„Haben Sie bestanden, Soldat?“
„Ich bin zweiter geworden, Herr Hauptmann!“
„So, Sie sind dritter geworden. Schön.“
„Herr Hauptmann, ich bin zweiter geworden.“
„Ja, Sie sind dritter geworden.“
„Zweiter bin ich geworden, Herr Hauptmann.
„Dritter also, ich habs gehört, Soldat.“
Dieser Dialog geht beim Bund so lange so weiter, bis der Soldat merkt, dass er statt „zwoter“ „zweiter“ gesagt hat. Denn es heißt beim Bund: „Eins, zwo, drei“.
Und schon wissen Sie, um welche wichtigen Dinge es bei der Bundeswehr so alles geht…
Nachdem ich nun wieder im „richtigen Leben“ stehe, blicke ich auf die Bundeswehrzeit, die nun grade erst beendet ist, mit Wehmut zurück. Meine Eltern hatten es prophezeit: „Nie wieder in Deinem Leben wirst Du so viel Geld für so wenig Arbeit verdienen“! Sie hatten recht (bisher).
Es begann vor 2 Jahren damit, dass ich das Abi mit einer guten 2 geschafft hatte und eigentlich noch nicht so recht wusste, was ich danach in Angriff nehmen wollte. Ich tendierte zu einem Studium, so viel war klar. Oder vielleicht doch erst ein halbes Jahr ins Ausland? Ein Blick in die Augen meiner Eltern und auf meinen eigenen Kontostand machte das allerdings wenig wahrscheinlich.
Irgendwann sprach dann Opa von seiner Zeit bei der Bundeswehr. Er war Zeitsoldat gewesen und diese Zeit hatte er sehr genossen. Auch mein Vater, der nur seinen 18monatigen Wehrdienst absolviert hatte, erzählte gerne von seiner Zeit dort. Er hatte es wohl so gut getroffen, wie man es als Soldat nur selten treffen kann. Er war nach der Grundausbildung der Fahrer des evangelischen Standortpfarrers gewesen und damit eigentlich außen vor aus dem normalen Bundeswehrablauf. Jedenfalls behauptete er, dass man es nicht einfacher haben könnte als in solch einem Job.
Er konnte noch nicht wissen, dass ich das würde problemlos toppen können.
Ich wusste es allerdings auch noch nicht und war schon etwas besorgt, denn zumindest die Grundausbildung sollten schon harte drei Monate sein, was ich so hörte.
Jedenfalls entschied ich mich dann, die Zeit bis zum Studium mit dem Bundesfreiwilligendienst zu überbrücken. Meine Eltern fanden es gut, dass ich in der Zeit nicht nur zuhause rumlungern würde und auch noch etwas Geld auf mein Konto fließt und unterstützten mich. Nach kurzer Recherche entschied ich mich für den Sanitätsdienst. Das hörte sich insgesamt nach einem recht gemütlichen Job an, zumindest musste man dann nicht ständig in irgendwelchen Manövern durch das Unterholz robben, hoffte ich. Und auch die Frauenquote, so ließ ich mir sagen, sei im Sanitätsdienst besser als beispielsweise beim Panzerbataillon. Es soll jetzt hier nicht der Eindruck entstehen, dass ich vorhatte, die Bundeswehr als Partnervermittlung zu missbrauchen, aber wenn man schon so lange Single ist, dass man bald zum Album wird, spielte dieser Aspekt dann doch eine winzige Rolle bei meiner Entscheidungsfindung. Sollte es Ihnen ähnlich gehen, lautet mein erster Tipp: Behalten Sie das lieber für sich. Damit tun Sie nicht nur sich selbst, sondern auch dem Einplaner einen riesigen Gefallen.
Heute, nach Ende der Bundeswehrzeit, kann ich sagen: Ich habe alles richtig gemacht. Ich kann dem werten Leser nur empfehlen, es ebenso zu machen. Und damit Sie es noch leichter haben als ich, erhalten Sie in diesem kleinen Ratgeber alle wichtigen Informationen zum Bund, die Sie brauchen, um die Zeit möglichst erfolgreich zu überstehen.
Viel Spaß beim Lesen und Überleben.
Marsch, marsch.
„Niemals Erster sein,
niemals letzter sein
und vor allem
niemals freiwillig melden.“
(Dieser Spruch gilt natürlich nur für normale Soldaten, die möglichst schnell wieder wegwollen – Offiziersanwärter werden das anders sehen.)
Und noch eins: Ich habe von Kameraden und Freunden gehört, dass deren Reihenfolge der Seminare und Übungen anders waren und auch das Biwak zu einem anderen Zeitpunkt stattfand. Also: Ich kann nicht garantieren, dass am Tag x bei Ihnen genau das passiert, was ich erlebt habe.
Die Bewerbung bei der Bundeswehr ist recht einfach. Man schreibt eine E-Mail an Bundeswehr (siehe Bundeswehr.de) und erhält die entsprechenden Fragebögen. Wenn das so weit passt, wird man zur Musterung eingeladen und es wird überprüft, ob man tauglich ist.
Dabei passiert folgendes:
Das Wichtigste zuerst: Zeit mitbringen! Bei der Bundeswehr muss man oft lange warten und das wird schon bei der Musterung geübt. Also nicht der Erste vor Ort sein, sondern eher gegen Ende der möglichen Ankunftszeit ankommen. Da meine Musterung zwei Tage dauerte, muss man zu Beginn erstmal sein Bett beziehen. Das übt man später noch ausführlich, jetzt hat man aber offenbar schon drei Stunden dafür eingeplant, denn nach dem Beziehen ist erstmal Warten angesagt. Dann gibt es ein paar Formulare, den Tagesablauf und eine Karte der Kaserne. Sie geben die Unterlagen ab, unter anderem die Sicherheitsüberprüfung, werden nach Ihrer gesundheitlichen Tauglichkeit gemustert und machen einen Wissenstest am Computer, der auch Ihre kognitiven Fähigkeiten testet. Was die Bundeswehr darunter versteht. Es war jedenfalls problemlos machbar. Das war schon Tag 1. Wir hatten den Abend frei und gingen in die Stadt.
Am Ende des Tests müssen Sie noch einige Fragen über Ihre Person und Ihre persönliche Meinung beantworten. Wichtig bei diesen Fragen ist: Bleiben Sie ruhig und konzentriert, denn hier sollten Sie unbedingt richtig antworten! Es handelt sich dabei um Fragen, wie: „Glauben Sie, der Holocaust sei eine Lüge?“ oder „Sollte man Ihrer Meinung nach alle Moscheen in Deutschland anzünden?“ oder der Klassiker: „Töten Sie gerne Menschen?“ Kleiner Tipp: Alle drei Fragen sollten Sie lieber nicht mit „Ja“ beantworten. Das erspart Ihnen nicht nur ein unangenehmes Gespräch mit dem Psychologen später, sondern auch eine Anzeige.
Am zweiten Tag ging es zu einer Art Vorstellungsgespräch mit einem Soldaten und dem eben genannten Psychologen. Beide haben natürlich Einblick in den Test und teilen Ihnen das Ergebnis mit. Im Anschluss stellt der Soldat Ihnen noch Fragen zur Bundeswehr. Hier hatte ich ziemlich viel Glück, denn von mir wollte man lediglich wissen, was die Bundeswehr denn eigentlich so macht. Keine Sorge, verlangt wurden natürlich nicht Dinge, wie Katastrophenhilfe oder humanitäre Hilfe im Ausland, um Gottes Willen, das wäre ja viel zu anspruchsvoll gewesen! Nein, eine einfache Antwort, wie „Im Kriegsfall das Land verteidigen“ reichte völlig aus.
Andere Fragen waren: „Warum wollen Sie zur Bundeswehr?“, „Was sind Ihre Hobbies?“ (mindestens drei parat haben), „Wie heißt der/die aktuelle Kanzler/Kanzlerin?“.
Dann gings noch um persönliche Dinge – ob man in der Schule gemobbt wurde, wie glücklich man ist und so weiter. Bei mir fragten sie (Vorsicht, Falle!), warum ich von zuhause weglaufen würde, obwohl ich im Test das Gegenteil angekreuzt hatte. Also aufpassen.
Am Ende, wenn Sie genommen werden – und das werden Sie nach diesem Ratgeber bestimmt – besprechen Sie mit dem Einplaner, wo es denn für Sie hingehen soll, also welcher Standort für Sie akzeptabel wäre.
Das alles könnte man wunderbar zügig an einem Tag durchlaufen. Aber vergessen Sie nicht, Sie haben sich bei dem Arbeitgeber Bundeswehr beworben und man möchte Ihnen bereits im Vorfeld die Möglichkeit geben, den zeitaufwändigsten Bereich der Grundausbildung kennenzulernen: Das Warten. Nicht etwa im Sitzen bei einer Runde Candy Crush, nein, natürlich im Stehen. Das hatte bei mir den Vorteil, dass ich die ganzen Plakate, die im Warteraum hingen, lesen konnte. Für die Tests reichte das an Informationen über die Bundeswehr. Übrigens findet in der Grundausbildung das Warten dann auch mal in Form von „Planks“ statt. Ihnen soll ja auch Abwechslung geboten werden, damit Ihnen nicht langweilig wird. Irgendwann dürfen Sie sich dann natürlich auch gerne mal setzen. Die Stabilität Ihres „Stuhles“ setzt sich allerdings aus Ihrer Willenskraft und Muskelkraft in den Oberschenkeln zusammen.
Schon vor der Bewerbung sollte man sich überlegen, in welche Truppengattung man gerne möchte. Es gibt folgende Möglichkeiten:
Das Heer
Also zu Land, im Panzer oder zu Fuß. Zum Beispiel bei der Infanterie, den Grenadieren, der Artillerie, als Fernmeldetechniker oder in der Panzertruppe.
Die Marine
Wollen Sie auf ein Schiff oder in ein U-Boot? Es gibt aber auch hier Luftunterstützung, z.B. durch Hubschrauber. Außerdem Minenabwehr-einheiten und sogar an Land gibt es Küsteneinsatzkompanien.
Die Luftwaffe