Für Cap, Charlie und Isabel
Ich stehe da und schaue zu, wie sich eine dünne Ascheschicht auf meine abgetragenen Lederschuhe legt. Hier war das Bett, das ich früher einmal mit meiner Schwester Prim geteilt habe. Da drüben stand der Küchentisch. Die Ziegel des Kamins, der eingestürzt ist und nun als verkohlter Haufen daliegt, dienen mir als Orientierung im Haus. Wie sollte ich mich sonst in dieser grauen Wüste zurechtfinden?
Von Distrikt 12 ist praktisch nichts mehr übrig. Vor einem Monat haben die Brandbomben des Kapitols die armseligen Häuser der Minenarbeiter im Saum ausradiert, die Geschäfte in der Stadt, selbst das Gerichtsgebäude. Nur das Dorf der Sieger blieb von der Vernichtung verschont. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, damit es als Unterkunft für den einen oder anderen dient, der vom Kapitol hergeschickt wird. Ein einsamer TV-Reporter zum Beispiel. Oder eine Expertengruppe, die den Zustand der Kohleminen beurteilen soll. Ein Trupp Friedenswächter, der nach heimkehrenden Flüchtlingen sucht.
Doch niemand ist zurückgekommen, außer mir. Und das auch nur kurz. Die Regierenden von Distrikt 13 waren dagegen, dass ich noch mal herkomme. Sie sahen darin ein kostspieliges und sinnloses Wagnis, denn mindestens ein Dutzend unsichtbare Hovercrafts schwirren zu meinem Schutz über mir, und neue Erkenntnisse sind nicht zu erwarten. Aber ich musste es einfach sehen. So sehr, dass ich das zur Bedingung dafür gemacht habe, bei ihren Plänen mitzuwirken.
Schließlich gab Plutarch Heavensbee, der Oberste Spielmacher, der die Rebellenorganisation im Kapitol angeführt hat, sich geschlagen: »Lasst sie doch hinfahren. Lieber einen Tag verlieren als noch einen Monat. Vielleicht braucht sie die kleine Tour nach 12 einfach, um sich davon zu überzeugen, dass wir auf derselben Seite stehen.«
Dieselbe Seite. Ein stechender Schmerz durchzuckt meine linke Schläfe, ich presse die Hand dagegen. Es ist die Stelle, wo Johanna Mason mich mit der Drahtrolle getroffen hat. Die Erinnerungen verschwimmen, während ich versuche herauszufinden, was wahr ist und was falsch. Welche Abfolge von Ereignissen hat dazu geführt, dass ich hier in den Ruinen meiner Heimatstadt stehe? Keine leichte Frage, denn die Gehirnerschütterung klingt noch immer nach, und noch immer neigen meine Gedanken dazu, durcheinanderzugeraten. Und die Medikamente, die sie mir geben, um Schmerzen und Stimmung zu regulieren, führen manchmal dazu, dass ich Dinge sehe. Glaube ich wenigstens. So ganz bin ich immer noch nicht davon überzeugt, dass es eine Halluzination war, als sich der Boden der Krankenstation neulich nachts in einen Teppich aus sich windenden Schlangen verwandelte.
Ich wende die Technik an, die einer der Ärzte mir empfohlen hat. Ich fange mit den einfachen Dingen an, von denen ich weiß, dass sie wahr sind, und arbeite mich dann zu den komplizierten vor. In meinem Kopf gehe ich die Liste durch …
Ich heiße Katniss Everdeen. Ich bin siebzehn Jahre alt. Meine Heimat ist Distrikt 12. Ich war in den Hungerspielen. Ich bin geflohen. Das Kapitol hasst mich. Peeta wurde gefangen genommen. Man geht davon aus, dass er tot ist. Höchstwahrscheinlich ist er tot. Es wäre für alle das Beste, wenn er tot ist …
»Katniss. Soll ich zu dir runterkommen?« Durch das Headset, auf dem die Rebellen bestanden haben, dringt Gales Stimme zu mir. Gale ist mein bester Freund. Er sitzt oben in einem Hovercraft und wacht über mich, bereit zum Sturzflug, falls irgendwas nicht stimmen sollte. Erst jetzt merke ich, dass ich auf dem Boden kauere, Ellbogen auf den Oberschenkeln, Kopf zwischen den Händen. Vielleicht sehe ich so aus, als ob ich gleich zusammenbreche. Aber das darf ich nicht. Nicht jetzt, da sie endlich die Medikamente absetzen wollen.
Ich richte mich auf. »Nein. Mir geht’s gut«, sage ich. Zur Bekräftigung kehre ich meinem alten Haus den Rücken zu und gehe in Richtung Stadt. Gale wollte zusammen mit mir in Distrikt 12 abgesetzt werden, aber als ich seine Gesellschaft ablehnte, hat er nicht weiter darauf bestanden. Er versteht, dass ich heute niemanden in meiner Nähe haben möchte. Nicht mal ihn. Manche Wege muss man allein gehen.
Der Sommer war glühend heiß und knochentrocken. Die Aschehaufen, die der Angriff hinterlassen hat, blieben nahezu unberührt von Regentropfen. Meine Schritte lassen sie einstürzen und an anderer Stelle wiedererstehen. Kein Windstoß zerstreut sie. Ich hefte den Blick fest auf die Straße, die in meiner Erinnerung hier einmal verlaufen ist. Vorhin, als ich auf der Weide gelandet bin, habe ich nicht aufgepasst und bin gegen einen Stein gestoßen. Nur dass es kein Stein war, sondern ein Totenschädel. Er kullerte davon und blieb mit dem Gesicht nach oben liegen, und lange konnte ich den Blick nicht von den Zähnen wenden, die ganze Zeit fragte ich mich, wem sie wohl mal gehört haben. Meine würden unter solchen Umständen wohl ganz ähnlich aussehen.
Aus Gewohnheit bleibe ich auf der Straße, aber das ist keine gute Idee, denn überall liegen Überreste der Menschen, die versucht haben zu fliehen. Einige wurden vollständig eingeäschert. Andere, die wahrscheinlich im Qualm erstickt sind, entkamen der schlimmsten Feuersbrunst und liegen nun in unterschiedlichen Stadien der Verwesung da und stinken vor sich hin, bedeckt mit Fliegen, Beute für die Aasfresser. Ich habe dich getötet, denke ich, während ich an den Haufen vorbeigehe. Und dich. Und dich.
Denn das habe ich. Es war mein Pfeil, abgeschossen auf den wunden Punkt im Kraftfeld um die Arena, der diesen Feuersturm der Vergeltung verursacht, ganz Panem ins Chaos gestürzt hat.
In meinem Kopf hallen die Worte von Präsident Snow nach, die er an dem Morgen sprach, als die Tour der Sieger begann: »Katniss Everdeen, das Mädchen, das in Flammen stand – von dir ist ein Funke ausgegangen, der sich, wenn wir uns nicht darum kümmern, zu einem Inferno auswachsen könnte, das Panem zerstört.« Man sieht, er hat nicht übertrieben oder geblufft, um mich einzuschüchtern. Vielleicht wollte er mich wirklich nur einbinden, meine Hilfe gewinnen. Aber das, was ich in Gang gesetzt hatte, ließ sich nicht mehr kontrollieren.
Feuer, immer neues Feuer, denke ich benommen. In der Ferne stoßen die Brände in den Kohleminen schwarzen Rauch aus. Doch es ist niemand mehr da, der sich darum kümmern könnte. Neunzig Prozent der Bevölkerung im Distrikt sind tot. Die verbliebenen etwa achthundert Menschen leben als Flüchtlinge in Distrikt 13 – was, soweit es mich betrifft, im Grunde bedeutet, heimatlos zu sein.
So dürfte ich nicht denken, ich weiß. Ich müsste dankbar dafür sein, wie wir – krank, verletzt, hungernd und mit leeren Händen – dort aufgenommen wurden. Trotzdem kann ich einfach nicht verdrängen, dass Distrikt 13 an der Zerstörung von 12 maßgeblich beteiligt war. Das nimmt mir bestimmt nicht meine Schuld – ich habe viel Schuld auf mich geladen. Aber ohne die Rebellen wäre ich nicht Teil eines größeren Plans zum Sturz des Kapitols geworden, ich hätte gar nicht die Mittel dazu gehabt.
Die Bürger von Distrikt 12 besaßen keine eigene organisierte Widerstandsbewegung. Sie hatten mit alldem nichts zu tun. Sie hatten nur das Pech, dass sie mich hatten. Manche der Überlebenden sind glücklich, endlich weg zu sein aus Distrikt 12, in Freiheit. Den ewigen Hunger und die Unterdrückung hinter sich gelassen zu haben, die gefahrvollen Minen, die Peitsche von Romulus Thread, dem letzten Obersten Friedenswächter von Distrikt 12. Sie betrachten es als Wunder, dass sie überhaupt ein neues Zuhause haben, denn bis vor Kurzem wussten wir nicht mal, dass es Distrikt 13 überhaupt noch gibt.
Das Verdienst der Flucht gebührt nach einhelliger Meinung Gale, obwohl er sich sträubt, das zu akzeptieren. Sobald das Jubel-Jubiläum vorbei war – das heißt, sobald ich aus der Arena gezogen worden war –, wurde in Distrikt 12 der Strom abgestellt, die Bildschirme wurden schwarz, und im Saum wurde es so still, dass die Leute den Herzschlag ihres Nachbarn hören konnten. Niemand regte sich, um zu protestieren oder das Geschehen in der Arena zu bejubeln. Trotzdem tauchten binnen einer Viertelstunde am Himmel Hoverplanes auf und es hagelte Bomben.
Gale hatte die Idee mit der Weide, einem der wenigen Orte im Distrikt, die nicht mit alten, in Kohlenstaub eingebetteten Holzhäusern bebaut waren. Dorthin trieb er so viele Leute, wie er konnte, einschließlich meiner Mutter und Prim. Er stellte eine Gruppe zusammen, die den Zaun niederriss – der nun, da der Strom fehlte, nur noch aus harmlosem Maschendraht bestand –, und führte die Menschen in den Wald. Er brachte sie an den einzigen Ort, der ihm einfiel: den See, den mein Vater mir als Kind gezeigt hat. Von dort aus schauten sie zu, wie in der Ferne die Flammen alles, was sie von der Welt kannten, verschlangen.
Als der Morgen graute, waren die Bomber längst wieder verschwunden, die Feuer erstarben, die letzten Nachzügler waren eingesammelt. Meine Mutter und Prim hatten ein Krankenlager eingerichtet und versuchten, die Verletzten mit dem zu behandeln, was sie im Wald fanden. Gale besaß zwei Ausrüstungen mit Pfeil und Bogen, ein Jagdmesser sowie ein Fischernetz, und damit mussten er und diejenigen, die kräftig genug waren, mehr als achthundert verschreckte Menschen ernähren. Drei Tage hielten sie so durch. Dann tauchte plötzlich aus heiterem Himmel ein Hovercraft auf und brachte sie nach Distrikt 13, wo es zahllose saubere weiße Wohneinheiten, ausreichend Kleidung und drei Mahlzeiten am Tag gab. Die Wohneinheiten hatten den Schönheitsfehler, dass sie unterirdisch angelegt waren, die Kleidung war für alle gleich und das Essen schmeckte praktisch nach nichts, doch die Flüchtlinge aus Distrikt 12 kümmerte das alles nicht. Sie waren in Sicherheit. Jemand sorgte sich um sie. Sie waren am Leben und wurden überschwänglich willkommen geheißen.
Diese Begeisterung wurde allgemein als Freundlichkeit interpretiert. Doch ein Mann namens Dalton, ein Flüchtling aus Distrikt 10, der es ein paar Jahre zuvor zu Fuß nach 13 geschafft hatte, verriet mir das wahre Motiv. »Sie brauchen uns. Dich, mich, uns alle. Vor einer Weile hatten sie hier eine Pockenepidemie oder so, der viele zum Opfer gefallen sind, und die meisten der Überlebenden wurden unfruchtbar. Neues Zuchtvieh, das sind wir für sie.« Dalton hatte in seinem Heimatdistrikt auf einer Rinderfarm gearbeitet und die genetische Vielfalt der Herde gesichert, indem er den Kühen tiefgefrorene Embryonen einpflanzte. Ich vermute stark, er hat recht mit Distrikt 13, denn Kinder sieht man dort so gut wie keine. Aber was soll’s? Wir leben ja nicht eingepfercht, wir werden angelernt, um zu arbeiten, die Kinder gehen zur Schule. Die über Vierzehnjährigen wurden in die Armee aufgenommen und werden respektvoll mit »Soldat« angesprochen. Jeder Flüchtling hat automatisch die Staatsbürgerschaft von Distrikt 13 bekommen.
Trotzdem, ich hasse sie. Aber inzwischen hasse ich ja fast alle. Am meisten mich selbst.
Der Boden unter meinen Füßen wird auf einmal hart und unter dem Ascheteppich spüre ich die Pflastersteine des Platzes. Ringsum, wo einst die Geschäfte standen, sieht man eine flache Begrenzung aus Trümmern. Ein rußgeschwärzter Schutthaufen erhebt sich dort, wo einmal das Gerichtsgebäude war. Ich gehe weiter zu der Stelle, wo die Bäckerei von Peetas Familie gestanden haben muss. Es ist kaum mehr davon übrig als ein geschmolzener Klumpen, da, wo früher der Ofen stand. Peetas Eltern, seine beiden älteren Brüder – keiner von ihnen hat es nach 13 geschafft. Kaum ein Dutzend derjenigen, die in Distrikt 12 einmal als die Wohlhabenden galten, sind dem Feuer entkommen. Es wäre also sowieso nichts mehr da, wohin Peeta zurückkommen könnte. Außer mir …
Ich gehe weiter und stoße gegen etwas, verliere das Gleichgewicht und sitze plötzlich auf einem Metallbrocken, den die Sonne erwärmt hat. Ich grübele, was es gewesen sein könnte, dann fällt mir ein, dass Thread den Platz bei seinem Amtsantritt hat umgestalten lassen. Pfähle, Pranger und das hier, die Galgen – oder was davon übrig geblieben ist. Schlecht. Ganz schlecht. Das ruft wieder die Flut der Bilder hervor, die mich quälen, ob ich wach bin oder schlafe. Peeta, der gefoltert wird – ertränkt, verbrannt, zerfleischt, mit Stromstößen gequält, verstümmelt, geschlagen –, während das Kapitol versucht, Informationen über die Rebellion aus ihm herauszuholen, die er gar nicht hat. Ich mache die Augen ganz fest zu und versuche, ihn über die vielen Hundert Meilen hinweg zu erreichen, ihm meine Gedanken zu übertragen, um ihm zu sagen, dass er nicht allein ist. Aber er ist es. Und ich kann ihm nicht helfen.
Schnell weg. Fort von dem Platz, an den einzigen Ort, den das Feuer nicht zerstört hat. Ich gehe an der Ruine des Bürgermeisterhauses vorbei, wo meine Freundin Madge einst lebte. Keine Nachricht über ihren Verbleib oder den ihrer Familie. Wurden sie dank der Position ihres Vaters ins Kapitol evakuiert oder hat man sie den Flammen überlassen? Aschewolken wirbeln rings um mich auf und ich ziehe mir den Hemdkragen über den Mund. Es ist nicht die Frage, was ich einatme, die mir die Kehle zuschnürt, sondern wen.
Der Rasen ist versengt, der graue Schnee ist auch hier gefallen, doch die zwölf schönen Häuser im Dorf der Sieger sind unversehrt. Ich stürze in das Haus, in dem ich das ganze letzte Jahr über gelebt habe, schlage die Tür hinter mir zu und lehne mich dagegen. Alles scheint unberührt. Sauber. Gespenstisch still. Wieso bin ich nach Distrikt 12 zurückgekehrt? Wie sollte dieser Besuch mir dabei helfen, die Frage zu beantworten, der ich nicht ausweichen kann?
»Was soll ich tun?«, flüstere ich den Wänden zu. Ich weiß es wirklich nicht.
Die Leute reden auf mich ein, sie reden, reden, reden. Plutarch Heavensbee. Seine berechnende Assistentin, Fulvia Cardew. Eine bunte Truppe von Anführern aus den Distrikten. Militärs. Ausgenommen Alma Coin, die Präsidentin von Distrikt 13, die alles bloß beobachtet. Sie ist um die fünfzig, das graue Haar fällt ihr wie ein Tuch auf die Schultern. Ihre Haare faszinieren mich irgendwie, sie sind so gleichförmig, ohne Makel, ohne Strähnen, kein einziges ist gespalten. Auch Coins Augen sind grau, aber nicht so wie die Augen der Leute aus dem Saum. Sondern blass, fast als wäre alle Farbe aus ihnen gewichen. Die Farbe von Schneematsch, der nur dazu da ist wegzutauen.
Ich soll die Rolle spielen, die sie sich für mich ausgedacht haben. Das Symbol der Revolution. Der Spotttölpel. Was ich in der Vergangenheit getan habe – dem Kapitol bei den Spielen die Stirn zu bieten und damit alle vereint zu haben –, das ist nicht genug. Jetzt soll ich der tatsächliche Anführer werden, das Gesicht, die Stimme, die Verkörperung der Revolution. Die Figur, die den Distrikten – von denen sich die meisten inzwischen im offenen Krieg mit dem Kapitol befinden – den Weg zum Sieg weist. Aber nicht nur ich allein. Ein ganzes Team steht bereit, das mich umsorgen, einkleiden, meine Ansprachen verfassen, meine Auftritte planen soll – so schrecklich vertraut klingt das –, ich selbst muss nur meine Rolle spielen, so überzeugend wie möglich. Manchmal höre ich ihnen zu, manchmal betrachte ich auch nur die perfekte Linie von Coins Haar und grübele über der Frage, ob sie wohl eine Perücke trägt. Irgendwann verlasse ich den Raum, weil ich Kopfschmerzen bekomme oder weil es Essenszeit ist oder weil ich gleich anfange zu schreien, wenn ich nicht ans Tageslicht komme. Ich mache mir nicht die Mühe eines Kommentars. Ich stehe einfach auf und gehe hinaus.
Gestern Nachmittag, als sich die Tür hinter mir schloss, hörte ich Coin sagen: »Ich habe euch ja gesagt, wir hätten zuerst den Jungen retten sollen.« Sie meint Peeta. Da bin ich ganz ihrer Meinung. Er hätte ein vorzügliches Sprachrohr abgegeben.
Und wen haben sie sich stattdessen aus der Arena geangelt? Mich, aber ich kooperiere nicht. Dazu noch Beetee, einen älteren Erfinder aus Distrikt 3, den ich nur selten sehe, weil er in die Waffenabteilung verfrachtet wurde, kaum dass er wieder aufrecht sitzen konnte. Sie haben ihn buchstäblich im Krankenbett auf irgendein Topsecret-Gelände gekarrt und seitdem lässt er sich nur gelegentlich zu den Mahlzeiten blicken. Er ist sehr intelligent und sehr willig, sich in den Dienst der Sache zu stellen, aber ein Agitator ist er sicher nicht. Dann ist da noch Finnick Odair, das Sexsymbol aus dem Fischereidistrikt, der in der Arena dafür gesorgt hat, dass Peeta überlebte, als ich dazu nicht in der Lage war. Finnick wollen sie auch in einen Rebellenführer verwandeln, aber erst müssen sie es hinkriegen, dass er länger als fünf Minuten wach bleibt. Und selbst wenn er bei Bewusstsein ist, muss man ihm alles dreimal sagen, damit es zu ihm durchdringt. Die Ärzte meinen, das kommt von dem Stromschlag, den er in der Arena abbekommen hat, aber ich weiß, dass es so einfach nicht ist. Ich weiß, dass Finnick sich auf nichts in Distrikt 13 konzentrieren kann, weil er unbedingt wissen muss, was das Kapitol mit Annie anstellt, dem verrückt gewordenen Mädchen aus seinem Heimatdistrikt, dem einzigen Menschen auf Erden, den er liebt.
Meinen Vorbehalten zum Trotz habe ich Finnick schließlich verziehen, dass er in die Verschwörung, deretwegen ich hier gelandet bin, eingeweiht war. Er hat wenigstens eine Ahnung davon, was ich durchmache. Außerdem hält man es kaum durch, jemandem böse zu sein, der die ganze Zeit weint.
Wie ein Jäger, um ja kein Geräusch zu machen, schleiche ich mich durchs Erdgeschoss. Ich nehme ein paar Andenken mit: ein Foto meiner Eltern am Tag ihrer Hochzeit, ein blaues Haarband für Prim, das Familienbuch über Ess- und Arzneipflanzen. Das Buch öffnet sich auf einer Seite mit gelben Blumen, und ich schlage es sofort wieder zu, denn die Zeichnung stammt von Peetas Pinsel.
Was soll ich tun?
Hat es überhaupt einen Sinn, irgendwas zu tun? Meine Mutter, meine Schwester und Gales Familie sind endlich in Sicherheit. Was den Rest aus Distrikt 12 betrifft, so sind die Leute entweder tot, woran ich auch nichts mehr ändern kann, oder in Distrikt 13. Bleiben noch die Rebellen in den anderen Distrikten. Natürlich hasse ich das Kapitol, aber ich glaube nicht daran, dass es denen, die für seinen Sturz kämpfen, irgendetwas bringt, wenn ich der Spotttölpel bin. Wie kann ich den Distrikten helfen, wenn jeder meiner Schritte nur dazu führt, dass andere leiden oder ihr Leben verlieren? Der alte Mann in Distrikt 11, der erschossen wurde, weil er eine Melodie gepfiffen hat. Das brutale Vorgehen in Distrikt 12, nachdem ich gegen die Auspeitschung von Gale eingeschritten bin. Mein Stylist Cinna, den sie unmittelbar vor Beginn der Spiele blutig geschlagen und bewusstlos aus dem Startraum geschleift haben. Plutarchs Informanten vermuten, dass er bei einem Verhör getötet wurde. Der geniale, geheimnisvolle, liebenswerte Cinna ist tot, und das nur meinetwegen. Ich schiebe den Gedanken weg, er ist zu schmerzlich, und wenn ich länger bei ihm verweile, könnte mir die Kontrolle über die Situation ganz entgleiten.
Was soll ich tun?
Wenn ich der Spotttölpel werde – könnte der Schaden, den ich damit anrichte, durch irgendetwas aufgewogen werden? An wen könnte ich mich mit dieser Frage wenden? Bestimmt nicht an die Truppe aus Distrikt 13. Jetzt, da meine und Gales Familie in Sicherheit sind, könnte ich eigentlich auch einfach davonlaufen. Es gibt allerdings eine unbekannte Größe in der Rechnung. Peeta. Wenn ich ganz sicher wüsste, dass er tot ist, könnte ich einfach in den Wald verschwinden und nie mehr zurückkehren. Aber so sitze ich hier fürs Erste fest.
Ein Fauchen lässt mich herumfahren. In der Küchentür steht der hässlichste Kater der Welt, er macht einen Buckel und legt die Ohren an. »Butterblume!«, rufe ich. Tausende sind gestorben, doch er hat überlebt und sieht sogar wohlgenährt aus. Wie hat er das gemacht? Durch ein Fenster in der Speisekammer, das wir immer angelehnt gelassen haben, konnte er nach Belieben rein und raus. Bestimmt hat er sich von Feldmäusen ernährt. An anderes mag ich nicht denken.
Ich gehe in die Hocke und strecke die Hand aus. »Komm her, alter Junge.« Höchst unwahrscheinlich, dass er das tut. Er schmollt, weil er sich selbst überlassen wurde. Außerdem biete ich ihm nichts zu fressen an, und nur dass ich ab und zu einen Brocken für ihn hatte, ließ mich vor seinen Augen bestehen. Eine Zeit lang trafen wir uns im alten Haus, weil wir beide das neue nicht mochten, und da sah es fast so aus, als würden wir uns ein bisschen näherkommen. Aber diese Zeiten sind eindeutig vorbei. Er blinzelt mit seinen hässlichen gelben Augen.
»Möchtest du Prim sehen?« Beim Klang dieses Namens wird der Kater aufmerksam. Neben seinem eigenen Namen ist dies das einzige Wort, das für ihn eine Bedeutung hat. Er gibt ein eingerostetes »Miau« von sich und kommt näher. Ich hebe ihn hoch, streichle sein Fell, gehe hinüber zum Wandschrank, wo ich meinen Beutel für die Jagdbeute aufbewahre, und stopfe ihn kurzerhand hinein. Es gibt keinen anderen Weg, ihn ins Hovercraft zu befördern, und meiner Schwester bedeutet er alles. Ihre Ziege Lady, ein Tier von praktischerem Nutzen, hat sich leider noch nicht blicken lassen.
Gale meldet sich über das Headset und sagt, dass wir fortmüssen. Aber der Jagdbeutel hat mich noch an etwas anderes erinnert. Ich hänge den Gurt an eine Stuhllehne und springe die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer. Im Schrank dort hängt die Jagdjacke meines Vaters. Ich habe sie vor den Jubiläumsspielen aus dem alten Haus mitgebracht, weil ich dachte, sie könnte meiner Mutter und meiner Schwester nach meinem Tod ein wenig Trost spenden. Gott sei Dank, sonst wäre sie jetzt Asche.
Das weiche Leder fühlt sich wohltuend an, und einen Augenblick lang beruhigen mich die Erinnerungen an die Stunden, in denen ich mich darin eingehüllt habe. Völlig grundlos werden meine Handflächen plötzlich schwitzig. Ein komisches Gefühl kriecht über meinen Rücken bis in den Nacken. Ich fahre herum, aber der Raum ist leer. Aufgeräumt. Alles an seinem Platz. Es war kein Geräusch, das mich in Alarm versetzt hat. Was dann?
Meine Nase zuckt. Es ist der Geruch. Süßlich, künstlich. Aus der Vase mit den vertrockneten Blumen auf meiner Kommode schaut ein weißer Farbklecks. Vorsichtig gehe ich näher heran. Dort, halb verdeckt von ihren konservierten Schwestern, prangt eine weiße Rose. Vollkommen, bis in den letzten Dorn und das letzte seidige Blatt.
Ich weiß sofort, wer sie mir geschickt hat.
Präsident Snow.
Von dem Gestank wird mir übel, ich weiche zurück und verlasse den Raum. Wie lange steht sie schon da? Einen Tag? Eine Stunde? Bevor ich hineindurfte, haben die Rebellen das Dorf der Sieger sicherheitshalber nach Sprengstoff, Wanzen und anderen verdächtigen Sachen abgesucht. Vielleicht haben sie der Rose keine Bedeutung geschenkt? Ich schon.
Unten schnappe ich mir den Jagdbeutel und schleife ihn achtlos über den Boden, bis mir siedend heiß einfällt, dass ja jemand darin ist. Vom Rasen vor dem Haus aus winke ich wild dem Hovercraft, während Butterblume heftig strampelt. Ich verpasse ihm einen Schlag mit dem Ellbogen, aber das macht ihn erst richtig wütend. Das Hovercraft kommt näher, eine Leiter wird herabgelassen. Ich steige auf, und der Strom bannt mich, bis ich an Bord gezogen bin.
Gale hilft mir von der Leiter herunter. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Ja«, sage ich und wische mir mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht.
Er hat mir eine Rose dagelassen!, würde ich am liebsten schreien, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Information wirklich loswerden will, solange jemand wie Plutarch dabei ist. Weil es sich anhören würde, als wäre ich übergeschnappt. Als hätte ich mir das entweder nur eingebildet, was ja durchaus möglich ist, oder als würde ich überreagieren, und dann würden sie mich wieder in das Traumland des Drogenrauschs schicken, dem ich unbedingt entkommen möchte. Niemand wird verstehen, wieso das nicht einfach nur irgendeine Blume und auch nicht nur irgendeine Blume von Präsident Snow ist, sondern ein Racheversprechen. Denn niemand außer mir hat mit ihm in dem Arbeitszimmer gesessen, damals, vor der Tour der Sieger, als er mir drohte.
Die schneeweiße Rose auf meiner Kommode ist eine persönliche Botschaft an mich. Sie weist auf eine offene Rechnung hin. Sie flüstert: Ich kann dich finden. Ich kann dich erreichen. Vielleicht beobachte ich dich genau in diesem Augenblick.
Kommen jetzt die Hoverplanes des Kapitols angeschossen, um uns vom Himmel zu fegen? Während wir über Distrikt 12 hinweggleiten, suche ich beklommen nach Anzeichen für einen Angriff, aber niemand verfolgt uns. Nach ein paar Minuten entnehme ich einer Unterhaltung zwischen dem Piloten und Plutarch, dass der Luftraum frei ist, und entspanne mich ein wenig.
Gale nickt zu dem Gemaunze hin, das aus dem Beutel kommt. »Jetzt verstehe ich, warum du noch mal zurückmusstest.«
»Die Chance war nun wirklich gleich null.« Ich pfeffere den Beutel auf einen Sitz, von dem aus das abscheuliche Tier ein tiefes, kehliges Knurren ausstößt. »Ach, sei still«, sage ich zu dem Beutel, während ich mich gegenüber in einen gepolsterten Fensterplatz sinken lasse.
Gale setzt sich neben mich. »Ziemlich schlimm da unten, was?«
»Schlimmer geht es kaum«, antworte ich. Ich schaue ihm in die Augen und sehe meinen eigenen Kummer darin gespiegelt. Unsere Hände finden sich, sie halten einen Teil von Distrikt 12 fest, den Snow nicht hat zerstören können. Den Rest des Fluges nach Distrikt 13, der nur eine Dreiviertelstunde dauert, sitzen wir einfach so da. Zu Fuß würde es eine Woche dauern. Bonnie und Twill, die ich letzten Winter im Wald traf, nachdem sie aus Distrikt 8 geflohen waren, waren eigentlich gar nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt. Aber offenbar haben sie es trotzdem nicht geschafft. Als ich in Distrikt 13 nach ihnen fragte, schien niemand zu wissen, von wem ich redete. Vermutlich im Wald gestorben.
Von oben sieht es in 13 mehr oder weniger genauso einladend aus wie in 12. Anders, als das Kapitol es im Fernsehen zeigt, rauchen die Trümmer zwar nicht mehr, aber oberirdisch gibt es so gut wie kein Leben. In den fünfundsiebzig Jahren seit den Dunklen Tagen – als Distrikt 13 im Krieg zwischen dem Kapitol und den Distrikten angeblich ausgelöscht wurde – wurde fast nur noch unter der Erde gebaut. Schon vorher hatte es hier ausgedehnte unterirdische Anlagen gegeben, die über die Jahrhunderte errichtet worden waren, entweder als geheimer Schutzraum für die Regierenden in Kriegszeiten oder als letzte Zuflucht für die Menschheit, falls über der Erde kein Leben mehr möglich wäre. Entscheidend für die Menschen in 13 war, dass das Kapitol hier sein Atomprogramm entwickelte. In den Dunklen Tagen entrissen die Rebellen den Regierungstruppen die Kontrolle über die Atomwaffen, richteten sie auf das Kapitol und trafen dann ein Abkommen: Sie würden so tun, als wären sie tot, und im Gegenzug würde das Kapitol sie in Ruhe lassen. Im Westen besaß das Kapitol noch weitere Atomwaffen, aber bei einem Einsatz gegen 13 hätte es mit Vergeltung rechnen müssen. Also musste es dem Abkommen zustimmen. Das Kapitol zerstörte die sichtbaren Überreste des Distrikts und kappte sämtliche Verbindungen zur Außenwelt. Vielleicht rechneten die Führer im Kapitol damit, dass Distrikt 13 ohne Hilfe bald von allein zugrunde gehen würde. Manchmal war es auch fast so weit, aber durch strenge Rationierung der Ressourcen, eiserne Disziplin und ständige Wachsamkeit gegenüber erneuten Angriffen des Kapitols kamen die Menschen in 13 immer wieder davon.
Nun leben die Bewohner fast ausschließlich unter der Erde. Wer Sport treiben oder ein bisschen Sonne tanken will, darf nach oben, aber nur zu genau festgelegten Zeiten im jeweiligen Tagesplan. Der Tagesplan muss unbedingt eingehalten werden. Jeden Morgen muss man den rechten Arm in eine Vorrichtung in der Wand halten. Dort wird auf die weiche Innenseite des Unterarms mit fieser lila Tinte der tägliche Stundenplan aufgedruckt. 7.00Uhr – Frühstück. 7.30Uhr – Küchendienst. 8.30Uhr – Unterrichtscenter, Raum 17. Und so weiter. Die Tinte ist unauslöschlich bis 22.00Uhr – Baden. Was immer die Tinte beständig macht, um diese Zeit verliert es seine Wirkung, und der Tagesplan wird weggespült. Das Erlöschen des Lichts um 22.30 Uhr zeigt an, dass jeder, der keine Nachtschicht hat, jetzt im Bett liegen soll.
Anfangs, als ich todelend in der Krankenstation lag, musste ich mich nicht bedrucken lassen. Nachdem ich zu meiner Mutter und meiner Schwester in Einheit 307 umgezogen war, wurde erwartet, dass ich an dem Programm teilnehme. Doch abgesehen von den Essenszeiten ignoriere ich die Anweisungen auf meinem Arm weitgehend. Ich gehe einfach wieder in unsere Einheit zurück, streife durch Distrikt 13 oder lege mich an einem versteckten Ort wieder schlafen. In einem Luftschacht, der außer Betrieb ist. Hinter den Wasserrohren in der Wäscherei. Im Unterrichtscenter gibt es einen prima Wandschrank, der offenbar nicht für Lehrmittel benötigt wird. Hier wird so sparsam mit den Dingen umgegangen, dass Verschwendung fast schon als Verbrechen gilt. Zum Glück sind die Leute aus Distrikt 12 noch nie verschwenderisch gewesen. Aber als Fulvia Cardew einmal ein Blatt Papier zusammenknüllte, auf dem nur ein paar Wörter standen, haben die anderen sie angestarrt, als hätte sie jemanden ermordet. Sie wurde puterrot, was die Silberblumen, die ihre prallen Wangen zieren, noch mehr hervorhob. Ein Sinnbild der Ausschweifung. Zu meinen wenigen Freuden in Distrikt 13 gehört es zu beobachten, wie schwer es den paar verhätschelten »Rebellen« aus dem Kapitol fällt, sich einzufügen.
Ich weiß nicht, wie lange sie mir die völlige Missachtung ihrer heiligen Pünktlichkeit noch durchgehen lassen. Im Moment lassen sie mich noch in Ruhe, weil ich als geistig verwirrt gelte – so steht es zumindest auf meinem ärztlichen Plastikarmband – und alle mein Herumstreunen dulden müssen. Aber das kann nicht ewig so weitergehen. Und auch ihre Geduld in Sachen Spotttölpel wird bald ein Ende haben.
Vom Landeplatz gehen Gale und ich die vielen Treppen hinunter zu Einheit 307. Wir könnten auch den Aufzug nehmen, aber das erinnert mich einfach zu sehr an den Aufzug, der mich in die Arena befördert hat. Ich kann mich sowieso kaum daran gewöhnen, so viel Zeit unter Tage zu verbringen. Aber jetzt, nach der unwirklichen Begegnung mit der Rose, gibt mir das Hinuntersteigen zum ersten Mal ein Gefühl der Sicherheit.
An der Tür zu Nummer 307 halte ich inne und bereite mich auf die Fragen meiner Familie vor. »Was soll ich ihnen über Distrikt 12 erzählen?«, frage ich Gale.
»Ich glaube nicht, dass sie Einzelheiten wissen wollen. Sie haben die Brände gesehen. Wahrscheinlich ist ihre größte Sorge, wie du damit fertigwirst.« Gale berührt meine Wange. »Und meine auch.«
Ich lege kurz mein Gesicht in seine Hand. »Ich werd’s überleben.«
Dann hole ich tief Luft und öffne die Tür. Meine Mutter und meine Schwester sind zu Hause: 18.00Uhr – Besinnung, eine halbe Stunde der Muße vor dem Abendessen. Die Sorge steht ihnen ins Gesicht geschrieben, sie versuchen, meinen Seelenzustand zu erraten. Bevor irgendwer etwas fragen kann, leere ich meinen Jagdbeutel aus und ändere das Programm um in 18.00Uhr – Großes Katergekuschel. Prim sitzt, Rotz und Wasser heulend, auf dem Boden und wiegt ihren grässlichen Kater in den Armen, der sein Schnurren hier und da unterbricht, um mich anzufauchen. Und als Prim ihm das blaue Band um den Hals bindet, bedenkt er mich mit einem Blick, den man nur als selbstzufrieden bezeichnen kann.
Meine Mutter drückt das Hochzeitsfoto fest an die Brust und stellt es dann zusammen mit dem Pflanzenbuch auf unsere von der Regierung gestellte Kommode. Ich hänge die Jacke meines Vaters über eine Stuhllehne. Einen Augenblick lang wirkt der Raum fast wie ein Zuhause. Der Ausflug nach 12 war also nicht völlig sinnlos.
18.30Uhr – Abendessen. Wir sind auf dem Weg hinunter in den Speisesaal, als Gales Mailmanschette piepst. Sie sieht aus wie eine überdimensionale Uhr, empfängt aber geschriebene Nachrichten. Eine Mailmanschette ist ein besonderes Privileg und steht nur jenen zu, die wichtig für die Sache sind. Gale hat sich diesen Status durch die Rettung der Flüchtlinge aus Distrikt 12 erworben. »Sie möchten, dass wir beide in die Kommandozentrale kommen«, sagt er.
Ich tapere hinter Gale her und versuche mich innerlich auf die nächste Spotttölpelsitzung einzustellen, die mich jetzt wohl erwartet. Ich bleibe im Eingang zur Kommandozentrale stehen, dem Hightech-Konferenz- und Kriegsratsraum, der mit computerisierten sprechenden Wänden, elektronischen Karten der Truppenbewegungen in den verschiedenen Distrikten sowie einem gigantischen rechteckigen Tisch mit Kontrollhebeln ausgestattet ist, die ich auf keinen Fall berühren darf. Doch niemand beachtet mich, alle haben sich am anderen Ende des Raums um einen Fernsehschirm versammelt, der rund um die Uhr das Programm des Kapitolsenders zeigt. Ich will die Gelegenheit nutzen, um mich davonzuschleichen, als Plutarch, dessen massige Gestalt den Bildschirm verdeckt hat, mich erblickt und energisch heranwinkt. Widerwillig trete ich näher und versuche mir vorzustellen, was es da für mich Interessantes zu sehen geben könnte. Es ist immer das Gleiche. Kriegsbilder. Propaganda. Wiederholungen der Bombardierung von Distrikt 12. Eine Unheil verkündende Botschaft von Präsident Snow. Deshalb ist es fast angenehm, Caesar Flickerman, den ewigen Moderator der Hungerspiele, mit seinem geschminkten Gesicht und dem glitzernden Anzug zu sehen, der sich auf ein Interview vorbereitet. Angenehm, ja – bis die Kamera plötzlich zurückzoomt und ich sehe, wer sein Gast ist. Peeta.
Ein Laut entfährt meiner Kehle, eine Mischung aus Stöhnen und dem Schnappen nach Luft, wie wenn man unter Wasser ist und der Mangel an Sauerstoff unerträglich wird. Ich bahne mir einen Weg durch die Leute, bis ich genau vor ihm stehe und meine Hand auf den Bildschirm legen kann. Ich suche nach Anzeichen von Verletzungen in seinem Blick, einem Widerschein der Folterqual. Aber da ist nichts. Peeta sieht gesund aus, geradezu kräftig. Seine Haut leuchtet makellos, wie nach einer Ganzkörperpolitur. Er wirkt ernst und gefasst. Ich kann diesen Anblick nicht mit dem zerschundenen, blutenden Jungen in Einklang bringen, der mich in meinen Träumen heimsucht.
Caesar macht es sich in seinem Sessel gegenüber Peeta bequem und sieht ihn eine Weile an, bevor er spricht. »Tja … Peeta … Herzlich willkommen mal wieder.«
Peeta lächelt schmal. »Schätze, Sie haben gedacht, Sie hätten mich zum letzten Mal interviewt, Caesar.«
»Ich gestehe es, ja«, sagt Caesar. »Am Abend vor dem Jubel-Jubiläum … Mensch, wer hätte gedacht, dass wir dich noch einmal wiedersehen würden?!«
»War auch nicht geplant, das können Sie mir glauben«, antwortet Peeta finster.
Caesar beugt sich ein wenig vor. »Ich glaube, jeder hier weiß, was du geplant hattest. Du wolltest dich in der Arena opfern, damit Katniss Everdeen und dein Kind überleben.«
»So ist es. Ganz einfach.« Peeta fährt mit den Fingern das Muster auf der gepolsterten Sessellehne nach. »Aber da hatten auch andere Leute ihre Pläne.«
Ja, da hatten auch andere Leute ihre Pläne, denke ich. Hat Peeta sich zusammengereimt, dass die Rebellen uns wie Schachfiguren benutzt haben? Dass meine Rettung von Anfang an geplant war? Und dass nicht zuletzt unser Mentor, Haymitch Abernathy, uns beide für eine Sache verraten hat, die ihn angeblich überhaupt nicht interessierte?
In der Stille, die folgt, bemerke ich, dass sich auf Peetas Stirn eine Falte gebildet hat. Er hat es erraten oder irgendwer hat es ihm gesagt. Trotzdem hat das Kapitol ihn weder getötet noch bestraft. Im Moment übersteigt das meine kühnsten Hoffnungen. Ich schwelge in dem Hochgefühl, dass er körperlich und geistig unversehrt ist. Es wirkt auf mich wie das Morfix, das sie mir auf der Krankenstation verabreichen, um den Schmerz der letzten Wochen zu betäuben.
»Warum erzählst du uns nicht ein bisschen von der letzten Nacht in der Arena?«, schlägt Caesar vor. »Hilf uns, die Dinge zu verstehen.«
Peeta nickt, wartet aber eine Weile, bis er zu sprechen anfängt. »Die letzte Nacht … ich soll Ihnen von der letzten Nacht erzählen … Nun ja, zunächst müssen Sie sich vorstellen, wie es sich in der Arena anfühlte. Man kam sich vor wie ein Insekt, das unter einer Glocke voll dampfender Luft gefangen ist. Und um einen herum nichts als Dschungel … grün und lebendig und tickend. Diese riesige Uhr, die das Leben wegtickt. Jede Stunde bringt neuen Horror. Sie müssen sich vorstellen, dass innerhalb von zwei Tagen sechzehn Menschen gestorben waren – manche von ihnen bei dem Versuch, mich zu beschützen. Ich konnte mir ausrechnen, dass bei dem Tempo auch die letzten acht am nächsten Morgen tot sein würden. Bis auf einen. Den Sieger. Und nach meinem Plan wäre das nicht ich gewesen.«
Bei der Erinnerung bricht mir der Schweiß aus. Meine Hand rutscht am Bildschirm ab und hängt schlaff herunter. Peeta braucht keinen Pinsel, um Bilder von den Spielen erstehen zu lassen. Er kann das mit Worten genauso gut.
»Wenn Sie erst einmal in der Arena sind, rückt die übrige Welt in weite Ferne«, fährt er fort. »Alle Menschen und Dinge, die Sie lieben und die Ihnen etwas bedeuten, existieren praktisch nicht mehr. Der rosafarbene Himmel, die Monster im Dschungel und die Tribute, die nach Ihrem Blut trachten, werden zur endgültigen Wirklichkeit, der einzigen, die je gezählt hat. Egal, wie elend Sie sich dabei fühlen, Sie werden töten müssen, denn in der Arena haben Sie nur noch ein Ziel. Und das kostet nun mal.«
»Es kostet dein Leben«, sagt Caesar.
»Oh nein. Es kostet viel mehr als mein Leben. Unschuldige Menschen zu töten?«, sagt Peeta. »Das kostet alles, was uns ausmacht.«
»Alles, was uns ausmacht«, wiederholt Caesar leise.
Stille senkt sich über das Studio, und ich spüre, wie sie sich über ganz Panem ausbreitet. Eine Nation, die sich zu den Bildschirmen vorbeugt. Niemand hat je davon erzählt, wie es in der Arena wirklich ist.
Peeta spricht weiter. »Also klammern Sie sich an Ihr Ziel. Und ja, in dieser letzten Nacht war es mein Ziel, Katniss zu retten. Aber obwohl ich nichts von den Rebellen wusste, war es irgendwie eigenartig. Es war alles zu kompliziert. Auf einmal bereute ich es, dass ich an diesem Tag nicht mit ihr davongelaufen war, so wie sie es vorgeschlagen hatte. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr.«
»Weil du in Beetees Plan eingebunden warst, den Salzsee unter Strom zu setzen?«, fragt Caesar.
»Weil ich zu beschäftigt damit war, so zu tun, als wäre ich mit den anderen verbündet. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie uns trennen!«, bricht es aus Peeta heraus. »Denn dabei habe ich sie aus den Augen verloren.«
»Du meinst, als du bei dem Gewitterbaum geblieben bist, während Katniss und Johanna Mason sich mit der Drahtrolle auf den Weg zum Wasser machten«, erläutert Caesar.
»Ich wollte das nicht!«, ruft Peeta erregt. »Aber ich konnte mich nicht mit Beetee streiten, ohne zu verraten, dass wir das Bündnis aufkündigen wollten. Und als dann der Draht durchgeschnitten wurde, ging plötzlich alles drunter und drüber. Ich kann mich nur bruchstückhaft erinnern. Wie ich nach ihr suchte. Wie Brutus Chaff tötete. Wie ich Brutus tötete. Ich weiß auch noch, dass sie nach mir rief. Aber dann schlug der Blitz in den Baum ein und das Kraftfeld rings um die Arena … flog in die Luft.«
»Katniss hat es in die Luft fliegen lassen, Peeta«, sagt Caesar. »Du hast die Videoaufnahmen gesehen.«
»Sie wusste nicht, was sie tat. Keiner von uns konnte Beetees Plan durchschauen. Man sieht doch, dass sie gar nicht richtig weiß, was sie mit dem Draht machen soll«, sagt Peeta wütend.
»Na gut. Aber es wirkt schon verdächtig«, sagt Caesar. »Als wäre sie die ganze Zeit in die Pläne der Rebellen eingeweiht gewesen.«
Peeta springt auf und geht ganz nah an das Gesicht seines Interviewers heran, die Hände fest auf Caesars Armlehnen gestemmt. »Tatsächlich? Und gehörte es auch zu ihrem Plan, dass Johanna sie fast umbringt? Dass der Stromschlag sie lähmt? Dass ihr Heimatdistrikt bombardiert wird?« Jetzt brüllt er. »Sie hat nichts davon gewusst, Caesar! Keiner von uns beiden wusste irgendwas, wir haben nur alles dafür getan, dass der andere überlebt!«
Caesar legt die Hände auf Peetas Brust, eine Geste, die zugleich abwehren und beschwichtigen soll. »Okay, Peeta, ich glaube dir.«
»Gut.« Peeta lässt von Caesar ab. Er fährt sich mit den Händen durchs Haar, wodurch er die sorgsam gestylten blonden Locken durcheinanderbringt. Aufgelöst lässt er sich in seinen Sessel zurückfallen.
Caesar mustert Peeta einen Augenblick. »Was ist mit eurem Mentor, Haymitch Abernathy?«
Peetas Miene verhärtet sich. »Ich weiß nicht, wie viel Haymitch gewusst hat.«
»Meinst du, er war Teil der Verschwörung?«, fragt Caesar.
»Er hat nie etwas erwähnt«, entgegnet Peeta.
Caesar bohrt nach. »Aber was sagt dir dein Gefühl?«
»Ich hätte ihm nicht vertrauen sollen«, sagt Peeta. »Das ist alles.«
Ich habe Haymitch nicht mehr gesehen, seit ich mich im Hovercraft auf ihn gestürzt und ihm mit den Fingernägeln das Gesicht zerkratzt habe. Ich weiß, dass er harte Zeiten durchmacht. In Distrikt 13 sind Herstellung und Konsum berauschender Getränke nämlich streng verboten, sogar der Reinigungsalkohol in der Krankenstation wird weggeschlossen. Damit ist Haymitch endlich gezwungen, nüchtern zu bleiben, ohne sich die Entwöhnung durch Geheimvorräte oder selbst gebrauten Fusel erträglicher gestalten zu können. Solange er nicht ganz trocken ist, bleibt er aus dem Verkehr gezogen; für öffentliche Auftritte gilt er als noch nicht geeignet. Er muss entsetzliche Qualen leiden, aber mein Mitleid für Haymitch ist restlos aufgebraucht, seit mir klar geworden ist, wie er uns getäuscht hat. Ich hoffe, dass er diese Sendung jetzt sieht, dann weiß er, dass auch Peeta sich von ihm losgesagt hat.
Caesar legt Peeta eine Hand auf die Schulter. »Wenn du möchtest, machen wir hier Schluss.«
»War denn noch was?«, fragt Peeta sarkastisch.
»Ich wollte dich noch nach deinen Gedanken zum Krieg fragen, aber wenn du zu aufgewühlt bist …«, hebt Caesar an.
»Oh nein, ich bin nicht zu aufgewühlt, um auf diese Frage zu antworten.« Peeta holt tief Luft und blickt direkt in die Kamera. »Ich möchte, dass Sie alle – ob Sie nun für das Kapitol sind oder für die Rebellen – einen Moment lang innehalten und darüber nachdenken, was dieser Krieg bedeuten könnte. Für die Menschen. Wir haben uns schon einmal an den Rand der Ausrottung gebracht. Diesmal sind wir noch viel weniger. Unsere Lage ist noch prekärer. Wollen wir das wirklich? Uns allesamt umbringen? In der Hoffnung, dass – was? Dass irgendeine vernunftbegabte Art die rauchenden Trümmer der Erde erbt?«
»Ich weiß wirklich nicht … Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir folgen kann …«, sagt Caesar.
»Wir dürfen uns nicht bekriegen, Caesar«, erklärt Peeta. »Es werden nicht genug übrig bleiben, um weiterzumachen. Wenn nicht alle die Waffen niederlegen, und zwar bald, dann ist sowieso alles vorbei.«
»Du … du forderst also zu einem Waffenstillstand auf?«, fragt Caesar.
»Ja. Ich fordere zum Waffenstillstand auf«, sagt Peeta müde. »Wieso sagen wir jetzt nicht den Wachen, dass sie mich zurück in mein Quartier bringen sollen, damit ich noch ein paar Hundert Kartenhäuser bauen kann?«
Caesar dreht sich zur Kamera. »In Ordnung. Ich denke, das war’s. Damit schalten wir zurück zum Vormittagsprogramm.«
Musik ertönt, dann werden die beiden ausgeblendet, und man sieht eine Frau, die die Liste der erwarteten Rationierungen für das Kapitol verliest – frisches Obst, Solarzellen, Seife. Ich tue so, als wäre ich ganz in ihren Anblick versunken. Ich weiß, dass alle darauf warten, wie ich auf das Interview reagiere. Aber ich kann das alles unmöglich so schnell verarbeiten – einerseits die Freude darüber, dass Peeta lebt und unversehrt ist, dass er mich gegen alle Vorwürfe verteidigt, gemeinsame Sachen mit den Rebellen gemacht zu haben, und andererseits seine unleugbare Komplizenschaft mit dem Kapitol, denn nur so ist zu erklären, warum er zum Waffenstillstand aufruft. Gewiss, er hat es so klingen lassen, als ob er beide Kriegsparteien verurteilte. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da die Rebellen erst kleine Siege errungen haben, würde ein Waffenstillstand nichts anderes bedeuten als die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand. Wenn nicht Schlimmeres.
Hinter mir höre ich, wie Vorwürfe gegen Peeta laut werden. Die Worte Verräter, Lügner und Feind hallen durch den Raum. Da ich die Empörung der Rebellen weder teilen noch zurückweisen kann, halte ich es für das Beste, einfach zu gehen. Als ich die Tür erreiche, übertönt Coins Stimme alle anderen. »Du bist noch nicht entlassen, Soldat Everdeen.«
Einer von Coins Männern legt mir die Hand auf den Arm. Wahrhaftig keine aggressive Geste, aber nach der Arena reagiere ich auf jede fremde Berührung mit Abwehr. Ich reiße mich los und renne den Flur hinunter. Hinter mir höre ich Gerangel, aber ich bleibe nicht stehen. In Windeseile gehe ich meine kleinen Verstecke durch und entscheide mich für den Wandschrank im Unterrichtscenter, wo ich mich an eine Kiste mit Kreide kauere.
»Du lebst«, flüstere ich, während ich meine Hände gegen die Wangen drücke und das Lächeln fühle, das so breit ist, dass es aussehen muss, als würde ich grinsen. Peeta lebt. Und er ist ein Verräter. Aber im Moment ist es mir egal, was er sagt und in wessen Auftrag. Für mich zählt nur, dass er überhaupt noch sprechen kann.
Kurz darauf geht die Tür auf und Gale schlüpft herein. Er lässt sich neben mir auf den Boden sinken, aus seiner Nase tropft Blut.
»Was ist passiert?«, frage ich.
»Ich bin Boggs in die Quere gekommen«, antwortet er schulterzuckend. Mit dem Ärmel wische ich ihm die Nase ab. »Pass doch auf!«
Ich versuche, sanfter zu sein. Tupfen statt wischen. »Wer von denen ist das?«
»Ach, du weißt schon. Coins Lakai. Der, der versucht hat, dich aufzuhalten.« Er stößt meine Hand weg. »Lass das! Sonst verblute ich noch.«
Das Tropfen ist zu einem steten Rinnsal geworden. Ich stelle meine Erste-Hilfe-Aktion ein. »Du hast dich mit Boggs geprügelt?«
»Nein, ich hab mich nur in die Tür gestellt, als er dir folgen wollte. Sein Ellbogen hat mich an der Nase getroffen«, erwidert Gale.
»Wahrscheinlich wirst du jetzt bestraft«, sage ich.
»Schon passiert.« Er hält sein Handgelenk hoch. Verdutzt starre ich darauf. »Coin hat mir die Mailmanschette abgenommen.«
Ich versuche krampfhaft, ernst zu bleiben. Aber es ist einfach zu lächerlich. »Das tut mir aber leid, Soldat Gale Hawthorne.«
»Muss es nicht, Soldat Katniss Everdeen.« Er grinst. »Ich bin mir damit sowieso wie ein Trottel vorgekommen.« Wir prusten los. »Das sollte wohl eine Degradierung sein.«
Das ist eins der wenigen guten Dinge an Distrikt 13. Dass ich Gale wiederhabe. Nachdem die Anspannung wegen meiner arrangierten Hochzeit mit Peeta vorbei war, haben wir unsere Freundschaft neu entdeckt. Er forciert es nicht weiter, versucht nicht, mich zu küssen oder über Liebe zu sprechen. Entweder weil ich zu krank war oder weil er mir jetzt mehr Freiraum lassen kann oder weil er weiß, dass mich die Geschichte mit Peeta, der vom Kapitol gefangen gehalten wird, einfach zu sehr mitnimmt. Jedenfalls habe ich jetzt wieder jemanden, dem ich meine Geheimnisse anvertrauen kann.
»Was sind das bloß für Leute?«, frage ich.
»So wären wir auch. Wenn wir Atombomben statt der paar Brocken Kohle gehabt hätten«, antwortet er.
»Ich würde ja gern daran glauben, dass Distrikt 12 damals in den Dunklen Tagen die anderen Rebellen nicht im Stich gelassen hätte«, sage ich.