GEORG HUBER
WEIHRAUCH
Alles über das Harz der Götter und seine erstaunliche Wirkung auf Seele, Geist und Körper
Die in diesem Buch vorgestellten Informationen und Empfehlungen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft. Dennoch übernehmen der Autor und der Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier beschriebenen Anwendungen ergeben. Bitte nehmen Sie im Zweifelsfall bzw. bei ernsthaften Beschwerden immer professionelle Diagnose und Therapie durch ärztliche oder naturheilkundliche Hilfe in Anspruch.
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Erste Auflage 2018
Copyright © 2018 by Ansata Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Slovakia.
Redaktion: Sabine Zürn
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
unter Verwendung von Motiven von © kostins/thinkstock (Hintergrund) / © alexeys/thinkstock (Baum) / © Madeleine_Steinbach/thinkstock (Flaschen) / © Hetizia/AdobeStock (Räucherwerk)
Layout und Satz: Guter Punkt, München
E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
Druck und Bindung: Print Consult GmbH, München
ISBN 978-3-641-23359-4
V001
www.Integral-Lotos-Ansata.de
www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata
Inhalt
Vorwort
Teil 1: Weihrauch – Geschichte und Grundwissen
Das heilige Harz
Ein Harz mit vielen Namen
Geschichte des Weihrauchs
Die Weihrauchernte
Die verschiedenen Weihrauchqualitäten
Der Duft des Weihrauchs
Teil 2: Die wichtigsten Weihrauchsorten
Weihrauchsorten erkennen
Boswellia frereana – Der Königsweihrauch
Boswellia carterii – Der Traditionelle
Boswellia sacra – Der Reine
Boswellia serrata – Der Medizinische
Boswellia papyrifera – Der Bekannte
Boswellia rivae – Der süße Weihrauch
Boswellia neglecta – Der Außergewöhnliche
Boswellia dalzielli – Der Intensive
Weihrauch aus Sokotra
Weihrauch-Kuriositäten
Weihrauchmischungen
Teil 3: Anwendung und Wirkung von Weihrauch
Traditionelle Anwendungen von Weihrauch
Die Wirkung von Weihrauch
Weihrauch richtig räuchern
Räucherungen und Rituale im Alltag
Weihrauch als Heilmittel
Die heilende Wirkung von Weihrauch
Das ätherische Öl von Weihrauch
Weihrauch kauen
Teil 4: Weihrauchrezepte zum Räuchern, als Medizin und Kosmetik
Weihrauchpulver
Aromatisierter Weihrauch
Weihrauchöl für die Hautpflege
Weihrauchsalbe
Weihrauchrezepte für die medizinische Anwendung
Weihrauchkapseln
Rezept zur Inhalation
Weihrauchtinktur
Weihrauchtee
Weihrauchwasser
Schlusswort: Weihrauch, ein aussterbender Baum
Über den Autor
Kontakt und Shop
Bildnachweis
Vorwort
wenn wir unser Leben betrachten, unsere Talente und Interessen, dann stellen wir fest, dass uns bestimmte Themen wie ein roter Faden begleiten. Ich habe mich zum Beispiel schon immer sehr für andere Kulturen interessiert, vor allem für indigene Völker. Als wir in der Schule über die Schöpfungsgeschichte sprachen, erzählte ich meiner Lehrerin, was die Indianer über die Entstehung der Erde glauben. Zeitgleich mit dem Interesse an indigenen Völkern entstand auch meine Liebe zur Natur und zu den Pflanzen, die in anderen Ländern wachsen und dort für Rituale und als Medizin genutzt werden. Ein Wunsch von mir war immer, alles auszuprobieren, und so machte ich schon als Jugendlicher erste Räuchererfahrungen und übte mich darin, Tinkturen und Salben herzustellen. Dieser rote Faden in meinem Leben war der Grund dafür, dieses Buch über mein Lieblingsharz Weihrauch zu schreiben, und ganz sicher wird er mich auch in Zukunft weiter begleiten.
Obwohl ich alle Räucherstoffe liebe, die uns die Natur schenkt, gehört der Weihrauch zu meinen liebsten und heiligsten Rohstoffen. In den letzten Jahren gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht mit Weihrauch geräuchert oder meine Weihrauchöle und -tinkturen genutzt habe. Ebenso telefoniere ich beinahe jeden Tag mit meinen Weihrauchfreunden – Erzeuger, Exporteure und Forscher aus aller Welt – und tausche mich mit ihnen aus. Vor zwei Jahren startete ich einen Blog, um meine Weihrauchrezepte weiterzugeben, und merkte schnell, wie hoch das Interesse an diesem Thema ist. Jeden Monat lesen Tausende Besucher meine Beiträge.
Als mein »Großes Praxisbuch der energetischen Hausreinigung« erschienen war, fragte der Verlag an, ob ich nicht ein Buch über Weihrauch schreiben möchte. Ich musste schmunzeln und sagte zu, schließlich schrieb ich ja bereits immer mal wieder Artikel über dieses Thema. Zufälle gibt es ja bekanntlich nicht.
In diesem Buch findest du sehr viel von dem, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, und natürlich auch meine Erfahrungen im Bereich der medizinischen und der energetischen Wirkungen von Weihrauch. Fotos von meinen Reisen zeigen dir die Schönheit der Weihrauchbäume und wie Weihrauch geerntet wird. Ich möchte dir auch die Besonderheit und Kostbarkeit dieses heiligen Harzes näherbringen. Du lernst die bekanntesten und auch manche unbekannten Weihrauchsorten kennen sowie zahlreiche praktische Anwendungen wie zum Beispiel die Herstellung von Rosenweihrauch und einer Weihrauchsalbe. Außerdem beschreibe ich, wie Weihrauch als Heilmittel verwendet werden kann, verbunden mit neuesten Forschungsergebnissen und auf Grundlage der traditionellen medizinischen Anwendung in den Herkunftsländern.
Da ich leider nicht alle Informationen in dieses Buch packen kann, da es sonst viel zu umfangreich geworden wäre, möchte ich dich auf meinen Blog www.weihrauch-blog.de hinweisen. Dort findest du viele weitere Informationen und Videos zum Thema Weihrauch, natürlich auch, wie man Weihrauch räuchert. Da ich mir als Ziel gesetzt habe, die Weihrauchbäume zu schützen und jedes Weihrauchland der Welt zu besuchen, wird in den nächsten Monaten und Jahren noch weiteres Material in den Blog einfließen. Gerne werde ich dort noch intensiver auf die verschiedenen Besonderheiten der Weihrauchsorten zu sprechen kommen.
Alles Liebe und Gottes Segen für dich und für alle Weihrauchbäume und Völker dieser Erde! Viel Freude mit dem heiligsten Harz dieser Erde!
Noch ein wichtiger Hinweis:
Die im Buch enthaltenen Informationen über die Verwendung von Weihrauch basieren auf meinem eigenen Erfahrungswissen und auf der praktischen Anwendung in den verschiedenen Herkunftsländern. Sie dienen nicht als medizinische oder therapeutische Ratschläge. Vor der Einnahme von Weihrauch in Form von Tee, Pulver oder auch Tinktur bitte ärztlichen Rat einholen!
Teil 1:
Weihrauch – Geschichte und Grundwissen
Das heilige Harz
Heiliger Weihrauch, Blut des Boswellia-Baumes, Gottes Tränen für unser Gebet. Du trotzt allen Widrigkeiten, gräbst tief deine Wurzel in trostlose Erde, um uns zu beschenken, um uns zu segnen, um uns zu reinigen und uns zu heilen. Mögest du überdauern alle Zeiten!
So viele Geschichten, so viele Mythen. Kein Harz dieser Erde ist so bekannt wie der Weihrauch – jenes Harz, das zusammen mit Myrrhe und Gold dem Jesuskind in der Krippe dargebracht wurde. Jenes Harz, das in fast allen Kulturen und Religionen zur Segnung verwendet wird, und das nicht nur Herz und Geist öffnet, sondern auch im Körper seine heilende Kraft entfaltet. Das Harz der Weihrauchbäume gehört seit Jahrtausenden zu den heiligsten Rohstoffen dieser Erde.
Es gibt wohl kaum ein Land dieser Erde, das Weihrauch nicht kennt und in dem der Weihrauch nicht in irgendeiner Form genutzt wird, sei es als Medizin, als Stärkungsmittel oder auch als Räucherstoff, der die göttlich-geistige Welt mit der irdischen verbinden soll. In vielen heiligen Büchern wird Weihrauch erwähnt, ob in der Bibel, im Koran oder im Tanach (hebräische Bibel), aber auch in alten medizinischen Schriften der ayurvedischen Heilkunst, die den Weihrauch seit Jahrtausenden als Heilmittel bei allerlei körperlichen Beschwerden nutzt.
Bevor wir auf die Geschichte, den Namen und die Vorzüge des Weihrauchs zu sprechen kommen, möchte ich dir den Weihrauchbaum und sein Harz vorstellen.
Der Weihrauchbaum
Der Weihrauchbaum gehört in die große Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) und darin zur Gattung Boswellia, die wiederum in bis zu 20 Arten unterteilt wird. Bis heute ist der Weihrauchbaum kaum erforscht, und es erfolgte keine genaue Systematik oder eine genetische Analyse. Deshalb ist es schwer zu sagen, ob es nur zehn oder doch 20 Arten gibt.
Aus den Weihrauchbäumen wird Weihrauch gewonnen. Die bekanntesten Sorten mit ihrem Weihrauchharz sind zum Beispiel Boswellia sacra (Südarabien), Boswellia frereana (Somalia), Boswellia papyrifera (Äthiopien) und Boswellia serrata (Indien). Neben dem Weihrauchbaum, von dem dieses Buch handelt, gehören auch die Gattungen Commiphora (zum Beispiel Myrrhe), Canarium (zum Beispiel Elemi) und Bursera (zum Beispiel Palo Santo) zur Familie der Balsambaumgewächse. Wer den Duft der verschiedenen Harze kennt, versteht sofort, warum diese Pflanzen Balsambaumgewächse genannt werden.
Alle Balsambaum-Gattungen haben feine Kapillaren unter der Rinde, die ein balsamisches, würzig duftendes Harz erzeugen, wenn man die Rinde entfernt oder Stamm und Äste anritzt. Das Harz, das durch die Schnitte austritt, ist nichts anderes als eine Absonderung, ein Exsudat, das der Baum produziert, um die oberflächliche Wunde zu heilen. Diese pflanzlichen Ausscheidungsprodukte erstarren an der Luft zu einem halbfesten bis festen Harz. Auch wenn der Vergleich biologisch betrachtet nicht ganz richtig ist, so könnte man das Harz des Baumes mit dem Wundsekret vergleichen, das nach einer Verletzung der Haut dafür sorgt, dass die Wunde von Keimen gereinigt wird und abheilt. Das »Wundsekret« der Balsambaumgewächse ist ein aromatisches, heiß begehrtes Harz, das unter der Bezeichnung »Weihrauch« unser Leben in vielerlei Hinsicht wertvoller macht.
Ein Boswellia-sacra-Baum im Oman
Das Harz besteht aus einer Mischung aus Ölen, Gummen (pflanzliche Absonderungen) und Harzen, weshalb es auch »Oleo-Gummi-Harz« genannt wird. Das Wort »Oleo« stammt vom lateinischen »oleum« und bedeutet Öl. Der ätherische Öl-Anteil des Harzes liegt je nach Sorte bei 2 % bis 12 %. Die Gummen im Harz machen einen Anteil von ungefähr 10 % bis 35 % aus. Der Harzanteil, der größtenteils aus Terpenen besteht, macht ungefähr 50 % bis 80 % des Weihrauchs aus.
Aussehen und Verbreitung des Weihrauchbaums
Man darf nicht denken, dass der Weihrauchbaum etwa mit unseren Buchen oder Fichten vergleichbar wäre. Es gibt zwar Weihrauchsorten, die den Namen Baum verdienen, wie zum Beispiel Boswellia papyrifera, doch der Weihrauchbaum ist eher ein größerer, härterer Busch mit mehreren Ästen. Je nach Art werden die »Bäume« zwischen 2 und 6 Meter hoch, nur wenige Exemplare erreichen eine Höhe von bis zu 10 Metern.
Das Bild des Baums Boswellia neglecta »Murjeen« aus Somalia verdeutlicht, dass der Weihrauchbaum eher ein Gebüsch ist. Der Weihrauchbaum trägt nur während und nach der Regenzeit grüne Blätter und Blüten und sieht sonst eher karg aus.
Dass der Baum eher wie ein Busch aussieht, liegt auch daran, dass der Weihrauchbaum oft in Regionen wächst, die man als »unerbittlich« beschreiben könnte: trocken, sandig und voller Gestein. Mitten in kargen Landschaften kann man Weihrauchbäume finden, die den harten Lebensbedingungen und der Sonne trotzen. Oft wachsen die Bäume auch in tiefen Schluchten und auf Felsen – Orte, an denen wir niemals einen Baum vermuten würden. Dank ihrer beeindruckenden Wurzelstruktur sind trockene oder felsige Gebiete aber kein Problem für die Bäume.
Weihrauchbäume können an gefährlichen Schluchten wachsen, vor allem der Boswellia frereana.
Leider wachsen die Weihrauchbäume nur in den wenigen Regionen der Erde, deren Bodenbeschaffenheit und Klima ideale Lebensbedingungen bieten. Es gibt etliche Versuche, den Weihrauchbaum auch in anderen Ländern anzusiedeln, doch sie gelingen nur selten.
Das Hauptverbreitungsgebiet der wild wachsenden Weihrauchbäume liegt in Afrika (abgesehen von Boswellia serrata aus Indien und teilweise aus Pakistan sowie Boswellia sacra aus Oman und teilweise aus dem Jemen). Allein in Somalia wachsen sechs bis acht verschiedene Sorten an Weihrauchbäumen. Auch im Nachbarland Äthiopien, dem Hauptexporteur von Weihrauch, wachsen neben dem bekannten Boswellia papyrifera auch zwei weitere Weihrauchbaumsorten.
Die Grafik zeigt das Verbreitungsgebiet der Boswellia-Bäume in Afrika. Neben Somalia und Äthiopien kommen Weihrauchbäume in geringem Maße auch in Kenia, Westafrika, Eritrea, Tansania, Uganda, Burkina Faso, Nigeria, Kamerun und an der Elfenbeinküste vor.
Ein Harz mit vielen Namen
Das Harz der Weihrauchbäume gehört seit Jahrtausenden zu den heiligsten Rohstoffen dieser Erde. Obwohl der Weihrauch früher unglaublich wertvoll war und ganze Städte sowie politische Beziehungen erst durch den Handel mit Weihrauch entstanden sind, ist die Bezeichnung »Weihrauch« bis heute irreführend.
Denn während andere Pflanzen, Bäume und deren Harze Namen tragen, die relativ eindeutig sind, ist das beim Weihrauch nicht der Fall. Der Ursprung des Wortes »Weihrauch« liegt im Althochdeutschen: »Wîhrouh« bedeutet »heiliges Räucherwerk«. Weihrauch ist also heiliger Rauch oder auch Rauch, der »weiht«, und somit kann jedes Harz und jeder Duftstoff als Weihrauch bezeichnet werden, und dies wird auch sehr häufig gemacht.
Im deutschsprachigen Raum gibt es allerlei Duftharze und Räuchermischungen, die als Weihrauch bezeichnet werden. Mit dem echten Weihrauch, also dem Harz der Boswellia-Bäume, haben diese ungefähr so viel zu tun wie ich mit dem Präsidenten der USA. Die Kirchen, die einen großen Einfluss auf die Bezeichnung Weihrauch und deren Verbreitung in unserer Kultur hatten, fördern diese Namensirritation zusätzlich, da sie nicht nur das Harz der Boswellia-Bäume verräuchern, sondern auch andere Harze und Mischungen, die sie ebenfalls als Weihrauch bezeichnen.
Auch international hat sich die Bezeichnung »Weihrauch« etabliert. Alle meine Kontakte in Indien, Amerika, Kanada, Somalia, Oman und in vielen anderen Ländern kennen sie. Häufig werden sogar Hölzer wie Sandelholz oder andere Harze als Weihrauch angeboten. Im Grunde ist der Name »Weihrauch« im Deutschen genauso wenig eindeutig wie das italienische »incenso«, das für alle Räucherstoffe gültig ist. Zwar gibt es auch das Wort »Frankincenso«, doch es ist nicht sehr bekannt.
Die englische Bezeichnung für Weihrauch lautet »Frankincense«. Der Begriff ist relativ weit verbreitet und anerkannt. Aufzeichnungen belegen, dass Weihrauch schon im 14. Jahrhundert als »frankincense« bezeichnet wurde. Das Wort kommt vom lateinischen »francum incensum«, was man mit »reines Harz« oder »wahres Harz« übersetzen könnte. Weitere Schreibweisen sind »fraunk encense«, »frank encense« und »frank incense«. Wahrscheinlich wollte man mit dem Wort »Frankincense« das Harz der Weihrauchbäume von anderen Harzsorten unterscheiden und auf die Besonderheit des Weihrauchs aufmerksam machen.
Manchmal begegnet einem in der Welt des Weihrauchs auch der Begriff »Olibanum«. Sein Ursprung könnte »olium libanum« sein, das »Öl aus Libanon«, doch genauso könnte es von der arabischen Bezeichnung »luban« für Harz oder Milchsaft abstammen. Eine andere Wurzel könnte das Wort »laban« für Weiß sein oder auch »al-luban«, was so viel bedeutet wie »was durch das Melken entsteht«. Ein Wort, das im Arabischen heute noch verwendet wird.
Das hebräische Wort für Weihrauch lautet »levona« oder »ha levona«. Vielleicht wegen des weißen Rauchs, der aufsteigt, wenn man Weihrauch räuchert, oder wegen der milchigen Farbe des Harzes beim Ernten. Ein chinesischer Begriff für Weihrauch ist »Ru Xiang«, was so viel wie »milchiger Räucherstoff« bedeutet. Im Dänischen sagt man »wierook« und im Norwegischen »virak«. In slawischen Sprachen gibt es die Bezeichnung »liban«, die vermutlich vom griechischen »livani« abgeleitet wurde.
Weltweit findet man kaum eine klare Definition für das Harz der Weihrauchbäume, obwohl es wichtig wäre, eine international einheitliche Bezeichnung zu haben, um das wertvolle und besondere Harz von anderen Sorten sprachlich zu unterscheiden.
Dieses Buch handelt vom Weihrauch, und immer, wenn ich Weihrauch schreibe, ist das Harz der Weihrauchbäume, also der Boswellia-Bäume, gemeint.
Geschichte des Weihrauchs
Wenn man über die Geschichte des Weihrauchs sprechen möchte, dann geht dies in unserer christlich geprägten Welt nicht, ohne auf die Bibel hinzuweisen. Weihrauch war nicht nur neben Myrrhe und Gold eines der Geschenke für den neugeborenen Jesus, sondern wird auch an anderen Stellen in der Bibel erwähnt: In Exodus 34 spricht der Herr zu Moses und übergibt ihm ein Weihrauchrezept für die Anbetung und als Opfergabe. Auch im Buch Leviticus wird der hohe Stellenwert von Weihrauch als Opfergabe deutlich.
Und so ist es kein Wunder, dass Weihrauch eng mit kirchlichen Ritualen verbunden ist und zum Beispiel zur Segnung des Altars und der Gemeinde verwendet wird. Doch auch wenn wir Christen den Weihrauch lieb gewonnen haben und das heilige Harz in den Kirchen an hohen christlichen Feiertagen oder zu Hause während der Raunächte verräuchern, so ist der Gebrauch von Weihrauch noch nicht so alt. Man könnte meinen, dass Weihrauch bei den Christen schon immer eine wichtige Bedeutung als heiliges Räuchermittel hatte, doch das ist ein Irrtum. Die frühen Christen räucherten vermutlich eher, um schlechte Gerüche zu überdecken oder um die Luft zu desinfizieren. Es heißt, dass der Kirchenvater Lactantius 300 Jahre n. Chr. sogar den Weihrauch öffentlich abgelehnt und davor gewarnt habe, die Räuchertraditionen der Juden zu übernehmen.
Uralte Überlieferungen, Funde und Bilder aus anderen Kulturen verdeutlichen, dass Weihrauch weltweit bereits seit über 4000 Jahren in den Herzen und Ritualen der Menschen verankert ist. Schon Griechen, Römer, Perser, Israeliten, Ägypter und zahlreiche andere Kulturen verwendeten Weihrauch, und das ist auch heute oft noch so.
Weihrauch war schon lange vor der Antike ein bekanntes Harz, das nach einer Legende der Schweiß Gottes sein soll. Andere Überlieferungen bezeichnen Weihrauch als »Tränen der Götter«; er wurde zu ihrer Besänftigung geopfert. Nach einer Erzählung aus dem Oman war der Weihrauchbaum einst ein Dschinn-Mädchen, das sich in einen Menschenjungen verliebte. Doch diese Liebe war nicht erlaubt, und so verwandelten die Dschinn das Mädchen in einen Baum. Dieser Baum weinte, und durch seine wohlriechenden Tränen sollten die Menschen für immer an die Liebe erinnert werden.
Es gibt viele Geschichten über den Weihrauch: So heißt es auch, dass Adam nur bereit war, das Paradies zu verlassen, wenn er Weihrauch mitnehmen durfte. Daneben gibt es natürlich auch belegte Überlieferungen. Schon vor Jahrtausenden wurde in ägyptischen Schriften über das Harz berichtet.
Die Ägypter gehören übrigens zu den größten Weihrauchverehrern überhaupt. Ob bei Bestattungsritualen wie der Einbalsamierung von Toten, als Schutzmittel gegen böse Geister, als Bestandteil in Räuchermischungen oder in kosmetischen Produkten – die Ägypter sind wirklich verrückt nach Weihrauch. Diese Liebe zum Weihrauch ist nicht verwunderlich, sie war auch ein Grund für die Entstehung der Weihrauchstraße, jener Handelsroute, über die der kostbare Weihrauch aus dem Oman nach Ägypten und ans Mittelmeer gebracht wurde.
Die Weihrauchstraße
Die Verbreitung des Weihrauchs wäre niemals möglich gewesen ohne die Weihrauchstraße, die vor 3000 Jahren entstand und vom Oman über den Jemen entlang des Roten Meeres bis nach Ägypten und ans Mittelmeer führte. Heute ist von der sagenumwobenen Weihrauchstraße nicht mehr viel übrig außer Sand und Ruinen, doch damals gehörte sie zu den wichtigsten Handelsrouten der Welt.