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Umschlagabbildung:
Pietro Benvenuti, Elisa unter den Künstlern von Florenz (Detail), 1813, Versailles, Musée national du Château de Versailles
© 2018 Maria Anna Flecken
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung und Verlag
BoD-Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7528-1860-4
Maria-Anna Elisa Bonaparte (Abb. 1), Napoleons (Ajaccio 1769 – St. Helena 1821) älteste Schwester, wurde am 3. Januar 1777 in Ajaccio auf Korsika geboren. Im Mai 1797, im Alter von 20 Jahren, heiratete sie den korsischen Offizier Felix-Paschal Baciocchi (Ajaccio 1762 – Bologna 1841).1
Elisa hatte zuvor eine gute Schulausbildung genossen. Sie war auf dem bekannten Mädcheninternat St. Cyr, das von Madame Maintenon (Niort 1635 – Saint-Cyr-l'Ecole 1719) begründet worden war. Hier wurde mit großer Wahrscheinlichkeit schon früh der Grundstein für ihre besondere Vorliebe für kulturelle Interessen – speziell zur Literatur – gelegt. In den Jahren, in denen sie später in Paris lebte, pflegte sie vor allem Kontakt zu Literaten und Intellektuellen. In ihrem Salon verkehrten viele Dichter und Kritiker der damaligen Epoche. Schriftstellergrößen wie beispielsweise François-René de Chateaubriand (Saint-Malo 1768 – Paris 1848) suchten ihre Bekanntschaft. Jean-François de Laharpe (Paris 1739 – Paris 1803) und Jean-Pierre-Louis de Fontanes (Niort 1757 – Paris 1821) waren ständige Gäste in ihrem Haus. Letzterer wurde ihr Liebhaber, was dazu führte, dass ihr Gatte mehr und mehr eine untergeordnete Rolle in ihrer Ehe zu spielen begann.2
Nach der Proklamierung des französischen Kaiserreiches 1804 wurde sie von Napoleon zur „kaiserlichen Hoheit", Prinzessin Elisa, ernannt. 1805 machte er seine älteste Schwester zur Fürstin von Lucca und Piombino (Erbfürstin von Piombino).3 In dieser Zeit änderte sie den Namen Marianna, unter dem sie bis dato bekannt war, in Elisa um – sie verwendete ihren zweiten Taufnamen – und unter diesem Namen ging sie schließlich die Geschichte ein. Im Juli 1805 wurden Elisa und Felix Baciocchi in Lucca gekrönt. Es war der erste und letzte Akt in ihrem Leben als Souveränin, zu dem Elisa ihren Ehemann gleichberechtigt an ihrer Seite duldete. Schon wenig später degradierte sie ihn, und machte ihn zu einem ihrer Domestiken.4
Sie regierte ihr Fürstentum nicht ohne Erfolge. Sie tat viel zur Weiterentwicklung der Ressourcen ihres Landes und prägte das Ansehen mit zahlreichen öffentlichen Aufträgen. So ließ sie beispielsweise die wichtige Straße, welche von Lucca zu den Bädern führt und den Damm, der die Überschwemmungen des Serchio verhindert, bauen. Viele ihrer Maßnahmen sind auch heute noch in Italien mit ihrem Namen verbunden. Allerdings ging sie auch aufgrund rücksichtsloser Taten in die Geschichte ein: so veranlasste sie beispielsweise, die Kathedrale von Massa Ducale zu demolieren, weil diese zu nah bei ihrem Sommerpalast stand; aus ähnlichen Motiven heraus, ließ sie auch die Kathedrale der Madonna von Lucca zerstören. Die Prinzessin regte aber durchaus auch die Künste an und beschützte die Künstler, welche sich unter ihr Protektorat begaben. Sie vergütete die Dichter, die ihre Person in Lobliedern priesen; den ihr verliehenen Titel der „Semiramis von Lucca" begriff sie als Ehrenbezeichnung bezüglich ihrer Person.5
Bereits ab Januar 1805 wirkte Niccolò Paganini (Genua 1782 – Nizza 1840) als Konzertmeister im Orchester der Republik Lucca. Nachdem Elisa Herrscherin von Lucca geworden war, wurde er im September 1805 ihr Kammervirtuose und Operndirektor. Bis 1809 währte diese einzige feste Anstellung in Paganinis Leben. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke für Violine und Orchester sowie für Violine und Gitarre.6
Elisas Herrschaft war militärisch-diktatorisch nach dem Vorbild ihres Bruders Napoleon in Frankreich ausgerichtet. Von 1805 bis 1809 profitierte sie in vollem Umfang von der politischen Autonomie, die sie dank Bonaparte genoss.7
1808 erkannte der Kaiser ihr das Großherzogtum Toskana zu. Ihre anfängliche Freude über die Ausweitung des Herrschaftsgebietes, wich immer mehr einer Enttäuschung, da Napoleon und seine Präfekte ihr nur wenig autonome Macht zugestanden. Aus der Korrespondenz in ihrer Regierungszeit mit dem französischen Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (Paris 1754 – Paris 1838) geht hervor, wie eifersüchtig sie auf französische Eingriffe und Störungen in ihrer Politik reagierte, und wie sie immer wieder versuchte, Napoleon zugunsten ihrer politischen Belange und den Interessen der Toskana für sich einzunehmen. Ihr Biograph Paul Fleuriot de Langle schrieb zu Recht, dass sie regierte ohne zu regieren.8 Dieser enge Rahmen führte dazu, dass sie sich mit Leidenschaft anderen – vor allem kulturellen Aufgabenfeldern widmete. Das betraf vor allem die bildende Kunst, indem sie viele öffentliche Aufträge vergab und die Künstler ermutigte, für sie zu arbeiten. Sie versuchte der Stadt Florenz in ihrer Regierungszeit ein würdiges, künstlerisches Dasein zu geben. Ihre Ambition – ihr Traum – bestand darin, dass unter ihrer Herrschaft ein weiteres glorreiches Zeitalter, was die Geschichte der Kunst der Stadt betraf, eingeleitet werden sollte.91011121314