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© 2018 Simone Neusüß

5. erweiterte Auflage

Fotos: Private Dokumente, in Familienbesitz.

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9-783752-800197

Inhalt

„Die Absicht der Naziführung einen Krieg zu beginnen
seit Jahren vorausgesagt und ebenso vorausgesagt,
dass dieser Krieg verlorengehe.“

Mein Urgroßvater Ernst Hanz starb, als ich achtzehn war. Wir haben nie ein tiefgründiges Gespräch miteinander geführt. Uns trennten 71 Jahre Altersunterschied und eine ganze Epoche.

In Erinnerung geblieben ist er mir als ruhiger alter Mann mit Schnupftabak, Rommé-Karten und Reader's Digest-Lektüren in seinem schattigen Wohnzimmer oder mit lädiertem Strohhut in seinem sonnigen Garten.

Heute würde ich mich gerne einmal mit ihm unterhalten. Dank seiner Umsicht und dank seiner Enkelinnen haben sich einige Dokumente und Photographien bis heute erhalten, die eine Rekonstruktion seiner Lebensabschnitte erlauben.

Ernst Hanz blieb in einer brutalen Epoche ein aufrechter Mensch und ist so auch zu einem Vorbild für seine Familie geworden. Sein Leben ist ein Stück Zeitgeschichte und vielleicht für weitere Familienangehörige, Heimatforscher und Historiker von Interesse.

Bei näherer Beschäftigung mit seinem Leben erkannte ich, besonders durch die Forschungsergebnisse von Gerhard Nestler, dass Ernst Hanz' Werdegang zwar ganz individuell, aber in seinen Strukturen vergleichbar mit dem anderer katholischer Zeitgenossen war.

Ernst Hanz war im katholischen Milieu verankert, Mitglied in einem katholischen Verein, er leistete 1933 Widerstand, freundete sich auch danach nicht mit dem NS-Regime an, wurde von der Gestapo als Meckerer eingestuft und war 1946 CDU-Mitglied.

Landau, im April 2018

Simone Neusüß

Lebensdaten

Ernst Hanz (1894 – 1983)

1894 Geburt in Neunkirchen am Potzberg, Kreis Kusel
Katholische Taufe in Reichenbach
1901 Einschulung in Kaiserslautern
1911 Schulabschluss in Kaiserslautern
Schreibgehilfe im Bankfach
1912 Gründungsmitglied der Blaskapelle Katholischer Gesellenverein
Kaiserslautern, heute Kolpingblasorchester
1913 Militärbauschreiber
1914 Einberufung zur Infanterie
1915 Kriegsverwundung in Flandern
Militärbauschreiber
1918 Heirat mit Friederika Pautler in Landau in der Pfalz
1919 Angestellter beim Versorgungsamt
Geburt der Tochter Elisabeth
1923 Hilfsbeamter und Kassierer bei der Stadtsparkasse Landau
1924 Tod des Vaters Jakob
1927 Geburt des Sohnes Rudolf
1928 Sparkassenfachprüfung
1933 NSDAP-Gegner
Organisator der Pfalzwacht in der Südpfalz
Fristlose Entlassung bei der Sparkasse Landau
Handels- und Versicherungsvertreter
1941 Polizeireservist, bei der Gemeindepolizei Landau notdienstverpflichtet
1942 Polizeireservist, bei der Preisüberwachung in Saarbrücken verpflichtet
1945 Ernennung zum Sparkassendirektor Landau
Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Entnazifizierung
1946 Mitglied der CDU Landau
Mitgründer des VVN im Kreis Landau
1948 Anerkennung als politisches Opfer des Faschismus
Engagement für den sozialen Wohnungsbau
1953 Hauskauf
1959 Verabschiedung in den Ruhestand
1971 Tod der Ehefrau
1976 Tod des Sohnes
1983 Tod in Landau in der Pfalz

1894 – 1914

Ernst Hanz wurde am 10. August 1894 als zweites von vermutlich sechs Kindern in Neunkirchen am Potzberg im Kreis Kusel geboren. Seine Eltern Jakob Hanz und Juliana Stöckel stammten aus Glan-Münchweiler und Steinbach am Glan. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen.

Am 25. August 1894 folgte die katholische Taufe von „Ernestius“ Hanz in Reichenbach. Die Eltern zogen in die damalige Industriestadt Kaiserslautern. 1898 wohnte Familie Hanz in der Haagstr. 18 in Kaiserslautern. Der Vater Jakob Hanz war städtischer Straßenwärter. Später zog die Familie auf den Kotten in die Schützenstr. 35. [1]

Der Kotten war im Mittelalter der Wohnplatz der Leprakranken, außerhalb der Stadtmauern gelegen. Ab 1874 entstand auf dem Kottenfeld eine engteilige Siedlung für Fabrikarbeiter. 1944 wurde sie zerbombt und nach 1945 erneut aufgebaut. Der Kotten hat bis heute den Ruf einer Kleineleute-Siedlung.