Impressum
Der Verlag dankt Imke Klattenhoff, die uns freundlicherweise ihr Nähatelier in Hamburg für die Fotografien zur Verfügung stellte (www.imkeklattenhoff.de).
Alle in diesem Buch veröffentlichten Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags gewerblich genutzt werden. Eine Vervielfältigung oder Verbreitung der Inhalte des Buchs ist untersagt und wird zivil- und strafrechtlich verfolgt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Projekte aus diesem Buch sind nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt oder als Spende an gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen sowie als Ausstellungsstücke mit dem Vermerk auf den Urheber:
Design: © 2018 Edition Michael Fischer aus dem Buch „Passt perfekt – Schnittmuster an die eigene Körperform anpassen“.
Für die kommerzielle Verwendung der Vorlagen und fertiggestellten Projekte muss die Erlaubnis des Verlags vorliegen.
Die im Buch veröffentlichten Aussagen und Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie für das Gelingen kann jedoch nicht übernommen werden, ebenso ist die Haftung des Verfassers bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.
EIN E-BOOK DER EDITION MICHAEL FISCHER
1. Auflage 2019
© 2018 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling
Covergestaltung: Michaela ZanderBilder: ale Fotografien von Monika Lauber, Hamburg, außer Cover oben: Alina Kholopova/Shutterstock.com, Cover seitlich sowie S. 13, 33, 69, 154: Aleksandra Novakovic/Shutterstock.com, Icons: puruan/Shutterstock.com und Happy Art/Shutterstock.com
Illustrationen und Grafiken: Meike Rensch-Bergner
Lektorat: Gisela Witt, München
Layout: Michaela ZanderProduktmanagement: Saskia Wedhorn
Herstellung: Anne-Katrin Brode
ISBN 978-3-96093-956-6
www.emf-verlag.de
Inhalt
Impressum
Vorwort
Warum Schnittmuster anpassen?
Aufbau des Buches
Mache ein Schnittmuster zu deinem Maßschnittmuster!
Basics
Schnittmuster sind keine Maßschnitte
Warum gibt es Schnittmuster?
Wie werden Schnittmuster gemacht?
Als Wunschkundin hast du es einfach
Exkurs Warum es für Plus-Size-Ladys noch schwieriger ist, etwas Passendes zu finden
Es ist Zufall, wenn kleidung passt
Ein Massschnitt wäre sehr viel teurer
Das Geheimnis der guten Passform
Bewegung muss möglich sein
Balance ist eine Wohltat fürs Auge
Oversize ist auch keine Lösung
Wie perfekt soll es sein?
Du kannst nichts falsch machen
So geht Schnittmuster anpassen
So nähst du passgenau
Nie mehr planlos „frickeln“
So geht’s: so werden Schnittmuster angepasst
Vergiss die Zugaben nicht
Abnäher sind Freunde
Probemodelle?
Egal, was du machst: es kann nur besser werden
Formuliere Anforderungen an ein Schnittmuster
Los geht’s!
Vorbereitungen
Messen
Wo wird gemessen?
Lage der Taille
Exkurs Wo ist die Taille?
Perfekt maßnehmen
Such dir eine Hilfe zum Messen
Trage wenig bzw. eng anliegende Kleidung
Trage die Unterwäsche, die du unter dem zukünftigen Kleidungsstück anziehen wirst
Steh gerade, aber nicht zu sehr
Markiere die Taille
Maße für die Größenwahl
Waagrechte und senkrechte Maße
Miss halbe Umfänge – vorn und hinten getrennt
Beachte Körperasymmetrien
deine persönliche maßtabelle
Das musst du beim Messen beachten
Maßtabellen
Körpermaßtabellen
Fertigmaßtabellen
Zugaben
Die richtige Größe auswählen
Deine Konfektionsgröße ist meist nicht die beste Wahl
Das relevante Mass für die Größenwahl
Größenwahl bei großer Brust
Art der Schnittmuster
Mehrgrößenschnittmuster
Papierschnittmuster oder digitale Schnittmuster
Exkurs materialien zum kopieren von schnittmustern
Schnittmuster kopieren?
Wie erkenne ich ein „gutes“ Schnittmuster?
Bilder
Technische Zeichnung
Schnittmusterbeschreibung
Masstabelle
stoffverbrauch
Stoffwahl
Nähzutaten
Übersicht der Schnittteile
Zuschneideplan
Vokabeln lernen
Nahtlinie, Schneidelinie und Nahtzugabe
Fadenlauf
Name des Schnittmusters und Größenangabe
Passzeichen oder Knipse
Vordere Mitte und hintere Mitte
Seitennaht
Werkzeuge zum Schnittmusteranpassen
Konkret: Schnittmuster anpassen
Reihenfolge beim Anpassen
Der Schnittmusterbogen
Exkurs Der „heilige“ Fadenlauf
Wo finde ich die relevanten Stellen im Schnittmuster ?
Längenänderungen im Oberteil/Vorderteil
Längenänderungen im Vorderteil
So kontrollierst du das Schnittmuster
Längenanpassung für ein einfaches Oberteil
Brustpunkt verlegen
So verlegst du einen Brustabnäher
Exkurs Empirenaht und andere Designdetails
Weitenänderungen im Oberteil/Vorderteil
Exkurs So lieber nicht: warum der einfache Weg, Weite im Oberteil einzufügen, nicht gut funktioniert
Ein Oberteil an der Mitte verbreitern
An einem Oberteil nur an der Seitennaht weite zugeben
Exkurs FBA bei einem Schnitt mit bereits vorhandenem Brustabnäher
Finetuning am Schnitt nach der FBA
Mit einer FBA (Full Bust Adjustment) Weite im Brustbereich einfügen
Weite des Oberteils unterhalb der Brust(an Taille und Hüfte) ändern
Anpassung eines Vorderteils mit Teilungsnähten
Längenanpassung im Rückteil
Längenanpassung für einen runden Rücken
„Einfache“ Längenanpassung unterhalb des Armlochs
Längenänderung im unteren Rücken
Weitenänderungen am Rücken
Schulterbreite anpassen
Schulterbreite durch AUfschneiden anpassen
Schulterbreite mit Abnäher anpassen
Änderungen am Ärmel
Verschiedene Ärmelformen
Hohe und flache Armkugel
Längenänderungen des Ärmels
Ärmel geringfügig enger oder weiter machen
Ärmel geringfügig weiter machen
Ärmel geringfügig enger machen
Weite am Oberarm einfügen beim klassischen Ärmel
Weite am Oberarm einfügen, ohne Änderung an der Armkugel
Weite in der Armkugel einfügen
Ärmel mit zusätzlicher Ärmelnaht weiten
Lösungen für Ärmel, die nicht passen wollen
Änderungen am Unterteil: Röcke und Hosen
Bevor du loslegst
Exkurs Taillensenkung
Längenänderungen im Unterteil
Längenänderung am Saum
Längenänderung oberhalb der Hüfte
Weitenänderungen im Unterteil
Rockschnitt vergrößern
Unterteil in der Mitte anpassen
Zugabe an der Seitennaht
Aufteilung der Mehrweite auf mehrere Schnittteile
Rock Mit Abnähern in Form bringen
Längenänderungen für einen ausgeprägten Po
Exkurs „Schreckgespenst“ Hosen
Hosenschnitte
Längenänderungen bei Hosen
Änderungen oberhalb des Beinansatzes
Wo ist der Po?
Weitenänderungen für Hosen
Anpassungen für Hosen auf einen Blick
Kleider und Mäntel
Bonuskapitel
Mit Polstern arbeiten
Körperasymmetrien
Mit Schablonen arbeiten
Abnäher verlegen
Schnittmuster und Materialqualitäten
Exkurs Zuschnitt im schrägen Fadenlauf
Einen Webwareschnitt aus Jersey nähen
Einen jerseyschnitt aus webware nähen
Kontrolle am Schnittmuster: Passt alles zusammen?
Schnittteile abgleichen
Passzeichen
Knopfpositionen
Finetuning am fertigen Kleidungsstück
Heften mit der Nähmaschine
Die erste Anprobe
Abstecken an der Schneiderpuppe
Finetuning zur Weitenanpassung
Finetuning für die Säume
Bügeln – dressiere dein Kleidungsstück
Ausblick
Die ”heiligen“ Regeln beim Anpassen von Schnittmustern
Schnittmuster anpassen lernen mit der crafteln akademie
Über die Autorin
Dank
Stichwortverzeichnis
Vorwort
Die Ärmel sind zu kurz, die Schultern sitzen nicht oder es klafft am Busen – Konfektionskleidung passt oft nicht wirklich gut. Wirklich ärgerlich ist es aber, wenn selbst genähte Kleidung, in die wir viel Zeit, Liebe und Mühe investieren, ebenso wenig passt! Es gibt einen Zeitpunkt im Leben einer Hobbyschneiderin, an dem es nicht mehr reicht, einen schönen Stoff einfach irgendwie zusammenzunähen, damit daraus ein Kleidungsstück entsteht. Irgendwann fängt frau an, Ansprüche zu stellen und wünscht sich, Kleidung zu nähen, die gut passt. Und irgendwann hat frau das Bedürfnis zu lernen, wie man Schnittmuster zu Maßschnitten macht. Dann ist es Zeit für dieses Buch!
Bücher über Schnittkonstruktion und das Nähen gibt es wahrlich genug. Was ich mir als Hobbynäherin wünschte, war ein pragmatischer Weg, eine einfache Methode, um wiederholbare Erfolgserlebnisse zu erzielen. Es machte mich unzufrieden, mir selbst Wege auszudenken, ein Schnittmuster für mich anzupassen. Mehr Nahtzugabe anzufügen oder eine Größe größer zu wählen, um anschließend den so entstandenen „Sack“ auf meine Figur abzustecken, funktionierte nicht optimal und hatte einen großen Nachteil: Gelegentlich entstand daraus ein tragbares Kleidungsstück, aber kein wiederholbares Erfolgserlebnis. Was nützte es mir, wenn hilfsbereite Nählehrerinnen ein Kleidungsstück perfekt für mich absteckten, ich aber keine Ahnung hatte, wie ich diese Änderung dann auf den Papierschnitt übertragen könnte! Also änderte ich die Strategie. Ich beschloss zu lernen, wie Schnittmuster konstruiert werden, um sie nach meinen Maßen erstellen zu können. Etwas über Schnittkonstruktion zu lernen, war spannend, aber gleichzeitig sehnte ich mich nach bestimmten Designs, die ich an den Kleidern meiner Freundin sah und die ich auch haben wollte. Raffinierte Falten an den richtigen Stellen, schicke Kragen oder interessante Ärmel sind leider nicht einfach zu konstruieren. Also landete ich nach dem Ausflug in die Kunst der Schnittkonstruktion doch wieder bei Fertigschnittmustern und bastelte mir damit mehr oder weniger mühsam meinen eigenen Maßschnitt zusammen.
Als ich Jahre später meine eigene Schnittmusterkollektion auf den Markt brachte, lernte ich dieses Thema noch mal aus einer anderen Perspektive kennen. Nun diskutierte ich mit der Designerin über Maßtabellen und Schnittvariationen für unterschiedliche Figurformen und dabei wurde mir auf einmal die Bedeutung dieser Begriffe klar – ich erkannte, wie wichtig unter anderem Passzeichen, Maßtabellen und Design sind. Mit meinen Probenäherinnen hatte ich die Gelegenheit, das gleiche Design an sehr unterschiedlichen Körperformen zu testen. Das brachte noch mal ganz neue Erkenntnisse, die ich alleine mit dem Optimieren von Schnittmustern nur für meinen Körper gar nicht hätte lernen können. Mit diesen Aha-Erlebnissen begann ich, Kurse zum Thema „Schnittmuster anpassen“ zu geben. Zunächst empfand ich diesen Unterricht als Widerspruch zu meiner Schnittmusterkollektion, denn würde ich damit nicht die Qualität unserer Schnitte infrage stellen? Im Gegenteil! Die Erkenntnis, dass ein Schnittmuster immer nur die Ausgangsbasis und es den Aufwand wert ist, dieses für sich in einen Maßschnitt zu verwandeln, ist die Grundlage dafür, als Hobbyschneiderin gut passende Kleidung zu nähen. Dabei lohnt es sich, für die notwendige und auch etwas mühsame Arbeit der Anpassung von einem guten Schnittmuster auszugehen. Je durchdachter ein Schnitt ist, umso leichter ist er an verschiedene Körperformen anzupassen.
Bei meinen Workshops zum Thema „Schnittmuster anpassen“ lernte ich anhand der Fragen der Kursteilnehmerinnen, meinen Blick für diesen Bereich zu erweitern und ich erkannte, welche Probleme je nach individueller Näherfahrung auftreten können. Mir wurde klar, dass es im Internet und in vielen Büchern durchaus Lösungen für bestimmte Anpassungen gibt, dass es oftmals aber an grundlegendem Wissen fehlt, wie ein Schnittmuster funktioniert und wie sichergestellt werden kann, dass ein Kleidungsstück die Bewegungen des Körpers mitmacht. Es ist wie so oft: Wer das Problem nicht versteht, der findet nur schwerlich die richtige Lösung dafür!
Ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, das Wie und Warum kennenzulernen, also sozusagen hinter die Kulissen der Schnittmusterkonstruktion zu blicken, deshalb hat dieses Buch auch einen ausführlichen Einleitungsteil. Für diejenigen, die nach einer schnellen Lösung für ein konkretes Problem suchen, gibt es ein Stichwortverzeichnis und Querverweise in den einzelnen Kapiteln.
Schnittmuster anzupassen ist gar nicht so schwer. Du kannst Schritt für Schritt lernen, ein Schnittmuster in deinen eigenen Maßschnitt zu verwandeln. Die gute Nachricht: Es kann nur besser werden, egal, was du machst, so lange du deine Maße bei den Anpassungen berücksichtigst. Wenn du weißt, was du tust, dann ist das, was du eigentlich immer an einem Schnittmuster anpassen solltest, in wenigen Minuten erledigt, denn irgendwann kennst du dich mit den Besonderheiten deines Körpers aus. Trau dich einfach einmal, ein Schnittmuster zu zerschneiden, denn es ist nicht heilig. Du darfst das! Niemand wird sich beschweren, wenn du ein gekauftes Design anpasst. Aber viele Menschen werden dich bewundern, wenn du immer öfter passende Kleidung für dich schneiderst. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!
Warum Schnittmuster anpassen?
Bevor ich dir zeige, wie du Schnittmuster anpassen kannst, möchte ich dir erzählen, warum es mir ein so großes Anliegen ist, dir zu zeigen, wie du Schnitte für dich individuell anpassen kannst.
Wenn wir unsere Kleidung selbst nähen, träumen wir davon, ein tolles Stück beziehungsweise einen ganzen Schrank voller Sachen zu bekommen, die wirklich gut zu uns passen. Wir wollen Träume realisieren, indem wir uns genau das nähen, was wir haben wollen. Ich nenne diese Kleidungsstücke den „Kopfkleiderschrank“. In Gedanken wissen wir ganz genau, wie wir gerne aussehen wollen und welche Kleidungsstücke dazu notwendig sind. Doch oft gibt es genau diese nicht zu kaufen und auch die bisherigen Nähwerke sind gefühlt nur ein Anfang und noch nicht genau das, was der Kopfkleiderschrank beinhalten sollte. Oder umgekehrt gesagt: Wenn du in der Lage dazu bist, deinen Kopfkleiderschrank zu realisieren, wenn du dir genau das nähen kannst, was du gerne tragen willst, dann fühlst du dich stark, mächtig und vor allen Dingen auch unabhängig. Diese äußere Hülle ist deine Zierde und Rüstung zugleich. Sie macht dich schön und selbstbewusst. Du weißt, dass du genau das, was du haben wolltest, mit deinen eigenen Händen geschaffen hast. Du hast die äußere Hülle kreiert, die genau so aussieht, wie du der Welt begegnen möchtest. An dieses Ziel möchtest du gelangen, und dabei möchte ich dich hier unterstützen.
Was auf diesem Weg zu einem gut gefüllten Schrank mit selbst genähten Stücken, die geradewegs dem Kopfkleiderschrank entsprungen sind, nervt, sind UFOs. Das sind „unfertige Objekte“, halb fertig genähte Kleidungsstücke, die nicht mal halb so schön geworden sind, wie du sie dir erträumt hattest. Du verarbeitest begeistert einen vielleicht lang gestreichelten Traumstoff, und bei der ersten Anprobe bist du enttäuscht, weil das Kleidungsstück nicht die Frau aus dir machte, von der du geträumt hast. Solche misslungenen Nähwerke sind mit UFOs gemeint. Genauso nerven Stücke, die du selten oder gar nicht anziehst. Deine Zeit ist so wertvoll und dein Kopfkleiderschrank vermutlich genauso gut gefüllt wie der meine. Wir haben keine Zeit, uns mit dem Nähen von ungeliebten Teilen oder UFOs aufzuhalten.
Deswegen lohnt es sich, alles dafür zu tun, die Erfolgsaussichten deiner Nähwerke zu steigern. Nähprojekte scheitern selten an schiefen Nähten, unsauber eingenähten Reißverschlüssen oder Nähfehlern, die du beim nächsten Mal besser machen bzw. vermeiden könntest. Nähprojekte werden zu Misserfolgen, wenn sie dir nicht passen. Die Minimalanforderung an ein Lieblingskleidungsstück ist, dass es sich für deinen Körper passend anfühlt, dass du dich gut darin bewegen kannst und dich wohlfühlst. Deswegen erhöhst du die Treffsicherheit für tolle Kleidung, indem du das Anpassen von Schnittmustern lernst.
Anstatt einfach draufloszunähen, möchte ich dir zeigen, dass du davon profitieren wirst, zuvor das Schnittmuster in deinen Maßschnitt zu verwandeln. Vieles, was von Anfang an nicht stimmig war, lässt sich am halb fertigen Kleidungsstück gar nicht mehr oder nur sehr mühsam korrigieren. Wenn du im Vorfeld ein Schnittmuster und die Größe klug auswählst, die nötigen Anpassungen vornimmst, hast du nach dem Nähen nur noch ein kurzes Finetuning, aber keine lästigen „Anpassungsorgien“ oder UFOs mehr.
Zuerst investierst du in Zeit, um zu lernen. Du investierst auch später vor jedem Nähprojekt ein paar Extraminuten, um das Schnittmuster anzupassen. Aber du gewinnst dabei – es entstehen Kleidungsstücke, die besser passen, und zudem gibt es wiederholbare Erfolgserlebnisse. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass die Investition sich für dich auszahlt. Wenn du Schnittmuster für dich anpasst, wirst du viel mehr Freude am Stoffkauf haben, weil du dir dabei immer sicherer sein wirst, dass aus dem Material ein wunderbares Kleidungsstück entsteht. Stoffkauf bedeutet nicht mehr hoffnungsvolles Sehnen, sondern ist der erste Schritt zu einem Erfolgserlebnis. Nähen kannst du genießen, weil die erste Anprobe kein Schreckgespenst mehr ist, denn du weißt, was du tust, statt dich auf dein Glück zu verlassen. Das ist der Grund, wieso „Schnittmuster anpassen“ mein Herzensthema ist, denn selbst genähte, gut passende Kleidung macht dich glücklich!
Aufbau des Buches
Viele Hobbyschneiderinnen sind erst einmal erstaunt darüber, dass etwas nicht passt, was sie selbst genäht haben. Genau so ging es mir am Anfang auch. Ich wählte ein Schnittmuster anhand meiner Größe aus, nähte es, träumte davon, wie fantastisch ich darin aussehen würde, wenn das Kleidungsstück fertig wäre und war bitterlich enttäuscht, als ich es anzog. Abgesehen davon, dass ich mir die Kombination aus Stoff und Schnitt selbst ausgedacht hatte, sah dieses selbst genähte Teil genauso merkwürdig aus wie Konfektionskleidung. Ich dachte, es liege an mir, mein Körper sei eben so komisch geformt, und verbrachte viel Zeit mit nachträglichen Anpassungen. Dabei hatte ich einfach nicht verstanden, dass es gar nicht daran liegen konnte, dass mein Körper irgendwie nicht richtig wäre. Ich hatte einfach nicht realisiert, dass Schnittmuster, genau wie industriell gefertigte Kleidung auch, in Konfektionsgrößen angeboten werden und eben keine Maßschnitte sind. Die Menschen, die dieses Kleidungsstück oder Schnittmuster herstellten, kennen mich nicht. Es ist also kein Wunder, wenn es nicht automatisch passt.
Als ich verstanden hatte, dass Körper so unterschiedlich sind, dass Massenproduktion immer nur annähernd passende Kleidung liefern kann, beschloss ich, damit aufzuhören, mir selbst die Schuld an schlecht sitzender Kleidung zu geben. Denn ich erkannte: Es ist einfach Zufall, wenn etwas passt. Wir Menschen sind Individuen und haben unsere Eigenheiten. Wenn Kleidung genau passen soll, dann brauchen wir ein Maßschnittmuster, damit sie uns im wahrsten Sinne „auf den Leib geschneidert“ wird. Wenn wir selbst nähen, dann haben wir die große Chance, uns genau die Kleidung unserer Träume zu nähen, und das auch noch so, dass sie gut passt. Wir brauchen uns nicht darüber zu grämen, wie unser Körper aussieht, sondern wir nähen einfach für genau diesen individuellen Körper schöne Kleidung. Damit haben wir die „Problemzonen“, wie viele der Frauenzeitschriften sie häufig nennen, einfach abgeschafft.
Als ich anfangs über die Gliederung dieses Buches nachdachte, kam mir zunächst eine Ordnung nach „Problemzonen“ in den Sinn, denn ich vermutete, dass Frauen gezielt nach Lösungen für ihre vermeintlichen Schwachstellen suchen. Doch ich konnte mich einfach nicht mit diesem Konstrukt anfreunden, also wollte ich auch keine Gliederung mit Lösungen dafür haben. Das ist auch nicht notwendig.
Statt ein Sammelsurium an Änderungsvorschlägen zu präsentieren, die du bei Bedarf zu Hilfe nimmst, erkläre ich dir die dahinterliegende Problematik. Ich zeige dir Lösungsmuster, damit du ein grundlegendes Verständnis dafür bekommst, wie Schnittmuster funktionieren und du dann in der Lage bist, selbst Lösungen zu entwickeln, statt sie nachzuschlagen. Theoretisch brauchst du später die einzelnen Anleitungen des Praxisteils nicht mehr, denn dann hast du verstanden, wie einfach es eigentlich ist, Schnittmuster in Maßschnitte zu verwandeln. Aber weil ich weiß, dass diese Schritt-für-Schritt-Anleitungen die Gelegenheit geben, das Anpassen zu üben und auch mehr Sicherheit verleihen, gibt es den Praxisteil in der hinteren Buchhälfte. Wenn du meine Methode, Schnittmuster anzupassen, kennengelernt hast, musst du nicht mehr nach Problemzonen suchen. Dann gehst du einfach Schritt für Schritt alle Schnittteile durch, misst sie aus und vergleichst den jeweiligen Betrag mit deinen eigenen Körpermaßen. Was nicht passt, änderst du einfach. Dir die Technik anzueignen, geht so schnell, dass du gar nicht mehr auf die Idee kommst, das Ganze als „Problem“ zu bezeichnen.
Mache ein Schnittmuster zu deinem Maßschnittmuster!
Als Erstes werde ich deine Sichtweise auf Schnittmuster verändern, indem ich dir erkläre, wie sie erstellt werden. Mein Ziel ist es, dir wirklich klarzumachen, dass es ein großer Zufall wäre, wenn du dieses eine „Wunderschnittmuster, das auf Anhieb passt und die Lösung aller deiner Passformprobleme ist“, finden würdest. Mit diesem Verständnis ändert sich deine Haltung nicht nur den Schnittmustern, sondern auch deinem Körper gegenüber. Und du lernst, Ansprüche zu stellen. Vielleicht ist plötzlich nicht mehr jedes Schnittmuster gut genug für dich. Richtig so! Du hast das Beste verdient und sollst deine Zeit nicht damit vergeuden, den Fehler bei dir zu suchen, wenn ein Kleidungsstück nicht perfekt passt. Formuliere Anforderungen an Schnittmuster, statt dich selbst klein zu machen. Wenn die Schnitte nicht deinen Ansprüchen genügen, dann mach sie besser, indem du sie in Maßschnitte verwandelst.
Anschließend erzähle ich dir etwas über gute Passform, denn nur wenn du die Kriterien kennst, nach der diese beurteilt wird, kannst du herausfinden, was du am Schnittmuster ändern musst. Das leitet in Zukunft dein Handeln. Statt auswendig zu lernen, wie du etwas machst, ist es leichter, zu verstehen, was du machst, denn du orientierst dich einfach an den Kriterien für eine gute Passform.
Im nächsten Teil möchte ich dir zeigen, wie du deinen Körper vermisst und was du mit den Zahlen anstellen kannst, statt über ihnen zu verzweifeln. Messen ist keine Zauberei, wenn du die entsprechenden Stellen kennst und weißt, worauf es ankommt. Um das Messen kommst du beim Anpassen von Schnittmustern und beim Nähen nicht herum. Auch wenn du dich bisher nicht gern mit deinen Maßen beschäftigt hast – spätestens jetzt solltest du das tun, denn sie sind die Grundlage für das Ändern von Schnitten.
Die richtige Größe auszuwählen, bei der du möglichst wenig ändern musst, ist gar nicht so schwer, wenn du die relevanten Maße kennst. Anschließend erkläre ich dir alle Details an Schnittmustern, denn du musst wissen, wie du diese ausmessen und kontrollieren kannst. Viele Hobbynäherinnen finden es kompliziert, die Stellen zu finden, an denen sie einen Schnitt prüfen oder ändern müssen. Die gute Nachricht ist: Wenn du verstanden hast, wie Messen funktioniert, ist es einfach, die an dir gemessenen Stellen auch im Schnittmuster zu finden. Dieses anzupassen, bedeutet letztlich nur, Weite oder Länge einzufügen oder wegzunehmen. Im Praxisteil zeige ich dir Schritt für Schritt, wie man an den einzelnen Partien eines Schnittmusters vorgeht. Dabei beginnen wir am Oberteil und dort am Vorderteil. Erst nach den Änderungen am Rückteil kommen die Anpassungen der Ärmel. In der gleichen Reihenfolge wird anschließend für das Unterteil vorgegangen. Manche Änderungen sind erst nach dem Nähen sinnvoll. Ich zeige dir, worauf du bei der ersten Anprobe achten solltest und wie du dann noch das Nötige ändern kannst.
Dieses Buch schließt mit einem Ausblick, denn das Lernen ist damit nicht zu Ende. Du wirst sehen, dass es Spaß macht, sich beim Nähen stetig zu verbessern, und es ist interessant, wohin die Reise nach diesem Buch noch gehen könnte. Doch beginnen wir mit dem Anfang, denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Gleich geht es los, doch zunächst möchte ich dir viel Freude und Erkenntnis wünschen bei der aufregenden Erfahrung, dir selbst genau die Kleidung zu nähen, die (zu) dir passt.
Basics
Schnittmuster sind keine Maßschnitte
Bevor ich dir zeige, wie du Schnittmuster zu Maßschnitten machst, möchte ich dir gerne etwas über Schnittmuster erzählen. Dieses Hintergrundwissen verschafft dir ein tieferes Verständnis für das, was du anschließend umsetzen wirst.
Warum gibt es Schnittmuster?
Hast du dir diese Frage schon mal gestellt oder ist es ganz selbstverständlich für dich, dass sich im Vorfeld jemand etwas ausgedacht hat, das du nur noch umsetzen musst? Für ganz einfache Kleidungsstücke brauchst du eigentlich kein Schnittmuster. Für einen Lendenschurz nimmst du ein Stück Stoff oder Fell und bindest es dir um die Hüfte. Für einen einfachen Rock nähst du ein Rechteck aus Stoff mit einer Naht zu einem Schlauch und ziehst oben ein Gummiband für den Bund ein - fertig. Aber sobald ein Kleidungsstück etwas raffinierter dafür sorgen soll, die Rundungen des Körpers nicht nur zu bedecken, sondern auch zu schmücken, wird es aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Dazu braucht man einen Schnitt.
Für ein Kleidungsstück wird ein zweidimensionales Stück Stoff so bearbeitet, dass es um einen dreidimensionalen Körper passt. Um dabei wiederholbare Ergebnisse zu ermöglichen, werden Schablonen erstellt. Diese Schablonen (meist sind es sogenannte Schnittteile aus Papier) sind die Vorlagen, in deren Form und Größe der jeweilige Stoff ausgeschnitten wird. Neben der reinen Form enthalten diese Vorlagen auch Informationen darüber, wie diese Teile dann zusammengefügt werden sollen, für welche Körperteile sie gedacht sind, oder auch Passzeichen. Diese Vorlagen, Schablonen oder Schnittmuster dienen aber nicht nur der Wiederholbarkeit. Sie eignen sich auch hervorragend, um sich zu einem späteren Zeitpunkt daran zu erinnern, was irgendwann mal klappte, oder um jemand anderem zu zeigen, wie ein Kleidungsstück genäht wird. Immer dann, wenn die Idee zu einem Kleidungsstück, das Design, aus der Hand gegeben wird, damit ein anderer daraus etwas näht, braucht man diese Vorgaben, und am einfachsten funktioniert das mit einem Schnittmuster.
Schnittmuster sind käuflich und enthalten zusätzlich zu den „Schablonen“ auch eine Anleitungen zum Nähen. Früher wurde das Wissen rund um das Nähen von Mutter oder Oma vermittelt und die Menschen lernten durch das Abschauen oder Nachmachen. Heute können wir es anhand dieser Anleitung allein ausprobieren. Die einzelnen Arbeitsschritte sind in der Anleitung beschrieben, und die Schablonen, mit deren Hilfe wir den Stoff zuschneiden, befinden sich auf dem Schnittmusterbogen. Es ist alles da, wir müssen es nur tun. Wir können sofort damit beginnen, ein Kleidungsstück zu fertigen, und dabei zugleich das Nähen lernen.
Für uns Hobbyschneiderinnen bedeutet das, dass wir die Ideen von jemand anderem, einer Designerin oder einem Designer, nutzen können, um daraus ein Kleidungsstück nach unseren Wünschen zu nähen. Professionell wurde dabei eine Vorarbeit übernommen, die es uns ermöglicht, das Nähen des Kleidungsstücks leicht umzusetzen. Es gibt nur ein Problem: Wir und unser spezieller Körper sind demjenigen, der netterweise die Vorarbeit übernommen hat, in den seltensten Fällen bekannt. Wir kaufen ein konfektioniertes Schnittmuster. Dieses zu einem Maßschnitt zu machen, bleibt unsere Aufgabe.
Ist das nicht großartig?! Wenn wir Kleidung nähen wollen, müssen wir gar nicht selbst konstruieren können und uns mit Designideen beschäftigen. Wir müssen uns nicht selbst ausdenken, welche Reihenfolge der Arbeitsschritte sinnvoll wäre, welche Werkzeuge wir dafür brauchen, welcher Stoff sich eignen könnte und welche Nähtechniken wir einsetzen sollten. Wir brauchen keine mehrjährige Ausbildung und auch kein Studium. Wir können einfach losgehen, das Schnittmuster unserer Wahl kaufen und es für uns umsetzen. So einfach ist das! Wir dürfen nur nicht glauben, dass das daraus entstandene Kleidungsstück auf Anhieb passt. Aber wir dürfen das Schnittmuster verändern und es für uns passend machen. Wir dürfen das Know-how der Fachleute benutzen, um auf dieser Grundlage ein Maßschnittmuster zu erstellen. Ich finde das super.
Wie werden Schnittmuster gemacht?
Konfektionsgrößen.
Konfektions entwickelt. Kleidung wird für Körper genäht, die entsprechend ihren Maßen einer gewissen Gruppe zugeordnet wurden. Das erklärt, wieso den meisten Menschen Kleidungsstücke zwar irgendwie, aber häufig nicht perfekt passen. Natürlich erfolgte die Gruppeneinteilung für die Definition der Größensysteme?
Wenn du sehr groß oder sehr klein bist: Achte darauf, aus welchem Land ein Schnittmuster kommt. Bist du z. B. eher klein, dann solltest du Schnitte aus Südeuropa bevorzugen. Warum? Weil diese Hersteller ihre Wunschkundin im Auge haben, wenn sie Schnittmuster erstellen – und wenn die Menschen aus diesem Land eher groß oder eher klein sind, wird genau dieser Aspekt beim Festlegen von Konfektionsgrößen berücksichtigt.
der meist regelmäßig steigt, beispielsweise um 5 cm. In den sogenannten „großen Größen“ wird häufig auch ein größerer Sprungwert zugrunde gelegt. Dort „springt“ z. B. der Brustumfang um jeweils 6 cm pro Größe.