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Worum geht es im Buch?

Paul Schallweg

Opern auf Bayrisch


Mozart, Verdi und Wagner einmal anders! Paul Schallweg hat den Inhalt bekannter und beliebter Opern in originelle Mundartverse gegossen und eine höchst vergnügliche Lektüre geschaffen. In diesem Sammelband sind nun endlich seine berühmtesten Opern zu finden. Von “Aida” – dem Liebesdrama am Nil nach’m Verdi-Sepp – über “Der fliagade Holländer” bis zu “Carmen” oder “Tannhäuser”: alle sind hier versammelt und vor oder nach, anstatt oder während eines Opernabends gleichermaßen empfehlenswert!

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer





Inhalt

Aida
oder
Das Liebesdrama am Nil nach’m Verdi Sepp

Carmen
oder
Wia d’Liab an Sepp zum Mörder gmacht hat

Turandot
oder
Wia a chinesische Prinzessin à la tatar kloakriagt wordn is

Der Fliagade Holländer
oder
Wia de Zenze von Leoni durch ihran Opfertod an Seefahrer aus der Verdammnis grett’ hat

Madam Batterflei
oder
Wia a herzloser Ami a liebs kloans Japaner-Madl sitzen hat lassen

Der Ring des Nibelungen
Das Rheingold
oder
De Gschicht von de goidana Äpfe

Die Walküre
oder
Das Heldendrama am Watzmann

Siegfried
oder
Der Kampf mit dem Drachenviech

Götterdämmerung
oder
Wia zum Schluß ois hi war

Don Giovanni auf bayrisch
oder
Der Graf Hallodri von Lenggrias

Die Meistersinger von Miesbach
oder
Wia der Oberförster Stolz den Stadtschreiber Beck ausgstocha hat

Salome
oder
Wia der Prophet Jochanaan verratn, versuacht und köpft worn is

Der Freischütz
oder
Wia a Jaager auf net ganz saubere Weis zu seim Wei kemma is

Der Lohengrin von Wolfratshausen
oder
Weil d’ Weiber oiwei ois wißn müaßn

Rigoletto
oder
Der Graf von Dachau

Der Bajazzo
oder
Der Jaager vom Spitzingsee

Tannhäuser
oder
De Venus in der Kampenwand

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Aida

oder
Das Liebesdrama am Nil
nach’m Verdi Sepp

 

Bevor i ofang mit der Gschicht,

möcht i no kurz was wissen lassn:

Bei an bayerischen Gedicht

muaß Sprach und Handlung z’sammapassn.

Ob Prinzessin oder König,

ganz wurscht, um was und wen es geht,

ob mit vui Macht oder z’wenig,

es werd alloa nur Bayrisch gred’t

und deftig mitanand verfahrn,

wenns sei muaß, mit an kloana Biss,

gradaus zua und ohne Schmarrn,

wias hoit in Bayern üblich is.

 

Erster Akt

Das Volk der Äthiopier

hat ab und zua an Rappe ghabt

und frecherweis mit seinem Heer

Ägyptn a Stück Land weggschnappt.

Es war der Drang, sich auszudehna,

mit roher Gwoit und über Nacht

dem Nachbarn ein Stück Land zu nehma,

um zu mehrn die eigne Macht.


D’Ägypter warn durchaus net bläd,

habn zruckghaut, dass nur grad so staubt,

und nachtlings, eh der Mond aufgeht,

dem Feind die Königstochter graubt.


Die Tochter König Amonasros

– ihr Nama is Aida gwen –

führt seitdem in Gefangenschaft

ein seltn bittres Sklavnlebn.

Als Gefangene Ägyptens

erleidet sie ein hartes Los:

Sie wird Amneris’ Dienerin,

der Tochter König Pharaos.


Ois es wieder amoi passierte,

dass König Amonasros’ Heer

in Ägyptn einmaschierte,

ärgert Pharao sich sehr.


Und er schreit in wuidm Zorn:

»Auf gehts, Leut, es muaß was gschehng!

Nix wia Ärger hint und vorn,

de Brüader dean ja grad was mögn!«

Ausdrück foin wia »Bande, gscherte,

ham nix wia Raub und Kriag im Hirn!«


Und mit rünstiger Gebärde

habns’ nach Bluat und Rache gschrian.

»Mir lassn uns des nimmer bietn,

de Hammeln wern sofort vertriebn!«

So hat ma se fürn Kriag entschiedn

und kampfbereit in d’Händ neigschpiebn.

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Tags drauf hat Oberpriester Ramphis

dem Hauptmann Radames erklärt

– und was der sagt, bestimmt koa Krampf is –,

dass boid zum Feldzug kemma werd.

Er hätt de Göttin Isis gfragt

– und was de moant, waar nia verkehrt –,

es steht scho fest, hat sie eahm gsagt,

wer in dem Kampf der Feldherr werd.

An Radames gibts glei an Riss:

»Aida, o du holde Maid!«

Ob er woi dieser Feldherr is?

Er is zum Kampf für sie bereit.


Er hat se nämlich sofort denkt:

Wenn i ois Feldherr Sieger bin,

dann kriagt d’Aida d’Freiheit geschenkt.

Und dann is alles für mi drin.


Er liabt d’Aida voi Verlanga

vom allererstn Anfang o,

er braucht um sie auf koan Foi banga,

denn sie liabt eahm genau a so.


Dass sie a Äthiopierin war,

des schmälert net sein Liebesdurscht,

wenn zwoa sich gern habn, hats koa Gfahr,

da is doch alles andre wurscht.


Des Liadl, des er gsunga hat,

war voller Liebesseligkeit,

verzückt im allerhöchstn Grad,

erregt es jedn Dichters Neid:

»Celeste Aida, forma divina ...«,

so fangts auf Italienisch o.

Auf Bayrisch laag ja aa vui drinna,

da gang des Liadl ebba so:


Holde Aida,

i sags oiwei wieda,

du bist meine Wonna,

mei Glück und mei Sonna!

Du machst mi so froh!

Holari, holaro.


Holde Aida,

des waar mir fei zwida,

wenn du mi verlassast,

weil dir was ned passad,

für was i nix ko!

Holari, holaro.


Holde Aida,

mir zittern de Glieda.

Dei Liab macht mi bizzlad,

i bin scho ganz hitzad,

i brenn liachterloh!

Holari, holaro.


Holde Aida!

Morgn früah komm i wieda!

Grad schee is bei dir.

Lass offa de Tür,

dass i einigeh ko.

Holeri, holaro.


Wia des Liabslied war vorbei,

wars grad für a Versammlung Zeit,

scho kimmt a Schar von Manner rei,

lauter hoch gestellte Leut:

Voro der König Pharao

und dann der Oberpriester Ramphis,

der is bei jeder Sach vorn dro,

damit von Anfang o a Dampf is.

So quasi außerdienstlich mit dabei:

Amneris, hinter ihr Aida.

A wengerl Weiblichkeit möcht sei,

doch schaung de zwoa a bisserl zwida.


Dann komma no a paar Minister,

zum Schluss a Bote mit an Briaf,

und mit lauter Stimme liest er:

»Der Kampf an unsrer Grenz geht schiaf!

Die Äthiopier marschiern,

haun alles z’samm, was geht und steht.

Es muaß sofort no was passiern,

damit ’as Land net untergeht.«


De Leut im Saal san höchst betroffn.

Ägyptens Heil steht auf dem Spui,

doch auf den König sie noch hoffn,

dass er glei machtig zruckhaun wui.


Und feierlich sagt Pharao,

die Göttin Isis hätt bestimmt,

dass Radames, der tapfre Mo,

die Feldherrnwürde übernimmt.


Der Radames kriagt glei a Schwert,

des Ramphis feierlich hat gweiht,

er moant, des waar gwiss net verkehrt,

außerdem gfoit des de Leut.


Radames war tief gerührt,

weil Göttin Isis ihm vertraut,

dass er die Äthiopier

mit starker Hand zum Deife haut.


Alle Leut, de da gwen san,

warn über diesen Ausgang froh,

nur d’Aida muaß was habn,

des siehgt ma ihr ganz deutlich o.

Der Radames, den sie doch liebt,

soi ihres Vaters Todfeind werdn.

Weil des a furchtbars Unglück gibt,

daat sie jetzt glei am liabern sterbn.


Der Radames ziahgt naus ins Feld

und führt den Kampf mit Mut und List.

Ois hohes Viech werd er ein Held,

wia des im Kriag so üblich ist.


A hoaße Liab empfindt Amneris

zu eahm, dem Sieger in der Schlacht,

wenns bis zur Stund aa no net mehr is –

›Es haut scho hi!‹, hat sie gedacht.

Und doch findt sie koa rechte Ruah.

Aida schaugt so seltsam drei’.

Was denkt sie, was bewegt sie nur?

Es muaß was ganz was Bsunders sei.


Hats was zum doa mit Radames?

Sie kommt von der Idee net los,

scho der Gedanke stimmt sie bös,

und ihre Angst werd riesngroß.


Bevor ma liest, wias weitergeht,

warum d’Amneris macht des Geschiss,

erfahr ma no, wias um sie steht,

dass besser zum begreifa is.


Ma konn woi sagn, dass bei Amneris,

wenn ma’s ganz genau betracht,

mi’n Charakter net weit her is,

denn sie strebt brutal nach Macht.

Ois Adlige hat sie a Wesn,

selbstbewusst und arrogant,

ois Mensch is sie a wüaster Besn,

der an jedn nervn kannt.


Wias’ merkt, dass net dahinterkimmt,

was Radames und de Aida

für a Gheimnis mitanand verbindt,

werd sie glei stinknervös und zwida.


Amneris sinnt auf eine List.

Sie sagt zu ihrer Dienerin:

»Obwoi du net betroffn bist,

soist wissen, dass i traurig bin.

Im Grunde gehts di ja nix o.

Mei Vadda, der erzählt mir grad,

dass Radames, der tapfre Mo,

den Heldentod erlittn hat.«

D’Amneris schaut gar traurig drei’

sie spuit de Roin ganz meisterlich,

a so a raffiniertes Wei

hat seine ausgekochtn Schlich.


D’Aida duat an grellen Schroa.

»Amneris, sag, es is net wahr!

Radames ... Beweis gibt’s koa?

Er war vielleicht nur in a Gfahr.«

D’Amneris fahrt glei giftig hoch.

»Jetzt woaß i, wer mei Todfeind is!

Du Luada liabst’n oiso doch ...

Ohne Hoffnung, des is gwiss.

Ausgrechnet du, du dumme Kuah!

An größan Hochmuat konns net gebn!

I hob di og’logn, gib i zua –

Radames is no am Lebn!

Was jetzt mit dir gschiacht, siehgst scho no.

I woaß jetzt, was i hab zum doa.

Du lasst de Finger von dem Mo,

denn er ghört mir, mir ganz alloa!

Und wennst des net begreifa duast,

du unverschämte, freche Matz,

dann werst dalebn, was i dir huast,

sei sicher, nacha ghörst der Katz.«


Jetzt platzt Aida aa der Kragn.

»Amneris, lass dei doikads Gred!

I lass ma doch von dir net sagn,

wen i liabn derf und wen net!

Du hinterfotzigs, lüagads Wei!

Du bist koa Frau für so an Mo.

Der Radames werd nia der dei,

und gehst’n no so odraaht o!«


Amneris’ Nervn san dahi.

Sie spürt: Aida is ihr überlegn.

So spuits’ ihr Macht aus gega sie.

Des konn ma überdeutle sehng.


Zwoa Weiberleut wenn z’sammarucka,

und gehts dabei gar um an Mo,

gibts allerhand zum aweschlucka,

da wunderst di nur grad a so.


Amneris’ Blick is nur no Gift.

Sie zittert vor verhoitner Wuat;

wenn jemand ihran Hochmut trifft,

dann is sie nur no kochads Bluat.

»Du Hex, du schiache, lebst im Wahn,

dass Radames auf di hat Lust,

doch geht mit euch gar nia was z’samm,

wennsd’ net so bläd waarst, hättst des gwusst.

Der höchste Feldherr der Ägypter

soi z’sammgeh mit a Sklavendirn!

Radames ois dei Geliebter –

dass i net lach, du hast koa Hirn!«


Amneris spürt, wia ihre Macht

de Gegnerin empfindlich trifft,

und deswegn spritzt sie mit Bedacht

as Letzte, was sie hat an Gift.


»Dei Lebn is ganz in meiner Hand,

was mit dir gschiacht, bestimm nur i,

und wenn i mechat, was i kannt,

gangs auf der Stell mit dir dahi.

Aber naa, i bin scho gspannt,

wiast du woi schaugn werst, wenn er kimmt

und feierlich aus meiner Hand

den Siegespreis entgegennimmt!


Da konn er di ganz deutlich sehng,

wia du ihm unterwürfig bist.

Wenn er di wahrnimmt im Gedräng,

was freile net ganz sicher ist.

Du bist für ihn net intressant, du magst für ihn

a Hure sei, a Sklavin bist aus Feindeshand,

doch i wui ham, du bist dabei.«


Aida woaß, was des bedeit,

d’Amneris hats ja deutlich gsagt.

Mit so a Hinterfotzigkeit

geht jetzt zu End der erste Akt.

 

Zweiter Akt

De hoiwad Stadt is auf de Füaß,

oisam rennas’ zum Empfang,

oide Leut und junges Gmüas

drucka an der Straß entlang.

»Der Kriag ist gewunna, freuts euch, Leit!

Schläg habns’ kriagt, de Erzschlawiner.

Es war ja aa de höchste Zeit

für die Prügl, de s’ verdiena.«


Jetzt kimmt der Zug zum Stadttor rei,

des ganze Volk is hingerissn,

erhebt sogleich ein Siegsgeschrei,

de Gfangena, de schaung verbissn.


Zuerst kommt König Pharao,

der Hohe Rat und de Minister,

dann Ramphis, der gestrenge Mo,

und an de hundertzwanzig Priester.

A goidner Thron steht scho bereit,

der König hockt se würdig nieder,

Amneris an der linkn Seit,

im Staub dahinter de Aida.


Was dann kommt, is schwer zu beschreibn.

Ma konn des kaam in Worte fassn,

net oana konn da ruhig bleibn,

wenns’ an Triumphmarsch außalassn.


Den spuins’ auf suibane Fanfarn,

de mehr ois zwoamoi san so lang,

ois gwöhnliche Trompetn waarn,

was für a zauberischer Klang!


Der Triumphmarsch, muaß ma wissn,

werd z’erst in As–Dur intoniert

und d’Leut san da scho mitgerissn,

was aber glabst, was dann passiert? –

Er steigert se auf H–Dur nauf,

macht oide Knacker wieder jung,

weckt jedn faadn Bruader auf,

bringt Lätschnbene gaach in Schwung,

macht Müade frisch und Schlappschwänz fit

und sogar wieder gsund.

Er reißt den letztn Lahmarsch mit.

Der Verdi-Sepp war scho a Hund!


De Krieger defilieren stramm,

froh, dass de Gaude überlebn.

Der König dankt no alle z’samm,

Ordn hat’s no koane gebn.


Dann kommt in seiner ganzn Größ,

ein Baldachin hebt ihn hervor,

der Held und Sieger Radames

durch das geschmückte Eingangstor.

Der König lobt ihn für de Tat,

dass er den Feind vernichtet

und ’s Vaterland gerettet hat,

er waar ihm sehr zu Dank verpflichtet.


Amneris gibt ein Liebespfand.

»Ich habe stets an dich geglaubt!«

Sie nimmt an Lorbeerkranz in d’Hand

und setzt des Greazeig eahm aufs Haupt.


Der König sagt, es waar eahm recht

– was fällig is, woaß er genau –,

wenn Radames d’Prinzessin möcht,

dann soi er s’ nehma ois sei Frau.

Des waar insofern aa net schlecht,

soit er, der König, amoi sterbn,

hätt Radames des guate Recht,

der Herrscher von Ägypten z’werdn.


Zur Tilgung seiner Dankesschuid

gibt der König no was drei’.

»Du kriagst an Wunsch von mir erfuit.

Sags nur frei raus! Was sois denn sei?«


Der Feldherr hat zur Antwort gebn,

er sage einen Wunsch sehr gern,

doch waars eahm doch recht angenehm,

wenn z’erst d’Gfangenen vorgführt wern.


Der Wunsch werd eahm sofort gewährt,

so wias der Radames hoit möcht,

de Priester schaung a wenig verstört,

eahna gfoid de Gschicht net recht.


Aidas Vater Amonasro

is bei de Gefangenen dabei.

Ma sieght eahm des glei an der Rass o,

sei Stammbaum muaß sehr urig sei.


Der Amonasro hat glei gspannt,

dass seine Lag is gar net schlecht,

er bleibt ois König unerkannt,

und des is eahm natürlich recht.

Er gibt se aus ois Offizier,

ois der er einen Durscht hat ghabt,

nach dem Genuss von zwoa Maß Bier,

da hättnen de Ägypter gschnappt.


Forscher habn ja längst scho gfundn,

dass des allererste Bier

braut is wordn ganz weit da untn

und net bei uns in Bayern hier.


D’Aida, wias’ ihrn Vadda sieght,

schreit auf: »O mei, i kannt glei woana!«

Er drauf: »Deandl, hoit di bittschön z’rück.

Von dene Deppn kennt mi koana.

Verrat mi net, sie soins net wissn,

dass i der Amonasro bin,

sie habn se nia net nach mir grissn.

Es is no alles für uns drin!«


Nomoi fragt der Pharao:

»Radames, was wünschst du dir?

Sags frei raus, du bist jetzt dro,

was sois denn sei, kriagst ois von mir!«


»Na guat, es soi was Bsonders sei.

Ich sag, was i von dir gern mecht,

i bitt di, lass die Gfangnen frei!

I hoff, der Wunsch is dir so recht.

Sei gnädig und lass oisam laffa!«

Der König moant, er daat scho mögn,

er konn se damit Ehr verschaffa.

De Priester aber san dagegn.


Es schimpft der Oberpriester Ramphis:

»Z’erst nimmt mas’ gfanga, de Schlawiner,

was praktisch doch der größte Krampf is,

wenns’ net de Straf kriang, de s’ verdiena.

Was da im Sinn habts, is a Schmarrn,

jetzt lassts es oisam wieder frei!

D’Leit hoitn uns für große Narrn,

was Blöders foit euch woi net ei!«


Des Hin und Her werd eahna zwida.

Nachdem hat neamad nachgebn woin,

hoaßts, dass Amonasro und Aida

alloa in Gfangenschaft verbleibn soin.


Ma moant, jetzt waar koa Unfried mehr,

nachdem de Gfangenen san frei,

doch wars no net vier Monat her,

da beginnt der Kriag aufs Neu.


Es hat net bloß oa Seitn gebn,

de meistns ogfangt hat mi’n Kriag,

d’Ägypter san genau so gwen,

bittschön, dass i ja net lüag!

 

Dritter Akt

Das Volk der Äthiopier

foit wieder in Ägypten ei.

Man rüstet sich zur Gegenwehr.

Der Radames wird Feldherr sei.


Was dann passiert in unsrer Gschicht,

des führt a rasches End herbei.

Wer nach zwoa Seitn is verpflicht,

geht diamoi leicht zu Grund dabei.



In einer hellen Nacht am Nil

foit die Entscheidung bitter hart.

Amneris glabt se scho am Ziel,

sie hat auf den Geliebtn gwart.


Der Wind streicht durch den Palmenhain,

Friede liegt im weitn Land.

Das Wasser leuchtet silbern rein.

Ein Tempel steht am Uferrand.


Aida naht sehr andachtsvoi,

ängstlich denkt sie an die Nacht:

Was bringt sie, was zerschlagt sie woi? –

Kein Schimmer der Erwartung lacht.


Ihr Vater folgt staad hinterher

und versteckt se in der Näh.

Aida hat koa Hoffnung mehr,

es konn koa Glück mehr z’sammageh.

Amneris werd ja ois zerstörn

und alles boshaft hintertreibn,

denn sie wui Radames gehörn,

Aida soll a Sklavin bleibn.


Als Radames, den sie so liebt,

vor ihr steht, klagt sie ihm ihr Leid,

und weil es hoit koan Ausweg gibt,

fragt sie, ob er zur Flucht bereit.

»Nur so, geliebter Radames,

führt di a Weg zurück zu mir.

Es gibt koan andern, glaab ma des!

De Götter moanas guat mit dir!«


Der Radames, der zögert lang,

denn de Entscheidung foit eahm schwer,

vor den Folgen is eahm bang,

Aida aber fleht noch mehr.


Mit letzter Müah und langer Red

tritt sie eahm schließlich zwingend nah,

bis er sie endlich recht versteht,

gibt er ihr sein gewagtes »Ja!«.

Nachdem er auf de Flucht eingeht,

will sie noch wissen unbedingt,

wo jetzt das Heer Ägyptens steht,

damit de Flucht bestimmt gelingt.


Radames sagt auch noch dies.

Die Liebe spricht, nicht der Verstand,

und der sich so erweichen ließ,

verrät sein eignes Vaterland!


Und damit, meine liabn Leut,

gibts in der Gschicht an bittern Krach,

das schlimme End is nimmer weit,

was gschehng is, rächt se hundertfach.

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Vierter Akt

Amonasro springt aus dem Versteck,

an Radames gibts glei an Riss,

wia eahm der Mo ganz höhnisch steckt,

dass er der Amonasro is.


Und aa Amneris war zugegn,

wia Radames das Land verrat,

a Grund, sich narrisch aufzuregn,

weil sie des nia erwartet hat.


Doch Amonasro packts’ am Kragn,

mecht ihr as Messer einerenna.

»De werd uns gfährlich!«, woit er sagn,

doch is dazua dann doch net kemma.

Radames foit eahm in d’Arm.

»I wui net, dass sie wird erstocha,

net, dass i mi für sie erbarm.

I steh zu dem, was i verbrocha!«


Da moant Amneris auf oan Schlag,

in ihrm enttäuschtn Herzen drin,

dass Radames sie doch weng mag,

selbst kloanste Hoffnung hätt an Sinn.

Doch wia er sagt, dass des net stimmt,

erfasst sie nomoi gaacher Zorn,

sie schreit’n o, zuhöchst ergrimmt,

sie waar verschmäht und ausgricht worn.


»Warum wuist grad d’Aida habn?

Des Sklavenweib is nix für di!

A elends Luder, net zum sagn,

sie macht se schamlos an di hi!«


Nachdem sie abgladn hat ihrn Frust,

ist ihr um vieles leichter gwen,

sie hat an Radames mit Lust

der Richterschaft zum Urteil gebn.


Der Amonasro und d’Aida,

de san verschwundn in der Nacht,

der Amonasro kimmt net wieder,

mir sehng no, was d’Aida macht.


Da kimmt der Ramphis scho daher.

Er hat se informiert indessen,

das Urteil intressiert ihn sehr,

für eahm war des des höchste Fressn.


Auf Hochverrat steht nur der Tod.

Jedoch – ma traut se’s fast net sagn –

de eigentliche große Not

is de: dass er lebendig werd begrabn.


In eine finstre Felsenkammer,

in tiefste Einsamkeit der Nacht

– oh welch ein schreckensvoller Jammer –

hat man den Radames gebracht.


Ohne Hoffnung, ohne Worte

tröstender Barmherzigkeit

geht er durch die Schreckenspforte

ein in der Götter Ewigkeit.


Aida, wo wird sie jetzt sein?

Er wird sie niemals wiedersehn.

O welche schreckensvolle Pein!

Da sieht er sie ganz plötzlich stehn!

Von Treu bis in den Tod bestärkt,

ist sie mit letztem Mut entwichen

und von oisam unbemerkt

hinter ihm ins Grab geschlichen.


»O Radames, Geliebter mein,

ich will hier bleiben bis zum End.

Immer, ewig bin ich dein,

mein Herz in heißer Liebe brennt!«


Doch Radames redt ihr entgegn,

er will ihrn Opfertod net habn,

sie soll bewahrn ihr junges Lebn

und net lebendig werdn begrabn.


Verzweifelt versucht Radames,

den Stoa zu heben hin zum Licht.

Er is zu mächtig in der Größ:

Vergebens, es gelingt ihm nicht.


So singen sie das Lied der Liebe,

von Treue hin bis in den Tod,

o, wenn doch alles ewig bliebe,

doch es erblasst wie Morgenrot.


Da ergreift ihn das Erbarmen.

»O Holde, bitte, geh nicht fort!«

Sie wankt und stirbt in seinen Armen

und flüstert leis das Abschiedswort:

»Leb wohl, o Erde, Tal der Tränen ...

Ich wusste, dass ich dich verlier!«

Bei selig zarten Geigenklängen

schwebt sie durch die Himmelstür.

 

Nachwort

Wenn die Gschicht net in Ägypten,

sondern in dem viel geliebten

Bayernlandl waar passiert,

hätt ma a Tafl reich verziert,

aus dunkelrotem Jaspis gschlagn,

ma derf dazu a Marterl sagn,

und aufegschriebn in schöner Schrift,

wias oft im Lebn so zammatrifft.


Hier starb der Feldherr Radames

und neben ihm Aida.

Sie ham sich heiß geliebt, indes

ihr Schicksal war recht zwida.

O Wandrer, eh du weitergehst,

soist du a Gsatzl betn,

denn des is immer guat, verstehst,

für sie und für an jedn.

Carmen

oder
Wia d’Liab an Sepp zum Mörder gmacht hat

Frei nach der Oper von Georges Bizet

 

De Carmen und der Sepp

Wia weits a Mannsbuid bringt, des wo

sich einfach net behrrschn ko

und in a Madl sich verschaugt,

obwoi ma woaß, dass de nix taugt,

weils’ wechsln duat boid jedn Tag,

heut den und morgn an andern mag –

Leut, lassts euch sagn, wohi des führt,

wenn oaner sein Verstand verliert,

bloß weil a so a dumme Goaß

zum Zeitvertreib nix anders woaß,

ois Manner scheene Augn hidrahn,

dass boizn wia a Auerhahn.

Und wenn de Eifersucht erst brennt,

nimmt mancher Foi a unguats End.

Und wenn a Messer liegt bereit,

mit dem ma sonst an Kaas roschneidt,

werd des dann völlig zweckentfremdt

de Gschicht mit einem Mord beendt.


Passiert is des weit weg von do

in Spanien drunt irgndwo.

Er war ein sauberner Soidat,

Serschant und dienstlich schwaar auf Draht,

und ghoaßn hat er Don Jose,

auf Bayrisch konn ma des versteh

ois Josef, und drum hoaß’ ma’n hoit

jetzt Sepp, weil des uns leichter foit.


Sie war die Todsünd in Person,

mit Lippn röter ois der Mohn.

Und Augen hats’ ghabt, so feurig scho;

wenn de bloß ogschaut hat an Mo

und wenns’ bloß gwacklt hat a Weil

– ganz wurscht, mit welchm Körperteil –,

na is der Mo stocknarrisch worn

und hat ihr heiße Liebe gschworn.

Doch sie hat auf nix Ernstes zuit,

hat immer nur mitn Feuer gspuit,

hat jedn Tag an andern mögn,

wohi des führt, des werds jetzt sehng.

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Erster Akt
Wia der Sepp ’s Brenna ogfangt hat

Der Anfang von der Gschicht geht so,

dass unser Sepp – ois braver Mo –,

wia er grad vo der Wach herkimmt,

scho durchaus koa Notiz net nimmt

von der Carmen, de vorm Haus,

wos’ garbat hat, macht Mittagspaus.

Dort gibts de Leut ringsum bekannt,

dass d’Liab vo de Zigeuner stammt.


Sie selbn war aa Zigeunerin

mit Pfeffer in de Haxn drin.

Und alle Männer voi Begier

haben batzlaugat gschaugt nach ihr.

»Nur grad der Sepp«, denkt sie, »der Schuft,

duat so, ois waar i für eahm Luft!«

Und scheene Frauen – i muaß’ sagn –

de könna so was net vertragn.

»Den kriag i«, denkt sie, »waar do glacht!«,

und wirft an Seppei mit Bedacht

ins Gsicht eahm nei mit Grazie

de Blüte der Akazie.


Wia sich der Sepp des Bleame schnappt,

da hats’n scho derbröslt ghabt.

Oa Blick vo ihr – und scho war’s gschehng,

der Sepp hat nix mehr anders gsehng

ois wia des Wei, des vor eahm steht.

»De muaß i habn, ganz wurscht, wia’s geht!«

Und von der Stund o hat er brennt

vor Liab und nix mehr anders kennt:

koan Dienst, koa Pflicht und gar nix mehr,

koa Ordnung, koa Soidatn-Ehr.

 

Zweiter Akt
Wohi de Eifersucht führt

Beim Weinwirt Lillas Pastia,

do war de Carmen öfters da.

Hat tanzt und mit ihrn Hintern gwacklt,

dazua mit Kastagnetten gschnacklt,

hat kichert und hat d’Männer tratzt,

dass eahna d’Augn hat außabatzt.


’s war übrigns a Schmugglernest

mit lauter so verwegne Gäst.


Und an an Abnd bei Mondnschei

kimmt aa der Sepp ins Wirtshaus nei.

De Schmuggler warn scho alle fort,

nur d’Carmen sitzt am Tisch no dort.

Sie hat scho denkt, dass er auf d’Nacht

zu ihr kimmt und sich Hoffnung macht.

Und dass’n packt glei gaache Hitz,

is aufagrumpet vo ihrm Sitz

und hupft an wuidn Tanz eahm für.

Der Sepp, der schaugt scho wia a Stier

und denkt se scho im Himmereich

– da blasns’ laut zum Zapfnstreich!


Der Sepp sagt: »Madl, i muaß geh,

und duat ma ’s Herz aa no so weh.

I muaß jetzt z’ruck in mei Kasern,

um zehne deans’ as Türl zuasperrn.«


De Carmen werd glei bitterbäs:

»Du bleibst jetzt da, was waar denn des!

I hab mi extra für di gricht!

Steh i net höher ois die Pflicht?«


Der Sepp, der windt se wia a Wurm.

Scho wieder blasns’ hoch vom Turm,

und dann im nächstn Augnblick

passiert a furchtbars Missgeschick.

Die Tür geht auf – und wer steht do?

Der Sepp, der schaugt’n kaasweiß o:

der Leutnant von der Kompanie!

Der fäit no, jetzt is alles hi!


Der Leutnant plärrt an Sepp glei o:

»Schaug, dassd’ di schnellstns druckst von do!

Hast du net ghört, dass’ blasn habn?

Verschwind sofort und reiß de z’samm!«

Und dann verschlingt er mit de Augn

de Carmen. – »Hä, des daat dir taugn!«,

schreit do der Sepp im gaachn Zorn.

»Bei dera hast du nix verlorn!

I siech scho, was di hertreibt do,

des Madl geht di gar nix o!

Da bleibt er sauber dir, dei Schnabe!«

– Und scho ziahngs’ alle zwoa an Sabe

und gehnga aufeinander los.

Und d’Carmen schreit: »Was dua i bloß?

Der oa sticht auf den andern ei,

so bläd ko bloß a Mannsbuid sei!«


Da kemma d’Schmuggler auf des Gschroa

und reißns’ ausanand, de zwoa.

An Leutnant sperrns’ in Dunklhaft,

da liegt er drin im eigna Saft.


Der Sepp sagt: »Was soi aus mir wern?

I ko net zruck in mei Kasern

nach dem, was jetza is passiert,

mei Existenz is ruiniert!«


Da sagn de Schmuggler: »Sei net faad,

mir gebn dir einen guatn Rat:

Werst aa a Schmuggler, bleibst glei do,

werst sehng, bei uns, do gfoits dir scho.

In unsrer Gmoa gehts zünftig zua,

zum Saufa habn mia do grad gnua,

und der Verdienst is aa net schlecht!«

Der Sepp sagt: »Oiso, mir is’ recht!«


Da ko man sehng, wia schnell a Mo

vom rechtn Weg abkemma ko,

wenn er verehrt mit vui z’vui G’fui

ein Weibsbuid, des eahm gar nix wui.

 

Dritter Akt
Und scho hats wieder an andern narrisch gmacht

Drunt in Sevillja habn de Leut

am Stierkampf hoit de höchste Freud.

Und begeistert schaugns’ den Stil o

vom Torero Escamilljo.

Wia der da vor dem Stier rumhupft

und wiara ’s rote Tüachl lupft

und wiara dann auf d’Seitn springt!

Und wiara aa sei Liadl singt!

Auf in den Kampf,

los geht’s mit Dampf!

Was wui denn der Stier

vo mir!

Wenn er nur kaam,

i steh wia a Baam,

jetzt rennt er dahi

auf mi!

Siegesbewusst,

stoiz in der Brust,

i gib glei dem Viech

an Stich.

Schaugts oisam her!

’s muckt nimmermehr,

liegt da steif und stumm,

des Trumm.



A Kerl mit ara soichan Brust,

der hat natürlich laufnd Glust

nach scheene Fraun, des werds versteh,

da könna net gnua herageh.


Was Wunder, dass nach kurzer Zeit

er aa de Carmen hat derbleit.

Er steht auf sie, und wiara hört,

dass’ bei de Schmuggler oft verkehrt,

da macht er se ganz unerschrocka

mit einem Brunftschroa auf de Socka.


Doch wiara zu de Schmuggler kimmt,

do steht der Sepp scho da und nimmt

sei Messer raus und schreit’n o:

»De Carmen geht di gar nix o!

Wennst di verdruckst, is für di besser!«

Da ziahgt der ander aa sei Messer

und wui an Sepp pfeigrad derstecha –

da brichts eahm ob, des Glump, des blecha.


Und d’Schmuggler kemman aa glei grennt,

de warn des Messerstecha gewöhnt.

Der Escamilljo schaugt se um,

da stehna zwanzge um eahm rum.

Für eahm war do a dicke Luft,

drum hat er se ganz schnell verduft’,

nachdem er d’Leut noch eingladn hat

zum Stierkampf morgn, drin in der Stadt.

Und wiara weit gnua wega war,

– de Stern habn gleucht, de Nacht war klar –

da pumpt er frische Luft in d’Lunga

und hat er fesch sei Liadl gsunga:


Auf in den Kampf,

los geht’s mit Dampf!

Was wui denn der Stier

von mir!


De Carmen hat in d’Nacht neiglauscht

und sich an seiner Stimm berauscht!


Der Escamilljo hat ihr gfoin

– von unserm Sepp hats’ nix mehr woin.


So geht des Gspui auf dera Wäit,

wenn oaner so an Weib verfoit,

wo zwar a scheene Larvn hat

und gwachsn is so kerzngrad

ois wia a Tannabaam im Woid,

doch mit an Herz, heut hoaß, morgn koid,

und d’Männer hoit für lauter Narrn!

Wohi des führt, werds glei erfahrn.

 

Vierter Akt
Und jetzt kimmt des grauslige End

Vor dem Tore der Arena

stehn a Haufa Fraun und Männer

in der besten Sonntagskluft,

schrein und fuchtln in der Luft.


Escamilljo, der Torero,

kimmt mit seine Leut dahero,

schmeißt se stoiz in seine Brust,

kampfesmutig, siegbewusst.


Alles gackert, plärrt und singt,

und der Escamilljo winkt.

D’Leut san narrisch, gebn koa Ruah,

und de Muse spuit dazua.


»Es lebe der Escamilljo, der

Pratzn hat ois wia a Bär!

Heut werd er den Sieg erringa

und den foastn Stier bezwinga,

weil a Auge eahm bewacht

und de süaße Lieb eahm lacht!«


Da schwanzlts’ scho pfeigrad daher

glei hinterm Escamilljo, der