Pierre M. Daeubner

Alles, was Sie über Technische Analyse wissen müssen

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Gesamtbearbeitung: Stephanie Villiger
Lektorat: Dr. Renate Oettinger

8. Auflage 2016
© 2005 FinanzBuch Verlag,
ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks sowie der photomechanischen und elektronischen Wiedergrabe. Dieses Buch will keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthält lediglich allgemeine Hinweise. Autor, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.

ISBN: 9978-3-89879-165-6
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86248-162-0
ISBN E-Book (EPUB & Mobi): 978-3-86248-313-6

www.finanzbuchverlag.de

Inhalt

Geleitwort

Vorwort

Einleitung

Grundlagen der Technischen Analyse

1 Der Chart

Linien-Chart, Balken-Chart, Kerzen-Chart, Point & Figure-Chart, Three-Line-Break-Chart, Renko-Chart, Kagi-Chart

2 Trends und Trendkanäle

Die Trendlinie, Interne Trendlinien, Der Trendkanal

Der Seitwärtstrend, Technische Reaktionen

3 Unterstützung und Widerstand

Die Magie der runden Zahlen

Chart-Analyse

Candlesticks

Konstruktion von Kerzen, Doji, Umkehrsignale, Hammer

Hanging-Man, Inverted Hammer, Shooting-Star

Bullish-Engulfing-Pattern, Bearish-Engulfing-Pattern, Piercing-Pattern, Dark-Cloud-Cover

Bullish-Harami, Bearish-Harami, Morning-Star, Evening-Star, Three-Black-Crows

Three-White-Soldiers

Grundlagen der Formationsanalyse

Broadening-Bottom, Broadening-Top, Kopf-Schulter-Formation

Doppel-Top/Bottom, Dreifach-Top/Bottom, Steigende und fallende Keile

Dreiecke, Rounding-Top/Bottom, Measured-Move, Andrews Pitchforks

Fibonacci-Techniken, Fibonacci-Zeitprojektionen, Fibonacci-Fanlines Wolfe-Wave

Fehlsignale

Volumenanalyse

Volumen und Trend, Volume-Ratio, On-Balance-Volume

Selling-Climax,

Indikatoren und Oszillatoren

Gleitende Durchschnitte, MACD – Moving Average Convergence / Divergence

CCI – Commodity Channel Index, KAMA – Kaufmans Adaptive Moving Average

RSI – Relative Stärke Index, Stochastik, DSS – Double Smoothed Stochastik

DMI – Directional Movement Index, BBD – Bollinger Bands

Money-Management

Handelsregeln

Regeln zum Positionseinstieg, Regeln zum Positionsausstieg

Allgemeine Handelsregeln, Allgemeine Regeln

Geleitwort

von Harald Weygand

– Head of Trading von GodmodeTrader.de –

Der Trend geht zur Chart-Technik – auch Sie sollten profitieren.

Der Trend zur Technischen Analyse ist unverkennbar. In der Investmentbranche setzen professionelle Marktteilnehmer immer mehr auf diese Methode. Unter Kleinanlegern erfreut sich die Technische Analyse ebenfalls zunehmender Beliebtheit. In jeder größeren Marktphase gilt es zu hinterfragen, nach welchen Kriterien die Marktteilnehmer im Markt agieren. Tätigen Sie ihre Trading- und Investmententscheidungen basierend auf der konkreten Nachrichtenlage oder auf charttechnischen Kriterien? Ende der 90er-Jahre funktionierte Trading basierend auf Nachrichtenmeldungen hervorragend. Wenn eine Investmentbank eine Internet-Aktie mit einer Kaufempfehlung versah, stieg der Kurs der Aktie innerhalb kürzester Zeit um oft zweistellige Prozentbeträge. Wenn ein Internetunternehmen die Meldung veröffentlichte, dass man einen Aktiensplit durchführen werde, bedeutete auch diese Meldung im Anschluss deutlich ansteigende Kurse. In Deutschland entdeckte die breite Öffentlichkeit das Thema Aktien. Die neuen Kleinanleger orientierten sich bei ihren Investmententscheidungen vornehmlich an Ad-hoc-Meldungen oder Börsenmagazinen. Oftmals enthielten die lancierten Ad-hoc-Meldungen keinerlei nennenswerten Informationsgehalt, dennoch wurde gekauft. Nach Tipps in Bör-senmagazinen kam es kurzfristig oftmals zu exorbitanten Kursanstiegen. In 2000 endete der Bullenmarkt mit einem lauten Knall. Der breite Markt ging in einen phasenweise crashartig verlaufenden Bärenmarkt über. Kauf-empfehlungen durch Investmenthäuser »funktionierten« plötzlich nicht mehr. In der Trader-Szene gab es den Slogan »shorting the analysts«. Bereits während des Bärenmarkts 2000 bis 2002 zeigte sich immer deutlicher, dass sich die verbliebenen aktiven Marktakteure zunehmend an Charttechnik orientierten. In den Börsenforen wurden plötzlich nicht mehr Unternehmensmeldungen und Analysten-Ratings diskutiert, sondern Trends, Formationen und Indikatoren-Setups. Der Erfolg von GodmodeTrader.de fußt auf diesem Trend. Dieses Portal ist das größte Trading-Info-Portal im deutschsprachigen Raum mit dem Schwerpunkt auf Technischer Analyse und professionellem Trading und Investieren. Es richtet sich mit Chart-Analysen neben professionellen Marktteilnehmern nun zunehmend auch an die breite Masse der Kleinanleger. Bei der Technischen Analyse wird der Kursverlauf, der Chart eines Basiswerts, ausgewertet. Ganz im Gegensatz zur fundamentalen Analyse, bei der das zugrunde liegende Unternehmen nach betriebswirtschaftlichen Kriterien analysiert wird. Der Punkt ist der, dass in einem Kursverlauf die konkreten Erwartungshaltungen aller Marktakteure enthalten sind. Man sieht darin die Erwartungshaltung des fundamental ausgerichteten Fondsmanagers ebenso wie die eines Kleinanlegers, der einfach aus dem »Bauch« heraus seine Anlageentscheidung getroffen hat. Bei der Einschätzung der Märkte ist von eminenter Wichtigkeit, dass die Erwartungshaltungen wirklich aller Marktakteure berücksichtig werden. Jeder kann Technische Analyse anwenden – auch und gerade der Kleinanleger. Für tief greifendes Fundamental-Research bedarf es einer langjährigen Ausbildung, einschließlich der Möglichkeit, möglichst direkten Zugriff auf interne Unternehmensinformationen zu erhalten, so wie es den großen Fondsgesellschaften möglich ist. Viele der Informationen, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind, stellen lediglich eine Verpackung dar. Die entscheidenden Informationen sind nur durch gute Kontakte in die Unternehmen erhältlich. Anlageentscheidungen basierend auf Fundamental-Research sind darüber hinaus hauptsächlich auf mittel- bis langfristige Sicht zu sehen. Ganz anders Anlageentscheidungen, denen charttechnische Analysen zugrunde liegen. Mit charttechnischer Analyse lässt sich ausgezeichnet Intraday-Trading oder aber Trading auf Sicht mehrerer Tage und Wochen betreiben. Mit charttechnischer Analyse lässt sich effektiv Risikomanagement, also das Einsetzen ausgeklügelter Stopp-Loss-Systeme, anwenden. Mit charttechnischer Analyse lassen sich präzise Kauf- und Verkaufsmarken sondieren. Je präziser eine Einstiegsmarke ermittelt werden kann, desto höher kann auch der Hebel des einzusetzenden Trading-Vehikels gewählt werden.

Es gibt bereits unzählige Bücher zum Thema Chart-Technik. Der Leser wird sich fragen, wieso ein neues Buch erscheint. In seinem Chart-Technik-Leitfaden ist es Pierre Daeubner gelungen, die aus dem Universum der charttechnischen Analyse wirklich relevanten Punkte einfach verständlich darzustellen. Die entscheidenden Punkte bestehender Werke erhalten Sie kompakt zusammengefasst in diesem Leitfaden. Hinzu kommt, dass der Autor die unterschiedlichen Methoden an zahlreichen Chartbeispielen mit aktuellem Bezug demonstriert. Der Markt stellt ein dynamisches Geschehen dar, demzufolge befindet sich auch die Chart-Technik in einem ständigen Fluss. Flexibilität beim Einsatz der Methoden ist gefragt. Durch den aktuellen Bezug bringt Ihnen Pierre Daeubner den aktuellen Stand der Chart-Technik näher.

Vorwort

Der Börsenkurs verhält sich zur Wirtschaft wie der Hund zum Spaziergänger: Er läuft oft voraus, kommt aber immer wieder zurück.

– André Kostolany –

Die Akteure an den internationalen Finanzmärkten dieser Welt teilen sich einen Motivationsfaktor: Geld. Dieses Geld, sprich Gewinn, erwirtschaftet der Händler in der Regel dadurch, dass er sich entsprechend seiner Meinung über die künftige Marktentwicklung positioniert. Als Trader/Investor kauft man bestimmte Aktien, Rohstoffe, Anleihen, Devisen oder andere gehandelte Finanzprodukte, um seine Meinung zu Geld zu machen.

Doch wie bildet man sich eine korrekte Meinung über die künftige Marktentwicklung? Grob gesprochen haben sich die Börsianer bei dieser Frage in zwei Lager geteilt: »Fundamentalisten« und »Techniker«.

Der Fundamentale Analyst untersucht wirtschaftliche Zusammenhänge auf mikro- sowie makroökonomischer Ebene, um anhand dieser eine Annahme der Marktentwicklung zu bilden. Seine Analyse fußt unter anderem auf dem Leitzinssatz, den publizierten Geschäftsberichten oder der Qualität der Unternehmensführung. Seine persönliche Beurteilung von Signifikanz und Korrelation dieser Daten ist das Fundament seiner Meinungsbildung. Der Fundamentalist schließt somit von der vergangenen Entwicklung der Gesamtwirtschaft auf die künftige Entwicklung des Kapitalmarktes.

Der Technische Analyst hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf die Kurshistorie der gehandelten Produkte. Er beobachtet unter anderem die Preisentwicklung der Finanzinstrumente, den Umsatz und die allgemeine Dynamik des Marktes. Die Technische Analyse verwendet somit die vergangene Entwicklung des Kapitalmarktes, um auf seine künftige zu schließen.

Zusammenfassend lässt sich somit sagen:

Der Fundamentalist verwendet die vergangene Entwicklung der Wirtschaft als Basis für die Prognose der Kapitalmärkte.

Der Techniker hingegen beobachtet und analysiert die vergangene Entwicklung der Kapitalmärkte, um deren Zukunft zu prognostizieren.

An dieser Stelle kommt das eingangs erwähnte Zitat von André Kostolany ins Spiel. Metaphorisch gesprochen konzentrieren sich die Fundamentalisten auf den Spaziergänger und die Techniker auf den Hund.

Jedoch liegt ein essentielles Problem darin begründet, dass die Bewegungsfreiheit des Tieres nicht einzuschätzen ist. Die Länge der Leine, wenn Sie so wollen, ist das variable Produkt der massenpsychologischen Übertreibungsphasen – sowohl nach oben als auch nach unten.

Langfristig muss die Börse also der Gesamtwirtschaft folgen. Der Haken an der Sache ist die Ungewissheit über den Zeithorizont und die aktuelle Länge der Leine. Die Devise muss somit lauten: Richten Sie Ihre Augen auf den Hund und nicht auf das Herrchen! Den Spaziergänger sollten wir aber dennoch nicht vollständig ignorieren. So mag zum Beispiel der Notenbank-Chef etwa von Zeit zu Zeit heftig an der Leine zerren. Diese Signale dürfen Techniker nicht unter den Tisch kehren!

Ziel dieses Buches ist es, Ihnen kurz und bündig die Verhaltensweise des Tieres, der Börse, näher zu bringen. Wer selbst einen Hund besitzt, weiß um den Umstand, dass man mit langjähriger Erfahrung den Hund besser zu verstehen vermag. Und das, obwohl er nicht unsere Sprache spricht. Wir wissen, wenn wir die Signale richtig deuten, wann er kränkelt, hungrig ist oder einfach nur übermutig spielen will. Sie werden Techniken erlernen, mit denen Sie die Signale der Börse in den Prozess der finanziellen Entscheidungsfindung einfließen lassen, und Sie werden lernen, wie Sie Ihre Entscheidung anschließend gewinnbringend umsetzen.

Einleitung

Für einen Technischen Analysten ist die Grundlage der Kursprognose der Markt selbst. Der Technische Analyst geht davon aus, dass die aktuellen Kurse bereits alle relevanten Fundamentaldaten und Markterwartungen beinhalten. Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen, ist es somit auch möglich, sich mit Hilfe geeigneter Interpretationsverfahren auf Basis der Kurs- und Umsatzverläufe richtig im Markt zu positionieren.

Mit anderen Worten: Unter Technischer Analyse versteht man die Beobachtung und Auswertung von historischen Kursverläufen und Umsätzen. Der Techniker verwendet Charts – die auch »Fieberkurven« genannt werden –, um seine Analysen zu erstellen.

Charts werden allerdings nicht nur zur Börsenanalyse verwendet. Auch in statistischen Auswertungen finden sie häufig Gebrauch – sei es, um das demographische Wachstum von Andorra, die durchschnittlichen Niederschlagswerte in Zimbabwe oder eben die Kursentwicklung eines Finanzinstruments grafisch darzustellen. Der Chart erlaubt dem Betrachter, die aufbereiteten Daten schnell zu erfassen und deren Zusammenhänge zu begreifen. In einem Chart sind Tausende von Datensätzen enthalten – ohne jeglichen Verlust der Übersichtlichkeit. Sogar das Gegenteil trifft zu: Durch eine bildliche Darstellung der Preisentwicklung wird die Übersichtlichkeit deutlich erhöht! Aufgrund des hohen Nutzwerts eines Charts stellt dieser die Basis der Technischen Analyse dar. Diese umfasst drei Subdisziplinen:

Die Darstellungsanalyse beschäftigt sich mit der Chart-Darstellung und deren spezifischen Signalen, wie etwa bei Kerzen- oder Point & Figure-Charts.

Die Formationsanalyse umfasst die Lehre der geometrischen Kursverläufe, wie z.B. Dreiecke oder Kopf-Schulter-Formationen. Anhand der Reputation gewisser Chart-Muster wird so der künftige Kursverlauf unter Aspekten der Wahrscheinlichkeit prognostiziert.

Mit den Techniken der Marktanalyse werden Trends sowie potenzielle Unterstützungs- und Widerstandszonen ermittelt. Des Weiteren werden bei der Marktanalyse mathematische Hilfsmittel, so genannte Indikatoren und Oszillatoren, in die Analyse mit einbezogen.

Die Technische Analyse, die wesentlicher Bestandteil des erfolgreichen Handelns ist, hängt von der effektiven Verschmelzung dieser drei Subdisziplinen ab. Wir werden im Laufe dieses Buches unsere Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Darstellungsvarianten und deren individuellen Kauf- und Verkaufssignalregelungen lenken. Um nicht einseitig zu informieren, greifen bereits die einleitenden Grafiken der Darstellungsanalyse auf Techniken der Markt- und Formationsanalyse zurück, um gleich von Anfang an die Wichtigkeit des Zusammenspiels dieser drei Analysemethoden zu unterstreichen.

Seien Sie nicht entmutigt, wenn in den Charts Sachverhalte eingezeichnet sind, deren Hintergrund Sie nicht vollständig nachvollziehen können. Im Laufe des Buches werden Sie alle Techniken verstehen und anzuwenden wissen.

Um die theoretischen Sachverhalte zu demonstrieren, hat der Autor hauptsächlich auf reale Charts zurückgegriffen. Der Vorteil von echten Charts gegenüber idealisierten Charts liegt klar auf der Hand: der praktische Nutzen.

Warum Erfahrungen selbst teuer kaufen, wenn Sie sie in diesem Buch günstig »gebraucht« haben können?

Grundlagen der Technischen Analyse

Dieses Kapitel wird Ihnen die Grundlagen der Technischen Analyse vermitteln. In diesem Abschnitt werden verschiedene Chart-Darstellungsvarianten besprochen, die Natur von Trends erklärt und das Prinzip von Unterstützung und Widerstand aufgezeigt.

1 Der Chart

Der Chart ist der Ausgangspunkt der Technischen Analyse. Nur mithilfe eines Charts kann der Techniker eine Analyse erstellen – egal welcher Hilfsmittel er sich für seine Arbeit bedient. Bereits bei der Chart-Darstellung gibt es verschiedene Varianten. Diese umfasst folgendes Repertoire:

Linien-Chart

Balken- und Kerzen-Chart

Point & Figure-Chart

Renko-, Kagi-, und Three-Line-Break-Chart

Equivolume- und Marketprofile-Chart

Wir werden uns der Übersichtlichkeit halber nur auf die gebräuchlichsten und effektivsten Chart-Arten konzentrieren. Im Anhang finden Sie weiterführende Quellen, damit Sie sich mit den weniger verbreiteten Chart-Darstellungsformen vertraut machen können.

Linien-Chart