auf dem Reichstag zu Tribur 1065 gestürzt. Durch die Machtkämpfe um die Nachfolge sahen die Obodriten unter ihrem Fürsten Kruto eine Chance und fielen in Nordalbingien ein. 1066 und 1072 wurde Hamburg erneut von den Obodriten überfallen, weshalb die Erzbischöfe Hamburg verließen und fortan in Bremen residierten; Hamburg verlor seine kirchliche Vormachtstellung im Norden.
Schauenburger Zeit
1106 starb das Geschlecht der Billunger aus und Adolf I. von Schauenburg wurde 1110 vom sächsischen Herzog Lothar als Nachfolger des von den Abodriten erschlagenen Gottfried zum Grafen der Grafschaften Stormarn und Holstengau, dadurch auch des herzoglichen Teils von Hamburg, bestellt. Er ließ Elbmarschen und -inseln eindeichen, trockenlegen und besiedeln. 1124 wurde unter Adolf I. die Alster zum ersten Mal für eine Kornmühle am Großen Burstah aufgestaut. Sein Sohn und Nachfolger Adolf II. setzte in Hamburg selbst kaum Akzente, ermöglichte aber eine Zeit des ruhigen Wachsens, obwohl er um die Grafschaften mit dem Kaiser im Konflikt stand und nebenbei noch Lübeck gründete. Unter Adolf III. (Amtszeit 1164–1203) entstand im Bereich der Neuen Burg die Neustadt für Kaufleute, die unter gräflichem Einfluss stand. Beauftragter des Grafen für die Organisation dieser neuen Stadt war Wirad von Boizenburg.
1189 soll Kaiser Friedrich I. Barbarossa der Stadt den Freibrief überreicht haben, angeblich zum Dank für Hamburgs Unterstützung beim Kreuzzug im Heiligen Land. Der Freibrief enthielt für Hamburg vier wichtige Punkte: Hamburg brauchte bis zur Nordsee keine Zölle mehr zu zahlen, die Heerpflicht wurde aufgehoben, Hamburger Bürger waren nur zum Schutze Hamburgs verpflichtet, im Umkreis von 15 Kilometern durfte um Hamburg herum keine weitere Burg errichtet werden, und den Hamburgern wurde erlaubt, Vieh zu halten, Fische zu fangen und Bäume zu roden. In Ermangelung einer authentischen Urkunde wurde um 1265 der noch vorhandene und vermutlich auch inhaltlich verfälschte Barbarossa-Freibrief ausgefertigt. Eine andere Lesart ist, dass der Freibrief von Anfang an eine bewusste Fälschung Hamburger Kaufleute war. 1190 wählten die bischöfliche Altstadt und die gräfliche Neustadt einen aristokratischen Rat, begünstigt durch die Abwesenheit Adolfs III., der sich an dem Dritten Kreuzzug beteiligte. Diese Freiheit resultierte in dem Bau zweier Rathäuser (1200). Im 13. Jahrhundert wurde Hamburg von Kriegen gezeichnet. 1201 überfiel Herzog Waldemar II. Hamburg, besetzte Stadt und Region und nahm Adolf III. gefangen. Friedrich II. König von Staufen trat 1214 die Ländereien nördlich der Elbe an das Königreich Dänemark ab, um sich ein Bündnis gegen die Welfen zu sichern. Hamburg wurde von einem dänischen Statthalter verwaltet. Die fremden Besatzer ließen beide Teile der Stadt näher zusammenwachsen. Hamburg einte sich unter einem Rathaus, Rat und Gericht.
Am 22. Juli 1227 besiegte eine norddeutsche Fürstenkoalition mit Beteiligung Hamburger Bürger die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved vernichtend. Die Stadt unterwarf sich Adolf IV. von Schauenburg, der ab 1228 Herr der gesamten Stadt war. Er stiftete bereits vor seiner Herrschaft über die Stadt (1227) Hamburgs erstes Kloster, das St.-Maria-Magdalenen-Franziskanerkloster (an der Stelle der heutigen Börse, wurde 1837 abgerissen). Adolf IV. überließ Hamburg nahezu sich selbst und seiner positiven Entwicklung. Durch die Privilegien des Freibriefes konnten sich Handel und Gewerbe (vor allem die Bierbrauerei) frei entwickeln. Kaufmannsgilden und auswärtige Handelshäuser wurden errichtet. 1239 zog sich Adolf IV. in das von ihm gestiftete Kloster zurück und erhielt später in Rom die Priesterweihe (1244).
Ab 1240 wurde eine neue Befestigungslinie angelegt, die bereits um 1250 den größten Teil der Hamburger Altstadt umgab und deren Grundrisse und Namen noch heute das Stadtbild prägen (Lange Mühren, Kurze Mühren, Steintor, Millerntor, Alstertor). In dieser Phase des Aufbaus entstanden auch etliche Klöster und Spitäler.
1270 trat das von Jordan von Boizenburg verfasste „Ordeelbook“ (Urteilbuch) mit seinen Bestimmungen für das Zivil-, Straf- und Prozessrecht in Kraft. Der in ihm verwendete Begriff „freie Stadt“ war zu jener Zeit zumindest ungewöhnlich.
Am 5. August 1284 wurde Hamburg von einem verheerenden Brand heimgesucht, der die damalige Bevölkerung (ca. 5.000) hart traf.
1286 überließ der Herzog von Sachsen-Lauenburg der Stadt Hamburg die Hälfte der Insel „O“ vor der Nordwestspitze Hadelns. Dort errichteten die Hamburger 1299 einen Wehrturm, das „Neue Werk“, nach der die Insel in Neuwerk umbenannt wurde. Der 1367 auf Neuwerk errichtete Turm war wichtig, um die Mündung der Niederelbe gegen Hamburger Feinde zu sichern. Um 1388 wurde von Neuwerk aus auch die benachbarte Burg Ritzebüttel erobert und von Hamburg darauf dauerhaft besetzt gehalten. 1394 richtet Hamburg das Amt Ritzebüttel ein und verlegt den Sitz des Hauptmanns von Neuwerk nach Ritzebüttel.
Ab 1292 hatte der Rat Hamburgs gesetzgebende Gewalt.
1350 erreichte der „Schwarze Tod“, die große europäische Pandemie der Pest, Hamburg und forderte 6.000 Todesopfer.
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts bestand in Hamburg eine hölzerne Rolandsstatue, die aber bereits 1389 zerstört wurde, als man sie in die Elbe versenkte.
Hamburgs Weg in die Hanse
Im 12. und 13. Jahrhundert vernetzte und verstärkte sich der Handel in Norddeutschland und neu gegründete Hafenstädte an der Ostseeküste florierten (vgl. Lübeck, Rostock, Wismar, Stralsund). Kaufleute aus diesen Städten sowie aus Hamburg und Lüneburg vertraten zunehmend häufig gemeinsam ihre Interessen außerhalb Norddeutschlands (z. B. im Stalhof in London, in Brügge oder im Bryggen in Bergen), die Hanse entstand. Stationen Hamburgs auf dem Weg in die Hanse waren die Übernahme des lübischen Rechtes 1188, ein Vertrag über die Sicherung des Landweges zwischen Lübeck und Hamburg 1241, die Erlangung von Handelsprivilegien in Flandern 1252, England 1266, Schweden 1261, Norwegen 1283 und Frankreich 1294 sowie eine gemeinsame Währung mit Lübeck ab 1255. Niederdeutsch löste Latein als Hamburger Amtssprache ab, ein Grund- und ein Schuldbuch wurden eingeführt und manche Kaufleute begannen eine eigene Buchführung („Handlungsbuch“). Im Laufe der Zeit kam es auch in Hamburg zur Identifikation von Kaufmannsinteresse und Ratspolitik und die Hanse insgesamt wandelte sich vom Kaufmanns- zum Städtebund.
Blütezeit und Kampf gegen Piraterie
Mit dem Erstarken des Seehandels ging ein Aufschwung der Piraterie einher. Hamburg litt zunächst (ab 1265) besonders unter den Dithmarschern, die regelmäßig Schiffe auf der Elbe aufbrachten und plünderten. Erst ein Vertrag des holsteinischen Grafen mit den Dithmarschern entschärfte 1323 die Situation. Ab 1390 sind Übergriffe ehemaliger Vitalienbrüder auf Hamburger Schiffe in der Nordsee belegt. Nach empfindlichen Verlusten durch Kaperungen rüsteten Hamburg und Lübeck im Jahre 1400 Kriegsschiffe gegen die Likedeeler und brachten 1401 zuerst die Flotte von Klaus Störtebeker, später auch die von Gödeke Michels auf. Nach der Hinrichtung wurden die Köpfe der Piraten auf Pfähle genagelt und zur Schau gestellt. Erst 1525 wurde mit Claus Kniphoff der letzte Nordsee-Pirat gefasst.
Die Hansezeit brachte Hamburg bis dahin nie gekannten Wohlstand. Er wurde unter anderem dazu verwendet, für Hamburg wichtige Besitztümer von Personen und Institutionen aus dem Umland zu erwerben, so die Alster in drei Transaktionen 1306, 1309 und 1310, 23 an der Alster gelegene Dörfer und fünf an der Elbe. Außerdem wurden alle bedeutenden sakralen und weltlichen Bauten (neu) errichtet, ausgebaut oder vollendet. Darunter der Mariendom (bis 1329) und die Kirchen St. Petri (1342–1418), St. Katharinen (bis 1450), St. Jacobi (bis ca. 1400) und St.-Nikolai (ab 1335). Zusätzlich wurden ein neues Rathaus und eine Stadtbefestigung aus Ziegeln errichtet. Bürgerliche, repräsentative Wohnbauten entstanden. Elbinseln wurden erworben und/oder eingedeicht.
15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert begann der Aufstieg der Territorialfürsten. Sie bedrohten zunehmend die Privilegien der Hansestädte. In Deutschland schrumpfte zusätzlich das Seehandelsvolumen, während der Landhandel zunahm, und so fehlten der Hanse mehr und mehr die finanziellen Mittel für eine eigenständige Politik. Hinzu kam, dass Niederländer und Engländer erfolgreich am aufkommenden Überseehandel partizipierten. Der Niedergang der Hanse hatte eingesetzt. Zu Beginn des Jahrhunderts setzte der Handel mit Island ein. 1423 wurde die erste Schiffsfahrt erwähnt. Diese Seefahrer waren zunächst Mitglieder der Englandfahrergesellschaft und fuhren auch später noch, als sie zu separaten Gesellschaften geworden waren, neben Island die Shetlands und die Färöer an.
Nach politischen Unruhen in Lübeck führte Hamburg 1410–1416 die Hanse an. Der Rat in Hamburg erließ 1410 jedem Kirchspiel einen Rezess, in dem die Rechte der Bürger verbrieft sind. Diese erste Hamburger Verfassung war jedoch nur sieben Jahre in Kraft. 1420 eroberten Hamburger und Lübecker Truppen die Burg Bergedorf zur Sicherung des Landweges zwischen den beiden Städten und stellten das Dorf nach dem Vertrag von Perleberg unter „beiderstädtische Verwaltung“. Der Holk begann die Kogge als meistgenutzte Bauform für Handelsschiffe abzulösen. 1450 ließ der Rat erstmals das Fahrwasser der Elbe durch Tonnen markieren. Mit dem Tod des letzten Schauenburger Grafen 1459 begann für Hamburg eine lange Zeit, in der die gewonnenen Privilegien regelmäßig gegen die benachbarten Territorialfürsten verteidigt werden mussten. Innere politische Unruhen erlebte die Stadt 1458 und 1483, die aber durch Zugeständnisse des Rates im zweiten bzw. dritten Rezess beigelegt wurden. 1479 wurde aus einem Nachlass die erste öffentliche Bibliothek Deutschlands in Hamburg angelegt. 14 Jahre später betätigen sich die ersten Hamburger im Buchdruck. Nach der Überlieferung wurde die Bibliothek kaum benutzt, und die Buchdrucker mussten auf Druck der Geistlichen ihr Gewerbe in Hamburg wieder aufgeben. 1500 wurde Hamburg im Zuge der Reichsreform Teil des Niedersächsischen Reichskreises.
Reformation und ihre Folgen
Nachdem zunächst verschiedene Strömungen der Reformation eine Einigung verhindert hatten, bat Bürgermeister Johann Wetken († 1538) Luther 1528 um die Entsendung von Bugenhagen, unter dessen Leitung eine Kirchenverfassung entstand. 1529 wurde Hamburg evangelisch. Mit dem Hamburger Religions-Revers gegen den Pietismus versuchte das lutherische Geistliche Ministerium 1690 zum letzten Mal, die konfessionelle Geschlossenheit der Stadt durchzusetzen.
1567 und 1611 kamen die Merchant Adventurers mit vielseitigen Handelsprivilegien nach Hamburg. Nach harten Verfolgungen im Zuge der Gegenreformation in den spanischen Niederlanden trafen 1567 die ersten niederländischen Emigranten in Hamburg und Altona ein. Um 1600 kamen sephardische Juden nach Hamburg. Sie waren zunächst aus Spanien, später aus Portugal vertrieben worden.
Es gab eine Brüderschaft der Schonenfahrer und 1500 bildete sich die St. Anna-Brüderschaft der Islandfahrer am Dominikaner-Kloster St. Johannis.
Diese starke portugiesische Präsenz oder die 'natio lusitana', wie sie in den Urkunden der Zeit genannt wurde, war mit etwa 600 Seelen die größte Ausländergemeinde von Hamburg, das damals 30.000 Einwohner zählte. Mit zwei Prozent der Gesamtbevölkerung waren die Portugiesen des 17. Jahrhunderts sogar anteilmäßig stärker vertreten als die etwa 7.000 Portugiesen, die heute in Hamburg leben.
Heute erinnern die 'Hamburger Portugaleser', Ehrenmedaillen für verdiente Hanseaten, an diese geflüchteten portugiesischen Juden. Die großen Goldstücke faszinierten die Hamburger damals sehr, so dass die Kämmerei der Stadt bald ähnlich große goldene Gedenkmünzen prägen ließ.
17. Jahrhundert
Zwischen 1600 und 1700 setzte sich die Erstarkung der Territorialmächte gegenüber den freien Städten weiter fort; die Hanse wurde bedeutungslos und Hamburg musste sich außenpolitisch über Jahrzehnte immer wieder zwischen den neuen Großmächten aus Skandinavien und dem deutschen Reich positionieren.
Durch profitablen Handel mit den aufstrebenden Kolonialmächten Spanien und Portugal ist die Stadt in der Lage, sich mit Zahlungen von Zugriffsversuchen der Nachbarn im Norden regelmäßig freizukaufen (1632, 1679 erhebliche Zahlungen an Schweden, 1694 an Dänemark), eine Anerkennung des Status als freie Stadt des Deutschen Reiches durch den nördlichen Nachbarn wurde aber nicht erreicht.
Anders als die meisten deutschen Städte erlebte Hamburg während des Dreißigjährigen Krieges weder Verheerungen noch einen dauerhaften wirtschaftlichen Niedergang. Hamburg profitierte im Gegenteil von der Einwanderung von Niederländern einerseits sowie von der modernen dänischen Regentschaft im nahegelegenen Altona andererseits. Die ungeliebte Siedlung im Westen vor den Toren Hamburgs wuchs in der beginnenden Aufklärung extrem und gab Hamburg damit neue wirtschaftliche Impulse. In Hamburg selbst wurde eine umsichtige und offene Politik erforderlich, um die Abwanderung von Betrieben beispielsweise in den Bezirk Freiheit (ab 1611) von Altona zu verhindern. In Elbmarschen und Vierlanden entwickelte sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine blühende Landwirtschaft.
Politik
Anfang des Jahrhunderts stellte der 11. Rezess 1603 das Vertrauen zwischen den Hamburger Bürgern und der Obrigkeit wieder her. Sechs Jahre später war eine Delegation der Hansestädte Hamburg, Lübeck und Danzig für 19 Monate in Madrid, wo erfolgreich ein Handelsvertrag vereinbart wurde. Von 1616 bis 1625 ließ der Rat Hamburg durch niederländische Baumeister mit massiven Wallanlagen versehen, die die Stadt vor den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges bewahrten. Im Dezember 1641 wurde in den sogenannten Hamburger Präliminarien die Bedingungen für einen Friedenskongress unter Beteiligung aller kriegführenden Mächte in Münster und Osnabrück festgelegt. Einige Zeit waren auch Hamburg und Lübeck als Kongressorte im Gespräch.
Christian IV. von Dänemark betrieb ab 1616 Gründung und Ausbau von Glückstadt als Konkurrenz zu Hamburg. 1618 fiel das Urteil des Reichskammergerichts in dem seit Langem anhängigen Rechtsstreit um den Status Hamburgs als Freie Reichsstadt, in dem das Gericht den Status Hamburgs als „Freie Stadt“ des Deutschen Reiches bestätigte. Dieser Spruch wurde von Dänemark, das Hamburg weiterhin als Teil Holsteins ansah, nicht anerkannt. Die später vom Herzogtum Holstein gegen das Urteil eingelegte Revision wurde vom Reichskammergericht nicht zugelassen. Der Herzog von Celle und der Kurfürst von Brandenburg versuchten 1661 Harburg als Konkurrenz zu Hamburg zu etablieren. Acht Jahre später wurde in Lübeck der letzte Hansetag abgehalten. Vertreten waren neben Hamburg und Lübeck: Bremen, Danzig, Rostock, Braunschweig, Hildesheim, Osnabrück und Köln.
Gegen Ende des Jahrhunderts nahm der Unmut der Bürgerschaft über das Gebaren des Rates zu. Hauptvorwürfe waren Vetternwirtschaft und schleichende Beschneidung der Bürgerrechte. 1684 wurde Bürgermeister Heinrich Meurer (1643–1690) verhaftet, weil er sich für den suspendierten Ratsherrn Krull beim Kaiser eingesetzt hatte. Meurer floh nach Lüneburg-Celle und die Sprecher der Bürgerschaft Cord Jastram (1634–1686) und Hieronymus Snitger (1648–1686) regierten von da ab zwei Jahre de facto die Stadt. Als sie den dänischen König Christian V. um Beistand gegen die cellische Bedrohung ersuchten, verlangte dieser die sofortige Erbhuldigung, 400.000 Reichstaler Kontribution, die Übergabe der Stadtschlüssel und Duldung einer 2.000 Mann starken dänischen Besatzung. Dadurch schlug die Stimmung in der Stadt über Nacht zugunsten eines Bündnisses mit Lüneburg-Celle um, und mit deren Hilfe wurde der Angriff der Dänen am 26. August 1686 abgewehrt. Jastram und Snitger wurden angeklagt und wegen vorgeblichen Hochverrats hingerichtet. Meurer kehrte am 10. November auf den Bürgermeistersessel zurück. Die innenpolitische Krise wurde aber erst 13 Jahre später durch einen Rezess endgültig beigelegt. Seitdem war der Rat von der Bürgerschaft abhängig.
1619 wurde die Hamburger Bank als reine Girobank für Kaufleute gegründet. Es konnten Einlagen in Silber und ähnlichen Werten gemacht werden, um untereinander bargeldlose Geschäfte tätigen zu können. Als Rechnungseinheit wurde die Mark Banco geschaffen. Damit reagierten Rat und Bürgerschaft auf die Bargeldentwertung im Zuge der Kriegswirtschaft.
Auf Empfehlung der Kaufmannschaft wurde 1623 das Admiralitäts-Kollegium zur Verfolgung von Piraten gegründet. Im Laufe der Zeit wuchsen dem Kollegium darüber hinaus die Aufsicht über den Hafen und das Lotsenwesen sowie richterliche Befugnisse in Schifffahrts- und Versicherungsangelegenheiten zu. Auch die Hamburger Konsuln im Ausland wurden durch das Kollegium ernannt. 1639 wurde der Lotsenzwang auf der Elbe eingeführt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entwickelten sich Hamburg und das benachbarte Altona zum Zentrum des deutschen Walfangs. 1665 wurde die Commerzdeputation (ab 1867 Handelskammer) als Interessenvertretung der Seekaufleute gegründet. 1668 wird der Friedrich-Wilhelm-Kanal in Brandenburg eröffnet, er ermöglicht den Schiffsverkehr bis nach Schlesien und spielt eine wichtige Rolle für den Fernhandel.
Soziales
Auf Initiative von niederländischen Einwanderern wurde 1604 am Rödingsmarkt das erste Waisenhaus der Stadt gegründet und 1620 am Alstertor das erste Werk- und Zuchthaus. Ab 1611 herrschen im Bezirk „Freiheit“ im benachbarten Altona Religions- und Gewerbefreiheit, Handwerker konnten sich hier niederlassen ohne Rücksicht auf Zünfte, so auch 1626 die Reepschläger von St. Pauli. Mit Herausgabe der ersten regelmäßigen Zeitung ab 1618 setzte die Entwicklung Hamburgs zur Medienstadt ein.
Um diese Zeit hatte die Stadt etwa 40.000 Einwohner und gehörte mit Köln, Nürnberg, Augsburg und Wien zu den größten Städten Deutschlands. Auf den seit 1625 von den neuen Wallanlagen umschlossenen Wiesen entstand im 17. Jahrhundert das Kirchspiel St. Michaelis. Erst 1685 wurden die Michaeliten den Angehörigen der vier älteren Kirchspiele gleichgestellt. Aus dieser Zeit stammt der Kirchspiel-Vers: „St. Petri de Rieken – Nikolai desglieken, Kathrinen de Sturen – Jacobi de Buren, Michaeli de Armen – dat mag woll Gott erbarmen“ (St. Petri den Reichen, Nikolai desgleichen, Kathrinen den Vornehmen, Jakobi den Bauern, Michaeli den Armen).
Das Akademische Gymnasium (1613 gegründet) nahm 1615 die ersten Schüler auf. Von 1628 bis 1657 lehrte Joachim Jungius hier. Im Jahre 1665 wurde der Jungfernstieg zur Flaniermeile umgebaut. Acht Jahre später wurde die erste öffentliche Straßenbeleuchtung mit 400 Tranlampen eingeführt. Am 30. November 1676 wurde die weltweit erste Feuerversicherung, die Hamburger Feuerkasse als Versicherung gegen Brandschäden vom Rat und von der Bürgerschaft der Stadt gegründet. Sie besteht noch heute. Zwei Jahre später eröffnete die erste Bürgeroper Deutschlands am Gänsemarkt. Gegen 1678 war Admiral Karpfanger auf der Höhe seines Ruhmes. 1693 vollendete Arp Schnitger seine Orgel von St. Jakobi.
18. Jahrhundert
Im sogenannten „Hauptrezess“ einigten sich Rat und Bürgerschaft im Jahr 1712 auf eine grundlegende Verfassungsreform. 1716 wurde ein hamburgisch-französischer Handelsvertrag abgeschlossen. 1725 wurde die Hamburger Courantbank gegründet. 1731 erschien erstmals der Hamburgische Correspondent, eine weit über Deutschland hinaus beachtete Zeitung. Ab 1736 gab die Kommerzdeputation den wöchentlich erscheinenden Preiscourant der Wahren in Partheyen heraus, einen Warenpreiszettel, der die Kurse der an der Börse gehandelten Waren verzeichnete.
1737 wurde die erste deutsche Freimaurerloge „Loge d’Hambourg“ (später: Absalom zu den drei Nesseln) gegründet. 1740 erfolgte der Stapellauf des letzten Hamburger Konvoischiffs, der „Wapen von Hamburg“. 1749 gründete sich die erste Navigationsschule Hamburgs durch den Mathematik- und Zeichenlehrer Gerlof Hiddinga. 1750 wurde die Michaeliskirche durch einen Blitzschlag zerstört. Am 28. Februar 1751 wurde ein Friedensvertrag zwischen Hamburg und dem Bey von Algier unterzeichnet, der allerdings schon ein Jahr später – auf den Druck Spaniens hin – wieder aufgehoben wurde. 1762 fand die feierliche Einweihung des Neubaus der Michaeliskirche statt. Der Wiederaufbau erfolgte nach Plänen des Architekten Ernst Georg Sonnin.
Im Jahr 1765 fand die Gründungsversammlung der Hamburgischen Gesellschaft zur Förderung der Künste und nützlichen Gewerbe (Patriotische Gesellschaft) statt. Zu den ersten Mitgliedern gehören der Architekt Ernst Georg Sonnin, der spätere Leiter der Handelsakademie Johann Georg Büsch sowie der Arzt und Autor Johann Albert Heinrich Reimarus. 1768 gründete sich die Handelsakademie; ihre Leitung übernahm ab 1771 Johann Georg Büsch. Ebenfalls 1768 wurde der Gottorper Vertrag geschlossen, in dem Dänemark gegen eine Geldzahlung bzw. einen Schuldenerlass die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs und Unabhängigkeit vom Herzogtum Holstein anerkannte. Außerdem fielen durch den Vertrag mehrere vormals dänische Elbinseln (u. a. Finkenwerder, Veddel, Peute) an Hamburg. 1769 wurde Hamburg eine nun auch durch Dänemark anerkannte freie Reichsstadt (was bereits 1618 durch das Reichskammergericht bestätigt worden war). Im gleichen Jahr wurde ein Handelsvertrag zwischen Hamburg und Frankreich abgeschlossen.
1770 erfolgte die Einteilung der steuerpflichtigen Bürger Hamburgs im sogenannten „Reglement wegen des Kopf-Geldes“. 1771 übernahm der Dichter Matthias Claudius die Herausgabe des Wandsbecker Bothen. 1785 wurde der Hamburger Toleranz-Edikt verabschiedet, in dem die Rechte religiöser Minderheiten gestärkt werden. 1785 erwarb der Kaufmann Caspar Voght ein Landgut in Klein-Flottbek, das er später zu einem Mustergut nach englischem Vorbild ausbaut. Am 23. Juli 1786 unternahm Jean-Pierre Blanchard seine zweite Ballonfahrt in Deutschland über den Dächern von Hamburg. 1787 zählte Hamburg erstmals über 100.000 Einwohner. 1788 reformierte Caspar Voght das Hamburger Armenwesen durch die Gründung einer Allgemeinen Armenanstalt.
Der erfolgreiche Kaufmann und Bewunderer der französischen Revolution Georg Heinrich Sieveking initiierte 1790 ein „Freiheitsfest“ zum Jahrestag des Sturms auf die Bastille. Im darauf folgenden Jahr kam es mit dem Streik der Hamburger Handwerkergesellen zum ersten großen (aber letztlich erfolglosen) Aufstand von Anhängern der Revolution in Deutschland.
Französische Revolution bis Reichsgründung
Die Zeit von der französischen Revolution bis zur Reichsgründung führte Hamburg erst langsam, dann immer schneller vom Mittelalter in Richtung Moderne. Der ständisch geprägte, absolut souveräne und neutrale Stadtstaat von 1800 machte bis 1871 einem boomenden Bundesstaat mit Gewaltenteilung, Religionsfreiheit und neuer Verfassung Platz. Wie in keinem Jahrhundert zuvor strömten Menschen vom Lande in die Stadt, um nach den napoleonischen Kriegen am neu aufkeimenden Wohlstand durch die Industrialisierung und den Wirtschaftsliberalismus teilzuhaben. Reich wurden jedoch nur wenige, die meisten lebten unter elenden Bedingungen. Hamburg war schon 1806 mit 130.000 Einwohnern eine Großstadt gewesen, 1860 war die Bevölkerung jedoch bereits auf 300.000 angewachsen. Die öffentliche Infrastruktur, die – meist auf Privatinitiative – schon seit der französischen Revolution entstanden war, wurde weiter ausgebaut; zahlreiche Hilfsvereine wurden gegründet. Neue politische Strömungen wie die Arbeiterbewegung entstanden auch in Hamburg und sowohl die Demokratiebewegung als auch der Nationalismus erstarkten. In der boomenden Stadt kam es auf den Straßen häufiger zu Streiks oder stundenweise auch zu Aufruhr, während Rat und Bürgerschaft miteinander um die Modernisierung des Staates rangen. Die Hamburger Außenpolitik musste die zunehmende politische Dominanz von Otto von Bismarck zur Kenntnis nehmen, der erfolgreich die deutsche Einheit unter Führung Preußens vorantrieb. Hamburg wurde erst Verbündeter Preußens, dann Mitglied im Deutschen Bund, Bundesstaat im Norddeutschen Bund und schließlich Bundesstaat im Deutschen Reich. Auf dem Weg vom Mittelalter in die Moderne war Hamburg „mitten in Deutschland“ angekommen. Doch auch 1871 gab es noch Aufgaben genug: weder waren die politischen Strömungen durch ein gleiches, freies und geheimes Wahlrecht versöhnt, noch ließ sich ein Ende der massiven Zuwanderung und der damit verbundenen sozialen Probleme absehen.
Politik
Zum Beweis seiner Neutralität in den Koalitionskriegen ließ der Hamburger Rat 1804 die Befestigungsanlagen von Hamburg einreißen. Wegen der strategischen Bedeutung der Stadt für die Durchsetzung der Kontinentalsperre ließ Napoleon die Stadt im vierten Koalitionskrieg besetzen. Am 19. November 1806 marschierten französische Truppen in Hamburg ein und hielten die Stadt bis 1814 besetzt (siehe Hamburger Franzosenzeit). Als Hauptstadt des neu geschaffenen Departements der Elbmündungen war Hamburg (franz. Hambourg) Teil des französischen Kaiserreichs. Auf Befehl Ludwigs XVIII. übergab Marschall Davout – fast zwei Monate nach Napoleons Abdankung – am 29. Mai 1814 die Stadt, da seine Streitkräfte durch Krankheiten und Mangel dezimiert waren. Davout verließ mit 25.000 Soldaten und 5.000 Pferden die Stadt. Russische Truppen wurden von der Bevölkerung als Befreier gefeiert. Der Wiener Kongress garantierte 1815 die Souveränität Hamburgs. Hamburg trat dem Deutschen Bund bei und nannte sich seit Ende 1819 Freye und Hansestadt.
Die Besatzungszeit löste einen tiefen Franzosenhass bei vielen Hamburgern aus. In der Zeit der Neuordnung nach dem Abzug der Franzosen traten daher nur wenige wie Abendroth dafür ein, einige Modernisierungen der Verwaltung wie Gewaltenteilung und Trennung von Kirche und Staat beizubehalten. Rat und erbgesessene Bürgerschaft setzten die Verfassung von 1712 wieder in Kraft, einzelne Reformen wurden schrittweise durchgeführt (etwa die religiöse Gleichstellung aller Bürger 1819). 1820 begann die Entfestigung der Stadt und zog sich bis 1880 hin (siehe auch Hamburger Wallanlagen).
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts politisierte sich auch in Hamburg die Bevölkerung. Zahllose Vereine mit demokratischen – bisweilen sozialistischen – Tendenzen wurden gegründet. Zwar wurde nach den Unruhen vom März 1848 (siehe Märzrevolution), die es auch in Hamburg gegeben hatte, ein Vorschlag für eine reformierte Verfassung erarbeitet, die jedoch erst nach jahrelangem politischem Tauziehen 1860 in Kraft trat. Demnach wurden künftig über 40 Prozent der Bürgerschaft direkt vom (männlichen, steuerzahlenden) Bürger gewählt, der Rat hieß nun auch offiziell Senat. Außerdem gewährte die neue Verfassung (sogen. Neuner Verfassung) Gewaltenteilung, Trennung von Staat und Kirche, Pressefreiheit, Vereins- und Versammlungsrecht.
Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 blieben die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck zunächst gemeinsam neutral (Die Sympathien der Hamburger Bürger wurden eher auf Seiten der Österreicher vermutet, weil Österreich im Gegensatz zu Preußen Hamburg in der Wirtschaftskrise von 1857 großzügig Finanzhilfe gewährt hatte). Preußen legte Bündnisangebote vor und signalisierte gleichzeitig seinen Willen zur Besetzung der Städte, sollten sie sich eindeutig auf die Seite Österreichs schlagen. Schließlich stimmten alle drei Städte dem Bund mit Preußen zu.