INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarte

EUROPAS MITTE

1Das Wattenmeer – Voller Leben

2Berlin – Die hippste Stadt der Welt

3HIMMLISCHES SACHSEN-ANHALT
Auf den Spuren der Sternensucher

4Kölner Dom – Auf der ewigen Baustelle

5Der Harz – Rund um den Brocken

CHURFRANKEN
Glücksmomente in der Genussregion

6Mittleres Rheintal – Das Zuhause der Loreley

7DIE DEUTSCHE ALPENSTRASSE
Auf und Ab am Alpennordrand

8Zugspitze – Ziel für Gipfelstürmer

9Amsterdam – Charmante Metropole im Wasser

10Texel – Windzersaust und meergeküsst

11Brüssel – Zentrum der Lebensart

12Luxemburg – Malerisches Machtzentrum

GROSSHERZOGTUM LUXEMBURG
Kulinarik im Land der Genießer

13Warschau – Geliebte Widersprüche

14DAS NÖRDLICHE POLEN
Mit dem Wohnmobil nach Podlachien

15Krakau – Alte Seele mit jungem Flair

16Polens Ostseeküste – Feiner Sand und stolze Städte

POLEN AUS KLEINER PERSPEKTIVE
Zwergenaufstand in Breslau

17Prag – Die unterschätzte Schöne

18Niedere Tatra – Archaische Landschaft

19Budapest – Die Zukunft kann kommen

20Ljubljana – Das kleine Prachtstück

21Wien – Lebensqualität und Lifestyle

22IMPERIALES NIEDERÖSTERREICH
Most, Wein, Wald und Wasser

23Salzkammergut – Landschaft im Gleichklang

24DIE GLOCKNERSTRASSE
Die berühmteste Alpenstraße Österreichs

25Vaduz – Genuss auf kleinem Raum

26Eiger, Mönch und Jungfrau – Top of Europe

27Rhätische Bahn – Lang ersehnte Verbindung

EUROPAS SÜDEN

28Bozen – Viel mehr als nur Südtirols Hauptstadt

29Drei Zinnen – Der berühmteste Dreizack der Alpen

30Venedig – La Serenissima

31Florenz – Im Zeichen der Kuppel

32San Marino – Europas älteste Republik

33Roms Petersdom – Mittelpunkt der Christenheit

34Siziliens Piazza Armerina – Eine der großen Sehenswürdigkeiten

35Malta – Geheimnisvolle Megalithkultur

GESCHICHTSTRÄCHTIGES MALTA
Wenn es glänzt und knattert in Mdina …

36Monaco – Glanz und Gloria

37Paris – Mon Amour

38Versailles – Absolutistischer Prunk

39Champagne – Edle Tropfen

40VOM FLUSS ZUM MEER
Entlang Saône und Rhône in den Süden

41Lourdes und die Pyrenäen – Auf Jakobs Spuren

42Camargue – Geschütztes Naturparadies

43Andorra – In schöner Abgeschiedenheit

44Santiago de Compostela – Am (irdischen) Ziel

45Barcelonas Sagrada Família – Gaudís Meisterstück

46Madrid – Wo Spaniens Herz schlägt

47Bergromantik auf Mallorca – Valldemossa

48Granadas Alhambra – Im Garten Allahs

49GENUSSVOLLES SPANIEN
Auf der Straße der Schinken

50Menorca – Spröde Schönheit

51La Palma – Grüner Felsen im Atlantik

52Lissabons Castelo – Wo alles begann

53Grutas de Mira de Aire – Uralte Formationen

54Mosteiro de Alcobaça – Des Königs Siegpreis

55Serra da Estrela – Portugals Wander- und Skiparadies

EUROPAS WESTEN UND NORDEN

56Dartmoor – Geheimnisvolle Landschaft

GÄRTEN, PARKS, HERRENHÄUSER
Anmutiges Flair in Großbritanniens Natur

57Stonehenge – Mystischer Steinkreis

58London – Die schönen Dinge des Lebens

59VON LONDON NACH YORK
Durch Englands Mitte in den Norden

60Liverpool – Trendstadt am Mersey

61York – Englands ewige Stadt

62Edinburgh – Athen des Nordens

63SCHOTTISCHE HIGHLANDS
Eine Winterreise in den Westen

64Callanish – Mystische Standing Stones

65AB DURCH DIE MITTE
Durch Irlands »Hidden Heartlands«

66Dublin – Metropole am Liffey

BÜCHERLAND IRLAND
Die irische Liebe zur Literatur

67Giant’s Causeway – Ein wahres Wunder

68CAUSEWAY COASTAL ROUTE
Kleine Dörfer, einsame Glens und Castles

NORDIRLAND
Auf den Spuren des heiligen Patrick

69Þingvellir-Nationalpark – Von Europa nach Amerika

70Reykjavík – Stadt zwischen Feuer und Eis

71Laki-Krater – Schiere Naturgewalt

72Askja – Königin der Lavawüste

SERMEQ KUJALLEQ
Ein Gletscher der Superlative

73Kopenhagen – Geschichte trifft Moderne

74Bornholm – Die Sonneninsel

DIE MUSEUMSHALBINSEL BYGDØY
Von Wikingern und Polarforschern

75Die Hurtigruten

76WANDERUNG ÜBER DEN BESSEGGEN-GRAT
Grandiose Bergszenerie

DIE WIKINGER AUF DEN LOFOTEN
Archäologische Schätze

77DIE INSEL MAGERØY
Rundtour mit dem Auto

78Stockholm – Eine grüne Metropole auf 14 Inseln

79Gamla Uppsala & Birka – Zeitreise zu den alten Herrschern

80Die Felsritzungen von Tanum – Kunst für die Ewigkeit

81Götakanal – Romantische Landschaft, historische Dampfer

82Helsinki – Die junge finnische Hauptstadt

83Åland-Inseln – Mosaik aus Land und Wasser

84RUNDTOUR DURCH DAS SEENLAND
Viel mehr als nur Wasser

85Karelien – Russisches Erbe

86Lappland – Reich der Samen und Rentiere

EUROPAS OSTEN

87Tallinn – Der Hansetradition treu

88Riga – Da ist Musik drin

89Klaipeda und die Kurische Nehrung – Eine glanzvolle Vergangenheit

90St. Petersburg – Weiße Nächte

91Moskau und der Kreml – Schaltzentrale russischer Macht

92Das Wolgadelta – Grandioses Finale eines gigantischen Stromes

93Kaukasus – Natürliche Barriere zwischen zwei Lebenswelten

94Transsilvanien – Unbekannt und berüchtigt

EUROPAS SÜDOSTEN

95Istanbuls Hagia Sophia – Ewig schön

96Nikosia – Letzte geteilte Hauptstadt der Welt

97Epirus – Griechenlands wilder Westen

98Attika – Ein göttliches Vergnügen

99Kreta – Wiege der abendländischen Kultur

100Santorin – Traum in Weiß und Blau

101Tirana – Stadt im Wandel

102Ohridsee – Mazedoniens »Meer«

103Sofia – Schmelztiegel der Kulturen

104Nessebar und die Küste – Schwarzes Meer, weißer Strand

105Montenegros Adriaküste – Ein Fjord im Mittelmeer

106Belgrad – Städtetrip für Neugierige

107Mostar und Višegrad – Zeugen der Zeit

108Istrien – Zauberhafte Küste

109Dubrovnik – Perle der dalmatinischen Küste

Straßenkarten

Register

Die Autoren

Text-/Bildnachweis

Impressum

Die Mosaiken zur Bergpredigt in der über 70 m hohen Kuppel des Berliner Doms. Vorbei an Drei- und Viertausendern mit der Schynige-Platte-Bahn im Berner Oberland. Wie im Bilderbuch: im Oldtimer durch die Toskana. Die Bar »La Torre del Oro« in Madrid bietet Tapas und Wein. Brunnenfiguren im Lustschloss Versailles. Ponys grasen auf den saftigen Weiden im südenglischen Dartmoor (v.l.n.r.).

Papageitaucher kommen von April bis November zum Brüten auf die Shetlandinseln. Nyhavn zählt zu den beliebtesten Vierteln von Kopenhagen. Smögen: Inselidylle im Skagerrak. Die Auferstehungskirche in St. Petersburg ist ein wahrer Blickfang. Die Gergetier-Dreifaltigkeitskirche steht abseits in der georgischen Berglandschaft des Qasbegi. Abendessen in Dubrovniks Altstadt (v.l.n.r.).

Der Lofotenort Reine ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und ausgiebige Spaziergänge.

Die Burg Vianden in Luxemburg war einst Wohnsitz mächtiger Grafen.

EUROPAS MITTE

Zwischen Nordsee und Alpen

Traumhaft goldener Glanz über Polens Kreidefelsenküste bei Sonnenaufgang.

Wohnwelten an der Prinsengracht in Amsterdam.

Fischerbastei in Budapest: Sieben spitze Türme erinnern an die Stammesführer der Ungarn.

DAS WATTENMEER – VOLLER LEBEN

Ein grenzübergreifendes Naturerbe

Die Nordsee steht seit 2011 unter dem Schutz vor Eingriffen in ihre Wattlandschaft, die sich von der holländischen Küste entlang der gesamten deutschen Nordseeküste bis zum südwestlichen Dänemark erstreckt. Vor 20 Jahren noch nannte man das Wattenmeer »bedrohtes Paradies«. Und sicher vor Gefährdungen ist es auch heute nicht, aber noch nie war die öffentliche Aufmerksamkeit dafür größer.

Blick auf die Hallig Hooge.

Gleich drei Bundesländer haben sich zusammengetan und daraus entstand eine der am dichtesten besiedelten Naturerbe-Regionen Deutschlands. Schleswig-Holstein und Niedersachsen brachten die Küsten beiderseits der Elbmündung mit ihren maritimen Nationalparks zusammen. 2009 wurden diese von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Zwei Jahre später nahm das UNESCO-Komitee auch den Hamburgischen Nationalpark mit in die heiß begehrte Erbeliste auf.

Seine Einzigartigkeit und zugleich seine Größe faszinieren nicht nur die Nordseebesucher, sondern auch deren Anwohner immer wieder am Wattenmeer. Nimmt man den niederländischen Bereich der Nordsee, der ebenfalls zum Wattenmeer-Welterbe gehört, hinzu, so sind es rund 10 000 Quadratkilometer. Man stelle sich vor: ein Biosphärenreservat, viermal so groß wie der Staat Luxemburg, also von einem riesigen Flächenausmaß! Es befindet sich von Ebbe zu Flut und von Flut zu Ebbe in unaufhörlicher Bewegung. Hier wird Naturschutz im Großformat betrieben.

Selten scheu, eher neugierig sind die Seehunde der Nordsee.

Die bewohnten Inseln und Halligen gehören zwar nicht zu diesem Welterbe-Ökosystem, wohl aber die Randgebiete zwischen den Deichen und dem Vorland. Auf den Salzwiesen weiden die Schafe zu Tausenden – zumindest so lange, bis wieder ein Sturm für die Überflutung dieser Grenzareale sorgt. Auch hier gedeiht eine artenreiche Pflanzenwelt.

Eines der weltweit größten Feuchtgebiete

Wer das Wattenmeer zum ersten Mal besucht, glaubt vielleicht, die Verwaltungen der drei Nationalparks würden dreist übertreiben mit ihrer amtlichen Einstufung des Wattenmeeres als einer der dichtest besiedelten Naturerbe-Regionen Deutschlands. Tatsächlich sind die Vogelscharen zahlreicher als an anderen Küsten. Allerdings handelt es sich »lediglich« um Millionen von Zugvögeln, die auf der Durchreise von Kanada oder Sibirien nach Südafrika sind.

Aber nicht allein die unzähligen Zugvögel, die alljährlich hier ihre Brutstätte und Überwinterungsmöglichkeit finden, bevölkern das Wattenmeer, daneben haben noch Milliarden von kleinen und kleinsten Lebewesen im Wattenmeer ihren Lebensraum: beispielsweise winzige Krebse, Schnecken, Faden- und Strudelwürmer, auch vielerlei Muschelarten, insgesamt rund 10 000. Biologen haben nachgeforscht, gezählt und gerechnet. Sie sind für einen einzigen Quadratmeter auf 200 000 und mehr Lebewesen gekommen. Das ist ein reich gedeckter Tisch für die Fische der Nordsee, für die Schollen, Flundern, Seezungen und Aale, die mit jeder Flut ins Watt schwimmen, aber auch für zahlreiche dauerhaft hier lebende Watvögel.

Grandioses Erlebnis

Bei Wattexkursionen kann man jedoch oft auch größere Tiere sehen, Säugetiere wie Seehunde, Kegelrobben oder die Gewöhnlichen Schweinswale. Zu diesen nur knapp über einen Meter großen Kleinwalen gehören auch die Delfine.

Wer nicht immer nur zu Fuß während der Ebbezeit durch Sand und Schlick die sich immerfort wandelnde Landschaft erkunden möchte, kann dies auch heute noch mit der Pferdekutsche tun.

Blickt man einmal nicht auf die endlos mäandernden Wasserläufe, so erlebt man ringsum und über sich eine grandiose Weite und vielfältig strukturierte Wolken, Himmelshöhe und Lichtherrlichkeit.

Das Wort Watt ist übrigens mit dem althochdeutschen watan (wandern, waten) verwandt.

TOP ERLEBNISSE

WATTENMEER BESUCHERZENTRUM

Das Wattenmeer Besucherzentrum in Cuxhaven an der Elbemündung lässt seine Gäste aktiv werden, macht sie mit Meeresringelwürmern (Wattwürmern) bekannt und gibt beim Mikroskopieren Einblicke in die Lebensgewohnheiten von Muscheln. Interessant sind außerdem das Wattbodenmodell mit seinen typischen Bewohnern und das flutbare Tidemodell, das den Gezeitenwechsel aufzeigt. Wer fasziniert ist vom Wattenmeer, kann hier ein Praktikum oder ein Ökologisches Jahr absolvieren, sich auf das Universitätsstudium vorbereiten oder Wattführer werden. www.cuxhaven.de

SCHUTZSTATION WATTENMEER

Sie wollen raus in die Natur oder einen Vortrag mit eindrucksvollen Bildern sehen? Von Vogelexkursionen über Wattwanderungen bis zu Vorträgen über die Säuger im Wattenmeer, die Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer hat alles im Programm. Informieren Sie sich hier über das Angebot des gemeinnützigen Naturschutzvereins: www.schutzstation-wattenmeer.de/veranstaltungen/

WEITERE INFORMATIONEN

www.nationalparkwattenmeer.de

Wattwanderungen sicherheitshalber nur mit Führung unternehmen.

BERLIN – DIE HIPPSTE STADT DER WELT

Weltbühne Berlin

Berlin ist »in«. Die Deutsche Hauptstadt, früher als Machtzentrale des Deutschen Reiches und als geteilte Stadt mit gemischten Gefühlen betrachtet, gehört heute weltweit zu den Städten mit dem höchsten Sympathiefaktor. Dynamische Entwicklung, spannende Architektur, ein reiches kulturelles Erbe, dazu eine avantgardistische Kulturszene und Spitzengastronomie: Berlin ist aufregend.

Berlin leuchtet: Beim »Festival of Lights« werden jedes Jahr Gebäude der Hauptstadt von Lichtkünstlern illuminiert. Im Herbst 2020 erstrahlte die Staatsoper Unter den Linden am Bebelplatz im neuen Licht.

Am Beginn standen zwei Dörfer namens Cölln und Berlin, die sich 1307 ein gemeinsames Rathaus teilten. Gut 700 Jahre später ist daraus eine Metropole von rund 3,4 Millionen Einwohnern in den Stadtgrenzen und sechs Millionen Menschen in der Metropolregion geworden. Eine Weltstadt mit repräsentativer und experimenteller Architektur, in der es altägyptische neben Avantgardekunst gibt, die Berliner Philharmoniker neben experimenteller Musik, internationale Festspiele neben Kiezevents. Eine europäische Großstadt, in der vor 75 Jahren antisemitischer Terror herrschte und heute die Weltoffenheit regiert, mit einer Gedenkstätte Berliner Mauer und einer Graffiti-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Stück der Mauer in der Mühlenstraße. Nach dem 1999 umgesetzten Beschluss des Bundestages, Regierung und Parlament nach Berlin zu verlegen, hat sich Berlin von einer »Frontstadt« an der Schnittstelle zweier konträrer Gesellschaftssysteme zu einer aufregenden Mischung von Kulturen und Ansichten entwickelt. Eine Metropole, die nicht ohne Probleme, aber immer sehr produktiv ist.

Die neue Mitte

Nach der Vereinigung von Ost- und West-Berlin hat die Stadt ihre alte Mitte neu gefunden. Das Regierungsviertel mit Ministerien, dem Kanzleramt, dem Bundestag im früheren Reichstagsgebäude und vielen Botschaften gruppiert sich um das Brandenburger Tor. Gleich dahinter erinnert das Holocaust-Mahnmal, ein begehbares Stelenfeld von Peter Eisenman (geb. 1932), an die furchtbaren Verbrechen des Nazi-Staates. Das Brandenburger Tor hat preußische Militärparaden, Aufmärsche von SA-Kolonnen und den Bombenregen des Zweiten Weltkrieges erlebt. In der Nachkriegszeit markierte es die Grenze zwischen den Weltanschauungen. Heute können Spaziergänger wieder durch das Brandenburger Tor flanieren.

Vor dem Reichstagsgebäude auf der anderen Seite des Tors wartet meist eine lange Schlange von Besuchern, die den Sitz des Deutschen Bundestages mit seiner transparenten und begehbaren Kuppel besichtigen wollen. Das monumentale moderne Kanzleramt, auch als »Angies Waschmaschine« bespöttelt, liegt in Sichtweite des Parlaments am Spreebogenpark. Nördlich davon spiegelt sich die Sonne in den Glasfronten des 2006 eröffneten Hauptbahnhofs.

Viele halten den Gendarmenmarkt im Stadtviertel Friedrichstadt für einen der schönsten Plätze Berlins. Ihn rahmen das Konzerthaus, ein Schinkelbau und die beiden nahezu identischen Kirchen des Deutschen und des Französischen Doms ein, die 1785 noch ohne die hohen Kuppeltürme eröffnet wurden.

Die Friedrichstraße macht mit der Galerie Lafayette ihrem einstigen Ruf als elegantluxuriöse Einkaufsmeile wieder alle Ehre. Der S-Bahnhof Friedrichstraße war zu DDR-Zeiten Übergangsstelle zum Westen. Heute hat die Gegend alles Düstere verloren: Im Süden erinnert der Checkpoint Charlie, ein alliierter Grenzübertritt, an die Zeit, als eine Mauer die Stadt teilte. Das nicht weit entfernt gelegene Jüdische Museum dokumentiert in einem beeindruckenden und bedrückenden Bau von Daniel Libeskind (geb. 1946) die Geschichte des Judentums in Deutschland, seinen kulturellen Reichtum und die fast komplette Vernichtung jüdischer Mitbürger. Der Prachtboulevard Unter den Linden zieht sich vom Brandenburger Tor bis zur Spreeinsel, flankiert von der Staatsbibliothek, der Humboldt-Universität und dem Reiterdenkmal Friedrichs II., vom Bebelplatz, von Deutscher Staatsoper und Kronprinzenpalais sowie der Neuen Wache, die seit 1990 als Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft dient. Das zum Deutschen Historischen Museum umgestaltete Zeughaus schließt sich an, es ist das älteste erhaltene Gebäude Unter den Linden.

Die Schatzinsel

Die Museumsinsel, seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe, birgt kulturelle Schätze aus mehreren Jahrtausenden, die im Pergamonmuseum, im Bodemuseum, in der James-Simon-Galerie, in der Alten Nationalgalerie, im Neuen und im Alten Museum ausgestellt sind. Der grandiose Figurenfries des Pergamonaltars und die Büste der ägyptischen Königin Nofretete im Neuen Museum sind die unbestrittenen Besuchermagneten.

Das Brandenburger Tor ist das bekannteste Wahrzeichen Berlins.

Ein Stelenfeld gedenkt der Millionen Opfer des Holocaust.

Das bunte Mauerstück »East Side Gallery« gehört zu Berlins neuen Ikonen.

Abendszenerie im Sony-Center beim Potsdamer Platz.

Noch auf der Spreeinsel entfaltet der 1894 errichtete Berliner Dom seine repräsentative Pracht. Auf dem Schlossplatz gleich jenseits der Spreebrücke standen bis zur Sprengung 1950 die Überreste des Stadtschlosses der Hohenzollern. In den 1970er-Jahren ließ die DDR-Führung hier den »Palast der Republik« errichten, nun soll hier ein Humboldt-Forum in der Optik des früheren Schlosses entstehen.

Das Nikolaiviertel mit der gleichnamigen Kirche gehört zum Ältesten, was Berlin zu bieten hat. Der wegen seiner Backsteinfassade Rotes Rathaus genannte Sitz des Senats und des Regierenden Bürgermeisters von Berlin ist seit rund 150 Jahren die Zentrale der Berliner Stadtverwaltung. Während der Teilung der Stadt tagte der Westberliner Senat im Rathaus von Schöneberg.

Der Grundstein für die frei stehende Marienkirche vis-à-vis wurde schon 1270 gelegt. Gleich hinter der Kirche ragt der 1969 eingeweihte, 368 Meter hohe Fernsehturm in den Himmel über Berlin.

Die Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz war schon zu DDR-Zeiten ein beliebter Treffpunkt. Hier endet die 125 Meter breite Karl-Marx-Allee, seinerzeit beliebt für Militär- und andere Paraden.

Bewegte Vergangenheit und glitzernde Gegenwart

Vom Hamburger Bahnhof schnauften Mitte des 19. Jahrhunderts die Züge in die Hansestadt. Heute sind in dem zu einem Museum für Gegenwart umgestalteten Bau unter anderem Werke von Joseph Beuys, Andy Warhol und Robert Rauschenberg, aber auch Filme und Videokunst zu sehen. Zum Brechthaus in der Chausseestraße pilgern nach wie vor Theaterfreunde aus vielen Ländern. Hier hatten Helene Weigel und Bertolt Brecht ihre letzte gemeinsame Wohnung. Das Literaturforum im Haus organisiert Veranstaltungen zu literaturpolitischen Themen. Gleich nebenan, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, haben die beiden ihre letzte Ruhestätte gefunden, neben vielen anderen Literaten, Theaterleuten und Geistesgrößen.

In der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße erinnern ein erhaltener Mauerabschnitt, ein Aussichtsturm und das Dokumentationszentrum an die stark befestigte Grenze, die sich seit dem 13. August 1961 quer durch Berlin zog. An der geteilten Bernauer Straße scheiterten zahlreiche Fluchtversuche. Die Hackeschen Höfe, ein Ensemble von acht Hinterhöfen, teils mit Art-déco-Fassaden versehen, stehen bereits seit 1972 unter Denkmalschutz. Nach der Wende restauriert, haben sich die immer noch bewohnten Höfe dank der Restaurants und Cafés, der originellen Geschäfte und einer Kleinkunstbühne zu einem wahren Anziehungspunkt entwickelt.

Der Pergamonaltar gehört zu den berühmtesten Kunstschätzen Berlins.

Platz im Wandel

Das einst pulsierende Leben am Potsdamer Platz war mit der Teilung Berlins komplett zum Erliegen gekommen, die Grenze verlief quer durch das neue Niemandsland. Inzwischen setzen das Sony-Center und sein spektakuläres Glaszelt, die Shopping-Quartiere, Musical-Theater und das Museum für Film und Fernsehen neue architektonische Akzente.

Das Kulturforum gleich hinter der außergewöhnlichen Konzerthalle der Philharmonie gehört zu den landesweit wichtigsten Orten für Liebhaber bildender Kunst. Die benachbarte, von Mies van der Rohe (1886–1969) entworfene Neue Nationalgalerie zeigt Werke des 20. Jahrhunderts.

Im berüchtigten Bendlerblock dokumentiert die Gedenkstätte Deutscher Widerstand, wie sich Menschen gegen die Nazi-Diktatur gewehrt haben. Ein Ehrenmal erinnert im Innenhof an die 1944 dort hingerichteten Wehrmachtsoffiziere um den Widerstandskämpfer Oberst Graf Stauffenberg.

Der Tiergarten, ein früheres Jagdrevier der preußischen Kurfürsten, ist schon lange öffentliche Grünanlage. Sie wird durchzogen von der breiten Straße des 17. Juni, die im Kreisverkehr »Großer Stern« um die Siegessäule herumführt. Von der Aussichtsplattform unterhalb der »Jold-Else«, wie die »Victoria« im Volksmund heißt, überblickt man das riesige grüne Areal des Tiergartens bis zum Brandenburger Tor.

Der Kurfürstendamm mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und dem Europa-Center war eines der wichtigen Zentren West-Berlins bis zum Mauerfall. Noch immer lädt der Ku-Damm zum Flanieren ein.

Im Nordwesten des Stadtteils Charlottenburg zeigt sich das gleichnamige Schloss als glanzvolles Barockensemble.

Der Kunstsammler Heinz Berggruen (1914–2007), der wegen seiner jüdischen Abstammung Deutschland 1936 verlassen musste, kehrte 60 Jahre später in seine alte Heimat zurück. Seine ungewöhnlich reiche Sammlung von 200 Werken überragender Künstler konnte Berlin zu günstigen Konditionen erwerben. Seitdem sind sie im Museum Berggruen der Nationalgalerie ausgestellt.

TOP ERLEBNIS

BESICHTIGUNG DES REICHSTAGSGEBÄUDES

Nachdem 1871 das Deutsche Kaiserreich gegründet worden war, sollte auch das Parlament in ein Reichstagsgebäude mit Tagungssaal. In dem zwischen 1884 und 1894 nach Plänen von Paul Wallot (1841–1912) errichteten Kuppelbau tagten die Mitglieder des Reichstags bis 1933. Der Brandstiftung in der Nacht zum 28. Februar 1933 fielen Plenarsaal und Kuppel zum Opfer. Die Nazis nahmen den Reichstagsbrand zum Anlass, gegen innenpolitische Gegner massiv vorzugehen. Heute erinnern 96 gusseiserne Platten an die ermordeten Reichstagsabgeordneten. Erst nach der Deutschen Einheit und dem Beschluss des Bundestages 1990, mit Parlament und Regierung nach Berlin umzuziehen, wurde das Reichstagsgebäude wieder zum Parlamentssitz umgebaut. Nach langen Debatten erhielt er neun Jahre später nach den Plänen des britischen Architekten Norman Foster sein heutiges Gesicht. Mit einer begehbaren gläsernen Kuppel über dem Plenarsaal hat sich der Reichstag zu einem Symbol für das vereinte Deutschland entwickelt.

WEITERE INFORMATIONEN

www.visitberlin.de, www.berlin.de, www.bundestag.de/besuche

Ein Besuch der gläsernen Reichstagskuppel darf bei einer Berlinreise nicht fehlen.

TRAUMSTRASSEN

HIMMLISCHES SACHSEN-ANHALT

Auf den Spuren der Sternensucher

Auch wenn wir heute mit unseren Teleskopen tiefer ins Weltall schauen können als jemals zuvor, erfunden haben wir die Sternenkunde und das Wissen um astronomische Erscheinungen nicht. Bereits vor Jahrtausenden haben sich unsere Vorfahren in Sachsen-Anhalt mit den Himmelskörpern beschäftigt.

Die Himmelsscheibe von Nebra ist seit 2013 UNESCO-Weltdokumentenerbe.

In Sachsen-Anhalt kann man an zahlreichen Plätzen einer Leidenschaft folgen, die sowohl mit dem Himmel über uns als auch mit ganz irdischen Dingen zu tun hat: Sternenhimmel beobachten und beeindruckende Ausgrabungsstätten besuchen, die zu einer spannenden Zeitreise in die prähistorische Vergangenheit Mitteleuropas führen. Und erstaunt dabei feststellen, dass bereits unsere Vorfahren außergewöhnliche Sternengucker waren. Denn nicht nur im berühmten Stonehenge, sondern auch in der Region Saale-Unstrut und an weiteren Orten in Sachsen-Anhalt sind die Spuren frühzeitlicher Himmelsbeobachtungen bis heute sichtbar. In der vom Hochmittelalter geprägten Wein- und Kulturlandschaft Saale-Unstrut entdeckten Archäologen in den vergangenen drei Jahrzehnten einzigartige Stätten. All diese Fundorte sind Teil des Netzwerks »Himmelswege«, das fünf archäologisch herausragende Orte miteinander verbindet. Eine Themenroute, die man in einer Woche abfahren kann, wobei man Entschleunigung abseits der touristischen Rennstrecken lernt: Unterwegs lohnt sich der Blick nach oben zum Himmel am Abend genauso wie der Blick tagsüber nach unten zur Erde. Beeindruckende Erscheinungen einer vergangenen Zeit tauchen auf, und am Firmament ist ein faszinierendes Schauspiel mit Sternen, Kometen und Galaxien, in denen unsere Zukunft liegen könnte, zu bestaunen.

Sonnenobservatorium und Himmelsscheibe

Nur rund 35 Kilometer vom Fundort der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra entfernt befindet sich einer der frühesten archäologischen Belege für systematische Himmelsbeobachtungen: das Sonnenobservatorium Goseck. Und, man glaubt es kaum: Diese vor 7000 Jahren entstandene Kreisgrabenanlage ist rund 2000 Jahre älter als der Steinkreis von Stonehenge. 1991 wurde sie bei einem Erkundungsflug entdeckt, es begannen die ersten Ausgrabungen der Anlage, und bereits 2005 war sie vollständig rekonstruiert. Der perfekte Sternensucher-Ort ist die Arche Nebra mit einem großen Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Es erklärt anschaulich und mit einer modernen, interaktiven Präsentation, welches Wissen auf der 3600 Jahre alten kreisförmigen Bronzeplatte verschlüsselt ist. Sie ist die älteste bislang bekannte konkrete Darstellung kosmischer Phänomene und seit 2013 auch UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Kulturgeschichte seit der Steinzeit im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.

Halle und Pömmelte

In Halle sollte man sich das Landesmuseum für Vorgeschichte ansehen, denn hier gibt es die Original-Himmelsscheibe von Nebra zu sehen. Der Besuch des Museums lohnt sich auf jeden Fall, denn die Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte sind von solch hoher Qualität, dass nicht nur Kinder und Jugendliche ins Staunen geraten. Und in der weiten Elblandschaft liegt das Ringheiligtum Pömmelte da wie ein Wächter aus vergangener Zeit. Südlich von Magdeburg fanden Archäologen die Überreste eines mehr als 4000 Jahre alten Kultortes: die Kreisgrabenanlage von Pömmelte, die am originalen Fundort rekonstruiert wurde.

Die Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde besteht aus sieben Ringen.

TOP ERLEBNISSE

NAUMBURGER ZUFRIEDENHEIT

Im Steinweg 26 in Naumburg befindet sich ein Gasthaus, das einen Begriff nicht nur im Namen trägt, sondern zur Philosophie erhoben hat. Hier bemüht man sich, die Gäste nicht nur zufriedenzustellen, sondern ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. www.gasthof-zufriedenheit.de

GEISELTALSEE

In der Nähe der Dolmengöttin von Langeneichstädt lohnt sich ein Abstecher zum Geiseltalsee. Die Geiseltalsee-Camping-Anlage in Mücheln bietet verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten: Zelten, Wohnwagen, Wohnmobil, Camping-Fass oder Family Lodge. www.geiseltalsee.de

DOLMENGÖTTIN

In Langeneichstädt wurde 1987 bei Feldarbeiten ein Steinkammergrab entdeckt, das rund 5500 Jahre alt ist. Dabei kam auch eine Menhirstatue mit der Darstellung einer Dolmengöttin zum Vorschein. www.himmelswege.de

HALLES GIEBICHENSTEIN

Auch in Halle kommen Sternensucher auf ihre Kosten. Jeweils Anfang August rund um die Zeit der Perseiden zieht die Oberburg Giebichenstein mit »Picknick unterm Sternenhimmel« samt Sternschnuppen-Garantie und Sommerkino die Sternensucher an. www.kulturfalter.de

MAGDEBURGS MUSEUMSSCHATZ

In Magdeburg gibt es mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg und dem Museum für Naturkunde zwei begeisternde Museen, die eine universelle Sicht auf die Geschichte von Natur und Kultur bieten und damit ganz im Zeitgeist liegen, denn die moderne Wissenschaft nennt den Blick auf die Globalgeschichte von der Entstehung der Welt bis heute »Big History«. www.magdeburg-tourist.de

KÖLNER DOM – AUF DER EWIGEN BAUSTELLE

Wahrzeichen frommen Deutschlands

Die Vollendung des Doms lag noch in ferner Zukunft, als der weit gereiste Georg Forster, eher ein Mann der kritischen Analyse als ein Romantiker, bei seinem Köln-Besuch im Jahr 1790 notierte: »Wir gingen in den Dom und blieben darin, bis wir im tiefen Dunkel nichts mehr unterscheiden konnten. So oft ich Köln besuche, geh ich immer wieder in diesen herrlichen Tempel, um die Schauer des Erhabenen zu fühlen … Die Pracht des himmelan sich wölbenden Chors hat eine majestätische Einfalt, die alle Vorstellung übertrifft. In ungeheurer Länge stehen die schlanken Gruppen der Säulen da, wie die Bäume eines uralten Forstes …«

Die Arbeit der Steinmetze überzieht den gesamten Dom, von den Pfeilern zu den Fenstern, von den Fassaden bis zu den Türmen. Das Westportal mit seiner Fülle von Figuren.

Heute, gut zwei Jahrhunderte später, sind es jährlich rund sechs Millionen Menschen, die in den Dom eintreten. Wer zu den Fundamenten des Doms hinabsteigt, begibt sich in die Tiefe der Zeiten, findet dort in Panzerglasvitrinen nicht nur Teile des kostbaren Domschatzes, sondern auch freigelegtes römisches Mauerwerk und Reste des ehemaligen karolingischen Doms. Auch der war nicht der erste Kirchenbau auf Kölns hohem Rheinufer. Die Kölner hatten Christen schon 1000 Jahre in ihrer Stadt, als sie um das Jahr 1220 mit der Planung eines Neubaus ihres Domes anfingen. Der Handelsplatz Köln war damals die größte Stadt der Deutschen mit etwa 50 000 Einwohnern.

Die Dom-Baugeschichte liest sich als ein Wechselbad von großem, auch großspurigem Vorsatz und widriger Finanzlage, von hartnäckigem Beharren und heftiger Blockierung. 1248 wird der Grundstein gelegt, 1322 der Chor geweiht. 1560 ist die riesige Westfassade zum Domplatz noch immer fern der Vollendung, aber alle fünf Schiffe des Langhauses sind bis zu der vergleichsweise bescheidenen Höhe von 13,50 Meter überdacht und damit auch der gesamte Fußboden. Das war auch gut so. Denn der Dombau, der die großen Vorbilder der französischen Gotik übertreffen sollte – Chartres, Reims und Amiens –, stockte nun, für Jahrhunderte stand eine Bauruine am Rhein.

Der Dom bei Nacht.

Der gotische Klaren-Altar.

Der prunkvolle Schrein der Heiligen Drei Könige, der ihre in Mailand erbeuteten Gebeine bewahrt.

Die Bauruine wird zum höchsten Dom

Vielerlei kam zusammen, um die Baustelle Dom im 19. Jahrhundert neu zu beleben. Vorrangig die Zuwendung zur Geschichte und die steigende Bewunderung der Romantiker für die Welt des Mittelalters. Nach den Napoleonischen Kriegen wuchs auch die Sehnsucht nach einem nationalen Symbol, gerade weil der Weg der Deutschen zu nationaler Einigung noch sehr lang schien. Die Rheinländer Joseph Görres und Sulpiz Boisserée, dazu der Preuße Karl Friedrich Schinkel waren Wortführer. Ein glücklicher Fund half. Auf einem Darmstädter Dachboden wurde der mittelalterliche Aufriss der Domfassade entdeckt. Ein Mitarbeiter Schinkels, Ernst Friedrich Zwirner, avancierte 1833 zum Dombaumeister. Geld kam durch Spenden und Lotterien zusammen, zwei Drittel stammten vom 1841 gegründeten Zentraldombauverein. Von 1852 an wurde wieder gebaut, schon 1863 war der gesamte Innenraum zugänglich, 1880 wurde die Kölner Kathedrale mit der letzten steinernen Kreuzblume auf dem Südturm vollendet.

Im Zweiten Weltkrieg verschonte die alliierte Luftwaffe den Dom nicht, doch die berühmten Türme blieben am Rande der zu 90 Prozent zerstörten Altstadt stehen. Auch nach der Schadensbehebung und Restaurierung endete die Arbeit der Dombauhütte nicht. Nun war es die industrielle Luftverschmutzung, die den Stein angriff und bis heute schädigt. Den Dom ohne Gerüste zu sehen ist fast unmöglich. Doch im Sommer 2020 war er tatsächlich für kurze Zeit gerüstfrei – und die gotische Pracht der Türme bot ungestört den immer wieder staunenswerten Anblick kraftvoller Monumentalität und zugleich zarter, filigraner Gliederung!

Im Inneren zieht die Halle des Mittelschiffs den Blick in die Tiefe des Raums und in die Höhe zu den beeindruckenden Kreuzgewölben. Die Mittelschiff-Höhe von 43 Metern lässt den mächtigen Raum fast schmal erscheinen. Im Querhaus ist der Dom 86 Meter breit, die Länge des Doms beträgt 144 Meter. Von den farbigen Fenstern befinden sich die ältesten im Chorumgang, wie die beiden Bibelfenster (um 1260 und um 1275), sowie im Obergaden des Chors wie die Königsfenster (1310). Die Fenster im nördlichen Seitenschiff mit biblischen Szenen und den Kölner Ritterheiligen stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Gegenüber im südlichen Seitenschiff haben die 1842 von König Ludwig I. gestifteten »Bayernfenster« überdauert.

Die filigrane Innenarchitektur des Doms lässt den mächtigen Raum fast schmal erscheinen.

In der Fülle der Bilder, Skulpturen und Mosaiken ist das Gerokreuz aus dem 10. Jahrhundert (gestiftet von Erzbischof Gero) eines der bedeutendsten Kunstwerke. Das Monumentalkruzifix, das den soeben verstorbenen Christus zeigt, ist auch eines der als wunderkräftig angesehenen Heiligtümer des Domes, ebenso wie das Gnadenbild »Mailänder Madonna« und die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die der Erzbischof und Reichskanzler Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln entführte. Für diese Reliquien schuf Nikolaus von Verdun um 1190 bis 1225 den goldenen Dreikönigs-Schrein, der beim Hochaltar im Zentrum des Chors steht.

Damit es nicht zu laut wird im Dom

Schauend und bewundernd kann man Stunden im Dom und in der Schatzkammer verbringen. Tatsächlich reichen den meisten der eingangs erwähnten jährlich sechs Millionen Besucher fünf bis zehn Minuten – ob sie nun Andacht halten oder den authentischen Ort erleben wollen. Damit es keinesfalls zu laut wird im Dom und Besinnung und Gebet möglich bleiben, gilt seit Längerem schon die Regel, dass nicht mehr als zehn Führungen zu gleicher Zeit stattfinden und nicht mehr als 25 Besucher an einer Führung teilnehmen.

Immer weniger Christen kommen heute zu den Gottesdiensten – doch immer mehr Menschen besuchen alte Kirchen und Dome. Umso intensiver sucht das Metropolitankapitel zum Beispiel die rechte Art, Dom-Führungen zu veranstalten – nämlich den sehr unterschiedlichen Gruppen einen Ort des Glaubens zu zeigen, der mehr ist als ein Museum.

Eine Bedrohung für das Ansehen des Doms – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn! – konnte 2006 zurückgewiesen werden. Unversehens war Köln auf die Rote Liste des Weltkulturerbes geraten. Ohne vorherige Abstimmung mit dem UNESCO-Komitee hatte die Stadtverwaltung Investoren für den Bau von fünf Hochhäusern in Deutz auf dem linken Rheinufer, gerade gegenüber dem Dom, grünes Licht gegeben. Die klassische Stadtsilhouette drohte auf lange Zeit verhunzt zu werden. Das erste Turmhochhaus stand schon, aber fünf Konkurrenten dieser Art wären für das Stadtbild zu viel. Am Rhein begann man zurückzurudern. Überraschend zeigten sich die Investoren niedrigeren Baukörpern nicht mehr abgeneigt. Kölns Dom konnte von der Roten Liste gestrichen werden.

TOP ERLEBNISSE

ECHT KÖLSCH

Vielleicht das beste Brauhaus in Köln: Das Kölsch ist unglaublich gut und das Essen genauso. Von Metthappen bis Halve Hahn ist alles hausgemacht im Brauhaus Sünner, der ältesten Kölschbrauerei der Welt. Neben dem Brauhaus gibt es auch einen Biergarten und man kann die Brauerei besichtigen. Das historische Kellergewölbe in Köln-Kalk hat einen einzigartigen Charme: Früher als Eiskeller für das frisch gebraute Sünner Kölsch genutzt, verspricht die Räumlichkeit auf rund 1000 Quadratmetern unter dem Gelände der Sünner-Brauerei ein Gastronomieerlebnis der Extraklasse. www.suenner-keller.de

BLICK AUF DIE DOMSTADT

Vom Südturm des Kölner Doms genießt man eine wunderbare Aussicht aus ungefähr 97 Metern Höhe. Doch um mit einem Rundblick auf die Kölner Innenstadt und den Rhein belohnt zu werden, müssen erst 533 Treppenstufen überwunden werden, denn einen Aufzug gibt es nicht. Das separate Zugangsbauwerk für die Turmbesteigung führt Besucher durch die mächtigen Fundamente des Doms in das Innere des Turms. Dort befinden sich die Kasse und der Beginn der Turmbesteigung. www.koelntourismus.de

Die Sünner-Brauerei überzeugt mit Speis und Trank.

DER HARZ – RUND UM DEN BROCKEN

Sagenhaftes Naturparadies

Der bewaldete Buckel des Mittelgebirges liegt fast genau in der Mitte Deutschlands. Dort erhebt sich der 1141 Meter hohe Brocken über einer abwechslungsreichen Landschaft. Neben seinem höchsten Berg haben die vielen alten Fachwerkstädtchen, die Burgen und Schlösser den Harz mit seiner geheimnisvollen Sagenwelt zu einer beliebten Urlaubsregion gemacht.

Vom Hexentanzplatz blickt man über das malerische Bodetal zur Rosstrappe.

Mehrere Bundesländer teilen sich die Naturschönheit des Harzes: Der Westharz gehört zu Niedersachsen, der Ostharz zu Sachsen-Anhalt, im Süden reklamiert Thüringen einen kleinen Teil für sich. Mehrere Gipfel des nördlichsten deutschen Mittelgebirges, wie der Brocken (1141 Meter), die Heinrichshöhe, der Königsberg oder der Kleine Brocken überragen die 1000-Meter-Marke, eine ganze Reihe weiterer, wie der Wurmberg, der Renneckenberg oder der Bruchberg bleiben knapp darunter.

In dem 2006 gegründeten und fast 250 Quadratkilometer großen Nationalpark Harz ist die Natur vor menschlichen Eingriffen weitgehend geschützt. Im ersten länderübergreifenden Nationalpark in Deutschland sind viele inzwischen seltene Tiere wie der Uhu, das Europäische Mufflon, der Auerhahn oder der Luchs wieder heimisch geworden.

Die Harzer Schmalspurbahnen, die auf einer Spurweite von nur 1000 Millimetern fahren, verbinden Wernigerode, Nordhausen und Quedlinburg mit einem 140 Kilometer langen Streckennetz. Wer den Brocken nicht emporwandern will, kann sich von den schnaufenden Lokomotiven der Brockenbahn auf den Gipfel befördern lassen. Harzreisende von heute finden inspirierende Vorbilder. Goethe hat sich auf seinen drei Harzreisen zwischen 1777 und 1784 von der Natur und der Sagenwelt beflügeln lassen. Den Schauplatz der Walpurgisnacht im Faust verlegte der Dichterfürst auf den Brocken im Harz, den er selbst mehrfach bestieg. Auch heute feiern Tausende moderne Hexen und Teufel aus ganz Deutschland in der letzten Aprilnacht das Walpurgisfest auf dem Hexentanzplatz bei Thale oder anderen Orten im Harz. Doch eigentlich war der Dichter als Naturwissenschaftler und Ingenieur unterwegs und notierte sich viele Einzelheiten zum Bergbau und zur Geologie.

Von der Rabenklippe bei Bad Harzburg sieht man in der Ferne den Brocken.

Mit der Rappbode-Talsperre wird das Wasser reguliert und Strom erzeugt.

Im Abendlicht sieht die Felsrippe der Teufelsmauer besonders unheimlich aus.

Schon Heinrich Heine ist durchs Ilsetal in Richtung Brocken gewandert.

Auch Heinrich Heine hat dem Harz ein literarisches Denkmal gesetzt. Seine 1826 erschienene Harzreise beschreibt Landschaft, Begegnungen, Eindrücke und Gedankenspiele einer vierwöchigen Wanderexkursion von Göttingen bis nach Ilsenburg. So gibt es nicht nur einen Goetheweg auf den höchsten Gipfel des Harzes, sondern auch einen Heinrich-Heine-Weg, der dem plätschernden Bachlauf im Ilsetal folgt. Theodor Fontane lässt einen ganzen Roman rings um Thale spielen: Cecile heißt die düstere Ehegeschichte.

Harz-Aktivitäten

Wer gern in freier Natur wandert, ist im Harz bestens aufgehoben. Der 94 Kilometer lange Hexenstieg nutzt alte Wegstrecken, die früher für den Erztransport dienten. In fünf Etappen lässt sich der Harz auf diesem Panoramapfad vom westlichen Osterode bis zum östlichen Thale durchmessen. Von dort ist es nicht mehr weit zu zwei der schönsten Wanderparcours, die die mäandernde Selke und die kurvenreiche Bode in ihren Tälern begleiten. Insgesamt führen 8000 Kilometer markierte Wanderwege durch die Laub- und Nadelwälder des Mittelgebirges.

Auch bei Mountainbikern dürfte keine Langeweile aufkommen. Das Harzer Wegenetz umfasst rund 2000 Kilometer, einige Strecken im Nationalpark sind nur geübten Bikern vorbehalten.

In den Wintermonaten verwandeln sich viele Wanderrouten in Loipen, auf denen Langläufer durch eine verschneite Märchenlandschaft gleiten. Der Wurmberg in Braunlage mit seiner Gondelbahn und zwölf Pistenkilometern stellt das größte der recht überschaubaren Areale für alpine Skifahrer dar. Familien mit Kindern schätzen die zahlreichen Rodelstrecken: Ein Lift in Torfhaus, dem höchstgelegenen Ort Niedersachsens, bringt Schlitten und Rodler zum Start einer 300 Meter langen Bahn, die nachts von Flutlicht erhellt wird.

Heute zieht sich ein »Grünes Band« durch den Harz. Es markiert die früher stark befestigte Grenze zwischen der alten Bundesrepublik und der DDR. Die Grenzanlagen waren damals militärisches Sperrgebiet, heute sind sie mit Rad- und Wanderwegen erschlossen.

Sankt Andreasberg lebt als Luftkurort von Kurbetrieb und Fremdenverkehr.

Bergbau aus Tradition

Zumindest auf den zweiten Blick kann man erkennen, dass der Harz nicht nur eine Natur-, sondern auch eine Kulturlandschaft ist. Die Geschichte des Harzer Bergbaus reicht in die Bronzezeit zurück. Im 10. Jahrhundert wurde am Rammelsberg von Goslar eine erste Silberader gefunden und ausgebeutet. In den nächsten Jahrhunderten schlugen Bergleute an mehr als 30 Harzorten wie Clausthal, Altenau oder St. Andreasberg Schächte in den Fels, um die silber-, kupfer-, zink-, blei- und eisenerzhaltigen Gesteine ans Tageslicht zu fördern. Insgesamt 20 stillgelegte Schaubergwerke zeigen Besuchern, wie hart die Arbeit unter Tage mit einfachem Handwerkszeug in den engen Schächten tatsächlich war.

Das Besucherbergwerk Rammelsberg bei Goslar gehört seit 1992 zusammen mit der Altstadt und der Kaiserpfalz des Harzstädtchens zum UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit. Da Holz zum Hausbau, für das Abstützen der Gruben und als Holzkohle für die Verhüttung des Erzes diente, waren die Wälder im Harz gegen Ende des 17. Jahrhunderts fast vollständig gerodet. Der heutige Waldreichtum geht vor allem auf die dann einsetzende Forstwirtschaft zurück.

Die Kaiserpfalz von Goslar ist das beste Beispiel, dass die mittelalterlichen Herrscher die Nähe zu Erzbergwerken suchten, weil sie reiche Pfründe versprachen. Fast zwei Dutzend Mal fanden sich bis 1219 die Adligen zu Reichstagen in Goslar zusammen. Im Hochmittelalter wurde in der Freien Reichsstadt Weltpolitik gemacht, und der Harz bildete in dieser Zeit ein Kernland der Kaiser.

Doch auch weitere Orte im Harz lohnen einen Besuch. Quedlinburg am nördlichen Harzrand mit seinen 1200 Fachwerkhäusern und der prächtigen Stiftskirche auf dem Schlossberg zählt sicher dazu. Daneben kann sich Wernigerode, das ein Schloss und viele aufwendig restaurierte Fachwerkhäuser besitzt, ohne Zweifel zu den schönsten Harzstädten rechnen. Auch Clausthal-Zellerfeld hat viel zu bieten: Der Ort besaß im 17. und 18. Jahrhundert die reichsten Erzminen im Oberharz. Seine während des Dreißigjährigen Krieges eingeweihte Marktkirche zum Heiligen Geist ist ganz aus Holz gebaut, sie dokumentiert die frühere Bedeutung des heutigen Universitätsstädtchens mit 15 000 Einwohnern.

Stolberg im Südharz trägt den Titel einer »Historischen Europastadt«. Thomas Müntzer, der radikale Reformator und Anführer des Bauernkrieges, kam hier 1489 zur Welt. Ein Denkmal im Ortszentrum erinnert an den Weggefährten und späteren Widersacher Martin Luthers. Die prachtvollen Fachwerkbauten der Bergarbeitersiedlung Stolberg stammen zum Teil aus dem 15. Jahrhundert.

TOP ERLEBNIS

MITTELALTERLICHES QUEDLINBURG

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Quedlinburg gilt als eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands.