Julia Seidl • Stefan Rosenboom
Anni und Alois
Arm sind wir nicht
Ein Bauernleben
Julia Seidl • Stefan Rosenboom
Anni und Alois
Arm sind wir nicht
Ein Bauernleben
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Bildnachweis:
Sämtliche Abbildungen im Text und Bildteil:
© Stefan Rosenboom, außer Abb. a, b, c, d, e:
© Privatarchiv Anni und Alois Sigl
Copyright © 2012 by Ludwig Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
www.ludwig-verlag.de
Redaktion: Therese Meitinger, München
Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München
Umschlagfotos: Stefan Rosenboom
Satz: Leingärtner, Nabburg
ePub-ISBN: 978-3-641-08328-1
V002
Inhalt
Vorwort
Schnee
Eiszeit
Annis Kindheit
Alois – der Hoferbe
Apfelblüte
Die Wetterbeobachterin
Hühnerleben
Mein Kreuz!
Ein heißer Tag
Schlachttag
Altweibersommer
Eierbesuch
Vorräte
Der Advent kommt
Weihnachten
Vorwort
»Wir sind schon seltene Vögel«, sagt die Anni über sich und ihren Mann Alois und kann dabei herzlich lachen. Anders ist das Ehepaar Sigl aus Hilgenreith im vorderen Bayerischen Wald auf jeden Fall – erfrischend anders. Entdeckt habe ich die beiden über einen Artikel, der in einer großen niederbayerischen Lokalzeitung mit der Überschrift »Der Hof, auf dem die Zeit stehenblieb« erschien. Ich wurde neugierig und besuchte die beiden vor drei Jahren zum ersten Mal. Ihr Haus, die Zimmer und ihre Kleidung sind bescheiden – aber als langjährige Filmemacherin war mir solch eine Umgebung nicht fremd. Was mich vor allem faszinierte, waren die Vitalität und der Humor von Anni und die besondere Feinsinnigkeit und Güte ihres Mannes, dem Alois. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, wie oft ich die beiden noch besuchen würde.
Innerhalb von drei Jahren entstanden über das Leben von Anni und Alois dann drei Filme, jeweils eine halbe Stunde lang, die im Bayerischen Fernsehen gesendet wurden. Betreut von BR-Redakteur Jörg Michael Schmid, der die beiden – vor allem seit er sie selbst besucht hat – ins Herz geschlossen hat. Ihm war vor allem wichtig, ihren Lebensstil für künftige Generationen festzuhalten. Rund 18 Drehtage haben die beiden bis heute bravourös gemeistert, ohne Scheu vor der Kamera, immer ganz bei sich. So habe ich mit dem Filmteam Anni und Alois über das ganze Jahr begleiten können und ihr Leben auf dem Einödhof dokumentiert. Mit am meisten hat mich beeindruckt, wie selbstverständlich die beiden als Selbstversorger leben und wie wichtig ihnen gute Lebensmittel sind. Seit mehreren Jahren porträtiere ich im Bayerischen Fernsehen Menschen, die wieder unabhängig wirtschaften und herstellen wollen – aber sich das Wissen meist mühsam aneignen müssen, wie zum Beispiel beim Brotbacken, Kleidernähen, Bienenhalten etc.
Anni und Alois dagegen müssen niemanden fragen und sich nichts anlesen, sie leben dieses autonome Wirtschaften ganz selbstverständlich.
Seit den Filmen ist die Zahl der Anrufer bei den Sigls erheblich gestiegen und vor allem die Anni ist bekannt – so sagt sie selbst – wie ein »bunter Hund«. Dem zurückhaltenden Alois ist der Rummel manchmal schon zu viel, am liebsten würde er sein Sonntagsbier in der Dorfwirtschaft in Ruhe trinken.
Parallel zu den Filmen wurde mir bald klar, dass ich über Anni und Alois auch ein Buch schreiben wollte. So konnte ich schließlich noch mehr über ihren außergewöhnlichen Alltag erzählen. Mit dieser Idee stieß ich bei dem renommierten Fotografen Stefan Rosenboom auf offene Ohren. Sofort war er Feuer und Flamme für das Thema und wir besuchten – erst einmal ohne Verlag und Vertrag – das alte Ehepaar mehrmals im Jahr. Bepackt mit Diktiergerät, zwei Leicas und vielen Fragen, wurden wir jedes Mal herzlich empfangen auf dem Einödhof. Eierreiche Pfannkuchen, deftige Schnitzel und süße Apfelkuchen, mit denen uns die Anni großzügig bewirtete, ließen uns allerdings manchmal mehr an einen kleinen Mittagsschlaf denken als an konzentrierte Arbeit.
Das Buch, das wir entwickelt haben, begleitet Anni und Alois durch das Jahr. Es beginnt im Januar, wo die zwei gegen die Schneemassen kämpfen, und endet einen Tag vor Weihnachten, quasi am Jahresschluss. Es ist entstanden aus vielen Niederschriften, die ich von stundenlangen Monologen und Dialogen der beiden gemacht habe. Ziel war es, möglichst wirklichkeitsgetreu das Leben von Anni und Alois widerzuspiegeln. Es sollte kein romantisierender Blick auf die beiden sein. Den lässt schon die Anni nicht zu, die sagt: »Das einfache Leben macht viel Arbeit. Da fliegen einem nicht die gebratenen Tauben ins Maul.« Früh aufstehen, hart arbeiten, wenig Komfort – das muss man erst einmal schaffen und auch noch damit zufrieden zu sein. Auf viele mag dieser Lebensstil heute befremdlich wirken, aber der große chinesische Philosoph Laotse gibt den alten Menschen im Bayerischen Wald recht: »Der große Weg ist sehr einfach, aber die Menschen lieben die Umwege.«