Gedanken zum Ausstellungszyklus
von Hain Eric Diekel und Dr. Martin Kreuels
Provozierend und beklemmend – so lassen sich die Reaktionen auf bisherige Präsentationen dieser Ausstellung zusammenfassen, und ich glaube, diesen Eindruck hat jeder Mensch, der mit diesen Bildern zuerst konfrontiert wird. Es ist keine dekorative Kunst. Es ist keine Kunst, die man über das Wohnzimmersofa hängt. Es ist keine Kunst, die in irgendeiner Weise in den Bereich der Wohnkultur gehört. Es ist Kunst, die verstört.
Puppen – gemalt, fotografiert, sind in Erzählzusammenhänge gestellt, die vergessen machen, dass es sich um Kinderspielzeug handelt. Die malerische Ausführung hat Hain Eric Diekel in einer stupenden altmeisterlichen Technik gehalten, die fotografischen Arbeiten von Dr. Martin Kreuels in Schwarz-Weiß sind Nahaufnahmen, Ausschnitte, die ein Erkennen mitunter erst allmählich, beim zweiten Blick, ermöglichen. Und auch die „Modelle“ selbst sind im Raum platziert – Spielzeug-Puppen, kaum eine ist vollständig: Hier fehlen Gliedmaßen, dort Augen, verdreht und verkrümmt liegen sie da, und alle tragen Farbspuren, die wie Blut wirken. Puppen als Äquivalent zur heilen Kinderwelt, die in dieser Ausstellung alles Kindliche, Niedliche, Wohlbehütete und Süßliche hinter sich lassen, stattdessen: Andeutungen von Misshandlungen, Versehrungen. Das ist etwas, was wir mit dem Thema Kind nicht gerne verbinden.
Der Hochmut, 2012