Josephine Siebe




Kasperles Spiele und Streiche




Lustige Kasperle-Stücke und Kasperle-Geschichten

Impressum



Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-944869-63-6


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Kapitel 9 - Kasperle ist krank



Personen:

Kasperle

der Arzt

spielt beim Arzt



Kasperle: "Schlechten guten Tag, Herr Doktor!"

Arzt: "Was willst du denn, Kasperle, warum wünschest du mir einen schlechten Tag?"

Kasperle: "Weil es mir schlecht ist, miserabel schlecht, au, au!"

Arzt: "Na, Kasperle, wo tut es denn weh?"

Kasperle: "Überall, Kopf, Bein, Bauch."

Arzt: "Wo denn im Bauch?"

Kasperle deutet auf den Magen: "Hier, aber arg!"

Arzt: "Kasperle, das ist doch nicht der Bauch, das ist der Magen."

Kasperle:

"Ob Bauch, ob Magen, Schmerz kann ich net vertragen."

Arzt: "Und welches Bein tut dir weh?"

Kasperle: "Das linke."

Arzt: "Du hinkst aber doch mit dem rechten."

Kasperle:

"Ob links, ob rechts ist eine Soße, mit beiden fahr ich in die Hose."

Arzt: "Und wie ist es mit dem Kopf?"

Kasperle: "Da hab ich einen so furchtbaren Druck darauf."

Arzt: "Nimm mal deine Mütze ab."

Kasperle tut es, und ein großes Gewicht fällt heraus

Kasperle: "O jemine, das habe ich aus Versehen eingesteckt, das hat aber gedrückt."

Arzt: "Das glaube ich. Ein Zehnpfundgewicht auf dem Kopf tragen, ist keine Kleinigkeit. Nun zieh mal deinen rechten Schuh aus."

Kasperle zieht den linken Schuh aus

Kasperle: "Der tut doch gar nicht weh."

Arzt lacht: "Weil du den verkehrten ausgezogen hast, den anderen."

Kasperle: "Das hättest du doch gleich sagen können." zieht den rechten Schuh aus und ein Bund Schlüssel fällt heraus

Arzt: "Himmel, was ist denn das?"

Kasperle: "Hurra, meine Hausschlüssel. Ich dachte schon, ich hätte sie verloren."

Arzt: "Na, die müssen freilich gedrückt haben. Tut der Fuß immer noch weh?"

Kasperle: "Kein bißchen mehr. Aber au, mein Magen, der tut schrecklich weh."

Arzt: "Was hast du denn gegessen?"

Kasperle: "Oh, ganz wenig."

Arzt: "Na, was denn zum ersten Frühstück?"

Kasperle: "Bloß sechs Semmeln gegessen und sechs Tassen Kaffee getrunken."

Arzt: "Na, das genügt für einen kranken Magen. Und was hast du zum zweiten Frühstück gegessen?"

Kasperle: "Nur sieben Butterbrote, mehr nicht."

Arzt: "Ist schon genug für einen ganzen Tag."

Kasperle: "Och, so wenig. Dann habe ich zu Mittag ein paar Kartoffelklöße gegessen, ich glaube zehn Stück, und nur vier Portionen Hasenbraten, dann war es zu Ende, der Magen tat zu weh."

Arzt: "Du bist ein Vielfraß, Kasperle. Es hilft nichts, ich muß den Magen aufschneiden, sonst stirbst du."

Kasperle: "Uh jegerle, jetzt werde ich aufgeschnitten wie eine Wurst."

der Arzt nimmt Kasperle und legt es hin, nimmt eine Schere und tut, als ob er Kasperle aufschneide

Kasperle lacht: "Hihihihihihi, wie das kitzelt."

der Arzt zieht eine große Pillenschachtel aus dem aufgeschnittenen Bauch hervor

Arzt: "Was ist denn das?"

Kasperle: "Die sollte ich einnehmen, immer drei Pillen auf einmal, aber ich habe gleich die ganze Schachtel mit den Pillen verschluckt, damit ich schneller gesund werde."

Arzt: "Wer hat sie dir verschrieben?"

Kasperle: "Ein anderer Doktor. Er versteht aber nichts, alle seine Medizin hat nichts genutzt."

Arzt: "Ja, du Schafskopf, wenn du die ganze Schachtel gleich mitverschluckst."

Kasperle: "Es stand doch da: Eine Schachtel Pillen."

Arzt bringt eine Flasche Medizin zum Vorschein: "Und was ist denn das hier?"

Kasperle: "Das ist die andere Medizin, die mir der andere Doktor auch noch verschrieben hat."

Arzt: "Oh, Kasperle, bist du dumm. Und was ist das?" hält ein Paket Tee in die Höhe

Kasperle: "Da ist Tee drin, den sollte ich trinken."

Arzt lacht: "Hahahahaha, und jetzt kommen die Löffel, mit denen du alles löffelweise schlucken solltest." hält einen Teelöffel und einen Eßlöffel in die Höhe

Kasperle: "Hach, nun bin ich gesund." er will aufspringen, aber der Arzt hält ihn fest

Arzt: "Erst muß ich dich wieder zunähen." nimmt eine große Stopfnadel und einen Faden grüner Wolle und näht an Kasperle herum: "So, und nun acht Tage nur Wassersuppe essen, dann bist du gesund."

Kasperle weint: "Wassersuppe kann ich nicht essen, die liegt mir zu schwer im Magen, davon stirbse ich."

Arzt lacht: "Was willst du denn essen?"

Kasperle:springt auf: "Pfannküchlein und Schweinebraten. Hurra ich bin gesund!"

Kasperle geht

Arzt: "Das Danken hat er natürlich vergessen."

der Vorhang fällt

 

 

Inhalt



Erster Teil - Kasperles Spiele



Kapitel 1 - Kasperle und der Herzog

Kapitel 2 - Kasperle und Prinzessin Gundolfine

Kapitel 3 - Kasperle und der Zauberer

Kapitel 4 - Kasperle und der Räuber

Kapitel 5 - Kasperle und das Gespenst

Kapitel 6 - Kasperle und der Teufel Schwenzelbrenzel

Kapitel 7 - Kasperle als Lehrer

Kapitel 8 - Kasperle will ein Dichter werden

Kapitel 9 - Kasperle ist krank


Zweiter Teil - Kasperles Streiche



Kapitel 1 - Kasperle als Bäckerlehrling

Kapitel 2 - Kasperle als Helfer

Kapitel 3 - Der Neckfriede

Kapitel 4 - Eine Schulgeschichte

Kapitel 5 - Der Löwe

Kapitel 6 - Der geheimnisvolle Gast

Kapitel 7 - Kasperle sucht eine Frau

Kapitel 8 - Kasperle sucht Ostereier

Kapitel 9 - Der stumme Knecht

Kapitel 10 - Hochzeit in Oberheudorf, und Kasperle dabei

Kapitel 11 - Ein Späßlein mit Kasperle

 

 




Erster Teil


Kasperles Spiele

Kapitel 1 - Kasperle und der Herzog



Personen:

der Herzog August Erasmus

ein Diener

Kasperle

der Leibarzt Dr. Lakritze

spielt im Schloß des Herzogs



der Herzog: "Wo ist Kasperle?"

Diener: "Das ist im Garten."

der Herzog: "Was tut es da?"

Diener: "Es frißt Pflaumen."

der Herzog: "Pfui, wie unschicklich, fr-essen sagt man nicht."

Diener: "Wenn einer so wie Kasperle schlingt."

der Herzog: "Überhaupt sind die Pflaumen noch nicht reif."

Diener: "Das ist doch Kasperle gleich, es frißt eben."

der Herzog: "Das ist unschicklich."

Diener: "Das sage ich ja auch."

der Herzog: "Ich meine fr-essen zu sagen."

Diener: "Es tut es doch."

der Herzog: "Rufe Kasperle, es soll mir etwas vorkaspern, ich habe Langeweile."

Diener ruft: "Kasperle, Kasperle, höre auf mit Pflaumenfressen. Komm herein!"

der Herzog: "Das ist doch unschicklich."

Diener: "Das meine ich auch."

der Herzog ärgerlich: "Fr-essen zu sagen."

Diener brummig: "Es tut es doch." 

Diener geht - Kasperle kommt

Kasperle: "Holdirallala, was soll ich denn?"

der Herzog: "Was hast du eben getan?"

Kasperle: "Pflaumen gefressen."

der Herzog: "Das ist unschicklich."

Kasperle: "Es gibt doch so viele."

der Herzog: "Ich meine, fr–essen zu sagen."

Kasperle: "Ach, wenn es weiter nichts ist. Was soll ich denn tun?"

der Herzog: "Mir etwas vorkaspern, ich habe so Langeweile."

Kasperle: "Ein Kasperlesspäßlein."

der Herzog: "Ja, ein recht lustiges Kasperlesspäßlein."

Kasperle hebt ein Bein und stößt den Herzog vor den Magen: "Kiks, kiks, kiks."

der Herzog: "Oh, Kkkkkkkkk–kiks ist unschicklich."

Kasperle: "Ich sollte doch ein Kasperlesspäßlein machen, das ist eins."

der Herzog: "Mach ein anderes, nicht kkkkkk–kiks."

Kasperle: "Das ist unschicklich, ich weiß schon." Hebt die Hand und kitzelt den Herzog am Kinn: "Killekillekille."

der Herzog: "Kkkkkkk–kille ist unschicklich."

Kasperle: "Es ist doch ein Kasperlesspäßchen."

der Herzog: "Mach ein anderes."

Kasperle kraut den Herzog am Kopf: "Krappelkrappel."

der Herzog: "Kkkkkkkkkkk–krappel krappel machen ist doch auch unschicklich."

Kasperle: "Alles ist unschicklich, was soll ich denn für ein Späßlein machen? Halt, ich weiß, paß mal auf! Ich mache kuller kuller und rolle dir diese Pflaume zu." 

der Herzog nimmt die Pflaume und ißt sie auf

Kasperle: "Hach, der Herzog hat nun auch eine unreife Pflaume gefressen."

der Herzog: "Das ist unschicklich, man sagt nicht fr–, au weh, ich kriege Bauchschmerzen. Schnell, schnell, der Doktor soll kommen."

Man hört den Doktor Lakritze draußen rufen: "Was ist denn geschehen, ich komme schon."

der Herzog: "Ich habe eine unreife Pflaume gefressen."

Kasperle: "Jemine! Die Bauchschmerzen müssen arg schlimm sein, jetzt hat er auch gefressen gesagt." 

Kasperle geht

Doktor Lakritze: "Das ist eine schlimme Geschichte. Unreife Pflaumen fressen ist un..."

der Herzog: "Unschicklich."

Doktor Lakritze: "Ungesund wollte ich sagen, sogar höchst ungesund."

der Herzog: "Kasperle ist dran schuld."

Kasperle schreit hinter dem Vorhang: "Ich habe doch nur ein kleines Späßchen gemacht, die Pflaume war ganz reif."

der Herzog: "Heißa! Ich bin nicht krank, ich bin gesund, ich habe keine Bauchschmerzen mehr. Kasperle komm wieder, mach wieder ein Späßchen!"

Kasperle hinter dem Vorhang: "Danke schön, ich bin späßleinsmüde."

Kapitel 2 - Kasperle und Prinzessin Gundolfine



Personen:

Kasperle

Binchen, Kammerjungfer

Prinzessin Gundolfine

die erste Szene spielt im Walde, die zweite Szene im Schloß der Prinzessin


Kasperle tritt auf, seufzt und stöhnt: "Uff, ich habe sechzehn Küchlein gefressen und dreizehn Bratwürstlein, ich bin plumpsatt." 

Binchen kommt und weint

Kasperle: "Jemine, was ist denn dir etwa passiert?"

Binchen: "Ach, was ganz Schreckliches."

Kasperle: "Erzähle mal, Kleine, wie heißt du denn?"

Binchen: "Binchen."

Kasperle: "Ach so, Tinchen."

Binchen: "Nein, Binchen."

Kasperle "Also Linchen."

Binchen: "Nein, Binchen."

Kasperle: "Meinetwegen Minchen."

Binchen: "Ach, du machst dich über mich lustig."

Kasperle weinerlich: "Ich bin doch Kasperle, ich muß doch ein Späßlein machen."

Binchen: "Ach, Kasperle bist du, dann kannst du mir nicht helfen, denn auf dich ist die Prinzessin Gundolfine ganz schlecht zu sprechen."

Kasperle: "Uh je, die Prinzessin Gundolfine, ich bekomme gleich Leibschmerzen vor Schreck."

Binchen: "Das glaube ich, die kann dich auch gar nicht leiden."

Kasperle: "Was hast du denn mit der Prinzessin zu tun?"

Binchen: "Ich bin ihre Kammerjungfer."

Kasperle: "Ach so, ihre Jammerkungfer."

Binchen: "Ach du verdrehtes Kasperle! Ich habe wirklich meine Tränen vergessen über deinem Unsinn. Aber nun muß ich gehen. Na, das wird einen schönen Krach von der Prinzessin geben." 

Fängt wieder an zu weinen

Kasperle: "Warum heulst du denn schon wieder, alte Heulsuse?"

Binchen: "Ach, ein Bauer hat sich auf den neuen Hut der Prinzessin gesetzt."

Kasperle: "Was ist denn dabei?"

Binchen: "Nun ist er ganz zerdrückt."

Kasperle: "Wer? Der Bauer?"

Binchen: "Aber nein doch, der Hut."

Kasperle: "Ist das schlimm?"

Binchen: "Sehr schlimm."

Kasperle: "Was gibt’s denn da?"

Binchen: "Krach."

Kasperle: "o jerum, das ist schlimm! Aber nicht so schlimm wie Hiebe. Ich habe einen Einfall!"

Binchen: "Wenn es nur kein Reinfall ist. Was willst du tun?"

Kasperle: "Ich ziehe mich als Mädchen an und gehe zur Prinzessin. Ich käme an deiner Stelle, sage ich, du hättest den Schnupfen bekommen oder wärest von Räubern geraubt oder von einem Löwen zerrissen worden."

Binchen: "Bleibe nur beim Schnupfen! Hazzih! niest, den habe ich wirklich, und vor einem Schnupfen hat die Prinzessin große Angst."

Kasperle: "Gut, ich werde sagen, du hättest schon eine ganz rote Nase. Und weißt du, was ich tue? Ich bringe die Prinzessin dazu, daß sie sich selbst auf den Hut setzt. Patsch, da soll sie sitzen."

Binchen: "Und patsch, da fällt Kasperle rein."

Kasperle: "Es fällt nicht herein, dazu bin ich zu klug."

Binchen: "Ja, schon neunmalklug. Aber woher bekommst du Mädchenkleider?"

Kasperle: "Waldwärters Liese borgt mir ihre Sonntagskleider, warte hier, ich bin gleich wieder da." 

Kasperle verschwindet

Binchen singt:

"Ein Kasperlemann, der alles kann, Auch reinfallen kann! Trallala."

Kasperle kommt wieder, als Mädchen verkleidet"Bin ich nicht ein Mägdelein - Hübsch und fein?"

Binchen: "Bis auf die Nase - Wie meine Base."

Kasperle: "Nun führ mich, liebe Bine, Zur Prinzessin Gundolfine."

der Vorhang fällt

Kasperle schreit hinter dem Vorhang: "Warten, sitzenbleiben, ich komme gleich wieder."

der Spielleiter sagt an: "Hier ist das Schloß der Prinzessin."

Prinzessin: "Wo nur das Binchen mit meinem neuen Hute bleibt?"

Kasperle poltert draußen laut und schreit: "Potz Blitz, komme ich denn gar nicht hinein." 

kommt herein "Uff, da wäre ich endlich drin."

Prinzessin: "Wer bist du denn?"

Kasperle: "Ich bin Linchen, nein Minchen, nein Tinchen."

Prinzessin: "Ich erwarte nicht Minchen, Linchen oder Tinchen, sondern Binchen."

Kasperle: "Die hat der Löwe gefressen."

Prinzessin: "Wie traurig."

Kasperle: "Nicht doch, die hat der Räuber geraubt."

Prinzessin: "Wie schade."

Kasperle: "Nicht doch, sie hat einen Schnupfen."

Prinzessin: "Um Himmelswillen, wie entsetzlich, wenn sie mich nur nicht ansteckt."

Kasperle: "Ja, und sie schickt mich, ihre Base, mit dem Hut, und Eure Hoheit möchte sich draufsetzen."

Prinzessin: "Draufsetzen? Aufsetzen meinst du wohl?"

Kasperle: "Aufsetzen natürlich, erst aufsetzen, dann draufsetzen, nein, erst draufsetzen, dann aufsetzen."

Prinzessin: "Was redest du für Unsinn?"

Kasperle: "Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist."

Prinzessin: "Dann ist er dir sehr verkehrt gewachsen."

Kasperle: "Dir auch."

Prinzessin: "Was, du nennst du mich? Warte, ich werde dich einsperren lassen."

Kasperle schreit: "Ich will nicht eingesperrt sein!"

Prinzessin: "Ha, wie ist mir denn, du bist doch Kasperle. Ich rufe gleich die Polizei!"

Kasperle fällt in die Hutschachtel: "Hach, jetzt wäre ich aber reingefallen."

Prinzessin: "Oh, er ist in meine Hutschachtel gefallen. Bist du auf meinen Hut gefallen?"

Kasperle: "Dumme Frage! Denkst du, ich sei in Apfelmus gefallen?" Steht auf und schlenkert die Glieder: "Au weh, mein Einfall war wirklich ein Reinfall."

Prinzessin schreit: "Hilfe, Polizei! Hier ist ein Mädchen, das wahrscheinlich ein Kasperle ist. Hilfe, Polizei!"

Kasperle: "Lebt wohl, ich reiße aus, ich habe nichts mit der Polizei zu tun. Wenn sie etwas mit mir zu tun hat, soll sie mich suchen." 

Kasperle verschwindet - man hört die Polizei kommen

Prinzessin: "Sie kommt zu spät, und es war doch Kasperle, das schreckliche Kasperle!" 

der Vorhang fällt


Kapitel 3 - Kasperle und der Zauberer



Personen:

Kasperle

Der Zauberer

Schlambus und Bambus, des Zauberers Diener

Höhle des Zauberers, zur Seite ein dunkles Loch, von einer kleinen Tür verschlossen


Kasperle: "Guten Tag, Herr Zauberer."

Zauberer: "Guten Tag, wer bist du denn?"

Kasperle: "Nu, Kasperle."

Zauberer: "So, Kasperle, na, das freut mich. Was willst du denn?"

Kasperle: "Zaubern lernen."

Zauberer: "Dazu bist du viel zu dumm."

Kasperle: "Oho, ich bin neunmalklug und siebenmalgescheit."

Zauberer: "Wer sagt denn das?"

Kasperle: "Der Kasperlemann."

Zauberer: "Der muß es freilich wissen."

Kasperle: "Na und ob, sogar singen kann ich."

Zauberer: "Singen, was denn?"

Kasperle: "Ein Frühlingslied, paß mal auf!"

Es singt nach eigener Melodie:

"Der Mai ist gekommen, die Pferde schlagen aus, da bleibe, wer Kinder hat, mit ihnen zu Haus."

Zauberer: "Das ist aber ein seltsames Frühlingslied."

Kasperle: "Schön, nicht wahr, da staunste?"

Zauberer: "Was kannst du dann noch?"

Kasperle stößt ihn mit der Fußspitze an die Nase: "Das!"

Zauberer: "Das war aber frech, ich werde dich zur Strafe verzaubern."

Kasperle: "Erst können vor Lachen!"

Zauberer: "Du bist ja ganz frech. Warte, jetzt verwandle ich dich in einen Storch."

Kasperle: "Nä, das will ich nicht."

Zauberer: "Doch, Strafe muß sein."

Kasperle: "Mir schmeckt’s ohne Strafe."

Zauberer: "Ach was, Hokuspokus, eins, zwei, drei, ein Storch er sei!"

Kasperle lacht: "Heißa! ich bin kein Storch geworden, ich bin Kasperle!"

Zauberer: "Dann werde ich stärker zaubern, warte, jetzt wirst du ein Hase."

Kasperle: "Nä, das will ich auch nicht, da muß ich immer Kohl fressen, und ich fresse lieber Pfannküchlein und Pudding."

Zauberer: "Nichts da, jetzt wirst du verzaubert. Hokuspokus, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, ein Hase ist geblieben."

Kasperle: "Hach, der Hase ist davongelaufen und Kasperle ist geblieben."

Zauberer: "Potzhundert, das Zaubern geht heute aber schlecht, es muß am Wetter liegen, ich werde den Zaubermantel nehmen." wirft einen Mantel über Kasperle "Hokuspokus, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, ein Löwe sollst du sein. Bist du jetzt ein Löwe?"

Kasperle: "Nä, ich bin Kasperle."

Zauberer: "Noch einen stärkeren Zauber muß ich anwenden."

Kasperle: "Da bin ich doch neugierig, was bei der Zauberei herauskommt."

Zauberer: "Hokuspokus, Hokuspokus ..."

Kasperle: "Jetzt sagt er zweimal seinen Quatsch."

Zauberer: "Stille, man unterbricht keinen Zauberer. Hokuspokus, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, einen Löwen will ich sehn."

Kasperle brüllt: "Huhuhuhuhuhuhu!"

Zauberer: "Ha, nun bist du ein Löwe."

Kasperle wirft den Mantel ab: "Nä, ich bin Kasperle."

Zauberer: "Du hast aber doch gebrüllt."

Kasperle: "Hach, ich kann noch viel besser brüllen. Huhuhuhuhu!"

Zauberer: "Genug, mir platzen die Ohren."

Kasperle: "Mir platzt höchstens mal der Bauch, wenn ich nämlich zuviel gegessen habe, das kommt aber höchstens alle acht Tage einmal vor."

Zauberer: "Jetzt gehste mal ins Zauberloch."

Kasperle: "Was soll ich denn da drin?"

Zauberer: "Du kriechst als Kasperle hinein und kommst als Löwe wieder heraus."

Kasperle: "Hach, fein! Aber du mußt es mir vormachen, ich weiß nicht, wie man in das Loch kriecht."

Zauberer: "Bist du aber dumm!"

Kasperle: "Du bist noch dümmer. Du kannst mir nicht einmal vormachen, wie man in das Loch kriecht."

Zauberer: "Oho, du Einfaltspinsel, das kann ich schon. Paß mal auf!"

Schlüpft in das Loch; Kasperle wirft schnell die Türe zu

Kasperle: "Wer ist nun ein Einfaltspinsel? Nun bist du in die Falle gegangen, jetzt geht es dir schlecht."

Zauberer schreit: "Holla Bambus, Schlambus, herbei, kommt schnell herbei!"

des Zauberers Diener, der große Schlambus und der kleine Mohr Bambus, kommen eilig herbei

Schlambus: "Was ist denn los?"

Kasperle: "Was nicht angebunden ist."

Schlambus: "Was ist denn nicht angebunden?"

Kasperle: "Was los ist."

Schlambus: "Du bist aber frech."

Bambus: "Ja, sehr frech, Kasperle, wir kennen dich."

Zauberer schreit: "Zu Hilfe! Zu Hilfe!"

Kasperle: "Etsch, ihr kennt mich nicht, der da drinne schreit, ist Kasperle, ich bin der Zauberer."

Bambus: "Du siehst doch aber aus wie Kasperle."

Kasperle: "Ich habe mich in Kasperle verzaubert und das Kasperle in den Zauberer, weil es so ungezogen war und nicht glauben wollte, daß ich zaubern kann. Dafür muß es bestraft werden."

Schlambus: "Ja, dafür muß es bestraft werden, wir wollen es durchprügeln."

Bambus: "Ja, wir wollen das verzauberte Kasperle durchprügeln."

Kasperle: "So ist es recht, aber tüchtig. Ich mache jetzt das Loch auf und lasse es heraus."

er öffnet die Türe, und der Zauberer kommt heraus, Schlambus und Bambus fallen über ihn her und verprügeln ihn

Zauberer: "Zu Hilfe! Zu Hilfe! Ich bin doch der Zauberer!"

Kasperle: "Ein Schwindler bist du und kein Zauberer, du kannst gar nicht zaubern. Wenn du zaubern kannst, verwandle uns doch alle in Kohlköpfe."

der Zauberer schweigt

Kasperle: "Siehst du, du kannst es nicht." zieht den Vorhang zu "Meine Herrschaften, die Geschichte ist aus."

Zauberer schreit hinter dem Vorhang: "Ich will’s nicht wieder tun!"