ALAN DEAN FOSTER
DIE REISE ZUR STADT DER TOTEN
Roman
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Widmung
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
Zum Verfasser
Anhang
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Querschnitt des Barshajagad-Canyon auf dem Breitengrad von Turput City, etwa 3000 km canyonaufwärts vom Delta-Hafen Losithi
Querschnitt des Barshajagad-Canyon bei Topapasirut
Für Daniel mit aller Liebe,
für später, wenn er älter wird
und anfängt zu reisen …
Da der Eindringling schon halb tot war, verzichteten sie darauf, die Garde zu rufen. Aber sie waren sehr beunruhigt.
Zornig über den unerhörten Bruch des Protokolls murmelnd, sahen die Mitglieder der Zanur auf ihren Führer, damit der ihnen Weisungen geben möge; aber Najoke de-me-Halmur hielt Frieden. Es war Sache des Eindringlings, sich zu erklären, und zwar schnell. Die Hände schwebten immer noch dicht an den Messern in ihren Scheiden, obwohl langsam klar wurde, dass es sich nicht um den Versuch eines Meuchelmordes handelte – der Eindringling war zu geschwächt, um irgend jemand anderem als sich selbst gefährlich werden zu können. Und so bewegte Najoke weder Hände noch Lippen. Als die anderen Angehörigen der Zanur das sahen, beruhigten sie sich.
Zwei heruntergekommene Bedienstete waren um den Eindringling bemüht und voll damit beschäftigt, ihn auf den Beinen zu halten. Er war völlig kahl, wie es seinem Alter zukam; aber der Zustand seines Körpers war ganz offenkundig nicht nur seinem Alter zuzuschreiben – da mussten in letzter Zeit noch andere Kräfte am Werk gewesen sein. Selbst seine Augenbewegungen ließen erkennen, dass er Schmerzen hatte, und er atmete, als wäre er eine lange Strecke gelaufen, obwohl zwei jüngere Mai ihn stützten.
Einige der ungeduldigeren Angehörigen der Zanur drängten auf den Fremden zu. Aber de-me-Halmur hielt sie mit einer leichten Bewegung seiner schmalen, sechsfingerigen Hand zurück. »Geduld, meine Freunde! Lasst uns hören, was dieser Verletzer der Etikette zu sagen hat. Zeit für Vergeltung ist auch noch nachher. Wir sind keine Richter.«
Die Worte des Führers schienen die Aufmerksamkeit des Besuchers zu wecken. Er löste sich aus den helfenden Händen seiner Bediensteten, so wie er weiterhin bemüht war, die zugreifende Hand des Todes von sich zu schieben. Obwohl er immer noch unsicher war und zitterte, stand er jetzt aufrecht da. »Geschätzte Mitglieder der Zanur, ich bitte um Nachsicht, dass ich in Staatsgeschäfte eingedrungen bin. Wenn man nicht mehr viel Zeit hat, hat man überhaupt keine Zeit für das Protokoll. Ich habe euch viel zu sagen.«
De-Yarawut erhob sich und wies mit der Hand auf den Fremden, wobei er die haarlosen Brauen zusammenzog. »Ich kenne dich. Du wohnst in meinem Distrikt.«
Der ältliche Fremde versuchte sich zur Seite zu verbeugen, wie es die Etikette verlangte, aber das strengte ihn so an, dass er dabei fast umgesunken wäre. Seine Bediensteten beeilten sich, ihm zu helfen, aber er winkte ab.
»Dass du dich erinnerst, schmeichelt mir, Zanural de-Yarawut. Ich bin Bril de-Panltatol, ein bescheidener Händler, der flussaufwärts arbeitet.« Das Drama, das das Eindringen des Alten bedeutet hatte, und sein unverzeihbarer Bruch der Tradition – beides begann zu verblassen. Und er war bekannt; also keine Überraschung.
Legenden verkünden, wie falsch solche Gedanken sind.
»Deine Unterbrechung ist unentschuldbar, de-Panltatol«, sagte de-me-Halmur. »Du kennst die Strafen.«
»Ich bitte um äußerste Nachsicht, Moyt, aber wie ich sagte und du sehen kannst, bleibt mir nur wenig Zeit.«
De-me-Halmur war nicht Herrscher eines großen Staates geworden, ohne gelegentlich ostentativ Mitgefühl zu zeigen. »Du musst reichlich bestochen haben, um Zugang zu erlangen, Alter. Dafür muss man dich bewundern. Sag das, weshalb du gekommen bist.«
»Ihr edlen Mitglieder der Zanur, den größten Teil meines Lebens war ich ein Händler feiner Hölzer und Metalle und trieb meine Geschäfte zwischen unserer großen Stadt Po Rabi und flussaufwärts. In Hai, sogar bis hinauf nach Kekkalong trieb ich Geschäfte.« Kekkalong lag sehr weit flussaufwärts, und viele der Zanurals waren nie über die Grenzen der Stadt hinausgekommen. Voll Respekt lauschten sie dem Weitgereisten.
»Ich bin ein guter Bürger und arbeite hart für meine Stadt. Also höre ich auf jedes Gerücht und jede Geschichte, die eine Gelegenheit verspricht, meinen Wohlstand zu mehren.«
»So wie wir alle«, meinte Zanural de-Parinti. »Fahr fort!«
»Unter den vielen Geschichten, die man flussaufwärts erzählt, gibt es jene, die von einem toten Ort sprechen, wo Geister und Gespenster und Dämonen ohne Zahl hausen und dort einen Reichtum behüten, wie ihn alle Buchhalter aller Stadtstaaten, die den Groalamasan selbst umringen, auch in tausend Leben nicht zählen könnten.«
»Sicher eine wunderbare Geschichte«, rief einer der Zanural. »Auch ich habe solche Geschichten gehört.«
»Es ist wohlbekannt«, fuhr de-Panltatol fort, »dass solche Geschichten immer eindrucksvoller werden, je näher man ihrem Ursprung kommt – oder sie verstummen völlig.
Die Geschichte, von der ich spreche, wird in hundert Städten und Dörfern des Nordens immer wieder erzählt. Seit mehr als fünfzig Jahren habe ich ihr schon gelauscht. So fasste ich schließlich den Entschluss, sie bis zu dem letzten, der sie erzählte, zurückzuverfolgen. Statt dessen zog sie mich immer weiter, lockte mich weiter nach Norden; manchmal roch die Geschichte nach Wahrheit, häufiger nach den Verbrämungen einzelner Dörfer – aber ganz habe ich sie nie aus dem Auge verloren.
Ich zog weiter, als Landkarten und Handelswege führen, immer weiter den Barshajagad hinauf, folgte dem Strom Skar und verließ ihn an manchen Orten, um Seitentäler zu erkunden. Und dann schritt ich – ich, Bril de-Panltatol – selbst auf der gefrorenen Fläche des Guntali!«
Jetzt übertönte ein kaum verhohlenes Lachen die geflüsterten Bemerkungen. Das Guntali-Plateau, wo alle großen Flüsse der Welt ihren Ursprung hatten, die sich in den einen großen Ozean Groalamasan ergossen, war so hoch und kalt, und die Luft war dort so dünn, dass kein Mai auf ihm reisen konnte. Und doch behauptete der alte verrunzelte Händler ebendies getan zu haben.
Ebenso wie seine Händlerkollegen und Zanural, hielt de-me-Halmur das für unmöglich, lachte aber nicht. Er war nicht Moyt von Po Rabi geworden, indem er ohne gründliche Untersuchung Absurditäten von sich gewiesen hatte.
»Soll dieser doch fortfahren, sich als ein Narr zu erweisen. Wir wollen kein Urteil über ihn fällen, bis er seine Geschichte beendet hat.«
»Selbst über den fernen Hochac hinaus zog ich«, sagte de-Panltatol, dessen Atem jetzt schwerer ging, »und meine Reise fing erst an. Ich verlor Bedienstete und Begleiter, bis ich mich gezwungen sah, allein zu reisen, weil niemand in meiner Gesellschaft weiterziehen wollte. Alle hielten mich für wahnsinnig, müsst ihr wissen. Viele Male wäre ich beinahe zugrunde gegangen. Doch die Gerüchte und der Fluss zogen mich weiter.«
»Weiter wohin?«, schnaubte ein anderer Zanural spöttisch.
Der Alte warf einen Blick zur Seite und schien aus dem Spott neue Kraft zu ziehen. »An den Ursprung all der Geschichten und Lieder. Ins Land der Toten. In den Teil der Welt, wo Dämonen und Ungeheuer hausen. Auf den Gipfel der Welt, ihr edlen Zanural.«
Diesmal war das Gelächter nicht mehr zurückzuhalten; doch das schien dem alten Händler nichts auszumachen.
»Ich fand die Stadt der Toten. Ich, Bril de-Panltatol! Und ich habe ein Stück von ihr mitgebracht.« Er runzelte die Stirn, und sein Atem rasselte kläglich. »Ich kann mich sehr gut an die Zeit erinnern. Mein Geist war von alldem, was ich erlitten hatte, schon abgestumpft. Ich weiß selbst nicht, wie ich es schaffte, am Leben zu bleiben. Aber ich zwang mich, wieder ein Boot zu bauen. Ich glaube, ich habe viele Boote gebaut. Es fällt schwer, mich daran zu erinnern. Das, was ich brachte, verbarg ich unter einem Ballen Salpfellen und habe es den ganzen Weg flussherunter gebracht, bis in meine Heimat, nach Po Rabi.«
De-me-Halmurs schwarze Augen flackerten. »Eine höchst interessante und unterhaltsame Geschichte, de-Panltatol. Aber solche Geschichten von Dämonenstädten sind immer unterhaltend. Ich hoffe, du bist ein besserer Händler, als du ein Geschichtenerzähler bist.« Höfliches Lachen der anderen Mitglieder des Zanur schloss sich an.
»Und deshalb hast du unsere Konferenz unterbrochen?«, erregte sich ein anderer Zanural zornig. »Wenn das alles ist, so kann ich dir versprechen, dass dein Alter dich auch nicht retten wird.«
»Ich kann dem, was ich euch erzählt habe, nur eines hinzufügen«, sagte der Händler erschöpft. »Dafür habe ich meinen Geist und meinen Körper ruiniert, so dass es jetzt nur noch wenig gibt, womit ihr mir drohen könnt. Mein Triumph wird nur von kurzer Dauer sein, und ich werde den Sitz in der Zanur nicht kaufen können, nach dem ich mich gesehnt habe.« Einige der Zanural murmelten beleidigt – am lautesten diejenigen, deren Vermögen die kleinsten waren. »So will ich euch meine Geschichte hinterlassen und mit ihr jenes Ding, und dann sollt ihr darüber bestimmen, Zanural der Stadt, ob man mich für würdig gehalten hätte und von hinreichendem Wohlstand, um unter euch zu sitzen.« Er drehte sich um und blies auf einer kleinen Knochenpfeife, die an einer Schnur um seinen Hals hing.
Ein Dutzend Arbeiter kamen in zwei Sechserreihen herein. Sie hielten Taue, an denen ein niedriger Karren befestigt war. Das Lachen wich der Neugierde und der Verwirrung unter den Mitgliedern der Zanur. Der Karren hatte sechs Achsen und fette, gummihafte Räder aus dem eingedickten Saft des Arerbaumes.
Von seinem Platz am Kopfende des langen Ratstisches aus sah de-me-Halmur den Berg feiner, grauer Salppelze, die auf dem Karren aufgetürmt waren. Sie waren wertvoll, aber nicht in ungewöhnlichem Maße. Ganz sicher waren sie nicht schwer genug, um einen Sechsachser und zwölf starke Mai zu erfordern, um die Last zu ziehen. Dabei konnte er sehen, wie ihre Muskeln sich gegen etwas Schweres spannten, das verborgen blieb. Er erhob sich unwillkürlich, um besser sehen zu können.
Die Arbeiter blieben stehen und traten zur Seite. Mit Hilfe seiner Bediensteten taumelte Panltatol zu dem Karren. Jede Hilfe abweisend, zog er mit zitternden Händen die Felle herunter. Sie waren zusammengenäht, und so konnte er sie alle auf einmal wegziehen.
Auf dem Karren war tatsächlich etwas, wie de-me-Halmur geargwöhnt hatte. Aber als er es dann sah, war er sprachlos – eine einzige Metallstange ruhte auf der hölzernen Brücke. Irgendeine unbekannte Kraft hatte sie verbogen und verdreht, und sie war so dick wie der Körperumfang eines kräftigen Mai. Aber diese Beobachtung war ohne Belang. Die Zanural interessierte die Zusammensetzung der Stange viel mehr als ihre Form.
Man hatte sie nicht poliert, und sie zeigte lange Kratzer und tiefeingegrabene Löcher, was darauf hindeutete, dass sie starken Chemikalien und Energien ausgesetzt gewesen war. Doch ihre Farbe war vertraut.
»Ich habe den Ort der Toten nicht tatsächlich betreten.« Panltatols Stimme begann schwächer zu werden. »Ich war ihm aber nahe, sehr nahe, als ein Wetter, das so schrecklich war, dass man es sich nur in Träumen vorstellen kann, mich schließlich zur Umkehr zwang. Dieses Relikt fand ich am Ufer des Skar, wohin der Fluss es gespült hatte. Dies alleine konnte ich mit mir zurückbringen. Zanural von Po Rabi, dies ist mein Vermächtnis.«
Ihre Würde vergessend und das Protokoll in den Wind schlagend, verließen sie ihre Plätze, um die massive Metallstange zu untersuchen. Empfindliche, sechsfingrige Hände liebkosten die glatte, graue Substanz. Der stumpfe, silberne Schein war eine Eigenschaft des Metalls selbst.
Es sah aus wie Sunit. Es hatte die Farbe von Sunit. Es fühlte sich an wie Sunit. Als drei der Zanural aus dem nördlichen Po Rabi versuchten, die Stange aufzuheben, und dazu nicht imstande waren, waren sie überzeugt, dass es Sunit war.
De-Changrit, dessen Macht in der Zanur nur von der de-me-Halmur selbst übertroffen wurde, zog einen kleinen Barren aus dem Geldgurt, der seine Hüfte umgab. Es war ein Serl, die größte Münze, die irgendeiner der Stadtstaaten an den Ufern des Groalamasan-Ozeans prägte, aus der Münze des mächtigen Chienba. Er legte den Serl in eine der Vertiefungen der Stange und versuchte im Kopf den Wert der verkrümmten Masse zu berechnen. Er war ein hervorragender Geschäftsmai, und seine Schätzung kam der Wirklichkeit sehr nahe.
»Einige Millionen«, verkündete er laut. »Mindestens.« Einige seiner Kollegen, die bereits selbst Berechnungen angestellt hatten, nickten zustimmend.
De-Panltatol setzte sich plötzlich auf den Rand des Karrens und lehnte sich gegen die Stange. Er strich mit einer Hand sachte über das kalte Metall, liebkosend, als wäre es eine Frau, die sich auf seiner Liege zurücklehnte. Und kein Mai unter den Zanur fühlte nicht dieselbe Liebe für jene Stange. Sie repräsentierte ein großes, kompaktes Vermögen.
Als die erregten Gespräche und das Murmeln schließlich verstummten, war es Changrit, der die Frage stellte, die alle beschäftigte. »Ist dort noch mehr davon?«
Sein Ton war jetzt voll Respekt, nicht mehr sarkastisch oder anklagend. So gerechtfertigt, schien Panltatol aus unbekannter Quelle Kraft zu schöpfen. Sie hatten aufgehört, ihn zu verlachen.
»Geehrte Herren, ich weiß es nicht. Ich habe nur dieses eine Stück gefunden, das an ein felsiges, wildes Ufer gespült worden war. Aber die Gerüchte, die mich an den Gipfel der Welt trieben, sprachen immer davon, dass in der Stadt der Toten davon noch mehr sei.«
Die Zanural machten viele Zeichen, denn sie waren ebenso abergläubisch wie das gemeine Volk. Ihr Alltagsleben wurde von vielen Ritualen unterbrochen, die dazu bestimmt waren, unfreundliche Gottheiten und Geister abzuwehren, wo doch alle Mai wussten, dass die die Angelegenheiten eines jeden einzelnen von der Geburt bis zum Tode beherrschten. Hinten im Saal warf ein Bediensteter mit vor Staunen geweiteten Augen hastig Weihrauch auf eine Pfanne, für den Fall, dass die heute anwesenden Geister besonders große Nasen haben sollten. Sofort füllte sich der Saal mit süßem Duft.
»Es gibt keine Stadt der Toten«, meinte einer der Zanural zögernd. »Das ist kein wirklicher Ort.«
De-me-Halmur machte eine lebhafte Handbewegung.
»Ein derartiges Stück massiven Sunits gibt es ebenfalls nicht, und doch haben wir es hier vor uns.«
»Mehr«, murmelte Panltatol. »Mehr in der Stadt der Toten.«
»Wie viel mehr?«, fragte Changrit mit wachsender Habgier.
»Es heißt … die Gerüchte sagen … die Stadt selbst sei aus Sunit gebaut.« Totenstille folgte seiner Erklärung. »Es tut mir leid, dass ich nicht weiterging.« Jetzt huschte ein dünnes Lächeln über sein verwittertes Gesicht. Sein rechter Arm lag wie braunes Tuch auf dem kalten Metall. »Ich bin so müde, geehrte Zanural. Ich muss eine Weile ruhen.«
»Warte!« Changrit trat hastig auf ihn zu. Mit seinen Armen stützte er den Alten und bekundete damit die Hochachtung, die alle plötzlich für Panltatol empfanden. »Wie finden wir die Stadt der Toten? Wie könnten wir deine Reiseroute zurückverfolgen?«
»Aber wisst ihr das nicht?«, flüsterte Panltatol. »Es gibt keine Stadt der Toten. Man kann die Reise nicht machen. Aber ich habe sie gemacht. Ich, Bril de-Panltatol, ging, wohin es unmöglich ist zu gehen. Aber ihr könnt mir nicht folgen, keiner von euch.« Voll Vehemenz sagte er das und richtete sich plötzlich ohne Hilfe auf. »Ihr könnt mir nicht folgen, weil nur ein Wahnsinniger eine solche Reise machen konnte. Seht, ich bin verrückt, und ihr seid es nicht.« Ein plötzlicher Gedanke ließ ihn verwirrt um sich blicken.
»Sehr müde.« Er lehnte sich wieder gegen Changrit und schloss die Augen. Er sollte sie nie wieder öffnen.
Changrit ließ den schmächtigen Körper vorsichtig sinken. »Ein echter Mai. Er hat alles geopfert, in der Hoffnung, sein Schicksal zu verbessern. Ich ehre ihn.«
»Wir alle ehren ihn«, sagte de-me-Halmur, »so, wie wir die Erinnerung an ihn ehren werden.«
»Und was ist mit dem Sunit?« Die Stimme des Zanural, der das aussprach, was alle anderen dachten, ließ Gier erkennen. Alle Augen ruhten auf dem Metall.
»Ihr kennt das Gesetz«, sagte de-me-Halmur streng, wenn auch etwas widerstrebend. »Ich begehre es ebenso wie jeder von euch. Aber es geht an seine Familie und seine Angestellten.« Er machte ein schutzheischendes Zeichen für den Fall, dass bestimmte Geister lauschten. »Das Gesetz ist klar.«
Zanural de-Peyetmy war den Tränen nahe. »Könnten wir das Gesetz nicht ein wenig … äh … beugen?«
»Ich habe einen Eid abgelegt, es zu schützen und zu bewahren, und das werde ich tun. Jene, die das Gesetz beugen wollen, werden am Ende von ihm erwürgt.« Rings um den Tisch war zustimmendes Murmeln zu hören.
»Da ist natürlich noch die Sache mit einer Todessteuer«, fuhr de-me-Halmur fort. Einige lächelten. »Und dann noch die Tatsache, dass de-Panltatol diese Reise ohne entsprechende Genehmigung unternommen hat. Und dann müssen wir uns auch noch mit seinem ungebührlichen Eindringen in den Zanur-Saal auseinandersetzen.« Er studierte die Stange. »Ich würde sagen, dass vielleicht die Hälfte in die Schatzkammer der Stadt kommen sollte.«
»Da bleibt immer noch ein hübsches Vermögen übrig.« Changrit hatte seinen Platz zur Linken von de-me-Halmur wieder eingenommen. »Keine Familie könnte enttäuscht sein, wenn sie eine solche Erbschaft macht. Jetzt, wo dem Gesetz Genüge getan ist – wie wollen wir uns in Bezug auf diese bemerkenswerte Geschichte verhalten?«
»Eine großartige Reise«, verkündete einer der anderen Zanural pompös. »Eine, die einen dauernden Platz in unserem Gedächtnis und unseren Liedern erhalten sollte. Ich selbst werde einen Liederzyklus in Auftrag geben, damit man sie nie vergessen mag.«
»Eine großzügige Geste«, pflichtete de-me-Halmur bei, der dem Zanural für seine Unterstützung dankbar war. Sein Vorschlag bedeutete, dass de-me-Halmur nicht für ein entsprechendes Denkmal würde bezahlen müssen. Andere Zanural ärgerten sich, dass sie nicht selbst daran gedacht hatten, eine geschickte politische Geste zu machen.
»Und wer meldet sich jetzt freiwillig, um mitzuhelfen, eine neue Expedition auszustatten, die zum Gipfel der Welt reisen soll, um diese sagenhafte Stadt der Toten zu suchen?«
Plötzlich hatte jedes Ratsmitglied das Bedürfnis, in seinen Sitz zu versinken. Einer, der etwas mutiger war als die anderen, sagte scharf: »Ich würde für alles Sunit auf Tslamaina nicht weiter als tausend Legats flussaufwärts reisen.«
»Ich auch nicht«, gab de-me-Halmur ihm recht. »De-Panltatol hatte ganz recht. Keiner von uns ist verrückt. Allein schon der Gedanke, das Guntali-Plateau zu betreten, kann nur einem verwirrten Geist entspringen. Der Versuch, diesen verrückten Weg zurückzuverfolgen, wäre unmöglich.« Er wies auf die Stange und die Leiche daneben. »Wir müssen damit zufrieden sein.«
»Nicht unbedingt.« Alle Augen wandten sich überrascht Changrit zu. De-me-Halmur wartete aufmerksam, was für einen Vorschlag sein Rivale machen würde. Jeder empfand großen Respekt für den anderen – so viel, dass sie nie Meuchelmörder einsetzten; derartige Methoden überließen sie primitiveren Mai, während sie sich mit Worten und Gesten duellierten.
»Es ist wahr, dass jede Reise den Skar hinauf riskant ist, geschweige denn eine zum Gipfel der Welt. Eine solche Expedition zu unternehmen, hieße, dass man vielleicht in Sichtweite seines Ziels umkommt. Viel wahrscheinlicher aber ist es, dass ein Reisender sich einen Nabauch von innen anschaut anstatt die Stadt der Toten.« Die Zanural machten Handbewegungen, die Angst ausdrückten.
»Oder die Tsla würden sie täuschen. Uns stehen nicht die Mittel zur Verfügung, eine solche Reise zu schaffen, aber es gibt welche, die diese Mittel haben.«
»Hier sehe ich sie nicht«, rief ein anderer Zanural. Gelächter begleitete ihn.
Changrit warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bis das Lachen verstummt war. »Ein guter Händler kennt die Verantwortung, die er gegenüber der Zanur und seinem Stadtstaat hat. Er kennt auch seine Grenzen. Mir sind die meinen sehr wohl bewusst, so wie ihr die euren kennen müsst.
Aber es gibt etwas Neues, was in letzter Zeit nach Tslamaina gekommen ist. Ich spreche von den Besuchern vom Himmel.«
De-me-Halmur brachte das unsichere Murmeln zum Schweigen. »Ich habe viel von ihnen gehört. Was schlägst du vor, Changrit?«
»Ich kann gar nichts vorschlagen, sofern man nicht die jüngsten Informationen bestätigen kann, die ich von meinen Agenten erhalten habe. Man soll den Botschafter nach Losithi rufen lassen.«
Eine lange Pause folgte, die nur ein königliches Mittagsmahl erträglich machte, während Ror de-Kelwhoang, Botschafter nach Losithi, aus seinen Büros im Ministerium herbeigerufen wurde. Zu gegebener Zeit erschien er, atemlos und verwirrt.
»Aus welchem Grund ruft man mich in solcher Hast, geehrte Zanural?«
Die Zanur empfand großen Respekt für die Künste des alten Kelwhoang, so wie auch für Losithi, dem wichtigsten Rivalen Po Rabis in Handel und Wirtschaft. Die Stadt lag einige hundert Legats im Südwesten und kontrollierte das westliche Ende des Skatandah-Deltas, des großen Marschlandes an der Mündung des Skar in den Groalamasan. Auf halbem Wege zwischen den beiden Stadtstaaten, etwas näher an Losithi, lag die Station, die die fremden Besucher aus dem Himmel errichtet hatten. Ihre Wissenschaft war weit fortgeschritten und versprach jenen großen Gewinn, die es verstanden, sie zu ergründen. Und so kam es, dass die Diplomaten Losithis ebenso wie die Po Rabis sich sehr um sie bemühten.
»Sag der Zanur«, wies Changrit den Botschafter an, »was du mir vor einigen Wochen bezüglich der Besucher aus dem Himmel gesagt hast – der neuen Besucher!«
»Neue Besucher?« De-me-Halmur runzelte ebenso wie einige andere Zanural die Stirn. »Du meinst, von den großen Käfergeschöpfen sind noch mehr auf Tslamaina eingetroffen?«
Kelwhoang warf seinem Gönner Changrit einen unsicheren Blick zu, erhielt aber von diesem eine Geste, die ihm Offenheit erlaubte.
»Alle hier Anwesenden sind heute Freunde, Kelwhoang. Sprich frei!«
Der Botschafter nickte. »Ein regnerischer, kalter Tag kam über uns, was mich dazu zwang …«
De-me-Halmur unterbrach ihn: »Unsere Zeit ist wertvoll, Kelwhoang. Erspar uns die Dichtung!«
»Verzeiht mir, Moyt. Dieser Anblick hat mich verblüfft.« Er wies auf die monströse Sunit-Stange.
»Verständlich. Deine Aufmerksamkeit für möglichen Gewinn ehrt dich. Trotzdem – berichte knapp!«
Kelwhoang machte eine zustimmende Geste. »Mitglieder der Zanur! Wie ihr wisst, lasse ich es mir auf der langen Reise zwischen unserer Stadt und Losithi angelegen sein, alles zu registrieren, was sich im Delta tut. Die Besucher vom Himmel halten sich an ihren Bau-der-auf-dem-Wasser-geht, aber ich habe meine Bekanntschaft mit ihnen gehegt.
So konnte ich erfahren, dass vor fünf Wochen Verbündete aus dem Himmel in ihrer Mitte eingetroffen sind. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich, dass diese Neuankömmlinge nicht wie jene aussehen, die die Himmelsstation bauten, sondern mehr wie wir.« Diese Neuigkeit erweckte erstaunte Ausrufe der Zanural.
»Du meinst«, fragte Guptinak, »sie sind nicht so schrecklich anzusehen wie die großen Käferwesen?«
»Nein«, sagte Kelwhoang, den die Reaktion auf seine Enthüllung erfreut hatte. »Sie sind den Mai sehr ähnlich, nur größer, sogar größer als ein Tsla, aber nicht so groß wie ein Na. Sie haben mehr Körperhaar, und ihre Gesichtszüge sind schärfer und ausgeprägter, roher und nicht so schön. Sie leiden ebenso unter unserem Klima wie ein Tsla, ganz im Gegensatz zu ihren Käferfreunden, die sich im Delta recht behaglich fühlen. Ein Mann und eine Frau, uns genügend ähnlich, dass man sie aus der Ferne fast für Mai halten könnte.
Ich bin ihnen nicht selbst begegnet; ich sah nur, wie sie sich mit dem Moyt der Station unterhielten, jener, die …«, und der komplizierte Name bereitete ihm sichtlich Schwierigkeiten, »Porlezmozmith heißt. Später konnte ich mit ihr sprechen, und sie meinte auch, dass zwischen uns und den neuen Besuchern Ähnlichkeit bestehe. Und diese Ähnlichkeit ist wahrhaft verblüffend. Die Gesichter dieser Neuankömmlinge haben kleinere Augen und größere Ohren, die große, geschwungene Gebilde sind, die man selbst aus einiger Entfernung sehen kann. O ja, sie haben nur fünf Finger an ihren Händen und Füßen statt der normalen sechs, so, wie die Käferwesen nur vier haben, wenn sie auch ein Extrapaar Arme und Beine haben. Es mag daher sein, dass diese neuen Besucher uns verwandter sind als den Tsla oder den Na, mit denen wir unsere Welt teilen.«
»Alles sehr faszinierend«, sagte de-me-Halmur, »aber welchen Nutzen bringt uns das?«
»Sag ihnen, was das Käferwesen dir bezüglich der Pläne seiner neuen Gäste gesagt hat«, drängte Changrit.
»Ah. Man sagte mir, sie hätten ein wundersames, magisches Boot mitgebracht, das viel freier auf dem Wasser fährt als die Station, die die Besucher zunächst gebaut haben. Es braucht als Kraft weder Wind noch Muskeln, sondern trägt seine eigene Energie in sich. Man sagte mir, es könne mit großer Geschwindigkeit flussaufwärts reisen, gegen die Strömung des Skar.«
Wieder erhob sich unter den versammelten Zanur-Mitgliedern erstauntes Gemurmel. »Wir haben viel von den Wundern gehört, die die Besucher aus dem Himmel mitgebracht haben«, sagte de-me-Halmur. »Ich ahne deine Gedanken, Changrit – aber die Besucher würden uns doch sicherlich nicht dieses erstaunliche Fahrzeug verkaufen?«
»Niemals«, versicherte der Botschafter. »Der Moyt Porlezmozmith hat mir oft gesagt, dass sie nur ganz knappe Kontakte mit uns haben dürfen und dass ihre eigenen Gesetze ihnen streng verbieten, uns irgendwelche ihrer fortschrittlichen Werkzeuge und Instrumente zu verkaufen, die sie mitgebracht haben.«
»Also ohne Gewinn«, brummte einer der Zanural. »Diese Besucher sind wahrhaft fremdartig.«
»Diese Neuankömmlinge, die wie wir sind«, fuhr der Botschafter fort, »sind Gelehrte, keine Händler. Sie beabsichtigen eine Studie des Barshajagad zu machen, des Canyons, durch den unser Fluss Skar fließt.«
»Das gibt Sinn«, meinte de-me-Halmur. »Gute Wissenschaft bringt immer Profit.« Er machte ein Zeichen, um den Geist des Wissens und der Einsicht zu beschwören, musste aber schließlich fragen: »Was hast du im Sinn, Changrit?«
»Diese Besucher aus dem Himmel wissen noch wenig von unserer Welt. Über das, was jenseits des Deltas liegt, wissen sie nichts, so viel sie auch sonst wissen. Sie wissen nichts von den Wegen des Skar oder des Hotiek oder des Aurang oder denen der kleineren Nebenflüsse. Sie wissen nichts von den Völkern, die den Canyon bewohnen. Sie werden Führer brauchen.«
»Ah!« Die Erkenntnis machte de-me-Halmur strahlen. »Freundliche Ortsansässige, um ihnen den Weg zu weisen.«
»Ja, um ihnen den Weg zu weisen.«
»Und da wir gute Freunde sind, geziemt es uns, als den Beherrschern von Po Rabi, Freiwillige zu suchen, die ihnen behilflich sind?«
»Jede Gelegenheit, die wir finden können«, pflichtete Changrit ihm bei.
»Woher wissen wir denn, dass diese fremden Kreaturen daran interessiert sind, weiter den Skar hinaufzureisen als bis zur Stadt Ibe?«, fragte ein Zanural.
»Wir wissen es nicht«, räumte Changrit ein. »Wie soll man auch die Absichten von Fremden ahnen? Aber wenn sie uns in ihrem Aussehen so ähnlich sind, wie Botschafter de-Kelwhoang sagt, wer soll dann sagen, dass ihre Absichten anders wären?« Er wandte den Blick vom Tisch. »Du hast keine Ahnung, wie weit sie flussaufwärts reisen wollen, Kelwhoang?«
»Nein. Der Käufer-Moyt hat sich da nicht klar ausgedrückt. Er sagte nur, eine lange Reise. Ganz sicher weiter als Ibe.«
»Dann ist unser Kurs klar, Zanural.« De-me-Halmur beugte sich vor, um seine Worte und Gesten besser zu betonen. »Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass diese Besucher unsere guten Absichten nutzen und die Hilfe annehmen, die die Leute von Po Rabi ihnen freigebig anbieten werden.«
»Angenommen, sie tun das«, sagte ein anderes Mitglied der Zanur. »Was ist, wenn sie nicht in die Region unserer Hoffnungen reisen? Was, wenn sie Kekkalong erreichen und dort beschließen, sie wären weit genug gereist?«
»Dann könnte man sie ja vielleicht«, murmelte Changrit leise, »dazu überreden, uns ihr wundersames Fahrzeug zu leihen. Ich bin sicher, dass der beredete Ror-de-Kelwhoang all seine bewundernswerten Verbaltalente einsetzen wird, um sicherzustellen, dass den unmittelbaren Bedürfnissen der Zanur Rechnung getragen wird.«
»Ich werde natürlich mein Bestes tun.« Der Botschafter vollführte eine komplizierte Geste, die alle Geister der großen Diplomatenvergangenheit heraufbeschwören sollte. Er warf einen Seitenblick auf die riesige, glänzende Masse aus Sunit.
»Aber wenn ich mein Bestes tun soll, Geehrte, dann würde es helfen, wenn ihr mir die Gründe erklären könntet, die hinter meinem Auftrag stehen. Wäre es falsch, wenn ich annähme, dass dieser Auftrag etwas mit dem erstaunlichen Schatz zu tun hat, der neben einem toten Mai mitten in diesem Saal liegt?«
»Nein, das wäre es nicht«, sagte de-me-Halmur. »Setz dich!«
Nach einer Dankesgeste ob dieser Ehre nahm de-Kelwhoang am Tisch Platz, während Changrit die Ereignisse des Vormittags schilderte.
Die anschließende Diskussion, in der Pläne geschmiedet wurden, dauerte bis in den Abend hinein. Der Hitze des Tages folgte die Hitze der Nacht, und immer noch saß die Zanur. Bürokraten und Wachen staunten und redeten viel; aber die Herrscher von Po Rabi blieben immer noch im Konferenzsaal.
Erst als sie sich schließlich in den frühen Morgenstunden vertagten, kam jemand auf den Gedanken, die Anweisung zu geben, die inzwischen steif gewordene Leiche des Händler-Forschers Bril de-Panltatol zu entfernen, der bald eine Berühmtheit werden sollte. Inzwischen hatte man bereits Sorge dafür getragen, dass der angemessene Anteil an seinem Vermächtnis in die Schatzkammer der Stadt gebracht wurde.
Viel größere Sorge und Geschicklichkeit würde vielleicht die scheinbar unmögliche Aufgabe doch möglich machen, der Zanur von Po Rabi auch den Rest seines Vermächtnisses zugänglich zu machen.
Etienne Redowl war es leid, Proben vom Grund des Flusses zu nehmen. Auch die Aufzeichnung der Ebbe und der Veränderungen von Sand- und Schlammbänken interessierten ihn nicht mehr, noch bereitete es ihm Spaß, dem Analysegerät dabei zuzusehen, wie es Kurven ausspie, die Mineral für Mineral die Kieszusammensetzung auflisteten.
Andererseits gab es auf der Homanx-Station für ihn nichts anderes zu tun.
Ihm schien es, als warteten sie seit Anbeginn der Zeiten auf die Genehmigung der hiesigen Behörden, ihre Expedition flussaufwärts zu beginnen. Jeder, der der Meinung war, die Bürokratie der Wissenschafts- und Forschungsbehörde des Commonwealth sei schwierig zu durchdringen, sollte wenigstens einmal in seinem Leben mit den byzantinischen Verästelungen in der Hierarchie der Mai von Tslamaina zu tun haben. Dass die Station ziemlich genau zwischen den rivalisierenden Stadtstaaten von Po Rabi und Losithi angeordnet war, machte es nur noch schwieriger, die nötigen Genehmigungen zu erhalten.
Aber eine Möglichkeit, die Dinge irgendwie zu beschleunigen, gab es nicht. Die Politik des Commonwealth war, wenn es um Welten der Klasse Vier-B ging, da ganz eindeutig. Porlezmozmith, der Leitende Offizier der Homanx-Station, hatte durchaus Verständnis für die Missstimmung der Redowls; aber dieses Verständnis ging nicht so weit, dass sie bereit gewesen wäre, sich über die Vorschriften hinwegzusetzen. Also saß das Ehepaar Redowl da und schwitzte und wartete.
Etienne verhielt kurz auf der Leiter, um den Thermosensor an seiner aus Hemd und Shorts bestehenden Fischnetz-Kombination neu anzupassen. Winzige, in das Material eingewebte Kühleinheiten mühten sich ab, seine Haut abzukühlen. Er warf einen Blick auf die Anzeige an seinem Handgelenk. Ein relativ milder Nachmittag mit Temperaturen, die sich um die fünfzig Grad Celsius bewegten, und einer Feuchtigkeit von bloßen neunzig Prozent. Er sehnte sich nach der Kühle, die in ihrem Quartier auf der Plattform oben herrschte.
Die Thranx fanden die Temperatur etwas heiß, während ihnen die Feuchtigkeit höchst angenehm war; deshalb hatte man sie auch als Besatzung des einzigen Außenpostens des Commonwealth ausgewählt, den es auf dieser Welt gab. Für sie war es beinahe wie zu Hause. Für Menschen war es die schiere Hölle.
Hölle hätte der Forschungsdienst die Welt nennen sollen, dachte Etienne; statt dessen bezog sie ihren Namen aus ihren geologischen Gegebenheiten. Jene Geologie und die einmalige Zivilisation die sie hervorgebracht hatte, waren die Gründe, weshalb Etienne und seine Frau endlose Antragsformulare ebenso auf sich genommen hatten wie das unerträgliche Wetter, um als erste Homanx-Wissenschaftler die Erlaubnis zu erwirken, jenseits der Grenzen der Außenstation tätig zu werden. Zumindest würde das dann der Fall sein, wenn die hiesigen Behörden ihnen jemals die Bewilligung erteilten, flussaufwärts zu reisen. Bis dahin steckten sie in der Station fest. Monate des Wartens auf die Erlaubnis, endlose Tage, die sie gegen die schreckliche Hitze und Feuchtigkeit angekämpft hatten, hatten seine erste Begeisterung etwas gedämpft. Lyra ertrug die alltäglichen Enttäuschungen besser; aber selbst sie begann weichzuwerden.
Er zwang sich dazu, Tslamaina so zu sehen, wie die Welt aus einem hohen Orbit aussah. Das erfrischende, kühlere Bild erinnerte ihn erneut daran, weshalb sie zu der Welt gekommen waren, der ihre Entdecker den Namen ›Horseye‹ verliehen hatten. Lyra hatte, wenn es um die Wissenschaft ging, für Flapsigkeit nichts übrig und zog Tslamaina, den Namen, den die Eingeborenen ihrer Welt gegeben hatten, vor; aber das Bild passte ganz sicherlich.
Vor Äonen war der Planet mit einem Meteor von wahrhaft eindrucksvollen Abmessungen kollidiert. Davon abgesehen, dass bei dem Zusammenstoß das riesige, kreisförmige Becken entstanden war, das jetzt der Groalamasan-Ozean füllte, hatte die Prellung auch die Oberfläche des Planeten aufspringen lassen. Und diese Fläche hoch über dem einzigen Weltmeer stellte das Guntali-Plateau dar.
Das im Laufe der Jahrmillionen von Guntali herunterfließende Wasser vergrößerte geduldig jene Sprünge in der Oberfläche und hatte mit der Zeit die spektakulärsten Fluss-Canyons erzeugt, die man je entdeckt hatte. Die Kombination geologischer und klimatologischer Faktoren, deren es bedurfte, um eine solch eindrucksvolle Szenerie zu erzeugen, wie sie auf keiner der anderen erforschten Welten anzutreffen war.
Bei weitem der größte aller Fluss-Canyons war der Barshajagad, was in der Sprache der Mai ›Zunge-der-Welt‹ bedeutete. An der Stelle, wo er schließlich in das Meer mündete, mehr als zweitausend Kilometer breit, reichte er von seinem Delta beinahe dreizehntausend Kilometer nordwärts, um dort in den stets von Wolken verhüllten nördlichen Polarwüsten zu verschwinden. Vom Rande des Guntali-Plateaus, ein paar hundert Kilometer flussaufwärts bis zur Wasserfläche des träge dahinfließenden Flusses Skar, senkte sich der Barshajagad um rund achttausend Meter. Wo aus der Hochfläche noch Berge aufragten, war der Unterschied sogar noch größer. An seiner Mündung freilich war der Barshajagad so breit, dass man von der Wasserfläche aus nicht sehen konnte, wo die langsam ansteigenden Hügel schließlich das Plateau im Osten und Westen erreichten.
Das führte zu einer erstaunlichen Vielfalt von Lebensformen, die nicht nach der Breite, sondern nach der Höhe in ökologische Regionen organisiert waren, je nachdem, wie die Natur die verschiedenen Temperatur- und Feuchtigkeitszonen nutzte, die an den Canyonwänden emporstieg.
So hatten sich auf Tslamaina drei verschiedene intelligente Rassen von Säugetieren entwickelt, von denen jede ihren eigenen Bereich der Flusscanyons bewohnte. Die in hohem Maße wettbewerbsorientierten und primitiv-kapitalistischen Mai beherrschten den Ozean und die Flusstäler. Über ihnen, in der gemäßigteren Zone zwischen dreitausend und fünftausendfünfhundert Metern lebten die Tsla, während sich die fleischfressenden Na an die gefrorenen Canyonränder klammerten und weit über die Guntali-Hochebene zogen – wenigstens behaupteten das die Eingeborenen. Keiner von ihnen hatte je einen Na gesehen; und da die Gesellschaft der Mai an Tausende von Geistern, Dämonen und Gespenstern glaubte und ihnen gesunden Respekt entgegenbrachte, zögerte Lyra Redowl als erfahrene Xenologin etwas, die Existenz dieser legendären dritten intelligenten Rasse ohne weiteres zu akzeptieren.
Temperatur und Druck und nicht nationale oder Stammesgrenzen sorgten für die Trennung der Rassen von Tslamaina; das erzeugte eine besondere soziokulturelle Situation, die, wie Lyra immer wieder gern ihrem Mann erklärte, genau so einmalig wie die Geologie dieses Planeten war.
Ihre Hoffnung, der Traum, der sie viele Lichtjahre weit hatte reisen lassen, war es, mit einem Tragflächenboot den Skar hinaufzufahren, bis an seine Quellen, und dabei eine gründliche Studie der Geologie und der Bewohner des Planeten zu erstellen. Aber Tslamaina war eine Welt der Klasse Vier-B; das bedeutete, dass sie ihre Expedition nur mit Erlaubnis der Eingeborenen unternehmen durften, und diese Erlaubnis wollte sich trotz wiederholter Bitten immer noch nicht einstellen.
So war Etienne auf die Erforschung der Bodenzusammensetzung des Delta und der geologischen Gegebenheiten rings um die Station beschränkt gewesen, was, mit einem Wort gesagt, langweilig war. Lyra war etwas besser daran, da sie doch immerhin die Möglichkeit hatte, die Fischer zu besuchen, die gelegentlich in der Station auftauchten, um dort zu plaudern und gleichzeitig zu versuchen, alles zu stehlen, was nicht festgeschraubt war. Das Stationspersonal unternahm dagegen nie irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen, da die Versuche zum einen stets in Misserfolg endeten und das Verhalten der Fischer zum anderen einfach Teil der hiesigen Kultur war.
Sechs Monate waren verstrichen, seit das Shuttle die Redowls abgesetzt hatte, und Etienne war nahe daran, die Expedition abzusagen. Nur das Wissen, dass sie die ersten sein würden, die eine Reise flussaufwärts unternahmen, hielt ihn davon ab, eine Passage auf dem nächsten Versorgungsschiff zu buchen.
Wenn Lyra es wenigstens fertiggebracht hätte, ihre Enttäuschung für sich zu behalten; aber nein, das kam bei ihr nicht in Frage. Bei jedem, der auch nur in Hörweite kam, beklagte sie sich lang und nachhaltig. Die Thranx waren zu höflich, ihr zu sagen, sie solle gefälligst den Mund halten, und Etienne hatte es viele Male versucht, ohne je Erfolg zu haben. Nach dem ersten Monat gab er es einfach auf und schaltete auf Durchzug; es war nicht schwer, schließlich tat er das inzwischen seit zwanzig Jahren. Vor acht oder neun Jahren hätte dieser ewige Konflikt vielleicht zu einer Scheidung führen können; aber jetzt hatten sie zu viel ineinander investiert. Bequemlichkeit und Vertrautheit wogen eine Menge dieses ewigen Räsonierens auf, wenn er sich auch manchmal fragte, ob die Rechnung wirklich aufging.
Etwas erzeugte plötzlich einen brennenden Juckreiz hinten am Hals. Sich mit der rechten Hand festhaltend, griff er mit der linken an die Stelle und ertastete etwas Weiches, Nachgiebiges. Er musterte es mit großem Widerwillen.
Es war so lang wie seine Hand und so dick wie sein Daumen und, abgesehen von der dunkelbraunen Farbe, die sich nun langsam vom Kopf nach hinten ausbreitete, völlig durchsichtig. Jetzt, wo er das Lebewesen festhielt, schlängelte es sich verzweifelt und suchte nach dem Blut, das es gerade entdeckt hatte und das jetzt so schnell wieder verschwunden war.
Der Dangui war ein eingeborener Blutsauger, der entfernt mit den Annelid-Würmern verwandt war, besaß aber im Gegensatz zu ihnen eine Art Rückgrat aus Knorpeln, das, wenn er es krümmte, ihm die Möglichkeit gab, einen Wirt anzuspringen. Wenn er sich dann mit Blut füllte, wurde er rot; sonst sah er aus wie ein Glasegel und schien allem Anschein nach menschliches Plasma durchaus verdaulich zu finden, was Etienne zu dauerndem Ekel veranlasste.
Indem er mannhaft gegen den Brechreiz ankämpfte, warf er das Biest so weit von sich, wie er das konnte, und hörte das schwache plopp, als es auf das schlammig-grüne Wasser traf. Er betastete die Hinterseite seines Halses und stellte fest, dass die Finger blutig waren. Er würde ein antibiotisches Spray brauchen.
Die Metallstelzen, auf denen die Homanx-Station ruhte, trugen eine schwache elektrische Ladung, um das Eindringen solchen Ungeziefers zu erschweren, obwohl sie den Thranx wegen ihrer zähen Exoskelette nur selten Ungelegenheiten bereiteten. Etienne war von Berufs wegen mit glatten, harten Flächen und sauberem Stein befasst und hielt nicht viel von Biologie, ganz besonders dann nicht, wenn sie individuelle Züge annahm.
Hohe dünne Wolken hielten einen Teil der ultravioletten Strahlung ab; aber Etienne war trotzdem für seine natürliche dunkle Hautfärbung dankbar, die ein Vermächtnis seiner weitentfernten indianischen Vorfahren war. Ein Mensch von hellerer Hautfarbe würde unter Tslamainas gnadenloser Sonne schnell rösten. Obwohl er sich weniger als zehn Minuten im Freien aufgehalten hatte, strömte ihm der Schweiß aus allen Poren. Das kühlende Netzgewebe seiner Kleidung war das einzige, was ihm das Leben halbwegs erträglich machte.
Wenn sie endlich ihre Erlaubnis von den Eingeborenen-Behörden bekämen, wäre das Klima vielleicht erträglicher. Die Enttäuschung des ewigen Wartens war schlimmer als jede Hitze, sinnierte er, während er sich vorsichtig die Leiter hinaufarbeitete.
Hinter ihm reckten hohe, fette Pseudopalmen riesige, grüne Wedel über das träge Wasser. Tafelbaumwurzeln explodierten seitwärts aus ihren Stämmen, ehe sie in den Schlamm tauchten. Schnapper, winzige Krustentiere mit vielfarbigen Schalen, erfüllten die Luft mit ihrem hundeähnlichen Bellen.
Abgesehen von dem Schatten, den sie spendete, bot das Innere der Station nur wenig Linderung, da ihre Temperatur auf Thranx und nicht auf Menschen abgestimmt war. Vierzig war ganz sicherlich kühler als fünfzig; aber die Feuchtigkeit war unverändert. Erst als er die für weniger tolerante Besucher reservierten Räume betrat, sank die Feuchtigkeit etwas. Als er schließlich ihr Quartier erreicht hatte, hatte die Maschinerie der Station die Temperatur gegenüber der im Freien herrschenden Hitze um dreißig Grad abgesenkt und etwas mehr als die Hälfte der Feuchtigkeit abgesaugt.
Lyra Redowl würdigte ihn kaum eines Blickes. Sie lümmelte in einem Sessel und studierte den Bildschirm ihres Schreibbretts.
»Irgend etwas Interessantes?«
»Ein Glasegel hat mich gebissen.«
»Schlimm?«
»Wahrscheinlich nicht.« Er ging an ein Schränkchen, dem er eine kleine Spraydose entnahm, und verpasste sich einen Spritzer. »Der Skar ergießt sich in den Groalamasan, der Groalamasan fließt im Kreis und kommt hier heraus.« Er deutete auf den Waschraum.
Sie legte ihr Brett beiseite und meinte kühl: »Ich nehm’s dir nicht übel, dass du sauer bist, Etienne. Mich kotzt das hier genauso an wie dich. Aber was bleibt uns denn anderes als warten? Vielleicht bemühst du dich ein bisschen, das nicht an mir abzureagieren, ja?«
»Ich reagiere mich nicht an dir ab«, sagte er verzweifelt. »Warum musst du eigentlich alles so persönlich nehmen? Kann ich etwas dafür, wenn ich wegen dieser verdammten Verzögerung dauernd wie ein Affe im Kreis herumlaufen muss?«
»Du musst ein wenig an deiner Selbstkontrolle arbeiten. Am Ende kriegst du noch Magengeschwüre.«
»Das tu ich doch!« Er gab sich große Mühe, seine Stimmlage seiner Behauptung anzupassen. »Ich hab’ keine Zeit, mich mit dir zu streiten, Lyra.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung.« Ihr Blick wanderte zu ihrem Bildschirm zurück.
Er seufzte, zählte stumm bis acht und ließ sich dann in einen der zerbrechlich wirkenden Stühle fallen. »In was hast du dich denn jetzt vergraben?«
»Varofski über multiple soziologische Interaktionen.«
»Hast du das nicht schon gelesen?«
»Schon zweimal. Das ist jetzt das dritte Mal. Was schlägst du mir denn vor? Hier herumhocken und mir im Tridi Thranx-Schattenspiele ansehen?«
»Das wäre mal etwas anderes. Aber ich habe jetzt keine Lust, darüber zu streiten.«
»Die hast du nie. Deshalb wundert mich auch, warum du es am Ende doch immer tust.« Plötzlich blickte sie zu ihm auf und lächelte; es war etwas gezwungen, aber nichtsdestoweniger hochwillkommen.
»Da soll sich einer uns anhören, wie wir uns wie zwei alberne Kinder streiten. Etienne, ich bin genau so enttäuscht wie du. Was, zum Teufel, hält denn diese Moyts davon ab, uns eine Reiseerlaubnis zu geben?«
»Wer weiß.« Etienne stand auf und ging in den Küchenbereich. Er drückte den Schalter an der linken Seite der Kühleinheit. Man konnte dort Fruchtsaft abzapfen, stark gesalzen und gezuckert. Die Kochgelegenheit befand sich in der Nähe, wurde aber nur selten benutzt. Die Redowls zogen es vor, kalte Mahlzeiten zu sich zu nehmen; Tslamaina ermunterte nicht gerade dazu, heiß zu essen.
Mit dem Glas in der Hand trat er hinter den Stuhl seiner Frau und legte eine Hand auf ihre Schulter, während er an dem eiskalten Saft nippte.
»Waffenstillstand, Lyra?«
Sie griff nach oben und tätschelte seine Hand. »Waffenstillstand. Können wir gar nichts tun, Etienne?«
»Überhaupt nichts. Du kennst das Gesetz. Wir sind den Launen dieser Eingeborenen hier ausgeliefert.« Sie nickte und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu.
Er wurde es nie müde, sie anzusehen. Nach zwanzig Jahren fand er sie immer noch physisch begehrenswert. Seit einiger Zeit sah sie sogar noch besser aus, da sie seit ihrer Ankunft abgenommen hatte. Tslamaina half einem dabei, bis aufs Skelett abzuspecken, wenn man nicht sehr aufpasste.
»Ich verstehe diese Verzögerung einfach nicht«, sagte sie. »Ich habe mit den Fischern und den Händlern hier gesprochen, und alle haben nur ein amüsiertes Achselzucken für mich übrig. Nach allem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, sind beide Stadtstaaten geradezu für ihre neuen Ideen und ihre schnelle Entwicklung berühmt. Man sollte meinen, der eine oder der andere würde darauf erpicht sein, uns die Reisegenehmigung zu erteilen.«
»Sicher würden sie das«, pflichtete Etienne ihr bei, »wenn wir ihnen dafür irgend etwas Greifbares versprechen könnten. Unglücklicherweise verbieten aber die Vorschriften, die Welten der Klasse Vier-B schützen sollen, jeden Handel mit den Eingeborenen. Eine Einführung fortschrittlicher Technologie aus äußeren Quellen ist verboten – und das ist es, was sie von uns kaufen wollen. Der übliche, widerwärtige Kreislauf. Die Moyts würden uns gern die Reiseerlaubnis geben, wollen aber dafür bezahlt werden. Und wir können ihnen das, was sie haben wollen, nicht geben, weil uns unsere Vorschriften das verbieten; also sitzen wir hier und schwitzen.«
»Wie wahr! Was macht dein Hals?«
Er betastete den Biss. »Ekelhafte kleine Monster! Es macht mir ja nichts aus, mit großen Biestern in den Clinch zu gehen, aber Parasiten hasse ich.«
»Warte, ich verpasse dir noch einmal einen Schuss Antibio.« Sie legte ihr Brett beiseite und griff nach dem Spray. Kühle Feuchtigkeit liebkoste seinen Nacken.
»So!«, sagte sie befriedigt. »Dies ist hier nicht der Ort, um sich eine Infektion aufzugabeln, und wäre sie noch so interessant. Bis jetzt haben wir Glück gehabt. Nicht, dass wir so viel Zeit im Freien verbracht hätten.« Sie zögerte. »Etienne, jetzt ist mir schon wieder danach, die Möbel anzunagen. Wir müssen hier raus! Ich will dir was sagen: Warum checken wir nicht das Boot durch?«
Er schnitt eine Grimasse. »Auf diese Weise ist es abgenützt, ehe wir anfangen, wenn wir die Systeme so oft durchchecken.«
»Nein, ich meine, es wirklich ausprobieren.« Aus ihrer Stimme klang unterdrückte Erregung. »Machen wir doch eine kleine Fahrt auf dem offenen Meer. Auf dem Groalamasan ist es immer kühler.«
»Dann ist Porlezmozmith sauer. Die hält uns dann wieder einen Vortrag, dass wir unnötig eine Vordampfmaschinen-Gesellschaft fortschrittlicher Technologie aussetzen.«