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Über den Autor

Kurt Tepperwein ist Heilpraktiker und Therapeut. Seit 1997 ist er Dozent an der Internationalen Akademie der Wissenschaften und leitet den Arbeitskreis Mental-Training. Seine Trainingsmethoden verhalfen u.a. Spitzensportlern und Top-Managern zu Erfolg und stabilen Leistungen. Im mvgVerlag hat er bereits zahlreiche Bestseller veröffentlicht.

Training von Körper und Geist

Sie haben sich zum Ziel gesetzt, mit diesem Buch Ihre Leistungsfähigkeit im Sport zu erhöhen. Das ist gut, aber es ist nur das halbe, das unmittelbare Ziel. Sie können einen noch größeren Nutzen aus diesem Trainingsbuch ziehen. Dies vollzieht sich in mehreren Schritten. Der erste Schritt: Gewinnen Sie zunächst die optimale Einstellung zu unserem gemeinsamen Trainingsprogramm! Ihr erster Gewinn aus diesem Buch!

Sport ist ein ideales Trainingsfeld für mentale Stärke.

Immer mehr Leistungssportler (vor allem im Teamsport) entwickeln sich auch im Beruf zu hervorragenden Managern. Dieser Trend ist seit den Jahren deutlich zu erkennen, seitdem das Mentaltraining für den Leistungssport zu einem entscheidenden Faktor geworden ist.

Wer die Gesetze des Mentaltrainings einmal im Sport verstanden hat, der muss sich gar keine Gedanken darüber machen, wie er diese Prinzipien im Beruf anwenden muss. Er wird es vielmehr ganz automatisch tun !

Denken wir an den Manager von Bayern München, Uli Hoeneß. Man braucht kein Bayern-Fan zu sein, um seine Managementleistungen würdigen zu können. Denken wir an Jörg Löhr, der als Handball-Nationalspieler mehrfacher Deutscher Meister und Europacup-Sieger wurde. Heute zählt er zu den angesehendsten Mentaltrainern Europas. Bekannte Unternehmer waren früher begeisterte Sportler mit sportlichen Erfolgen wie Wolfgang Urban (Chef von KarstadtQuelle), Heinrich von Pierer (Siemens-Chef), Stefan Pichler (Vorstandsvorsitzender der Thomas Cook AG), Hans-Joachim Körber (Metro-Chef), Herbert Hauner (Adidas-Chef). Alle diese „Wirtschaftskapitäne“ verbinden ihre Erfolgskarriere mit dem Sport. Oder von der anderen Seite, Spitzensportler, die auch im Beruf zur Spitze aufgestiegen sind, wie Kristin Otto, Rudi Cerne, Mark Spitz, Steffi Graf, Günter Netzer. Mentale Stärke im Sport wirkt sich auf das ganze Leben aus!

Warum ist das so? Was ist der Vorteil des Sports für die Entwicklung mentaler Stärke?

Nur im Sport kann die Entfaltung der mentalen Stärke unmittelbar durch verbesserte sportliche Leistung erlebt, ja gemessen werden. Auf diesem Feld kann ich mir leicht Ziele setzen und durch die systematische Entfaltung meiner mentalen Stärke diese Ziele alsbald auch erreichen. Im Sport ist ein schnelles Feedback möglich.

Denken Sie an eine Frau, die ihren Kindern eine gute Mutter sein möchte. Wie viele Jahre braucht sie, um sagen zu können: Ja, ich habe einen guten Job als Mutter gemacht. Ich habe meinen Kindern die Liebe und Unterstützung gegeben, die sie brauchten, um ihr Potenzial angstfrei entfalten zu können? Jahrzehnte!

Denken Sie an einen Mann, der eine erfolgreiche Firma aufbauen will. Wie viele Jahre braucht er, um sagen zu können: Wir sind über den Berg. Jetzt trägt sich unsere Firma selbst. Jetzt fegt uns keiner mehr so schnell vom Markt?

Denken Sie an ein Kind, einen Jugendlichen. Wie viele Jahre gehen da ins Land, bis der Ausbildungserfolg sicher, das Abschlusszeugnis in der Hand ist?

Im Sport liegen die Erfolge viel schneller auf der Hand. Ich kann mir vornehmen: Morgen unterbiete ich meine bisherige Bestmarke. Hier steht das Ziel, daran kann man arbeiten, um an die Leistungsgrenze zu kommen. Und wie ist auch diese wieder zu durchbrechen? Mobilisierung von Reserven, besseres Training, was auch immer. Im Sport haben Sie ein klares, messbares Feedback. Wir können die Qualität des körperlichen und mentalen Trainings sehr schnell an den Ergebnissen messen. Dann kann das Training verbessert werden, damit die einmal gesteckten Ziele erreicht werden.

Aber, wie gesagt, es geht durch das Mentaltraining im Sport nicht nur um die verbesserte sportliche Leistung. Es geht vor allem um die Verbesserung der mentalen Stärke. Sport ist nur das Trainingsfeld des Spiels. Auf keinem anderen Trainingsfeld sind die Ergebnisse und die Fortschritte so schnell greifbar. Worum es aber in Wirklichkeit geht, ist das Spiel des Lebens. Hier trainieren Sie nicht nur, sportlich Meister zu werden, sondern das ganze Leben zu meistern. Wer diese Meisterschaft im Sport beherrscht, der hat schon einen Super-Start hingelegt. Der ist schon am Ziel, während die anderen noch die Startlöcher suchen.

Was ist das eigentlich: „Mentaltraining“?

Sie kennen „Geistesgrößen“ wie Moses, Buddha, Laotse, Konfuzius, Sokrates, Jesus, Mohammed (in der historischen Reihenfolge ihres Wirkens). Diese Mystiker und Weisen der Welt haben schon vor Hunderten und Tausenden von Jahren die Kraft des Geistes, die Macht der Gedanken gelehrt und diese selbst auch vorgelebt. Alle diese Großen sind auch„Mentaltrainer der Menschheit“, haben ganze Weltreligionen und Weltkulturen mit ihrem Geist geprägt.

Mentaltraining oder „Schicksalsmeisterung“ ist so alt, wie die Menschheit denken kann. Denn was uns Menschen vom Tier unterscheidet, ist unser Selbstbewusstsein, unser Denken – das Mentale.

Doch im Alltag machen wir uns viel zu wenig Gedanken darüber, was uns als Mensch eigentlich ausmacht. Denn oft leben wir wie ein Tier „in den Tag hinein“, werden zu einem „Gewohnheitstier“: existieren und funktionieren, lassen unterbewusste Programme unser Leben bestimmen. Der Mensch ist jedoch in der Lage, über sich selbst nachzudenken, sich Ziele zu setzen, zu planen, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Den Gebrauch des Mentalen, unseres Bewusstseins, macht uns erst wirklich zum Menschen. Mentaltraining können wir auch als Training sehen, ganz Mensch zu werden, unser menschliches Potenzial zu leben und zu entfalten. Mentale Stärke heißt also auch, auf kraftvolle Weise Mensch zu sein.

Aber es geht heute nicht mehr darum, dass die Menschen sich in eine Kultur, eine Gemeinschaft einfügen wie ein Tier in eine Herde oder Horde. Heute ist JEDER aufgerufen, das Leben selbst zu gestalten, wirklich sein menschliches Potenzial zur Entfaltung zu bringen.

Die geistige Prägung ganzer Kulturen durch Geistesgrößen wird heute in der Hinsicht ergänzt, dass jeder Mensch seinen Geist nutzen kann, um sein Schicksal zu meistern. Das erste Feld, in dem Mentaltraining wirklich zu einer „Massenbewegung“ wurde, war der Sport!

Der Siegeszug des Mentaltrainings im Sport

Mentaltraining im engen und modernen Sinne verstanden ist im Bereich des »Spitzensports« entstanden, populär geworden und hat von hier aus seinen Siegeszug angetreten.

Spitzensportler haben vor einigen Jahrzehnten noch in vielen Einzeldisziplinen eine obere „Traumgrenze“ gehabt, eine magische Leistungsgrenze, die wohl nie überschritten werden würde. Jahrelang schien es ein unumstößliches Gesetz zu sein, dass das Maximum erreicht war. Es schien die Leistungsgrenze des menschlichen Körpers überhaupt zu sein.

Bis dann die ersten Sportler in unterschiedlichen Disziplinen begannen, zunächst geistig diese imaginierte Grenze zu überwinden. Sie stellten sich im entspannten Zustand bildlich vor, schneller zu laufen, weiter und höher zu springen und schafften mit diesem mentalen Training die Überwindung der Traumgrenze!

Damit begann im Hochleistungssport der Siegeszug des Mentaltrainings. Heute schätzen Trainer von Spitzensportlern, dass der mentale Aspekt der sportlichen Spitzenleistung über 50% ausmacht. Für einen Leistungssportler ist es mindestens so wichtig, seinen Geist zu trainieren wie seinen Körper.

In gewissem Sinne ist dadurch das Mentaltraining auch wissenschaftlich messbar geworden! Denn im Sport zählen nur messbare Daten. Wenn Sportler durch Mentaltraining ihre körperlichen Leistungsgrenzen deutlich und messbar überwinden können, dann kann kein Zweifel mehr an der Macht der Gedanken (auch über den Körper) bestehen. Denn unsere westliche, wissenschaftsorientierte Kultur glaubt nur das, was „wissenschaftlich bewiesen“ ist und im Bereich ihres Denkhorizontes liegt.

Längst hatten Yogis gezeigt, zu welch unglaublicher körperlicher Disziplin sie durch die Macht des Geistes in der Lage waren. Aber das lag damals außerhalb unseres Denkhorizonts. Da konnte nur Hokuspokus im Spiel sein! Doch als unsere Sportler begannen, ihre körperliche Leistungsfähigkeit durch Mentaltraining zu verbessern, da wurde die Macht des Geistes wissenschaftlich bzw. amtlich.

Hochleistungen sind ohne Disziplin undenkbar. Und selbst eine körperliche und technische Trainingsdisziplin setzt eine gedankliche Disziplin voraus:

  1. ein Ziel geistig vor Augen zu haben (Imagination),
  2. das Training als Mittel zum Zweck zu erkennen, um so diszipliniert trainieren zu können (die Überschreitung der Bequemlichkeitszone): an einer Meisterschaft teilnehmen zu können, sie zu gewinnen, einen persönlichen Rekord zu verbessern und eventuell an den Olympischen Spielen teilzunehmen,
  3. auch den „inneren Schweinehund“ (negative Energien, destruktive Glaubenssätze und ungünstige Gewohnheiten) zu überwinden.

Der Sport hat die Methoden des Mentaltrainings verfeinert und auch verallgemeinert, sodass diese Techniken aus dem Sport inzwischen auch für das Mentaltraining im Beruf und in der Ausbildung sehr inspirierend wirken.

Die allgemeine Frage lautet: Wie kann ich in einer bestimmten Situation in Bestform sein und Höchstleistung bringen?

„Voller Einsatz“ durch Mentaltraining

Heute ist in allen Lebensbereichen klar: Wer Höchst- und Spitzenleistung erbringen, wer zur Bestform auflaufen, wer „vollen Einsatz“ bringen will, der kommt am Mentaltraining nicht mehr vorbei.

Im Spitzensport ist diese Frage inzwischen als eine energetische Frage erkannt worden: Es gilt körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Energie optimal aufbauen und abrufen zu können. Wenn man nach diesem Vorbild aus dem Sport auch sein eigenes Leben gestaltet, dann kann jeder seine eigenen Grenzen, wann immer er will, überschreiten.

Tony Schwarz und Jim Loehr haben diese Erkenntnisse aus dem Leistungssport zusammengefasst und in einem allgemeinen Leitsatz formuliert: „Voller Einsatz bedeutet, dass wir physisch trainiert, emotional engagiert, mental konzentriert und spirituell auf ein Ziel jenseits des unmittelbaren Eigeninteresses ausgerichtet sind.“ (Aus: „Die Disziplin des Erfolgs“)

Der Leistungssport hat die Macht des Mentaltrainings bewiesen. Jetzt geht es darum, dass auch die jungen wie alten Freizeitsportler die Technik des Mentaltrainings beherrschen lernen. Und es geht darum, die mentale Stärke auf alle Lebensbereiche anzuwenden.

Wir scheuen uns nicht, auf den nachfolgenden Seiten das „vollständige Programm“ des Mentaltrainings darzulegen. Ein Anfänger wird damit noch nicht sofort viel anfangen können. Ein fortgeschrittener Schüler wird aber schon erkennen können, was er bereits beherrscht und auf welcher Stufe er sich bereits befindet.

Schauen Sie sich diesen Überblick über das Mentaltraining einfach mit einem neugierigen Geist an: Aha, das kann ich alles noch lernen, das werde ich einmal meistern können!

Mehr Energie in Job und Leben durch mentales Energiemanagement

Dr. Jim Loehr und Tony Schwarz machten das populär, was Spitzensportler längst wissen: Erfolg ist Disziplin und harte Arbeit. Aber auch Entspannung und Ruhe. Durch das gezielte Wechselspiel zwischen Anspannung (Hochleistung) und Entspannung (Pausieren, Ruhe) entsteht ein positiver Energieaufbau, der dauerhafte Belastungen ohne ein Ausbrennen (Burnout) in Sport und Beruf ermöglicht.

Wesentliche Elemente des mentalen Energiemanagements sind:

  1. Voller Einsatz: Der Maßstab ist immer volles Engagement, Leidenschaft, Begeisterung, Anspruch auf Spitzenleistungen. Durchschnitt und Halbheiten sind kein wirklich gelebtes Leben.
  2. Balance: Das A und O ist immer der Ausgleich. Wo voller Einsatz gebracht werden soll, da muss auch die vollkommene Entspannung zu Hause sein. Wo Spitzenleistung im Beruf erbracht wird, da muss auch ein glückliches Privat- und Familienleben Rückhalt bieten. In dieser Balance liegt die wirkliche Lebensqualität.
  3. Training: „Übung macht den Meister.“ In der Bequemlichkeitszone ist kein Fortschritt, keine Meisterschaft möglich. Wer nicht ständig an seine Grenzen geht und sie überschreitet, der dreht sich irgendwann im Kreis. Training ist immer das Herantasten an die eigenen aktuellen Grenzen und die Erweiterung des Lebens.
  4. Energierituale: Unser stärkster Feind, aber auch unser stärkster Freund sind Gewohnheiten. Positive, bewusste und energieaufbauende Gewohnheiten werden zu Ritualen, die das Leben bereichern.