Janko von Ribbeck
Schnelle Hilfe für Kinder
Notfallmedizin für Eltern

Kösel
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NOTRUFNUMMERN DEUTSCHLAND |
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Rettungsdienst/Notarzt |
112 |
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Feuerwehr |
112 |
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Notruf Mobiltelefon (ohne Vorwahl) |
112 |
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Polizei |
110 |
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Kinderarzt |
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Krankenhaus mit Kinderabteilung |
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Apotheken-Notdienst |
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NOTRUFNUMMERN ÖSTERREICH |
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Rettungsdienst/Notarzt |
144 |
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Polizei |
112 oder 133 |
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Feuerwehr |
122 |
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Vergiftungszentrale Wien im Notfall: allgemeine Fragen: |
01–406 43 43 01–40 400 22 22 |
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NOTRUFNUMMERN SCHWEIZ |
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Rettungsdienst/Notarzt |
144 oder 112 |
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Polizei |
117 oder 112 |
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Feuerwehr |
118 oder 112 |
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Vergiftungszentrale Zürich im Notfall: allgemeine Fragen: |
145 01–251 66 66 |
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IN EUROPA GILT ALS EINHEITLICHE NOTRUFNUMMER DIE 112 IN MOBILFUNK- UND FESTNETZ |
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VERGIFTUNGSZENTRALEN
24-Stunden-Notfall-Nummern

* für allgemeine Informationen, nicht im Notfall
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6. Auflage
Copyright © 2017 Kösel-Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Umschlag: Weiss Werkstatt, München
Umschlagmotiv: Zero Werbeagentur
Bildnachweise
ISBN 978-3-641-22050-1
V002
www.koesel.de
Inhalt
NOTRUFNUMMERN
VERGIFTUNGSZENTRALEN
EINFÜHRUNG
Aufbau des Buches
Die eigene Panik
Schreck und Schmerzen bei Kindern
Wer im Notfall hilft
1 LEBENSRETTENDE MASSNAHMEN
Bewusstlosigkeit bei Kindern
Beatmen
Wiederbelebung
2 NOTFÄLLE DER ATMUNG
Atmung und Sauerstoff: Was passiert im Körper?
Atembeschwerden – ein Überblick
3 THERMISCHE NOTFÄLLE
Sonnenbrand
Sonnenstich
Hitzeschäden
Unterkühlung
4 UNFÄLLE BEI KINDERN
Untersuchen des verletzten Kindes
Knochenbrüche, die leicht übersehen werden
Prellung, Verstauchung, Verrenkung & Co.
Allgemeine Maßnahmen bei Verletzungen
Bauchverletzungen
Kopfverletzungen
Elektrounfälle
Ertrinken
5 BLUTUNGEN UND WUNDEN
Stillen von Blutungen
Nasenbluten
Verletzungen im Mund
Versorgen von Wunden
Natürliche Mittel zur Wundheilung
6 SCHOCK
Was beim Schock im Körper passiert
Maßnahmen bei einem Schock
Weitere Formen des Schocks
Schock, Ohnmacht und Bewusstlosigkeit unterscheiden
7 VERBRENNUNGEN
Auswirkungen und Gefahren
Natürliche Mittel bei Verbrennungen ersten und zweiten Grades
Verhalten bei offenen Verbrennungen
8 VERGIFTUNGEN
Wie Sie eine Vergiftung erkennen
Wer hilft bei Vergiftungen?
Was Sie bei Vergiftungen tun können
Die häufigsten Vergiftungen
9 WESPEN-UND BIENENSTICH, MÜCKENSTICH UND ZECKENBISS
Wespen-und Bienenstich
Zeckenbiss – was nun?
10 BAUCHSCHMERZEN
Ursachen von akuten Bauchschmerzen
11 AUGENVERLETZUNGEN
Fremdkörper im Auge
Verletzungen des Auges
12 FIEBER BEI KINDERN
Was bei Fieber zu beachten ist
Fieber senkende Maßnahmen
Fieberkrampf
13 ERSTE HILFE MIT HOMÖOPATHIE
Grenzen der Selbstbehandlung
Dosierung
Was hilft im Notfall?
14 RICHTIG VORBEUGEN
Kinder sind noch keine Alleskönner
Vorbeugende Maßnahmen und Hilfsmittel
15 HAUSAPOTHEKE
16 SOFORTANLEITUNGEN
BILDNACHWEIS
DOWNLOAD-SERVICE
REGISTER
Notfälle nach Symptomen
ATEMNOT, ATEMBESCHWERDEN
Allergie
Asthma
Bienen-und Wespenstich
Epiglottitis
Hyperventilation
Pseudokrupp
Verschlucken eines Fremdkörpers
NICHT ANSPRECHBAR
Atemstillstand
Bewusstlosigkeit
Ertrinken
Herz-Kreislaufstillstand
Ohnmacht
Stromunfall
KOPFSCHMERZEN
Fieber
Hirnhautentzündung
Sonnenstich
Sturz
Vergiftung
BAUCHSCHMERZEN
Bauchverletzung
Blinddarmentzündung
Darmeinstülpung
Fremdkörper heruntergeschluckt
Infekte/Fieber
Nabelkolik
seelische Ursachen
Sturz
Vergiftung
SCHMERZEN AUF DER HAUT
Insektenstich
Splitter
JUCKEN DER HAUT
Sonnenbrand
Zeckenbiss
RÖTUNG DER HAUT
Entzündung der Lymphbahn (Blutvergiftung)
Kontakt mit hautreizenden Pflanzen
Stromunfall
Verbrennung
Zeckenbiss (Borreliose)
BLASSE HAUT
Schock
Schreck
SCHMERZEN IM NACKEN
Hirnhautentzündung
Sonnenstich
BLUTUNG AUS DEM OHR
Schädelbasisbruch
EINSEITIGER SCHNUPFEN
Fremdkörper in der Nase
Einführung
Wahrscheinlich gehören Sie zu den Menschen, bei denen es schon einige Zeit her ist, dass sie einen Erste-Hilfe-Kurs oder einen »Sofortmaßnahmenkurs« für den Führerschein besucht haben. Selbst wenn Sie aus diesem Kurs noch ein paar Dinge wissen sollten, ist dieses Wissen nicht ausreichend, um für die kleinen und großen Notfälle bei Babys und Kindern gewappnet zu sein. Denn viele Vorfälle aus dem Alltag unserer Kleinen, wie z.B. das Verschlucken von Fremdkörpern, kommen in einem normalen Erste-Hilfe-Kurs überhaupt nicht zur Sprache.
AUFBAU DES BUCHES
Dieses Buch ist für die Praxis geschrieben: Janko von Ribbeck leitet seit mittlerweile 20 Jahren Erste-Hilfe-Kurse speziell für Notfälle bei Kindern. Seine Aussagen sind nicht an starre Regeln gebunden, sondern stützen sich auf Erfahrungswissen.
Die Sofortanleitungen
Im hinteren Teil des Buches finden Sie Sofortanleitungen zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Themen. Diese Sofortanleitungen sind die Eckpfeiler für das richtige Handeln bei Kindernotfällen. Sie vermitteln einprägsam und knapp die wichtigsten Informationen, falls Sie in einer Notfallsituation nicht weiterwissen.
Die Seiten dieses Kapitels sind rot unterlegt, sodass Sie diesen Teil unverzüglich aufschlagen können.
Telefonnummern für den Notfall
Die Notrufnummern für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie hier. Die Rufnummern für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, den Kinderarzt und das Krankenhaus sollten Sie an dieser Stelle ergänzend hinzufügen. Hier sind die Rufnummern der Vergiftungszentralen aufgeführt.
DIE EIGENE PANIK
Gehören Sie zu den Menschen, die kein Blut sehen können und schon bei kleinen Unfällen kopflos das Weite suchen? Dann tun Sie sich mit Erster Hilfe schwer, und ich habe großes Verständnis für Sie. Denn es ist nicht einfach, als Erwachsener die nötige Ruhe und Gelassenheit zu erlernen. Wer grundsätzlich panisch reagiert, wird dieses Reaktionsmuster nur bedingt ändern können. Den wichtigsten Trick möchte ich Ihnen hier schon verraten. Es ist das Atmen. In einer Schrecksituation neigen wir dazu, den Atem anzuhalten. Mit dem Anhalten des Atems stoppen wir aber auch den Energiefluss im Körper. Die Folge sind unklare Gedanken und Handlungen. Atmen Sie durch, so wird im Zwerchfell eine Entspannung herbeigeführt, die den Energiefluss im Körper wieder harmonisiert. Mein Rat für die nächste Situation, die Sie panisch werden lässt oder aus der Ruhe bringt: Holen Sie tief Luft, und lassen Sie die Luft langsam gegen den Widerstand der Lippen entweichen.
SCHRECK UND SCHMERZEN BEI KINDERN
Verletzungen gehören zum Alltag eines Kindes. Schauen Sie einem Kind mal zu, wenn es allein spielt und sich unbeobachtet fühlt. Stößt es sich den Kopf an oder fällt es hin, wird es auch mittelstarke Schmerzen »wegstecken«, ohne zu weinen. Fühlt sich das Kind beobachtet, wird es in der gleichen Situation anders reagieren. Es wird schreien oder weinen, um die Aufmerksamkeit der erwachsenen Bezugsperson auf sich zu ziehen. Es ist legitim für ein Kind, zu schreien und Trost zu suchen. Trost und Unterstützung bauen wichtiges Vertrauen zwischen Eltern und Kind auf. Es gibt aber auch Kinder, die übermäßig jammern und sich bei jeder kleinen Schramme benehmen, als bräche die Welt zusammen. Weder für das Kind noch für den Erwachsenen ist es angenehm, wenn das Kleine wegen jeder Bagatelle heulend angelaufen kommt.
Man kann Kinder erziehen, ein gesundes Verhältnis zu Schmerzen und Verletzungen zu entwickeln. Hierfür gibt es ein paar Regeln, die Sie beachten sollten:
Lassen Sie das Kind auf sich zukommen
Hat sich ein Kind wehgetan, so eilen Sie nicht zu ihm und nehmen Sie es nicht auf den Arm, noch bevor es zu schreien beginnt. Lassen Sie sich und dem Kind einen Augenblick Zeit. Nehmen Sie Kontakt auf, und geben Sie dem Kind erst einmal Gelegenheit, seinen Schmerz und Schreck zu spüren. Das Kind soll lernen, zwischen leichten und starken Schmerzen zu unterscheiden. Hierfür braucht es Zeit – Zeit, in sich hineinzuhören, Zeit zum Spüren. Anschließend lassen Sie, wenn möglich, das Kind ein paar Schritte auf Sie zugehen oder krabbeln, und nehmen Sie es dann in den Arm. Damit ist das Kind selbst aktiv und kann seine Rolle als Opfer verlassen.
Sprechen Sie mit dem Kind über seinen Schreck
Meist steht bei Stürzen und Verletzungen der Schreck, den das Kind erleidet, im Vordergrund. Erstaunlicherweise ist es gar nicht in erster Linie der Schmerz, der es aus der Fassung bringt, sondern der Schreck. Deshalb sollten Sie das Kind, wenn Sie es auf dem Arm haben oder es trösten, auf den Schreck ansprechen, etwa: »Jetzt hast du aber einen Schreck bekommen, damit hast du gar nicht gerechnet.« So lernt das Kind, Schreck und Schmerz zu unterscheiden.

Lassen Sie sich durch Ihren eigenen Schreck nicht dazu hinreißen, mit dem Kind zu schimpfen, wenn etwas passiert ist. Geben Sie ihm mit freundlicher, ruhiger Stimme und Körperkontakt die Zuwendung, die es jetzt braucht
Lenken Sie das Kind ab
Eine weitere Methode, um einem Kind zu helfen, Abstand von Schreck und Schmerz zu gewinnen, ist die Ablenkung. Schon eine kleine Aufforderung, wie z.B. »Schließ mal deinen Mund!«, bringt das Kind auf andere Gedanken, und es kann leichter zum Alltag zurückkehren.
Hört man Kindern und Eltern zu, wenn es um den Verursacher kleiner Verletzungen geht, kann man oft Aussagen hören wie: »Der böse Stuhl!« oder »Die gemeine Tischkante!«. Derlei Reaktionen vonseiten der Erwachsenen sind völlig fehl am Platze. Erstens ist es einfach nicht wahr, dass ein lebloser Gegenstand an etwas schuld ist. Zweitens wird hier eine falsche Beziehung aufgebaut und ein Gegenstand zum Täter erklärt. Noch schlimmer ist es, wenn der Stuhl oder die Tischkante auch noch gehauen wird, vielleicht sogar mit Hilfe der Eltern. Damit lernt das Kind bereits früh, seine eigenen Unzulänglichkeiten und Missgeschicke auf andere zu projizieren und seine Fehler nicht zu sehen. Es ist zwar einfach und bequem, andere Umstände, Gegenstände und Personen für das eigene Fehlverhalten verantwortlich zu machen, doch das schafft im späteren Leben viele Probleme. Besser ist es, dem Kind in so einem Fall zu sagen: »Nun bist du gegen den Tisch gelaufen, da warst du wohl etwas ungeschickt. Der Tisch kann da aber gar nichts dafür.«
Nutzen Sie den Lerneifer des Kindes
Sie können das Kind nach einem Missgeschick auch danach fragen, was es durch die Situation gelernt hat. Helfen Sie dem Kind, die Antwort zu formulieren. Sie könnte z.B. lauten: »Wenn es auf dem Boden rutschig ist, muss ich langsam und besonders vorsichtig gehen.«
Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen
Für Babys und Kleinkinder ist es wichtig, dass die Umwelt, in der sie aufwachsen, möglichst gefahrenfrei gehalten wird. Sie sind selbst noch nicht in der Lage, Gefahren zu erkennen, ihnen auszuweichen und richtig damit umzugehen. Sie können sich also noch nicht gefahrenbewusst verhalten.
Im Alter von drei bis vier Jahren sollte man Kindern die Möglichkeit geben, mit Gefahren umzugehen. Der Mangel an Erfahrung ist auf die Dauer nachteiliger als eine kleine Schramme. Sie sollten Kinder also nicht überängstlich vor allem bewahren.
Je früher und je besser Sie Ihr Kind anleiten, sich Gefahren bewusst zu machen und sich entsprechend zu verhalten, desto weniger müssen Sie es später überwachen oder gängeln. Und dadurch kann es sich freier und selbstständiger entwickeln und eine lebenstüchtige, verantwortungsbewusste und mit dem notwendigen Selbstvertrauen ausgestattete Persönlichkeit werden.
Halten Sie Ihr Kind jedoch von allem fern, also »an der kurzen Leine«, kann zweierlei geschehen: Je nach Veranlagung und Möglichkeit wird es entweder die Beschränkungen und Verbote ignorieren. Dadurch gerät es erst recht in jene gefährlichen Situationen, die Sie doch gerade vermeiden wollten. Oder es wird kein Selbstvertrauen entwickeln, es wird resignieren und kaum die für das Leben notwendige Selbstständigkeit erlangen.

Erste Hilfe in Kita, Kindergarten und Tagespflege
Wenn Ihr Kind betreut wird, soll es auch sicher sein. Betreuungspersonal muss deswegen alle zwei Jahre einen »Erste Hilfe am Kind«-Kurs absolvieren. In seltenen Fällen werden die regelmäßigen Fortbildungen aber nur unzureichend durchgeführt. Fragen Sie einfach nach.
Die Erfahrung zeigt, dass in Kindergärten keine schlimmen Unfälle passieren. Aber schon ein Kind, das sich verschluckt oder einen plötzlichen Fieberkrampf erleidet, erfordert gute Kenntnisse über Kindernotfälle. Ein Erwachsenen-Erste-Hilfe-Kurs ist hierfür ungeeignet.
WER IM NOTFALL HILFT
Notruf
Einen Notruf »abzusetzen« (wie man im Erste-Hilfe-Jargon so schön sagt) ist einfacher, als Sie vielleicht vermuten. Sie müssen vor allem die wichtigste Notrufnummer – in den meisten Fällen ist der Rettungsdienst unter 112 zu erreichen – kennen. Die 112 gilt seit 2009 in ganz Europa in allen Fest- und Mobilfunknetzen. (Die Notrufnummern finden Sie hier.)
Wenn Sie mit dem Telefonisten in der Rettungsleitstelle, das sind in der Regel ausgebildete Rettungsassistenten, sprechen, erzählen Sie einfach und sachlich, was passiert ist. Das weitere Gespräch wird vom Telefonisten geführt. Es ist seine Aufgabe, alle nötigen Informationen von Ihnen zu erfragen. Durch meine eigene Tätigkeit in der Rettungsleitstelle weiß ich, dass es gar nicht sinnvoll ist, den Leitstellenmitarbeiter möglichst schnell mit möglichst vielen Informationen zu überschütten, denn alle Informationen müssen in den Computer eingegeben werden. Die wichtigste Information ist die exakte Beschreibung des Notfallortes. Dazu gehören entweder Straße (in Großstädten auch das Stadtviertel oder der Bezirk), Hausnummer und Stockwerk oder die genaue Beschreibung der Örtlichkeit, wenn ein Unfall außerhalb des Wohnbereiches passiert ist. Besonders wichtig ist darüber hinaus die Rufnummer des Anrufers. Ist nämlich bei der mündlichen Übermittlung ein Fehler unterlaufen, ist also z.B. »Adamstraße« statt »Asamstraße« verstanden worden, ist ein Rückruf notwendig.
Notruf mit dem Handy
Auch für Mobiltelefone gilt die Notrufnummer 112 – sie muss ohne Vorwahl gewählt werden. Diese Notruffunktion ist ohne sim-Karte nicht mehr möglich, funktioniert aber immer noch, wenn beispielsweise kein Guthaben aufgeladen ist.

Geduld ist gefragt!
Wenn Sie einen Notruf per Handy absetzen, müssen Sie einige Sekunden warten, bis eine Verbindung zur Rettungsleitstelle geschaltet werden kann. Das hat einen einfachen Grund: Ein automatisches Ortungssystem ermittelt zunächst Ihren Standort und leitet Ihren Notruf dann an die nächstgelegene Rettungsleitstelle weiter. Das kann bis zu 20 Sekunden dauern. Also: Warten Sie, bis sich die Rettungsleitstelle meldet! Brechen Sie den Notruf nicht ab!
Rettungsdienst
Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, was Sie erwartet, wenn der Rettungsdienst kommt, möchte ich zunächst einige Begriffe erläutern:

Die Rettungsleitstelle entscheidet, ob ein Notarzt geschickt wird
Im Normalfall schickt die Rettungsleitstelle einen Rettungswagen. Bei lebensbedrohlichen Zuständen wird der Notarzt mit alarmiert. Außerhalb von Großstädten gibt es nur das so genannte Rendezvous-System, bei dem der Notarzt mit einem eigenen Einsatz-Pkw zur Einsatzstelle gefahren wird und zusammen mit dem Rettungswagen einen Notarztwagen bildet. Ein Notarzt wird nur dann benötigt, wenn Leben unmittelbar, etwa durch Bewusstlosigkeit oder Atemnot, bedroht ist.
Ob Ihnen ein Rettungswagen, Notarztwagen oder gar ein Rettungshubschrauber geschickt wird, entscheidet die Rettungsleitstelle. Bedenken Sie immer, dass etwa zehn Minuten in der Großstadt und entsprechend längere Zeiten auf dem Land vergehen, bis der Rettungsdienst bei Ihnen eintrifft.
Viele Menschen haben Angst, den Rettungsdienst unnötig zu rufen und für einen Fehleinsatz unter Umständen die Kosten tragen zu müssen. Derlei Befürchtungen sind unnötig, insbesondere bei Kindern! Fehleinsätze in dem Sinne gibt es nicht, auch wenn sich beim Eintreffen des Rettungsdienstes herausstellt, dass medizinische Hilfe nicht nötig ist. Ein Beispiel dazu: Es gelingt Ihnen nicht, das Nasenbluten eines Kindes zu stoppen, daraufhin rufen Sie den Rettungsdienst. Trifft der Rettungswagen ein und das Nasenbluten hat in der Zwischenzeit aufgehört, entstehen keine Kosten. Immer erst bei einem Transport ins Krankenhaus fallen Kosten an, die jedoch von der Krankenkasse übernommen werden.
Giftnotruf
Bei Vergiftungen wenden Sie sich an eine Vergiftungszentrale zur Beurteilung der Vergiftung und zur Anleitung für die entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen. Es ist immer sinnvoll, eine Vergiftungszentrale anzurufen, Toxikologen können am besten beurteilen, wie gefährlich eine Vergiftung ist. Die Ärzte in der Vergiftungszentrale alarmieren in der Regel den Rettungsdienst für Sie, falls nötig.
Die Rufnummern der Vergiftungszentralen finden Sie hier.
Krankenhaus
In manchen Fällen, beispielsweise bei kleinen Schnittverletzungen, ist es sinnvoll, selbst mit dem Kind in ein Krankenhaus zu fahren. Doch sollten Sie hierbei zwei Dinge beachten:
Der Rettungsdienst hat die Aufgabe, auch bei kleineren Verletzungen den Transport ins Krankenhaus durchzuführen.
Kinder können nur in einem Krankenhaus mit einer Kinderabteilung optimal behandelt werden. Einige Krankenhäuser besitzen keine Kinderabteilung und sind daher für Kindernotfälle ungeeignet. Sie müssen damit rechnen, weggeschickt zu werden. Viele Eltern wissen nicht, welche Krankenhäuser eine Kinderabteilung haben. Internetsuchmaschinen wie Google versagen oft bei der Suche nach Kinderkliniken. Die Rettungsleitstelle hilft Ihnen gerne bei der Suche nach der nächsten Kinderklinik.
Kinderarzt
Die Praxis eines Kinderarztes ist nur bedingt geeignet, Notfälle bei Kindern zu versorgen, da Untersuchungen wie z.B. Röntgen oft nicht möglich sind. Auch die Voraussetzungen zur Versorgung von Wunden sind nur bedingt gegeben. Im Zweifelsfall rufen Sie den Rettungsdienst, oder fahren Sie in ein Krankenhaus mit Kinderabteilung.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Wenn die Arztpraxen abends, nachts und am Wochenende geschlossen haben, ist von der Kassenärztlichen Vereinigung ein Hausbesuchsdienst eingerichtet. In Großstädten innerhalb Deutschlands ist dieser Ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 erreichbar.
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nur für nicht akute Fälle zuständig, z.B. für fieberhafte Infekte. Es dauert bis zu mehreren Stunden, bis ein Arzt des Bereitschaftsdienstes eintrifft. Kinderärzte stehen über den Bereitschaftsdienst nicht zur Verfügung.

Erste Hilfe, was ist das eigentlich?
Dieses Buch als Erste-Hilfe-Ratgeber vermittelt mehr Informationen, als der offizielle Erste-Hilfe-Lehrplan enthält. Die Erste Hilfe besitzt einen rechtlichen Rahmen und beschränkt sich auf das Nötigste. Von Bedeutung ist dies vor allem, wenn Personen berufsbedingt Kinder betreuen. Die Erste Hilfe erlaubt in diesem Falle beispielsweise das Anlegen von Verbänden und Pflastern, verbietet aber die Verwendung von Wunddesinfektionsmitteln und Medikamenten.
Seit 2006 gab es große Veränderungen an den Erste-Hilfe-Lehrplänen, was z.B. die Wiederbelebung angeht. Die gute Nachricht: Es ist sehr viel einfacher geworden. Man hat erkannt, dass weniger oft mehr ist. Viele Regeln und Anweisungen hat man einfach gestrichen. Das Ergebnis ist eine relativ simple Wiederbelebung. Viele Kursteilnehmer sind heute positiv überrascht, wie einfach Erste Hilfe sein kann, wenn man den Ersthelfer nicht mehr mit Regeln überfordert, die er sich sowieso kaum merken kann.
Die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge und Richtlinien sind mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der medizinischen Wissenschaft zusammengetragen. Dennoch sind Fehler nicht völlig ausgeschlossen. Der Verlag und der Autor übernehmen keine Haftung für die in diesem Buch enthaltenen Informationen und Ratschläge. Das Buch enthält nur für jene Fälle, die ein hohes Gefahrenpotenzial aufweisen, den Rat, einen Notruf abzusetzen oder ärztliche Hilfe anzufordern. In allen anderen Fällen liegt diese Entscheidung in der Verantwortung des Ersthelfers.
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Lebensrettende Maßnahmen

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