Hauptmann Schneewittchen

Roman

Daniel Ludwig

 

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Lektorat: Monika Künzi Schneider

Gestaltung: arsnova, Horw

 

© 2015 Buchverlag Lokwort, Bern

Abdruckrechte nach Rücksprache mit dem Verlag

 

ISBN 978-3-906806-00-6

eISBN (ePUB) 978-3-906806-01-3

eISBN (mobi) 978-3-906806-02-0

 

E-Book: Schwabe AG, www.schwabe.ch

 

www.lokwort.ch

Prolog

Am 1. März 1954 morgens um 06.45 Uhr Lokalzeit detoniert auf dem winzigen Naamu-Reef inmitten des Bikini-Atolls im westlichen Pazifik auf einer künstlich errichteten, knapp zwei Meter über dem Meeresspiegel schwebenden Plattform ein über zehn Tonnen wiegender, viereinhalb Meter langer und eineinhalb Meter breiter Stahlzylinder. Die Explosion führt innerhalb einer einzigen Sekunde zur Entstehung eines sieben Kilometer breiten Feuerballs, reisst einen achtzig Meter tiefen Krater von zwei Kilometern Durchmesser in das umliegende Meeresgestein und lässt, zusammen mit Milliarden Hektolitern Salzwasser, sämtliche Organismen, Meerestiere und Fische auf der Stelle zu einer heissen Masse verkochen, verschmelzen, verdampfen – von der Putzergarnele über die Muräne, den Zackenbarsch und die Caretta-Schildkröte bis zum Mantarochen, dem Delphin und dem Weissspitzen-Hochseehai. Die Korallenriffe werden pulverisiert und verglühen. Möwen, Seeschwalben, Tölpel und die grossen Reiher, die im lauen Passatwind über dem Naamu-Reef auf Nahrungssuche kreischend ihre Runden ziehen, verbrennen noch in der Luft. Algen, Schwämme, Gorgonien, Stein- und Weichkorallenblöcke, Felsen, Pflanzen, Gebüsche, Wurzeln, Palmen und Abermillionen Tonnen feinsten, weissen Quarzsandes verschmelzen in Sekundenbruchteilen zu einer glühenden Mixtur. Es entsteht kein Wellengang, keine Brandung, keine Gischt. Das Meer ist verdampft, wegexplodiert, es ist nicht mehr da.

Über dem Krater entsteht ein sich bis auf vierzehn Kilometer Höhe auftürmender, elf Kilometer breiter, von grellweiss über tiefrot bis ins Dunkelviolette sich verfärbender Wolkenturm. Wenige Augenblicke später reckt sich der irrlichternde Pilz majestätisch und unaufhaltsam bis auf eine Höhe von vierzig Kilometern empor, dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als hundert Metern pro Sekunde auf eine Breite von annähernd hundertzwanzig Kilometern aus.

Danach steht die Zeit still. Alles erstarrt, verharrt. Der Augenblick dauert Jahrmillionen oder auch nur ein paar wenige Millisekunden. Es ist ein Time-out globalen, ja stellaren Ausmasses.

Nur widerwillig kriecht nach diesem Ausfall der Zeit der flüssigzähe Materiebrei in den riesigen Meereskrater zurück. Daselbst fängt es nun emsig an zu köcheln, allenthalben dampft, sprudelt und grollt es. Das Meer – zurück auf dem Weg in sein angestammtes Bett – schäumt wie auf den Bildern alter Meister, brodelt wie Flüssigschokolade vor dem Siedepunkt. Gelbbrauner Schaum breitet sich in konzentrischen, riesigen Schlieren auf der Wasseroberfläche aus, den Himmel ziert ein unentschlossenes, schmutziges Ei-Gelb, die Sonne ist ein böser, grellweisser Stern. Es braucht Tage, bis die übriggebliebenen Schwebeteilchen aus toten Organismen, Gesteinsbrei und Korallenmehl – die gesamte bei dieser Explosion verglühte Biomasse – allmählich auf den Meeresboden sedimentiert haben und der Pazifische Ozean beim Bikini-Atoll sein ursprüngliches, für die Tropen so typisch friedliches Türkisblau wieder einnehmen darf.

Daraufhin scheint die Zeit zögernd in die Gänge zu kommen, das Brodeln verebbt, es tritt eine lähmende Stille ein – die Ruhe nach dem grossen Sturm. Das Meer verflacht, erstarrt zu einer leblos anmutenden, unbeweglichen Pfütze, überzogen von einer quecksilberfarbigen, aalglatten Patina. Kein Lüftchen regt sich, kein Windstoss zerrt am standhaften Strandgras, kein noch so filigranes Wolkengebilde wagt, sich unauffällig vor die wiederauferstandene, seltsam gelbstichige Sonne zu schieben. Kein Vogelgeschrei ist zu hören, kein Brandungslärm, nicht ein Laut. Auch nicht das leise Schwappen einer noch so kleinen Welle unterbricht die gellende Stille.

Nur ab und zu würde ein anwesendes Ohr das sonore Dröhnen von den Kolbenmotoren der Propellerflugzeuge wahrnehmen, die, weit über dem Atoll ihre Kreise ziehend, die Folgen der Explosion für Militär und Wissenschaft begutachten und Messungen vornehmen.

Angerichtet hat dieses Inferno die von Menschenhand konstruierte, thermonukleare Wasserstoffbombe «Bravo», die grösste von den amerikanischen Streitkräften je getestete nukleare Waffe. Sie entwickelte bei der Detonation am 1. Februar 1954 eine Sprengkraft von 15 Megatonnen – eine tausendmal stärkere Explosionskraft als die beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki neuneinhalb Jahre zuvor.

Rund hundert Kilometer nördlich des nunmehr pulverisierten Naamu-Atolls starrt der Hauptmann aus dem kleinen Land durch das zerkratzte Cockpitfenster einer amerikanischen Transportmaschine auf den majestätisch in sich zusammenfallenden Wolkenpilz. Er kehrt nach seinem halbjährigen Einsatz als Offizier der Neutralen Überwachungskommission in Korea nach Hause.

Frühling 1953

«Name?»

Er nennt seinen Namen.

«Geburtsdatum?»

Er erwähnt Tag, Monat und Jahr seiner Geburt.

«Rang?»

«Hauptmann.»

«Truppengattung?»

«Gebirgsinfanterie.»

«Einheit?»

Er gibt seine Einheit an.

«Zivilstand?»

«Ledig.»

«Angehörige?»

«Mutter und Tante.»

«Vater?»

«Tot.»

«Wann ist Ihr Vater gestorben?»

«1935.»

«Woran?»

Er schweigt, blickt kurz an die Decke mit den Leuchtröhren und meint darauf: «Er war krank.» «Was für eine Krankheit?» Die Stimme des Majors ist fordernd. Er zögert. «Es war etwas mit dem Bauch», entgegnet er. «Mit dem Bauch?» Der Major spricht langsam und gedehnt. Er runzelt die Stirn und erwidert: «Muss ich darüber reden?» Der Major schweigt, hebt den Kopf und starrt ihn an. «Hören Sie, Herr Hauptmann, Sie bewerben sich hier für eine schwierige, sechsmonatige Mission am anderen Ende der Welt, in Korea.» Der Major betont jede Silbe. «Ko-re-a. Das ist nicht um die Ecke. Da wütete bis vor kurzem ein abscheulicher Krieg. Es wird vermutet, dass weit über drei Millionen Menschen in diesem Krieg krepierten. Es gab ungezählte Massaker, auf beiden Seiten. Die Geschützmündungen rauchen noch, es stinkt nach Verwesung, überall liegen Minen und die Schlitzaugen können jederzeit wieder aufeinander losgehen. Der Waffenstillstand ist brüchig. So wurde mir die Lage rapportiert. Kapiert?» Der Hauptmann nickt.

«Sie haben sich freiwillig gemeldet als Mitglied der Neutralen Überwachungskommission in Korea, der NNSC – der ‹Neutral Nations Supervisory Commission›, fährt der Major fort. «Wir brauchen dort körperlich wie auch mental möglichst robuste Leute. Leute, die so manches aushalten können und uns beim Selektionsgespräch keine Märchen erzählen. Wenn Sie uns also etwas verschweigen, Hauptmann, eine Krankheit oder sonst ein gravierendes familiäres Problem, dann sind Sie für uns ein Risiko.»

«Es war Krebs», erwidert er rasch. «Krebs.» Der Major mustert ihn, der Blick bleibt starr auf des Hauptmanns Augen gerichtet. «Was für ein Krebs?» «Ich weiss es nicht.» Der Hauptmann zögert. «Ich war dreizehn Jahre alt.» Der Major schüttelt den Kopf und stiert auf seine Papiere. Es entsteht eine lange Pause. Dann, nach einer Weile, blickt der Major auf. «Also Krebs.» Der Hauptmann nickt. Danach schweigen sie wieder. Der Major notiert etwas auf seinem Fragebogen. «Eigentlich wäre somit alles erledigt. Sie werden aller Voraussicht nach für die zweite Welle mit Abflug ab Mitte September aufgeboten. Vorher werden Sie ungefähr acht Tage in der Kaserne sein. Wir melden uns, Sie kriegen den endgültigen Marschbefehl per Post.»

«Wo genau wird die Reise durchgehen?», fragt der Hauptmann. Der Major schiebt seinen Papierberg zur Seite. «Es gibt keinen exakten Reiseplan. Die erste Welle im Juli soll über Frankfurt, die Azoren, die USA nach San Francisco, von dort weiter über den Pazifik nach Hawaii, Tokio und Seoul reisen. Die Vorausabteilung und Ihr Kommandant benutzten jedenfalls ungefähr diese Route. Aber so genau weiss ich das nicht. Lang wird die Reise auf jeden Fall. Über eine Woche sicherlich.» Der Hauptmann richtet sich auf. «Werden Sie auch nach Korea gehen, Herr Major?» Der Major schweigt lange. «Ich muss noch mit meiner Frau reden. Haben Sie das schon hinter sich?» «Ich habe keine Frau.» Der Major nickt. «Freundin?» Der Hauptmann verneint. «Auch gut. Dann bleibt Ihnen das erspart.»

Sie starren sich an. Irgendwann, viel zu früh, blickt er weg. Er würde am liebsten aufstehen und von dannen gehen, aber etwas hindert ihn daran. Der Major kritzelt wiederum etwas in sein Heftlein, dabei bricht die Mine seines Bleistiftes. Er flucht leise, öffnet die Schublade, nimmt ein silbernes Taschenmesser heraus und spitzt damit sorgfältig sein Schreibutensil; die Späne fallen auf den grauen Linoleumboden. Der Hauptmann starrt durchs Fenster hinaus auf den Stamm einer alten Linde. Wie alt die wohl sein mochte? Zweihundert, dreihundert Jahre?

Der Major nimmt ein Blatt aus einer weiteren Schublade. «So, Herr Hauptmann. Nägel mit Köpfen. Sie rücken ein zum Schlussrapport in der Kaserne am 8. September. Programm: Begrüssung durch einen Oberstdivisionär, dann Referat über Kameradenhilfe, Hygiene und Verhaltensmassnahmen. Dazu gehört eine ausführliche Aufklärung über Geschlechtskrankheiten.» Der Major lacht. «Als geistiges Kontrastprogramm zur Syphilis-Vorlesung spricht dann vor dem Mittagessen irgendein Pfaff zu euch. Nachmittags Materialfragen, Pässe abgeben wegen Einreise USA und Vertragsangelegenheiten. Am 9. September Abgabe der persönlichen Ausrüstung im Zeughaus plus Verpacken, Abgabe der Uniform in der kriegstechnischen Abteilung und ebenfalls Verpacken. Dann am 10. September – das ist ein Donnerstag – Soldverteilung plus Administratives. Daraufhin gehts zum Schiessstand für Pistolenkenntnis.» Der Major kritzelt etwas auf sein Blatt. «Danach Abgabe der Dienstpässe, der Impfausweise und letzte Instruktionen. Kurz nochmal nach Hause zu Mama, Papa, Frau oder Freundin an die Brust. Am 12. September nachmittags Abflug. Klar?» Er gibt dem Hauptmann den Zettel. «Klar», antwortet der Hauptmann.

«Lust auf ein Bier?», fragt der Major mit hochgezogenen Brauen. Er zögert. Er will nicht. «Ja, gerne», antwortet er. Der Major steht auf und nimmt seine Mütze von einem hölzernen Ständer. «Auf gehts, Herr Hauptmann.»

Sommer 1982

Er greift nach dem Serviettenring und hebt ihn an. Der Ring ist nicht kreisrund, sondern oval geformt und an die zwei Daumenbreiten hoch, eine Kinderhand würde bequem durchpassen. Es ist ein klassisch geformter Serviettenring aus massivem Silber, die Oberfläche glänzt fett und reflektiert das fahle Tageslicht, das vom Balkon her das Esszimmer aufhellt. Auf seiner Oberfläche weist der Ring dunkel schillernde, mit Fingerabdrücken verzierte Flecken auf. Es scheint eine Weile her zu sein, dass der Serviettenring mit dem scharf riechenden, milchigen Reinigungsmittel blank poliert wurde.

Er hebt den Ring zum Mund. Kühl fühlt sich der Silberrand an seinen Lippen an. An der Daumeninnenfläche spürt er die Vertiefungen und die Kanten der Gravur. Seine Zeigefingerkuppe ertastet das fein ziselierte Familienwappen mit den stilisierten Lilien und den Initialen. Er kippt den Ring vorsichtig gegen seine Nasenspitze, neigt gleichzeitig den Kopf zurück, touchiert mit leicht geschürzten Lippen den Rand des Rings, saugt vorsichtig, doch hörbar Luft an und verharrt – auf dass die vertraute Flüssigkeit die Zunge berühren und danach in den Rachen fliessen möge.

Doch nichts passiert. Er hält inne. Was ist los? Er kann sich erinnern, dass er etwas trinken wollte. Tee, Kaffee, Wasser? Mineralwasser? Was wird an seinen Lippen vorbeifliessen? Wird es sich als heiss, lauwarm oder kalt erweisen? Wie wird es schmecken? Fett, sauer, süss? Er gibt sich einen Ruck. Was wollte er zu sich nehmen? Milch? Er sinniert. Nein, Wasser. Mineralwasser. Er wollte Mineralwasser trinken. Kaltes Mineralwasser mit Kohlensäure. Letztere veredelt das Wasser. Mineralwasser ist von Menschenhand optimiert – es ist das bessere Wasser. Das Leitungswasser in der Küche oder im Bad, selbst das klare Brunnenwasser in der Altstadt schmeckt nach nichts. Das Wasser in den Bergen, das man aus Brunnenröhren an Kuhtrögen trinkt, schmeckt allerdings immer gut. Es mundet noch besser, wenn man richtig Durst hat, wenn die Zunge sich trocken und pelzig anfühlt, wenn die Feldflasche leer ist, der ganze Körper sich nach Flüssigkeit sehnt und das Wasser wie ein Schwamm begierig einsaugt. Dann schmeckt es herrlich. Logisch, schliesslich stammt es von einer Quelle im Berg, das Wasser ist nicht allzu weit gewandert, musste nicht durch lange Rohrleitungen von fern her zur Stadt fliessen, auch nicht mühsam durch verdreckte Bodenschichten sickern, um als Grundwasser dann nach oben gepumpt, gereinigt, gefiltert, sozusagen domestiziert zu werden. Das Wasser in der Stadt lernt zu viele Leitungen kennen. Es wird zu lange in rostigen Zisternen gelagert, durchläuft zu viele verwitterte, bleihaltige Röhrensysteme, es ist sauber und klar, gewiss, aber es schmeckt nicht. Frisches Mineralwasser hingegen riecht nach Fels, Gneis, Mergel und Granit, auch nach Kalk. Oft auch nach Erde, Pflanzen und seinen geliebten Pilzen. So ein Wasser hat Charakter.

Mineralwasser also. Er kippt den Ring ein paar Grad mehr Richtung Lippen. Werden nun endlich die feinen Bläschen an seinem Mund zerspringen, zur Nase hochsprühen und ihn kitzeln? Der Silberrand schmeckt metallisch, er berührt ihn mit der Zunge, der Geschmack ist ungewohnt kühl und hart, er erinnert ihn an den metallenen Geschmack von alten Weissweinbechern aus Zink oder Messing.

Wollte er vielleicht Weisswein trinken? Nein, sicherlich nicht, es ist Mittag. Wein gibt es nur am Sonntag, und dann wäre es Rotwein. Den Rotwein würde er niemals aus einem Wasserglas trinken, das machen nur Barbaren, Bauern oder Amerikaner. Weisswein trinkt er abends, mit Freunden, Bekannten und Kollegen, und zwar aus den kleinen, kompakten, häufig mit dem Kantonswappen oder dem Emblem des Gesangs- und Heimatvereins geschmückten Weissweingläschen aus Messing oder Glas.

Jetzt ist er allerdings zuhause, die Familie ist am ovalen Holztisch mit den schönen, geschnitzten Tischbeinen versammelt. Die Tischdecke ist wie immer blütenweiss und geglättet. Es ist Mittag, sie haben gegessen. Alle schauen ihn an. Er fühlt in seinen Gedärmen Verzweiflung aufsteigen, es kräuselt unangenehm in seinem Gemächte, die Schläfen brennen. Er überlegt. Wollte er vielleicht etwas anderes trinken? Milch? Ja, natürlich, Milch hatte er gewollt. Milch! Er hatte es vergessen. Milch, kalte Milch. Er züngelt unauffällig am Serviettenringrand, neigt den Kopf wieder leicht nach hinten, versucht zu schlucken, doch es kommt nichts Flüssiges. Nur Luft strömt kühl an seinen Lippen vorbei, füllt den Mundraum, sodass sich der Gaumen sofort etwas trockener anfühlt. Luft, kein Wasser, keine Milch, kein Wein, kein Tee, nur Luft. Er trinkt Luft. Er hat versucht, aus dem Nichts zu trinken, aus einem Loch! Wieso tue ich das, denkt er. Man trinkt keine Luft, man trinkt nicht nichts, man tut auch nicht, als ob man tränke, das wäre lächerlich. Allmählich dämmert es ihm, er senkt unauffällig den Blick und sieht nach.

Es ist kein Glas, das er da benutzt, es ist der schwere, silberne Serviettenring. Ihm wird unvermittelt kalt. Zugegeben, er war schon immer etwas zerstreut gewesen, aber diese Verwechslung hier, das kennt er nicht, das ist vollkommen neu. Was ist los mit mir, fragt er sich. Er starrt unsicher auf den Ring, versucht zu verstehen, doch die Innenwand seines Schädels fühlt sich wund an, gereizt, das Denken schmerzt. Er würde jetzt nur zu gerne das Hirn sorgfältig aus seinem Schädel ans Licht heben, wie der Käser den zitternden Frischkäse aus dem hölzernen Bottich. Er würde danach diese schmerzende, schwabbelige Masse im eiskalten Bergbach auf glatt polierte Granitplatten legen und unter dem blubbernden Wasserfall reinigen. Er würde sein eigenes Hirn spülen, wie man eine gefangene Forelle im kalten Bachwasser reinigt von Hautschleim, überflüssigem Blut und Gedärmen.

Er schaudert und starrt aus dem Balkonfenster. Über dem Waldsaum kreist ruhig ein Greifvogel. Auf der Kreuzung unter dem Haus kracht es urplötzlich. Die Familienmitglieder stürzen auf den Balkon, der ältere Sohn schlendert zum Telefon, hebt den Hörer ab und spricht zur Polizei. Wohl wieder ein Unfall da unten, denkt er und schmunzelt spöttisch. Er späht hinaus. Der Raubvogel ist verschwunden.

Frühling 1953

Sie sitzen seit längerem in der Gartenbeiz, unweit der Kaserne. Hinter dem Rücken des Hauptmanns ragt der Stamm einer riesigen Kastanie empor. Am Boden liegt Kies. Der Tisch ist dunkelrot und besteht aus leicht gewelltem, teils rostigem Blech, das an manchen Stellen abblättert. Sie prosten sich zu. Das Bier schmeckt frisch und bitter.

«Wo waren Sie im Krieg stationiert, Herr Hauptmann?», fragt der Major. «Im Jura.» «Wo genau?» «Westlich von Basel, direkt an der Grenze.» «Als Gebirgsinfanterist an der Grenze?» «Ja. Ich war abverdienender Leutnant und kommandierte einen Zug Füsiliere.» «An der Nordgrenze, im Jura? Hatten wir da überhaupt Truppen?» Der Major lacht lauthals. «Wir waren dort, ja», antwortet der Hauptmann und lächelt zum ersten Mal. «Komisch. Die meisten waren ja hinter der Limmatlinie stationiert oder hausten später, als die Franzosen auf den Sack gekriegt hatten, in ihren Bunkern in den Bergen», entgegnet der Major spöttisch. «Und Sie armer Kerl mussten an der Grenze ausharren, ausgerechnet dort, wo man die Naziarmee am ehesten erwartete? Da wären die Schwaben wie durch Butter marschiert. Sie wären bereits in den ersten Minuten massakriert worden, mein Lieber. Reinstes Kanonenfutter.» Er nickt. «Das ist gut möglich», erwidert der Hauptmann höflich.

Der Major hatte recht. Bei einem deutschen Angriff hätte man als Soldat so nahe an der Grenze wohl kaum überlebt. Sie hatten ja nichts gehabt, verglichen mit dem formidablen Arsenal an Waffen, das den Deutschen nach einhelliger und bewundernder Meinung höherer Offiziere zur Verfügung stand. In seiner Einheit besassen sie nur ein paar alte Minenwerfer, ein Dutzend Mörser, ein paar Hundert Handgranaten und viele vorsintflutliche Karabiner mit Holzschaft und Einzelschussvorrichtung. Gegen die deutschen Schnellfeuergewehre war damit kein Staat zu machen. Sie verfügten in seiner Einheit beispielsweise nur über ein einziges, funktionierendes Maschinengewehr.

Der Major blickt ihn neugierig an. «Was haben Sie den ganzen Tag so getrieben an der Nordgrenze?» Er schreckt auf und überlegt kurz. «Eigentlich schaufelten wir nur. Schützengräben, Erdhöhlen, Unterstände. Selten übten wir Panzerabwehr und Mörserbeschuss oder schossen mit dem Maschinengewehr. Wir warfen scharfe Granaten mit Kriegsmantel. Dies alles allerdings im Hinterland.» «Wieso?» «Es hiess, wir sollten die Deutschen nicht provozieren.» Der Major lacht. «Das hiess es auch bei uns. Nachdem unsere Luftwaffe ein paar deutsche Jagdflugzeuge und einen Bomber über dem Jura und anderswo abschiessen konnten, hat es uns der General verboten, dieser Hasenfuss.» Der Hauptmann erschrickt, holt tief Luft, doch der Major fährt fort: «Verzeihen Sie mir die Bemerkung, ich nehme an, Sie vergöttern den General wie alle andern, aber wir dachten damals so. Unsere Luftwaffe durfte in sechs Jahren ganze zehn Tage – und zwar Anfang Juni 1940 – auf eindringende deutsche Flugzeuge ballern. Vorher und danach eskortierten wir angeschossene Bomber, deutsche oder alliierte, zwangen sie zu landen, internierten die Besatzungen, spielten Karten, reinigten und ölten die Motoren, wechselten die Kerzen oder versuchten, Mädchen in die Hangare oder ins Kantonnement zu locken.»

Sie schweigen lange, kauen auf den Lippen. Der Hauptmann gibt sich einen Ruck, lächelt höflich und fragt: «Sie waren also Pilot?» «Nein. Aber ich war bei der Luftwaffe. Bei der Aufklärung. Mehr kann ich nicht sagen.» Der Major nimmt einen Schluck. «Haben Sie die deutschen Truppen ennet der Grenze gesehen?», fragt er kurz danach und rülpst. «Jeden Tag. Wir sprachen sogar mit ihnen. Durch einen Zaun. Oder über einen Bach hinweg.» «Wie haben Sie denn mit den Nazis rumgeschwatzt, Sie sind doch ein Welscher?» Der Major runzelt die Stirn. Der Hauptmann lächelt. «Ja, aber wie Sie hören, bin ich des Hochdeutschen durchaus mächtig.» Der Major schüttelt amüsiert den Kopf. Der Hauptmann fährt fort: «Die Deutschen baten uns manchmal um Käse. Oder um Schokolade. Ich erinnere mich an einen Offizier. Er war kultiviert und höflich. Sprach exzellentes Französisch. Ich offerierte ihm eine unserer Armeezigaretten, eine viereckige, filterlose Parisienne. Er rauchte sie, kriegte einen Hustenanfall und ein rotes Gesicht. Ich sagte ihm darauf, so würden wir einen Angriff auf unser Land verhindern, wir würden der Wehrmacht tonnenweise Parisiennes liefern, sodass die Deutschen an ihren Hustenanfällen erstickten. Daraufhin musste er lachen und hustete noch mehr, ich dachte, der erstickt gleich.» Der Major lacht. «Erzählen Sie mehr.» Der Hauptmann überlegt kurz. «Wir beobachteten die Deutschen durch den Feldstecher. Sie spielten Karten, kochten, rasierten und wuschen sich, wir hörten sie lachen oder Befehle schreien. Oft machten sie Leibesübungen in ihren Unterhemden und kurzen Hosen. Sie hörten Musik in der Nacht. Meist volkstümliche Musik, Schlager, einmal hörten wir Klarinettenjazz. Wir wunderten uns. Amerikanische Musik? Wir konnten uns kaum vorstellen, auf die zu schiessen, wenn sie denn kämen.»

Danach starren Major und Hauptmann stumm in den grauen Himmel. Eine Krähe landet zeternd auf dem Ast, der über ihnen hängt. Durch die ausladenden Äste, weit über dem Kasernengelände, sieht der Hauptmann einen kreisenden Raubvogel. Der Schwanz ist stark gegabelt. Ein Rotmilan, denkt der Hauptmann – deswegen ist die Krähe da oben so nervös. Danach redet er weiter: «Normalerweise putzten die Deutschen ihre Waffen oder spritzten einen Lastwagen ab. Manchmal pissten oder schissen sie ins Gebüsch, ganz nahe, wir sahen im Dunkeln ihre weissen Hintern leuchten, wie bei Rehen in der Dämmerung. Sie wussten, dass wir sie sahen, aber das war normal. Sie waren eigentlich wie wir.» «Nur haben sie im Unterschied zu uns die halbe Welt angegriffen und Millionen umgebracht», antwortet der Major trocken.

Daraufhin herrscht Stille. Später fragt der Major: «Gab es Menschen, die die Grenze überquerten?» «Dort, wo wir stationiert waren, nicht», antwortet der Hauptmann zögernd. «Aber ein paar Kilometer weiter westlich gab es am Fluss eine Brücke, da war eine Art Übergang ohne Stacheldraht. Da gingen Leute durch.» «Militär?» «Nein. Nur Zivilisten, also Familien, Kinder, Männer, Frauen.» «In welche Richtung gingen diese Zivilisten?» Der Major blickt ihm direkt in die Augen. «Sie verliessen die Schweiz.» Der Major runzelt die Stirn. «Es kam nie jemand von Deutschland?» Der Hauptmann überlegt. «Bei uns nicht. Aber es gab Soldaten, die hatten weiter weg Menschen gesehen, die ins Land gekommen waren. Sie sagten, sie hätten sie aufgegabelt und den Behörden übergeben.» «Wer hat diese Leute, die von uns rübergingen, drüben in Deutschland in Empfang genommen?» Er blickt den Major erstaunt an. «Die Deutschen natürlich.» Der Major schüttelt ärgerlich den Kopf. «Ja, das ist klar. Aber was für Deutsche waren es? Zivilisten, Zöllner, Soldaten, Wehrmacht, SS?»

Er ist unsicher. Was will dieser Major bloss von ihm? Er fährt zögernd fort. «Es waren Soldaten darunter, ja, auch Offiziere. Wehrmacht? Keine Ahnung. Wir wussten damals sehr wenig.» Der Major scheint zu überlegen. «Waren diese Zivilisten Flüchtlinge?» Er hält kurz inne. «Die meisten sahen nicht wie Flüchtlinge aus. Sie gingen ruhig hinüber, wirkten unauffällig. So, wie man halt über eine Grenze geht. Ruhig, ohne Hektik. Sie hatten Koffer dabei, viele Taschen, Kartons, Pakete.» «Waren Juden darunter?» Der Major zieht die Augenbrauen hoch. Er überlegt. «Ich weiss nicht, wie Juden spezifisch aussehen. Vielleicht hatte es welche darunter, ja. Es schienen jedenfalls normale Leute zu sein.»

Sie schweigen eine Weile, dann fährt der Major fort. «Zurück zu unserer Mission. Es ist schwierig, fähige Leute für Korea zu finden; besonders ältere höhere Offiziere. Bei den Jungen haben wir keine Rekrutierungsprobleme. Es gibt halt kein präzises Anforderungsprofil. Es ist Neuland für die Armeeführung und unsere zivilen politischen Behörden. Wir haben das noch nie gemacht. Es ist der erste Auslandseinsatz seit der Niederlage in Marignano 1515, wenn Sie so wollen.» Der Major lacht. «Vorher schickten wir Söldnerheere nach ganz Europa, die im Auftrag von Herzögen oder Königen oder Despoten töteten. Diesmal schicken wir Leute, die ebendieses Töten verhindern sollen. Wir brauchen ergo gute Leute, auf die wir uns verlassen können, keine Haudrauf-Typen. Sie werden dort unser Land und unsere Armee repräsentieren, die Demokratie, die Neutralität, den Frieden, das ganze Brimborium.» Der Hauptmann nickt. «Das ist mir klar.» Der Major richtet sich auf und kratzt sich am Nacken. «Unser Land hat keinen besonders guten Ruf zurzeit, wir haben im Ausland nicht das selbstbeschworene, tolle Image der tapferen Bergnation, die als kampfbereiter Igel dem Bösen mutig getrotzt hat. Wir waren keine Igel, wir waren opportunistische Hasen. Wir mussten uns anpassen und haben Kompromisse gemacht. Es ging wohl nicht anders. Umso wichtiger ist es, dass wir mit unserem Korea-Einsatz diese Scharte einigermassen auswetzen können. Das ist unsere Chance, das Bild unseres Landes bei den Amerikanern und den Engländern etwas zu verbessern; bei vielen von denen gelten wir nach wie vor als Kriegsgewinnler.» Der Hauptmann begreift und stimmt nickend zu.

Der Major lehnt sich zurück. «Diese Mission ist kein braver Dienst in den Alpen mit ein bisschen Schiessen, ein paar halbbatzigen Übungen, Käse und Brot im Tornister, das Fläschchen Weisswein oder den Flachmann mit Schnaps in der Uniformtasche. Da werden Sie nicht als verwöhnter Nachkriegsschweizer übers Wochenende im warmen, elektrifizierten Zug heim zu Mama oder zur lieben Frau fahren können, um die Wäsche abzugeben, sich an den reich gedeckten Tisch zu setzen und sich dann der Fortpflanzung zu widmen.» Der Hauptmann lächelt höflich. «Waren Sie überhaupt schon mal im Ausland, Herr Hauptmann?»

Er hatte gehofft, nicht auf diese Frage antworten zu müssen. Er war noch nie im Ausland gewesen. «In Frankreich, ja. Und auch woanders. Ist Auslandserfahrung Voraussetzung?» Der Major kratzt sich am Kinn. «Es ist sicherlich kein Nachteil, wenn man mal sein Schneckenhäuschen verlassen hat, um zu realisieren, dass es noch etwas anderes gibt als die heimische Tapete.» Der Hauptmann hebt den Kopf. «Ich wäre gerne weiter gereist, auch mal nach Übersee. Aber das war zu teuer. Mein Vater starb in meiner Jugend. Danach mussten wir jeden Franken umdrehen.»

Der Major denkt nach und blickt auf. «Was wissen Sie eigentlich über Korea, Herr Hauptmann?» Er richtet sich auf, beisst kurz auf die Unterlippe, holt tief Luft und antwortet: «Ich weiss, dass uns Südkorea, die Amerikaner und die UNO gebeten haben, als neutraler Staat in dieser Kommission mitzuwirken. Wir sollen den Westen, also die Amerikaner und die UNO, repräsentieren, aber neutral bleiben. Die anderen Neutralen würden die Kommunisten stellen; ich habe gelesen, dass es die Tschechoslowaken und die Polen sein werden. Die Chinesen, Russen und Nordkoreaner wollten uns zuerst nicht, die Südkoreaner auch nicht. Die sollen einen Präsidenten haben, der – wie ich gelesen habe – den Norden am liebsten gleich wieder angreifen möchte. Wie auch umgekehrt, übrigens. Beide Seiten haben hohe Verluste erlitten. Auch die Amerikaner sind froh, sie hätten ja nur noch verteidigt die letzten zwei Jahre. Nun sind alle mit dem Waffenstillstand einverstanden. Unser Parlament hat sich mit all dem befasst und diese Mission abgesegnet.»

Der Major blickt ihn direkt an. «Ihr Motiv, Herr Hauptmann?» Er ist verblüfft und überlegt, danach hebt er den Kopf. «Ich will nach Korea, weil ich mich im Beruf und im Privatleben etwas langweile, weil ich keine Familie habe, weil ich noch jung bin und etwas erleben will.» «Auf Kosten der Armee?», ergänzt der Major süffisant. «Wenn Sie so wollen, ja», erwidert der Hauptmann trocken. «Aber ich biete schliesslich auch was an. Meine Fähigkeiten. Aber das müssen Sie beurteilen.»

Hernach schweigen sie wieder und starren sich an. Er ergreift diesmal als Erster das Wort. «Und Sie, Herr Major? Haben Sie keine Lust, nach Korea zu gehen?» Der Major überlegt lange. «Es kann durchaus sein, dass wir uns dort treffen, eventuell schon bei der Hinreise. Ich muss noch überlegen. Lust hätte ich. Aus denselben Gründen wie Sie, Herr Hauptmann.» Er nickt. «Man hat mich mehrmals angefragt. Aber ich habe Familie. Zwei Kinder. Meine Frau ist komplett dagegen. Sie hingegen sind jung und ungebunden.» Beide trinken ihr Bierglas aus und starren nachdenklich in die durch die Äste der Kastanie unvermutet scheinende bleiche Sonne.

Später setzt der Major entschlossen seine Mütze auf. «So. Das wars, Herr Hauptmann. Abtreten. Das Bier übernehme ich.» Der Hauptmann steht auf, salutiert, bedankt sich, der Major tippt mit seinem rechten Zeigefinger an den Mützenrand, nickt kurz und ruft, als der Hauptmann schon fast an der Kastanie beim Ausgang steht: «Annyonghi gaseyo!» Der Hauptmann blickt fragend zurück. «Koreanisch! Heisst: Auf Wiedersehen! Präventiv gelernt!» Der Major lacht. «Auf Wiedersehen!», ruft der Hauptmann, salutiert nochmals, öffnet das schmiedeeiserne Gartentor und tritt hinaus auf das Trottoir.

Sommer 1982

Am Vortag hatte er das benutzte Geschirr ins Schlafzimmer getragen, das Tablett auf das Bett gelegt, war mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht aus dem Schlafzimmer an den Tisch zurückgekehrt und hatte sich wieder auf seinen Stuhl gesetzt. Sie lachten alle laut. Er hatte gestutzt, doch als er allmählich begriff, was er gerade getan hatte, lachte auch er. Was hatte er getan? Das verschmutzte Geschirr ins Schlafzimmer gebracht statt in die Küche? Wie lachhaft, wie kann man nur so abwesend, so unkonzentriert sein? Er war grinsend und kopfschüttelnd wieder aufgestanden und hatte das Tablett vom Schlafzimmer in die Küche transportiert, wo es hingehörte.

Danach hatten sie geredet. Der älteste Sohn hatte den Witz erzählt vom zerstreuten Professor, der zuhause nach dem Mittagstisch eine Zigarre raucht, diese sorgfältig auf das Sofa legt und sich selber im Aschenbecher zerdrückt. Und seine Tochter hatte ihn gestupst und daran erinnert, wie er Wochen zuvor mit seiner Aktenmappe unter dem Arm und dem blechernen Kehrichtkübel in der Hand wie immer die Haustüre öffnete, sich verabschiedete, seiner Frau einen Kuss gab, die Treppe hinunterstieg, durch die grosse Glastüre aus dem Hause schritt, am Strassenrand bei der streng geschnittenen Hecke neben den andern Kehrichtkübeln seine Aktenmappe sorgfältig deponierte und mit dem vollen, stinkenden Kehrichtkübel per Bus ins Büro fuhr. Niemand hatte ihn im Bus beachtet, eine Dame hatte zwar kurz die Nase gerümpft, ihn leicht missbilligend und etwas länger als normal angestarrt. Er hatte unsicher zurückgelächelt. Er konnte sich erinnern, dass sie ihrerseits stark nach Parfum roch.

Ihm ging ein Ereignis durch den Kopf, das Jahre zuvor stattgefunden hatte: Er war kurz nach seinem Aufbruch ins Büro, das damals noch in einer pittoresken Seitengasse der Altstadt lag, schon nach einer halben Stunde kreidebleich wieder nach Hause gekehrt. Seine Frau, die an besagtem Tag zuhause geblieben war – sie arbeitete sonst als Chefsekretärin der Psychiatrischen Universitätsklinik –, erschrak und fragte besorgt, was denn mit ihm los sei, er solle sich sofort hinlegen, und ob sie einen Arzt herbeiholen solle. Nein, beschwichtigte er sie, es sei alles sehr harmlos, sie solle sich beileibe keine Sorgen machen, er sei im überfüllten Bus neben einer stark parfümierten Frau gestanden, er habe versucht, sich abzuwenden und wegzudrehen, er habe es sogar geschafft, sich in der zusammengepressten Menschentraube von besagter Dame einen halben Meter wegzuarbeiten, aber sie habe immer noch so intensiv vor sich hingeduftet, dass ihm übel geworden sei und er bei der nächsten Station habe aussteigen müssen. Danach sei er erleichtert, wenn auch leicht wankend an der frischen Luft wieder nach Hause marschiert. Nun müsse er sich ein wenig hinlegen, da habe sie recht, eine Art Schwindel sei noch da.

Doch die jetzige Verwechslung mit dem Kehrichtkübel fuhr ihm gewaltig in die Knochen. Erst während des Eintretens – direkt im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes, wo er arbeitete – bemerkte er den Irrtum, weil der Kehrichtkübel am Aluminiumrahmen der Drehtür schepperte und nicht wie die Ledermappe bei Berührung, wie es manchmal passierte, ein weiches, fast schnalzendes Geräusch von sich gab. Daraufhin starrte er verständnislos hinunter auf den Kehrichtkübel in seiner rechten Hand. Ob man ihn wohl gesehen hatte, ihn, den Beamten und Familienvater, mit dem Kehrichtkübel zur Arbeit fahren, in sein Büro in die Stadt? Er spürte heisse Scham aufsteigen. Danach war er einfach zurückgefahren, wieder mit dem Bus natürlich, er hatte den Kehrichtkübel während der Fahrt in eine Ecke und sich schützend davorgestellt. Er war rasch zum Wohnblock gelaufen, hatte den Kehrichtkübel unauffällig da hingestellt, wo er auch hingehörte, nämlich auf den altvertrauten Abstellplatz bei der Hecke. Seine Mappe stand noch da, mit all den Sitzungsakten drin, mit dem schwarzen, teuren Füllfederhalter – einem Geschenk seiner Abteilung –, einer Lesebrille, einem Taschentuch, einem Apfel und der noch ungelesenen Tageszeitung. Kurz darauf nahm er wieder den Bus in die Stadt, doch er ging nicht arbeiten; er lief durch die Gassen, bis er wieder einen klaren Kopf hatte und das Schamgefühl verebbt war. Es war gut gegangen, niemand hatte etwas bemerkt.

Aber er hatte seiner Familie diese peinliche Episode während des Abendessens erzählen müssen, sie hatte ihn zu stark aufgewühlt. Frau und Kinder hatten daraufhin viel gelacht, der Kleinste sogar Tränen. Letzterer hatte ihn daran erinnert, wie er kürzlich kurz vor dem Ende des Sonntagsfrühstücks gefragt worden war, ob er noch warme Milch wolle. «Milch? Ja», hatte er geantwortet. Kurz darauf hatte er erneut gefragt: «Milch? Ach so, nein, lieber nicht, danke.» Und wieder gleich danach: «Wie bitte, sagtest du Milch? Verzeihung, ja, natürlich Milch, aber nur wenig, bitte. Moment! Halt! Was sagtest du genau? Milch? Ach so, Milch! Ja, jetzt versteh ich! Nein, keine Milch. Natürlich nicht.» Dann senkte er den Kopf und las ungerührt in der Zeitung weiter.

Spätsommer 1953

An einem Samstag im Spätsommer des Jahres 1953 steht der Hauptmann der Gebirgsinfanterie im Hauptflughafen des kleinen Landes in Anwesenheit von Militärs und Politikern mit über achtzig Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten in einer Schlange vor einer Douglas DC-4 Skymaster des amerikanischen Military Air Transport Service. Er fröstelt. Es ist kurz nach elf Uhr vormittags. Der Himmel ist etwas wolkenverhangen, ein leichter Wind weht aus Südwest.

Dicht neben seinem Kopf, knapp vor der Flügelvorderkante der Maschine, glänzt das scharfgeschnittene Blatt eines Propellers. Der Hauptmann streicht mit dem Zeigefinger über die mit winzigen Einbuchtungen versehene Aussenkante. Danach legt er seine Hand auf das Propellerblatt. Der geschliffene Stahl fühlt sich kühl an und mächtig. Er stellt sich vor, wie das riesige Blatt rotieren wird, zuerst langsam, dann immer schneller, angetrieben von gewaltiger, kontrollierter Kraft. Es wird dich in die Lüfte schrauben, dieses Blatt, zu den Wolken hochwirbeln, in die Zukunft schleudern wird es dich, Hauptmann. Das Bald hat zum Jetzt mutiert, es hat dich eingeholt, es starrt dich an, Hauptmann, kalt und gleichgültig wie dieser stählerne Propeller. Nun bist du dran, Hauptmann, fertig ist die Träumerei.

Er blickt zu Boden, atmet tief Luft ein, blickt danach in den Himmel. Weit oben sieht er einen Raubvogel. Dieser gleitet und schreit bisweilen. Er blinzelt gegen die Sonne, der grosse Vogel schwebt nun westwärts. Der Schwanz ist gegabelt, die Flügelunterseite teilweise weisslich, wie auch der Kopf. Ein Rotmilan. Sie sind perfekte Segler, nutzen jedes Lüftchen, gleiten schwerelos, sie sind elegant und lautlos bei der Jagd, denkt der Hauptmann. Schwarzmilane hingegen kämpfen um jeden Meter Höhe, wirken schwerfälliger und verfügen nicht über die stupende Eleganz und Leichtigkeit des Rotmilans. Schwarzmilane gibt es auf der ganzen Welt, denkt der Hauptmann, von Marokko bis Kamtschatka, vom Nordkap bis nach Kenia. Auch in Korea leben Schwarzmilane, das wusste er. Rotmilane hausten hingegen nur in zentraleuropäischen Revieren.

Der Rotmilan verschwindet nun Richtung Wald, verfolgt von einer Rotte zeternder Saatkrähen. Er dreht ein paar waghalsige Kurven, steht kurz in der Luft, flattert, lässt sich fallen, beschleunigt im Gleitflug mit angewinkelten Flügeln, kippt abrupt und virtuos in vollem Flug über den rechten Flügel steil in die Tiefe, vollzieht dann eine enge Kurve und steigt nach oben, bis die trägeren Krähen resignierend von ihm lassen. Der Hauptmann lächelt. Ein Könner.

Die Sonne blendet, er schaut kurz weg. Dann merkt er, dass er sich die ganze Zeit am Propeller festgehalten hat. Er verspürt Schwindel. Ein unter dem Flügel mit einem öligen Schlauch hantierender Mann im dunkelblauen Overall winkt und schreit etwas. Der Hauptmann erschrickt, lässt den Propeller los. Er lächelt den Mann an, macht mit der rechten Hand eine ungeschickt wirkende, entschuldigende Geste, dreht sich weg, hustet und würgt zähen Speichel den Rachen hinunter. Darauf blickt er auf seine Füsse und atmet noch einmal aus. Er hustet stark.

Seine Offiziersmütze fällt unvermutet auf den Boden und rollt über den Asphalt. Die obere, ovale Fläche der Mütze ist angefeuchtet. Er hebt sie auf, reibt am schwarzglänzenden Schirm etwas Dreck weg, haucht darauf, reibt erneut, setzt die Mütze entschlossen wieder auf, blickt verlegen lächelnd umher und reiht sich wieder in die Warteschlange ein. Sein Vordermann setzt nun den Fuss auf die erste Stufe der Gangway, die Schlange bewegt sich, rückt vor, langsam, stetig. Jetzt, Hauptmann, jetzt. Er erklimmt die steile stählerne Treppe, bis er oben auf der Plattform steht. Die Schlange vor dem Eingang stockt, er schaut umher. Noch einmal die Berge, die Voralpen, die gestaffelten Wolken, der Kontrollturm, die neuen Anlagen, die Zuschauer auf der Besucherterrasse. Dazu Wald und Wolken. Die Schlange rückt vor.

Auf einmal fasst ihn jemand von hinten am Ärmel. Er dreht sich um: Es ist der Major aus dem Rekrutierungsbüro. Der Major reicht ihm die Hand und nickt. «Da sieht man sich wieder. Wünsche guten Flug.» Der Hauptmann lächelt und entgegnet: «Freut mich. Hat Ihre Frau Sie gehen lassen?» Der Major hält sich an der Reling fest. «Ich sagte zu ihr: ‹Wenn du die nächsten sechs Monate einen fernwehkranken, schlecht gelaunten Gatten in der Wohnung haben willst, dann bleib ich.›»

Der Hauptmann nickt, beugt leicht den Kopf, tritt durch die ovale Öffnung in den kargen Bauch des Flugzeuges und begibt sich zögernd zum nächstbesten Sitz. Er verstaut die Tasche in einer Ablage an der Rumpfwand, platziert seine Mütze mit den drei dünnen goldenen Streifen sorgsam unter den Sitz. Er setzt sich, das Polster ist abgewetzt. Er ordnet daraufhin die beigefarbenen Gurten auf seinem Schoss, überlegt kurz, führt entschlossen das ausgefranste Gurtenende in eine Lasche ein und zieht leicht an. Ein junger Amerikaner in einer sandfarbenen Khakiuniform geht an ihm vorbei, blickt kontrollierend auf seine Gurtschnalle und nickt zustimmend. Der Hauptmann lächelt, wartet. Sein Fenster ist gross, das Glas leicht verschmutzt und weist Kratzer auf. Es riecht nach Flugbenzin und heissem Metall. Auch der vertraut muffige Geruch von altem Leder steigt dem Hauptmann in die Nase. Ich stürze nach vorn, sagt sich der Hauptmann, was für eine Kraft. Ich stürze in eine Art Glück. Ich bin ein Offizier aus dem kleinen Land und ich fliege in Bälde um mehr als den halben Erdball Richtung Westen nach Fernost.

Bald sind alle Plätze von uniformierten Männern besetzt. Durch einen Lautsprecher schnarrt eine Stimme. Schmatzend schliessen die Türen, sie werden von überraschend jungen, ruhig hantierenden Männern verriegelt. Daraufhin springen die Motoren an, zunächst der linke, innere. Danach der rechte innere, daraufhin der linke aussen und zuallerletzt der rechte aussen. Bräunlicher Rauch hüllt die startenden Motoren ein, der Wind zerzaust sie sogleich wieder, die Schwaden fliegen weg, lösen sich auf. Die Propeller drehen vorerst träge, ächzen seltsam lustlos, rotieren jedoch immer schneller und sausen schliesslich gleichmässig auf ihren ölgesättigten Lagern und Wellen. Die nach hinten gewirbelte Luft raut die glatten Pfützen auf dem Flugfeld auf. Der Rumpf vibriert. Dampf stiebt empor. Rotblaue Funken sprühen aus den Verkleidungen der sich immer ärgerlicher schüttelnden Motoren. Tiefschwarzer Rauch quillt nun plötzlich aus den Auspuffen und jagt quer über die feuchtglänzenden Flügel. Das Flugzeug zittert und ächzt. Metallklappen gleiten kreischend aus den Tragflächen, in Blau gekleidete Männer entfernen die Bremskeile am Fahrwerk, andere winken eilfertig mit orangefarbenen Signalkellen. Das Flugzeug bäumt sich leicht auf, der Pilot hat die Bremsen gelöst. Der Hauptmann späht schräg nach vorne ins offene Cockpit. Ein bereits etwas älterer Pilot mit Kopfhörern, das faltig-derbe Gesicht braungebrannt, lehnt aus dem Fenster, tippt an seine zerfleckte Mütze, hebt den Daumen und schiebt das Cockpitfenster zu. Das Flugzeug vibriert nochmals, ruckelt und setzt sich schlussendlich in Bewegung.

Sie rollen zusammen mit zwei Douglas C-47 Dakota zur Piste, die Motoren singen nun gleichmässig im Chor. Kurz darauf rumpeln sie über geteerte Wege, unverständliche Zeichen und Zahlen und Signale hinweg, bis die Skymaster wendet, bremst und hält. Die beiden Dakotas reihen sich hinten ein. Unter dem Flügel erspäht der Hauptmann eine weisse, auf der Piste aufgemalte Zahl. Dann Beton, Grasbüschel, Krähenschwärme, der Waldrand, ein Zaun. Dahinter, in ihre Richtung schauend, ein Mann mit einem neben ihm sitzenden schwarzen und einem herumtollenden weissen, kleinen Hund. Hoch über dem Wald kreist der Rotmilan. Das Tier verliert kaum an Höhe, hält seine Schwingen bewegungslos, nur die Schwanzfedern zucken hin und her, balancierend, stabilisierend. Dann fliegt der Vogel leicht nach rechts auf eine hohe Tanne zu, breitet seine Schwingen aus, steht kurz flatternd in der Luft, den Kopf nach vorne gereckt, fällt und krallt sich an einem Querast fest. Er ordnet kurz seine Federn, wendet den Kopf nach links, nach rechts, zuallerletzt nach vorn, den Blick direkt auf ihn gerichtet, den Hauptmann im grossen, metallenen Vogel.

Die Motoren heulen urplötzlich auf, Singen mutiert zu Kreischen, Brüllen, Dröhnen. Die Maschine beschleunigt und jagt unwiderstehlich nach vorn. Was für ein Gefühl! Der Tannenwald verschwindet, mit ihm der Rotmilan, der nun von der Tannenspitze startet und Richtung Westen, der Sonne nach, wegfliegt. Wasser wirbelt unter dem Flugzeugbauch auf, Rinnsale sausen schräg über die Scheiben, die Augen des Hauptmanns weiten sich, er hält sich am Vordersitz fest, seine Knöchel glänzen weiss. Der neben ihm sitzende Major mit den weissen Schläfen, eine Ledermappe mit der linken Hand auf den Knien festhaltend, klammert sich ebenfalls an die Sitzstrebe und lacht. Die Landschaft rast vorbei.

Dann hebt die Skymaster träge ab, die Piste kippt nach unten wie ein nasses, graues Putztuch, der Hauptmann hält die Luft an. Ich stürze hoch, ich stürze weg von allem, denkt er. Ihm schwindelt vor Begeisterung. Es ist ihm, als ob er nach oben gedrückt würde, in die Höhe gedrängt, wehrlos den Elementen ausgeliefert in dieser Röhre voller Menschen. Der Hauptmann fliegt. Es ist sein erster Gang in die Luft. Über sein Gesicht huscht kurz das Glück. «Airborne», murmelt der Major und lächelt. «Schon mal geflogen, Hauptmann?»

Knapp über dem Waldsaum schwanken die Flieger leicht, die Räder verschwinden rumpelnd in den Flügeln. Die Skymaster und die beiden Dakotas steigen stetig, drehen bald darauf träge nach links, zeichnen mit den aus ihren Motoren dräuenden Rauchfahnen ein russiges Abschiedsmuster in den Nachmittagshimmel und verschwinden allmählich in den Wolkenfetzen. Eine Zeitlang ist nur noch das immer leisere, sonore Brummen der acht Kolbenmotoren zu hören, bis auch dies schliesslich verebbt. Vor dem Kontrollturm setzt sich eine Schar Krähen auf den Beton. Die den Flugzeugen nachwinkenden Zuschauer verlassen die Besucherterrasse. Die Politiker und Offiziere, die die Delegation auf dem Flugfeld offiziell verabschiedet hatten, besteigen eilig ihre Dienstautos und fahren davon. Auf dem Flugplatz herrscht wiederum Stille. Vor dem Kontrollturm setzt sich eine Krähenschar nieder.

Sommer 1982

Er hält den Serviettenring in der rechten Hand und starrt hinunter auf das Trinkglas neben der Serviette. Es ist halbvoll mit Mineralwasser. Das Wasser an der Oberfläche sprudelt verhalten und er glaubt, ein leises Zischen zu hören. Sein Gehör war schon immer gut gewesen. Er überlegt. Hatte er nicht die ganze Zeit das Gefühl gehabt, ein Trinkglas in den Händen zu halten? Natürlich, keine Frage. Aber er hatte aus dem Serviettenring getrunken, nicht aus dem Trinkglas, das war ein Fakt. Eiseskälte steigt in seiner Brust auf, wandert zum Hals, in den Hinterkopf hinauf, hoch an die Innenseite seines Schädels, dahin, wo die Muskeln vom Nacken ihren Ansatz finden. Was ist mit meinem Kopf? Er legt den Serviettenring auf den Tisch und überlegt. Die Tochter nimmt sachte seine rechte Hand und führt sie zum Glas. Er berührt das Glas, umfasst es, hebt es. Sie lässt sanft seine Hand los. Er führt das Glas zu den Lippen. Er trinkt.

Wasser. Mineralwasser. Es ist alles in Ordnung. Langsam schluckt er das sprudelnde Nass, verschluckt sich, rülpst daraufhin leise, blickt mit leicht verzerrtem Lächeln entschuldigend umher, alle lächeln sie zurück, grinsen sogar. Er presst die Serviette auf den Mund. Der älteste Sohn lacht. Er zieht die Augenbrauen etwas hoch, es bilden sich breite Falten auf seiner Stirn, er streicht flüchtig mit dem rechten Zeigefinger über die Nasenspitze, was er immer tut, wenn er verlegen ist. Dann legt er wiederum seine Hände auf den Tisch. Sie sind weiss, schmal, die Adern schimmern bläulich. Eine silberne Haarsträhne hängt über dem Verband an seiner rechten Schläfe herunter. Seine Frau streicht sie zurück mit einer Geste, die alle kennen. Er lächelt nun ausgiebig, selbst die untere Reihe seiner Zähne ist zu sehen, daraufhin schüttelt er den Kopf und schiebt den Serviettenring unauffällig zu der kleinen, blumenbemalten Holzschale.

Er weiss, der Ring gehört normalerweise in diese Schale. Er betrachtet sie. Mein Gott, denkt er, diese Schale ist so vertraut und doch so hässlich. Sie ist schlecht bemalt, es ist Amateur- oder Kinderarbeit. Wahrscheinlich hatte eines seiner Kinder diese Scheusslichkeit im Werkunterricht gebastelt und er hatte es zum Geburtstag erhalten oder zu Weihnachten. Sicherlich hatte er dazu gelächelt, sich eifrig bedankt, das Kind gelobt und es geschafft, diese Schale während wenigen Sekundenbruchteilen schön und einzigartig zu finden.