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Renate & Uwe H. Sültz
© Freddy Vogt, Koli

Herstellung und Verlag BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9-78375-3-43383-7

Vorwort von Kommissar Hans Schemberg:

Mein Name ist Hans Schemberg. Hier in Königsborn begann mein

Berufsleben bei der Polizei. Man nannte mich in den 1960er Jahren

nur den Sheriff. Damals sprachen noch die Fäuste, nicht das Eisen.

Mein Berufsleben endete in der Polizeischule in Brühl als Ausbilder.

Für einige Bücher des Ehepaares Sültz schrieb ich bislang das

Vorwort. Ich freue mich, auch für dieses Buch, aus und über

Königsborn, etwas schreiben zu dürfen. Autorin Renate Sültz

schreibt über die krankhaften Fantasien eines Mörders, über einen

Engländer, der tot in einem Hotel in Unna gefunden wird, sowie

über einen hingerichteten Mann in Nord-Lünern. Gastautor

Freddy Vogt lässt tief in die Geheimakten Unna blicken. Können

Außerirdische im Spiel sein? Fragen über Fragen. Auf jeden Fall

erklärt uns Gastautor Nok Te etwas über Zeit und Raum… nicht nur

in Unna ein Thema. Mein Neffe Uwe H. Sültz schreibt über

Kriminalfälle, die dann doch wieder ein normaleres Maß an

Kriminalität aufweisen. Obwohl Das Medium sehr grenzwertig ist.

Eine lange Freundschaft verbindet das Autorenpaar Sültz auf Sylt

mit ihrem Freund und Gastautor Wolfgang KOLI Kolrep.

Er schreibt über einen Mord unter Deck.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Hans Schemberg

… bleiben Sie gesund!

Inhalt:

Mörderische Gedanken

Renate Sültz

Torben Berthold war außergewöhnlich unauffällig. Am Tage betreute er seine kranke Mutter; und der Abend gehörte seinen krankhaften Phantasien. Er war in kirchlichen Organisationen rund um Unna tätig, sowie noch in anderen gemeinnützigen Vereinen. Niemand vermutete hinter diesem scheinbar harmlosen Menschen einen brutalen Mörder, der grausame und bestialische Dinge tat.

Torben war auf Grund eines Gen-Defektes blind zur Welt gekommen. Eigentlich konnte er nichts tun, doch sein Geruchs- und Ortungssinn hatte sich durch die Blindheit so ausgeprägt, dass er mit seinen übrigen Sinnen mehr als sehen konnte. Er hatte im Laufe der Jahre ein Hobby entwickelt, welches man mit einem normal funktionierenden Menschenverstand nicht erklären konnte.

„Wieder eine Leiche gefunden, dieses Mal in Königsborn.“, sagte Anna Feddersen, die demnächst ganz im SONDERDEZERNAT K1, Königsborn, aufgenommen wird. „Im Augenblick reißt es aber auch nicht ab, einfach zum Mäuse melken.“, jammerte die junge Kommissarin. „Bringt ja nix, da müssen wir leider durch.“, antwortete Horst Breitscheid. „Ich möchte wirklich einmal wissen, wie die Leiche dieses Mal bearbeitet wurde, denn allen anderen, die wir bisher gefunden haben, fehlten die Augen.“, sagte Anna Feddersen.

„Bloß daran zu denken, löst bei mir Magenprobleme aus.“, sagte Horst. Erst vor ein paar Tagen hatten beide Kommissare eine Sonderausbildung im Bereich der Verbrechensbekämpfung hinter sich gebracht. Gut gewappnet fuhren sie los und wurden schon in Königsborn erwartet. Einige Einwohner standen um einen leblosen Körper herum. Die Tote lag auf dem Bauch, den Kopf fest in den Lehmboden gedrückt.

Die Kommissare Anna und Horst drehten sie um und waren vor Entsetzen sprachlos. Obwohl sie diesen Anblick schon kannten, erschreckten sie heftig, denn es sah einfach grausam aus. Die leeren, blutigen Augenhöhlen waren kaum zu ertragen. Die weiteren Leichen, die sie in Königsborn und Unna gefunden hatten, sahen genauso schlimm aus. „Aber warum hat dieser Perverse den Opfern die Augen herausgenommen?“, fragte Horst Breitscheidt. „Tja, eine gute Frage Horst, wir müssen erst einmal die Tote untersuchen lassen.“, antwortete Anna.

Sie ließen die grausam zugerichtete Frau abholen. Aber in der Pathologie wurde nichts festgestellt. Bis auf die fehlenden Augen war die Frau vollkommen unangetastet. „Der Mörder hat es nur auf diese Körperteile abgesehen, Anna.“, sagte Fritz Scholz von der pathologischen Abteilung. Anna und Fritz kannten sich von der Universität und waren etwa gleichaltrig. „Fritz, hast du wirklich keine weiteren Spuren, damit wir weiter kommen?“, fragte Anna ihn. „Leider nein.“, entgegnete der Pathologe. Horst Breitscheid und Anna Feddersen fuhren zurück ins Büro und arbeiteten einen Vorgehensplan aus. Aber wo sollten sie beginnen? Fakt war, dass der Mörder ein sehr kranker und gestörter Mensch war.

Er sammelte scheinbar die Augen seiner Opfer. Anna sagte: „Was macht er nur mit diesen Körperteilen, verspeist er sie oder was?“

Am Sonntag besuchte Anna mit ihrer Tante einen Gottesdienst in der örtlichen Kirche. Dabei fiel ihr während der Messe etwas auf. Ein ca. dreißig Jahre alter Mann schob seine alte Mutter im Rollstuhl an den Altar. Das war nichts Besonderes, aber was er dann tat, dürfte es eigentlich nicht geben. Er legte eine weiße kleine Schachtel auf den Tabernakel und ging ganz beruhigt wieder weg. „Was war denn das?“, dachte Anna und es wurde ihr etwas flau in der Magengegend. Sie konnte sich dieses Gefühl noch nicht erklären. „Irgendetwas stimmt da nicht.“, sagte sie zu ihrer Tante.

„Suspekt, sehr suspekt.“, dachte Anna. Der Priester dieser Gemeinde nahm stillschweigend das weiße Päckchen vom Tabernakel und verschwand erst einmal für einen Moment in der Sakristei. Anstatt die Messe mit der alten Dame im Rollstuhl abzuwarten, verschwand der Mann schnellen Schrittes aus der Kirche. Dabei drehte er sich ständig um. Das schlechte Gewissen konnte man ihm förmlich ansehen. „Nein.“, sagte Anna zu ihrer Tante. „Hier ist doch etwas ganz schön faul, das merke ich doch.“, flüsterte sie.

„Aber Anna, du kannst noch nicht einmal in deiner freien Zeit abschalten und deine Pflichterfüllung zur Seite schieben.“, meckerte Frau Nielsen. „So, so, was du wieder denkst, Tantchen.“, antwortete die Kommissarin. Weiter sagte sie: „Auf jeden Fall werde ich mir diese Angelegenheit einmal etwas näher ansehen.“ Einige Tage später, die Kirche war offen, wollte sie mit dem Gemeindepriester ein paar Worte reden. Herr Lamprecht war schon seit 20 Jahren in dieser kleinen Gemeinde tätig und nie war über ihn auch nur ein schlechtes Wort geredet worden.

An diesem Mittwoch war die Kirche für kurze Zeit geöffnet. Aber auch nur, weil kurz vorher geputzt wurde. Anna zeigte ihren Ausweis und der Küster ließ sie hinein. Alles schien ruhig und still. Sie traute sich kaum einen Fuß vor den anderen zu setzen. Selbst der Küster wusste nicht, was in dieser Kirche vor sich ging. Ein Flüstern und Raunen kam ihr entgegen. „Was war denn das nur.“, dachte Anna. Das Flüstern ging in einen monotonen Gesang über. Er wurde immer lauter und eindringlicher. „Oh Herrscher, der über den Dingen steht, wir huldigen dir mit allem, was uns zur Verfügung steht, um dich zufrieden zu stellen.“

Leise schlich Anna sich heran und versteckte sich hinter einer hohen Eichentür. Von hier aus konnte sie ungestört alles beobachten. Sie traute ihren Augen nicht. An einem langen, rechteckigen Tisch saßen 30 Leute. Alle waren komplett in schwarz gekleidet. Auf diesem Tisch standen schwarze Kerzen, die geheimnisvoll und mysteriös leuchteten. Es lag ein offenes, schweres Buch daneben und in der Mitte des Tisches waren in einem Samtkissen 6 Augenpaare aufgebahrt.

Einer stand auf und sprach monoton: „Oh Satan, unser Herr, nimm diese Augen als Opfer, damit du Mensch werden kannst, wie wir.“ Weiter vernahm Anna den unheimlichen Gesang. Sie hatte genug gesehen und wollte, noch bevor man auf sie aufmerksam werden konnte, verschwinden.

„Horst, Grüß dich.“, sagte Anna Feddersen, als sie das Büro betrat. Sie war immer noch recht blass im Gesicht. Nun erzählte sie, was sie am Vortag erlebte: „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gestern Nachmittag eine schwarze Messe beobachten können.“ Sie redete aufgeregt weiter: „Es war einfach grausam, denn es wurden dem Teufel 6 Augenpaare geopfert.“ „Denkst du, es könnte mit den Morden etwas zu tun haben, an die wir uns gerade die Zähne ausbeißen?“, fragte Horst neugierig. Horst Breitscheidt war ein Polizeibeamter mit Leib und Seele. So schnell konnte man ihn eigentlich nicht schocken. Doch diese Morde hatten auch ihm arg zugesetzt.

„Ich muss am Sonntag wieder zur Messe und es wäre gut, wenn du mitkommen würdest, Horst. Ich glaube, wir werden den Mörder sehen und mit einem Schlag mehrere Leute festnehmen können.“, meinte Anna Feddersen. „Näheres werde ich dir später erklären.“, sagte sie. Am Sonntag trafen sie sich wie besprochen an der Kirche und gingen gemeinsam hinein. Ihren Platz suchten sie sich so aus, damit sie noch gut alles beobachten konnten. Die Messe begann ganz normal wie immer. Nichts war auffällig. Doch dann, keiner von den Beamten rechnete noch damit, kurz vor dem Ende der Messe, fuhr aus der hintersten Reihe ein Mann, mit Blindenband am Oberarm und einer alten Frau im Rollstuhl, zum Altar.

Es war Torben Berthold. Er muss sich wohl in dieser Kirche gut auskennen, sonst würde er sicher nicht sehen, wo er das Päckchen hinlegen muss.“, flüsterte Anna ihrem Kollegen zu. „Ich habe eine leise Ahnung, was in dem Päckchen ist.“, sagte Horst Breitscheidt. In den letzten Monaten sind viele schlimme Morde geschehen, die man bis heute nicht aufklären konnte. „Kommen sie Horst, wir schleichen uns einmal nach hinten, ich zeige ihnen den Raum, in dem die schwarze Messe abgehalten wurde.“, sagte die Kommissarin. Die Beamten schlichen sich auf leisen Sohlen nach hinten in die Sakristei. An der Tür blieben sie wie angewurzelt stehen und bekamen eine Unterhaltung zwischen dem Priester und Torben Berthold mit. Der Geistliche sagte: „Wenn du nicht in den nächsten Tagen mit frischen Augenpaaren rankommst, wird es dir nicht gut ergehen; und du wirst deine Sehkraft nie mehr wieder erhalten.“

Der blinde Mann nickte nur mit dem Kopf und sagte: „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.“ Er ging mit gesenktem Kopf hinaus zu seiner alten Mutter, die im Rollstuhl saß und auf ihn wartete. Die beiden Kommissare waren sprachlos, schauten sich nur an und gingen schnellen Schrittes aus der Kirche. „Wie werden wir nun weiter vorgehen?“, sagte Horst Breitscheidt. „Lassen sie uns erst einmal ins Büro fahren.“, antwortete Anna Feddersen.

Wenige Minuten später saßen sie zusammen an ihren Schreibtischen und überlegten. Dieser grausige Anblick war nichts für Horst. Ansonsten war er eigentlich hart im Nehmen, aber nun verließ ihn seine Disziplin. „Beim nächsten Kirchenbesuch werden wir den Haufen auffliegen lassen.“, meinte die junge Kommissarin. Ein paar Tage später war es dann soweit. Anna und Horst saßen in der ersten Reihe und hinter ihnen einige Männer zur Verstärkung. Niemand konnte ahnen, dass es Polizeibeamte waren. Die Messe begann ganz normal und wie sie es vermuteten, kam kurz vor Schluss Torben Berthold und legte ein weißes Päckchen auf den Tabernakel. Einige Tage vorher wurde eine junge Frau im Park gefunden. Sie saß tot auf einer Parkbank und hatte keine Augen mehr. Ein grausamer Mord, denn sie wurde vorher erdrosselt mit einem langen Draht. Die Kehle wurde durchschnitten. Der Mörder setzte sie so hin, dass man im ersten Moment nichts merken konnte. Spielende Kinder hatten die Polizei gerufen.

Nun war es soweit. Anna kochte vor Wut und Tatendrang. Der Mörder befand sich noch in der Kirche und wurde sofort mitgenommen. Anna und Horst und noch einige Polizeibeamte stürmten die Sakristei und konnten auf einen Schlag fast alle anwesenden Leute und den Pfarrer festnehmen. Sie waren gerade dabei zu verschwinden. „Da hatten wir aber verdammtes Glück.“, sagte die Kommissarin. „Ich hoffe nur, dass die Mordserie jetzt ein Ende genommen hat.“, meinte Horst Breitscheidt und schaute dabei Anna angstvoll an.

„Ja vielleicht, aber Verbrecher laufen genug frei herum.“, sagte Anna. Die Kommissare gingen nach Feierabend erst einmal gemeinsam einen trinken, denn essen konnten sie momentan noch nichts. Kann man gut verstehen.

Ein Glas zu viel

Renate Sültz

Das Büro der beiden Kommissare Thomas Sörensen und Rene Brandt hatte seinen festen Sitz in Unna Königsborn. Eifrig waren die Männer täglich im Einsatz, denn in der letzten Zeit häuften sich die Mordfälle. Jedoch das, was sie in den folgenden Tagen erwarten sollte, übertraf alles, was sie bisher erlebt hatten. Rene Brandt trank seinen morgendlichen, löslichen Kaffee, wie immer viel zu stark. „Langsam musst du auch mal an deine Gesundheit denken, Rene.“, meinte Thomas. „Deine Kaffeetassen bekommt man ja nicht mehr sauber, so fest klebt das braune Zeug daran.“, grinste er. „Ach ja, Thomy, wenn du mal nix zu nörgeln hast, biste unglücklich, was?“, antwortete Rene. Rene Brandt war gerade 40 geworden, aber die ersten grauen Haare schlichen sich schon ein. Vor einem Jahr wurde er geschieden. Es entwickelte sich ein Rosenkrieg, womit er nicht gerechnet hatte. Und leider nimmt es kein Ende, denn seine Frau hat nichts Besseres zu tun, als alle Nase lang gegen ihn zu klagen.

Wenn Rene seinen Beruf nicht hätte, dann wäre er schon daran zu Grunde gegangen. Thomas Sörensen war ledig und mit seinen 55 Jahren sah er noch recht gut aus. oft konnte er so charmant sein, dass die Frauen ihm nachschauten. An diesem Morgen, bekamen sie eine neue Kollegin. Es klopfte an der Bürotür. „Herein“, rief Rene! Anna Feddersen trat ein. Schon ihr Großvater und Vater standen oder stehen im Dienste des Sonderdezernats K1. Anna trat nun in deren Fußstapfen ein. Gerade war sie mit dem Studium und der Polizeischule fertig. Sie wohnte bislang in Dortmund, bekam aber sofort eine Dienstwohnung in Königsborn. „Grüß‘ dich“, säuselte Thomas, etwas abwesend. „Die knapp 30 jährige junge Frau stellte sich bei den Herren vor. „Junge, Junge“, sagte Thomas Sörensen bei ihrem Anblick. „Mit ihnen zu arbeiten und sich gleichzeitig zu konzentrieren, fällt ganz schön schwer.“, meinte er. Anna grinste verlegen und bekam einen roten Kopf. Sie war sich schon bewusst, wie sie auf Männer wirkte. Sie war eine große, schlanke Frau, wohlgeformt und vom Gesicht her, bildschön. „Es hilft alles nix.“, meinte Thomas Sörensen. „Wir müssen nun alle ran an die Arbeit. Der Fall, der heute rein geflattert kam“, sagte Rene, „erfordert unseren ganzen Einsatz.“ „Im Hotel in Unna ist ein Toter im Pool gefunden worden!“, rief Thomas. „Seine Frau suchte ihn kurz zuvor, dann rief sie uns an, als sie ihn fand.“ Rene Brandt, eifrig wie immer, zog sich schnell seinen abgewetzten Mantel über und konnte es kaum erwarten, den Fall zu untersuchen. Längst hätte er sich einmal einen neuen Überwurf kaufen können, aber irgendwie brachte ihm dieser Fetzen Glück, glaubte er jedenfalls. Anna lachte und meinte: „Dann ist es ja gut, dass ich meinen Dienst hier angetreten bin.“ Die drei Beamten machten sich auf den Weg zum Hotel. Der alte Dienstwagen quietschte beim Zurücksetzen, aber die Hauptsache, er bringt sie überall hin. Im Hotel angekommen, wurden sie schon von einem Haufen Leute empfangen.