„…Da ihn die Fischer der Predigermönche fanden, soll die rechte Hand über das Wasser hervorgeragt haben, welches man so ausdeutete, daß die Hand Strafe vom Himmel begehrte. Gedachte Mönche unternahmen es zuerst, die Leiche in ihrer Kirche zu beerdigen. Daß der Leichnam so ganz unversehrt war, als ob an eben dem Tag der König ermordet wäre, brachte dem Entleibten bey manchen den Ruf der Heiligkeit zu Wege…“ 1
1 Huitfeld 1. c. p. 222fq Alb. Stad. ad ann. 1250. Ludewig Rel. Mfcpt. T. IX. p. 30 et. 210, Chron. Sialand. Ap. Langebek. Tom. II. p.630 fq…
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© 2021 Jens Nielsen
Abschlusslektorat und Layout: Gunnar Nielsen
Korrekturlesen: Kirsten Freienstein
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-75436-2839
Wer mit offenen Augen durch die Stadt Schleswig geht, wird sehr schnell feststellen, dass die alte Herzogstadt immer noch reich an unterschiedlichen Baudenkmalen aus verschiedenen Jahrhunderten ist. Natürlich kann Schleswig in Sachen Vielfältigkeit an historischer Bausubstanz nicht mit Städten wie beispielsweise der ehemaligen Hauptstadt der Hanse Lübeck mithalten, aber verstecken muss sich die historische Stadt als einstiger Sitz der Herzöge und als Bischofsstadt aber auch keineswegs. Mit ihrem eindrucksvollem St. Petri-Dom, mit ihrem repräsentativen Schloss Gottorf, mit der idyllisch anmutenden Fischersiedlung dem „Holm“ und mit diversen anderen zum großen Teil gut erhaltenen historischen Gebäuden, strahlt sie noch immer einen Teil ihrer alten Würde aus. Selbst wenn man in der historischen Altstadt Schleswigs speziell nach spätmittelalterlichen Spuren der Klöster der Bettelorden suchen würde, wie sie es in vielen europäischen Städten dereinst gegeben hat, wird man auch hier noch immer schnell fündig werden, denn Teile des heutigen Rathauses in Schleswig sind auch noch in unseren Tagen dem im späten Mittelalter errichteten Kloster der Franziskaner zuzuordnen.
Die Zeugnisse der Anwesenheit eines weiteren großen, bedeutenden und einflussreichen Bettelordens in der Stadt scheinen jedoch in unserer Zeit gänzlich verschwunden zu sein. Sie sind nur noch zu erahnen, wenn man genau weiß, wo man nach ihnen zu suchen hat.
Dieses kleine Büchlein dient dem Zweck, sowohl Einheimische als auch interessierte Besucher und Besucherinnen der Stadt Schleswig auf Zusammenhänge und Spuren hinsichtlich des schon lange aus dem Stadtbild verschwundenen Dominikanerklosters nahe des St. Petri-Domes hinzuweisen, welches sonst für immer in Vergessenheit geraten wäre. Sagen und Legenden ranken sich auch heute noch um dieses alte ehrwürdige Gebäude, das, so sagen es die Quellen, „hinter dem alten Bischofssitz jenseits des Grabens“3 lag. Das Gebäude hat in der Schleswiger Stadtgeschichte einst eine bedeutsame Rolle gespielt. Eine in diesem Zusammenhang überregional bekannt gewordene und stadt- und landesgeschichtlich bedeutsame Sage, in der auch das Kloster seine Erwähnung gefunden hat, ist die Erzählung zum Tode des dänischen Königs Erich Plogpennig (1216–1250). Dieser wurde hier im Kloster der sogenannten „Schwarzmönche“ kurzzeitig beigesetzt, bevor die Leiche erst in das St. Johannis-Kloster und dann in den St. Petri-Dom in Schleswig überführt worden war. Später wurde der Leichnam in das königliche Grabgelege nach Ringsted gebracht, wo er noch heute begraben liegt. Der ergänzende Zuname des Königs „Plogpennig“ bedeutet sinngemäß Pflugpfennig und ist als ein Schimpfname seiner dänischen Untertanen zu sehen. König Erich soll jeden Pflug der Bauern seines Königreiches besteuert haben, um Geldmittel auszuheben. Eine der vielen überlieferten Sagen über Erichs Tod geht folgendermaßen:
Erichs Leiche
„…Nachdem Herzog Abel seinen unschuldigen Bruder den König Erich hatte ermorden lassen und die Leiche mit Steinen und Ketten beschwert bei Missunde in die Schlei gesenkt war, so stieg sie doch bald empor und trieb ans Ufer. Als man sie in feierlichem Zuge in die Stadt führte, fingen alle Glocken von selbst an zu läuten. Man begrub sie in der Kirche St. Peter und zeigt heute noch, nachdem sie längst anderswo hingeführt ist, dort des Königs Mütze, Rippe und die Ketten.
An dem Orte, wo die Leiche antrieb, errichtete man ein hölzernes Kreuz und nannte ihn Zum finstern Stern. Oft haben später Fischer blaue Lichter da gesehen, wobei sie immer ein Grausen angekommen ist.
Der König soll jetzt unter einem Steine zwischen Loitmark und Arnis an der Schlei begraben sein. Jede Nacht, wenigstens in der Nacht, in der er ermordet ward, kehrt der Stein sich um, wenn die Uhr zwölf schlägt.
Die Leiche Erichs soll die rechte Hand über dem Wasser gehalten haben, gleich als riefe sie den Himmel um Rache an.“ 4
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