Karolin Park
Hi, Society!
Roman
Ausgewählt von Claudia Senghaas
Hi, Society! ist ein fiktionales Werk.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie tatsächlichen Ereignissen ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig. Auch wenn reale Schauplätze, Lokale, Geschäfte und Ähnliches erwähnt werden, so geschieht dies doch in einem rein fiktionalen Kontext.
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Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung: Julia Franze
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © DouDou – Fotolia.com
ISBN 978-3-8392-4004-5
Für Martin & Claire
NIQA Personenversicherung AG
Untere Donaustrasse 21
A-1029 Wien
Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
A-1010 WIEN
Wien, am 3.6.2009
Sehr geehrte Frau Weitzman,
ich heiße Sie herzlich als neues Mitglied im UNIQA Vital Club willkommen. Anbei erhalten Sie Ihre Notfallkarte und Ihre persönliche Vital-Karte, welche Sie gratis zu den folgenden exklusiven Gesundheitsservices im Rahmen Ihres »VitalPlanPlusVersicherungspakets« befähigt:
Erstellung eines FitnessProfils mit PersonalTrainer
Erweiterte medizinische Vorsorgeleistungen
Wellnessurlaub – Gratisaufenthalt: Sie können aus 180 VitalPlan Hotels wählen.
Des Weiteren freue ich mich mitzuteilen, dass Ihre im Urlaub&Entspannen Versicherungspaket enthaltene Reiseversicherung selbstverständlich auch Schutz bei Verlust von Designerheels wie Manolo Blahnik, Christian Louboutin, Prada, Stuart Weitzman und alle die noch von Ihnen genannten Marken bietet. Ich möchte Sie allerdings darauf hinweisen, dass diese nur im Zuge eines vollkommenen Verlustes der Koffer zur Anwendung kommt und nicht, wie Sie meinen, auch in dem Falle, dass in einem unbeaufsichtigten Moment ganz zufällig ein Paar aus dem Koffer verloren ginge.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern jederzeit zur Verfügung.
Viele Grüße & bleiben Sie gesund!
Martin Schmidt
Ihr Gesundheit&Wertvoll Berater
Finanzamt Wien I/23
Team 8/Gruppe 4b
Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
1010 Wien
Wien, am 17.6.2009
Betreff: Sonstige Vorsorgeaufwendungen lt. § 10 Abs. 4 EStG: Private Krankenversicherung
Sehr geehrte Frau Weitzman,
private Krankenversicherungen sind nach §10 Abs. 4 EStG als sonstige Vorsorgeaufwendungen abzugsfähig, darunter fällt auch das von Ihnen am 1.6.2009 abgeschlossene Versicherungspaket:
VitalPlanPlus für mehr Fitness
Sonderklasse Select Plus
Gesundheit&Wertvoll im Ausland
Ihre ebenfalls am 1.6.2009 abgeschlossene Reiseversicherung »Urlaub&Entspannen« fällt nicht unter diese Regelung, auch wenn Sie darauf hinweisen, dass Sie »aus rein beruflichen Gründen nach Los Angeles reisen müssen« und Sie »schwören, dass Sie weder eine Celebrity Bus Tour zu den Hollywood Homes, noch einen kurzen Abstecher an den Malibu Beach machen werden und ein etwaiger Lunch im Chateau Marmont nicht mehr als ein stinklangweiliges Arbeitsessen ist.«
Um die Bearbeitung Ihres Antrags abzuschließen, bitte ich Sie, mir alsbald eine Zahlungsbestätigung zukommen zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Maria Molart
UNIQA Personenversicherung AG
Untere Donaustrasse 21
A-1029 Wien
Dr. Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
1010 Wien
Wien, am 30.6.2009
Betreff: Kostenübernahme für rehabilitative Trainingsgeräte gemäß § 43 Abs. 5 SVGG
Sehr geehrte Frau Weitzman,
Ihrem Antrag von 1.6.2009 auf Kostenerstattung zur orthopädischen Rehabilitation kann bedauerlicherweise nicht stattgegeben werden. Auch unter Berücksichtigung der von Ihnen beigefügten wissenschaftlichen Fachartikel können kalbslederne Prada-Pumps keinesfalls als rehabilitative Trainingsgeräte bei Kniegelenksbeschwerden anerkannt werden.
Ihre Aufwendungen im Rahmen physiotherapeutischer Selbstbehandlung können ebenfalls nicht berücksichtigt werden. Anbei erhalten Sie daher die Rechnung für das Buch »How to walk in High Heels« zurück.
Das beigelegte Formblatt »Leistungskatalog zur orthopädischen Rehabilitation« mit einer von der Krankenkasse anerkannten Auflistung aller darunter fallenden Posten sollte künftigen Fehlschlüssen entgegenwirken.
Am besten gleich kostenlos downloaden: Die UNIQA App mit Leistungs- und Medikamentenkompass!
Für weitere Anfragen stehe ich jederzeit gern zur Verfügung!
Herzliche Grüße & bleiben Sie gesund!
Martin Schmidt
Ihr Gesundheit&Wertvoll Berater
Abteilung für Kostenerstattung
Beilagen:
1 Fachartikel: Therapeutische Wirkung von High Heels bei Kniegelenkserkrankungen
1 Fachartikel: Stärkung der Beinmuskulatur durch den gezielten Einsatz von Pumps
2 Rechnungen
KAPITEL 1
E
rlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, wie es so weit kommen konnte. Ich meine, ich bin in Paris, trage Chanel und sollte der allerglücklichste Mensch auf der Welt sein, aber stattdessen schrumpft mein Selbstvertrauen proportional zum Anstieg meines Minderwertigkeitsgefühls und die Liste der Dinge, die ich schleunigst an mir ändern muss, wird immer länger, während ich mich durch eine erschreckend makellose Menge an Modejournalistinnen wurstle, vorbei an einer Traube in schwarzen Anzügen steckender Amerikaner, vermutlich die Inhaber der großen Departement Stores, und direkt in eine atemberaubende Duftwolke eintauche, welche von den gelifteten Bouclé-Kundinnen des Modehauses zu mir herüberweht.
Seit ich das in einem Meer von weißen Kamelienblüten versinkende Grand Palais betreten habe, weiß ich mit Sicherheit, dass zweifelsfrei gar nichts an mir passt. Meine Lippen sind viel zu schmal, meine Beine viel zu kurz und meine Haare sehen aus, als würde ich für eines dieser Vorher-Fotos der Life&Style in der Rubrik ›Star für einen Tag‹ posieren. So viel zu der Wirksamkeit dieses sündhaft teuren Superseidenglanz-Shampoos. Vor lauter Baucheinziehen ist mir schon total schlecht und wenn ich nicht bald meinen Platz entdecke, finden sich meine High Heels genau da wieder, wo meine High Hopes schon vor Stunden gelandet sind, nämlich am französischen Boden der traurigen Tatsachen. Genau da, wo auch meine andere Liste liegt, die mit all den Dingen, die ich nicht wusste. Ich meine, seit wann trägt man eigentlich wieder den Nude Look, Riemchensandalen mit bunten Socken und was, bitte, ist auszusetzen an betonten Augen? Also ich habe es geahnt, aber nun muss ich es am eigenen Leib erfahren: Traue niemals Marie Claire.
Von wegen Smokey Eyes sind heiß.
Und dafür habe ich auch noch bezahlt, dass ich jetzt aussehe, als hätte ich ein handfestes Drogenproblem, während all die superschlanken Modelwesen, die um mich herum schweben, in ihren zauberhaft pastelligen Seidenchiffonhängerchen mit gesundem Pfirsichteint erstrahlen und mir abwertend-mitleidige Blicke zuschicken. Der einzige Grund, warum ich nicht schon längst kehrtgemacht habe, ist die niederschmetternde Aussicht, den ganzen Weg bis zum Ausgang in meinen höllischen High Heels zurücklegen zu müssen, obwohl ich mir sicher bin, dass mir wohl jeden Moment jemand eine Visitenkarte der nächsten Entzugsklinik zusteckt. Wenn ich könnte, würde ich mich ja auf der Stelle unsichtbar machen wie die bezaubernde Jeannie– oder noch besser im Boden versinken. Ich bin ja so was von down to date und fehl am Platz.
Apropos Platz.
Wo ist er denn, mein Platz?
Ich schiebe mich schon die längste Zeit durch das einschüchternd aufgeregte Durcheinander an klingelnden Mobiltelefonen, blitzenden Kameras, superschicken Promis, PR- und Presseleuten, und mein Sitzplatz bleibt ebenso verschwunden wie mein Selbstbewusstsein. Das hat man davon, wenn man die beste Freundin um einen Gefallen bittet. Ist ja wieder typisch Sophie. Hauptsache ihr schwuler Model-Agent Pierre sitzt bereits gemütlich-legal auf seinem kunstvoll verzierten venezianischen Eisenstuhl, während ich gestresst-illegal als hochstapelnder Fashion Editor der australischen Vogue stumme Stoßgebete gegen Himmel richte, dass Miss High-Fashion-Magazin nicht im letzten Moment ihre Pläne ändert und ihrem Secret Lover Clemence, mit dem sie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt à la Coco Chanel in den luxuriösen Laken des Ritz vergnügen soll, nicht doch die Show vorzieht und sich damit mein Sitzplatz in der Front Row in Luft auflöst.
Und dabei habe ich all meinen Charme und die wenigen Reste meines Schulfranzösisch-Wortschatzes eingesetzt, damit wir diesen Anprobetermin morgen überhaupt bekommen haben, und ich hoffe inständig, dass Sophie dieses Mal ihr Schimpfwörter-Vokabular samt ihrer selbstgezeichneten Schuhentwürfe zu Hause lässt. Denn bald gehen mir in puncto Schuhdesigner die Adressen und in puncto Sophie ehrlich gesagt die Nerven aus. Dabei sind es nur noch zwei Monate bis zur Trauung. Monsieur Masaro ist sozusagen unsere letzte Möglichkeit. Seit Jahrzehnten stammt jeder Entwurf an der Opera Garnier aus seiner Feder und spätestens seit ihn die großen Pariser Haute-Couture-Häuser exklusiv mit ihren Kollektionen betrauen, denen er das kunstvolle Schuhwerk hinzufügt, werden die Wartelisten für Stilettos aus seiner Hand immer länger und die Preise immer unerschwinglicher, was allerdings in Sophies konkretem Fall weniger problematisch ist. Schließlich ist sie als Platz drei der internationalen Model-Top-Ten selbst nicht eben unvermögend und wenn man ihrem zukünftigen Italo-Gatten auch so manches vorwerfen kann, Geldmangel fällt bestimmt nicht darunter (und im Zweifel sparen wir eben bei der Torte ein – bei all den Model- und Celebrity-Gästen wird an Schokoladentorte mit karamellisierter Vanillecreme mit ziemlicher Sicherheit ohnehin niemand interessiert sein außer mir.)
Aber jetzt heißt es erst mal Daumen drücken. Wir haben alle heute Nacht kein Auge zugemacht, weil nämlich Sophies Seiden-Chiffon-Tüll-Traum, in welchem sie die Show hier in wenigen Minuten unter den Augen der Weltpresse eröffnen soll, in den letzten 13 Stunden ebenso oft geändert wurde und sich damit für uns alle zum absoluten Albtraum entwickelt hat – außer natürlich Pierre, der nach seinem Schlummer-Pastis in der Hotelbar zehn Stunden Schönheitsschlaf genossen hat, während ich mich mit Sophies stressbedingter Übelkeit und den homöopathischen Ratschlägen meiner hilfsbereit-besorgten Mum am anderen Ende der Leitung herumschlagen musste. Noch ein Grund, weshalb ich die Idee von Smokey Eyes so überzeugend fand, bei den Ringen unter meinen Augen. Bloß gut, dass Erik mich so nicht sieht. Der vermutet schon hinter meinen alltäglichen Tränensäcken immer gleich ein schwerwiegendes Nierenversagen, wenn er mich morgens vor dem Auftragen meines Highlighters erwischt, also bin ich ehrlich gesagt erleichtert, dass er vollauf mit diesem superwichtigen neuen Deal beschäftigt ist. Eine Millionenfusion von zwei der weltgrößten Konzerne für Fair-Trade-Handel – oder war’s Öko-Agrarwirtschaft?
Mensch, ich sollte echt mal genauer hinhören, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Noch so ein Punkt auf meiner Liste. Also schön langsam, aber sicher verliere ich echt den Überblick.
Dabei weiß doch jeder, dass man seinem Mann und dessen Arbeit genug Aufmerksamkeit schenken sollte. Sie wissen schon, das stabilisiert die Beziehung, erzeugt Vertrautheit und Nähe – schreibt zumindest die Cosmopolitan und die müssen es schließlich wissen … Obwohl, von denen stammten auch die ›50 Dinge, die ihn im Bett um den Verstand bringen‹ – und ich bin nicht wirklich sicher, ob mit ›Hören Sie aufmerksam zu, Sie werden sehr viel Interessantes am Beruf Ihres Mannes entdecken‹ auch Rechtsanwälte gemeint waren. Denn ich bemühe mich wirklich, ordentlich aufzupassen, aber irgendwie ist es mit seiner Arbeit wie mit der Steuererklärung, ich nehme ehrlich all meine Konzentration zusammen und ehe ich mich versehe erwische ich mich dabei, wie ich überlege, ob die Sauerstoff-Kur von Jennifer Lopez auch für mich was wäre. Keine Ahnung, woher das kommt. Es ist wie mit diesen Briefen vom Finanzamt. Meistens genügt die Betreff-Zeile und schon passiert diese paradoxe Schreckreaktion gefolgt von einem totalen Blackout. Jede Zelle meines Körpers bekommt eine Art Schockzustand und ich brauche sofort eine Vogue. Oder noch besser, einen Schokoriegel.
Und ich verstehe überhaupt nicht, warum das passiert. Weil ich im Grunde genommen überhaupt nicht zu neurotischen Verhaltensweisen tendiere, mal abgesehen davon, wenn Erik wieder mal kunstvoll den Bartstoppelinhalt seines Rasierapparates über das gesamte Waschbecken verstreut hat.
Und ich habe auch gar nichts gegen Steuererklärungen oder das Finanzamt, vor allem seit mir meine private Krankenversicherung als Sonderausgabe anerkannt wurde.
Zugegeben, das Sammeln der ganzen Belege bereitet mir mitunter etwas Schwierigkeiten und ja, es kann wirklich nervenaufreibend sein, diesen dicken Steuerbogen mit all den Fragen und bunten Kästchen zu verstehen, geschweige denn richtig auszufüllen, aber so ganz grundsätzlich habe ich nichts gegen das Bundesrechenzentrum. Wirklich. Also das Gebäude zum Beispiel, das finde ich wirklich sehr schön. Jugendstil und die Lage ein Traum. Also wenn ich dort arbeiten könnte, da würde ich mir das mit meiner manifesten Rechenschwäche vielleicht sogar nochmal überlegen. Und die Beamten selbst, also nicht, dass Sie das falsch verstehen, die finde ich auch ganz umsichtige und sehr nette Leute. Also meine Sachbearbeiterin zum Beispiel, diese Frau Molart ist ja eine ganz nette Person. Ich schreibe ihr Briefe, schon seit Jahren. Sie wissen schon, wenn ich eine Frage zu gewissen Absetzbeträgen, wie etwa Berufskleidung, Fachliteratur oder Privatspenden habe. Sie antwortet mir jedes Mal, und manchmal schickt sie mir sogar kleine Informationsbroschüren mit. Also ich darf keinesfalls vergessen, ihr ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Das kann ich doch bestimmt von der Steuer absetzen, oder?
Was ich allerdings nicht mehr so nett finde, sind diese Dinge, die sie immer von einem wollen. All diese Eingangs- und Ausgangsrechnungen, Fahrtenbücher, Umsatzsteuervoranmeldungen … und dass sie immer so furchtbar streng sein müssen. So kleine Fehler in der Steuererklärung können doch nun wirklich jedem mal passieren. Sie wissen schon, Schlampigkeitsfehler. Ich meine, warum machen die es nicht einfach so wie damals bei den Schularbeiten. Ein rote Wellenlinie, ein S für Schlampigkeitsfehler oder FF für Folgefehler und der Bitte, beim nächsten Mal ein wenig besser aufzupassen. Hier und da ein Punkteabzug, aber in Summe eine bestandene Steuerprüfung. Das wäre auch viel motivierender. Wo bleibt denn da der Spaß? So ist es doch ganz klar, dass man jedes Jahr noch öfter um eine Fristverlängerung ansucht, weil man vor lauter Angst, was falsch zu machen, erst gar nicht anfängt. Warum nicht eine kleine Tax Warming Party veranstalten? So in der Art, jeder bringt eine Kleinigkeit mit. Nichts Großes, etwa eine Packung dieser entzückenden Paragraphenkekse mit buntem Zuckerguss drauf, die bei Eriks letzter Kanzleifeier der Renner waren, und dann plaudert man ein wenig in lockerer Stimmung über häufige Fehler in der Privatspendenregelung, das kleine Einmaleins des Einkommensteuerbescheids usw. und ja, man könnte ein kleines Ratespiel veranstalten, beispielsweise welche Promis Steuerklagen am Hals haben. Ich wüsste schon zwei.
Aber nein, stattdessen bekommt man gleich ein Einschreiben. Und da stehen dann lauter so Sachen drinnen wie ›sofort‹, ›unwiederbringlich‹, ›Steuerhinterziehung‹, ›Betriebsprüfung‹ …
Dabei kann es doch wirklich jedem mal passieren, dass man eine Rechnung falsch nummeriert oder mal eine Null zu viel hinschreibt. Ich meine, das ist doch überhaupt gar kein Grund, gleich so einen Tamtam zu veranstalten. Also ehrlich. Erik regt sich einfach viel zu schnell auf. Ich muss dringend mal meine Mum fragen, da gibt es bestimmt irgendwelche Globuli dagegen, die ich meinem Mr. Law & Order heimlich in seinen Tee werfen kann, bevor er meine Steuer durchgeht.
Obwohl – vielleicht muss ich das jetzt gar nicht mehr heimlich machen. Seit Erik nämlich diesen neuen Fall übernommen hat, ist er wie ausgewechselt. Früher hat er ja bloß mit den Augen gerollt, wenn ich auf der Suche nach meinen Notfalltropfen vor einer Prüfung war, und sie hätten ihn sehen sollen, als ich vom Moxen nach Hause kam. Da konnte ich ihn mit Müh und Not davon abhalten, meinen Heilpraktiker zu verklagen, wegen Kurpfuscherei, schwerer Körperverletzung oder was weiß ich, ganz zu schweigen von meiner Idee, ihn in dieses Roh-Restaurant einzuladen, wo keine Zutat über 38 Grad erhitzt wird. Nach dem rohen Essen war ich definitiv gar von all den Erklärungsnöten, in denen ich mich befand angesichts Eriks umfassender gesundheitlicher Bedenken, wegen unzuverlässiger Keimtötung, schwer verdaulichem Lebensmittelzustand etc., geschweige denn der Preise. Ich wäre fast im Boden versunken, als er in Gegenwart des Kellners darauf hinwies, wie froh er sei, dass er nun endlich wüsste, dass man Dosentomaten einfach nur auf den Teller zu schütten brauche, ein Blatt Basilikum darauf und fertig sei das Sizilianische Tomatencarpaccio zum Preis von 20 Euro.
Na, wie dem auch sei. In den letzten Wochen hat er sich in dieser Hinsicht sehr gewandelt, überhaupt hat er sich verändert. Genau genommen seit er diesen neuen Fall übernommen hat, der irgendwas mit Bio-Bauern, Öko-Energie oder so zu tun hat – aber ich werde das noch herausfinden, denn ich habe mir fest vorgenommen, ab jetzt zuzuhören, wenn er von seiner Arbeit erzählt (das ist Punkt 13 auf meiner Liste ›Erfüllende Partnerschaft‹).
Es ist ganz überraschend. Erik interessiert sich plötzlich für so Themen wie Nachhaltigkeit, den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Rohstoffen, Ressourcenwirtschaft, Klimaschutz, alternative Energiegewinnung. Er ist geradezu mutiert, vom Yuppie zum Lohas.
Nein, nicht Lohan. Lohas. Aber kein Problem, das diebische It-Girl war auch meine erste Assoziation. Lohas ist eine Bezeichnung für Menschen mit einem Lebensstil für Gesundheit und Nachhaltigkeit. Das weiß ich von Edda. Eriks neuer Anwaltskollegin. Sie ist Verbraucherschutz-Expertin und spezialisiert im Bereich Fair-Trade-Recht, hat in Oxford und Cambridge studiert und einen Diplomingenieur der Universität für Bodenkultur. Sie spricht mehrere Sprachen fließend, darunter singhalesisch und einen seltenen Malayendialekt und sie ist die allernetteste Person, die man sich vorstellen kann. Erik ist richtig begeistert von ihr, weil sie so unkompliziert, lösungsorientiert und selbstlos ist, so waren, glaube ich, seine Worte. Er gerät jedes Mal richtig ins Schwärmen von ihr und würde sie nicht ausschließlich diese unförmigen Bio-Baumwoll-Klamotten aus Chile und ihre Haare in Naturkrause tragen, ich müsste sie auf der Stelle ermorden.
Darüber hinaus würde Edda eine tolle psychotherapeutische Alternativmedizinerin abgeben. Ich glaube, es gibt kein Kraut, das sie nicht kennt, und ihr Rat ist Gold wert, mal abgesehen von diesen Infoblättern, die sie immer mit sich rumträgt. ›Die tägliche Ration Pestizide‹, ›Wenn Kosmetik krank macht‹ und so weiter.
Also auf die Info, dass in meinem Lippenstift halogenorganische Substanzen sind, hätte ich ehrlich verzichten können …
Aber ich trage ihr das nicht nach, denn sie ist mittlerweile beinahe so etwas wie eine Schwester für mich geworden. Im Ernst, mal abgesehen vom Modegeschmack haben wir irrsinnig viele Gemeinsamkeiten, ja wir haben sogar die gleiche Schuhgröße und ihr Einfluss auf Erik ist einmalig. Seit sie zusammenarbeiten, ist er viel entspannter, geradezu gelassen und ich vermute mal, dass es nicht bloß von diesem Bio-Öko-Fair-Trade-Darjeeling vom Himalaya kommt, den sie ihm geschenkt hat – sie hat dort unentgeltlich zwei Jahre lang ein Hilfsprojekt betreut. Erik vertraut ihr alles an, und da sie keine Familie hat, macht es ihr nichts aus, wenn es sein muss, auch rund um die Uhr zu arbeiten. Wie etwa momentan. Erik und sie arbeiten Tag und Nacht seit feststeht, dass dieser internationale Lebensmittelkonzern mit einem Jahresumsatz von über 60 Milliarden Euro und derzeit mehr als 400.000 Beschäftigten Fair-Trade-Produkte im großen Ausmaß falsch deklariert und sich damit eine goldene Nase verdient hat, weshalb auch die Dachorganisation für fairen Handel Klage eingereicht hat, an welcher die beiden nun arbeiten.
Moment mal! Ich glaube, das hier könnte mein Platz sein. Ich schiebe mich vorsichtig an den beiden Journalistinnen im schwarz-glänzenden Chanel-Bouclé vorbei und lese:
›YI 29 Mademoiselle Alexa Wang‹
Überraschung!
Mein Name.
Also nicht mein richtiger.
Mein geliehener Name, der mir für die nächste halbe Stunde einen Sitzplatz sichert und in kunstvoller Kreidekalligraphie auf einer kleinen schwarz-glänzenden Tafel an einem mit Schnörkel verzierten, alten Gartenstuhl prangt. Ob man die wohl mitnehmen darf?
Wohl eher nicht. Wenngleich ich festhalten muss, dass dazu nichts auf meiner Liste steht.
Ja, ich habe noch eine: Fashion Show Rules. Von Sophie. Handgeschrieben. Und da stehen lauter wichtige Dinge drauf. Etwa, dass man in dem vom Personal zugewiesenen Bereich bleiben, das Mobiltelefon ausschalten und nicht sprechen soll – woran sich, nebenbei bemerkt, Anna Wintour augenblicklich nicht hält. Aber naja, die muss ja auch nicht Punkt 5 auf der Liste fürchten:
›Sie können dich jederzeit bitten zu gehen.‹
Also halte ich mich penibel an die Liste. Ich habe sie quasi auswendig gelernt. Also vorher zum Beispiel, da stand ich am Eingang direkt neben Diane Kruger. Ja, ist das nicht der Wahnsinn! Aber ich habe es genau so gemacht, wie es auf der Liste stand:
›Falls Sie Celebrities oder bekannte Designer sehen, bewahren Sie Ruhe!‹
Und das tat ich. Ich war dermaßen relaxt. Keinen Gedanken verschwendete ich an ein kurzes Gespräch, ein winziges Erinnerungsfoto oder gar ein flüchtiges Autogramm. Ganz ehrlich. Ich habe noch nicht mal hingesehen, als sie in ihrem Chanel-Seidentraum direkt vor mir stand, mit diesem Mund zum neidisch werden und einem riesigen Kamerahaufen vor ihrer entzückenden Stupsnase. Und dann, völlig unvermutet, dreht sie sich doch tatsächlich zu mir um und sagt:
»Würden Sie bitte Ihren Fuß von meinem Kleid nehmen?«
Also ich hoffe inständig, dass ich im Flieger nach L.A. nicht neben ihr sitze.
Da fällt mir ein, das habe ich ja noch gar nicht erwähnt, dass ich morgen nach Hollywood fliege. Ja, wirklich, ist das nicht unglaublich? Und ich fliege da nicht etwa in die Ferien hin, sondern zum Arbeiten. Um nämlich meiner Patientin Marie von Stetten mein umfassendes logopädisches Wissen angedeihen zu lassen, und wie es aussieht, werde ich schon sehr bald einen Vertrag mit den Universal Studios unterschreiben, weil diese nämlich die Künste der Wiener Schule der Stimmtherapie für sich und ihre Millionen-Dollar-Actors nutzen wollen. Deshalb kann ich auch den gesamten Flug und das Hotelzimmer in Beverly Hills von der Steuer absetzen. Nicht, dass ich jetzt allzu unbescheiden klinge, aber es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Erik und ich in Malibu Beach leben und Angelina und Gwyneth bei uns aus- und eingehen werden. Naja, vielleicht besser George und Brad. Ich habe jedenfalls schon einige interessante Therapieanfragen von wirklich wahnsinnig bekannten Leuten. Ich darf die Namen leider nicht verraten – Verschwiegenheitspflicht, Sie verstehen? – und da man das Eisen ja schmieden sollte, solange es heiß ist, habe ich mich auch schon ein wenig umgehört von wegen Wohngegend und mir sagen lassen, dass die hippsten Leute nicht in Bel Air und nicht in Malibu, sondern in den Hills wohnen, und jetzt hab ich schon mal ein paar Maklertermine ausgemacht, bloß zur Sicherheit, weil wenn erst mal die ganze Hollywoodprominenz zu meinen Patienten gehört, dann macht es eher wenig Sinn weiterhin in Wien zu wohnen … Aber bitte kein Sterbenswort zu meiner Mum! Sie würde nämlich auf der Stelle ausflippen, wenn sie davon hört. Sie war schon ganz panisch als ich nur ›vier Wochen LA‹ gesagt habe, und seither schickt sie mir alle möglichen Artikel über die weltweit höchste Rate an Gewaltverbrechen in den USA, das kalifornische Erdbebenrisiko, die Tücken des Krankenversicherungssystems bis hin zur Diskriminierung der indianischen Ureinwohner. Ich musste ihr schwören, dass ich niemals mit der U-Bahn fahre und nirgends zu Fuß hingehen werde, damit sie überhaupt meinen Reisepass wieder rausrückte, und gerade eben, als ich das Handy abschalten wollte, da hatte ich schon wieder eine SMS von ihr:
Versprich mir, dass du dir das ansiehst:
Die 12 wichtigsten Erdbeben-Sicherheitsmaßnahmen – so erhöhen Sie Ihre Überlebenschance.
www.gefahren-der-usa.com
Ist Sophies Magen wieder okay? Viel Spaß!
Mama
Aber nun ist mein Handy aus und das Einzige, womit ich mich die nächsten Minuten mit Begeisterung auseinandersetzen werde, ist die Show hier. Ergo setze ich mich, greife mir das mit schwarzen Ornamenten verzierte, kleine weiß glänzende Goodie-Bag auf meinem Platz und öffne den Schraubverschluss des pinkfarbenen Vitaminwassers. Es ist unglaublich. Direkt vor mir liegt der Laufsteg. Gleich einem barocken Lustgarten führt er vorbei an marmorverzierten Springbrunnen, ornamentalen Rasenflächen, kunstvoll kugelig geformten, weiß blühenden Bäumen, und es duftet herrlich nach den weißen Kamelienblüten, die sich am Boden ergießen.
Die Morgensonne durchflutet den gesamten Raum unter der blassgrünen Stahlkonstruktion und lässt den weißen Kiesel am Boden märchenhaft glitzern, während das schwarz-weiß befrackte Symphonieorchester der Pariser Oper mit den ersten Klängen des Bach – Präludiums mich sogleich in einen opulenten Sommernachtstraum fallen lässt. Einen surrealen Traum aus verspielter Seide, raschelndem Chiffon, glamourösem Bouclé getaucht in die schönsten Sorbetfarben von kühlem Blassblau, über entzückendes Macarons-Pink bis hin zu edlem Champagner. Ich bin verzaubert von den fließenden Stoffen, gepaart mit Schleifen, Kristallen und Perlen, von der Opulenz der Farben, den in schwarz und weiß kontrastierenden Abendkleidern, vom Klang der Musik, der Anmut der Models, die elfengleich den schnörkeligen Kiesweg vorbei an dieser zauberhaft-künstlichen Märchenlandschaft entlang schweben, und eben als ich denke, dass es keine Steigerung mehr geben kann, da kommt er.
Baptiste.
Lagerfelds Muse. Bestbezahlt, bestbestückt, schön in Klamotten und noch schöner ohne. Behauptet zumindest Sophie, seit ihrem gemeinsamen Shooting für den Pirellikalender. Sie war Artemis, die Göttin der Jagd, mit Pfeil und ohne Klamotten, was ich äußerst zutreffend fand, wenngleich sie im wirklichen Leben bisher eher Männer als Hasen jagte. Er trug als griechischer Apollo nichts außer ein paar Weinblättern, allerdings nicht an der Stelle, wo man sie erwarten würde.
Heute trägt er eine Art indischen Turban, welcher mit Kristallen bestückt und daher äußerst unvorteilhaft, dennoch nicht in der Lage ist, ihn zu entstellen. »Das ist nicht erlaubt! Wir haben alle irgendeinen Fehler, er hat keinen!« Das soll zumindest Naomi Campell über ihn gesagt haben und ich glaube ihr fast. Ich kann mir zumindest keinen Mann vorstellen, der trotz dieses glänzenden Seiden-Maharadscha-Anzugs mit Perlenketten um den Hals noch immer in der Lage wäre, dermaßen gut auszusehen.
Ich strecke also meinen Kopf noch weiter in seine Richtung, mittlerweile haben die lieblich-leichten Orchesterklänge dramatischen Paukenschlägen Platz gemacht, als ich ihn sehe: den kleinen Knirps an Baptistes Hand. Ich bemerke ihn erst jetzt. Er trägt den gleichen nachtblauen Anzug wie Baptiste. Bloß in Miniformat und er sieht etwas verstört aus, wie er so den Kiesellaufsteg entlang tapst. Wie alt er wohl ist? Zwei, Zweieinhalb? Ich versuche meinen Blick abzuwenden, etwas anderes zu denken, doch der Kloß in meinem Hals wird immer fester. Nein Elli, du fängst jetzt nicht an zu weinen, beschwöre ich mich und zwinge mich, mich wieder auf das Geschehen am Laufsteg zu konzentrieren, und mein Herz macht sogleich einen Sprung, als ich sie am anderen Ende des Kieswegs erblicke. Sophie. Sie hat etwas überirdisch Anmutiges, wie sie durch diesen kunstvoll blühenden Wald aus kugeligen Buchsbäumen, gehüllt in einen filigranen Traum aus elfenbein-glänzenden Perlen, zart schimmernder Seide und weißen Marabufedern, den Lustgarten entlang flaniert, während das aufgeregte Blitzlichtgewitter unbeachtet an ihrer kühlen Schönheit abzuprasseln scheint. Sie wird eine wunderschöne Braut werden, denke ich eben, als …
Hallo?
Was?
Täusche ich mich, oder klingelt da ein Telefon?
Na-na-na!
Wenn das mal kein Verstoß gegen Punkt drei der Fashion Show Rules ist? Ich blicke automatisch zur Seite. Bestimmt das Strass-Vertu von diesem hochnäsigen It-Girl drei Plätze weiter, das mich schon die ganze Zeit mit ihrer blassblauen Balenciaga im Arm penibel ignoriert. Also wenn ich sie wäre, würde ich ja mal schleunigst abheben. Der Security-Typ da hinten schaut nämlich schon ziemlich genervt. Die Ader auf seiner Stirn pulsiert geradezu furchteinflößend und er kommt immer näher.
Ja, er steuert direkt auf sie zu –
Korrektur: auf mich zu.
MICH?-
Okay, jetzt werde ich ein klein wenig panisch. Ich meine wieso ich? Mein Telefon ist doch aus.
Das war Punkt drei auf meiner Liste. Ich habe es gleich am Eingang auf lautlos geschaltet und außerdem habe ich auch einen ganz anderen Klingelton. Also versuche ich mich erneut dem Laufsteg zuzuwenden, wo nun Karl Lagerfeld höchstselbst, mit seiner obligaten dunklen Sonnenbrille und gepudertem Haar, an Sophies Arm zum Defilée erschienen ist. Aber ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren, weil nämlich das It-Girl neben mir schon die ganze Zeit irgendwelche komischen Handbewegungen in meine Richtung macht, während das Klingeln zunehmend lauter wird. Ich überlege eben, was ich tun könnte, um auszudrücken, dass das nicht mein Handy ist, als es mir wieder einfällt.
Das ist Maries Telefon, in meiner Tasche! Wie konnte ich das bloß vergessen. Auf einmal wird mir heiß und kalt zugleich. Es war gestern Nachmittag. Marie von Stetten, Burgschauspielerin und bald entzückende Anti-Heldin im neuen Woody-Allen-Blockbuster, lag am blankpolierten Parkett meines Therapieraumes und war eben dabei, sich und ihre Stimmbänder mithilfe eines tiefen Brummtons auf die kommenden Dreharbeiten in Hollywood stimmlich vorzubereiten, als ihr glänzendes iPhone uns unentwegt klingelnd von der Therapie abhielt, weil nämlich ihr Ex-Oligarchen-Verlobter, seit er die Augen vor den Knutschbildern des Kuriers nicht weiter verschließen konnte, sie per Telefon zu einer Aussprache zwingen wollte. Also schmiss ich ihn oder besser gesagt es kurzerhand in meine Materialkiste und vergaß darauf, bis es erneut zu klingeln begann. Doch da saß Marie bereits in der Business Class nach L.A. mit meinem Chanel No. 5-Parfum, das ich ihr zum Abschied geschenkt habe als Anspielung auf ihren Freund und weil sie so nett war, mir ihre Schuhe auszuleihen. 24 Stunden später sitze ich nun mit ihrem Telefon und keiner Nummer, unter der ich sie erreichen kann, mit einem eifersüchtigen Russen in der Leitung und der Fashion-Security am Hals ziemlich in der Tinte, während Mademoiselle heißester Hollywoodexport im Chateau Marmont bestimmt bereits mit ihrem Sexiest Man Alive Number 5 seelenruhig Cocktails am Pool schlürft.
Mist, Mist, Mist! Ich reiße noch immer wie eine Verrückte am Verschluss meiner apfelgrünen Kalbsledertasche. Der Schweiß steht mir auf der Stirn.
Na endlich! Sowie ich es geschafft habe, den Verschluss zu öffnen, beginnen sich meine Finger auch schon nervös durch den Inhalt zu wühlen, ohne dabei den Security-Typen aus den Augen zu verlieren.
Minihaarspray, Handcreme, Bürste, Lipgloss, zerknüllte Kassenzettel fliegen zur Seite. Igitt! Ein klebriges Hustenzuckerl – und der Typ kommt immer näher. Ach herrje! Das muss doch hier irgendwo … Ich wühle weiter. Parfum, Pfefferspray, Taschentücher, Pfefferspray?
Wie um alles in der Welt … Mum! Am liebsten würde ich auf der Stelle explodieren, aber mir bleibt keine Zeit. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie der Typ über sein angeklebtes Mikro Anweisungen gibt. Mist! Wo ist bloß dieses verdammte Telefon? Mein Herz rast und meine Hände zittern … Die werden mich hier so was von rauswerfen.
Aus der Traum.
Kein Defilee, kein s’amuser, kein Cocktail mit Karl … Oh, mein Gott! Was, wenn sie dahinter kommen, dass ich Pfefferspray in der Tasche habe? Geschweige denn, dass ich gar nicht Wang heiße?