Glaubitz, Uta
Jobs für Weltenbummler und Globetrotter
Machen Sie Ihr Fernweh zum Beruf
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E-Book ISBN: 978-3-593-40147-8
|12|Lieber arbeiten als sich langweilen.
Gustave Flaubert, Schriftsteller
Wenn ich so viel Erfolg hatte, dann nur, weil ich nie auf die Leute gehört habe, die dauernd sagten, was ich machen muss, um Erfolg zu haben.
Jack Nicholson, Hollywoodstar
Reisen ist tödlich für Vorurteile.
Mark Twain
Finden Sie das Wetter hierzulande unerträglich? Planen Sie ständig neue Reisen? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, aus Ihrem Fernweh einen Beruf zu machen? Dann hilft Ihnen dieses Buch den Job zu finden, der zu Ihnen passt.
Wenn Sie viel in der Welt herumkommen wollen, bieten sich zahlreiche Karrieren an: Denken Sie nur an die Abenteuerreiseleiter, die gestresste Städter auf Safari in Südafrika oder zum Trekking ins Himalajagebirge mitnehmen. Denken Sie an die Auslandskorrespondenten, die für einige Jahre Land und Leute kennen lernen, um dem Publikum daheim die aktuellen Entwicklungen näher zu bringen. Oder an Seeleute und Stewardessen, die das Reisen nicht nur zum Beruf, sondern zum Lebensstil gemacht haben. Und natürlich an die Sportlehrer und Animateure in Ferienclubs, die Sprachlehrer an internationalen Schulen und Goethe-Instituten, die Reiseführerautoren, Dokumentarfilmer und Diashow-Presenter.
Auf den folgenden Seiten begegnen Sie Leuten, die in diesen Bereichen arbeiten. Außerdem machen wir Sie mit Berufen bekannt, von denen Sie noch nie im Leben gehört haben. Oder wissen Sie bereits, was ein Reisemaler oder ein Unfallforscher macht? Oder wie man als Jugendherbergswesenaufbauer, Eisenbahnfilmer oder Sportreiseveranstalter sein Geld verdient?
»Arbeit muss wehtun.« Und: »Qualität kommt von quälen.« Mit diesen und ähnlichen Sätzen sind die meisten von uns groß geworden. Kein Wunder also, dass viele blockiert sind, wenn es darum geht, ein eigenes Berufsziel zu finden, das nicht nur das nötige Kleingeld ins Portemonnaie schafft, sondern auch Spaß macht und ein erfülltes berufliches Leben verspricht.
Traditionell verläuft Berufsfindung etwa so: Der Berufssuchende fragt sich:
Was könnte ich mit dieser oder jener Ausbildung werden?
Welche Planstellen könnte es für mich geben?
Was kann ich mit meinem Schulabschluss werden?
Was kann ich mit meinem Notendurchschnitt studieren?
Was kann ich mit meinem Studium werden?
Was für Weiterbildungen werden vom Arbeitsamt angeboten?
Was raten meine Eltern, meine Freunde, mein Partner, meine Partnerin?
In welchen Berufen hat man heute die größten Chancen?
Leider helfen solche Fragen überhaupt nicht herauszufinden, welcher Job wirklich zu Ihnen passt. Daher geht dieses Buch anders vor. Es fragt: Was für ein Typ sind Sie? Und welcher Beruf passt dazu? Zur Anregung finden Sie zahlreiche Berichte über Leute, die mit Reisen ihr Geld verdienen. Und eine Anleitung, wie man aus seinem Fernweh einen Job macht.
Dabei kommt es nicht darauf an, ob Sie bereits in einem Beruf arbeiten – und möglicherweise keinen Spaß daran haben – oder ob Sie als Schülerin, Student oder Arbeitsloser auf der Suche sind nach einer Tätigkeit, die zu Ihnen passt.
Echte Weltenbummler hält es nicht lange an einem Ort. Das Leben scheint zu kurz, um es mit grauem Alltag, schlechtem Wetter und |15|noch schlechter gelaunten Bürokollegen zu verbringen. Nach ein paar Reisen in der Weltgeschichte ist der Winter in Deutschland nicht mehr auszuhalten. Was also tun?
Unter den Leuten, die aus ihrem Fernweh einen Beruf gemacht haben, finden sich naturgemäß viele in der Reisebranche. Hier arbeiten Studienreiseleiter, Outdoorguides, Survivaltrainer, Kreuzfahrtentwickler und Charterbootbesitzer. Sportreiseveranstalter bringen ihre Kunden zu den Olympischen Spielen, Marathonläufen und zur Fußballweltmeisterschaft. Um den Sport herum ist Sightseeing angesagt, ebenso Essen, Shoppen und natürlich ein Abendprogramm.
Die gesamte Hotel- und Gastronomiebranche ist voll von Weltenbummlern. Kaum ein Front-Office-Manager hat nicht schon in mehreren Ländern gearbeitet – Köche und Sommeliers sowieso. Ein neues Betätigungsfeld bieten die Kreuzfahrtschiffe, die sich verstärkt einem jüngeren Publikum zuwenden wollen. Gefragt sind dort Musiker, DJs, Kosmetikerinnen, Friseure, Krankenschwestern und Masseure.
Auch die Medien bieten Jobs für Globetrotter und Weltenbummler. Neben den Auslandskorrespondenten für Fernsehen und Zeitungen finden sich hier Moderatoren von Reisesendungen (wie Vox-Tours oder Urlaubsreif), Auslandsfeature-Journalisten und Tierfilmer. Spezialisierte Autoren schreiben Reiseführer und -erzählungen. Fotografen arbeiten für die Magazine Geo und Mare und natürlich in der Werbung.
Für Leute, die sich im Ausland nützlich machen wollen, bieten sich außerdem Jobs als Lehrer, vor allem für Fremdsprachen, aber auch in Handwerk und Technik an. Entwicklungshelfer, Krisenmanager und Sozialarbeiter sind ebenso gesucht wie medizinisches Personal, darunter Ärzte, Krankenschwestern und Physiotherapeuten.
Das bedeutet: Weltenbummler müssen nicht unbedingt als Aussteiger Haus und Hof verkaufen, um ihrer Sehnsucht nachzugehen. Es gibt viele unterschiedliche Jobs, um das Reisen mit dem Broterwerb zu verbinden. Unabdingbare Voraussetzung sind in jedem Fall Aufgeschlossenheit, Improvisationstalent, keine übertriebene Anspruchshaltung, Toleranz im Umgang mit ganz unterschiedlichen |16|Menschen, Abenteuerlust, Unkompliziertheit und Aktivität.
Sie möchten wissen, wie man mit dem Reisen sein Geld verdient? Der zweite Teil des Buchs präsentiert Ihnen Jobs für Weltenbummler und Globetrotter. Dabei haben wir darauf geachtet, überwiegend Berufe zu präsentieren, für die Sie nicht unbedingt eine formale Ausbildung oder ein Studium benötigen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie keinerlei Fachkenntnisse brauchen. In den meisten Fällen werden Sie sehr viel dazulernen müssen. Ob Sie dafür jedoch (noch einmal) eine Ausbildung machen oder eine Universität besuchen, liegt ganz an Ihnen. In jedem Fall finden Sie Hinweise, wo es das nötige Zusatzwissen gibt und wie Sie Ihre Fähigkeiten ausbauen können.
Die vorgestellten Tätigkeiten werden durch konkrete Beispiele und Interviews mit Leuten aus der Praxis illustriert. Die großen Bereiche dabei sind:
Reise und Abenteuer
Medien
Kunst, Musik und Showbusiness
Helfen, Lehren, Unterstützen
Handel
Verkehr
Tipps von Experten, Literaturangaben, Adressen und Informationen runden den zweiten Teil ab.
Die vorgestellten Berufe dürfen jedoch über eines nicht hinwegtäuschen: Keines der Beispiele erspart es Ihnen, sich über den Job, der zu Ihnen passt, eigene Gedanken zu machen. Im dritten Teil finden Sie daher einen Workshop, der Ihnen zeigt, wie Sie sich ein individuelles Berufsziel erarbeiten. Schritt für Schritt zeigen wir Ihnen, wie Sie klar über Ihre Fähigkeiten und Motivationen nachdenken können.
|17|Im Schlusskapitel geht es darum, wie man im Ausland überlebt. Natürlich gibt es kein Rezept, das für jede Eventualität »on the road« taugt. Daher finden Sie hier lediglich nützliche Hinweise und Überlegungen.
Die Arbeitswelt von heute ist voll von Anglizismen. Niemand bemüht sich mehr, deutsche Ausdrücke für Outdoorguide, Roadie oder Incentives zu finden. Weil nicht jeder alles wissen kann, gibt es im Anhang ein kleines Wörterbuch für die im Text gebrauchten Begriffe. Ein Register der vorgestellten Berufe rund ums Reisen schließt das Buch ab.
Ein erster Tipp: Umgeben Sie sich während der Lektüre dieses Buches mit Leuten, die nicht nur wie Sie unter Fernweh leiden, sondern die Ihnen wirklich etwas zu sagen haben und die Sie unterstützen. Ideentechnische Bremsklötze mit ihrem ewigen »das bringt doch sowieso nichts« oder »das schaffst Du nie« können Sie jetzt nicht gebrauchen. So habe auch ich mich während des Schreibens streng an diesen Grundsatz gehalten.
Unentbehrliche Hilfe leistete die Fachautorin Andrea Dornseif, die trotz des Erfolgs ihres Australienbuchs Kopfüber einen klaren Kopf bewahrte und Beiträge über Fairen Handel, einen Fahrradreisejournalisten und einen Eisenbahnfilmer verfasste. Thorsten Reinke als Mann fürs Grobe scheute keine Mühe, um Weltenbummler Gerd Ruge und die Vox-Tours-Moderatorin Daniela Worel zu interviewen. Er forschte am Südpol und in China, fand einen Wissenschaftler im Eis und eine Jugendherbergswesenaufbauerin. Danuta Schmidt sprach mit Kreuzfahrtentwicklern, Busfahrern und Missionaren. Hajo Völler kannte sich glücklicherweise mit Tätowierern, LKW-Fahrern und Roadies aus. Irgendwie schaffte es Matthias Gauer, den Kontakt zum Tourmanager der Rockband KISS herzustellen. Ohne die Nachwuchsautorin Kristina Esser wäre das Buch nur halb so schön geworden. 1 000 Dank an alle.
In diesem Buch geht es um die Frage, wie Sie für sich selbst ein Berufsziel erarbeiten – auch wenn Sie noch keinen blassen Schimmer haben, in welchem Bereich Sie Ihren Spaß am Reisen einsetzen könnten. Bevor Sie sich im Folgenden von Survivaltrainern, Kreuzfahrtentwicklern und Reiseführerautoren zu eigenen Berufsplänen inspirieren lassen, hier noch einige Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Dieses Buch gibt Berufssuchenden ein Werkzeug an die Hand, um eigene berufliche Ziele auszuloten. Damit ist Jobs für Weltenbummler und Globetrotter geeignet für alle, die sich beruflich orientieren oder um-orientieren möchten: Berufstätige und Arbeitslose, Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen. Sie lernen, sich systematisch mit der Frage auseinander zu setzen, wie Sie Ihr berufliches Leben gestalten möchten. Dabei setzt die im dritten Teil des Buchs geschilderte Methode der Individuellen Berufsfindung keine bestimmten Qualifikationen voraus, sondern die Bereitschaft, seine bisherige Biografie zu durchleuchten und neue Wege der Berufsfindung zu gehen.
Wer heutzutage über Befriedigung im Beruf, Spaß an der Arbeit und vielleicht sogar über seinen Traumberuf spricht, wird schnell mit Resignation und Aggressivität konfrontiert. »Heute kannst du froh sein, wenn du überhaupt etwas kriegst«, lautet die gängige Antwort. Auf der Suche nach seinem Traumberuf wird man schnell zum Spinner abgestempelt.
Ist die Suche nach dem maßgeschneiderten Beruf nur etwas für gute Zeiten? Ganz sicher nicht: Denn gerade in schwierigen Situationen ist es für Berufssuchende notwendig, sich zu orientieren und konkret darüber nachzudenken, auf welchem Gebiet man wirklich arbeiten will. Schließlich ist man nur dann in der Lage, mit (zwangsläufig auftretenden) Rückschlägen fertig zu werden und langfristig gute Arbeit zu liefern, wenn es einem wirklich Spaß macht. Dabei kann es sich niemand leisten, auf den Zufall zu hoffen und sich ohne einen konkreten Plan ziellos in der Arbeitswelt zu bewerben.
»Arbeit muss wehtun. Und wenn du mit etwas, was du gerne tust, dein Geld verdienst, macht es dir dann keinen Spaß mehr.« Solche und ähnliche Sprüche geistern durch die Welt der Berufsberatung. Bei unseren Recherchen haben wir jedoch eins festgestellt: Keiner der befragten Weltenbummler stöhnte über die langen Reisen. Im Gegenteil: Gerade die ständige Abwechslung – verbunden mit immer wieder neuen Menschen und Kulturen – macht für einen echten Weltenbürger den Spaß an der Arbeit aus. Übrigens denkt auch niemand, Mick Jagger habe keine Lust mehr zum Singen, Oliver Bierhoff keine Lust mehr zum Fußballspielen und Jil Sander keine |20|Lust mehr auf Mode. Die persönliche Leidenschaft und der Spaß an der Aufgabe sind vielmehr Voraussetzung für den beruflichen Erfolg.
Stellen Sie sich vor, Sie geben Ihr berufliches Ziel in einen Computer ein und starten ein Programm, mit dem der Computer automatisch einen Weg findet, dieses Ziel auch zu erreichen. Das hört sich gut an? So einen Computer besitzen Sie bereits – es ist Ihr Gehirn. Wenn Sie Ihrem Gehirn ein klares Ziel vorgeben, wird es auch einen Weg finden, dieses Ziel zu erreichen. Genau dafür wurden wir von Geburt an mit grauen Zellen ausgestattet. Bleibt Ihre Software jedoch ohne klare Zielvorgabe, kann sie keinen Lösungsweg finden.
»Ich möchte gern etwas mit Reiseleitung machen«, zählt dabei noch nicht als klare Zielangabe. Oft ist die Spezialisierung der Schlüssel zum Erfolg. Herkömmliche Berufsratgeber empfehlen oft das Gegenteil: »Bleiben Sie flexibel, legen Sie sich nicht zu sehr fest, und halten Sie sich möglichst viele Optionen offen.« Diese Strategie bringt jedoch einen entscheidenden Nachteil mit sich: Als Bewerber, der sich alle Möglichkeiten offen hält, werden Sie bei Ihrer Arbeitssuche stets auf viele hundert andere Bewerber treffen, die sich ebenfalls alle Optionen offen gehalten haben. Arbeitgeber suchen jedoch Arbeitskräfte, die für ein ganz bestimmtes Problem in ihrer Fluggesellschaft, Agentur oder Redaktion eine Lösung anbieten können.
Mithilfe der Individuellen Berufsfindung legen Sie zwei Dinge fest: Ihr persönliches berufliches Ziel und den Weg dorthin. Damit allein haben Sie Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt bereits um ein |21|Vielfaches erhöht, und zwar denen gegenüber, die weder über ein Ziel noch über eine Strategie verfügen – und das sind viele.
Der Rest wird sich an Ihrem persönlichen Einsatz, Ihrem Durchhaltevermögen und Ihrer Fähigkeit zur Überwindung des inneren Schweinehundes entscheiden. Wenn Ihnen auf dem Weg zu Ihrem beruflichen Erfolg Zweifel kommen, so akzeptieren Sie diese als vollkommen normale Erscheinung. Die meisten haben jahre- und jahrzehntelang diverse Abwehrmechanismen trainiert, wenn es darum geht, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Einer dieser Mechanismen ist, Versagensängste zu entwickeln.
Sind Sie wieder einmal an dem Punkt angelangt, an dem Sie »ganz sicher« sind, dass Ihre beruflichen Pläne niemals funktionieren werden, halten Sie sich eine Situation vor Augen, in der Sie etwas geschafft haben, das Sie (und alle anderen) vorher für unmöglich hielten. Dann wird Ihnen wieder bewusst, dass man so ziemlich alles schaffen kann, wenn man es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hat. Und noch etwas: Alle erfolgreichen Globetrotter, die in diesem Buch vorgestellt werden, haben auch einmal klein angefangen.
Zu Beginn Ihres Berufsfindungsvorhabens engagieren Sie ein Unterstützungskomitee von etwa zwei bis vier Freundinnen und Freunden, die Ihnen während Ihrer Berufsfindung zur Seite stehen. Niemand bleibt von Phasen verschont, in denen er Schwierigkeiten hat, den nächsten Schritt zu planen oder in denen er sich einfach nur mutlos fühlt.
Viele Vorhaben scheitern daran, dass der Berufssuchende einen wahren Fundus an Vermeidungsstrategien bereithält, um gerade erst beschlossene Schritte auf keinen Fall in die Tat umsetzen zu müssen. Daher empfiehlt es sich, einen Freund oder eine Freundin einzuschalten, der oder die einem gegebenenfalls auf die Füße tritt. Rufen Sie sie an, sobald Sie eine Entscheidung gefällt haben. Teilen Sie ihr oder ihm mit, bis wann welche Schritte in die Tat umgesetzt |22|sein sollen. Verabreden Sie, dass sie oder er anruft und kontrolliert, ob Sie alles erledigt haben. Sie können Ihrem Freund, Ihrer Freundin auch eine Kopie Ihres schriftlich ausgearbeiteten Plans schicken. Bei Ankunft des Briefs gilt der Inhalt als verbindlich.
Undefinierbare Motivationsprobleme lösen Sie also am besten, indem Sie über andere Leute Verbindlichkeiten schaffen. Das Wichtigste aber ist: Wenn in Ihrem Berufsfindungsprozess Probleme auftauchen, so ist das für Sie noch lange kein Grund aufzugeben. Beweisen Sie stattdessen Problemlösungskompetenz, und finden Sie Mittel und Wege. Wenn Ihnen keine einfallen, fragen Sie jemand, der erfahrener ist als Sie. Aber lassen Sie sich nicht auf halbem Weg von lösbaren Problemen entmutigen.
|24|Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.
Joseph Freiherr von Eichendorff, deutscher Lyriker
Toren besuchen im fremden Land die Museen, Weise gehen in die Tavernen.
Erhart Kästner, deutscher Schriftsteller
Durst ist schlimmer als Heimweh.
Volksweisheit
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und das gilt auch für die Jobs in der Tourismusbranche: Ob Abenteuerreiseleiter, Animateur im Ferienclub oder Fahrradguide – sie alle kommen viel herum, treffen ständig neue Menschen, müssen sich in fremden Kulturen zurechtfinden und lernen vom Land mehr kennen als nur Strand und Disko.
Die meisten dieser Jobs haben viel mit Service zu tun. Denn: Das Beste für die Gäste ist nur durch menschlichen Kontakt und freundliche Betreuung zu gewährleisten. Neben den großen Konzernen wie TUI und Thomas Cook und kleinen spezialisierten Reiseveranstaltern bieten Flughäfen, Fluggesellschaften, Fremdenverkehrsbüros, Kurverwaltungen, Incentiveagenturen, Autovermietungen, Sport- und Freizeitparks Jobs für Leute, die dann arbeiten, wenn andere Urlaub machen.
Die Tourismusbranche boomt und gilt als weltweit größter Wirtschaftszweig. Über 700 Millionen Touristen reisten im Jahr 2000 in der Weltgeschichte herum. Die Welt-Tourismus-Organisation sagt voraus, dass sich das Volumen in den nächsten Jahrzehnten weltweit verdreifachen wird. Im gleichen Maß soll auch das dazugehörige Jobangebot wachsen. Schon jetzt finden sich in der Bundesrepublik fast drei Millionen Arbeitsplätze in der Tourismusindustrie. Über 160 Milliarden Euro werden jährlich hier umgesetzt.1
Und wenn die Deutschen auch nicht Fußballweltmeister sind, so gelten sie doch als Weltmeister im Reisen. Der Trend geht auch hierzulande immer weiter weg von Balkonien: Das Verhältnis Inland |26|zu Ausland lag 1960 bei 70:30 und hat sich inzwischen umgekehrt.2 Der Grund: das Wetter, verbunden mit den hohen Preisen. Viele fahren daher lieber nach Spanien, Italien, Griechenland und in die Türkei.
Doch auch dort erwarten die Leute viel für ihr Geld. Längst vorbei sind die Zeiten, da Urlauber zufrieden waren, am Strand zu liegen und die Sonne zu genießen. Wer in langweiligen Büros versauert, vierzig Stunden die Woche im Routinejob steckt, möchte in seiner freien Zeit und erst recht im Urlaub etwas ganz Besonderes erleben.
Und da kommen die professionellen Globetrotter ins Spiel. Der Bereich um Freizeit und Urlaub ist ein ebenso buntes wie vielfältiges Betätigungsfeld. Kaum eine Branche bietet einen so leichten Zugang für Quereinsteiger. Von der Fahrt zum Wochenendrave auf Ibiza über Kunstkurse in New York bis zur Trekkingtour ins Himalajagebirge reicht das Betätigungsfeld. Neben dem Wissen über Land und Leute, über Kultur und Geschichte sind immer auch Kommunikationstalent, gute Laune und Unterhaltung gefragt.
Der Preis für die vielen Partys und das Leben unter Palmen: freundlich sein, auch wenn man schlechte Laune hat. Gelassen und höflich auf Reklamationen und Beschwerden reagieren und immer das Unmögliche möglich machen. Lust auf Menschen, Lust auf Trubel, Lust auf Herausforderungen – das ist der gemeinsame Nenner für die Jobs in der Tourismus- und Freizeitbranche.
Info-Box
Informationen zu Tourismusberufen gibt es bei:
Deutsche Zentrale für Tourismus
Beethovenstr. 69
60325 Frankfurt/M.
Tel.: (0 69) 97 46 40
Fax: (0 69) 75 19 03
www.deutschland-tourismus.de
Internationale Tourismusbörse
Messedamm 22
14055 Berlin
Tel.: (0 30) 30 38 21 23
Fax: (0 30) 30 38 21 19
www.itb-berlin.de
|27|Fachzeitschriften: FVW international, Touristik Management, Travel-Talk
Internet-Stellenmärkte:
www.fvw.de
www.hotel-career.de
www.dehoga.de
Susanne Mendack, Berufsfeld Tourismus, Regensburg 1998
–, Berufe mit Reisen und Touristik, Nürnberg 2000
Weiterbildungen im Bereich Tourismus bieten an:
Merkur Akademie International
Karlstr. 36-38
76133 Karlsruhe
Tel.: (07 21) 1 30 30
Fax: (07 21) 1 30 31 10
www.merkur-akademie.de
Fernakademie Touristik
Allensteiner Str. 34
48157 Münster
Tel.: (02 51) 2 37 33 06
Fax: (02 51) 24 85 07
www.touristik-akademie.de
IST Studieninstitut
Steinstr. 34
40210 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 86 66 80
Fax: (02 11) 8 66 68 30
www.ist-studieninstitut.de
Paddeln auf dem Sambesi, Bungee-Jumping an den Victoria-Fällen oder Gorilla-Trekking in Uganda – wer denkt sich solche Touren aus? »Es ist ein schwerer Job, aber irgendwer muss es machen«, sagt Sven Bieler, Tour-Operator aus Brandenburg. Fernab von Massentourismus und Pauschalreisen entwickelt er Touren durch das östliche Afrika. Die Spezialität seiner African Camp Safaris: Sportarten wie Sandboarding, Tauchen, Angeln, Jagen, Wasserski, Reiten, Kanu- oder Rafting-Touren. Exotische Landschaften, eine einzigartige Tierwelt und afrikanische Traditionen bilden den Rahmen |28|dafür. Das Programm wird individuell auf den Einzelnen oder die Gruppe zugeschnitten.
Bieler ist eigentlich Kellner, arbeitete viel in der Gastronomie und sollte 1992 Geschäftsführer eines Ferienclubs in Mombasa werden. Er fuhr nach Italien, nahm die Fähre nach Alexandria und fuhr über Land nach Kenia. Drei Monate waren geplant – es wurde ein halbes Jahr daraus, »in dem ich Afrika wirklich kennen gelernt habe«, so Bieler.
Von der Schönheit der Naturschauspiele beeindruckt, beschloss er, auf den Job im Club zu pfeifen und aus seiner neuen Liebe einen Beruf zu machen. »Wenn du einmal in Afrika gewesen bist, holt dich der Kontinent immer wieder ein.« Heute packt Bieler mehrmals im Jahr die Koffer und fährt zusammen mit einigen Reiseleitern »und ein paar netten Freunden« nach Afrika, um neue Touren zu entwickeln. »Wir besuchen beispielsweise den Norden von Sambia, der touristisch überhaupt noch nicht erschlossen ist.« Dort wird recherchiert, wo man essen und schlafen kann, wo es Zeltplätze gibt und wie viel Zeit das Ganze in Anspruch nimmt. »Und dann entscheiden wir, ob man hier eine Tour anbieten kann oder nicht.« Im günstigen Fall wird zu Hause ein Angebot erstellt.
Dann beginnt der organisatorische Teil: betriebswirtschaftliche Kalkulation, telefonieren, der Kontakt zu Reisebüros und die Pressearbeit. Bieler verkauft seine Reisen durch Kenia, Tansania, Uganda, Simbabwe, Botswana und Namibia entweder via Internet direkt an die Kunden oder über spezialisierte Abenteuer-Reiseanbieter, aber auch auf Messen oder Ausstellungen.
Praxis-Box
Juristische Grundlagen für Tour-Operators
Im Reisevertrag erkennt der Kunde mit Buchung und Unterschrift die allgemeinen Reisebedingungen an, die der Veranstalter vorgibt. Darin geht es um die Einzelheiten von Anmeldung und Bezahlung, Konditionen bei Umbuchung |29|oder Rücktritt und vor allem um Haftungs- und Leistungsverpflichtungen beider Seiten.
Veranstalter sind gesetzlich verpflichtet, alle Leistungen so zu erbringen wie angeboten. Das heißt, dass zusätzliche Extras, die gesondert bezahlt werden müssen, als solche ausgewiesen werden. Vom »Zimmer mit Meerblick« aus muss das Wasser tatsächlich zu sehen sein.
Reiseveranstalter sind verpflichtet, ihre Kunden auf Einreisebestimmungen von Ziel- und Transitländern aufmerksam zu machen.
Reiseveranstalter müssen eine Insolvenzversicherung nachweisen, die für den Rücktransport der Teilnehmer aufkommt. Den Sicherungsschein erhalten die Kunden im Idealfall bei der Buchung.
Reisereklamationen und Regressansprüche von durchschnittlich 1 Prozent der jährlichen Kunden sind vor Gericht erfolgreich. Eine spezielle Rechtsschutzversicherung wird von den Verbänden für alle Reiseveranstalter empfohlen. Gerade bei Abenteuer- und Sportreisen ist eine Haftpflichtversicherung wichtig.
Empfehlungen zur Vertragsgestaltung gibt es beim Bundesverband der deutschen Reisebüros und Reiseveranstalter
Mannheimer Str. 15
60329 Frankfurt/M.
Tel.: (0 69) 2 73 90 70
Fax: (0 69) 23 66 47
www.drv.de
Hilfe bei Versicherungsfragen bietet der
Bundesverband mittelständischer Reiseunternehmen
Mainzer Landstr. 82-84
60327 Frankfurt/M.
Tel.: (0 69) 7 56 05 40
Fax: (069) 75 60 54 20
www.asr-online.de
|30|Info-Box
Wer als Tour-Operator arbeiten möchte, bekommt Informationen beim:
Bundesverband Forum anders Reisen
Hirschberger Str. 48
90473 Nürnberg
Tel.: (09 11) 8 93 24 54
Fax: (09 11) 8 93 24 55
www.forum-anders-reisen.de
Tour-Operators mit Afrika-Angebot:
African Camp Safaris
Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 16
15562 Rüdersdorf
Tel.: (03 36 38) 40 60
Fax: (03 36 38) 6 37 71
www.survival-tours.com
Jacana Tours
Willibald Str.
2780689 München
Tel.: (0 89) 5 80 80 41
Fax: (0 89) 5 80 85 04
www.jacana.de
Foot Prints Reisen
Mathias-Giesen-Str. 25
41540 Dormagen
Tel.: (0 21 33) 21 92 92
Fax: (0 21 33) 21 92 94
www.footprintsreisen.de
Fachzeitschrift: abenteuer und reisen
Reiseleiter – das sind nicht immer die gestressten Gästebetreuer großer Veranstalter, die am Flughafen Pauschaltouristen in Empfang nehmen, fünfhundert Begrüßungscocktails am Tag durchziehen und sich mit den Reklamationen, Umzugswünschen und Sonnenbränden der Strandurlauber auseinander setzen müssen. »Trotzdem spielen wir natürlich auch Therapeuten, Gruppenmanager und Mädchen für alles«, beschreibt Lucia Oberleitner, Studienreiseleiterin |31|aus Wien, ihren Job. Ihre Einsatzgebiete sind Nepal, Tibet, Ladakh, Bhutan und China.
Oberleitner studierte Ethnologie und zog nach der Zwischenprüfung mit dem Rucksack los: von Indien nach Nepal, Thailand, Hongkong, China und zurück mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking über Moskau nach Berlin. »Ich war fasziniert von diesen exotischen, so fremden Ländern und konnte mir ein Leben an einem Ort nicht mehr vorstellen.« Trotz des Reisefiebers schloss sie ihr Studium mit einer Arbeit über tibetisch-buddhistische Kulturen ab.
Doch mit kulturellem Wissen allein ist es nicht getan – schon gar nicht in Asien. Jede Reise erfordert Fingerspitzengefühl für unerwartete Situationen: Gecancelte Flüge, überbuchte Hotels, kaputte Busse, schlechte Straßen, gesperrte Gebiete oder Streiks – »man ist da draußen vor nichts gefeit«, so Oberleitner. Fremdsprachenkenntnisse sind wichtig, in vielen Ländern reicht Englisch allein nicht aus. »Wenigstens ›Guten Tag‹, ›Danke‹ und ›Wie komme ich zu...‹ sollte man in ein paar Sprachen draufhaben. Den Rest lernt man auf der Reise.«
In Deutschland bieten neben den großen Studienreiseveranstaltern wie Studiosus, DER Tours, Ikarus und Gebeco kleine spezialisierte Agenturen ihre Reisen an: in den Vatikan, zur Freiluft-Oper nach Verona oder zum Theaterfestival nach Avignon. Etwa 1400 deutsche Studienreiseleiter begleiten das meist anspruchsvolle Publikum.3 Manche haben Orchideenfächer wie Sinologie oder Arabistik studiert, andere haben jahrelang im Ausland gelebt oder sind einfach selbst viel gereist. Zusätzlich werden die Studienreiseleiter in Seminaren und Einweisungsreisen ausgebildet.
Während der meist zwei- bis dreiwöchigen Reise sind die Leiter und Leiterinnen für die Organisation vor Ort zuständig – ein 24-Stunden-Job. Tagsüber geht es auf Sightseeing-Tour zu Sehenswürdigkeiten und Kulturereignissen, wie Konzerten, Festivals, Opern, Theater- und Tanzveranstaltungen, Ausstellungen, religiösen Festen oder Lesungen. Das Wichtigste dabei: »Immer genug Zeit zum Fotografieren zu lassen«, meint Oberleitner.
Studienreiseleiter müssen auch auf detaillierte Fragen eine Antwort wissen. Land und Leute, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Erziehung und Gesundheit, Landwirtschaft, Kultur, Religion und die |32|Bevölkerungszahlen – »am besten, man ist ein wandelndes Lexikon«, sagt Oberleitner und warnt: »Die Gruppe darf nicht merken, wenn man mal selbst ins Schwanken kommt. Autorität ist das A und O der Reiseleitung.« Manchmal sei es wichtig, ganz cool zu improvisieren und einfach die Ruhe zu bewahren.
Gute Laune und immer ein Lächeln auf den Lippen sind wichtige Voraussetzungen für die Reiseleitung. Dass man einen seiner Gäste nicht mag oder genervt ist, behält man besser für sich. Mit der Stimmung in der Gruppe steht und fällt die Reise. Für Oberleitner kein Problem. Sie ist im Job fast immer gut gelaunt. »Reiseleitung ist ein anspruchsvoller, toller Beruf. Ich habe so viele Möglichkeiten herumzukommen und etwas zu erleben. Und dass wir immer in guten Hotels untergebracht sind, ist auch mal ganz angenehm nach all den Jahren aus dem Rucksack.« Außerdem freut sie sich immer wieder darauf, interessante Menschen kennen zu lernen, mit denen sie sonst nie in Kontakt gekommen wäre.
Studienreiseleiter müssen nicht immer auf exotische Ziele spezialisiert sein. Annette Meir aus Koblenz beispielsweise begleitet Gruppen nach Frankreich. Sie bezeichnet sich selbst als »Cicerone, Pädagogin, Schnäppchenführerin und Organisatorin in einem«. Meir studierte Geschichte und Romanistik und kann ihr Wissen unmittelbar im Job einsetzen. »Die meisten Leute, die mit mir auf Kunsttour in die Bretagne und die Normandie oder zu den Schlössern der Loire gehen, sind lebendig und neugierig. Dann macht die Arbeit auch Spaß.«
Meir steckt voller Geschichten über ihre Reiseteilnehmer und macht klar, dass die Freude an den Menschen die zum Teil harte Arbeit ausgleicht. »Ohne Kommunikation geht hier gar nichts, ich muss einen guten Draht zur Rezeption haben, mit dem Busfahrer auskommen, die Hüter von Sehenswürdigkeiten überzeugen, für uns länger aufzuhalten, und und und ...«
Fazit: Spaß am Reisen und Kontaktfreude, Einsatzbereitschaft, gute Nerven und fundiertes Wissen über Land oder Region sind Voraussetzung für den Job eines Studienreiseleiters. Und natürlich Sprachkenntnisse. Eigene ausgiebige Auslandserfahrung ist dabei erwünscht, aber nicht Bedingung. Gute Umgangsformen kommen dem meist anspruchsvollen Publikum entgegen, ebenso eine fundierte Allgemeinbildung. |33|Und die Karrierechancen? Immerhin hat der langjährige Neckermannchef Wolfgang Beeser als Reiseleiter begonnen.
Info-Box
Über die Arbeitsmöglichkeiten als Reiseleiter informiert:
Verband der StudienreiseleiterInnen
Welserstr. 15
80750 München
Tel.: (0 89) 74 31 61 66
Fax: (0 89) 74 31 61 65
Reiseleiter-Training. Aktuelles Lexikon für Ausbildung und Praxis. ZVA Zeitschriftenverlagsanstalt (zu bestellen über benner@drv-service.de)
Die großen Studienreiseanbieter sind:
Studiosus Reisen
Riesstr. 25 80992 München
Tel.: (0 89) 50 06 00
Fax: (089) 50 06 04 05
www.studiosus.de
GeBeCo
Holzkoppelweg 19a
24118 Kiel
Tel.: (04 31) 5 44 60
Fax: (04 31) 5 44 61 11
Ikarus Tours
Am Kaltenborn 49-51
61462 Königstein/Tn.
Tel.: (0 61 74) 2 90 20
Fax: (0 61 74) 2 29 52
www.ikarus.com
DER TOUR
(Lesereisen für Zeitungen)
Emil-von-Behring-Str. 6
60424 Frankfurt/M.
Tel.: (0 69) 95 88 00
Fax: (0 69) 95 88 35 09
www.dertour.de
»Animateur klingt gleich so negativ, nach Leuten, die immer nur den Pausenclown am Pool spielen«, findet Renate Brandl aus Regensburg. Ursprünglich war sie Beamtin, fing nach zehn Jahren Amt bei Robinson an, ging auf die Insel Kos und aufs griechische |34|Festland und baute den Aerobicbereich des ersten deutschen Robinson Clubs an der Mecklenburgischen Seenplatte auf. Animateure werden dort Robins genannt.
Im Club gibt es drei große Abteilungen. Zum Sport gehören unter anderem Tennis, Ski, Fitness und Wassersport. Im Bereich Familie wird Kinder- und Jugendbetreuung angeboten, darunter Ausflüge, Sport und Kinderdiskos. Hier arbeiten Pädagogen und Erzieher, gern mit Zusatzqualifikation Erlebnispädagogik. Im dritten Bereich, dem Entertainment, werden Shows auf die Bühne gebracht. Dazu schreiben Regisseure vereinfachte Kurzfassungen von populären Musicals, die mit Tanzchoreografen und den Clubmitarbeitern produziert werden; Bühnendekoration, Bühnentechnik und Kostümschneiderei inbegriffen.
Um in einem Ferienclub zu arbeiten, muss man Qualifikationen für einen der drei Bereiche mitbringen. Besonders gern gesehen sind Leute, die zusätzlich etwas anzubieten haben, beispielsweise wenn ein Skilehrer singen oder ein Instrument spielen kann. Da sich alle um die Gäste kümmern, sind in jedem Fall sehr gute kommunikative Fähigkeiten gefragt.
Der Tag eines Animateurs beginnt um 9 Uhr mit einer Teamsitzung inklusive Bereichsleiter, auf der das Tagesprogramm durchgesprochen wird. Danach gehen die Mitarbeiter in ihre Bereiche, unterrichten Sport, unternehmen etwas mit den Kindern oder bereiten die Shows vor. Gegen 19 Uhr geht es an die Bar, wo die Gäste unterhalten und auf den Abend eingestimmt werden. »Manche denken, die wollen auch mal ihre Ruhe haben, doch viele freuen sich, wenn im Club was los ist«, beschreibt Brandl die Atmosphäre. Spaß am Umgang mit Menschen, das lasse einen auch nach einem anstrengenden Tag mit viel Sonne noch fröhlich und kommunikativ sein. »An den Bars in den Südclubs arbeiten in der Regel einheimische Barmixer. Daher herrscht dort fast immer eine spezielle Atmosphäre mit viel Offenheit und Lebensfreude«, erklärt Brandl.
Animateure können angeben, in welchen Ländern sie eingesetzt werden möchten. »Das hat ja keinen Sinn, wenn der Club die Leute in ein Land schickt, in dem sie sich nicht wohl fühlen.« In jedem Fall wird von den Mitarbeitern viel Belastbarkeit erwartet. »Die |35|Sonne im Süden gibt einem schon viel Kraft und Energie, man ist den ganzen Tag an der frischen Luft, das darf man bei dem Job nicht unterschätzen«, glaubt Brandl.
Außerdem bieten Clubs ein vielseitiges Betätigungsfeld: »Das ist nicht so wie im Reisebüro, wo man hauptsächlich im Computer nach freien Flugplätzen sucht. Im Club gibt es viele Berufe, die man für sich ausprobieren kann, zum Beispiel als Künstlerin im Atelier, als Bühnenbauerin bei den Shows oder als Tourleiter bei den Ausflügen.« Dabei hält die Regensburgerin das unmittelbare und meistens positive Feedback der Gäste für eine wichtige persönliche Erfahrung. »In ein paar Monaten im Club kann man Dinge lernen, für die andere Jahre brauchen. Manche fühlen sich allerdings schnell als Star und müssen zwischendurch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden«, betont Brandl.
Der typische Werdegang eines Animateurs? »Das sind im Club die mit dem buntesten Lebenslauf, originelle Typen eben. Da gibt es auch den Kfz-Mechaniker, der irgendwie mit Unterhaltung und Show angefangen hat, der reden kann und gut am Mikro ist«, erzählt Brandl. Das Wichtigste sei, dass jemand sich bewusst für die Arbeit im Club entscheidet. »Man darf auf keinen Fall in die Gästebetreuung gehen, bloß weil einem nichts Besseres eingefallen ist.« Und ihr persönlicher Tipp lautet: »Ich kann es nur empfehlen, in einem Club zu arbeiten. Man kann sich persönlich wahnsinnig weiterentwickeln. Wichtig ist, sich nicht treiben zu lassen, sondern Entscheidungen bewusst zu fällen.«
Info-Box
Die wichtigsten Ferienclubs sind:
Club Med
Emil-von-Behring-Str. 6
60439 Frankfurt/M.
Tel.: (0 69) 95 88 38 30
Fax: (0 69) 95 88 38 35
www.clubmed.com
Aldiana
Poststr. 4
CH-8808 Pfaeffikon
Tel.: 00 41 (5 54 15) 86 40
Fax: 00 41 (5 54 15) 86 46
www.aldiana.de
|36|Robinson Club
Karl-Wiechert-Allee 23
30625 Hannover Tel.: (05 11) 56 70
Fax: (05 11) 5 67 13 01
www.robinson-club.de
Jobbörse im Internet: www.animateure.de
Als Jon Krakauer, Journalist des amerikanischen Outside Magazins, am Nachmittag des 10. Mai 1996 den Gipfel des Mount Everest erreichte, hatte er seit 57 Stunden nicht geschlafen und litt unter der bewusstseinstrübenden Wirkung von Sauerstoffmangel. Während er sich an den Abstieg aus 8 848 Metern Höhe machte, kämpften sich noch zwanzig andere Bergsteiger mühevoll nach oben. Keiner hatte bemerkt, dass am Himmel Wolken aufzogen.
Fünf Leute starben bei dieser Tour, unter ihnen zwei erfahrene Guides, denen die Katastrophe am höchsten Berg der Welt angelastet wurde: der Neuseeländer Rob Hall und der US-Amerikaner Scott Fischer. Ihr Job: Abenteuerlustige aufs Dach der Welt zu bringen. Zur Gruppe gehörte zufällig der Journalist Krakauer, der das Drama in seinem berühmten Buch In eisigen Höhen geschildert hat.
Exotik und Abenteuer verkaufen sich hervorragend an gelangweilte Städter mit einigermaßen guter Kondition. Dabei stellt sich regelmäßig die Frage nach der Verantwortung: Was ist, wenn etwas passiert? Der Klettertrainer und Canyoning-Guide Frank Roßkamp aus Freinsheim in der Pfalz meint dazu: »Angst ist der schlechteste Ratgeber überhaupt. Wenn ich Angst hätte, könnte ich solche Touren überhaupt nicht machen.« Seine Erfahrung, die richtige Ausrüstung und die Gewissheit, alle Sicherheitsaspekte berücksichtigt zu haben, lassen ihn ruhig an die Touren herangehen. Letztendlich sei der Bergführer eher ein Unterstützer. »Die Leute |37|müssen sich ihrer eigenen Verantwortung, für das, was sie tun, bewusst sein.«
Outdoorguides sind für die minutiöse Vorbereitung der Reise zuständig. Vorab machen sie sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut und holen Genehmigungen ein. Je nach Programm wird geklärt, ob Feuer gemacht und Zelte aufgeschlagen werden dürfen oder ob es eine Landeerlaubnis für Hubschrauber gibt. Roßkamp erkundete beispielsweise im Inneren Papua-Neuguineas den im Zweiten Weltkrieg als Schneise in den Urwald geschlagenen Wau-Bulldog-Trail und legte dabei fest, welche Ausrüstung für die Tour benötigt wird.
Auch Stefan Snamyslo aus Dresden arbeitet als Trekkingführer und verbringt die Hälfte des Jahres an unterschiedlichen Reisezielen, am liebsten in Nepal und auf dem Kilimandscharo. Die Touren verlangen dem Wanderbegleiter nicht nur physische Kraft ab, auch die psychische Seite spielt eine wichtige Rolle. »Neben starken Waden brauchst du starke Nerven«, sagt Snamyslo. Ein harmonisches Gruppenfeeling ist für ihn wesentliche Voraussetzung für das Gelingen einer Tour. Gesunder Menschenverstand, Improvisationstalent und Optimismus helfen, die Anstrengungen des Bergwanderns zu meistern. Vor Ort arbeitet Snamyslo mit Partnern zusammen, darunter Hotels, Lodges, Bergführer und Träger.
Zur Vorbereitung einer Tour gehört auch, sich ein Bild von der Konditionsstärke der Teilnehmer zu machen. Oft müssen mehrere Versionen mit unterschiedlichen Anforderungen entwickelt werden: vom Spaziergang bis zum Höhenbergsteigen. Den jeweiligen Schwierigkeitsgrad gilt es möglichst vor der Reise mit den Teilnehmern abzuklären. Die erste Etappe einer Wanderung gilt als Übung, um einen letzten Konditionstest durchzuführen. Sorgfältige Vorbereitung und präzise Organisation reduzieren die Probleme. »Überraschungen kann es aber immer geben«, erklärt Snamyslo.
Neben einer guten Kondition und Freude an der Natur sollten angehende Outdoorguides kommunikatives Geschick und seelische Stabilität besitzen. »Ohne Sozialkompetenz geht da überhaupt nichts«, betont Wilfried Mach, Gründer und Geschäftsführer der Outdoor Academy Europe in Ratingen bei Düsseldorf. »Es |38|reicht nicht, sich einen Kindheitstraum erfüllen zu wollen. Menschen, die sich einem Guide anvertrauen, müssen sich auf ihn verlassen können. Da ist Verantwortungsbewusstsein gefragt.« Daher stehen bei Mach Gruppendynamik, Erlebnispädagogik und Erste Hilfe auf dem Stundenplan.
Info-Box
Hier gibt es Wissenswertes für Outdoorguides:
Internationaler Wildnisführerverband
Albblick 2
72160 Horb-Betra
Tel.: (0 74 82) 91 32 31
Fax: (0 74 82) 91 32 32
www.wildnisfuehrer.de oder .ch
Fachzeitschriften: Wandermagazin, TREKKERS world, Berge, BIKE & TREK