Stilles Vertrauen

Still stand sie da. Sagte kein Wort. Ihre großen, rehbraunen Augen sahen mich an. Lange. Ohne Wimpernschlag, so erschien es mir.


»Hallo, ich bin die Suse«, sagte ich freundlich und reichte ihr die Hand.


Sie ergriff sie nicht. Verbarg ihr kleines Händchen hinter ihrem Rücken und blieb stehen.


»Willst du mit mir kommen? Ich habe einen schönen Ball für dich. Der wird dir gefallen.«


Keine Reaktion.


Das kann ja heiter werden, kam es mir in den Sinn. Jetzt hatten sich mein Mann Fritz und ich so sehr auf unser Pflegekind gefreut. Doch anstatt liebevoll umarmt zu werden, zeigte Mia null Interesse an uns.


»Wart mal«, meldete sich Fritz zu Wort, ließ uns im Flur alleine stehen und rannte in den ersten Stock, wo wir ein entzückendes Kinderzimmer eingerichtet hatten. Mit dem riesigen Fußball kam er wieder herunter und legte ihn auf den Boden. Dann kickte er mit dem rechten Fuß in Richtung Mia.


Die Zweijährige lächelte. Langsam holte sie ihren Arm hinter dem Rücken hervor und sah dabei auf den Boden. Dahin, wo der Ball lag. Würde sie ihn gleich berühren?


Ja. Unbeholfen, wie man in dem Alter nun mal ist, setzte sie ihren rechten Fuß in Bewegung und schoss.


Der Ball kam nicht weit. Nur etwa dreißig Zentimeter. Die genügten, um Mia zu begeistern. Auf ihren kleinen Beinchen stakste jetzt ein bisschen nach vorne und schoss den Ball erneut – direkt vor die Füße von Fritz.


Das Eis war gebrochen. Wie schön! Jetzt konnten wir endlich eine richtige Familie sein! Mia, Fritz und ich.


Mein Mann und die Kleine spielten eine ganze Weile miteinander. Ich sah ihnen zu. Dabei jauchzte sie, als wäre Fußball spielen die schönste Freizeitbeschäftigung der Welt.


Dann wurde sie müde. Sie rieb sich ihre Äuglein und setzte sich hin. Auf den Boden.