ISBN: 978-3-95573-024-6
2. Auflage 2018, Bremen (Deutschland)
© 2013 Klarant GmbH
Umschlagabbildung: Unter Verwendung eines Fotos von Shutterstock (Bild 135711746 von Hofhauser).
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Helena hatte gekocht. Zur Vorspeise würde es Garnelen in Backteig geben, danach Albondigas in Tomatensoße, das waren kleine Hackfleischbällchen, ein spanisches Rezept. Als Paul nach Hause kam, war sie gerade dabei, eine Flasche Castillo las Torres zu öffnen, sein Lieblingswein.
Paul fasste sie von hinten um die Taille und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. „Na, mi amor, war dein Tag schön?“
„Ja. Ich hatte heute drei Gruppen, danach traf ich mich mit Isabel.“ Sie verteilte die Garnelen auf zwei Teller, träufelte etwas Safransoße darüber und stellte sie auf den gedeckten Tisch. „Und du?“, fragte sie, während Paul den Wein eingoss.
„Alles wie immer.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. „Bin froh, wieder bei dir zu sein.“
Helena ertappte sich dabei, entnervt zu seufzen. Zum Glück war Paul so sehr damit beschäftigt, den Wein zu prüfen und für gut zu befinden, dass er es nicht bemerkte. Sie betrachtete ihn. Sein ebenmäßiges schmales, von der spanischen Sonne braungebranntes Gesicht, seine blonden Haare, seine blauen Augen, die Nase so vorbildlich gerade wie bei den Statuen, die in dem Museum standen, in dem sie Führungen abhielt. Auf Deutsch oder Englisch, manchmal auch auf Spanisch.
Der Titel eines Filmes fiel ihr ein: 'Der fremde Mann an meiner Seite'. Die beiden Hauptdarsteller hatten sich über die Jahre auseinander gelebt. Bei ihr und Paul verhielt es sich anders herum. Sie war ihm so nahe gekommen, dass es nichts mehr an ihm zu entdecken gab. Wie ein altes Ehepaar, dachte sie manchmal, dabei wohnten sie doch erst zwei Jahre zusammen. Waren nach Barcelona gezogen, als Paul einen Job in einem renommierten Anwaltsbüro bekommen hatte. Spezialist für deutsches Handelsrecht.
„Was ist, hast du heute keinen Hunger?“ Er deutete auf ihren Teller.
Schnell griff sie nach ihrem Besteck. „Doch, ich dachte nur gerade über Isabel nach. Wir wollen morgen Nachmittag zum Strand fahren. Ich glaube, sie hat wieder einmal Liebeskummer. Chico flirtet zu viel mit anderen Frauen.“
„Davor brauchst du bei mir keine Angst zu haben.“ Paul griff nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich.
Helena versuchte sich an einem Lächeln. Sie wusste es. Sie konnte sich hundertfünfzigprozentig auf Paul verlassen.
„Hat es dir geschmeckt?“, fragte sie, als er die Vorspeise gegessen hatte.
„Ja, ausgezeichnet.“
Sie trug die leeren Teller ab und kam mit den Albondigas zurück. Paul kostete. „Sehr gut!“
„Findest du?“ Helena schüttelte den Kopf. „Mir sind sie zu trocken.“
Er kostete noch einmal. „Ja, vielleicht. Aber es macht mir nichts aus.“
„Und der Wein ist zu warm.“
„Du hast Recht, Liebes.“
„Wir sollten uns so einen Weinkühler kaufen, den man genau auf Temperatur einstellen kann.“
„Ja, tu das.“
Ja, Liebes! Ja, tu das! Ja, ja, ja,! Helena sah plötzlich rot. Ihre Wangenmuskeln spielten, sie fühlte, wie ihr der Ärger zu Kopfe stieg. Wütend warf sie die Serviette hin und sprang auf.
„Was ist denn?“, fragte Paul erschrocken. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Nein!“, schrie sie. „Du machst doch immer alles richtig! Und weiß du was, das steht mir bis Oberkante Unterlippe!“ Sie lief hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Im Badezimmer schloss sie sich ein und heulte.
Paul klopfte leise. „Mi amor, was ist denn? Ich verstehe das jetzt nicht. Hast du Sorgen?“
Klar verstand er nicht. Wie auch, Helena verstand sich ja selbst nicht einmal! Ihre Freundinnen hatten Ärger mit ihren Männern, weil sie sie betrogen, hintergingen, belogen, kein Interesse an ihnen hatten, und sie beschwerte sich, dass Paul so war, wie er war: Herzensgut, zuverlässig, treu, verständnisvoll und anhänglich. Seit zwei Jahren Tag ein Tag aus Honeymoon und Harmonie.
„Helena!“ Paul klopfte wieder. „Mach doch auf, bitte.“
Sie wusch sich das Gesicht und öffnete die Tür. „Es geht nicht, Paul“, sagte sie.
„Was geht nicht?“
„Das mit uns!“
Er riss die Augen auf, Entsetzen sprach aus ihnen. „Aber warum denn nicht? Willst du etwa sagen ...“ Fassungslos brach er ab.
„Ja, das will ich.“ Inzwischen war sie auf den Balkon gegangen und hatte sich in den Korbsessel gesetzt. Neben ihr ein großer dunkelrosa Rhododendron, vor ihr die Dächer von Barcelona. Sah sie nach links, konnte sie die Wipfel der Bäume erkennen, die zum Parc de la Ciutadella gehörten, vor sich erblickte sie in der Ferne einen Zipfel des Meeres, und rechts, ganz dort hinten waren gerade noch die Türme der Sacrada Familia zu sehen. Eine traumhafte Wohnung, so traumhaft wie ihre Beziehung. Alles hier war perfekt.
„Ich will mich trennen“, sagte sie zu Paul.
Er war blass geworden, seine Hände zitterten. „Ja aber ...“ Sprachlos schüttelte er den Kopf, fasste sich endlich und flüsterte: „Sag mir, was ich anders machen soll, und ich werde es versuchen.“
„Nein!“, schrie sie auf. „Gerade das ist es ja! Immer willst du alles perfekt machen! Es gibt nichts, woran ich mich reiben könnte. Nie eine Hoffnung auf Versöhnen, weil es nie Streit gibt. Kein Bangen, keine Fragen, die offen blieben. In fünfzig Jahren wird alles noch genau so sein wie heute.“
„Und deshalb willst du mich verlassen? Aber wohin willst du denn gehen?“
Sie lachte plötzlich laut los. Es war ein verzweifeltes, fast hysterisches Lachen. „Das sage ich dir nicht, sonst kommst du am Ende noch mit!“
Paul sah sie traurig an. „Ich habe ja nicht gewusst, dass du mich so entsetzlich langweilig findest.“
Plötzlich tat er ihr leid. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Du bist O.K., Paul. Du bist der beste Freund, den ich je hatte. Es liegt an mir, ich habe einen Mann wie dich gar nicht verdient.“ Damit stand sie auf und ließ ihn auf dem Balkon alleine.
Paul kam etwas früher nach Hause. Er fand Helena mit dem Anzeigenteil der La Vanguardia am Tisch sitzen. Sie suchte nach einer Wohnung.
Seufzend sah er ihr über die Schultern. „Ich ziehe aus, wenn du die Wohnung behalten willst.“
Helena öffnete und schloss die Lippen, bevor sie antwortete: „Nett von dir, aber ich kann mir diese Wohnung alleine nicht leisten.“
Paul nickte. „Bei mir ginge es gerade so, aber was sollte ich alleine mit vier Zimmern? Bleib doch, wir teilen uns die Wohnung.“
„Du meinst, wie in einer WG?“
„Warum nicht?“ Er bemühte sich um ein Lächeln.
Helena atmete tief durch. Das war doch mal wieder typisch für ihn. Er beschämte sie mit seinem Großmut. Würde ihr selbstredend die schönsten Zimmer abtreten und alles tun, damit sie sich wohl fühlte.
„Nein“, sagte sie.
Sie hatte sich zig Wohnungen angesehen. Zu groß, zu klein, zu schäbig, zu teuer oder am Ende der Welt. Entnervt gab sie auf. „O.K., teilen wir uns die Wohnung. Wir bleiben zusammen bis einer sich verliebt. Ich meine, ich werde dir nicht im Weg sein, wenn du hier mit einer anderen Frau zusammen leben willst.“
„Klar. Ich dir auch nicht. Also dann, abgemacht. Bis einer sich verliebt.“ Er tat sein Bestes, es möglichst gleichmütig klingen zu lassen.
Paul zog in das große Zimmer am Ende des Flures, Helena räumte für sich das Schlafzimmer um. Das Wohnzimmer wurde Gemeinschaftsraum und das kleine Zimmer richteten sie sich zum Arbeiten her. Auf einem langen Tisch unter dem Fenster hatten ihre beiden Laptops Platz, an den langen Wänden die Bücherregale. „Tagsüber hast du unser gemeinsames Büro ja ganz für dich allein“, sagte Paul, bevor er die Tür hinter sich zuzog.
Zwei Monate lang lebten sie wie früher, nur eben schliefen sie nicht mehr im selben Zimmer und sagten sich nicht immer, wohin sie gerade gehen wollten oder woher sie kamen. Dann stand eines Morgens ein Mann in der Küche.
„Holla“, grüßte er, als Paul hereinkam. „Ich bin Mauricio. Wo finde ich denn hier den Kaffee?“
Paul schluckte. Das traf ihn unvorbereitet, und zwar mitten ins Herz. Wortlos öffnete er den Küchenschrank, zog die Dose heraus und reichte sie diesem Mauricio. Der nestelte eine Weile an der Kaffeemaschine herum, bis Paul ihm den Einsatz aus der Hand nahm und die Maschine selbst bediente.
„Wo ist denn meine ... ich meine Helena?“
„Noch in der Dusche. Aber ich brauche morgens als erstes einen Kaffee, sonst komme ich nicht auf Touren.“
„Ach. So.“ Paul setzte sich an den Tisch und starrte auf Mauricios nackte Beine. Schwarz behaart, leicht nach außen gestellt. „Müssen Sie denn heute noch 'auf Touren' kommen?“
Es klang bissig, aber Mauricio schien das nicht zu bemerken.
Lachend drehte er sich um. „Klar, bei einer wie Helena!“ Er zwinkerte Paul zu. So von Mann zu Mann. „Hat ganz schön Temperament, Ihre Mitbewohnerin. Scheint mir geradezu ausgehungert zu sein! Ich meine in Sachen Liebe, Sie wissen schon.“
Paul biss die Zähne zusammen. Er hätte diesem Mauricio am liebsten eine geknallt. Einen linken Haken mitten auf sein haselnussbraunes Auge! Ob Helena sich in diesen Möchtegern-Latinlover verknallt hatte? Plötzlich war da ihre Stimme in seinem Ohr: 'Bis einer sich verliebt, dann zieht der andere aus.' O Gott, Pauls Herz schlug auf einmal so heftig, dass es drohte, aus seiner Brust zu springen. „Wie lange kennen Sie Helena denn schon?“, fragte er mit belegter Stimme.
„Och, so etwa vier Monate.“
„Vier Monate!“ Paul sprang auf. „So lange schon!“
„Und Sie?“
„Vier Jahre“, knurrte Paul.
„Sie haben schon in Hannover in einer WG zusammen gewohnt?“
„WG? Das nicht gerade. Damals waren wir noch ein Paar.“
„Ach!“ Mauricio fasste sich ans Ohrläppchen. „Dann sind Sie jetzt ja vielleicht eifersüchtig?“
Paul klappte den Mund auf und wieder zu. „Nö“, sagte er mühsam beherrscht und nach einer Pause: „Ich bin froh, dass ich sie los habe. Am Anfang macht das mit ihrem 'Temperament' ja durchaus Spaß. Aber ...“ Er unterbrach sich, fragte plötzlich: „Haben wirklich schon seit vier Monaten ein Verhältnis mit ihr?“
„Nein, das erst seit gestern. Sie hatten ja gefragt, wie lange wir uns kennen.“
„Ach so - also dann können Sie das ja auch gar nicht wissen.“
„Was?“
Paul beugte sich vor und flüsterte: „Helena hat so ihre Eigenarten. Zuerst spielt sie die Temperamentvolle, damit du den Eindruck bekommst, sie sei der absolute Volltreffer, aber dann verlangt sie plötzlich Sachen von dir ... also, Spaß ist das jedenfalls nicht mehr.“
Mauricio runzelte die Stirn. „Was für Sachen?“
„Sie ist die absolute Macha! Hier.“ Paul sah sich erst um, ob Helena nicht vielleicht in der Tür stand, bevor er sein T-Shirt hob und auf eine Narbe an seiner linken Seite zeigte. Ein kleiner Unfall bei einer Kissenschlacht. Er war ausgerutscht, ein Spiegel war zu Bruch gegangen, und er war in die Scherben gefallen. „Das hat sie mir zugefügt.“
„Sie meinen beim Sex?“
„Hm“, machte Paul, was so viel wie Ja oder auch nein heißen konnte.
Das blanke Entsetzen sprach aus Mauricios Blick. „Das hätte ich niemals von ihr gedacht!“
Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Pauls Stirn. Himmel, was trieb er da gerade? War er verrückt geworden? Wenn Helena je herausfinden würde, was er hier für einen Unsinn erzählte, sie würde nie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Gerade wollte er die Sache mit einem Lachen vom Tisch wische - war doch nur ein kleiner Scherz! - als plötzlich Helenas Stimme hinter ihm erscholl.
„Na, habt ihr euch schon bekannt gemacht?“
Mauricio sah sie an, als wäre ihm gerade der Leibhaftige erschienen, Paul wie ein geprügelter Hund. Paul fing sich als erster wieder. „Wir haben uns über“, er räusperte sich, „über die Abarten der Erotik in der Kunst unterhalten.“
Helena lachte. „Genau das richtige Thema für einen Sonntagmorgen!“ Sie sah mit Seitenblick auf Paul: „Freut mich jedenfalls, dass ihr euch so gut versteht.“
Sein schlechtes Gewissen trieb ihm das Blut in die Wangen. „Warum auch nicht“, antwortete er mit belegter Stimme.
Mauricio stellte seine Tasse auf den Tisch und ging zur Tür. „Also, ich mach' mich dann mal besser vom Acker.“
Erstaunt lief Helena ihn nach: „Jetzt schon? Du wolltest doch bis mittags bleiben.“
„Hatte ganz vergessen, dass ich noch einen Termin habe.“ Schnell schloss er die Badezimmertür hinter sich ab.
Eine Viertelstunde später hörte Paul die Wohnungstür zufallen. Helena kam kurz darauf wieder in die Küche. „War etwas zwischen euch?“, fragte sie.
„Nö. Was soll gewesen sein. Ich habe ihm seinen Kaffee gemacht, wir haben ein bisschen geredet, und dann kamst du auch schon herein.“
Helena runzelte die Stirn. „Seltsam das alles.“
Fünf Wochen später stand ein gewisser Godofredo vor der Tür. Er hielt einen riesigen Blumenstrauß in Händen. „Ist Helena zu sprechen?“, fragte er.
„Nein.“ Paul sah auf die Uhr. „Dabei müsste sie eigentlich längst hier sein. Allerdings passiert es manchmal, dass eine Führung länger dauert. Die Leute sind heutzutage ja so wissenshungrig.“ Er lachte ein wenig zu laut und bat Godofredo herein. Der reichte ihm eine Visitenkarte. Godofredo Aguadé, Professor für Kirchengeschichte stand darauf.
„Sind Sie verabredet?“, fragte Paul. „Ich meine, weiß Helena, dass Sie kommen?“
Godofredo setzte sich auf den Platz, den Paul ihm anbot, legte die Blumen auf den Tisch. „Selbstverständlich. Wir wollen uns das Kloster Montserrat ansehen, danach irgendwo Paella essen.“
„Montserrat.“ Paul seufzte. „Dort war ich mit ihr auch schon einmal.“
Stirnrunzelnd blickte Godofredo ihn an. „Helena sagte mir, sie habe das Kloster noch nicht gesehen und sie würde sich freuen, von mir eine Führung zu bekommen.“
Paul horchte in sich hinein. Genau genommen hatte Helena natürlich Recht, denn als sie in Montserrat gewesen waren, hatte das Kloster wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Also waren sie nur in den Felsen herumgeklettert und hatten von oben auf das Kloster heruntergeblickt. Er setzte an, um das Missverständnis aufzuklären, aber da war plötzlich wieder der kleine Teufel, der ihn reiten wollte, dieser andere Paul, den er bislang nicht gekannt hatte. Biestig und böse, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Und sein Vorteil hieß Helena. Ohne sie wollte er nicht leben. So einfach würde er sie sich nicht nehmen lassen! „Wie lange kennen Sie Helena denn schon?“, fragte er in einem Tonfall, der sein Gegenüber aufhorchen ließ.
„Zwei Wochen, warum?“
„Ach so“, murmelte Paul. „Ja, dann ...“ Er gab sich peinlich berührt.
„Ja dann was? Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“
„Nein, um Gottes Willen!“ Abwehrend hob Paul beide Hände. „Zwingen Sie mich nicht, etwas zu sagen, das Helena schaden könnte.“
Godofredo rückte an seiner Krawatte. Er trug Binder und Anzug - alle Achtung, bei der Hitze! Und in Anbetracht dessen, dass sie einen Ausflug auf einen Berg zu einem Kloster machen wollten. Mit Kinderchor und Mönchen und hunderten von Touristen, die sich mit ihnen darum drängen würden, die Statuette der Virgen Moreneta, der Schwarze Madonna, anzusehen.
„Aber wenn es da etwas gibt, das ich wissen sollte, müssen Sie es mir sagen!“
„Helena ist ...“ Paul benetzte sich die Lippen. „Sie ist eine notorische Lügnerin. Also, ich will wirklich nicht schlecht über sie reden. Sie kann ja auch gar nichts dafür. Sie ist halt krank, das sagen auch die Ärzte. Pseudologie nennt man das oder auch Münchhausensyndrom. Krankhaftes Lügen, aus einem narzisstischen Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung heraus. Jedenfalls weiß man bei ihr nie wirklich, was wahr ist und was nur in ihrer Phantasie besteht.“
Godofredo wurde blass. „Aber ...“ Die Stimme versagte ihm. „Ich bin Kirchenwissenschaftler, ich habe immer auf meinen guten Ruf geachtet. Wenn das stimmt, dann ... nein, also unmöglich! Ich kann mir so etwas nicht leisten!“ Er sprang auf. „Wie gut, dass Helena noch nicht da war. Ich hätte die schlimme Wahrheit sonst womöglich erst erfahren, wenn ich bereits blamiert gewesen wäre.“
Er ging zur Tür, riss sie auf, und da stand Helena mit dem Schlüssel in der Hand vor ihm. Ein strahlendes Lächeln ging über ihr Gesicht, unter Godofredos vorwurfsvollen Blicken verblasste es jedoch sofort wieder. „Tut mir leid, aber aus unserem Ausflug wird nichts“, stieß er hervor und stürzte die Treppe hinunter.
Verdutzt beugte sie sich über das Geländer. „So warte doch, Godofredo! Wann sehen wir uns denn wieder?“
„Ruf mich bitte nicht mehr an!“, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Ratlos schüttelte Helena den Kopf. „Was war denn? Warum ist er plötzlich so seltsam, so als ob ich ihm etwas getan hätte?“
Paul zuckte die Schultern. „Er sagte mir, er wollte mit dir nach Montserrat fahren. Ich sagte ihm, dass wir dort auch schon einmal waren. Plötzlich behauptete er, du hättest ihn angelogen, du hättest gesagt, du wärst dort nie gewesen. Ich wollte ihm gerade erklären, dass wir zwar in Montserrat gewesen waren, das Kloster aber nur von oben gesehen haben, da sprang er auch schon auf und erklärte mir, er sei Kirchenwissenschaftler, und mit einer Lügnerin wolle er nichts zu tun haben.“
Helena nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte Godofredos Nummer. „Hier Helena“, sagte sie, als er sich meldete. „Bist du wirklich nur gegangen, weil ich dich wegen Montserrat angeblich angelogen habe?“ Eine Weile lauschte sie, dann zischte sie: „O.K. Wenn das so ist, sollten wir uns tatsächlich besser nicht mehr wieder sehen.“ Wütend legte sie auf.
„Was hat er gesagt?“
„Er könne nicht mit mir die Schwarze Madonna besuchen, wenn ich nicht wüsste, was Lüge und was Wahrheit sei.“
Paul biss sich auf die Lippen. Er war das schlechte Gewissen in Person - trotzdem konnte er ein Gefühl von Triumph nicht unterdrücken.
Paul hatte sich ganz fest vorgenommen, so etwas nie wieder zu tun. Andererseits liebte er Helena und wollte nicht einfach zusehen, wie sie sich irgend so einem Maurizio oder Godofredo an den Hals warf. Deshalb waren seine guten Vorsätze wie weggewischt, als er eines Abends einen Herren namens Gabrio auf seinem Balkon vorfand. Gabrio las in einem Buch über die spanischen Eroberer und trank dazu gemütlich ein Glas Wein. Ein Blick genügte, und Paul wusste, dass der Wein aus seinem Vorrat stammte. Ein Mas la Plana Cabernet Souvignon 2006. Miguel Torres hatte ihm eine Kiste davon zum Geburtstag geschenkt. Immerhin kostete die Flasche 35 Euro. Unverschämtheit!
„Holla“, sagte Gabrio.
„Holla“, antwortete Paul. „Schmeckt der Wein?“
„Ausgezeichnet. Möchten Sie auch ein Glas?“
Paul knirschte mit den Zähnen. Er zählte bis zehn, dann lächelte er säuerlich. „Wenn Sie mich schon so nett einladen, ja, warum nicht?“
„Leider weiß ich nicht, wo hier die Gläser sind.“
„Kein Problem.“ Paul holte eins. „Wo ist Helena?“, fragte er, wieder auf dem Balkon.
„Sie musste noch einmal weg. Wollte kochen, brauchte noch frische Artischocken.“
Sie tranken, und Paul sagte ergriffen: „Ein erstklassiges Tröpfchen! Ich kenne übrigens den Winzer persönlich. Die Trauben werden von vierzigjährigen Reben per Hand gelesen. Dann reift der Wein achtzehn Monate in Fässern aus französischer Eiche.“
Gabrio nickte. Er hielt das Glas vor sich ins Licht und prüfte die Farbe. „Dunkles Mahagoni.“
Auch Paul hob sein Glas. Er roch daran, bevor er zusammenfasste: „Verströmt ein Aroma von Schokolade, Preiselbeere, Kirsche, Trüffel und schwarzer Olive.“
Gabrio ließ einen Schluck in seinem Mund kreisen. „Delikate, extrasüße Fülle, schmeichelnde Tannine und eine beeindruckende Länge.“
„Ein Cabernet auf höchstem Niveau! Wirklich ein erstklassiges Tröpfchen - unbegreiflich, dass Helenas Wut nicht einmal vor so einer Köstlichkeit Halt macht.“
„Wie meinen Sie das?“ Gabrio hob die rechte seiner Augenbrauen.
„Als sie einmal eifersüchtig war, selbstverständlich vollkommen unbegründet, hat sie, um sich an mir zu rächen, fünf Flaschen von diesem, zwei Flaschen Fransola DO Penedes, und eine Flasche Rotschild einfach so durch den Ausguss gegossen.“
„Helena?“
„Helena!“
Paul sah, wie Gabrio blass wurde. „Eine Sünde“, flüsterte er. „Mehr noch, eine Todsünde! Und bloß weil sie ein wenig eifersüchtig war?“
„Völlig unbegründet, wie gesagt! Seitdem leben wir zwar immer noch gemeinsam in dieser Wohnung, aber von Tisch und Bett getrennt. Es gibt schließlich Grenzen! War schon schlimm genug, dass sie einmal alle Etiketten von meinen Weinflaschen abgelöst hat, nur weil ich mich weigerte, ein Wochenende mit ihr bei irgendeiner ihrer Freundinnen in Deutschland zu verbringen. Aber so einen göttlichen Tropfen einfach sinnlos zu vernichten ...“ Kopfschüttelnd brach er ab und wischte sich verstohlen eine nicht vorhandene Träne aus dem Augenwinkel.
Als Helena wenig später vom Supermarkt zurückkehrte, sah sie gerade noch, wie Gabrio in seinen Wagen stieg. Sie rief nach ihm, doch er hörte sie nicht oder wollte sie nicht hören, startete und fuhr davon. Droben in der Wohnung fand sie Paul auf dem Balkon. Zwei Gläser und eine leere Flasche Wein standen auf dem Tisch.
„Warum ist Gabrio denn fort?“, fragte sie.
Paul zuckte die Schultern. „Er hat mich auf ein Glas eingeladen, und wir haben über Wein geplaudert. Da konnte ich doch nicht nein sagen. Ich meine, war immerhin nett von ihm, mir etwas von meinem Wein abzugeben.“
„Das war nicht dein Wein. Wir haben ihn am Nachmittag in Gavà gekauft, nachdem wir seine Schwester zum Flughafen gebracht hatten.“
„Ach ...“ Paul biss sich auf die Lippen.
„Hat er gesagt, wohin er geht?“
„Keine Ahnung. Ich hatte das Gefühl, er war irgendwie sauer weil du so lange nicht zurückgekommen bist. Aber gesagt hat er nichts.“
„Seltsam.“ Aufseufzend setzte sich Helena, trank den letzten Schluck aus Gabrios Glas. Tränen traten ihr in die Augen. Zum Kuckuck, warum hatte sie nur so ein Pech mit den Männern!
Enttäuscht und ein wenig verbittert starrte sie auf Gabrios Buch, das noch auf dem Tisch lag. Für einen Moment drängte sich ihr der Verdacht auf, dass hier etwas nicht ganz koscher war, aber sie schob den Gedanken gleich wieder von sich. Sie kannte Paul zu gut, er würde niemals etwas tun oder sagen, das sich gegen sie richtete.
„Was wolltest du denn kochen?“, fragte er mitten in ihre Gedanken hinein.
„Lenguado Catalana.“
„Den Seezungenauflauf mit Artischocken? Wunderbar! Dann lass uns doch zusammen kochen, und wir machen uns einen gemütlichen Abend!“
Während Helena die Artischocken ins kochende Wasser legte, öffnete Paul eine Flasche Wein. Sie tranken auf bessere Zeiten. „Weißt du noch, wann wir diesen Auflauf zum ersten Mal gegessen haben?“, fragte er, während sie Seezungenfilets zusammenrollte und mit einer Masse aus gehackten Champignons füllte.
Sie hielt inne. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Natürlich, es war bei Mama Quinton.“
„Ihr Neffe Miguel wollte dir einen Heiratsantrag machen, aber da habe ich ihm gleich mal die Meinung gegeigt!“
Helena lachte. „Von wegen die Meinung gegeigt, du hast ihm die Luft aus seinem Fahrrad gelassen!“
„Und er hat mir dafür eine geknallt. Mama Quinton hat uns dann beide in den Keller gesperrt wie kleine Jungs, und dort haben wir drei Flaschen Wein alle gemacht, und als Mama Quinton wieder in den Keller kam, um uns aus unserer Gefangenschaft zu befreien, fand sie uns sternhagelvoll.“
„Wie die Kinder!“, hat sie geschimpft. „Como los niños! Dios mio, como los niños! Seitdem seid ihr Kumpel.“
Paul seufzte. Zum Glück wusste Miguel nicht, dass sie kein Paar mehr waren.
Helena streifte Paul mit einem langen Seitenblick. „Mama Quinton ist übrigens sehr krank. Ich weiß es von Sabrina. Sie hat Zucker und ein offenes Bein.“
„Tatsächlich? Wie schrecklich. Da sollten wir sie einmal besuchen.“
„Ja, sollten wir.“ Helena wusch sich die Hände, nahm den Topf mit den Artischocken vom Herd und fischte sie aus dem Wasser. Während sie abkühlten, strich sie die Auflaufform mit Butter aus und rieb Käse.
Paul bereitete einstweilen die Soße zu, die über den Auflauf gehörte. Später putzten sie gemeinsam die Artischocken, lutschten dabei die Blätter aus und nahmen einen Schluck Wein dazu. Alles lief reibungslos, sie waren eben ein eingespieltes Team.
Helena betrachtete Pauls Hände, wie sie nach einem kleinen Messer griffen, um die 'Matratze' von den Artischockenböden zu lösen. Schöne, schlanke, braungebrannte Hände. Hände, die sehr zärtlich sein konnten und genau wussten, was sie sich wünschte. Die Nacht auf dem Meer fiel ihr plötzlich ein. Um ganz alleine mit tausend Sternen am Himmel zu sein, hatten sie ein Boot gemietet, waren damit ihr in die Cala Avice gefahren, eine kleine romantische Bucht nördlich von Barcelona. Eine kleine Kapelle stand an Ende eines Pfades, der einen Berg hinaufführte. Eselskapelle hieß sie, weil früher die Schmuggler mit ihren Mulis dort Halt gemacht hatten, um der Mutter Gottes für ihren Schutz zu danken. Hand in Hand hatten sie auf der Mauer vor der Kapelle gesessen und zugesehen, wie die Sonne unterging. Ein wunderschöner Tag, eine Nacht voller Zärtlichkeiten, die sie nie vergessen würde. Die Erinnerung an all das ließ sie sentimental werden.
Sie drehte sich schnell weg, damit Paul die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte. Doch Paul ließ sich nicht täuschen. Er drehte sie zu sich und lächelte sie an wie damals, als er sie auf der Hochzeit ihrer Kusine Emmelie zum ersten Mal gesehen hatte. Helena fühlte, wie ihre Knie weich wurden. Mein Gott, Paul! Er war doch ihre große Liebe! Was war nur in sie gefahren, das alles wegzuwerfen! Ihn so schändlich zu behandeln! Ihn mit anderen Männern zu provozieren, ihn leiden sehen zu wollen! Sie musste verrückt geworden sein.
„Paul ...“, sagte sie, doch er ließ sie nicht ausreden, küsste sie auf den Mund. Erst sanft, dann leidenschaftlich. In seinen Armen wurde sie weich wie ein Watteball. Ihr Herz fing an zu rasen, sie drängte sich an ihn.
Er hob sie auf seine Arme und küsste sie wieder. „Zu mir oder zu dir?“, fragte er lachend.
„Ach Paul!“
Im selben Moment klingelte es. Einmal, dann noch einmal. Paul setzte Helena wieder ab. „Lass doch“, sagte er, aber da klingelte es wieder, diesmal länger und fordernder.
Helena öffnete. Es war Gabrio. „Hab' mein Buch vergessen“, sagte er. „Das über die spanischen Eroberer.“
Paul fluchte im Stillen. Was musste dieser Hornochse ausgerechnet jetzt hier auftauchen!
„Warum bist du einfach abgehauen und fandest es noch nicht einmal für nötig, mir zu erklären warum?“, fauchte Helena ihn an.
„Tut mir leid, aber mir war das in dem Moment einfach zu viel.“
„Was war dir zu viel?“
Paul hatte inzwischen das verdammte Buch geholt. Er drückte es Gabrio in die Hände und schob ihn zur Tür. „War nett, Sie kennen gelernt zu haben, buenas noches!“
„Nein warte!“ Helena hielt Gabrio entschlossen fest. „Ich will das jetzt wissen!“
„Frage deinen Ex.“
„Was hat Paul damit zu tun?“
„Er hat mir die Geschichte von den fünf Flaschen Mas la Plana, den zwei Flaschen Fransola DO Penedes, und der einen Flasche Rotschild erzählt.“
Ratlos starrte sie ihn an. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst!“
„Na, von dem ganzen Wein, den du in den Ausguss geschüttet hast, bloß weil du völlig unbegründet eifersüchtig warst!“
„Was soll ich getan haben?“
Gabrio zuckte die Schultern, riss die Tür auf und war auch schon draußen.
Helena drehte sich um, starrte Paul an. „Ich, eifersüchtig? Wein in den Ausguss gegossen? Was um Himmels Willen hast du Gabrio da erzählt!“
Er sah sie an wie ein geschlagener Hund. „Tut mir leid. Ich ...“ Er brach ab, wusste nicht, was er zu seiner Entschuldigung hervorbringen sollte.
„Und Godofredo und Mauricio, hast du denen etwa auch irgendwelche Schauermärchen über mich erzählt!“, schrie sie auf.
Pauls Kinn sank auf seine Brust. „Ja“, gab er zu. „Irgendwie schon.“
„Irgendwie! Pah!“ Helena nahm ihre Tasche. „Rechne nicht mehr mit mir! Nicht heute, nicht morgen - nie mehr!“ Damit knallte sie die Tür hinter sich zu.
Isabel legte tröstend ihre Hand auf Helenas Haar. „Scheinbar sind alle Männer Schweine.“
Helena nahm das Taschentuch, das sie ihr gab und wischte sich die Tränen ab. „Genau! Paul ist ein Schwein!“
Isabel seufzte. „Eigentlich“, sagte sie zögernd, „meinte ich nicht Paul sondern die anderen.“
„Spinnst du! Was können die denn dafür, dass Paul ihnen das Blaue vom Himmel herunter lügt?“ Sie hatte Godofredo und Mauricio inzwischen angerufen und sich von ihnen erzählen lassen, wie das damals gelaufen war.
„Na, wenn die so einen Blödsinn glauben und sich einfach so mir nichts dir nichts aus dem Staub machen ... eigentlich solltest du Paul noch dankbar sein, dass er dir rechtzeitig die Augen über sie geöffnet hat!“
„Ha, ha!“ Helena schnäuzte sich. „Soweit kommt's noch! Schuft! Ich will ihn nie wieder sehen!“
„Und überhaupt, war dein Problem mit Paul nicht, dass er angeblich immer so brav, langweilig und zuverlässig ist und alles tut, um es dir Recht zu machen?“
Helena zuckte die Schultern.
„Da war er einmal nicht brav und hat um dich gekämpft, und nun passt es dir auch wieder nicht.“
„Gekämpft, dass ich nicht lache.“
„Klar hat er gekämpft. Und wie ich finde mit Phantasie und Humor. Alles andere hättest du ihm doch bloß wieder vorgehalten. Blumen und Liebesschwüre, eine Traumreise und das Versprechen, nur für dich da zu sein. Mein Gott wäre ich froh, wenn Chico nur einmal sooo hinreißend zu mir wäre!“
„Kannst ja Paul nehmen“, fauchte Helena eingeschnappt. „Darf ich heute Nacht bei dir bleiben?“
„Natürlich.“
Von schlafen war allerdings nicht viel drin. Helena wälzte sich von rechts nach links und wieder zurück. Sie fiel kurz in Schlaf und träumte davon, dass Paul mit Isabel vor der Eselskapelle saß und sie küsste. Davon schreckte sie auf. Ein Blick auf den Wecker sagte ihr, dass es erst zwei Uhr morgens war. Sie holte sich in der Küche ein Glas Wasser und blickte eine Weile aus dem Fenster. Eigentlich hatte Isabel ja Recht. Wie konnte Godofredo sich so leicht vormachen lassen, dass sie eine krankhafte Lügnerin sei? Oder Mauricio diese lächerliche Geschichte von ihren 'abartigen sexuellen Vorlieben' glauben. Geradezu lächerlich! Paul hätte so einen Unsinn niemals geschluckt. Und wenn, hätte er erst einmal nachgefragt, bevor er sich für alle Zeiten aus dem Staub gemacht hätte.
Beim Frühstück schlürfte sie ihren Kaffee, dabei seufzte sie zum Steinerweichen.
„Was hilft es zu seufzen; wenn der Himmel die Schleusen öffnet, solltest du dich ins Trockene bringen“, sagte Isabel.
„Wie bitte?“
„Ein altes spanisches Sprichwort.“
Auch Paul hatte kaum geschlafen. Jetzt saß er auf dem Balkon, kaute lustlos auf seinem gerösteten Brot, das er mit gesalzenem Olivenöl bestrichen hatte, und machte sich bitterböse Vorwürfe. Was hatte er sich nur dabei gedacht, Helena derart zu verletzen? Sie hinzustellen, als wäre sie das Allerletzte! Damit hatte er nun endgültig alles verspielt!
Er nahm gerade seinen letzten Schluck Kaffee, als die Küchentür plötzlich aufgerissen wurde. Vor Schreck hätte er fast die Tasse fallen lassen. Es war Helena die hereinfegte wie ein Blatt mit dem Sturmwind.
„Helena!“ Paul stand auf. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
„Ach - Sorgen! Na ja, das ist ja wohl das Mindeste!“ Sie knallte ihre Tasche hin.
„Ich bin ein Riesen Hornochse!“, stieß Paul hervor.
„Stimmt!“, gab sie zu.
„Ich weiß, dass du mir niemals verzeihen wirst, aber ...“ Weiter kam er nicht, denn Helena hing plötzlich an seinem Hals und küsste ihn.
„Sei still, sag jetzt nichts! Vor allem nicht, wie leid es dir tut. Denn es sollte dir nicht leid tun. Und ich verzeihe dir. Und ich liebe dich - te amo!“ Sie küsste ihn. „Für immer“, fügte sie leise an.