ISBN: 978-3-95573-079-6
1. Auflage 2013, Bremen (Germany)
© 2013 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de und www.wirliebenlesen.de
Cover: Unter Verwendung des Bildes Nr. 134792651 von Shutterstock (Mayer George)
Alle Rechte vorbehalten.
Aus dem Regenguss war ein Hagelschauer geworden. Die kleinen Körner prasselten gegen die Fensterscheiben und überzogen die Dächer und Gärten auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einer weißen Eisschicht. Ein kalter Hauch wehte durch einen der gekippten Flügel und strich über Annalenas Schultern. Als der Mann hinter dem wuchtigen Schreibtisch sah, wie sie erschauerte, stand er auf, schloss das Fenster und nahm wieder in seinem Schreibsessel Platz. Annalena merkte es gar nicht. Das Chaos in ihrem Kopf hatte sich zu einem unentwirrbaren Knäuel verdichtet. Das einzige, das sie einem Mantra gleich immer wieder vor sich hersagen konnte, war: „Wieso ausgerechnet ich?“
Der Notar lächelte geduldig.
„Ihr Onkel hat wahrscheinlich geglaubt, dass Sie wegen Ihrer Ausbildung die einzige sind, die sein Lebenswerk fortsetzen kann.“ Er legte die Hände auf die vor ihm liegenden Papiere als fürchte er, ein Windstoß könne sie fortwehen. „Herr Solbach hatte ja außer Ihnen, seinen Geschwistern und deren Familie keine Angehörigen. Dass der Verlag nach seinem Tod verkauft werden könnte, hat ihn noch auf dem Sterbebett zutiefst beunruhigt.“
„Aha.“ Mehr fiel Annalena in diesem Moment nicht dazu ein. Sie saß da, wirkte schrecklich verloren in dem wuchtigen Besuchersessel und starrte auf die Hände des Anwalts.
Onkel Gustaf war mit Gottes Segen neunundachtzig Jahre alt geworden. Davon hatte er mindestens siebzig Jahre in diesem Verlag verbracht. Der Betrieb war sein ein und alles gewesen und hatte ihm so viel bedeutet, dass er nicht mal die Zeit gefunden hatte, sich eine Frau zu suchen und eine Familie zu gründen. Dummerweise hatte er auch vergessen, für sein Alter vorzusorgen und aus diesem Grunde hatte der gute Onkel bis zu seinem seligen Ende gearbeitet. Ein kleiner, alter Mann, dessen Fingerspitzen immer noch – Offset- und Digitaldruck zum Trotz – schwarz waren von der Druckerschwärze mit der er Jahrzehnte lang gearbeitet hatte.
Jedes Jahr hatte er Annalenas Familie pünktlich zum Weihnachtsfest mit einem geschmackvollen Kunstkalender beglückt. Als Annalena in diesem Augenblick einfiel, dass es in diesem Jahr, zum ersten Mal seit sie auf der Welt war, keinen dieser schönen Kalender geben würde, stiegen ihr die blanken Tränen in die Augen. Hastig kramte sie ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und schnäuzte sich kräftig.
„Also, ich besitze ab heute einen Verlag.“ Sie seufzte noch einmal, dann richtete sie sich auf, strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht und sah dem Notar fest in die Augen. „Können Sie mir Näheres über den Betrieb erzählen? Wie viele Angestellte hatte mein Onkel zuletzt noch?“
Dr. Jonas Birkheimer zog unbehaglich den Kopf zwischen die Schultern. Es sah aus, als wollte er sich in sich selbst verkriechen.
„Ich weiß es nicht so genau – ein, zwei…“ Ihm schien eine Idee gekommen zu sein, denn sein Kopf tauchte wieder zwischen den Schultern auf. „Die Einzelheiten besprechen Sie am besten mit dem Steuerberater Ihres Onkels. Lassen Sie sich von ihm alles erklären und sehen Sie sich erst einmal alles genau an. Und dann entscheiden Sie in aller Ruhe, wie Sie weiterhin verfahren wollen. Ich möchte aber noch anmerken, dass das Verlagsgebäude alleine schon einen hohen Wert hat.“
„Der Verlag hat nicht mehr viel abgeworfen, stimmt’s?“ Annalena beugte sich vor, um dem Notar intensiv in die Augen blicken zu können. „Ich kann mich erinnern, dass mein Onkel in den letzten Jahren immer sagte, dass der Laden gerade so viel abwirft, dass er davon existieren kann.“
Der Notar stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und legte die Fingerspitzen aneinander.
„Ihr Onkel hat keine Schulden hinterlassen, so viel kann ich Ihnen verraten.“ Er lächelte, was Annalena etwas irritierte. „Er hat seine Angestellten bis zuletzt regelmäßig entlohnt. Sein Haus in der Kärntner Straße und das Verlagsgebäude an der Mühlgasse sind beide hypothekenfrei.“ Der Notar seufzte. „Allerdings will ich Ihnen nicht verschweigen, dass es mit dem Betrieb stetig bergab geht. Es ist sehr schwer, sich heutzutage gegen die großen Verlage zu behaupten. Aber das wissen Sie sicherlich alles besser als ich.
Und ob, dachte Annalena grimmig. Seit Jahren wurde im Printmedienbereich erbittert um Markanteile gekämpft. Darunter litt oft die Qualität, denn man musste preiswert produzieren. Wer nicht wagte, neue Wege zu beschreiten, war in diesem Dschungel verloren.
Ich wäre total bescheuert, wenn ich mich mit diesem maroden Betrieb ins Kampfgetümmel stürzen würde, überlegte Annalena, während sie sich von Dr. Birkheimer die Adresse des Steuerberaters geben ließ. Die Großen werden mich plattbügeln, bevor ich ‚Dunstabzugshaube‘ sagen kann. Aber Onkel Gustaf würde es mir nie verzeihen, wenn ich aufgebe, bevor ich nicht wenigstens versucht habe den Verlag zu retten.
Oh je, und dann die Erbschaftssteuer! Bevor ich den ersten Bleistift in Onkel Gustafs Büro angespitzt habe, steht das Finanzamt vor meinem Schreibtisch und hält beide Hände auf. Nein, nein, die ganze Geschichte ist absolut aussichtslos.
„Sie können die Geschäftsimmobilie jederzeit verkaufen oder an andere Unternehmen vermieten“, meldete sich der Notar erneut. „Gerade rund um den Schlossplatz und die Mühlgasse werden Gewerberäume gesucht. Mit einem guten Makler können Sie da hervorragende Preise erzielen. So, dass Sie alleine von den Mieteinnahmen gut leben könnten.“
„Ich werde es mir überlegen.“ Annalena reichte dem Notar die Hand. „Sobald ich Näheres über die wirtschaftliche Lage des Verlages in Erfahrung gebracht habe, werde ich mich bei Ihnen melden.“
„Tun Sie das, ich bin jederzeit für Sie da“, entgegnete Dr. Birkheimer freundlich und erwiderte Annalenas Händedruck. Es war nicht zu übersehen, dass er froh war, die Sache hinter sich gebracht zu haben. Nachdenklich sah er Annalena hinterher, wie sie auf ihren hohen Absätzen das Büro verließ. Ein schlanke, sehr gepflegte Blondine, deren Alter man schwer schätzen konnte. Auf jeden Fall hatte sie etwas Mädchenhaftes an sich, das sie weitaus jünger aussehen ließ als sie tatsächlich war. Mädchenhaft und auch zerbrechlich. Der Notar hoffte, dass sie den Verlag schnellstens verkaufen und nicht den Versuch wagen würde, ihn zu retten. Die Konkurrenz würde sie zerfleischen und mit Haut und Haaren verschlingen.
*
Die Familie hatte sich zum Sippenrat im Garten versammelt. Annalenas Großmutter nannte das Areal ‚Anwesen‘, was allerdings stark übertrieben war, denn den Adelstitel hatten die Solbachs schon vor einer unbestimmten Zahl an Jahren verloren (es hielt sich hartnäckig der Verdacht, dass sie nie einen besessen hatten) und auch von dem ehemaligen Reichtum war nichts geblieben. Heute begnügte man sich mit einem gemütlichen Reihenhaus mit Garten und Carport, alles bequem ohne ein Heer von Bediensteten instand zu halten.
Annalenas Großmutter war die einzige, die der längst vergangenen Zeit hinterhertrauerte. Aber sie hatte schon immer in ihrer eigenen Märchenwelt gelebt, unterstützt von ihrem sie abgöttisch liebenden Gatten, der sie wie eine Prinzessin behandelt hatte. Annalena vermutete heute, dass Oma sich im Laufe ihres Lebens die Familiengeschichte so lange zusammenphantasiert hatte, bis sie selbst daran glaubte.
Danach reichte das Geschlecht der Solbachs bis ins frühe Mittelalter zurück, begründet auf Bodo den Roten, der unter Karl dem Großen gegen die Türken gekämpft haben sollte. In einer einzigen Nacht sollte er vierhundert davon niedergemetzelt haben und dafür von Kaiser Karl zur Belohnung in den Ritterstand erhoben worden sein. Eine Geschichte, die Annalena als Kind fasziniert hatte. Heute lauschte sie den Märchenerzählungen ihrer Großmutter immer noch gerne, nahm die Geschichten allerdings für das, was sie waren, nämlich schöner Hokuspokus, für den es nicht einen einzigen historisch belegten Beweis gab.
Die reale Geschichte sah so aus, dass Onkel Gustaf der Älteste der Familie gewesen war. Nach ihm kam Onkel Bert, der einundachtzig Lenze zählte. Danach kamen Onkel Rigobert und Onkel Edmund und als jüngster, ein Nachzügler sozusagen, Annalenas Vater Christopher, der letzte Woche seinen achtundfünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte.
„Unser armer Gustl“, sagte Onkel Bert gerade, der sich sein Leben lang mit Gustaf gestritten hatte. Die beiden waren wie Feuer und Wasser gewesen. Und bei Familienfeiern hatte man immer streng darauf geachtet, die beiden nicht nahe beieinander zu setzen.
„Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben, dass mir dieser alte Zausel nicht mehr meine Zigarren klauen kann.“
„Aber Onkel Bert, das hat dein Bruder doch nie getan“, widersprach Tabitha so wie sie es immer tat, wenn sich die Brüder gegenseitig eines Vergehens bezichtigten. „Onkel Gustaf hat sein Leben lang einzig und alleine El Rey del Mundo geraucht. Deine Charles waren ihm viel zu krautig.“
Der Getadelte verzog das Gesicht.
„Er hätte es aber tun können“, beharrte Onkel Bert störrisch und legte die Hände über den Knauf seines Krückstocks. „Die charakterlichen Anlagen dazu hatte er. Er hat sich’s bloß nicht getraut.
„Was hast du denn nun über den Verlag herausbekommen?“, Tante Elvira, Onkel Berts Frau, wandte sich hastig an Annalena, um ihren Mann vom Thema „Bruderklau“ abzulenken. „Deine Mutter erzählte uns schon, dass du zwei Tage mit Gustafs Steuerberater zusammengesessen hast und sämtliche Bücher und Unterlagen durchgegangen bist. Wirst du den Betrieb übernehmen?“
Annalena hob die Schultern.
„Deswegen wollte ich ja gerne mit euch allen sprechen“, erwiderte sie. „Die Sache ist die: Wirtschaftlich gesehen ist der Verlag am Ende. Onkel Gustaf hatte ein paar Stammkunden, die ihm seine Kalender abgekauft haben oder ihre Firmen- beziehungsweise Vereinszeitungen bei ihm herausbrachten. Aber davon kann der Verlag auf Dauer unmöglich bestehen.“
Sie hielt inne und stieß einen Seufzer aus.
„Wenn ich den Verlag übernehme, müsste ich ihn neu ausrichten. Zudem würde sofort die Erbschaftssteuer fällig werden. Das heißt, dass ich einen Kredit in Millionenhöhe aufnehmen müsste, um das Finanzamt zufrieden zu stellen und den Laden von Grund auf zu modernisieren.“
Annalena hielt inne und blickte in die Runde. In den Gesichtern ihrer Verwandten sah sie deutlich die Skepsis und das Erschrecken über die Höhe der aufzuwendenden Geldmittel. Sie konnte ihre Lieben verstehen.
„Mal ganz realistisch gesehen“, fuhr Annalena fort. „Ich kann mir beim besten Willen nicht solch ein Abenteuer leisten. Meine Enkel würden noch an den Schuldzinsen zahlen. Ganz abgesehen davon, dass keine Bank der Welt so dämlich wäre, mir einen solchen Kredit zu gewähren. Es wäre für mich und für die Bank so eine Art Selbstmordkommando.“
Schweigen folgte ihren Worten. Alle saßen regungslos in ihren Gartenstühlen und schienen ebenso ratlos zu sein wie Annalena. Tabitha war die erste, die schließlich das Wort ergriff.
„Vater und ich wären bereit, dir zu helfen“, verkündete sie mit leiser Stimme. „Wir könnten zum Beispiel eine Hypothek auf das Haus aufnehmen.“
„Und ich wäre bereit, meinen Anteil an der Immobilie Kärtner Straße abzutreten“, meldete sich Onkel Rigobert, Annalenas Lieblingsonkel. „Außerdem haben wir auch noch ein bisschen was im Sparstrumpf, das wir zusätzlich beisteuern können. Aber Millionenbeträge sind es leider nicht.“
„Aber das verlange ich doch auch gar nicht.“ Spontan sprang Annalena auf und umarmte ihren Onkel stürmisch. „Nein, Onkel Gustafs Haus und Grundstück wurde durch die Erbschaftsregelung zerstückelt. Es gibt deswegen schon genug Ärger.“ Sie ließ ihn los. „Ich möchte diesen Ärger nicht noch weiter durch einen überhasteten Verkauf anheizen.“
Wieder trat Schweigen ein, aber aller Augen richteten sich diesmal auf Tante Lydia, die sich daraufhin in ihrem Gartensessel aufrichtete und trotzig das Kinn vorstreckte.
Onkel Gustaf hatte versucht, sein Vermögen so gerecht wie möglich aufzuteilen und trotzdem sein Lieblingskind, den Verlag, nicht zu gefährden. Aus diesem Grunde hatte er beschlossen, seiner Enkelin Annalena den Betrieb zu vererben und die schöne alte Jugendstilvilla mitsamt dem tausend Quadratmeter großen Grundstück unter seinen vier Brüdern aufzuteilen.
Die Immobilie hatte in einer Stadt wie Wiesbaden, dazu noch in einer derart erstklassigen Lage, einen erheblichen Wert. Die Investoren würden sich um das Kleinod reißen. Deshalb waren die Brüder übereingekommen, das beste Angebot abzuwarten und dann zu entscheiden. Nur Tante Lydia, Onkel Rigoberts Gattin, war damit überhaupt nicht einverstanden. Sie glaubte als einzige in der Familie, dass ihr Mann ungerecht behandelt wurde und schielte neidisch auf die vermeintlich größeren Stücke Kuchen, die die anderen bekommen hatten.
Da Lydia endlich Geld in die Finger bekommen wollte, drängte sie zudem darauf, das Grundstück so rasch wie möglich zu verkaufen. Ihre Haltung verriet jetzt deutlich, dass sie nicht bereit war, auch nur einen Cent des erhofften Vermögens in Annalenas maroden Erbverlag zu investieren.
„Wir könnten eine Art GmbH gründen“, ergriff Onkel Edmund rasch das Wort, bevor Lydia ihre Ansprüche in Worte kleiden konnte. „Unsere Einlagen sind die Anteile an der Villa. Würde dir das helfen, Annalena?“
Jetzt war Lydia nicht mehr zu halten.
„Ich denke gar nicht daran, mein Geld in eine so aussichtslose Sache zu stecken“, verkündete sie energisch. „Ihr anderen könnt ja machen, was ihr wollt. Aber wenn das Grundstück verkauft wird, dann werde ich meinen Anteil für andere Dinge ausgeben, darauf könnt ihr euch verlassen.“
Betretenes Schweigen folgte diesem Ausbruch. Alle blickten peinlich berührt unter sich, nur Onkel Bert musterte Tante Lydia mit einem langen, nachdenklichen Blick. Schließlich beugte er sich etwas vor und kniff die Augen zusammen.
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass das gar nicht dein Geld ist?“ Beide Hände über den Stockknauf gefaltet, lächelte er die verhasste Schwägerin höhnisch an. „Dein Mann hat geerbt, nicht du. Also hast du auch nicht bei diesem Thema mitzureden oder gar zu bestimmen.“
Lydia fuhr vor ihm zurück wie vor einer aufgerichteten Kobra.
„Wir leben in Gütergemeinschaft, da gibt es kein Mein und Dein.“ Kampflustig sah sie in die Runde. Rigobert und ich, wir teilen alles, Freud und Leid, Not und Brot. So haben wir es immer gehalten.“
„Dummes Geschwätz!“ Onkel Bert lehnte sich zurück. „Jeder hier weiß, dass du nichts vom Teilen hältst. Und jeder hier fragt sich seit Jahren, wie mein Bruder es so lange mit einer derart dummen, habgierigen Person aushalten kann.“
Alle hielten den Atem an. Da Annalena wusste, wie solche Familienberatungen ausgehen konnten, wenn Tante Lydia mit von der Partie war, beschloss sie, dem sich anbahnenden Streit die Spitze abzubrechen.
„Ich wollte eigentlich nur eure Meinung zu der Sache hören“, sagte sie eilig. „Bedenkt bitte, dass der Verlag Onkel Gustafs ganzer Lebensinhalt war. Wenn ich mich für den Verkauf entscheiden sollte, dann werde ich immer irgendwo das Gefühl mit mir herumtragen, Onkel Gustaf verraten zu haben.“
„Vergiss diesen sentimentalen Unsinn!“ Tante Lydia schnaubte verächtlich. „Wenn du den ganzen Kram verkauft hast, hast du von uns allen den Brocken geschluckt. Du kannst dir ein schönes Leben machen.“
„Obwohl ich dieser scheußlichen Person nur ungerne recht gebe…“, meldete sich Onkel Bert widerwillig „so finde ich unter den geschilderten Umständen doch, dass du das Geld lieber nehmen und dir was Erfolgversprechenderes aufbauen solltest.“
Der Rest der Familie schloss sich mit stummem Kopfnicken der Meinung des Familienältesten an.
„Aber letztendlich liegt die Entscheidung alleine bei dir“, sagte Christopher Solbach zum Abschluss. „Du bist die einzige von uns, die etwas vom Verlagswesen versteht. Und lass dich nicht von irgendwelchen nostalgischen und sentimentalen Emotionen leiten.“
Er blickte seine Tochter ernst an.
„Solltest du dich dazu entschließen, den Verlag weiterzuführen…“ (hier entfuhr Tante Lydia ein kleiner Aufschrei) „…dann möchte ich, dass du weißt, dass wir mit Rat und Tat und zumindest mit dem Geld, was wir gespart haben, hinter dir stehen.“ Christopher klatschte in die Hände, worauf alle Anwesenden zusammenzuckten. „So, genug der Worte. Jetzt lasst uns Tabithas Bowle probieren. Sie hat sie gestern Abend angesetzt und ich freue mich schon den ganzen Tag darauf.“
Tabitha Solbachs Pfirsich-Bowle war das Traditionsgetränk der Familie. Alleine die Erwähnung des leckeren Gesöffs reichte aus, ein freudiges Lächeln auf Onkel Berts Gesicht zu zaubern.
Annalena atmete innerlich erleichtert auf. Sie hatte praktisch das Okay der gesamten Familie zum Verkauf des Verlages und somit war ihre Entscheidung gefallen. Onkel Gustaf möge ihr verzeihen…