Stephan Medem, geboren 1960 in Luzern, Schweiz, studierte in den USA und lebt glücklich verheiratet mit seiner Frau Michaela in Bamberg. Er ist Tennis-Welt- und Europameister, hat mehrere Jahre auf der ATP-Tour, in der Schweizer Nationalmannschaft und in der Deutschen Bundesliga gespielt. Danach hat er auf der WTA-Tour etliche Top-Fifty-Spielerinnen, unter anderem die aktuelle Bundestrainerin und Chefin des Porsche-Tennis-Teams Barbara Rittner, als Coach betreut. Als ATP-Certified-A-Member gehört er mit Leuten wie Federer-Berater Severin Lüthi oder Patrick Mouratoglou, dem Erfolgstrainer von Serena Williams, zur absoluten Tennis- Coaching-Elite.

Heute arbeitet Stephan Medem als Trainer, Coach und Speaker in den Sparten Tennis, Sport und Mentale Stärke mit Menschen, die das Optimum aus ihrem Leistungspotential schöpfen wollen.

Zielt »playGIRL« eher auf die jugendlichen Tennisspieler ab, so liegt der Fokus seines zweiten Buches »Ich WILL nach Wimbledon!« ganz klar bei den Tenniseltern sowie Trainern und den »Fettnäpfchen«, in welche diese treten können.

Falls Ihr mehr über Stephan Medem und seine Arbeit erfahren wollt oder Kontakt zu ihm aufnehmen möchtet, so könnt Ihr das gerne über www.head-man.com bzw. steph@head-man.com tun.

Janina ist fünfzehn Jahre alt, hübsch und spielt recht erfolgreich, aber planlos auf Verbandsebene Tennis. Da ihre Eltern Lust haben, die Sommerferien einmal anders, nämlich in den Schweizer Alpen, in einem kleinen, verschlafenen Freizeithotel zu verbringen, landet Janina eigentlich durch Zufall in der dortigen Tennisschule. Der Aufenthalt in diesem Camp verändert ihr Leben schlagartig: Sie lernt aus sich herauszukommen, diszipliniert zu arbeiten, optimistisch aufzutreten, sich zu konzentrieren, Selbstzweifel und Angst durch Mut und Hoffnung zu ersetzen, mit Niederlagen besser umzugehen, selbstbewusst und charakterstark zu werden … und dabei trotz viel harter Arbeit eine Menge Zeit für Abenteuer, Fun und das Entdecken der Liebe zu haben.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2016 Michaela Medem

Grafik: Michael »MrNoks« Hümmer at enoix graphics

Zeichnung: Nicole Kraus

Satz, Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7412-4907-5

Für meine Boys

Jason und Lars

»Thanks«

an

Hans, Barbara, MrNoks, Nicole,

Anita, Albert

und

Balou,

der mich mit seiner feuchten Schnauze

auch an den trüben Tagen

rücksichtslos aus dem Bett

geschubst hat.

»Very special thanks«

an

meine zwei

playGIRLS!

Janina,

Tochter, Model, »Muse«

und kritische Korrekturleserin.

Michaela,

It took your endless love, understanding and support

to create the space for my ideas to

live and to grow.

My deepest love forever!

Vorwort

Ich will doch einfach nur spielen!«

Mit diesem so leichtfertig daher gesagten Satz hat doch eigentlich jede Sportlerkarriere irgendwann einmal angefangen.

»Spielen« ist so alt wie die Menschheit, wahrscheinlich sehr viel älter, denn wir wissen inzwischen, auch Tiere wollen spielen.

Also, solange es Leben gibt, so lange gibt’s auch schon das Spiel.

Dass im Laufe eines Lebens aus dem reinen »Spielen« plötzlich auch etwas mehr werden kann, dafür sind meiner Meinung nach verschiedene Faktoren zuständig.

Bei fast allen Spielen gibt es Sieger, und es gibt Verlierer!

Ich weiß nicht, wie es Euch ergeht, aber mir persönlich hat das Gewinnen immer sehr, sehr viel mehr Freude bereitet als das Verlieren.

Auf mein Tennis bezogen muss ich sogar sagen: Ich habe es wahrlich gehasst, das »Loosen«!

Wie viele andere Menschen habe ich sehr schnell Ehrgeiz entwickelt: Spielen war schön, war okay, aber der richtige Kick, der Super-Kick, das war dann doch der Sieg!

Also was blieb mir übrig? Ich musste mir einen Vorteil verschaffen. Und wie das Wort »schaffen« schon ziemlich klar ausdrückt, hat das nicht mehr nur mit »Fun« zu tun, sondern mit Arbeit.

Und spätestens jetzt wird sich zeigen, wer in der Zukunft zu den Siegern gehören wird, und wer zu den Loosern.

Sicher brauchen wir auch etwas Glück: Ein solides Umfeld, fähige Trainer, Mentoren und engagierte Eltern, die uns unterstützen und auch wirklich hinter uns stehen. Auch in schwierigen Zeiten!

Aber trotz alledem: Ohne Ehrgeiz, Fleiß und diszipliniertes Training schaffst Du es nie auf die Seite der Champions. Nicht auf meinem Spielplatz, dem Tenniscourt! Aber auch nicht auf dem Fußballplatz, der Basketball-Arena … und dem wichtigsten aller Spielfelder: Dem Leben!

Wenn Du vom Leben alles willst, gib alles, nicht nur als Sportler.

Was Du investierst, genau das bekommst Du zurück! Nicht mehr, nicht weniger! So einfach ist die Formel!

Das war schon in meiner Spieler-Generation mit Steffi, Anke, Martina und Monika so. Und wie könnte es anders sein: Daran hat sich bis zu der heutigen Generation von Spielern, deren Weg ich jetzt als Bundestrainerin mitgehen und auch gestalten darf, nichts geändert.

Für die Looser, da gibt’s zum Glück so tolle Sachen wie Spiele-Konsolen und Computerspiele. Da kann man seinen Hintern bequem und faul im Sessel hocken lassen, und jedes Mal, wenn das Spiel nicht optimal läuft, da drückt man einfach mal kurz auf »restart« und versucht sein Glück auf ein Neues.

Was ist das Doofe daran?

Man schaut auf einen stinknormalen Monitor voller Pixel und nicht auf das echte Leben.

Das echte Leben ist nämlich dreidimensional, da ist Bewegung drin!

Ach ja, und den bequemen »Restart«-Button, den habe ich für das echte Leben auch noch nicht gefunden …

Also, ihr »playkids« da draußen, lasst Euch von Stephans »PLAYGIRL« inspirieren, lebt Euren Traum, kämpft dafür, hängt Euch rein, habt Ausdauer … denn glaubt mir, es lohnt sich … und vielleicht sehen wir uns ja schon bald bei einem der richtig großen Turniere, ich freu’ mich drauf.

Eure Barbara Rittner

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel
  2. Kapitel
  3. Kapitel
  4. Kapitel
  5. Kapitel
  6. Kapitel
  7. Kapitel
  8. Kapitel
  9. Kapitel
  10. Kapitel
  11. Kapitel
  12. Kapitel
  13. Kapitel
  14. Kapitel
  15. Kapitel
  16. Kapitel
  17. Kapitel
  18. Kapitel
  19. Kapitel
  20. Kapitel
  21. Kapitel
  22. Kapitel
  23. Kapitel
  24. Kapitel

1. Kapitel

Mann, oh Mann, oh Mann! Wenn man miese Stimmung in Tüten packen und verkaufen könnte, ich könnte heute ’ne Riesenmenge Kohle verdienen! Mama sitzt direkt vor mir auf dem Beifahrersitz und spielt abwechselnd mit ihren Fingernägeln, ihrer Oberlippe und ihren Ohrringen. Papa fährt. Wie immer, wenn er sich aufregt, zu schnell! Die Hände so fest im Steuerrad verkrallt, dass man glauben könnte, dass er es jeden Moment herausreißt. Komisch, im Radio läuft EMINEM und Papa versucht mitzupfeifen. Papa kann nicht pfeifen! Und er hasst Hiphop!

Und auch diese Mistelektronik lässt mich heute hängen. Am liebsten würde ich mir jetzt meinen Kopfhörer aufsetzen und meine Musik hören, aber hier passt ja wieder mal alles: Scheißakku hat keinen Saft mehr!

Wieso rege ich mich eigentlich immer noch so auf?

Wenn ich’s mir so richtig überlege, ist es doch immer die gleiche Story!

Seit ich ungefähr sechs Jahre alt bin, spiele ich Tennis. Für meine Eltern war der Tennisclub wie ein zweites Zuhause. An den Nachmittagen traf sich meine Mum mit ihren Freundinnen zum Doppelspielen und Quatschen, abends kam mein Vater aus dem Büro und focht mit seinen Kumpels beinharte Partien aus – teilweise bis in die Dunkelheit. An den Wochenenden fanden regelmäßig Turniere statt. Da gab es die Vereinsmatches, bei denen die verschiedenen Vereine in unterschiedlichen Klassen gegeneinander antraten. Freundschaftsspiele, Plausch- und Schleifchenturniere. Wir Kinder fanden eigentlich die Vereinsmeisterschaften am witzigsten, vor allem die Mixed-Konkurrenz: Da wurde im Stress eines hitzigen Tennismatches die eine oder andere Partnerschaft auf eine knallharte Probe gestellt, da hat’s ab und zu so richtig gut gefetzt!

Aber spätestens bei der anschließenden Feier, Siegerehrung und Bier vom Fass war alles paletti. Für uns Kinder war das immer super, weil die Eltern ab einem gewissen Pegel komplett vergaßen, dass sie Kinder und eine Uhr dabeihatten …

Also, was blieb uns Kindern übrig? Richtig: Wir spielten auch Tennis.

Nach der Schule tröpfelten wir so nach und nach auf der Anlage ein. Je nachdem wann Schulschluss war, ob Hausaufgaben oder sonstige unangenehme Erledigungen anstanden, waren wir ab ungefähr drei Uhr nachmittags immer eine Clique von drei bis zehn Kids – und wir spielten. Wir bolzten mit unseren Kinderschlägern stundenlang an die Wand, wir spielten Kleinfeld, wir versuchten Ziele zu treffen, den Ball möglichst lange in der Luft zu halten. Kurz: alles, was man mit Ball und Tennisschläger so anfangen konnte. Die Jungs beschimpften sich, bezichtigten sich gegenseitig mangelnder arithmetischer Kenntnisse, der Sehschwäche oder Ähnlichem. Wir schauten den Spielern und Spielerinnen der ersten Herren- und Damenmannschaft beim Training zu. Wir sahen uns die Tennisstars gemeinsam im Vereinsheim am Fernseher an und kopierten sie dann auf dem Platz. (Ich wollte damals immer Steffi Graf sein.) Wir spielten einfach, was das Zeug hielt.

Irgendwann bekamen wir dann auch unser eigenes Training. Erst im Kleinfeld, später im richtigen Feld – und wir waren gut! Bei einer der jährlichen Sichtungen sprach dann irgendwann mal ein Trainer meine Eltern an und erzählte ihnen, dass ich Fördertraining vom Verband bekommen sollte. Meine Eltern waren natürlich sehr stolz, weil diese Verbandstrainer unheimlich wichtig waren (oder nur so taten?) und nicht mit jedem redeten.

Jahr für Jahr verbesserte ich mein Spiel, gewann mehr Matches und ab und zu auch schon Turniere. Ich trainierte viel und sehr fleißig und kletterte auf der Jugendrangliste in großen Schritten immer weiter nach oben.

Ganz langsam, schleichend und unaufhaltsam machte sich in meinem Körper ein seltsamer Virus breit: Ehrgeiz!

Irgendwo auf meinem Weg hatte ich aufgehört, einfach nur zu spielen: Ich wollte gewinnen! Pokale und Urkunden zu sammeln, wurde zur großen Leidenschaft. Das eigene Foto in der Vereinszeitung oder im Tennismagazin zu sehen, machte mir ’nen Mordsspaß.

Das höchste aller Gefühle waren die Siegerehrungen. Nachdem der Turnierdirektor eine kleine Rede gehalten und sich bei allen Helfern und Sponsoren bedankt hatte, die Pokale für die Dritt- und Zweitplatzierten überreicht hatte: »… Und nun zur Siegerin bei den Mädchen: Janina!! Sie spielt vielleicht noch nicht ganz so gut wie Anna Kournikova, aber … dafür schaut sie hübscher aus … oder was findet ihr?!« Applaus, lachende Gesichter, mein Vater, rattenstolz grinsend, versteckt hinter seiner Videokamera, ich darf nach vorne zum Podium, den größten Pokal abholen, Bilder mit Pokal … ein supergeiles Gefühl!! Mein Himmel auf Erden, alles passte!

Obwohl ich, seit ich Tennis spiele, immer Steffi Graf nachgeeifert habe und sie auch heute noch mein großes Vorbild ist, musste ich mir schon als kleines Mädchen bei den ersten Turnieren anhören: »Oh … schau mal die Kleine da, wie Kournikova … wie süß!« O.k., natürlich hat mir das am Anfang geschmeichelt, doch mittlerweile geht’s mir eigentlich ganz schön auf ’n Keks!

Im Gegensatz zu diesen erfreulichen Erlebnissen gab es nichts Beschisseneres als zu verlieren. Egal ob der Gegner besser war. Egal ob einen plötzlich die Nervosität überkam und die Kehle zuschnürte, die Beine lähmte. Einem ein Match aus welchen Gründen auch immer aus den Händen glitt, ein Schlag plötzlich aufhörte zu existieren. Es einfach und endgültig hieß: game, set, match: ABGELOOST! Verloren!

In diesen Situationen war die Mischung aus Wut, Enttäuschung und Trauer immer so extrem und erdrückend, dass ich mir am liebsten ein Loch gebuddelt hätte und darin verschwunden wäre. Ich hätte besser sein können, ja müssen: Ich hatte versagt! Da fühl’ ich mich so hilflos und alleine und weiß nicht, was ich tun soll.

»Ich fass’ es nicht!«, brabbelte mein Vater vor sich hin und riss mich jäh zurück in die Gegenwart: »Da kurv’ ich stundenlang durch die Gegend, sitz mir den Arsch wund in so ’nem dämlichen Vereinsheim, lass mir von diesen anderen idiotischen Eltern die Ohren fusselig reden, geb’ für diesen Mist hier ’ne Riesenmenge Kohle aus …« (Hab’ mich eigentlich schon gewundert, wie lange es wohl dauern wird, bis mein Vater ausflippt.)

Irgendwann auf der Heimfahrt von Turnieren, an denen ich schlecht gespielt habe, platzt ihm immer der Kragen und er muss Dampf ablassen. Obwohl er sonst ein wirklich cleverer Typ ist: Wenn ich Matches vergeige, knallen bei ihm irgendwelche Sicherungen raus. »Sag mal, Janina, das gibt’s doch nicht! Du führst sechs vier und vier eins im zweiten Satz! Da muss man den Sack doch zumachen! Nö, da scheißt du dir plötzlich in die Hose und machst nur noch Fehler! Ausgerechnet gegen diese Zicke Larissa! Zu allem Überdruss kommt dann nach dem Match auch noch ihr Vater vorbei und meint, dass ihr doch ganz toll gespielt hättet; ich hätt’ ihm am liebsten eine geknallt, der hat doch überhaupt keine Ahnung von irgendwas, dieser Blödmann!«

Wow! Nachrichten! Die einzige Situation, in der ich Nachrichten und Staumeldungen im Radio echt cool finde, denn mein Vater wird mal für zehn Minuten unterbrochen.

»Jetzt versuchen wir doch die ganze Sache mal zu vergessen«, meldete sich jetzt meine Mum von rechts vorne. »Du hast bis ins Finale ganz toll gespielt und ein zweiter Platz bei den Verbandsmeisterschaften kann sich meiner Meinung nach absolut sehen lassen. Du hast dich das erste Mal für die nationalen Meisterschaften qualifiziert, bis dahin sind vier Wochen Zeit! Es gibt noch viele Möglichkeiten für ’ne Revanche. Du bist erst 15 Jahre alt und kannst noch einiges erreichen!«

(Kaum hat mein Vater seinen Dampf abgelassen, nutzt meine Mutter gleich die erste Möglichkeit zum Schlichten. Das macht sie immer total furztrocken – und komischerweise hört mein Dad dann auch meistens auf.) »Ich möchte heute Abend nichts mehr von Tennis hören. Ihr habt anscheinend vergessen, dass wir morgen früh schon in den Urlaub fahren und noch einiges zu packen ist.«

Meine Fresse! Wanderurlaub, schon bei dem Gedanken könnt’ ich kotzen. Ich wollte ja unbedingt wieder ans Meer fahren, aber nee, da kommt mein Vater mit der Idee, mal was anderes zu machen. Er hätte da ein schnuckeliges Hotel gefunden, in den Schweizer Alpen, mit Fitness, Pool, Tennisplätzen (logisch!!) und ganz tollen Wanderwegen (brech!!). Na ja, ich war für Meer, meine Eltern für Alpen, und Kevin, mein kleiner Schisser von Bruder (der hat Angst, im Meer baden zu gehen), bei dem hat das Argument Pool tierisch gezogen, das machte dann halt eins zu drei!

2. Kapitel

H ey Dad, sorry, dass ich während der ganzen Fahrt so’n Gesicht gezogen habe.« Ist echt fies von mir gewesen. Ich habe die ganze Fahrt bis hier in die Schweiz die Megazicke raushängen lassen und wahrscheinlich allen auch ein bisschen die Laune verdorben. »Freut mich, dass es dir doch ein bisschen gefällt, immerhin musst du es hier ja drei Wochen aushalten«, antwortete mein Vater vom Balkon, während er die riesigen Berge mit ihren sogar im Sommer schneebedeckten Gipfeln studiert.

Gleich nachdem wir hier angekommen waren, wurden wir in unser Quartier geführt. Wir hatten ein echt tolles Appartement mit Blick über die ganze Ferienanlage. Das Coolste überhaupt: Ich hatte mein eigenes kleines Zimmer und musste nicht mit Dumpfbacke Kevin schlafen.

Nachdem ich meine Sachen in ’ne Ecke geschmissen hatte, ging ich auf Tour durch die Anlage, da meine Eltern sich erst mal ausruhen wollten. Alles schaute viel hübscher aus als die Bilder im Prospekt, den uns mein Vater gezeigt hat. Das einzig wirklich große Gebäude beherbergte die Rezeption, das Restaurant und den Freizeit-, Fitness- und Wellness-Bereich. Darüber waren nur ganz wenige kleinere Zimmer. Rundherum waren Swimmingpool, Tennisplätze, Beachvolleyball, kleine Gärten sowie Appartement-Häuschen angelegt. Auf den Tennisplätzen war ein Mordsbetrieb, und ich hoffte, dass ich irgendwie eine Möglichkeit finden würde, zu spielen; zur Not sogar mit Dad oder meinem doofen Bruder.

»Meinst du, wir könnten später mal schauen, ob wir für die nächsten Tage einen Tennisplatz bekommen?«, fragte ich meinen Vater nach meiner Rückkehr in unsere Ferienwohnung. »Oops!«, antwortete er mit einem gespielt dämlichen Lächeln und klatschte sich an die Stirn. »Habe ich doch glatt vergessen dir zu sagen. Aber du warst ja so damit beschäftigt zu schmollen, da wollte ich nicht stören! Morgen früh um zehn sollst du dich unten im Clubhaus bei einem Alex melden, er ist hier einer der Tennistrainer.«

»Du bist super!«, schrie ich und warf mich um seinen Hals, was eigentlich wirklich ehrlich gemeint ist: Mein Vater ist echt gut drauf und voll o.k., er rastet nur komplett aus, wenn ich Tennismatches spiele.

3. Kapitel

Ich war jetzt schon seit einer halben Stunde neben dem Clubhaus und machte Dehnübungen, lockere Laufübungen und Seilspringen, da stand plötzlich jemand neben mir und sagte: »Hey, so was sieht man hier selten, dass sich jemand so perfekt auf eine Trainingseinheit vorbereitet. Hallo, mein Name ist Alex, lass’ mich raten, du musst Janina sein.« (Aha, ein kleiner Scherzkeks!). »Hallo Alex«, antwortete ich, während ich meine letzten Sprünge machte. »Na, wie sieht’s aus, wollen wir loslegen, wir haben den Platz da drüben?«

Es dauerte doch fast eine halbe Stunde, bis ich mich an die Verhältnisse hier gewöhnt hatte. Jeder Platz spielte sich etwas anders, und vor allem hatte ich am Anfang große Probleme, die Länge meiner Bälle zu kontrollieren. Alle meine Schläge waren viel zu lang, aber Alex hat mir dann erklärt, dass hier in einer Höhe von fast 1000 Metern über dem Meer die Bälle viel schneller und weiter fliegen. Darauf hatte ich einen neu bespannten Schläger aus meinem Bag geholt, der noch etwas härter bespannt war – und sofort hatte ich viel bessere Kontrolle.

Es machte echte viel Spaß, mit Alex zu trainieren, und wir scheuchten uns gegenseitig über den Platz. Nach einem knackig durchgezogenen Vorhand-Winner die Linie hinunter hörte ich hinter mir plötzlich: »Aber hallo, des war ’ne richtig nette Vorhand!«, worauf ich mich umdrehte und einen Kerl mit freundlichem Grinsen am Zaun hängen sah. »Kleiner Tipp: Wenn du mehr Punkte gewinnen willst, leg’ ein paar Stoppbälle mit rein. Der Alex spielt gut, aber läuft nicht sehr gerne.«

Nachdem ich meine Gedanken wieder beim Spiel hatte, hab ich’s ausprobiert, und es hat mir bis zum Ende der Trainingseinheit viele Punkte gebracht.

Erst war ich nämlich wirklich ziemlich abgelenkt: Nicht dass der Spruch mich sonderlich irritiert hätte, aber der Typ war richtig süß: Seine dunklen Haare waren unter einem ATP-Käppi versteckt, er trug ein Nike-Tennis-Outfit und die gleiche rote Head-Bag wie ich, seine Haut war superbraun und sein Gesicht war ein riesiges Lächeln.