Kimmy Reeve

Dark Souls: Ersehnt

 

© 2019 Written Dreams Verlag

Herzogweg 21

31275 Lehrte

kontakt@writtendreams-verlag.de

 

 

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.weebly.com)

 

ISBN ebook: 978-3-96204-082-6

ISBN print: 978-3-96443-354-1

 

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlags weitergegeben werden.

 

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44


Prolog

Reece

 

»Ich wurde an der Uni in Schottland angenommen«, erzählte ich meiner Tante, die mir gegenübersaß. »Es geht einfach nicht mehr, ich muss weg, und zwar sofort. Ich halte das alles nicht mehr aus.«

Sonja Stolen, die Schwester meiner Mutter, erhob sich von ihrem Sessel und setzte sich neben mich auf die Couch. Liebevoll zog sie mich in ihre Arme und streichelte mir beruhigend über den Rücken, während mir unweigerlich die Tränen über die Wangen rannen.

»Und ich begleite dich, Baby«, teilte sie mir mit, weshalb ich mich ein Stück von ihr löste und sie mit aufgerissenen Augen ansah. »Schau nicht so. Meinst du, ich lasse dich alleine in ein fremdes Land ziehen? Du müsstest mich besser kennen.«

Schluchzend warf ich mich zurück in ihre Arme. »Aber was wird aus deinem Leben hier in Akron? Dein Job, deine Immobilien? Das kann ich nicht von dir verlang…« Ich brach ab, weil ich vor lauter Tränen kaum noch vernünftig sprechen konnte.

»Das ist meine Entscheidung, Reece«, meinte sie, schob mich von sich und wischte mit ihren Daumen meine salzigen Perlen von der Haut. »Ich lasse dich nicht alleine. Wir beide schaffen das. Wenn ich doch nur viel eher gewusst hätte was er…« Sie schüttelte ihren Kopf und seufzte. »Wir brauchen einander, okay?« Ich nickte, zum Reden war ich gar nicht mehr fähig. »Ich werde alles in die Wege leiten und du gehst mit deinen Freunden morgen Abend noch zu dieser Party. Verabschiede dich von ihnen, denn du wirst sie nicht wiedersehen, jedenfalls für eine lange Zeit nicht. Danach brechen wir auf. Bis dahin ist alles organisiert.« Wieder stimmte ich nur stumm zu, zu mehr war ich nicht in der Lage.

Es konnte sich niemand vorstellen, wie sehr ich diese Frau liebte, die einzige Person, die mir Glauben schenkte. Sie war nicht nur meine Verwandte, sondern auch meine Freundin und Vertraute.

Mein Plan, noch zu warten, bis ich mein Jura-Examen in der Tasche hatte, musste ich ad acta legen, denn ich konnte nicht länger in Ohio bleiben. Ich würde keinen weiteren Tag überleben. Die Folter, die Demütigungen hielt ich einfach nicht mehr aus, sie wurden immer schlimmer.

Im Gegensatz zu Sonja stand meine eigene Mom nicht hinter mir, ganz im Gegenteil. Oh Gott, ich durfte gar nicht an den Tag denken, als ich meinen gesamten Mut zusammengenommen und das Gespräch mit meiner Mom gesucht hatte. Es war vor knapp vier Jahren, ich war sechzehn gewesen, aber mir kam es vor, als hätte ich erst gestern wie ein Häufchen Elend vor ihr gestanden, als sie mich mit diesem angewiderten Blick bedachte. Ihre Worte waren jedoch an Brutalität nicht zu überbieten: »Wieso sollte ich Mitleid mit dir haben, Reece? Mit deinem aufreizenden Auftreten und rebellischen Verhalten provozierst du ihn doch nur. Es ist deine eigene Schuld und ich muss dir sagen, dass ich es abscheulich finde, was da zwischen euch abläuft. Du solltest dir Gedanken machen, wie es weitergehen soll.«

Mit dieser Aussage hatte sie mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Gott, ich war doch noch ein Kind gewesen, als alles begann, ein Teenager. Ich hatte mich gewehrt, versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, aber nichts hatte geholfen. Er überraschte mich, als ich am wenigsten damit gerechnet hatte.

Meine Mom hatte nach unserer Unterredung natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als meinen Dad darüber in Kenntnis zu setzen. Tja, und mein Vater drohte mir daraufhin, sollte ich nicht aufhören, Lügen zu verbreiten, würde er mich in eine Erziehungsanstalt verfrachten. Verdammt, ich war hier das Opfer und sie gaben mir die Schuld an alledem.

Seither war ich fünf Mal von Zuhause weggelaufen, wurde jedoch von Dads Leuten immer wieder aufgespürt, egal, wie vorsichtig ich vorging. Nach meinem letzten Ausriss hatte mein Vater die Schnauze voll und ließ mein Zimmer in eine Art Gefängnis umfunktionieren. Meine Tür war mit drei Schlössern ausgestattet worden, die nur von außen versperrt und geöffnet werden konnten. Vor meinem Fenster wurden Gitter angebracht. Morgens wurde ich von unserem Chauffeur zur Schule gebracht und nachmittags wieder abgeholt. Wenn ich mit meinen Freunden etwas unternehmen wollte, wurden diese instruiert, mich im Auge zu behalten. Sollte mir jemand bei der Flucht helfen, würden die Strafen für die jeweiligen Familien nicht überschaubar sein. Und jeder, der meinen Vater kannte, wusste, wozu er fähig war. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hatten meine Eltern ihm einen Ersatzschlüssel für die Schlösser zu meinem Zimmer gegeben, falls mal ein Notfall auftreten sollte. Für ihn gab es fast jede Nacht einen Notfall.

Seit Jahren sprach ich weder mit Dad noch mit Mom ein Wort. Auch ihn versuchte ich zu ignorieren, aber irgendwie schien ihn das nur noch mehr zu reizen.

Mit achtzehn hatte ich Hilfe bei den Cops gesucht – weil ich einfach nicht mehr weiterwusste –, womit ich einen riesengroßen Fehler begangen hatte. Wer konnte auch ahnen, dass sie auf der Gehaltsliste meines Vaters standen? Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ziemlich naiv gewesen, wie ich mir eingestehen musste. Geld regierte die Welt, und davon besaß meine Familie mehr als genug. Schließlich war mein Erzeuger, Mr. Charles Nolan, ein hohes Tier in der Baubranche und er sollte immerhin sein Nachfolger werden.

Was daraufhin folgte, war so schrecklich, dass ich kurz darüber nachgedacht hatte, mir das Leben zu nehmen. Das Resultat seines Angriffs konnte nicht mal eben verschleiert werden und ich wurde zu etwas gezwungen, was mich schlussendlich in die Knie zwang. Zwei Wochen darauf überwies mein Dad mir sieben Millionen Dollar. Hierbei handelte es sich um Schweigegeld, damit ich ja weiterhin die Klappe hielt. In unseren Kreisen schickte es sich nicht, Dreck in die Öffentlichkeit zu tragen. Solche Angelegenheiten wurden immer hinter verschlossenen Türen geregelt. Nun, und auch meine Familie agierte entsprechend.

Gott, ich hasste meine Eltern aus tiefsten Herzen und ihn noch so viel mehr.

Kurz nach meinem neunzehnten Geburtstag, der vor knapp einem Jahr war, wollte ich endgültig aufgeben. Doch kurz bevor ich den letzten Schritt machen konnte, traf ich auf meine Tante, Sonja Stolen. Sie zwang mich dazu, ihr zu erzählen, was mit mir los sei. Ich brach mein Schweigen. Entgegen meiner Vermutung, sie würde mich ebenfalls zum Teufel jagen, stand sie mir bei. Sonja wollte nur noch eines … sie wollte Tote sehen. Aber davon hielt ich sie ab und bat sie um Unterstützung, die sie mir umgehend zusicherte. Und wenn einer planen konnte, dann sie. Sie wurde zu meinem Fels in der Brandung.

Vor drei Monaten hatte Sonja angefangen, für mich ein neues Leben zu organisieren. Über meinen Kopf hinweg kaufte sie mir eine Wohnung in Schottland und eröffnete gleichzeitig ein Geldkonto auf ihren Namen. Nach und nach hoben wir verschiedene Höhen an Beträgen ab, um sie auf das neue Konto einzuzahlen. Eine abrupte Auflösung wäre aufgefallen, wir wollten aber auf Nummer sicher gehen. Ich wollte das Geld nicht, Sonja allerdings zwang mich, es zu nehmen, es nicht als Schweigegeld zu betrachten, sondern als Neustart, der mir zustand. Damit ich die Gewalt über jeden Cent hatte, ließ Sonja mich als Bevollmächtigte eintragen.

Das Einzige, was mich in meiner Entscheidung wanken ließ, war meine kleine Schwester, Analeigh. Sie war fünf Jahre jünger als ich, somit gerade fünfzehn geworden. Ana war unschuldig, ein liebes Kind und ich liebte sie. Mehrfach hatte ich sie gefragt, ob ihr irgendetwas Schlimmes angetan wurde, was sie jedes Mal verneinte. In ihrem Gesicht suchte ich nach einer Lüge, konnte sie jedoch nicht finden. Er hatte aber auch wenig Interesse an dem Mädchen, was mich regelmäßig aufatmen ließ. Sein Augenmerk lag ausschließlich auf mir. Hinzu kam, dass Ana der Liebling meiner Eltern war. Sie wurde wie ein Schatz behütet. Wenn es nach Mom ginge, dürfte sie noch nicht einmal mit mir sprechen, aus Angst, sie könnte so werden wie ich. Manchmal fragte ich mich, warum meine Mutter mich so sehr hasste?! Was ich ihr getan hatte?! Doch was würde passieren, wenn ich fort war? Würde er Ana ins Visier nehmen, obwohl er wusste, dass sie der Mittelpunkt der Familie Nolan war? Würde er das tatsächlich wagen?

Mir schwirrte der Kopf.

Egal, was ich tat, es wäre falsch.

Hatte ich denn überhaupt eine Wahl? Nein, die hatte ich nicht. Innerlich war ich bereits kaputt, trotzdem wollte ich nicht noch einmal aufgeben. Das war ich Sonja, vor allem aber mir schuldig. Ich wusste, dass es da draußen in der großen weiten Welt, einen Ort für mich gab, an dem ich meine Ruhe finden würde. Den musste es einfach geben. Wenn ich dennoch wegen meiner Schwester in Ohio bleiben würde, konnte ich mir gleich mein eigenes Grab schaufeln. Ich musste gehen, eine andere Option hatte ich nicht.

 

***

 

»Erde an Reece Nolan«, hörte ich die Stimme meiner besten Freundin Amber. Innerlich schüttelte ich den Kopf, weil ich nur daran denken konnte, morgen Abend in den Flieger zu steigen, um endlich Akron den Rücken zu kehren. Gemeinsam mit Sonja. Deswegen hatte ich auf meine Tante gehört und war der Einladung zu Marcs Geburtstagsparty gefolgt. Meine letzten Stunden in Ohio wollte ich unbedingt mit Amber verbringen. Sie wusste nichts über meine Pläne, da ich sie nicht in Schwierigkeiten bringen durfte. Mir war bereits jetzt bewusst, dass meine Familie, mich suchen würde und ihre erste Handlung wäre, Amber auszuquetschen.

»Sorry«, entschuldigte ich mich. »Ich war in Gedanken.«

»Das bist du ja so selten, nicht wahr?«, murmelte sie und betrachtete mich wieder auf diese eindringliche Art und Weise, dir mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ihr war schon seit geraumer Zeit klar, dass mit mir etwas nicht stimmte. Immerhin hatte ich mich in den letzten Jahren erheblich verändert und vor allem wurde sie gezwungen, meinen Wachhund zu mimen, wenn wir zusammen waren. Schließlich nannte man uns auch: die siamesischen Zwillinge. Bis heute hatte ich niemals mit ihr über all das, was mich belastete, gesprochen, dafür saß meine Scham einfach zu tief.

»Ich bin jetzt wieder voll da«, versprach ich ihr und beobachtete meine Freundin, wie sie immer mehr Kleider auf ihr Bett warf. »Also, zeig her, was du hast, Darling.«

Amber Floye und ich lernten uns bereits in der Vorschule kennen. Wir saßen nebeneinander und freundeten uns direkt an. Seither waren wir unzertrennlich. Wie auch ich, war sie nicht schlank, sondern kurvenreich. Im Gegensatz zu mir versteckte sie ihre Rundungen allerdings nicht, im Gegenteil, sie setzte sie mit ihrer engen Kleidung richtiggehend in Szene. Sie war eine Granate und verdammt, das wusste sie. Ich war eher der Jeans, Hemd und Turnschuh Typ. Amber hasste es, weil sie mir ständig sagte, wie schön ich sei und dass ich mich besser präsentieren sollte. Genau das vermied ich aber in der Regel, da ich so wenig Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte, wie möglich.

Meine Freundin warf einige Pumps auf den Boden, die wohl passend zu den Kleidern sein sollten. Bei dem Gedanken, in High Heels herumzulaufen, rümpfte ich die Nase. Diese Dinger konnte ich einfach nicht leiden. Allerdings hatte ich Amber versprochen, mit ihr und ihrem Freund auf eine Geburtstagsparty zu gehen, die ein Kommilitone von ihr gab.

Amber war direkt nach der High School auf die University of Akron gegangen. Ich selbst durfte das nicht, denn mein Vater erachtete es für sinnvoller, wenn ich erst einmal zwei Jahre Berufserfahrung in seinem Unternehmen sammelte. Zwar wollte ich das nicht, aber diesbezüglich hatte ich keinerlei Mitspracherecht. Wenn Charles Nolan nämlich Anweisungen gab, wurden diese befolgt. Keiner widersprach ihm. Niemand! Kurz, bevor ich die vierundzwanzig verflucht langen Monate in seiner Firma beendet hatte, teilte mein Erzeuger mir mit, dass ich eines Tages seine Assistentin sein würde, dafür reichte es intelligenzmäßig gerade noch bei mir. Als ich ihm offenbarte, dass ich Jura studieren werde, lachte er mich nur aus. Seiner Meinung nach war ich nicht schlau genug und sollte schließlich nur der Außenwirkung wegen ein Studium absolvieren. Immerhin durfte ja keiner über die Nolans negativ sprechen.

Jedenfalls war ich nun seit drei Monaten an der Uni und studierte Betriebswirtschaftslehre, weil mein Vater das entsprechend mit dem Dekan besprochen hatte. Als ich davon erfuhr, hatte ich vor Wut geheult. Da ich mich schwertat, neue Leute kennenzulernen und Amber das wusste, stellte sie mir nach und nach ein paar ihrer Freunde vor. Ich mochte die Meisten sehr gerne. Diesen Marc jedoch fand ich wirklich süß. Er nahm nie Notiz von mir, was ich auch gar nicht wollte, lieber himmelte ich ihn aus der Ferne an.

»Probiere das mal an.« Amber hielt mir ein silbernes, schulterloses Kleid entgegen. Ich erhob mich und presste es an meinen Körper, während ich mich im Spiegel betrachtete.

»Findest du nicht, dass das ein wenig übertrieben ist?«, wollte ich wissen.

»Nein, ganz und gar nicht«, widersprach sie mir und griff nach einem roten Outfit, das sie wohl vorhatte zu tragen. Das Oberteil wurde im Nacken zu einem Neckholder gebunden. Beide Stoffe reichten uns bis zu den Kniescheiben und ich war mir nicht sicher, ob ich so etwas wirklich anziehen sollte. »Jetzt stell dich nicht an«, murrte sie und rammte mir ihren Ellenbogen in die Rippen, als sie meine Gedanken anscheinend an meinem Gesicht erkannt hatte. »Wir gehen feiern und da müssen wir sexy aussehen. Also, beeil dich. Wir werden gleich von Dave abgeholt.«

Dave war ihr On-Off Freund. Die Beziehung der zwei gestaltete sich – meiner Meinung nach – ein bisschen kompliziert. Sie konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Jedes Mal bekam ich ein Schleudertrauma. Aber gut, es war ihre Entscheidung und nicht meine. Ich liebte Amber und mochte Dave. Sollten sie machen, womit sie glücklich waren. Mich ging es im Prinzip nichts an.

Obwohl mir unwohl bei dem Kleid war, denn ich wollte alles, nur nicht sexy wirken, zogen Amber und ich uns an. Wir schlüpften in hohe Pumps, auf denen ich mir jedes Mal fast die Knöchel brach und fingen dann an, uns zu schminken. Innerlich nahm ich mir vor, mich heute ausschließlich wegen Amber so aufzubrezeln. Es war unser letzter Abend und ich wollte, dass wir diesen niemals vergessen würden.

Nachdem wir fertig waren, steckte Ambers Mom, Melanie, mir die Haare hoch. Aus meiner blonden Mähne wurde eine wirklich edle Frisur drapiert. Am Hinterkopf entstand eine Banane und der Scheitel wurde seitlich gesteckt. Mel hatte es einfach drauf. Bei Amber war nicht viel zu machen, da sie ihre schwarzen Haare immer zu einem Pagenschnitt trug. Der Pony fiel ihr ständig in die Stirn, was jedoch den Effekt hatte, dass ihre hellgrünen Augen unter ihm hervorstachen. Manchmal beneidete ich sie um ihr Aussehen. Nicht, dass ich mich hässlich fand, doch ich war eher unscheinbar. Auf jeden Fall empfand ich es so.

Gemeinsam stellten wir uns Arm in Arm vor den Spiegel und musterten uns.

»Bereit?« Amber grinste mich an.

»Nein«, sagte ich knapp, woraufhin sie lachte.

»Komm, das wird lustig«, versuchte sie, mich zu überzeugen, dem Abend fröhlicher zu begegnen. Sie hatte ja recht, ich musste mir eindeutig mehr Mühe geben, aber mir brach das Herz bei der Vorstellung, Amber die nächsten Jahre nicht mehr sehen zu können. Sie würde mir wahnsinnig fehlen. Doch ich wollte nicht schon wieder Trübsal blasen, sondern mich auf den Spaß konzentrieren, den wir haben würden.

Deswegen straffte ich die Schultern und nickte. »Okay, lass uns tanzen gehen.«

Gegen zwanzig Uhr wurden wir von Dave abgeholt. Er war eine Augenweide und einer der angesagtesten Typen auf dem Campus. Bereits auf der High School war er mehr als begehrt, er allerdings hatte immer nur Augen für Amber gehabt. Bis heute hatte sich das nicht geändert. Sein muskulöser Körper steckte in einem Anzug, seine blonden mittellangen Haare waren mit Gel in verschiedene Richtungen gedreht und ich musste zugeben, dass er unglaublich gut aussah. Seine Iriden waren Blau und sein Gesicht markant. Interessant war er für mich nie gewesen, jedenfalls nicht als Kerl. Aber wir konnten uns auf platonischer Ebene gut leiden.

»Ihr seht großartig aus, Ladys«, machte er uns ein Kompliment und gab Amber einen langen und innigen Kuss, weshalb ich mich kurz wegdrehte, damit ich ihnen etwas Freiraum geben konnte. Danach gab er mir einen Begrüßungskuss auf die Wange und zwinkerte mir zu, bevor er die Hand seiner Freundin ergriff und sie hinter sich herzog. Lächelnd folgte ich den beiden zu seinem Mercedes SUV, den er von seinen Eltern letztes Jahr geschenkt bekommen hatte. Mal eben! So verhielt es sich aber in unseren Kreisen, Geld spielte keine Rolle.

Gemeinsam stiegen wir ein und fuhren los. Amber und Dave unterhielten sich über ihre Collegekurse. Ich beschränkte mich aufs Zuhören.

Vor einem riesigen Hotel hielten wir an und verließen den Wagen. Innerlich wurde mir ganz anders, als ich erkannte, wo wir uns befanden. In diesem Gebäude hatte ich meine halbe Kindheit verbracht, denn mein Dad hatte viele Geschäftstermine hier gehabt. Zu denen hatte er mich regelmäßig mitgenommen und ich konnte mich austoben. Mit den Zimmermädchen durfte ich die größten und teuersten Räume betreten und dafür half ich ihnen bei der Arbeit. Wenn ich an diese Zeit zurückdachte, musste ich lächeln. Es waren schöne Momente gewesen … Momente, in denen ich noch glücklich war ... Momente, in denen ich meinen Daddy noch von Herzen geliebt hatte.

Amber hakte sich bei mir unter und zu dritt gingen wir ins Innere, wo die Party schon im vollen Gang war.

Nachdem wir Marc – der heute wieder fantastisch aussah in seiner engen schwarzen Jeans, weißen Sneaker, und gleichfarbigem Hemd – zum Geburtstag gratuliert hatten, steuerten wir einen freien Tisch an, der für uns reserviert wurde. Hier wurde alles organisiert, und zwar höchst akkurat. Marc wurde erst zweiundzwanzig, aber was kostet die Welt? Er kam, wie ich, wie wir alle, aus stinkreichem Hause und konnte tun und lassen, was er wollte. Somit auch einen Teil dieses Hotels buchen, um seinen Ehrentag zu feiern. Innerlich trat ich mir vor das Schienbein, weil ich aufhören musste, ständig an allem etwas auszusetzen. Jeder lebte auf seine eigene Art und Weise. Punkt! Außerdem wollte ich den Abend genießen und nicht grübeln. Meinen düsteren Gedanken konnte ich morgen wieder nachgehen, sie würden mich sowieso alsbald einholen. Jetzt und hier, nahm ich mir vor, einfach nur ein normales junges Mädchen zu sein, das, wenn auch nur für ein paar Stunden, glücklich sein wollte.

 

Der Abend wurde wirklich spaßig, wir tanzten, feierten und lachten. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so ausgelassen war. Der Schweiß rann mir bereits den Rücken herunter, weil Marc und ich uns in einer Tour zu der super Musik bewegten. Ja, Marc hatte sein Augenmerk auf mich gelegt. Warum auch immer! Obwohl ich mich damit schwertat, loszulassen, so zwang ich mich dennoch, zu entspannen. Heute wollte ich einfach nur Reece Nolan sein. Ein junges Mädchen, das einst Träume gehabt hatte und vielleicht – nur vielleicht – würde ich in den kommenden Stunden meinen ersten wahren Kuss bekommen. Diese Atmosphäre war dafür prädestiniert. Ich wollte nichts weiter, als einmal wirklich geküsst werden. Es war schon traurig, sich so etwas mit zwanzig zu wünschen, doch tat ich es. Eventuell schaffte ich es dann, endlich zu vergessen. Nicht für immer, aber für jetzt.

Nachdem ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte, weil die Schuhe mich förmlich umbrachten, nahmen wir auf unseren Stühlen Platz. Irgendwann verspürte ich das dringende Bedürfnis, die Toiletten aufzusuchen, da sonst womöglich meine Blase explodierte.

»Ich mache mich mal eben frisch«, teilte ich Marc mit, erhob mich und kam fast ins Straucheln, als er mir sein bezauberndes Lächeln schenkte. Gott, ich hoffte inständig, dass er in Kürze meine Lippen mit seinen vereinigte.

Gemächlich machte ich mich auf den Weg, raus aus dem Saal, begrüßte hin und wieder bekannte Gesichter, widmete dem ein oder anderen sogar ein ehrliches Lächeln. Kaum zu glauben, dass ich, trotz allem, was ich durchgemacht hatte, dazu fähig war.

Ich marschierte durch die Lobby, ging nach rechts, die Treppe nach unten, anschließend bog ich links ab und musste feststellen, dass sich hier kein weibliches Wesen aufhielt. Ich rümpfte die Nase und schaute mich um. Gab es womöglich noch woanders Toiletten? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich die einzige Frau war, die pinkeln musste. Leider waren mir nur diese Räume hier unten ein Begriff, weitere hatte ich bislang nicht aufgesucht. Vielleicht sollte ich Amber gleich fragen, wo sich die anderen Bäder befanden, dann bräuchte ich nicht immer den gefühlten Kilometermarsch hinter mich bringen.

Nachdem ich fertig war und mich danach im Spiegel betrachtet hatte, um sicherzugehen, dass mein Make-up noch frisch aussah, verließ ich den Waschraum, um wieder zurück zu gehen. Bevor ich allerdings um die Ecke huschen konnte, wurde ich von hinten gepackt und zurückgezogen. Nicht einmal schreien war mir möglich, weil mir ein weicher Stoff auf Mund und Nase gedrückt wurde. Irgendetwas roch süßlich und ich spürte Feuchtigkeit. Umgehend wurde mir schwindelig, dennoch versuchte ich, mich mit Händen und Füßen zu wehren. Das brachte mir jedoch nicht viel, denn der Angreifer war deutlich stärker als ich. Irgendwann wurde ich schläfrig und mein Körper erschlaffte. Dann überkam mich die Dunkelheit.

 

Als ich wach wurde, fand ich mich auf einem Bett wieder. Meine Hände und Füße waren mit Handschellen an Kopf- und Fußteil befestigt und mir gegenüber, am Ende der Matratze, stand ein großer, breitgebauter Mann. Als sich meine Sicht endlich geklärt hatte, erkannte ich ihn.

Wir befanden uns in einem Hotelzimmer. Dieses kranke Schwein hatte sich vermutlich eines gebucht. Er konnte nur durch meine Eltern wissen, wo ich mich aufhielt. Ambers Mom musste es meiner Mutter mitgeteilt haben. Schließlich hatte jedes Elternteil, dessen Kind mit mir befreundet war, seine Anweisungen. Fuck, ich hatte einfach nicht nachgedacht.

»Du gehörst nur mir«, flüsterte er und grinste diabolisch. »Du hättest nicht mit diesem Schnösel herumflirten sollen. Ich hatte dir bereits mehrfach zum Thema andere Kerle etwas gesagt. Jetzt werde ich dich für deinen Ungehorsam bestrafen.«

Mir wurde schlecht, ich rüttelte an den Fesseln, doch es war vertane Müh. Langsam kam er auf mich zu, nahm neben mir Platz und unsere Blicke trafen sich. Seiner war leer, fast schon tot.

Er würde seine Fantasien an mir ausleben und ich hatte keine andere Möglichkeit, als sie über mich ergehen zu lassen.

Über eines war ich mir jedoch im Klaren: Wenn dieser Abend vorbei war, würde ich nie wieder dieselbe sein.

 

Kapitel 1

Reece – 5 Jahre später

 

Schweißgebadet schrak ich auf, schaute mich um und erkannte, dass ich nicht in diesem Hotelzimmer lag. Es war nur ein Albtraum. Jener, der mich schon seit vielen Jahren heimsuchte. Er ließ mich einfach nicht los, egal, wie stark ich auch an mir arbeitete. Seit einigen Wochen waren die Nächte sogar noch härter geworden, was an den Blumen- und Geschenklieferungen lag, die ich von ihm fast täglich erhielt. Er hatte herausgefunden, wo ich mittlerweile lebte und die Angst, er könnte mich angreifen, wenn ich es am wenigsten erwartete, stieg ins Unermessliche.

Erschöpft schob ich mich aus dem Bett, wischte mir mit der Hand über die feuchte Stirn und seufzte. Auf wackeligen Beinen schlenderte ich ins Bad, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Mir war kalt, weshalb ich das Wasser auf warm, beinahe schon heiß drehte. Keine Ahnung, wie spät es war, doch ich vermutete, dass es erschreckend früh am Morgen war.

Würde Lena noch hier wohnen, wäre ich gerne zu ihr gegangen, einfach, um mich neben sie zu legen, damit ich nicht alleine war. Aber meine Mitbewohnerin und beste Freundin lebte nicht mehr hier.

Lena Slater und ich lernten uns auf dem College in Edinburgh kennen. Das Appartement, das meine Tante damals für mich gekauft hatte, war für mich alleine zu groß gewesen. Deswegen hatte ich nach einer Mitbewohnerin gesucht. Lena hatte seinerzeit ihr Studium in Miami unterbrochen und wollte an der University of Edinburgh ihre Ausbildung fortführen. Aus diesem Grund benötigte sie ein Zimmer. Als sie sich mir vorstellte, stimmte die Chemie von Beginn an. Ich musste nicht lange überlegen, mein Bauchgefühl hatte mir geraten, mich für sie zu entscheiden. Mit der Zeit wurden wir zu engen Freundinnen und ich liebte es, mit ihr zusammenzuleben. Das hatte sich auch nicht geändert, als wir von Schottland in die USA gezogen waren.

Doch jetzt wohnte sie mit ihrem Freund – meinem Vermieter – Steven McClaine zusammen. Mir war natürlich vor Wochen bereits klar gewesen, dass Lena, wenn die beiden ihre Differenzen beilegen sollten, bei ihm einziehen würde. Sie hatten wahnsinnig viel durchgemacht, sodass ich heute noch Tränen in die Augen bekam, sobald ich nur daran dachte, wie schlimm es um Lena stand. Deswegen war ich unglaublich glücklich und freute mich für meine Freundin, dass sich schlussendlich alles zum Guten gewandt hatte. Das hieß allerdings nicht, dass ich sie nicht vermisste, denn das tat ich. Ohne sie fühlte ich mich einsam und alleine. Mir hatte es teilweise schon geholfen meine Ängste zu bekämpfen, wenn ich wusste, dass sie zwei Zimmer weiter schlief. Das würde ich natürlich niemals laut zugeben, doch so verhielt es sich.

Hier in Miami, obwohl das eher überraschend war, fand ich eine Art Familie. Zwar war es Lenas, die Slaters hingegen nahmen mich auf, als gehörte ich bereits immer zu ihnen. Ich liebte sie alle – gut, es gab Ausnahmen – und ich würde wohl für jeden über brennende Lava rennen, aber keiner von ihnen wusste etwas über mich. Für alle war ich nur die reiche und toughe Reece Nolan, die aus Schottland kam. Fragen zu meiner Person wurden nicht gestellt, als ahnten sie, dass ich nicht antworten würde. Keine Ahnung, wie ich darauf kam, so jedenfalls fühlte es sich für mich an. Ich hoffte inständig, dass es auch weiterhin so ablief, denn ich wollte nicht, dass jemand etwas über mich erfuhr. Niemand sollte herausfinden, wer sich wirklich hinter meiner Fassade verbarg, das wäre für mich eine Fahrt zurück in meine eigene Hölle. Da wollte ich auf keinen Fall mehr hin, sie schlummerte nämlich ganz tief in meinem Unterbewusstsein.

In den letzten Jahren hatte ich es geschafft, einen Weg für mich zu finden, um mit meiner Vergangenheit klarzukommen. Um das zu erreichen, musste ich mich stark verändern, hart werden, nahezu emotionslos. Um mich herum hatte ich eine Schutzmauer errichtet, an der niemand rütteln durfte. Für meine Freunde würde ich mein letztes Hemd geben, aber ich würde niemals um Hilfe bitten. Die Angst, dafür mein Schweigen brechen zu müssen, war zu gigantisch. Dazu war ich nicht bereit, meine Scham fraß mich nach all den Jahren immer noch auf.

Seit ich aus Akron geflohen war, hatte ich meine biologische Familie nicht mehr gesehen. Die Einzige, zu der ich Kontakt hielt, war meine Tante Sonja. Die Frau, die mir bei meiner Flucht geholfen hatte und nach wie vor hinter mir stand. Sie würde immer zu mir halten, was auch passierte. Sogar, als ich Lena in ihre Heimat Miami begleitet hatte, legte sie mir keine Steine in den Weg, sondern unterstützte mich weiterhin. Für ihre grenzenlose Liebe war ich ihr unsagbar dankbar.

Kopfschüttelnd und fast aufgeweicht stellte ich das Wasser ab, hüllte mich in ein Badetuch ein und marschierte zurück in mein Zimmer. Dort schlüpfte ich in Jogginghose und Top, bevor ich mich in die Küche begab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst sechs war. Heute war Freitag und ich hatte keine Vorlesungen in der Uni, weshalb ich gehofft hatte, länger schlafen zu können. Nun gut, ich hätte es besser wissen müssen, denn das schaffte ich bereits eine ganze Weile nicht mehr. Langsam aber sicher ließen meine Kräfte nach und ich brauchte dringend etwas Ruhe. Nicht nur von meiner Umgebung, vor allem von meinem Kopf.

Plötzlich klingelte es an der Haustür, sodass ich aufschreckte. Wer zum Teufel war um diese Zeit schon auf den Beinen? Mit innerer Unruhe schlich ich zum Eingang und lugte durch das Loch. Devon?

»Was machst du hier?«, wollte ich wissen, nachdem ich ihm geöffnet hatte.

»Nette Begrüßung«, murmelte er, gab mir einen Kuss auf die Wange, schob sich an mir vorbei, und marschierte direkt auf die Kaffeemaschine zu.

Noch immer völlig verwirrt folgte ich ihm.

»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, meinte ich und setzte mich an den Tisch.

»Ich konnte nicht schlafen«, teilte er mir mit, womit er mir nichts Neues erzählte.

Devon Slater und ich lernten uns unter komplizierten Umständen kennen. Anfangs mochte ich ihn nicht, aber nach kurzer Zeit wurden wir zu sehr engen Freunden. Für mich jedoch konnte es gar nicht eng genug sein, das behielt ich allerdings lieber für mich, denn er sah mich nicht. Nicht als Frau, sondern nur als Reece, die Freundin seiner Schwester und Schwägerin.

»Redest du nicht mehr mit mir?«, holte Devon mich aus meinen Überlegungen.

»Doch.« Ich seufzte. »Warum konntest du nicht schlafen?«

»Deinetwegen«, war alles, was er sagte.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. »Was habe ich denn mit deinem Schlaf zu tun?«

Nicht, dass ich mich nicht freute, sollte es sich so verhalten, aber so naiv war ich nicht. Er hatte kein Interesse an mir. Bei uns war alles rein platonisch.

»Seit Wochen gehst du meiner Familie aus dem Weg«, brummte er und ich wusste, dass er sich irgendwann nach den Gründen meines Auftretens erkundigen würde. »Du meldest dich weder bei mir, noch bei Jordan oder Lena. Also, jetzt mal die Karten auf den Tisch. Was ist das Problem?«

»Ich habe kein Problem«, erwiderte ich. »Es liegt einfach nur an dem Stress. Die Uni wird ja nicht leichter. Ich muss lernen. Es ist nun mal nicht ganz so simpel. Immerhin will ich zur Staatsanwaltschaft. Dafür muss ich hart arbeiten.«

»Und warum ignorierst du dein Handy?«, stellte er die nächste Frage.

Bullshit!

»Weil es mich nervt«, informierte ich ihn, was nicht mal gelogen war.

Seitdem er mich ausfindig gemacht hatte sowie meine Telefonnummer kannte, rief er zig Mal an und schrieb mir teilweise vierzig bis fünfzig Nachrichten am Tag. Keine davon las ich, keines der Gespräche nahm ich entgegen. Daraufhin folgten die Blumenlieferungen, Briefe und Pralinen. Alles landete ungeöffnet im Müll. Auch seine Zeilen las ich nicht.

»Gut. Ich glaube dir zwar nicht, aber ich werde dich erst mal in Ruhe lassen.« Das war nur ein Aufschub der Unterhaltung und ich wusste, dass er bald erneut versuchen würde, mich auszuquetschen. »Und jetzt, meine liebe Reece, bitte ich dich, eine Tasche zu packen. Du brauchst zwei Outfits. Ein legeres und ein heißes. Bis um zehn musst du fertig sein. Dann hole ich dich ab.«

Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete ich ihn. »Warum sollte ich das tun?«

»Weil ich dich so nett darum gebeten habe.« Er lächelte, womit er mich, wie so oft, ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. Verdammt, meinem Magen tat es gar nicht mehr so gut, wenn er so nett zu mir war, denn mit seiner Art stellte er irgendetwas in meinen Inneren an. Jedes Mal überkam mich leichter Schwindel. Etwas, das ich unter gar keinen Umständen zulassen konnte, immerhin war er imstande, mir das Herz herauszureißen. Er mochte mich als seinen Buddy, aber gewiss nicht als Mädchen. Da gab es dummerweise schon eines, das er als seines betrachtete, nur leider nie bekommen würde.

Jordan.

Jordan Slater lernte ich vor fast zwei Jahren kennen, als Lena sie nach ihrem Thanksgiving-Aufenthalt bei ihren Eltern hier in Miami mit nach Edinburgh gebracht hatte. Als Lena wie auch Jordan mir erklärt hatten, dass Letztere einen Unterschlupf benötigte, weil sie massive Probleme hatte, diskutierte ich nicht, sondern stimmte zu. Wir drei wurden unzertrennlich und ich war der Meinung, dass Jordan niemals wieder einen Fuß nach Miami setzten hätte sollen. Doch die Ereignisse hatten sich, leider Gottes, überschlagen. Es war so schlimm, dass ich dachte, niemand käme lebend aus der Situation heraus. Als ich die Einzelheiten aus Jordans Vergangenheit erfuhr, versuchte ich, für sie stark zu sein. Solange ich bei ihr war, hatte ich es auch hinbekommen, aber nachdem ich alleine zuhause war, hatte ich mich die halbe Nacht übergeben. Dass Jordan ihr Dasein so gut überstanden hatte, grenzte an ein Wunder. Manchmal wünschte ich mir, ein bisschen so zu sein, wie sie. So stark … so hart … so aufopfernd.

Jedenfalls wusste Devons Schwägerin nichts von seinen Empfindungen. Das lag wahrscheinlich daran, dass er sich fast nie etwas anmerken ließ. Nur ich sah das, denn mittlerweile kannte ich ihn sehr gut, womöglich besser, als er sich selbst, weshalb ich ihn durchaus einschätzen konnte. Darüber hinaus hatte er mir vor einigen Monaten – wir hatten eine Menge Wein getrunken – erzählt oder eher gesagt gebeichtet, dass er sie mal geküsst hatte. Und egal, wie oft Devon abstritt, noch Gefühle für Jordan zu haben, er hatte sie dennoch. Das erkannte man, wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt. Manchmal sprachen Blicke einfach Bände und seine, ganze Romane. Deswegen würde es niemals einen Platz für mich in seinem Herzen geben, denn dieser war für Jordan reserviert.

»Erde an Reece Nolan«, rief Devon plötzlich, weshalb ich zusammenzuckte. »Was ist los mit dir? Beamst du dich regelmäßig in eine andere Welt, oder was?«

Wenn er wüsste!

»Entschuldige«, murmelte ich. Danach konzentrierte ich mich. »Du hast mich nicht nett gebeten«, widersprach ich ihm endlich auf seine Aussage von gerade, »sondern mir einen Befehl erteilt.«

»Nenn es, wie du willst.« Devon erhob sich, kam zu mir, gab mir erneut einen Kuss auf die Wange und wandte sich ab. »Ich bin um zehn hier. Sei dann fertig.« Ohne auf meine Antwort zu warten, verließ er die Wohnung.

Der hatte sie doch nicht mehr alle!

Dennoch musste ich grinsen. Was hatte dieser Spinner bloß wieder vor? Neugierde hatte mich im Griff, weshalb ich mich vom Hocker schob und in mein Zimmer stürmte. Dort nahm ich meine Tasche aus dem Schrank und packte einige Dinge ein, die ich gebrauchen konnte, sowie die zwei Outfits, um die Devon mich gebeten hatte. Danach föhnte ich mir die Haare trocken, schminkte mich dezent und zog Jeans nebst Shirt an.

Na, toll! Dieses Manöver hatte keine Stunde gedauert. Es war erst kurz nach sieben. Kacke!

Um die Zeit zu überbrücken, setzte ich mich an den Schreibtisch und fing zu lernen an. So konnte ich mich wenigstens etwas ablenken, bis Devon mich abholte.

 

Pünktlich um zehn klingelte es erneut an der Tür. Ich schnappte mir meine Lederjacke sowie Tasche, schlüpfte in Sneakers und lief zum Eingang.

»Bereit?«, wollte er grinsend wissen.

»Nein. Doch ich folge dir trotzdem«, sagte ich. »Du kannst nur froh sein, dass ich dich mag.« Wieder dieses Lächeln, was mir regelmäßig den Boden unter den Füßen wegriss.

Wieso zum Teufel sah er immer so gut aus? Ich begriff das einfach nicht!

Wenn er mich mit seinen braunen Augen betrachtete, hatte ich Mühe, nicht wie eine dumme Gans zu grinsen. Manchmal wollte ich ihm in die dunklen kurzen Haare greifen, ihn zu mir herunterziehen, um ihn um den Verstand zu küssen. Er hatte die sinnlichsten Lippen, die ich jemals gesehen hatte. Devon war ein toller Kerl, großzügig und liebevoll, aber auch hart in seiner Art, vor allem, wenn es um seine Familie ging. Darüber hinaus war er ein sehr guter Kickboxer, was wohl daran lag, dass er von klein auf diesem Sport nachging. Immerhin besaß sein Vater, der vor vielen Jahren als ungeschlagener Weltmeister in Ruhestand gegangen war, ein eigenes MMA- und Kickbox-Studio. Sein Bruder Logan trainierte ebenfalls dort, seit er ein Kind war. Im Gegensatz zu Devon hatte er jedoch eine Profikarriere angestrebt, was sich durchaus bezahlt gemacht hatte, denn mittlerweile war Logan Weltmeister.

Wieder betrachtete ich Devon, der mich mit fast einer Kopflänge überragte, schließlich war er um die ein Meter neunzig, hingegen war ich circa zwanzig Zentimeter kleiner und verdammt, ich stand auf diesen Kerl. Doch das würde er niemals erfahren, denn ich hütete dieses Geheimnis, wie viele andere auch. Ja, ich schwärmte für Devon Slater, heimlich und nur für mich.

Seitdem ich in Miami war, hatte ich nicht einen Typen abgeschleppt. Ich ließ es nicht mal zu, dass mich jemand ansprach. Ich empfand es als falsch, obwohl Devon nicht so abstinent lebte. Zwar hatte er keine Beziehungen, dafür stieg er aber regelmäßig mit irgendwelchen Weibern in die Kiste. Woher ich das wusste? Er erzählte es mir.

Devon verstaute unser Gepäck im Kofferraum, dann nahmen wir im Auto Platz. Nachdem wir uns angeschnallt hatten, fuhr er los.

»Gibst du mir einen kleinen Tipp?«, gab ich meiner Neugierde nach.

»Als ob«, war alles, was er dazu zu sagen hatte und nebenbei lachte er auch noch laut auf.

Wunderbar! Einfach ein Schatz, dieser Kerl.

Wir schwiegen, Devon schaltete das Radio ein und ich schaute aus dem Fenster. Wieso verhielt ich mich bloß so, wenn es um ihn ging? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Normalerweise ließ ich keinen an mich heran. In der Regel holte ich mir einen Typen, befriedigte meine Bedürfnisse und schickte ihn wieder fort. Aber seit ich Devon kannte, interessierte mich überhaupt kein Kerl mehr. War ich eigentlich noch zu retten?

In Schottland hatte ich keine Probleme, Männer für ein paar Stunden zu finden. Während des Geschlechtsverkehrs hatte ich die Macht, hegte keinerlei Gefühle. Das Einzige, was ich bis heute nicht bekommen hatte, war: mein erster echter Kuss. Das lag daran, dass ich es bislang keinem Mann gestattet hatte. Keine Ahnung, warum es sich so verhielt, wieso ich keinem meiner Sexpartner erlaubt hatte, mich zu küssen. Gedanken deswegen hatte ich mir viele Jahre nicht gemacht, sondern einfach akzeptiert, dass ich womöglich niemals diese Erfahrung machen würde. Für mich stand schlicht fest, dass die Zeiten für Träumereien vorbei waren. Bis zu dem Tag, als ich Devon begegnet war. Seither dachte ich pausenlos nach … darüber, von diesem einen Mann, dieser starken Persönlichkeit, die man ständig in Liebesromanen liest, gehalten und geküsst zu werden. Für mich war das Devon Slater. Er war der Mr. Right, den die Autoren in ihren Geschichten beschrieben. Wenn er sich in meiner Nähe aufhielt, wurde ich nervös, fühlte mich gleichzeitig dennoch wohl und vor allem sicher. Ich kam noch nicht ganz dahinter, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte, das er regelmäßig in mir auslöste, doch im Prinzip war das auch nicht wichtig. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ihm mehr als einmal Avancen gemacht, auf die er nur nicht eingegangen war. Er hatte sie sogar ignoriert. Fakt war, dass ich nicht in sein Beuteschema passte, denn er bevorzugte große, schlanke und durchtrainierte Mädels. Jordan war seine Ausnahme, davon war ich überzeugt, immerhin war sie ebenfalls nicht die Dünnste, dafür aber bildhübsch. Jedenfalls konnte ich ihm weder Modelmaße bieten, noch das passende Gesicht dazu. Nein, ich hatte keine Probleme mit meinem Selbstbild, doch ich hatte einen Spiegel. Für eine Frau war ich nicht klein, absolut nicht schlank, eher etwas rundlich und von durchtrainiert war ich meilenweit entfernt. Sport? Was war das?

Vielleicht sollte ich damit aufhören, so unglaublich viel zu grübeln und die Zeit mit ihm einfach genießen. Wer weiß, wie lange wir diese noch hatten! Zeit war begrenzt und ich war mir sicher, dass meine bald ablief. Sollte es nämlich mit ihm so weitergehen, sah ich keinen anderen Ausweg, als erneut zu verschwinden. Aber darüber würde ich jetzt nicht nachdenken, sondern mich auf ein weiteres Abenteuer mit Devon einlassen. Solange er bei mir war, würde mir nichts passieren. Davon war ich überzeugt.

 

Kapitel 2

Devon

 

Las Vegas!

Wir befanden uns im Landeanflug. Seit sechs Stunden waren wir mittlerweile in dieser fliegenden Kiste und meine Beine fühlten sich an wie Beton. Ich hasste es, so lange zu sitzen, aber das war leider nicht zu ändern. Reeceʼ Geburtstag war morgen und ich wollte ihr einen unvergesslichen Tag bescheren.

Nachdem sie sich die letzten Wochen zurückgezogen hatte, nahm ich mir vor, sie von ihrem alltäglichen Stress abzulenken, vielleicht noch mal in Ruhe das Gespräch mit ihr suchen, um dahinter zu gelangen, was ihr Probleme bereitete. Ich war nämlich davon überzeugt, dass sie welche hatte.

Meine Schwester Lena hatte mich vor einigen Tagen aufgesucht und mir ihre Sorge über ihre Freundin mitgeteilt. Natürlich hatte sie mich gefragt, ob ich eine Ahnung hätte, was mit Reece los sei, darauf konnte ich ihr jedoch keine Antwort geben. Immerhin war ich selbst ahnungslos. Lena erzählte mir, dass Reece derzeit ständig irgendwelche Lieferungen erhielt, die sie ungeöffnet in den Müll warf. Auch ihr Handy würde sie ignorieren, das andauernd vibrierte. Dieses Verhalten passte nun gar nicht zu der Reece Nolan, die ich vor einem Jahr kennengelernt hatte. Ohne Smartphone war meine Freundin nicht vollständig. Sie hatte es immer in den Händen, was sogar manches Mal nervte, wenn wir zusammensaßen. Aber diese Zeiten hatten sich anscheinend geändert. Beschweren würde ich mich nicht, allerdings schien es einen Grund dafür zu geben. Diese Erkenntnis bereitete mir Kopfzerbrechen und ich wollte herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte. Sollte es ein Kerl sein, der sie stalkte oder sie nicht in Ruhe ließ, wollte ich das wissen, denn dann würde ich mich mal unter vier Augen mit dem Wichser unterhalten.

Warum Lena mich auf ihre Freundin ansprach und nicht selbst das Gespräch mit ihr suchte? Ganz einfach! Reece machte sich nicht nur rar, sondern ließ sich auch auf keine Unterredung mit ihren Freundinnen ein. Sie wich ihnen immer aus. Meiner Schwester blieb gar keine andere Wahl, als sich an mich zu wenden, weil Reece und ich im letzten Jahr zu sehr guten Freunden geworden waren. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und lagen auf einer Wellenlänge. Sie war keine, die mit mir ins Bett wollte. Was umgekehrt ebenso der Fall war. Es war zur Abwechslung mal angenehm, mit einer Frau nur plantonisch befreundet zu sein. Nicht, das Reece nicht gut aussah, denn das tat sie.

Sie war keine außergewöhnliche Schönheit, wie ich es bei meinen Miezen gewohnt war, die ich hin und wieder abschleppte, aber sie war auf ihre Weise geheimnisvoll und verflucht sexy. Reece Körper war nicht mit den Maßen zu vergleichen, auf die ich üblicherweise bei Frauen stand. Sie war weder schlank, oder gar dünn. Eher das Gegenteil traf auf sie zu. Ihr Bauch war nicht flach, ihre Beine ausgeprägt und ihr Hintern ausladend. Sie war circa ein Meter siebzig, besaß Kurven und eine üppige Oberweite. Allerdings störte mich das alles nicht, weil ich an ihr sexuell gesehen, nicht interessiert war.

Als Frau fiel sie nicht in mein Beuteschema, dennoch war ich von ihrem Gesicht mehr als fasziniert. Ihre Augenfarbe war ungewöhnlich, etwas, das ich zuvor niemals gesehen hatte. Eine seltsame Mischung aus blau und rot, die aussah wie Veilchen-lila. Wenn die Sonne sie blendete, schimmerten sie sogar Flieder. Phänomenal, aber es passte zu ihr. Darüber hinaus besaß sie verboten lange Wimpern und schulterlanges blondes Haar. Reece war anmutig und lief, als würde sie auf den Laufsteg gehören. Ich beobachtete sie gerne, weil sie etwas Besonderes war. Reece war süß, äußerlich wie innerlich. Und aus irgendeinem Grund – ich wusste nicht, welchem – war sie mir unglaublich wichtig geworden.

»Was suchen wir in Las Vegas?«, fragte diese neugierige Person, als das Flugzeug auf der Landebahn zum Stehen kam.

»Du hast morgen Geburtstag, Honey«, informierte ich sie überflüssigerweise. »Wir werden das feiern. Ein Vierteljahrhundert. Beweg deinen süßen Arsch und lass uns Spaß haben.«

Sie schnappte nach Luft und verengte ihre Lider. Ich mochte es, wenn sie sich rebellisch verhielt. Ob sie ahnte, was sie dann für eine Wirkung auf Männer hatte? Wohl kaum!

Wir verließen die Maschine und marschierten den Gang entlang. Da wir nur Handgepäck besaßen, brauchten wir uns nirgends anstellen, sondern konnten nach der Ausweiskontrolle direkt durch den Airport marschieren. Vor dem Gebäude stoppte ich ein Taxi. Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, nahmen wir auf der Rückbank Platz und ließen uns zum Hotel bringen.

Während der Fahrt erkannte ich, dass Reece alles aufmerksam betrachtete, an dem wir vorbeifuhren und ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, sie hierher zu bringen.

Als unser Fahrer hielt, bezahlte ich diesen und wir stiegen allesamt aus. Als wir die Taschen erhalten hatten, liefen Reece und ich gemeinsam auf die Rezeption zu, hinter der eine dunkelhaarige junge Schönheit stand und mich anlächelte. Lecker, dachte ich, konzentrierte mich aber auf mein Vorhaben. Dieses Wochenende gehörte Reece. Und ich würde mich hüten, irgendeine Braut abzuschleppen.

»Guten Tag«, begrüßte ich die Hotelangestellte freundlich. »Ich habe auf den Namen Devon Slater gebucht.«

Das Mädel tippte auf ihrer Tastatur herum und legte mir dann ein Formular vor, das ich ausfüllen sollte. Sofort schnappte ich mir einen Kuli und kam ihrer Bitte nach.

»Willkommen in Las Vegas, Mr. Slater.« Die junge Frau übergab mir den Schlüssel, den ich direkt an mich nahm. »Die Suite ist vorbereitet. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Begleitung einen angenehmen Aufenthalt. «

»Den werden wir haben«, gab ich grinsend zurück, griff nach meinem Gepäck und drehte mich zu Reece, die mich mit aufgerissenen Augen betrachtete.

»Wir teilen uns ein Zimmer?«, quiekte sie beinahe.

»Wo ist das Problem?«, hakte ich nach und zog eine Braue hoch. Ihre Verwirrung konnte ich nicht ganz nachvollziehen. »Wenn du bei mir übernachtest, schläfst du auch hin und wieder bei mir im Bett oder wir zusammen auf der Couch.«

»Ja, schon, aber …« Sie stieg nervös von einem Fuß auf den anderen. »Was ist, wenn du eine Frau hier kennenlernst und sie mitnehmen willst?«

»Honey«, flüsterte ich und beugte mich zu ihr herunter, »wir sind hier, um deinen Geburtstag zu feiern. Heute interessieren mich keine Weiber. Alles klar?«

»Wenn du meinst?« Reece schien ein wenig überfordert mit der Situation zu sein, was ich nicht verstehen konnte. Wir waren eher sowas wie Geschwister, als Freunde. Doch vielleicht war sie noch etwas überrumpelt von der Entführung.

Wir stiegen in den Aufzug und fuhren hoch in die siebte Etage, wo wir uns in das Zimmer begaben. Die Suite bestand aus Wohn- und Schlafzimmer sowie einem Bad. Ich mochte solche Räumlichkeiten, weil man sich freier bewegen konnte.

»Dann ziehen wir jetzt mal unsere heißen Fummel an«, schlug ich vor und klatschte in die Hände, »und machen anschließend Las Vegas unsicher. Was hältst du davon?«

»Das hört sich nach einem Plan an.« Endlich lächelte sie und ich musste einige Male blinzeln. Wenn sie das tat, rauschte mir ständig ein Schauer über den Rücken, woraufhin sich Gänsehaut bildete. Ich wusste dieses Gefühl nicht ganz einzuordnen und schob es darauf, dass ich sie wirklich gern hatte. Hinzu kam, dass ich ihre Nähe genoss.

Reece drehte sich um und verschwand mit ihrem Gepäck im Schlafbereich, während ich mich im Wohnzimmer umzog. Nachdem ich mich entkleidet hatte, stieg ich in enge schwarze Jeans sowie gleichfarbige Lederschuhe. Dazu trug ich ein weißes Hemd, das ich mir in die Hose stopfte, darüber eine dunkle Weste.

Mit den Fingern fuhr ich ein paar Mal durch mein braunes Haar, für irgendwelche Gelfrisuren waren sie eindeutig zu kurz.

So, ich war fertig, nur Madame war noch nicht wieder zurück. Frauen, dachte ich mir, sie benötigten immer eine Extraeinladung.

Keine zwanzig Minuten darauf, öffnete sich die Tür und ich vergaß augenblicklich, wie man atmet. Okay, ich hatte ihr gesagt, sie sollte ein heißes Outfit mitnehmen, doch in diesem konnte ich sie unmöglich begleiten. Reece wusste ganz genau, wie sie ihre Kurven in Szene setzte.

Fuck!