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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Projektleitung: Susanne Kronester-Ritter

Lektorat: Angelika Glock

Bildredaktion: Petra Ender, Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: kral & kral design, Dießen a. Ammersee unter Verwendung eines Coverentwurfs von independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

 

ISBN 978-3-96747-049-9

1. Auflage 2021

 

Bildnachweis

Illustrationen:

Die Grafiken aller hier nicht explizit aufgeführten Quellennachweise wurden vom Autor selbst entworfen und erstellt. Die Ziffern in eckigen Klammern beziehen sich auf das Quellenverzeichnis.

Abb. 2.5: nach Brüel & Kjær Sound & Vibration Measurement A/S: Umweltlärm, 2001

Abb. 4.3: nach [34]

Abb. 4.6: nach W. Hundt: »Small Arms Shootings and Ballistics«, 1989, Ballistic Info, Windhoek, Namibia

Abb. 4.8: nach Directional Sound Level Diagram of Rifle Shots, 1991 http://guns.connect.fi/rs/dirdiagr.html

Abb. 4.9: nach [11]

Abb. 5.7: nach [128]

Abb. 6.9: nach [42]

Abb. 6.10: nach [42]

Abb. 13.2: nach P. H. Dater (GEMTECH), J. Wong (Firearms Law Group): »Effects of Barrel Length on Bore Pressure Projectile Velocity and Sound Measurements«, 2010

Abb. 15.6: nach [75]

Abb. 17.10: nach D. Joniskeit: »Mythos Schalldämpfer«, 2. Auflage, Kosak & Partner 2008

Abb. 17.16: nach [74] und [96]

Abb. 17.17: nach [96]

Abb. 24.2: nach P. H. Dater: »Sound Measurement Techniques«. Small Arms Review. V3N11, 2000

Abb. 24.3: nach [126]

Abb. 24.4: nach [126]

Abb. 24.5: nach S. F. Hübner: »Vom Blättersäuseln bis zum Kanonendonnner: Der Mündungsknall«, Deutsches Waffenjournal, September 1966

Abb. 24.7: nach [130]

Abb. 24.8: nach [134]

Fotos: Dr. Christian Neitzel; Accuracy International; Alamy; Ase Utra; A-TEC; Bayerische Staatsforsten; Steve Beaty/lvythorn Sporting; Browning; Brügger & Thomet; Andreas Burth; Cartoon/Harald Klavinius; DJZ/Peter Diekmann/Pixabay; Ilka Dorn; Daniel Haischer; iStock; F1online; Katrin Förster-Schmitt; Freyr & Devik; Getty Images; Pauline von Hardenberg; Haenel; J. Hartikka; Hessischer Rundfunk; Jens Hubenthal; Hushpower; LeHigh; M. Lenoir & J. Wang; INSERM Montpellier; Mauritius Images; MAE; MD Textil; Metallwerk Elisenhütte GmbH; Volker Müther; Frank Ohlwein; Roman Raacke; Brents Räv; Recknagel; O. Repa; RUAG Ammotec GmbH/Hausken; RWS; Samereier; Andreas Schmitt; Shutterstock; Mike Sorsky; Stalon; stock.adobe.com; Norbert Teuwsen; Unique Alpine; Alexander Weinbacher; www.wodanshain.de; Manfred Zessner.
Wir danken allen Schalldämpferherstellern für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des zur Verfügung gestellten Bildmaterials.

Syndication: www.seasons.agency

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Abb. 4.1: Darstellung der Hauptbestandteile des Schussknalls nach Art einer Schlierenfotografie. Dabei ist die kugelförmige Ausbreitung des Mündungsknalls gut vom kegelförmigen Überschallknall abgrenzbar.

Schusslärm

Wenn ein Schuss fällt, dann hören wir nur einen einzigen Knall. Es handelt sich dabei jedoch um mehrere Geräusche mit unterschiedlichen Ursachen, die zeitlich so eng zusammenfallen, dass unsere Wahrnehmung sie nicht auseinanderhalten kann.

Der Schusslärm setzt sich aus den folgenden Geräuschen zusammen:

  • Mündungsknall

  • Geschossknall

  • Körperschall der Waffe

  • Waffenmechanik

  • Strömungsgeräusch des Geschosses

  • Kugelschlag

Die einzelnen Geräusche erreichen sehr unterschiedliche Schalldruckpegel. Den mit Abstand größten Lärm erzeugen der Mündungs- und der Geschossknall ( Abb. 4.1 >). Werden diese beiden Geräusche deutlich verringert, z. B. durch den Einsatz von Schalldämpfern und Unterschallmunition ( Kap. 17 >), bedingen die anderen Geräusche die untere Grenze dessen, was an Lärmdämpfung möglich ist.

Abb. 4.2: Die Blaser R93 in .308 Winchester mit einem 47,5-cm-Lauf erzeugt mit Remington Premier Match in 1 m Abstand seitlich der Mündung einen Schalldruckpegel von 170 dB(C).

Mündungsknall

Bei der Abgabe eines Schusses wird die in der Patrone enthaltene Treibladung entzündet. Der dabei entstehende Gasdruck schiebt das Geschoss aus der Patronenhülse heraus und in das Feld-Zug-Profil des Laufes hinein. Der Widerstand beim Einpressen des Geschosses in das Feld-Zug-Profil führt zu Spitzengasdrücken von 3.500 bis 4.500 bar. Je weiter sich das Geschoss vorwärtsbewegt, desto mehr kann sich das komprimierte Gas dahinter entspannen. Bei einem durchschnittlich langen Büchsenlauf wird bei Standardpatronen das Geschoss in Mündungsnähe noch von einem Restdruck von 500 bis 600 bar vorwärtsgetrieben. Sobald das Geschoss die Mündung verlassen hat, entspannt sich dieser hohe Überdruck schlagartig in die Umgebung. Der Effekt ist ähnlich wie beim Entkorken einer Sektflasche, der Druckunterschied jedoch ist um ein Vielfaches größer. Zum Vergleich: Eine Sektflasche hat einen Innendruck von ca. 4 bar, die Differenz zum normalen Umgebungsdruck (1 bar) ist also viel kleiner und der entstehende Knall damit erheblich leiser als der Mündungsknall einer Schusswaffe. Übliche Großkaliber-Jagdpatronen erreichen 1 m neben der Mündung in der Regel Schalldruckpegel von nahezu 170 dB, teilweise sogar darüber hinaus ( Abb. 4.2 >).

Knall

Ein Knall ist eine plötzliche Druckänderung der Luft. Diese stoßartige Dichteänderung breitet sich als Druckwelle kugelförmig im Raum aus und wird vom Ohr als Schall wahrgenommen.

Zur Erinnerung: Ein Presslufthammer erzeugt in 1 m Entfernung einen Schalldruckpegel von ca. 100 dB. Der Schalldruck des Mündungsknalls ist damit über 1.000-mal größer. Eine gigantische, kaum fassbare Differenz, die erahnen lässt, wie sehr das ungeschützte Schießen unser Gehör gefährdet. Der Mündungsknall weist ein sehr breites und relativ ungeordnetes Spektrum an Frequenzen auf. Man spricht daher von einem chaotischen Lärmereignis ( Abb. 6.7 >).

Abb. 4.3: Frequenzspektren des Mündungslärms verschiedener Waffentypen.

Dass sich der Schuss aus einer Flinte anders anhört als der aus einem Kleinkaliber-Gewehr, ist durch das Verteilungsmaximum im hörbaren Frequenzbereich bedingt. Bei Schrotflinten liegen die dominierenden Tonhöhen bei 250−500 Hz, bei Großkaliber-Büchsen und Kurzwaffen bei etwa 1.000 Hz und bei Kleinkaliber-Gewehren bei ungefähr 2.000 Hz ( Abb. 4.3 >). Dies erklärt auch, warum der dumpfere Flintenknall für unsere Ohren angenehmer erscheint. [34]

Messung des Mündungsknalls

Die Messung des Mündungsknalls ist technisch sehr aufwendig, weil es sich um ein ultrakurzes Geräusch mit einer enormen Intensitätsdynamik handelt. Die Anzahl der geeigneten Messinstrumente und -mikrofone ist daher gering und die Technik sehr teuer. Immer wieder werden in der Laienpresse Vergleichsmessungen von Mündungslärm oder Schalldämpfern mit nicht geeigneten Geräten durchgeführt, deren Ergebnisse im Regelfall erheblich zu niedrige Schalldruckpegel aufweisen. Auch der Messaufbau spielt eine extrem wichtige Rolle. Aufgrund der dreidimensionalen Schallausbreitung verringert sich der Schalldruckpegel im Nahbereich der Waffe sehr stark. Es macht also einen erheblichen Unterschied, ob die Messung z. B. 1, 2 oder 5 m im 90°-Winkel seitlich zur Mündung erfolgt oder sogar vor oder hinter der Waffe ( Abb. 4.8 >). Hinzu kommt, dass die Umgebung, in der die Versuche durchgeführt werden, meist große Unterschiede aufweist. Da die Art des Bodenbelags, Vegetation, Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit und Luftdruck erhebliche Einflüsse auf Schallausbreitung, -absorption und -reflexion haben, gleicht kaum ein Versuchsaufbau exakt dem anderen. Als häufig genutzter Standard bei der Messung von Schalldämpfern hat sich der amerikanische Militärstandard MIL-STD-1474D etabliert. Man muss daher vorsichtig sein mit Vergleichsmessungen, was die Schalldruckpegel von Mündungslärm und die absoluten Messwerte der Dämpfungsleistung von Schalldämpfern angeht. Verwertbar sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Messungen innerhalb der gleichen Versuchsreihen. Die absoluten Werte müssen ebenso kritisch gesehen werden wie der Vergleich von unterschiedlichen Messungen. Dies erklärt auch, weshalb für den Mündungslärm gleicher Waffen oder für typische Alltagsgeräusche immer wieder differierende Messwerte angegeben werden.

Abb. 4.4: Das Überschall-Passagierflugzeug Concorde beim Durchbrechen der Schallmauer.

Geschossknall

Bewegt sich ein Körper schneller als der Schall, verursacht er einen Überschallknall (Sonic Boom), der bei Schusswaffenprojektilen auch Geschossknall genannt wird. Dieser Effekt ist z. B. von Jagdflugzeugen oder auch von dem Überschall-Passagierflugzeug Concorde bekannt ( Abb. 4.4 >).

Abb. 4.5: Machscher Kegel. Das Geschoss verursacht während des gesamten Fluges ein Geräusch. Dieses breitet sich kugelförmig um den jeweiligen Ursprungsort herum aus. Fliegt das Geschoss schneller als der Schall, überlagern sich diese sogenannten Stoßwellenfronten in Flugrichtung: Es entsteht der besonders laute Überschallknall.

Abb. 4.6: Entlang seiner Flugbahn wird der Kegelwinkel des Überschallknalls durch die abnehmende Fluggeschwindigkeit immer stumpfer. Die Grafik ist zur Veranschaulichung schematisch dargestellt.

Abb. 4.7: Ein mit Überschallgeschwindigkeit fliegendes Jagdflugzeug erzeugt fortlaufend einen Mündungsknall. Der um 10:16 Uhr überflogene Spaziergänger mit Hund ist davon überzeugt, dass es genau auf seiner Höhe geknallt hat. Das joggende Paar um 10:17 Uhr nimmt für sich die gleiche Beobachtung in Anspruch.

Die Schallgeschwindigkeit variiert in der Luft zwischen ungefähr 320 und 350 m/s, weil sie generell abhängig von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit ist. Bei trockener, etwa 20 °C warmer Luft in Meereshöhe beträgt sie ca. 343 m/s. Da die Geschosse von Großkaliber-Langwaffenpatronen mit Mündungsgeschwindigkeiten von 700 bis über 900 m/s den Lauf verlassen, bewegen sie sich auf jagdliche Schussentfernungen über ihre gesamte Flugbahn im Überschallbereich. Die Geschossspitze presst, verdrängt und verdichtet dabei die Luft so plötzlich, dass sich eine Stoßwelle bildet. Diese Wellenfront können wir als Knall hören. Sie breitet sich hinter dem fliegenden Geschoss in Form eines Kegels aus ( Abb. 4.5 >). Je schneller das Geschoss ist, umso spitzer wird der Kegel. Weil das Geschoss im Laufe des Fluges langsamer wird, nimmt auch der Kegel zunehmend eine stumpfere Form an ( Abb. 4.6 >). Ähnliche Verdichtungsstöße wie an der Spitze des Geschosses entstehen z. B. auch an Führbändern (erhabene Ringe bei manchen Geschosskonstruktionen, die den Gasdruck senken sollen) und am Geschossheck. Sie sind jedoch schwächer ausgeprägt und hinsichtlich unserer Betrachtungen zu vernachlässigen. Das Geschoss knallt quasi permanent, solange es mit Überschallgeschwindigkeit fliegt. Entfernt voneinander stehende Zuhörer hören aber zeitlich versetzt jeweils nur einen kurzen Knall. Der Hörende hat dabei den Eindruck, als entstünde der Knall unmittelbar in seiner Nähe ( Abb. 4.7 >). Diesen Effekt kann man in einem einfachen Versuchsaufbau gut nachvollziehen. Dazu werden entlang einer Schießbahn in gleichem Abstand zur Flugbahn des Geschosses Mikrofone aufgestellt, die allesamt das von ihnen aufgenommene Signal mit hoher Aufzeichnungsgeschwindigkeit zu dem gleichen Aufnahmegerät liefern. Schießt man nun an der Reihe der aufgestellten Mikrofone vorbei und spielt nachher die entstandene Aufnahme langsam ab, so hört man eine schnelle Folge von Einzelknallen. Ganz ähnlich ist der Effekt, wenn man mit Überschallmunition an einer sehr langen Baumallee entlangschießt. Durch die Reflexion des Knalls an den einzelnen Bäumen entsteht für den Schützen ein Höreindruck, der wie der Feuerstoß eines Maschinengewehrs klingt. [35] Nun kann man neben jedem der Mikrofone einen Zuhörer postieren. Befragt man nach der Abgabe eines Schusses den einzelnen Beobachter, auf welcher Höhe der Knall entstanden sei, werden alle Zuhörer übereinstimmend berichten, dass dies in der Nähe der eigenen Position der Fall gewesen sei. Schlussendlich haben auch alle gleichermaßen recht, denn der Überschallknall entsteht während der gesamten Flugbahn neu.

Patrone

Laborierung

Waffe

LCpeak [dB(C)]

.222 Remington

Hornady V-Max

Sako 85

149,1

.308 Winchester

Remington Premier Match

Blaser R93

151,5

.308 Winchester

Sax KJG

Blaser R93

152,5

.376 Steyr

Hornady Interlock

Steyr Pro Hunter

153,7

12/70

Rottweil Exact FLG

Franchi BF

160,3

Tab. 4.1: Je größer der Geschossdurchmesser, desto höhere Werte waren 1 m neben der Flugbahn messbar. Die Messung erfolgte ca. 30 m entfernt von der Waffe, sodass der Mündungsknall hier keinen Einfluss mehr hatte.

Der Überschallknall erreicht nach den in der Literatur gängigen Angaben einen Schalldruckpegel von etwa 130 dB. [36] In Studien des finnischen Arbeitsministeriums wurde im Jahr 1992 etwa 10 m neben der Flugbahn des Geschosses ein Pegel von ca. 138 dB gemessen. [37] Bei von mir selbst durchgeführten Messungen erreichten Vollmantelgeschosse 1 m neben der Flugbahn Schalldruckpegel von etwa 150 dB ( Tab. 4.1 >). Generalisierbare Werte lassen sich für den Überschallknall von Geschossen nicht angeben. Geschosse größeren Kalibers bzw. mit formbedingt höherem Luftwiderstand erzeugen grundsätzlich auch einen lauteren Knall und minimale Unterschiede in Messaufbau und Umgebungsvariablen können zu nicht unerheblichen Abweichungen führen. Die genannten Werte sind daher als Anhalt zu verstehen.

Der Überschallknall entsteht nicht sofort beim Verlassen des Laufes, sondern erst nach einer kurzen Flugstrecke. Ursächlich dafür ist die Tatsache, dass für die Entstehung des Überschallknalls immer die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Geschoss und dem umgebenden Medium entscheidend ist. Da aus der Mündung zusammen mit dem Geschoss sehr schnell strömende Schwadengase austreten, entsteht zunächst kein Überschallknall, obwohl das Projektil, bezogen auf den Boden, schneller als mit Schallgeschwindigkeit fliegt. Erst wenn die Schwadengase einige Dezimeter vor der Mündung langsam genug geworden sind, dass eine Geschwindigkeitsdifferenz vorliegt, die größer als der Schall ist, bildet sich die knallende Kopfwelle. F. Haller hat diesen Aspekt bei Untersuchungen in den 70er-Jahren bei einer Geschossflugstrecke von ca. 35 cm festgestellt. [38]

Abb. 4.8: Messergebnisse in 15 m Abstand rund um die Mündung mit und ohne Schalldämpfer bei der Verwendung von Über- und Unterschallmunition. In Schussrichtung ist deutlich zu sehen, wie der Schalldruckpegel vom Überschallknall dominiert wird. Seitlich und hinter dem Schützen verringert ein Schalldämpfer den Lärm um ca. 20 dB.

Während in der unmittelbaren Umgebung der Mündung der lautere Mündungsknall dominiert, gewinnt der Geschossknall mit zunehmendem Abstand immer mehr an Bedeutung ( Abb. 4.8 >). Schon nach weniger als etwa 25 m dominiert dann der Überschallknall.

Waffenmechanik

Unter diesem Punkt fasst man alle Geräusche zusammen, die bei der Abgabe von Schüssen durch die Waffenmechanik zustande kommen. Dazu zählen alle Abläufe von der Betätigung des Abzugs bis zum Auftreffen des Schlagbolzens auf das Zündhütchen. Bei Selbstladebüchsen kommt noch der Repetiervorgang hinzu. Die verursachten Geräusche weisen Schalldruckpegel in der Größenordnung von 100 bis 120 dB und mehr auf. So verursachen der Repetiervorgang wie auch das Betätigen des Abzugs bei den meisten Waffen Schalldruckpegel von über 100 dB.

Bei halbautomatischen Waffen werden diese Werte noch deutlich überschritten. Das Verschlussgeräusch beispielsweise einer SIG Sauer P226 oder eines G 3-Klons liegt bei Messung in 1 m Entfernung zur Waffe bei über 120 dB. Bei Kleinkaliber-Waffen mit wirkungsvollem Dämpfer und Unterschallmunition kann dies sogar das dominierende Geräusch darstellen.

Körperschall

Durch den Anprall der Gase an Flächen entsteht ebenfalls ein Geräusch, ähnlich wie beim Anklopfen an eine Tür. Dieses ist schwer zu messen, weil es bei der Schussabgabe von anderen Geräuschen überlagert wird. Der Versuch, den Schussknall durch Benetzen der Innenwand eines Schalldämpfers mit Flüssigkeiten zu mindern, zielt unter anderem darauf ab, diesen Anprall zu dämpfen. Ähnliches wird durch ein Umhüllen des Dämpfers mit Neoprenhüllen etc. angestrebt, was hinsichtlich des Mündungsknalls messtechnisch jedoch keinen Vorteil bringt.

Abb. 4.9: Fluggeräusch in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit, gemessen 10 m seitlich der Flugbahn. Bei Überschallgeschwindigkeit im super- oder hypersonischen Bereich entsteht ein Knall von fast 140 dB(A). Bei unter 300 m/s werden nur 80−90 dB(A) erreicht. Der transsonische Bereich dazwischen (300−400 m/s) weist einen steilen Anstieg auf.

Fluggeräusch des Geschosses

Das Fluggeräusch des Geschosses liegt weit unter dem Schalldruckpegel des Überschallknalls. Wirkliche Bedeutung erhält es daher vor allem bei Unterschallmunition. Abbildung 4.9 gibt einen guten Eindruck davon, wie im Bereich der Unterschallgeschwindigkeit nur die Strömungsgeräusche des Projektils mit Pegeln unter 100 dB aufgezeichnet werden. Mit der Annäherung an die Schallmauer steigt der Schalldruckpegel erheblich an und erreicht dann bei Überschallgeschwindigkeit recht stabil ein Niveau von ca. 138 dB. Die Fluggeräusche hängen erheblich vom Strömungswiderstand und von den erzeugten Verwirbelungen ab. Besonders günstig geformte Geschosse mit dünnem Kaliber sind daher deutlich leiser als z. B. ein dickes, eher unförmiges Flintenlaufgeschoss ( Kap. 17 >).

Kugelschlag

Der Kugelschlag fällt bei den üblichen Schussdistanzen in unserer Wahrnehmung mit dem Schussknall zusammen. Erst bei weiten Schüssen oder beim Schießen mit Schalldämpfer ist er gut wahrnehmbar. Der Schalldruckpegel des Kugelschlages ist stark abhängig vom Zielmaterial und vom Abstand zum Ziel. Beim Schießen in einen Kugelfang aus Watte auf 600 m wird kein Geräusch zu vernehmen sein, während das Auftreffgeräusch auf ein Stahlziel auf kurze Distanzen den Schussknall einer gedämpften Waffe mit Unterschallmunition deutlich überlagert.

Zusammenfassung

  • Der Schusslärm setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen.

  • Dominierend sind der Mündungsknall und der Überschallknall des Geschosses auf seinem Flug.

  • Alle anderen beim Schuss auftretenden Geräusche erreichen aber ebenfalls nicht unerhebliche Schalldruckpegel von über 100 dB.

Nachteile von Schalldämpfern

Natürlich entstehen durch die Montage eines Schalldämpfers auch Nachteile, die in die Entscheidung zur Anschaffung miteinbezogen werden müssen.

Die wesentlichen Nachteile sind durch Größe und Gewicht des Dämpfers bedingt.

Schwerpunktverlagerung

Schalldämpfer verlagern den Schwerpunkt einer Waffe immer zur Mündung hin. Bei gut ausgewogenen Waffen kann dieser Effekt durch die Wahl eines sehr leichten Dämpfers so klein wie möglich gehalten werden. Es ist daher empfehlenswert, Waffen mit einem kurzen Lauf zu erwerben und auf dickere Läufe (Semi Weight, Match) zu verzichten.

Gewichtserhöhung

Das Gesamtgewicht einer Waffe wird durch die Anbringung eines Dämpfers erhöht. Kons- truktionen aus Stahl bringen hier einen Zuwachs von um die 500 g, während Aluminium oder Titan das zusätzliche Gewicht auf unter 300 g reduzieren können. Was beim längeren Tragen der Waffe, z. B. beim ausgedehnten Pirschen oder bei der Gebirgsjagd, ein erheblicher Nachteil sein kann, kann durch die Reduktion von Rückstoß und Hochschlagen beim Ansitz oder auch durch ein stabileres Verhalten beim Schwingen auf einer Drückjagd durchaus auch als Vorteil gesehen werden.

Abb. 10.1: Größenvergleich von drei Schalldämpfern mit einem Zielfernrohr (von oben: Kahles Helia CB 3-12 x 56, BR-Tuote T8, Roedale Precision Delta Ultralight V, SAI Phantom long).

Abb. 10.2: Veränderung der Mündungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Lauflänge bei verschiedenen Laborierungen. Eine Kürzung von 50 auf 45 cm resultiert in einer um etwa 20 m/s verringerten Mündungsgeschwindigkeit. Der Treffpunkt wandert dadurch auf 200 m um etwa 1 cm tiefer, die Geschossenergie in 100 m Entfernung von der Laufmündung (E 100) reduziert sich um 150 Joule. Die Auswirkungen im jagdlichen Alltag sind damit vernachlässigbar!

Verlängerung der Waffe

Schalldämpfer erhöhen immer die Gesamtlänge der Waffe. Bei Teleskopdämpfern beschränkt sich der Zuwachs auf 10−15 cm. Klassische Konstruktionen, die sich von der Mündung aus nach vorn in Schussrichtung erstrecken, bringen dagegen eher eine Erhöhung der Gesamtlänge von 15−20 cm mit sich ( Abb. 10.1 >). Wer auch mit aufgesetztem Dämpfer auf eine dennoch führige Waffe Wert legt, kann zu einem Modell mit kurzem Lauf greifen oder den Lauf einer vorhandenen Waffe kürzen lassen ( Kap. 13 >). Der Geschwindigkeitsverlust bei kürzeren Läufen ist im Regelfall niedriger als erwartet, sodass die daraus resultierende Veränderung der Außenballistik und der Geschossenergie für die in Deutschland üblichen jagdlichen Distanzen vernachlässigbar erscheint ( Abb. 10.2 >).

Abb. 10.3: RWS bietet mit der Munitionsreihe »Short Rifle« Jagdpatronen an, deren Brennschluss speziell auf kurze Läufe abgestimmt ist.

Problematisch ist bei kurzen Läufen allerdings, dass der Brennschluss des Pulvers häufig vor der Mündung liegt und es damit zu einer höheren Belastung des Dämpfers mit entsprechendem Verschleiß kommt. Der Wiederlader hat hier die Möglichkeit, die Treibladung auf die Lauflänge abzustimmen. Mittlerweile adaptieren sich Munitionshersteller an den Trend hin zu kürzeren Läufen ( Abb. 10.3 >).

Abb. 10.4: Neoprenhüllen reduzieren nicht nur die Geräuschentwicklung, wenn der Dämpfer irgendwo anstößt, sie schützen ihn auch vor Beschädigungen. Eine messtechnisch erfassbare Minderung des Schalldruckpegels bewirken sie allerdings nicht.

Geräuscherhöhung

Das Anstoßen mit der Waffe am Hochsitz ist immer ärgerlich, geschieht es doch meist im ungünstigsten Moment und hat schon so manche Sau abspringen lassen. Die Verlängerung der Büchse durch einen Schalldämpfer macht das nicht unwahrscheinlicher. Darüber hinaus macht der aus Metall bestehende Hohlkörper auch noch lautere Geräusche als ein Anprall mit Lauf oder Schaft. Ein guter Lösungsansatz, um diesen Quell ständigen Ärgernisses zu entschärfen, ist die Verwendung von Schalldämpferhüllen ( Abb. 10.4 >).

Erstschussknall

Werden mit Dämpfern mehrere Schüsse hintereinander abgegeben, erreicht der erste Schuss höhere Schalldruckpegel als die folgenden. Dieses Phänomen wird im Englischen auch als Loud(er) First Shot (LFS) oder First Round Pop (FRP) bezeichnet. Verschiedene Prinzipien tragen zu diesem Effekt bei. Zunächst ist der Dämpfer mit Umgebungsluft gefüllt. Der enthaltene Sauerstoff führt mit den in den Dämpfer austretenden Reaktionsprodukten der Treibladung (sogenannte Schwadengase) und unverbrannten Pulverresten zu einer Verpuffungsreaktion. Bei direkt anschließend abgegebenen Folgeschüssen befinden sich statt des Sauerstoffs dann nur noch gasförmige Verbrennungsprodukte im Dämpfer. Ein weiterer Grund für den Erstschussknall ist die Tatsache, dass Gase sich hinsichtlich ihres Strömungsverhaltens umso mehr wie Flüssigkeiten verhalten, je heißer sie werden. Diese zunehmende Zähigkeit hat zur Folge, dass mehr Druck notwendig wird, um das Gas durch ein Röhrensystem zu schieben. Bei Folgeschüssen treten aufgrund der Erwärmung der Waffe höhere Gastemperaturen auf, die durch das veränderte Strömungsverhalten des Gases die Wirksamkeit des Dämpfers steigern. Wird nach einigen Schüssen eine kritische Temperatur des Dämpfers überschritten, kann der Schalldruckpegel des gedämpften Mündungsknalls wieder etwas ansteigen, weil die eigentlich durch Abkühlungseffekte im Dämpferinneren erreichbare Gasdruckreduktion nicht mehr stattfindet.

Beim Erstschussknall dreht es sich um eine Schalldruckpegeldifferenz, die je nach Dämpfer in einer Größenordnung von unter 1−5 dB liegt. Für jagdliche Zwecke im Sinne des Gehörschutzes ist diese Größenordnung vernachlässigbar, wenn die Kombination aus Waffe, Laborierung und Dämpfer eine entsprechend große Reserve bis zum Unterschreiten des gehörschädlichen Niveaus Hearing Safe (137−140 dB) hat ( Kap. 22, oberer Auslösewert >).

Für den Jäger kommt dem Erstschussknall eine hohe Bedeutung zu, weil auf der Jagd in der Regel einzelne Schüsse abgegeben werden. In vielen Fällen relativieren sich bei einem ausgeprägten Erstschussknall deswegen die hohen durchschnittlichen Dämpfungswerte mancher Schalldämpfer im Vergleich zu etwas weniger leistungsstarken Produkten, die aber keinen relevanten Erstschussknall aufweisen: Ein Dämpfer, der ab dem ersten Schuss gleichbleibend mit 28 dB dämpft, ist jagdlich günstiger als ein Modell, das zwar eine durchschnittliche Dämpfungsleistung bei den ersten fünf Schuss von 28 dB aufweist, beim ersten Schuss allerdings nur 20 dB dämpft und bei den Folgeschüssen dann jeweils 30 dB.

Der Erstschussknall kann durch Einbringen von Flüssigkeiten oder Verdrängung des Sauerstoffs im Dämpfer durch andere Gase reduziert werden. Hier folgt ein kurzer Überblick:

Flüssigkeiten

Wird das Innere des Dämpfers vor dem Schuss mit Flüssigkeiten benetzt, führt das durch Verdampfungsvorgänge bei der Schussabgabe zu einer Abkühlung und damit zum Sinken des Gasdrucks. Auch der mechanische Anprall der Gasmoleküle an der Dämpferwand wird dadurch gemindert und gleichzeitig wird dem Gasstrahl Strömungsenergie entzogen. Man kann hierzu Wasser oder Spucke ebenso nutzen wie spezielles Ultraschallgel oder wasserbasiertes Gleitgel.

Gleitgel & Co.

Wer wasserbasierte Medien zur Dämpfung des Erstschussknalls verwendet, sollte wegen der hohen Korrosionsgefahr neben dem Dämpfer auch die Waffe möglichst zeitnah nach dem Schießen intensiv reinigen bzw. trocknen.

Abb. 10.5: Typische Qualmwolke eines Dämpfers nach Einbringen von Öl.

Auch die Verwendung von Öl ist möglich, erfordert allerdings entsprechende Fachkenntnis bei der Auswahl, um eine sekundäre Verbrennung zu vermeiden. Die Verwendung von Öl zieht zudem die Bildung einer deutlich sichtbaren Rauchwolke nach sich ( Abb. 10.5 >). Auch wasserbasierte Flüssigkeiten oder Gels spritzen gerade beim ersten Schuss aus dem Dämpfer heraus und verdampfen ebenfalls zu einer respektablen Wolke. Bei Halbautomaten dringen die Flüssigkeiten beim Repetiervorgang oft auch durch die Öffnung des Verschlusses in die Waffenmechanik und in das Magazin ein. Je nach verwendetem Medium reichen die Folgen von der einfachen »Sauerei« bis hin zu manifesten Funktionsstörungen.

Lautere Folgeschüsse

Häufig werden die Folgeschüsse beim »nassen Dämpfer« im Vergleich wieder etwas lauter, weil die Flüssigkeitsbenetzung im Dämpfer in der Zwischenzeit getrocknet oder herausgeblasen worden ist.

Stickstoff

Das Befüllen von Lauf und Dämpfer mit Stickstoff verdrängt den Sauerstoff und verhindert damit die typische Verpuffung beim ersten Schuss. Hierzu muss zum einen eine Patrone ins Patronenlager eingeführt werden und zum anderen der Verschluss geschlossen sein, um die Waffe rückwärtig abzudichten. Beim Dämpfer sollte das Loch an der Vorderseite z. B. mit einem Schusspflaster verschlossen werden, um die Stickstoffbefüllung für mehrere Stunden bewahren zu können. Anschließend können der Lauf und der Dämpfer mit einer Stickstoff-Spraydose mehrere Sekunden lang befüllt und anschließend aufgeschraubt werden.

Gefährlich!

Es versteht sich von selbst, dass dieses Vorgehen aufgrund der fertig geladenen Waffe gegen alle Sicherheitsbestimmungen verstößt und daher höchst gefährlich ist − Nachahmung wird nicht empfohlen!

Überfunktion bei Halbautomaten

Bei Halbautomaten kann es in Verbindung mit Schalldämpfern zu einer Überfunktion kommen. Diese Problematik wird ausführlich in Kapitel 14 erläutert.

Abb. 10.6: Typische Treffpunktverlagerung einer Blaser R93 mit (unten) und ohne (oben) montiertem A-TEC Maxim.

Abb. 10.7: Der kurze, dicke Lauf der Haenel Jaeger 10 Compact SD soll die Treffpunktverlagerung minimieren und die Waffe so mit und ohne Schalldämpfer gleichermaßen nutzbar machen, ohne sie jeweils neu einschießen zu müssen. Die Visierung ist abnehmbar, darunter liegt das Mündungsgewinde.

Treffpunktverlagerung

Wird ein Dämpfer auf eine Waffe montiert, beeinflusst sein nicht unerhebliches Eigengewicht am Laufende die Abgangsballistik. Die Treffpunktlage sinkt durch das Anbringen eines Dämpfers fast immer nach unten mit nur minimaler Seitabweichung und steigt wieder auf den Ausgangspunkt, wenn der Dämpfer entfernt wird. Typische Abweichungen für einen klassischen Stahldämpfer mit etwa 500 g Gewicht liegen auf 100 m bei einer Treffpunktverlagerung um 5−10 cm nach unten ( Abb. 10.6 >). Bei sehr leichten Dämpfern und steifen Läufen geht die Abweichung teilweise sogar in der Schützenstreuung unter. Neben dem Gewicht und der Nettolänge des Dämpfers kommt auch dem Lauf eine große Bedeutung zu: Je kürzer und dicker dieser ist, umso steifer ist er. Die Treffpunktverlagerung fällt dann grundsätzlich kleiner aus ( Abb. 10.7 >).

Unglückliche Kombination

In extrem seltenen Einzelfällen harmoniert der Dämpfer mit dem Schwingungsverhalten des Laufes so schlecht, dass die Schussleistung der Waffe darunter deutlich leidet. Besserung bringt hier meistens der Tausch gegen ein Modell mit einem anderen Gewicht oder im Zweifelsfall eine Kürzung des Laufes. Wer sichergehen will, vereinbart vor dem Kauf des gewünschten Dämpfertyps ein Probeschießen mit der dafür vorgesehenen Waffe.

Abb. 10.8: Die Visierlinie von Kimme und Korn wird in den meisten Fällen vom Schalldämpfer überragt.

Abb. 10.9: Dämpfer mit 40 mm Durchmesser erlauben in der Regel die Nutzung der offenen Visierung.

Abb. 10.10: Reflexvisiere sind eine brauchbare Lösung, wenn Dämpfer die Visierlinie verdecken.

Abb. 10.11: Wird mit beiden Augen offen geschossen, wird der mit dem rechten Auge wahrgenommene rote Punkt in das freie Sichtfeld eingeblendet. Zu einer Änderung der Treffpunktlage kommt es dadurch bei parallaxefreien Reflexvisieren, wie z. B. Aimpoint oder EOTech, nicht.

Offene Visierung

Die Nutzung von Kimme und Korn mit einem größeren Schalldämpfer ist im Regelfall nicht möglich, weil der Durchmesser des Dämpfers die Visierlinie deutlich überragt ( Abb. 10.8 >). Je höher Kimme und Korn ausgeführt sind und je dünner der Durchmesser des Schalldämpfers ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass über die offene Visierung geschossen werden kann ( Abb. 10.9 >). Wer für die Nutzung der Waffe ohne Schalldämpfer nicht auf die offene Visierung verzichten will, muss dies bei der Auswahl des Dämpfers berücksichtigen. Denn während es bei normalen Dämpferkonstruktionen, die vom Mündungsgewinde aus nach vorn bauen, noch relativ einfach möglich ist, den Kornsattel nach hinten zu verschieben, wird es bei einem weit nach hinten bauenden Teleskopdämpfer platzmäßig eng für die Montage des Korns. Einen guten Kompromiss stellt hier ein Reflexvisier (z. B. Docter Sight, Aimpoint) dar ( Abb. 10.10 >). Auch wenn dessen Visierlinie vom Schalldämpferkörper verdeckt sein sollte, hat man mit beiden Augen offen das volle Gesichtsfeld und der Rotpunkt wird wie von Zauberhand mitten ins Bild projiziert. Der Schalldämpfer wird nur noch als Schatten im Gesichtsfeld wahrgenommen ( Abb. 10.11 >). Wer diesen Effekt einmal überprüfen will, deckt sein Reflexvisier mündungsseitig ab, sodass kein Hindurchsehen mehr möglich ist, und schlägt dann mit beiden Augen offen an.

Abb. 10.12: Oben: SAI ASYMETRIC22, unten: Impuls IV von Brügger & Thomet an einer Steyr M9.

Bei Kurzwaffen-Schalldämpfern wird versucht, das Problem mit einer exzentrischen Bauweise zu lösen. Derart konstruierte Dämpfer bauen oben nur so hoch, dass die Visierlinie nicht verdeckt wird. Das nötige Expansionsvolumen wird durch eine Ausdehnung des Dämpfers nach unten hin geschaffen. Um die Positionierung justieren zu können, besitzen fast alle exzentrischen Dämpfer konstruktiv die Möglichkeit zum Drehen und Fixieren der Gewindeaufnahme. Auch für Langwaffen wurden solche Modelle konstruiert ( Abb. 10.12 >).

Abb. 10.13: Hüllen aus Nomex oder anderen hitzeresistenten Materialien sollen das Auftreten von Mirage verzögern (links: Manta Suppressor Sleeve, rechts: Ase Utra Heat Cover). Bei der RWS Quick Sleeve (Mitte) soll eine Cordura-Verstärkung an der Oberseite durch Ableitung der Hitze zur Seite hin den gleichen Effekt erzielen.

Abb. 10.14: Stalon bietet für seine Dämpfer ein Hüllrohr aus Carbon an, das durch einen schmalen Spalt zwischen Dämpfer und Hüllrohr das Auftreten von Hitzeflimmern deutlich verzögern soll.

Abb. 10.15: Eine gelungene Kombination aus Tradition und Moderne ist der Schalldämpfer-Überzug von KEILER GEAR aus Loden (Außenseite) und Cordura (Innenseite).

Hitzeflimmern

Erhitzt sich der Lauf beim Schießen, kommt es durch das Aufsteigen von erwärmter Luft zu einem Hitzeflimmern oberhalb des Laufes. Dieser auch Mirage genannte Effekt führt zu einem verschwommenen, wabernden Bild im Zielfernrohr. Bei Schalldämpfern kommt es durch die starke Erwärmung bei der Schussabgabe zu einem im Vergleich zum Lauf früher eintretenden und stärker ausgeprägten Hitzeflimmern. Während der Effekt bei der Jagdausübung nicht relevant ist, kann er beim Übungsschießen mit größeren Schusszahlen gerade bei höheren Vergrößerungen extrem störend sein. Durch hitzeresistente Schalldämpferüberzüge, z. B. aus Nomex, kann das Hitzeflimmern zeitlich hinausgezögert werden ( Abb. 10.13 >, 10.14 > und 10.15 >).

Abb. 10.16: Der Schalldämpfer verhindert, dass sich der Riemen am Ende der Waffe befestigen lässt. Im dichten Bewuchs besteht dadurch die Gefahr, mit dem Schalldämpfer hängen zu bleiben.

Riemenbügelöse

Parallel zu der Problematik hinsichtlich der offenen Visierung können weit vorn am Lauf angebrachte Riemenbügelösen insbesondere bei der Nutzung von Teleskopdämpfern im Weg sein. Sie müssen dann entweder nach hinten versetzt oder durch eine Öse am Vorderschaft ersetzt werden. Was bei der üblichen Pirsch- oder Ansitzbüchse eher lästig ist, wird bei Nachsuchenbüchsen zum echten Problem. Hier ist die Befestigungsmöglichkeit des Trageriemens nahe der Mündung sinnvoller Standard, um im dichten Unterholz nicht ständig mit dem Lauf- ende hängen zu bleiben. Dies ist bei der Nutzung eines Schalldämpfers nicht ohne Weiteres möglich, weil die Riemenbügelöse zwangsläufig immer nur hinter dem Dämpfer befestigt werden kann ( Abb. 10.16 >). Der Schalldämpfer überragt also stets in voller Länge den Riemenbefestigungspunkt. Dadurch werden Nachsuchen in schwieriger Vegetation erheblich erschwert und die Gefahr einer Beschädigung des Dämpfers oder Gewindes ist durchaus gegeben. Eine Lösung bietet hier die Anbringung einer Riemenbügelöse an einem ausreichend stabilen Schalldämpfer ( Kap. 19 >).

Abb. 10.17: Bei niedriger Vergrößerung ist der Schalldämpfer meist als Schatten im Zielfernrohr zu sehen.

Optikschatten

Die große Silhouette des Schalldämpfers stört nicht nur bei der Verwendung der offenen Visierung, sondern ist bei niedriger Vergrößerung auch im Zielfernrohr teilweise deutlich als Schatten wahrnehmbar ( Abb. 10.17 >). Bei höheren Vergrößerungen tritt dieser Effekt nicht mehr auf.

Zusammenfassung

  • Schalldämpfer erhöhen das Gewicht und machen die Waffe vorderlastiger.

  • Schalldämpfer erschweren den Gebrauch einer offenen Visierung oder machen ihn sogar unmöglich.

  • Schalldämpfer verlängern die Waffe und machen sie damit unhandlicher.

  • Schalldämpfer verändern die Treffpunktlage der Waffe.

  • Schalldämpfer beeinträchtigen das Anbringen einer Riemenbügelöse am vorderen Waffenende.

Jagd mit Hund

Bei vielen Jagdarten wird nicht nur der Jäger, sondern auch der Jagdhund dem Schusslärm ausgesetzt.