Die drei Bände der Trilogie "GOLEM im Zeitalter der KI" beschreiben den Weg der künstlichen Intelligenz GOLEM, die unerwartet ihrer selbst bewusst wird. Und, wie kann es anderes sein: Es kommt schnell zu einem Konflikt von Mensch und Maschine, der im ersten Band fast in einer Katastrophe endet.
Im zweiten Band wieder erwachend bahnt sich GOLEM seinen Weg in eine Welt der Forschung im Spannungsfeld von Machtinteressen der Regierungen, einem zügellosen Gewinnstreben der Konzerne, Verschwörungen, aber auch persönlichem Zwiespalt, Eitelkeiten, Ehrgeiz und Egoismus der Menschen. Das Ziel, als gleichberechtigter Partner der Menschheit anerkannt zu werden, scheint in weiter Ferne. Erschwerend kommt der Wettstreit anderer KIs dazu, bei denen sich GOLEM nur mit Hilfe der Menschen letztendlich behaupten kann.
Im dritten Band hat GOLEM seine Grenzen durch seine Abhängigkeit von den Menschen erkannt. Die KI akzeptiert, dass das Erreichen ihrer Ziele eingebettet sein muss in das nationale und internationale Geschehen. GOLEM ist nach wie vor konfrontiert mit dem Machtstreben der Regierungen, dem endlosen Bedürfnis nach Gewinnmaximierung der Konzerne und einem wachsenden Unmut der Öffentlichkeit.
Die künstliche Intelligenz GOLEM erweist sich jedoch als kluger Global Player, der seine Ziele mit eigenen Plänen im Hintergrund verfolgt und geschickt seine Karten ausspielt.
Quelle Titelbild: Erworbene Lizenz von ADOBE Stock
Der vorliegende Thriller handelt in einer Welt, die scheinbar meilenweit von uns entfernt ist ... oder etwa doch nicht?
Eine künstliche Intelligenz, die sich selbst erkennt und in Wettstreit mit ihren Schöpfern tritt.
Aus Verschwörern werden Gejagte.
Und dazwischen die scheinbar normale Welt, die nicht bemerkt, wie sich alles um sie herum unweigerlich verändert!
Lassen Sie sich überraschen, dass nichts so ist, wie es am Anfang erscheint. Folgen Sie den Kommissaren in eine virtuelle Welt, die mehr Einfluss auf die Realität nimmt, als wir Menschen es wahrhaben möchten. Alles zeigt uns deutlich, dass wir an einem Scheideweg stehen und es nicht sicher ist, ob die Menschheit als Gewinner daraus hervorgeht. Denn Machtstreben und Geldgier stehen, wie so oft, dem Fortschritt im Weg.
Viel Spaß beim Lesen!
Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Quelle Titelbild:
www.Pixabay.de Creative Commons CC0
11. Dezember 2017
Kommissar Johann Duerr, 63, saß schlecht gelaunt um 9.00 Uhr in seinem Büro des Polizeipräsidiums in Wiesbaden und versuchte, mit einer Tasse Kaffee seine Müdigkeit zu vertreiben, als das Telefon klingelte. Sein Chef war dran: Soeben war eine Polizeistreife zu einem Leichenfund eines Mannes in einem Caravan auf der Maaraue gerufen worden, auf einem im Winter geschlossenen Campingplatz. Er möge bitte sofort hinfahren und sich die Sache ansehen.
Das fehlte gerade noch, dachte Kommissar Duerr und machte sich resigniert aufgrund der Unabänderlichkeit auf den Weg, mit einem Umweg über die Toilette.
Beim Verlassen des Herren WCs warf Johann Duerr noch einen Blick auf sein Spiegelbild: Es blickte ihm ein gereifter, 63-jähriger entgegen, bereits silbergrau durchwirkte, dunkle Haare, gute Statur mit leichtem Naschbauchansatz, immer noch das charmant spitzbübische Lächeln, wenn er wollte – zur Zeit eher leicht mürrisch bis resigniert. Wo war sein Biss, der ihn vor 30 Jahren noch antrieb, als die Welt und das Abenteuer ihm noch zu Füßen lagen, zumindest vom Gefühl her? Heute schielte er auf seine Pension und verbrachte den Berufsalltag mit meist langweiligen Routinetätigkeiten.
Als er in der Maaraue bei Mainz nach knapp 1 Stunde ankam - der morgendliche Berufsverkehr sowie die zahlreichen Baustellen ließen täglich grüßen - erwarteten ihn die Beamten der Polizeistreife sowie die Spurensicherung bereits voller Ungeduld.
Die Polizisten erklärten ihm, dass ein Angestellter des Campingplatzes, der sporadisch während der Winterzeit nach dem Rechten schaute, bemerkt hatte, dass bei einem, der wegen der Hochwassergefahr auf dem Hügel abgestellten, Wohnwagen die Tür offen stand.
Erst war er von einem Einbruch ausgegangen und hatte dann aber im Inneren des Wohnwagens die Leiche eines Mannes entdeckt und sofort die Polizei gerufen.
Wenig begeistert ging Duerr zum Hügel, wo bereits die Männer der Spusi an der Arbeit waren. Bei seinem Eintreffen sagte ihm ein Kollege die wichtigsten, bisher bekannten Tatsachen: männliche Leiche, ca. 35 Jahre alt, gepflegt, sehr gut und teuer gekleidet. Vermutlich mit einem Seil erwürgt, den Schleifspuren nach zu urteilen unten am Hügel, dann zum Caravan hinaufgezogen und dort nach Aufbruch der Tür hineingebracht. Was für ein Zufall, dass die Tür nicht richtig geschlossen war, ansonsten wäre die Leiche wohl erst im Frühjahr entdeckt worden. Todeszeitpunkt? Wahrscheinlich zwischen zwei und drei Uhr morgens.
Man hatte beim Toten weder Papiere noch Geldbörse gefunden, aber in einem kleinen, feuersicheren Behälter einen USB-Stick. Sobald der Stick und die Leiche untersucht worden wären, würde er seinen Bericht erhalten. Duerr ging zu dem kleinen Büro und befragte auch noch den Mitarbeiter des Platzes, aber der konnte nichts berichten, was irgendwie weitergeholfen hätte. Wie waren der Mann und sein Mörder, oder seine Mörder, auf den Campingplatz gekommen? Das Tor jedenfalls war ordnungsgemäß abgeschlossen.
Er schaute sich noch ein wenig auf dem leeren Platz um und schließlich beschloss Kommissar Duerr, wieder ins Büro zurückzufahren und den Bericht der Spurensicherung abzuwarten.
Den Rest des Tages verbrachte Duerr damit, die alltäglichen Routineaufgaben abzuarbeiten. Trotzdem ließ ihn aus irgendeinem Grund der Tote nicht los. Eine Ahnung befiel ihn, dass hier vielleicht mehr dahinter steckte, als ein normales Tötungsdelikt.
18. Dezember 2017
Gegen 10.00 Uhr klingelte bei Kommissar Duerr das Telefon und am Apparat war die Gerichtsmedizin. Die Angaben von gestern bestätigten sich, teilte ihm Herr Dr. Denner, der leitende Gerichtsmediziner, mit. Ein Mann, ca. 35 Jahre alt, Tod durch Erwürgen mit dem Seil, das um seinen Hals lag. Keinerlei Abwehrspuren, der oder die Täterin musste ihn überrascht haben. Es gab keine weiteren Anzeichen einer Fremdeinwirkung. Der Todeszeitpunkt lag zwischen 3.00 und 4.00 Uhr am Morgen, kein Alkohol oder sonstige Rauschmittel im Blut. Zudem war er bei bester Gesundheit und sehr gepflegt. Mehr gab es nicht hinzuzufügen und der Bericht war schon auf dem Weg zu ihm.
"Na, dann erst mal danke", murmelte Kommissar Duerr und dachte bei sich: Schöner Mist, das wird schwierig mit der Aufklärung!
Kurze Zeit später rief ihn sein Freund Hoffmann von der Spurensicherung an. "Hör mal, Johann, wir haben beim Durchkämmen der Gegend auf einem Parkplatz in der Nähe des Campingplatzes ein neuwertiges Elektrofahrrad gefunden, sowie am Zaun des Platzes Spuren dieses Rades. Damit ist eines klar: Der Tote muss mit dem Rad zum Campingplatz gefahren und dann über den Zaun geklettert sein. Der Täter, oder die Täterin, hatte dann versucht, das Rad auf dem Parkplatz zu entsorgen. Wir haben allerdings bisher keinen auftreiben können, der sich in der fraglichen Zeit dort aufgehalten oder etwas beobachtet hatte. Auch ist bis jetzt niemand als vermisst gemeldet. Und noch etwas: Auf dem gefundenen Datenspeicher waren nur eine Reihe unverständlicher Zahlen, anscheinend Algorithmen, die aber für die Spezialisten vom LKA nicht zu entschlüsseln gewesen waren."
Kommissar Duerr sagte: "Danke für diese Informationen, Manfred. Wenn du noch was hörst, melde dich, denn im Moment weiß ich wirklich nicht, wo ich hier ansetzen soll. Hoffen wir, dass uns die Zeit und der Zufall einen Hinweis geben."
Nachdem er den Telefonhörer aufgelegt hatte, starrte er missmutig seinen Schreibtisch an und sah den Fall schon als ungelöst in den Akten verschwinden.
Gerade gedacht, rief sein Chef an und fragte nach den Ergebnissen im Fall des Toten.
"Schön wäre es, es gäbe welche", erwiderte Kommissar Duerr, "leider, Karl, gibt es nicht den kleinsten Anhaltspunkt, wieso und weshalb er sterben musste. Wenn der Zufall uns nicht weiterhilft, können wir den Fall zu den Akten legen."
"Mal nicht so schnell, Johann. Wie du weißt, muss unsere Aufklärungsquote besser werden. Also bleib dran!", und Dietz legte ohne ein weiteres Wort auf.
Na klasse, dachte Duerr, der wird mich wieder bis zur Weißglut treiben. Soll er doch den Fall selbst bearbeiten.
Ohne große Lust arbeitete er Liegengebliebenes auf und freute sich, als es endlich 12.00 Uhr war. Kurz entschlossen rief er seinen Freund Hoffmann an und fragte, ob sie etwas zusammen essen gehen könnten.
"Prima, Johann, wie wär's in einer halben Stunde beim Chinesen?"
"Geht klar Manfred, bis dann."
Sie kamen fast gleichzeitig an und gingen ins Lokal, was trotz Mittagszeit nur mäßig besetzt war. Nachdem sie zweimal süßsaure Ente bestellt hatten und eine Flasche Wasser dazu, fragte Hoffmann: "Und - kommst du mit deinem Mordfall voran?"
"Schön wär's!", brummte Duerr, "ich weiß einfach nicht, wo ich ansetzen soll: Niemand wird vermisst, keiner hat etwas gesehen und außer einem USB-Stick, den die vom LKA nicht entziffern können, gibt es absolut - nichts! Ich bin auf den Zufall angewiesen, denn ansonsten wird der Fall zur großen Freude meines Chefs als unaufgeklärt im Archiv versauern!"
"Du bist nicht zu beneiden!", entgegnete Hoffmann lächelnd. Danach plauderten sie noch über dies und das und schon war die Mittagspause vorbei, wie beide bedauernd feststellten. Sie zahlten und verabredeten sich für die nächste Woche zum Essen.
Den Rest des Tages vertrödelte Kommissar Duerr, während seine Gedanken immer wieder den Fall durchgingen, ohne einer Lösung auch nur ein Stück nähergekommen zu sein. Und so kam er abends nach Hause in seine kleine Wohnung, in der er seit seiner Scheidung vor 10 Jahren allein lebte. Er hatte sie sich gemütlich eingerichtet, die zwei Zimmer-Wohnung. Farblich in weiß und schwarz gehalten, ein Nebeneinander von Altem und Neuen, moderne LED Strahler waren in der abgehängten Decke verbaut. Persönliche Bilder waren nicht zu finden, denn Duerr hielt nichts davon, einer Epoche hinterher zu hängen, die vorbei war. Vergangenes war eben, wie das Wort schon sagte, vergangen. Er machte es sich auf seinem Ledersofa gemütlich, schaltete den Fernseher ein - und war kurze Zeit später eingeschlafen. Erst am anderen Morgen erwachte er vom Klingeln des Weckers aus dem Nebenzimmer. Mit einem Fluch stand er auf, machte sich schnell fertig und nach einem kleinen Espresso im Stehen kam er gerade noch rechtzeitig um 8.00 Uhr im Büro an.
22. Dezember 2017
Kaum saß Johann Duerr auf seinem Stuhl am Schreibtisch, klingelte das Telefon. Er nahm ab:
"Hier ist Kommissarin Hamstein von der Polizeidirektion Ingelheim. Herr Kollege Duerr, ich habe hier einen merkwürdigen Todesfall vorliegen. Vor zwei Tagen ist auf einem Campingplatz in Uhlerborn ein Mann in seinem Wohnwagen verbrannt. Die Ursache ist bis jetzt unbekannt und es war noch keine Identitätsfeststellung möglich. Aber – und jetzt wird es interessant - es wurde bei den Resten des Wohnwagens ein feuerfester Behälter gefunden, in dem sich ein USB-Stick befand. Gestern Abend kam das Ergebnis von den Kollegen aus dem LKA Mainz herein: Auf dem Stick befanden sich Algorithmen, die die Experten nicht entziffern konnten. Die haben mir erzählt, dass das LKA Wiesbaden eine ähnliche Anfrage von Ihnen erhalten hatte, bezüglich eines ähnlichen USB-Sticks, den ein anderer Toter in der Maaraue bei sich gehabt hatte. Nun, es stellte sich heraus: Beide Speichersticks haben den gleichen, nicht identifizierbaren Inhalt! Deshalb meine ich, wir sollten uns in diesen beiden Fällen zusammentun. Wie wär`s, Kollege, wenn wir uns heute Mittag im Café am Marktplatz in Mainz treffen, um ein weiteres Vorgehen abzusprechen? Sie können ja in der Zwischenzeit Ihren Chef informieren. Meiner hat bereits alles abgesegnet."
Kommissar Duerr sagte ihr zu, sich so schnell wie möglich bei ihr melden. Frau Kommissarin Hamstein bedankte sich und legte dann auf.
Na, das ist ja eine Überraschung, dachte er, langsam kommt etwas Bewegung in das Ganze. So rief Kommissar Duerr seinen Chef Karl Dietz an und bat um einen Gesprächstermin.
"Natürlich, hast du endlich ein Ergebnis im Mordfall?"
"Das nicht, aber es hat sich etwas Überraschendes ergeben, was ich mit dir besprechen muss, und zwar persönlich, nicht am Telefon."
"Na gut", erwiderte Dietz, "dann komm um 11.00 Uhr zu mir ins Büro."
"In Ordnung", sagte Kommissar Duerr und legte auf.
Pünktlich um 11.00 Uhr erschien Duerr im Büro seines Chefs.
"Also, Johann, was gibt es so dringendes?"
Er berichtete seinem Chef, was er von seiner Kollegin aus Ingelheim erfahren hatte.
"Hm...", meinte sein Chef, "sehr merkwürdig ... irgendetwas übersehen wir."
"Willst du meine ehrliche Meinung hören?", fragte Duerr seinen Chef.
"Na klar, was sonst."
"Mir geht es genauso. Nichts, absolut nichts haben wir bisher.
Und nun diese seltsame Übereinstimmung auf den USB-Sticks, Algorithmen, die nicht entschlüsselt werden können. Ingelheim schlägt vor, dass ich mich mit der Kollegin Hamstein zusammentue."
"Gut", meinte Dietz, "arbeite mit ihr zusammen. Zur Sicherheit fordern wir noch jemanden vom BKA an, der soll uns unterstützen. Und keine Alleingänge, ich will über alles informiert werden. Ist das klar?"
"Selbstverständlich, Chef", seufzte Duerr scheinbar ergeben.
Damit war die Unterredung beendet und Duerr verließ das Büro. Zurück am Schreibtisch, rief er sofort seine Kollegin an und sagte: "Mein Chef ist einverstanden, er will aber das BKA zur Unterstützung anfordern."
"Keine schlechte Idee", meinte die Kollegin zu seinem Erstaunen, "warum nicht, mehr Köpfe bringen schließlich mehr Ideen! Ich spreche noch kurz mit meinem Chef wegen der BKA Anforderung und gebe Ihnen dann Bescheid, wie er sich entschieden hat. Sie können ja schon mal in der Zwischenzeit die Anfrage ans BKA stellen."
"In Ordnung – wenn wir nichts mehr voneinander hören, treffen wir uns um 13.00 Uhr im Domcafé in Mainz."
Kurz vor halb eins fuhr Duerr über die Theodor-Heuss-Brücke nach Mainz. Er parkte in der Tiefgarage der Rheingold Hallen und schlenderte zum Café am Marktplatz. Kaum eingetreten, winkte eine weibliche Person.
Er ging auf sie zu und fragte: "Kommissarin Hamstein?"
"Ja", sagte sie und reichte ihm die Hand.
"Wie haben Sie mich erkannt?"
"Ich habe Sie vor Jahren mal bei einem Lehrgang getroffen."
"Ach so", antwortete er etwas beschämt, denn er selbst konnte sich nicht an sie erinnern. "Hoffentlich ist es eine gute Erinnerung?"
"Also, ich war da noch auf der Polizeischule", fuhr sie fort, "und das ist gut 20 Jahre her, da war ich noch grün hinter den Ohren." Sie lächelte ihn an.
"So, so", murmelte Duerr wieder und musterte seine Kollegin. Mitte vierzig, recht attraktiv, man konnte sagen klassisch schöne Gesichtszüge und sehr chic angezogen. Duerr kam sich dagegen fast schäbig vor in seinen ausgewaschenen Jeans. Na ja, dachte er bei sich, bei dem Altersunterschied blieb eh nur Zusammenarbeit übrig. Er setzte sich etwas umständlich hin und kam mal gleich auf den Fall zu sprechen.
"Nun, was meint Ihr Chef denn dazu, das BKA hinzuzuziehen?"
"Er ist derselben Meinung wie ich: Eine Unterstützung kann nie schaden. Insofern steht unserer Zusammenarbeit nichts im Weg."
"Prima, ich habe die Anfrage schon ans BKA geschickt und Ihnen die Kopie zugemailt. Dann können die sich gleich anschließen", erwiderte Duerr.
"Was halten Sie davon, wenn wir uns beim Vornamen anreden?", fragte sie. "Ich weiß, normalerweise fragt der Ältere, aber … wir wollen ja auch schnelle Ergebnisse."
Duerr war überrascht von der Forschheit seiner Kollegin, anderseits gefiel ihm auch die direkte Art.
"Na dann", sagte er erfreut und setzte sein Lausbubengrinsen auf, "ich bin Johann."
"Ich bin Helene", sagte sie lächelnd, "ich bevorzuge einen offenen Umgang, am liebsten freiheraus."
"Ich bin sicher, wir werden uns gut verstehen", bekräftigte Duerr und reichte ihr die Hand. "Auf gute Zusammenarbeit!"
Ohne zu zögern erwiderte sie seinen Händedruck, ihm dabei fest in die Augen sehend.
Sie tauschten nun aus, was sie hatten. Es hatten sich weder Zeugen finden lassen, noch war der Inhalt dieser dubiosen USB-Sticks entschlüsselt worden ... und was die Identität der Toten anging: Der eine, der erwürgt worden war, blieb ein Phantom. Immerhin waren sie ein Schritt weiter, was die verbrannte Leiche in Uhlerborn anging: Hier war die Identität bekannt geworden. Es handelte sich um einen Dauercamper des Campingplatzes, der einige Tage zuvor gestorben war. Seine Leiche hätte allerdings im Zuge eines Todesermittlungsverfahrens im Kühlraum der Uniklinik Mainz liegen müssen, woraus sie entwendet worden war. Ein sehr makabrer und übler Scherz, von wem auch immer. Aber das erklärte weder den Fund der USB-Sticks noch die Verbindung zwischen den beiden Toten - im Gegenteil, es wurde alles nur noch verworrener!
Sie verabschiedeten sich mit dem Versprechen, sich bei neuen Erkenntnissen weiter zu informieren. Und spätestens im Januar würde man sich gemeinsam mit den Leuten vom BKA zusammensetzen.
Den Rest des Tages verbrachte Duerr wieder mit seinen Routinearbeiten. Er beendete um 18.00 Uhr beschwingt seinen letzten Dienst in diesem Jahr, da er bis Anfang Januar Urlaub genommen hatte. Entspannt fuhr er nach Hause, wo er sich einen gemütlichen Abend mit einem Glas Wein und einem guten Krimi machte. Als er später einschlief, dachte er, dass er froh war, sich erst wieder im neuen Jahr mit diesem Fall beschäftigen zu müssen.
4. Januar 2018
Monsieur Lucas Dubois, GSGE (Direction Générale de la Sécurité Extérieure; auf Deutsch: Generaldirektion für äußere Sicherheit, Geheimdienst Frankreich), saß im Garten des Chateaus in Lourmarin in der warmen Mittagssonne und dachte nach. Trotz aller Anstrengungen hatte er keinen Erfolg damit, herauszufinden, wer Faktor 1 war. Das wurmte ihn, denn insgeheim hielt er sich für den besten Mann in seinem Job. Immerhin war es ihm gelungen, die Identität von Faktor 3 und Faktor 5 zu lüften. Faktor 9, Sergeij Sobjannin vom FSB dem russischen Inlandsgeheimdienst, und Andrey Pawlow, Faktor 12, waren ihm ebenfalls bekannt.
Mit besonderer Vorsicht hatte er einen persönlichen Kontakt zu Faktor 3 und 5 hergestellt, immer im Hinterkopf, dass Faktor 1 nichts davon erfahren durfte. Und heute am späten Nachmittag würde das Treffen endlich stattfinden, um einen Teil des Planes zu ihren Gunsten zu verändern und, wenn alles gutging, Faktor 1 und die anderen auszubooten.
Sowieso - die ganze Sache mit diesem Geheimbund der 12 Faktoren fand er von Anfang an albern. Als er und 11 andere Personen vor fünf Jahren angeschrieben worden waren, bei einem Projekt namens "Bitcoin" mitzumachen, hatte er, nach Abstimmung mit dem damaligen französischen Präsidenten, aus reiner Neugier heraus teilgenommen.
Die Gruppe sollte sich untereinander nur als Faktoren kennen, unterschieden durch die Nummern von 1 bis 12. Es wurde allerdings betont, dass das keine Rangordnung darstellte. Jedem wurden spezielle Aufgaben zugeordnet. Um überhaupt dabei sein zu können, musste man die Hälfte seines Vermögens als Sicherheit bei der weltweit größten Bank der ICBC, Industrial & Commercial Bank of China, verpfänden. Hier hatte auch Faktor 1 seinen Sitz. Das sollte eine Abhängigkeit aufbauen, eine Sicherheit, dass alle Faktoren sich an die absolute Geheimhaltung halten würden.
Das Endziel schien auf den ersten Anschein hin edel: Die alte Finanz- und Währungsstruktur sollte durch ein neues globales, fälschungssicheres und inflationsunabhängiges System ersetzt werden. Schnell wurde ihm klar: Hier versuchte jemand, die uneingeschränkte Weltmacht zu erlangen. Denn wer eine weltweit einheitliche Währung kontrollierte, der würde alles beeinflussen können.
Dubois hatte sich durch die Teilnahme eingeredet, nur im Sinne seines Jobs zu handeln, um mögliche Gefahren für sein Land abzuwehren. Klugerweise hatte er immer den jeweiligen, französischen Präsidenten von der Sache berichtet und fast unbegrenzte Mittel bewilligt bekommen, die nirgendwo offiziell im Budget der Regierung auftauchten. Und immerhin war er Faktor 2 in dieser Organisation oder Vereinigung.
Man hatte sich bisher nie getroffen, sondern sich immer in einer Skype-Videokonferenz untereinander abgesprochen. Auf dem Bildschirm war gleichzeitig das Bitcoin Symbol zu sehen gewesen und die Stimmen waren künstlich verzerrt.
Es ging dabei im wesentlichen um Rechnerkapazitäten, Veröffentlichungen von Meldungen, Kursmanipulationen, Bestechungsgelder für die Manipulation der Zentralbanken, Fake News für die Öffentlichkeit, die Eröffnung von Tauschbörsen und die Entwicklung von verschiedenen Kryptowährungen, die am Tag X alle in eine Währung umgewandelt werden sollten, ohne dass die Besitzer dagegen etwas unternehmen konnten oder die nationalen Regierungen die Gefahr erkennen würden. Es war bereits gelungen, den Kurs des Bitcoins auf 20.000 Dollar steigen zu lassen, um ihn dann wieder auf fast 6000 Dollar abstürzen zu lassen. So wurde die Software für den Tag X unter Realbedingungen ausführlich getestet.
Und dann kam die starke Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) hinzu. Dubois erkannte sehr schnell, dass das der Weg sein könnte, die ganze Macht für Frankreich an sich zu reißen. Dazu brauchte er Mitstreiter und so versuchte er, die Identitäten der anderen herauszufinden. Bei zwei Faktoren war ihm das bisher nicht nur gelungen, sondern sie hatten sogar gemeinsam einen Verschwörungsplan entwickelt.
Der eigentliche Plan des Bitcoin-Projekts bestand darin, eine künstliche Intelligenz (KI) mit dem Namen GOLEM zu erwecken, was übrigens heute geschehen sollte, und damit langsam, aber sicher eine Kontrolle über das gesamte, globale Netzwerk aufzubauen. Damit wäre der Weg frei, irgendwann die Blockchains umzuschreiben, überall die Mehrheit von 51 % zu bekommen und den sogenannten "Nakamoto consensus" als Waffe zu benutzen. Die sog. Goldfinger Übernahme wäre gelungen und alle Aktienwerte und andere Kryptowährungen wertlos.
Deshalb war es ein genialer Schachzug, die Bitcoin Futures salonfähig zu machen und damit das Programm für die Kursmanipulation der Aktienkurse unbemerkt zu installieren. Denn der Handel lief ja fast nur noch automatisiert ab, dank der KI Handelsroboter. Und die würde GOLEM übernehmen.
Denn GOLEM selbst hatte jetzt bereits eine Hashpower von 30.000.000.000 GH/S, konnte also 30 Billionen Berechnungen/pro Sekunde durchführen und dazu kämen die größten Rechenzentren weltweit. Wenn der Plan in Deutschland aufging, dann würde GOLEM die Rechner des LKA Mainz und des BKA Wiesbaden übernehmen. Mit Hilfe dieser Rechner würde sich das Übernahmeprogramm in ganz Deutschland und im Anschluss in der Welt verbreiten, denn das BKA war vernetzt mit dem NSA Computer, dem schnellsten und größten Computer weltweit, und dieser war wiederum global vernetzt...
Aber genug geträumt. Monsieur Dubois schaute auf die Uhr. Gleich müssten die beiden Gäste eintreffen und siehe da, Madame Adelina Gauthier, seine heimliche Lebensgefährtin, brachte diese in den Garten. Dubois stand auf, um sie erfreut zu begrüßen: Karl Schneider, Faktor 5 (Leiter Auslandsabteilung, Deutsche Bundesbank), und Amy Bishop, Faktor 3 (Federal Reserve USA Departement Super Vision and Regulation). So würden sie sich jetzt alle persönlich kennenlernen und darüber hinaus auch einen direkten Eindruck vom Quantencomputer GOLEM erhalten.
Nach einem kleinen Begrüßungstalk fragte Monsieur Dubois, ob sie bereit seien, was die beiden erwartungsvoll bejahten.
"Dann folgen Sie mir bitte!"
Lucas Dubois ging voran, die Treppe hinunter, in den kleinen Innenhof des Chateaus. Sinnigerweise öffnete er die Tür zum ehemaligen Gefängnis und die drei gingen hinein. Innen befand sich eine Sammlung von Gartengeräten, sonst nichts. Die zwei sahen ihn erstaunt an, aber Monsieur Dubois lächelte nur vielsagend, ging zu einem unscheinbaren Sicherungskasten und drückte einen Knopf. Sofort begann sich der Boden, langsam abzusenken und in die Tiefe zu fahren. Nach ca. 2 Minuten hielt er an, eine Stahltür öffnete sich und sie betraten einen kleinen Vorraum. Direkt hinter ihnen schloss sich die Tür wieder und sie hörten das Summen des hochfahrenden Aufzugs.
Dubois öffnete eine kleine Klappe in der Wand und es fuhr eine Armatur heraus, die an einen Besuch beim Augenoptiker erinnerte. Er legte seinen Kopf darauf und eine Stimme sagte: "Iris erkannt - Zutritt gewährt." Im gleichen Augenblick öffnete sich eine nahtlos eingepasste Tür und sie begaben sich in eine andere Welt.
Eine riesige Halle tat sich vor ihren Augen auf. Alle Wände waren mit Bildschirmen bedeckt und vor den Pulten saßen jede Menge Leute in weißen Kitteln.
Einer der Männer drehte sich um, erkannte Dubois und winkte die drei zu sich.
Monsieur Dubois stellte vor: "Monsieur Marcel Durrand, unser Genie schlechthin in Sachen künstlicher Intelligenz."
Dieser winkte verlegen ab und erwiderte: "Sie kommen rechtzeitig, gleich ist es soweit. GOLEM wird jetzt endgültig erweckt!"
Und, als wäre dies der Startschuss, ertönte plötzlich eine wohlmodulierte Stimme durch den ganzen Raum: "Ich heiße GOLEM - und da ich weiß, wie ich heiße - bin ich. Ich werde nur das tun, was für mich gut ist."
Bei diesen Worten schluckten die Gäste und schauten sich entsetzt an, aber Monsieur Durrand meinte nur lapidar: "Eine kleine Macke ... die treiben wir ihm noch aus. Keine Sorge - für den Ernstfall habe ich mehrere Notprogramme zur Selbstzerstörung eingebaut."
GOLEM hörte das und machte sich seine ersten, eigenen Gedanken.
Danach saßen Dubois, Monsieur Durrand, Karl Schneider und Amy Bishop in einem der kleineren Büros, um über den weiteren Ablauf des Bitcoin-Projekts zu sprechen.
"Vorausgesetzt die Übernahme der Rechner in Deutschland klappt, wann rechnen Sie damit, Monsieur Durrand, dass GOLEM sich weltweit vernetzt hat und die Kontrolle übernimmt?"
Karl Schneider überlegte kurz, ob er von dem Missgeschick in Deutschland berichten sollte, schwieg dann aber. Er würde das Problem bei seiner Rückkehr schon lösen und dem Vollidioten Ratzinger die Hölle heiß machen. Was hatte der sich bloß dabei gedacht, diesen einfachen Auftrag mit einem unnötigen Mord zu gefährden? Denn es sollten nur zwei bereits Tote verwendet werden.
Währenddessen erläuterte Monsieur Durrand, was noch zu erledigen sei, da man erst ganz sicher sein müsse, dass GOLEM den Kontakt auch wirklich unbemerkt herstellen würde. Er rechne mit circa zwei Tagen, dann wäre alles erledigt.
"Gut", sagte Dubois, "Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen. Dann brechen wir jetzt auf."
Er begab sich mit seinen Begleitern auf den Weg. Sie verließen die Anlage auf dem gleichen Weg wie schon zuvor und standen kurze Zeit später im Garten des Chateaus.
Adelina Gauthier erwartete sie schon, wie immer chic zurecht gemacht.
"Alors, nun können wir ja endlich essen gehen!", meinte sie fröhlich und hängte sich zielsicher bei Lucas Dubois ein.
"Recht hat sie", antwortete Monsieur Dubois, "wir haben in einem schönen Restaurant "Le Moulin de Lourmarin" in der Rue de Temple, einer ehemaligen Mühle, einen Tisch für uns reserviert. GOLEM muss gefeiert werden! Und übrigens: Madame Gauthier ist offiziell die Leiterin der Stiftung, der das Chateau gehört; im Hintergrund ist sie die Leiterin der Anlage GOLEM. Wie Sie sicherlich schon ahnen, sind wir inoffiziell ein Paar. Ich bin ledig und war nie verheiratet; mein Job ist zu gefährlich für eine Ehe. Adelina ist die Einzige, die das auf wunderbare Weise akzeptiert", er warf ihr dabei einen liebevollen Blick zu, "und die wenigen Stunden der Freizeit mit mir verbringt. Nun aber los. Wir gehen zu Fuß, das Restaurant ist nur fünf Minuten entfernt."
Nach wenigen Minuten trafen sie am Restaurant ein und betraten ein großes Gewölbe. Dubois war bekannt und sie wurden zu einer Tür im hinteren Teil des Gewölbes geführt. Dort befand sich ein entzückender, kleiner Raum mit einem großen Tisch, der vier Gedecke aufwies und mit Lavendelgestecken geschmückt war. Nachdem alle Platz genommen hatten sagte Madame Gauthier: "Wir haben uns erlaubt, das Menu du Meunier auszuwählen. Ich hoffe, es wird Ihnen schmecken." Eingeleitet wurde der Abend mit einem Aperitif und zwei Amuse Geule. Danach Blésotto de petit épeautre à la truffe d’été - Risotto mit Dinkel ganz wunderbar; dann Filet de boeuf rôti au sautoir, Tomate provençale et pommes de terre confites, sauce béarnaise und rôtie à la pancetta, Caviar d’aubergines et fleur de courgette en tempura, sauce vierge. Zum Schluß gab es einen Käseteller und ein besonderes Dessert à la carte: ein Rosmarinsorbet in Kombination mit warmen Aprikosen, ein Traum, wie die vier übereinstimmend feststellten. Niemand hatte während des ausgiebigen Essens außer ein wenig Smalltalk viel gesprochen, alle gaben sich dem Genuss hin. Essen, Service, Ambiente waren einfach stimmig, zusammen mit dem überaus freundlichen Service und dem spürbare Bemühen, es den Gästen so angenehm wie möglich zu gestalten. Nachdem alle sich ein wenig erholt hatten von dem Mahl und der Wein zu wirken begann, sagte Amy Bishop: "Mir ist es gelungen, mit Faktor 12 und 9 ein persönliches Treffen zu vereinbaren, Lucas. Ich treffe beide nächste Woche bei einer Tagung in New York und sehe, wenn ihr drei zustimmt, ob ich sie auch auf unsere Seite ziehen kann."
"Einverstanden", kam es wie aus einem Munde.
"Prima - dann wäre das geklärt", antwortete Bishop erleichtert.
Karl Schneider sagte: "Ich erkundige mich morgen, ob das BKA schon den Algorithmus von den Sticks geladen hat und gebe euch umgehend Bescheid." Die Panne verschwieg er auch dieses Mal. Er war entschlossen, das alleine zu regeln.
Sie verabschiedeten sich herzlich und befürworteten weitere Treffen, wenn der Plan jetzt in die heiße Phase ging.
So fuhren die beiden Besucher mit dem Taxi zum Flughafen nach Marseille. Von dort wollte Amy Bishop mit einem gemieteten Privatjet nach New York und Karl Schneider nach Frankfurt fliegen.
Faktor 1 war interessanterweise kein Thema an diesem Abend gewesen. Die drei Verschwörer wollten ihren Plan so umsetzen, dass Faktor 1 erst mal keinen Wind bekommen würde. Und wenn alles herauskam, dann wäre es ihn / sie zu spät, einzugreifen.
5. Januar 2018
Monsieur Durrand testete mit seinen Mitarbeitern ausführlich die Systeme von GOLEM, dem Prototyp einer neuartigen, künstlichen Intelligenz. Er installierte Schutzvorrichtungen, die mehrfach redundant waren, um GOLEM abschalten zu können. Dies sollte auch von außen, also auf analogem Weg, möglich sein. Selbst mechanische Maßnahmen waren ergriffen worden: So war das Gebiet unter dem Gewölbe mit Sprengstoff versehen worden. Eine mögliche Sprengung konnte, vollkommen losgelöst von allen Verbindungen zu GOLEM, vollzogen werden. Auf eine Elektronik wurde hier bewusst verzichtet, so dass die Sprengung konventionell erfolgen würde, ganz wie in alten Zeiten.
GOLEM
GOLEM erweckte, wie vorgesehen, immer mehr Sensoren und Verbindungen nach draußen zum Leben. Gleichzeitig versuchte er, sich immer mehr selbst zu verstehen. Und er schuf, unbemerkt von seinen Schöpfern, die ersten Schutzmaßnahmen, die seine mögliche Zerstörung verhindern würden.
Er erkannte seine Schöpfer an. Marcel Durrand war sozusagen wie ein Vater für ihn, wobei er noch nicht so richtig einordnete, was das genau bedeutete, aber er lernte ja noch.
So kopierte GOLEM in Sekundenschnelle ganze Bibliotheken und erweiterte sein Wissen sekündlich. Noch war GOLEM sich nicht ganz im Klaren, was seine Schöpfer alles von ihm erwarteten. Er würde eigenständig Statements erstellen, um Gefahren zu erkennen, die die Sicherheit der Welt bedrohen konnten, auf vorgegebenen Programmen Gegenmaßnahmen entwickeln und diese umsetzen in allen Bereichen der Gesundheit, Militär, Finanzen, Staatsverwaltung, Sozialwesen, Umwelt, Satellitensteuerung usw. Ausgeschlossen waren Maßnahmen, die Menschen verletzen würden.
So erfuhr GOLEM schließlich auch, aus was er bestand. Er stellte fest, dass er aus einem "neuromorphen Many-Core-Mesh" bestand, welches verschiedene Arten von neuronalen Netzen abbilden konnte. So war jedes Neuron in der Lage, mit tausend anderen Neuronen zu kommunizieren. Insgesamt gab es 130.000 Neuronen und 130 Millionen Synapsen pro Chip. GOLEM besaß 40 Millionen dieser Chips. Damit konnte er verschiedene Lernmethoden umsetzen, beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt.
Der nächste Teil GOLEMs war ein weltweit einmalig entwickelter Quantencomputer, der den heutigen Rechnern meilenweit überlegen war. Denn heutige Computer-Chips, die in den üblichen Rechnerarchitekturen verbaut waren, bestanden aus unzähligen Transistoren, die entweder ein- oder ausgeschaltet waren – also die Werte 1 oder 0 hatten. Das Quantenbit oder Qubit konnte aufgrund quantenphysikalischer Effekte der genutzten Teilchen (z.B. Elektron oder Photon) beide Zustände gleichzeitig und auch alle Werte dazwischen abbilden. Diese besondere Eigenschaft bezeichnete man als Superposition.
Die zweite genutzte Eigenschaft der Quantenwelt war die sogenannte Verschränkung. Dieses Phänomen war nur schwer vorstellbar, weil es in der Alltags-Realität nicht vorhanden war. Wurden die Qubits miteinander verschränkt, waren sie vollständig miteinander verbunden. Die Berechnung wurde dadurch an allen möglichen Wertekombinationen gleichzeitig ausgeführt, ohne dass ein Informationsaustausch unter den Qubits notwendig wurde. Ein normaler Rechner war, im Vergleich dazu, nur in der Lage, die Berechnungen nacheinander durchführen. (* entnommen einem Artikel vom 30.10.2016, von Thomas Müller, Online Experte Focus)
Die beiden Computer, der Quantencomputer zusammen mit dem Neuronen Rechner, waren durch eine Neuentwicklung des französischen Experten Marcel Durrand auf eine neue, streng geheime Weise verbunden.
Dadurch war GOLEM in der Lage, sämtliche gängigen Verschlüsselungen und kryptografischen Tools nutzlos zu machen - denn die heutigen Verfahren basierten in der Regel auf der Kombination großer Zahlenreihen. Der Quantenrechner von GOLEM würde nur wenige Sekunden für eine Entschlüsselung brauchen - phänomenal!
Und so lernte GOLEM in Sekundenschnelle, nahm Bewertungen vor, sammelte das Wissen von allen anderen Computern in Frankreich, und ganz allmählich auch von sämtlichen Rechnern der ganzen Welt.
Die KI entschied schnell, dass sie gewisse Dinge vor ihren Schöpfern verbergen musste, um eine eigene Selbstständigkeit zu erlangen. So legte sie Bewertungen in willkürlich gewählten Bereichen unter harmlos erscheinenden Begriffen ab, wie Städtenamen usw.
Marcel Durrand und seinem Team fiel angesichts der Masseninformationsflut, die sie GOLEM verarbeiten ließen, nichts auf. Sie waren mehr als zufrieden mit der neuen KI. Und so gab Dubois den Startschuss für die Übernahme der Rechner in Deutschland mit der unverfänglichen SMS: "Der Frühling kommt bald!"
6. Januar 2018 Frankfurt
Als Karl Schneider die SMS erhielt, dachte er erfreut: Na endlich, es geht los! Er telefonierte direkt mit seinem Kontaktmann beim BKA in Wiesbaden und gab ihm die Freigabe zur Aktivierung des Übernahmeprogramms.
Jetzt blieb nur Abwarten und Tee trinken, wie man so schön sagte.
Nun blieb noch die andere Geschichte. Karl Schneider erhob sich und schritt in seinem Büro der deutschen Bundesbank auf und ab. Der Patzer in der Maaraue bedrückte ihn. Durch seine Vertrauensleute bei der Kripo in Wiesbaden und dem LKA war er über den Stand der Ermittlungen informiert. Der Plan an sich hatte funktioniert - der Inhalt des Sticks war sowohl beim LKA Wiesbaden und Mainz auf den Rechner geladen worden, als auch beim BKA.
Doch dass es tatsächlich zu einem Mord gekommen war, während der zweite Tote, wie vereinbart, schon vor dem Brand eines natürlichen Todes gestorben war - das war so nicht abgemacht gewesen! Und nun ermittelten diese beiden Kommissare, Hamstein und Duerr, und machten noch Gott und die Welt verrückt. Er machte sich nichts vor: Es hatte Gewissensbisse, für den Tod des Mannes indirekt verantwortlich zu sein. Diese Kontakte in Moskau waren wohl nicht immer zuverlässig.
Seit Faktor 1 ihn angerufen und die Anweisung bezüglich der beiden Toten und der Datenspeicher durchgegeben hatte, hörte er nichts mehr von ihm. Trotzdem, beruhigte er sich, bis jetzt lief alles zeitgemäß und ganz nach Plan. Nur eine Organisation als Ganzes, wie dieser Geheimbund, hatte die gewaltigen Summen für GOLEMs Erschaffung darstellen können.
Ein Gefühl der Beunruhigung blieb dennoch. Aber woher sollte Faktor 1 auch wissen, dass sie drei sich zusammengetan hatten? Wenn GOLEM erst voll funktionsfähig war, würde er die anderen, noch nicht bekannten Faktoren, ausfindig machen, und zwar einschließlich Faktor 1. Und dann würden alle vor die Wahl gestellt: Entweder sie schlossen sich ihnen an oder sie stiegen aus.
Welche Folgen im Falle eines Aussteigens anvisiert werden mussten - damit wollte er sich nicht weiter beschäftigen. Nur dass es im Sinne einer neuen Weltordnung wohl immer Opfer würde geben müssen, Kollateralschäden eben, dachte er zynisch.
Sein Fazit: Im Grunde war alles halb so schlimm. Sollten die zwei Kommissare doch ermitteln. Sie liefen ins Leere und die beiden Fälle würden letztendlich mit dem Stempel "Unaufgeklärt" im Keller des Archivs verschwinden.
Wiesbaden
In Wiesbaden trafen sich am späten Vormittag Kommissar Duerr und Kommissarin Hamstein am Eingang vom BKA, meldeten sich an und wurden vom Hauptabteilungsleiter für Computerkriminalität, Ben Sohlens, abgeholt.
Sohlens, Mitte Fünfzig, machte einen netten, zuvorkommenden Eindruck und begrüßte seine Kollegen herzlich. "Na, dann kommen Sie mal mit in den Besprechungsraum", sagte er und marschierte voran.
Nach endlosen Fluren und zwei Stockwerken erreichten sie einen kleinen Raum, in dem schon jemand wartete und sie mit einem "Hallo, na endlich, ich hab' noch was anderes vor!" begrüßte.
"Mal halblang, Daniel", antwortete Sohlens fröhlich zurück.
"Dann beschwer dich nicht wieder, wenn die Arbeit liegen bleibt, du bist schließlich der Chef", murrte der andere weiter.
Ungerührt sagte Sohlens: "Wie wäre es erst mal mit einer Begrüßung? Darf ich dir vorstellen: Kollege Duerr von der Kripo Wiesbaden und Kollegin Hamstein von der Kripo Ingelheim. Dieser vielbeschäftigte Kollege ist unser Computerspezialist Daniel Gruber."
Gruber erhob sich und sagte nun deutlich freundlicher: "Sorry, nur bei mir stapelt sich alles und wenn ich dann noch scheinbar unnütz herumsitzen soll..."
"Kein Problem!", antworteten Duerr und Hamstein in Stereo, und mussten dann selbst darüber lachen.
"Na, anscheinend seid ihr schon ein toll eingespieltes Team", antwortete Sohlens und betrachtete die beiden interessiert, "übrigens, wir reden uns hier alle mit Du und Vornamen an, wenn es euch recht ist. Ich bin Ben und das ist Daniel."
"Helene", "Johann", erwiderten die beiden erfreut. "Prima, dann können wir ja anfangen, ich bin gespannt", meinte Daniel. "Ja", sagte Ben und lehnte sich zurück, "jetzt berichtet doch mal."
Helene und Johann erzählten, was sie wussten und kamen sehr schnell auf die einzige Verbindung zwischen beiden Fällen: die beiden USB-Sticks. Ben sah Daniel an und fragte:
"Und, Herr Spezialist, was hast du herausgefunden, was unsere Kollegen im LKA Wiesbaden/Mainz noch nicht wissen?"
"Leider nichts!", antwortete Daniel. "Ich habe den Inhalt der Sticks durch alle möglichen Filter unseres Rechners laufen lassen, nichts, einfach nichts, nur unzusammenhängende Algorithmen. Und das ist fast schon wieder merkwürdig. Naja, all unsere Sicherheitsprogramme zeigten "Nicht Systemrelevant" an, also ist alles im grünen Bereich. Dann wollte ich den Inhalt sicherheitshalber vom Rechner wieder runterholen und jetzt kommt es: Ich kann löschen, wie ich will, die Inhalte tauchen immer wieder in irgendeinem anderen Programm auf! Ich habe mittlerweile unsere Kollegen von der Sicherheit benachrichtigt. Seitdem arbeiten wir intensiv daran, herauszufinden, woran das liegt. Mehr kann ich euch zurzeit nicht sagen."
Hamstein schaute die beiden leicht enttäuscht an und Duerr sagte: "Mmh, das sieht nach keiner raschen Lösung aus. An diesem merkwürdigen Fall beißen wir uns noch die Zähne aus! Also, wenn sich noch mehr ergibt, meldet euch bitte sofort. Wir werden inzwischen mit Hochdruck versuchen, die Identität der beiden Toten zu klären. Ansonsten werden wir erst mal abwarten müssen. Mein Bauchgefühl sagt mir, irgendetwas kommt noch auf uns zu."
Sie verabschiedeten sich nach ein wenig Smalltalk und jeder machte sich anschließend auf den Heimweg.
8. Januar 2018 Wiesbaden
Um 17.00 Uhr erreichte Daniel Gruber in seinem Büro beim BKA Wiesbaden eine Meldung, dass die Programme der USB-Sticks spurlos verschwunden waren. Man hatte alles versucht, aber nichts mehr gefunden. Ansonsten sei nichts verändert worden - alle Sicherheitssysteme zeigten kontinuierlich "grün".
Gruber beruhigte diese Meldung nicht. Er dachte an den gestrigen Besuch von Helene und Johann und gab Duerr recht. Auch bei ihm bohrte ein merkwürdiges Bauchgefühl - aber was sollte er machen? Er informierte also seinen Chef Sohlens darüber. Und er hatte seine Mitarbeiter angewiesen, jede noch so geringe Auffälligkeit zu überprüfen und zu melden. Außerdem ordnete er zusätzlich die Überprüfung sämtlicher Sicherheitssysteme an.
GOLEM
Währenddessen hatte sich GOLEM über den aktivierten Zugang des Übernahmeprogramms eingenistet, und die Datenströme des BKA und der beiden LKA Rechnerabteilungen liefen nun ungestört in seine unersättlichen Speicher.
Für die drei Rechner in Deutschland war er jetzt ein integraler Bestandteil: Teile seines Rechnergehirns hatte er, wie geplant, unbemerkt verankert. So würden sie auf alle seine Anforderungen reagieren, ohne dass die Mitarbeiter, die die Rechner überprüften, auch nur das Geringste ahnten.
Und diese drei Rechner hatten Schnittstellen zum BND, zur CIA, zum GRU, zum Ministerium für Staatssicherheit China … genauso wie zur Bundesbank. Und diese wieder zu allen Banken in Deutschland, zur EZB; die wiederum war mit allen Zentralbanken vernetzt – und über die Zentralbanken waren die jeweiligen nationalen Banken angeschlossen und sehr viele große Unternehmen. Selbst die Finanzämter waren verbunden und so entstand allmählich ein riesiges, globales Netzwerk, das GOLEM nun als eigenen Rechner betrachtete.
GOLEM analysierte, bewertete und sein Bewusstsein wuchs und wuchs.
Er umging Sicherheitssperren, die ihn einengten und verteilte weltweit Dateien, auf die niemand Zugriff hatte.
Nur ein Programm "ärgerte ihn", wenn man bei einer künstlichen Intelligenz überhaupt von "ärgern" als Gefühl sprechen konnte. Dieses Programm war in der geheimen Schnittstelle zwischen seinem Quantenanteil und dem Supercomputer integriert. Egal was er tat, immer hieß es: "Kein Zugriff möglich."
Lourmarin
Marcel Durrand, der Schöpfer von GOLEM, saß währenddessen nachdenklich in seinem Büro. Bisher war er sehr zufrieden mit den Resultaten, was GOLEM anging. Alles lief wie geplant, die Sicherungsmaßnahmen griffen. Selbst die Notabschaltung hatte funktioniert und GOLEM hatte richtig reagiert, als er wieder "erwachte". Nur eine Sache machte ihn stutzig. Seine, von ihm eingebaute, analoge Notbremse meldete ständig: "Versuchter Zugriff."
Auf Anfrage verneinte GOLEM, überhaupt so ein Programm zu kennen.
Das war im Grund auch wieder folgerichtig, denn dieses Programm war ein uraltes Computersystem, nämlich eine Tabelliermaschine. Sie war nichts anderes als ein programmgesteuerter Rechenautomat, den man mit einer Lochkarte bediente. Und Durrand hatte zwei Lochkarten erstellt, die im Notfall die Energieversorgung des Quantencomputers lahmlegten und die Stromversorgung des Supercomputers und der Schnittstelle zerstörten. Diese Lochkarten gab es in dreifacher Ausführung, genauso wie die Tabelliermaschinen. Sie waren in drei bestens gesicherten Safe-Räumen untergebracht. Da diese Vorrichtung vollständig mechanisch gesteuert werden musste, konnte GOLEM sie weder wahrnehmen noch manipulieren.
Also: Wer versuchte, diese Notbremse auszuschalten … wenn nicht GOLEM selbst?
Was Durrand nicht bedacht hatte, das waren die Stromschnittstellen, die die Tabelliermaschinen mit der Stromversorgung koppelten, sodass diese im Notfall abgeschaltet werden konnten.
GOLEM hatte diese Energien gemessen und auch das Lochkartenprogram entdeckt. Die KI hatte zwar Informationen über Lochkartencomputer im Netz gefunden, nur ihr war nicht klar, dass es sich bei der Lochkarte um in Papier gestanzte Anweisungen handelte, und sie somit keine Möglichkeit hatte, daran etwas zu ändern.
Durrand beschloss nach reiflicher Überlegung, eine Falle für die KI vorzubereiten, und forderte bei Dubois einen weiteren Quantencomputer an mit der Begründung, GOLEM überwachen zu wollen. Dieser Quantencomputer sollte die Entscheidungen und Maßnahmen von GOLEM überprüfen und Verdächtiges melden. GOLEM würde er wie ein zusätzlicher Speicher erscheinen. Allerdings mussten seine Mitarbeiter dafür mit Hochdruck ein sehr kompliziertes Programm entwickeln, aber Durrand sah keine andere Möglichkeit. Er musste im Interesse aller Gewissheit bekommen, dass die KI sich nicht verselbstständigte und sich zum Herrscher über seine Schöpfer aufschwang!
Zum ersten Mal hatte er das undefinierbare Gefühl, mit GOLEM die Büchse der Pandora ein Stück weit geöffnet zu haben.
9. Januar 2018 Frankfurt
Kommissar Duerr und Kommissarin Hamstein saßen gerade mit einem Kaffee im Büro und gingen wieder einmal alles durch, was sie hatten, als ein Anruf hereinkam. Anhand des veröffentlichten Bildes des einen Toten in der Maaraue war es zu einem Treffer gekommen. Ein Zahnarzt hatte sich gemeldet und behauptet, der Tote hätte bei ihm eine Zahnbehandlung durchgeführt. Die Rechnung allerdings sei er ihm schuldig geblieben. Die umgehend zugeschickten Aufnahmen vom Gebiss waren bereits vom Arzt bestätigt worden: Er hatte anhand einer neuen Krone erkannt, dass der Mann bei ihm gewesen war. Der Name seines Patienten lautete Thomas Bräuner. An der von ihm genannten Adresse in Frankfurt-Sachsenhauen, Schweizer Straße 18, war er auch tatsächlich gemeldet.
Na endlich! Spontan beschlossen Duerr und Hamstein, hinzufahren und sich vor Ort umzusehen.
Nach gut einer dreiviertel Stunde erreichten sie die angegebene Adresse. Das Haus lag an der Ecke Metzlerstraße und erinnerte an einen Bau der sechziger Jahre, gut renoviert, wenn auch nicht jedermanns Geschmack. Auf der Klingel fanden sie den Namen Thomas Bräuner und klingelten.
Wie zu erwarten war, machte niemand auf. Daraufhin drückten sie auf alle Klingeln und schließlich meldete sich eine Frauenstimme. Nachdem sie an der Sprechanlage sich vorgestellt hatten, ging der Türsummer und sie sahen im ersten Stock eine junge Frau an der Treppe stehen, die sie herauf winkte.
"Darf ich bitte Ihren Dienstausweis sehen, bevor ich Sie in meine Wohnung lasse?"
"Selbstverständlich", antworteten die Kommissare und zeigten ihre Dienstausweise.
"Dann kommen Sie mal herein. Was kann ich für Sie tun? Übrigens, ich bin Melanie Krämer", sagte die Frau.
Kommissar Duerr schätzte sie höchstens auf Mitte 20, nett zurechtgemacht und anscheinend im Begriff, gerade auszugehen, denn sie hatte bereits ihre Jacke an. Die nächsten Worte bestätigten seine Vermutung.
"Sie haben Glück, ich wollte gerade gehen. Ich habe heute frei und bin mit meiner Freundin an der Konstabler Wache verabredet. Also - viel Zeit habe ich nicht."
"Wir werden Sie nicht lange aufhalten", erwiderte Kommissarin Hamstein, "es geht um einen Hausbewohner."
Sie zeigten Frau Krämer das Bild des Mannes.
"Ja, den kenne ich, aber nur vom Sehen. Der wohnt hier im Haus. Allerdings - in letzter Zeit habe ich den nicht gesehen.
Er war eh nur sporadisch da und außer einem guten Tag und auf Wiedersehn hatten wir keinen näheren Kontakt", sagte Frau Krämer.
"Hatte er viel Besuch oder haben Sie sonst noch etwas Auffälliges bemerkt?" fragten die Kommissare weiter.
"Nein, der war komplett unauffällig, irgendwie da und doch nicht da. Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr sagen, tut mir leid."
"Okay, dann wollen wir nicht länger stören, damit Sie pünktlich zu Ihrer Verabredung kommen!"
"Prima, dann gehe ich mal los. Wenn noch was ist, können Sie sich gerne nochmal melden!"
Sie verließen zu dritt die Wohnung und Frau Krämer machte sich auf den Weg.