Ralph Meyers
ADS ist heilbar
Präzise Diagnose – erfolgreiche Therapie
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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Konzept- und Textberatung sowie Grafiken Abb. 1, 2, 29: Dr. Bettina Burchardt, www.bettina-burchardt.de
ISBN 978-3-641-24587-0
V001
www.gtvh.de
Hiermit danke ich meiner Frau María Angélica, die mir den entscheidenden »Schubs« gegeben hat, das Buch, das vier Jahre in der Schublage lag, zu Ende zu schreiben, und mich in allen Lebenslagen unterstützt mit ihrer Kraft, Liebe und Spiritualität.
Inhalt
Vorwort
KAPITEL 1
Fakten gegen das Hörensagen – Der ADS-Check
Eine Frage der Perspektive – Die Symptome von ADS
Viele Gründe für dieselbe Störung – Die Ursachen von ADS
Neurotransmitter im Ungleichgewicht – Was bei ADS im Gehirn passiert
Lebenslauf mit Hindernissen – Die Folgen von ADS
KAPITEL 2
Von der Untersuchung zur Diagnose
Die Eingangsuntersuchung
Eigene Standards in der testpsychologischen Diagnostik
Das Messverfahren OPATUS CPTa
Die Verlaufsuntersuchung
Die häufigsten Fehler in der Therapie von ADS
KAPITEL 3
Alternative und ergänzende Diagnosen zur ADS-Diagnose
Neurologische Erkrankungen
Tic-Störungen und Tourette-Syndrom
Entwicklungsstörungen des Sprechens und Hörens
Epilepsie
Psychische Erkrankungen
Mangelerkrankungen
Vitamin-D-Mangel
Eisenmangel
Vitamin-B12-Mangel
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Erworbene Schädigungen vor, während und nach der Geburt
Fetale Alkoholspektrumsstörung (FAS)
Persistierende frühkindliche Reflexe
KISS- und KIDD-Syndrom
Erworbene Schädigungen durch Drogen
Erworbene Störung durch Mediensucht
KAPITEL 4
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten von ADS
Medikamente aus der Schulmedizin
Methylphenidat MPH (Ritalin®, Medikinet®, Equasym®, Concerta® und andere)
Imipraminhydrochlorid (Imipramin®)
Amphetaminpräparate
Atomoxetin ATMX (Strattera®)
Guanfacin XR (Intuniv®)
Unterstützung des Arztes bei der Auswahl von geeigneten Medikamenten
Die Gefahr einer Über- oder Unterdosierung
KAPITEL 5
Nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten von ADS
Pädagogische Interventionen
Psychotherapeutische Interventionen
Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP)
Marburger Konzentrationstraining (MKT)
Tiefenpsychologische Psychotherapie
Systemische Therapie
EEG-gestütztes Neurofeedback
Entspannungstechniken
Autogenes Training
Progressive Muskelentspannung
Lachyoga
Risotherapie
KAPITEL 6
Prognose und Heilung von ADS
Vorwort
Manche Menschen können ihre Aufmerksamkeit nicht mit der gewünschten Präzision und Ausdauer auf die ihnen gestellten Aufgaben fokussieren. Weil sie schnell abgelenkt sind, fällt es ihnen schwer, Angefangenes zu Ende zu bringen. In Schule, Beruf und Privatleben führt das für die Betroffenen oft zu großen Einschränkungen. Meist wird das Symptom der mangelnden Konzentrationsfähigkeit mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, also ADS erklärt. Doch viele Fehlinformationen und Missverständnisse sorgen dafür, dass die Betroffenen nicht immer eine zutreffende Diagnose und auch keine optimale Therapie erhalten. Hier einige von ihnen:
Die Unsicherheit im Umgang mit ADS erstreckt sich auch auf die Verordnung von Medikamenten und anderen Therapien. Wenn die Diagnose nicht stimmt, wird die auf ihr aufbauende Behandlung kaum einen Nutzen bringen. Die mangelhafte Abgrenzung zu ähnlichen Symptomatiken kann dazu führen, dass ein unwirksames Medikament in der Dosierung noch erhöht wird; im schlimmsten Fall erweisen sich Therapie und Medikation sogar als schädlich. Noch dazu liegen die Therapieentscheidungen oft in der Hand von Menschen, die fachlich nicht ausreichend dazu ausgebildet sind. Bis vor wenigen Jahren wurden beispielsweise 90 Prozent aller Ritalin®-Verordnungen von Nicht-Fachärzten ausgestellt.
Inzwischen hat die Politik reagiert: Bestimmte Medikamente für die Behandlung von ADS dürfen nur noch von Kinder- und Jugendpsychiatern, Kinderärzten mit Zusatzqualifikation sowie Erwachsenenpsychiatern verordnet werden. Doch damit ist das Problem der subjektiven und entsprechend unzuverlässigen Diagnosen und Therapien noch nicht gelöst. Dabei gibt es längst objektive Verfahren, die die Konzentrationsfähigkeit mit hoher Messgenauigkeit und Aussagekraft erfassen; sie werden jedoch in Deutschland bisher nur selten angewandt. Das liegt zum einen daran, dass sie auch unter Fachleuten nur wenig bekannt sind, zum anderen daran, dass die meisten von ihnen bis heute nicht von den Krankenkassen erstattet werden. Andere europäische und außereuropäische Länder sind da schon einen Schritt weiter.
Dieses Buch hinterfragt kritisch die geltenden Standards und stellt mit dem OPATUS-CPTa-Testverfahren ein bewährtes Werkzeug für die objektive ADS-Diagnose vor, das zudem von den Krankenkassen erstattet wird. Es wendet sich nicht nur an Kollegen, die in ihren Praxen mit dem Thema ADS immer häufiger in Berührung kommen und sich mit ihm näher beschäftigen möchten. Es will auch Menschen mit ADS und deren Familien informieren. Denn Diagnosen und Therapien lassen sie oft ratlos zurück; ihr Verlangen nach Sicherheit ist groß. Viele Betroffene und deren Angehörige fragen sich: »Ist die Diagnose, mit der ich seit vielen Jahren lebe, wirklich korrekt?« Und auch: »Wie kommt es, dass seit einigen Jahren fast jedes Kind mit gewissen Verhaltensauffälligkeiten an ADS leiden soll?« Meiner Erfahrung nach haben sie sich meist schon so umfassend mit dem Thema ADS beschäftigt, dass wissenschaftliche Begriffe und komplexe Zusammenhänge sie nicht schrecken können.
Das vorliegende Buch soll Klarheit schaffen und seine Leser darin unterstützen, die Qualität von Diagnose und Therapie besser einzuschätzen. Falls nötig ermächtigt es sie, eine fundierte Diagnostik, multimodale Therapie und Therapiekontrolle aktiv einzufordern. Es lohnt sich. Denn nach dreißig Jahren psychiatrischer Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiß ich: Wenn es sich wirklich um ein ADS handelt und höchste Diagnose- und Therapiestandards angewendet werden, ist diese Krankheit heilbar. Eine lebenslange medikamentöse oder therapeutische Behandlung ist dann nicht mehr nötig.