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Herausgeberin: Laura Müller
© Illustrationen Front- und Backcover: Laura Müller
Gestaltung: Bernd Müller / grafikcafe.de
Originalausgabe Oktober 2021
© Gesamtherstellung: Literaturkreisel Olching / literaturkreisel.de
BoD - Books on Demand GmbH
ISBN 978 3 75574309 5
Gestern kam ein neuer Junge in meine Klasse. Er wirkte ziemlich nervös, was am ersten Tag in einer neuen Schule ja auch verständlich ist. Tilo ist 9 Jahre alt, genauso wie ich. In der ersten großen Pause zeigte ich ihm die Schule und den Schulhof. Dabei erzählte er mir eine echt verrückte Geschichte vom vergangenen Samstag. Und die ging so:
Tilo wollte seit langer Zeit unbedingt mal wieder in den Zoo, vor allem, um die Affen zu sehen. Er fuhr also mit seiner Familie am sonnigen Samstagvormittag in den Zoo. Dort sahen sie sich zunächst die Löwen und Tiger an, dann die Nilpferde, Giraffen und Zebras. Doch weit und breit war kein Affenhaus zu sehen. Tilo studierte den Parkplan und entdeckte, dass das Affenhaus ganz am anderen Ende des Zoogeländes lag. Da es ziemlich heiß war und alle am Morgen so aufgeregt waren, dass sie nicht genug gefrühstückt hatten, ging er mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern Marie und Emma erst einmal schön im Zoo-Restaurant Dschungel-Paradies essen. Besonders der Bananenquark, den es als Nachtisch gab, schmeckte Tilo vorzüglich.
Frisch gestärkt machten sie sich nach dem Essen endlich auf den Weg zum tropischen Affenhaus. Tilos Begeisterung merkte ich ihm immer noch ganz deudich an: Es gab riesige Gorillas, einen gemütlichen Orang Utan und viele kleine freche Schimpansen, die sich flink und laut durch die Bäume schwangen. So hatte sich Tilo das vorgestellt und beobachtete das bunte Treiben im großen Gelände, bis die Familie die Heimreise antreten musste.
Nach dem Zoobesuch ging es mit dem Auto wieder nach Hause. Auf der längeren Fahrt schlief Tilo auf dem Rücksitz ein. An seinen Traum konnte er sich heute noch genau erinnern. Ich kann mich meistens schon am Morgen nicht mehr an meine Träume erinnern, aber dieser Traum hat auf Tilo wirklich Eindruck gemacht. In seiner Fantasie fand er sich selbst in einem tropischen Land wieder, in dem es vor Affen nur so wimmelte. Hier konnten die tierischen Akrobaten sogar sprechen. Tilo fragte einen kleinen, nett aussehenden Schimpansen, der an ihm vorbei geturnt kam: „Hallo, ich bin Tilo. Wo bin ich denn hier?“ „Na, im Affenland“, antwortete der kleine Schimpanse, „komm, ich bring dich zu unserem Kaiser.“
Tilo lernte Kaiser Matti kennen und bekam ein schickes Zimmer in seinem Palast, in dem er sich ausruhen konnte. Auf dem Tisch stand ein riesiger Korb mit frischen Bananen, mit denen sich Tilo stärkte, bevor er erschöpft einschlief. Am nächsten Morgen verließ er sein Zimmer und wurde von einem jungen Gorilla namens Coco zum Frühstücksbüffet gebracht. Auch dort gab es wieder Bananen: frische Bananen, Bananenquark, Bananenmüsli, Bananenbrot und vieles mehr. So langsam wurde ihm klar, dass es hier gar nichts anderes zu essen gab und Panik stieg in ihm auf: Nie wieder Spaghetti Bolognese, Vanillepudding, Würstchen vom Grill oder Kartoffelpüree...!?
„Und dann? Wie ging es weiter?“, fragte ich Tilo gespannt. Er machte eine kurze Atempause und der Gong ertönte zum Beginn der nächsten Stunde. Wir machten uns auf den Weg zurück zum Klassenraum und Tilo erzählte weiter: „Plötzlich hörte ich eine Stimme, die mich aus meinem Traum riss. Sie kam aber glücklicherweise von keinem Affen, sondern von meinem Papa: ,Tilo! Tilo! Wir sind wieder zuhause, komm steig aus, Mama will noch Spaghetti mit dir kochen!’, beruhigte er mich.“
„Ich hätte auch mal wieder Lust, in den Zoo zu gehen“, flüsterte ich Tilo leise zu, als die Deutschstunde schon begonnen hatte. Frau Engel, unsere Klassenlehrerin, räusperte sich und machte plötzlich eine Ankündigung, die gar nichts mit unserem Deutschthema zu tun hatte: „Meine liebe 3c, wir fahren nächste Woche gemeinsam in den Zoo. Bitte verteilt den Elternbrief und bringt ihn spätestens übermorgen unterschrieben wieder mit.“ Tilo und ich konnten uns vor Lachen kaum halten. Das wird ein riesiger Spaß, wenn wir gemeinsam das Affenhaus besuchen können.
Oskar Julius Hoffmann, geb. 27.03.2012
Es war ein Samstagnachmittag im September. Ich blickte aus dem Autofenster auf die vorbeirasende Umgebung. Die Blätter der Bäume färbten sich allmählich braun, auf den Feldern wuchs der letzte Mais für dieses Jahr und auf einer Wiese sah ich ein paar Kinder Drachen steigen lassen. Ja, der Herbst ließ nicht auf sich warten und obwohl ein kühles Lüftchen wehte war es doch seltsam warm. Ich wandte meinen Blick von der Land schaft ab, und sah auf meine Rehpinscher Hündin Malou, die gerade mit einem katzenhaften Sprung aus dem Fußraum des Autos auf den Sitz neben mich gesprungen war. Mit strenger Stimme sagte ich: „NEIN!“ Sie wusste direkt was ihr Fehler gewesen war und sprang wieder zurück in den Fußraum. Ich sagte „PLATZ!“. Und sie gehorchte. Ich sah nach vorne zu meiner Mutter die nun das Auto geschickt neben zwei weiteren einparkte. Wir feierten heute den Geburtstag meiner Tante. Sie hatte uns und ein paar Andere zum Grillen eingeladen. Ich öffnete die Tür des Autos und stieg aus. Ich guckte Malou an und sagte: „OKAY!“ Das war ihr Zeichen. Sie sprang mit einem eleganten Sprung aus dem Auto hinaus und streckte sich. Meine Mutter drängte uns mittlerweile zur Haustür, wo meine Tante schon auf uns wartete. Meine Hündin bellte ihr freudig entgegen. Ich befahl ihr: „AUS!“. Sie jagte den anderen Leuten hier Angst ein und verbreitete mit ihrem Bellen schlechte Laune bei den Nachbarn. Sie blickte etwas traurig drein. Sie verstand nicht warum sie nicht bellen durfte, aber begrüßte meine Tante dennoch schwanzwedelnd. Sie bat uns rein und wir folgten ihr durch das Wohnzimmer in den Garten. Ich habe ihren Garten schon immer geliebt. Er war riesig groß, stets gepflegt und besaß einige Hochbeete mit Erdbeeren. Aber das Beste, war der Wald der sich an das Grundstück anschloss. Wie oft hatte ich dort als kleines Kind gespielt... Ich wandte den Blick ab und begrüßte nun die anderen Gäste. Mein Opa saß wie jedes Mal mit einem Bier in der Ecke und beobachtete das Geschehen. Mein Onkel zündete gerade den Grill an und auf der Terrasse saßen ein paar Mütter, die ihre Kinder auf der Wiese beim Spielen beobachteten. Sie sprachen vermutlich über Rezepte, Wetter oder die neuste Zeitschrift mit neuen Abnehmmethoden. Das alles interessierte mich zwar relativ wenig, aber ich setzte mich dennoch mit zu ihnen. Nicht zuletzt weil meine Mutter sich gerade auch zu ihnen gesellt hatte. Indes hatte Malou die rennenden Kinder entdeckt und lief freudig auf sie zu. Das erste Kind was sie bemerkte fing an zu weinen und das nächste rannte vor ihr weg. Ich rief schnell: „ZURÜCK!“ Das war Malous Zeichen dafür, dass sie zu mir kommen musste. Sie blieb abrupt stehen, sah mich etwas merkwürdig an und kam dann langsam auf mich zu getrottet. Sie konnte nicht verstehen, warum sie nicht mitspielen durfte. Sie wollte mit den Kindern doch nur etwas Spaß haben. Ich befahl ihr: „SITZ!“ und sie setzte sich augenblicklich neben mich. Ich gab ihr ein Leckerli zur Aufmunterung. Das kleine Kind hatte sich zum Glück schnell wieder beruhigt. So verbrachte ich einige Zeit auf der Terrasse, neben den quatschenden Müttern. Tatsächlich ging es gerade über die neue Zeitschrift. Aber zum Glück nicht wegen der Abenehmmethoden, sondern wegen einem veganen Rezept. Sie diskutierten über die Sinnhaftigkeit von einem Veganen Lebensstil und ob es ein gesunder wäre. Mich interessierte das ganze reichlich wenig. Also beobachtete ich meinen Onkel, der gerade die Bratwürste auf den Grill legte. Malou, die in der Zwischenzeit eingeschlafen war, zuckte mit der Nase und