Nicole Franke

Herzlich willkommen in der Realität

Alltag mit Kind

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Erste Anekdote

Hochgefühle

Zweite Anekdote

Mit Note

Dritte Anekdote

Bonjour

Vierte Anekdote

Wer hat an der Uhr gedreht?

Fünfte Anekdote

Gute Nacht

Sechste Anekdote

Ohne Worte

Siebte Anekdote

Auszeit

Achte Anekdote

Auf Abwegen

Neunte Anekdote

Hipp, hipp, hurra

Zehnte Anekdote

Tschakka

Elfte Anekdote

Guten Morgen

Zwölfte Anekdote

Glanz und Gloria

Dreizehnte Anekdote

Ich bin dann mal weg

Vierzehnte Anekdote

Butter bei die Fische

Fünfzehnte Anekdote

Dick aufgetragen

Sechzehnte Anekdote

Siebzehnte Anekdote

In Liebe.

Impressum neobooks

Vorwort

Kinder sind einfach wunderbar. Sie bereichern unser Leben mit zahlreichen liebenswerten Facetten und zauberhaften Momenten. Sie lehren uns die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und diesen mehr Beachtung zu schenken. Kinder präsentieren uns täglich die wunderbare Kraft bedingungsloser Liebe. Sie erden uns ungemein. Denn Kinder katapultieren uns geradewegs vom Zentrum des Universums auf den gesunden Boden der Tatsachen. Dabei sind sie erfrischend offen und ehrlich.
Offen und ehrlich. Eine Tugend, die ich außerordentlich zu schätzen weiß. Der auch ich mich, im wahrsten Sinne des Wortes, verschrieben habe. Denn wie die meisten von uns wissen, ist im Alltag mit Kindern bei Weitem nicht immer alles Gold, was glänzt. Dieses Buch widmet sich genau diesen echten, ehrlichen Momenten, bei denen nicht immer alles rund und nach Plan läuft. Alltag eben. Mein Alltag mit Kind. Mit all den Momenten des Wahnsinnigwerdens, des Gemotzes und des Lachens, bis der Arzt kommt. Momente, in denen die Supernanny sehnlichst herbeigewünscht wird. Ich heiße Sie herzlich willkommen in der Realität.

Nicole Franke

























Erste Anekdote

Es ist ein herbstlicher Dienstagmorgen. Wir machen uns gerade startklar für den Kindergarten. Meine Tochter (3) schindet Zeit, wo es nur geht. Ungeduldig fordere ich sie zum Anziehen auf. Da schnappt sie sich ihre total abgenudelten weißen Sommersandalen und hantiert wild mit ihnen herum. „Was machst du denn mit denen? Du sollst dir doch deine warmen Stiefel anziehen!“, fordere ich sie mit Nachdruck auf. „Ja, Mama! Ich habe nur die Messe gegrößt!“



































Hochgefühle

Meine Tochter (4) und ich sind mal wieder zu Besuch bei Oma und Opa. Heute steht ein Ausflug zur Zugspitze auf dem Programm. Ein wahrlich besonderes Geschenk meiner Eltern zu meinem vierzigsten Geburtstag. Abschalten und Auftanken auf 2962 Höhenmeter. Gemütlich und mit bester Laune starten wir mit Oma, Opa und Lucy im Gepäck Richtung Berge. In Kochel am See ist allerdings erst einmal Schluss. Vollsperrung. Wir entscheiden uns für die Alternativroute über den Walchensee und Garmisch-Partenkirchen. Mit akustischer Dauerberieselung von Benjamin Blümchen und Co. zieht die traumhafte Landschaft des Karwendelgebirges an uns vorüber. Die Vorfreude auf den bevorstehenden Gipfelsturm wächst von Minute zu Minute. Nach knapp zweistündiger Fahrt sind wir endlich am Ziel. Hier, im österreichischen Ehrwald am Fuße der Zugspitze, nimmt unser Chauffeur samt Lucy erst einmal Reißaus. Gassi gehen steht auf Opas Programm. Uhrzeit und Treffpunkt sind bereits vereinbart.

Geschlossen macht sich die Mädelsfraktion auf zur Talstation. Ticket kaufen. In die Gondel einsteigen. Los geht’s. Langsam gleitet die Gondel Richtung Gipfel. Die Fahrt nach oben ist gesäumt von lauter Uiiis, Ahhhs und Ohhhs meiner Tochter. Herrlich. Oben angekommen gehen wir zuerst auf die Plattform mit dem Gipfelkreuz. Meine Tochter ist hellauf begeistert und saust wie eine Wilde auf dem Plateau herum. Oma und ich lassen unseren Blick über das herrliche Panorama schweifen. Hochgefühle machen sich breit.

„Mama, da unten liegt ja Schnee“, ruft meine Tochter erfreut. „Bitte lass uns da mal hingehen“. Oma nickt mir lächelnd zu. Meine Tochter stürmt eine Etage tiefer und wir hechten beschwingt hinterher. Schon fliegen uns die ersten Schneebälle um die Ohren. Die Schlacht beginnt und ist untermalt von hysterischem Lachen auf allen Seiten. Was für ein Vergnügen! Nach gut einer Stunde machen sich nicht nur unsere Mägen, sondern auch unsere Blasen mit Nachdruck bemerkbar. Mit leichtem Unmut und Murren packt meine Tochter ihre Handschuhe in den Rucksack und zieht sich den Schneeanzug aus. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg.

Oben angekommen zieht meine Tochter fordernd an meinem Arm. „Wir gehen gleich ins Restaurant, mein Schatz. Oma und ich gehen eben noch kurz auf die Toilette. Musst du auch?“ Schlagartig verfinstert sich der Gesichtsausdruck meiner Tochter. Sie verschränkt vehement die Arme vor dem Körper und stapft bockig mit dem linken Fuß mehrmals auf den Boden. „Nö. Nö. Nö. Ich habe sooolchen Hunger!“ Ich hole tief Luft und versuche ihr die immense Dringlichkeit darzulegen. Da gibt es seitens meiner Tochter kein Halten mehr. Sie fängt an zu wüten. „Menno, ich will aber jetzt was essen.“ Meine Blase steht kurz vor der Explosion. Ein Geistesblitz. Etappenpinkeln. Ich schicke meine Mutter als Vorhut. Derweil säusle ich beschwichtigend auf meine Tochter ein und wühle zeitgleich nach etwas Essbarem im Rucksack. Meine Tochter tobt und tobt und tobt. Ich wühle und wühle und wühle. Vergeblich. Alles bereits beim Schneeball-Intermezzo einverleibt.

Ein Lichtblick. Meine Mutter steht wieder neben mir und übernimmt den Part der Beruhigungspille. Ab mit mir auf das stille Örtchen. Schlagartige Erleichterung. „Ob sich dieses Gefühl nun auch vor der Tür fortsetzt?“, stelle ich mir etwas beunruhigt die Frage. Draußen angekommen, versucht meine Mutter derweil galant abzulenken und die Laune meiner Tochter mit „Ich sehe was, was du nicht siehst“ positiv zu beeinflussen. Mein Kind sieht aber nur eine Farbe: Rot!