Susan Crosby, Gina Wilkins, Tracy Madison, Meg Maxwell
BIANCA EXTRA BAND 64
IMPRESSUM
BIANCA EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
Geschäftsführung: | Ralf Markmeier |
Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA
Band 64 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2013 by Susan Bova Crosby
Originaltitel: „A Family, At Last“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Stefanie Rose
© 2015 by Gina Wilkins
Originaltitel: „The Boss’s Marriage Plan“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Stephanie Thoma-Kellner
© 2017 by Tracy Leigh Ritts
Originaltitel: „Their Christmas Angel“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Valeska Schorling
© 2016 by Meg Maxwell
Originaltitel: „The Cowboy’s Big Family Tree“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Anna-Pia Kerber
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733733643
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Das verlockende Prickeln in Vaughn Ryders Nähe sollte Karyn besser ignorieren! Denn falls sie tatsächlich die Tante seiner Pflegetochter ist, hat sie sicher bald ein Problem mit dem sexy Rancher …
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Zum wiederholten Male blickte Karyn Lambert nervös in den Rückspiegel. Kein Zweifel – sie wurde verfolgt. Auch, nachdem sie mit ihrem Beetle im dichten Berufsverkehr auf dem Santa Monica Boulevard mehrmals die Spur gewechselt hatte, klebte der schwarze SUV an ihrem Wagen. Er folgte ihr, seit sie vor über einer Stunde Disneyland verlassen hatte. Als sie sich anschickte, vor Sprinkles Cupcakes zu parken, um sich eine wohlverdiente süße Belohnung zu holen, musste sie sich wohl oder übel entscheiden: Sollte sie es wirklich wagen, sich einen der leckeren Cupcakes aus dem Automaten zu holen und schauen, ob ihr der Kerl im SUV auch hierbei folgte – oder sollte sie lieber weiterfahren und versuchen, ihn abzuhängen?
Karyn fuhr im Schritttempo an der Bäckerei vorbei. Alle Parkplätze waren besetzt. In die nahegelegene Tiefgarage zu fahren, wagte sie sich nach einem weiteren Blick in den Rückspiegel allerdings nicht. Durch die Weihnachtsbeleuchtung der Geschäftsstraße konnte sie ihren Verfolger deutlich erkennen.
„Mann mit Cowboyhut, du verfolgst die falsche Frau.“
Dieses Stadtviertel war nämlich ihr Zuhause. Sie kannte jede Seitenstraße in Beverly Hills und nutzte ihr Wissen oft, um Staus auf den Hauptverkehrsstraßen zu umfahren. Jetzt half ihr ihre Ortskenntnis, um den SUV abzuhängen und ungesehen zu dem Zweifamilienhaus in Hollywood zu gelangen, wo sie den Wagen in der Garage im Hinterhof abstellte. Ein Hoch auf die Privatsphäre!
Sie sammelte ihre Tüten und Pakete ein und eilte dann die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf, wo sie hinter sich abschloss und ihre Tüten auf dem Küchentisch abstellte. Das Licht ließ sie vorsichtshalber aus, bis sie sich mit einem Blick durch alle Fenster davon überzeugt hatte, dass der schwarze SUV nirgendwo zu sehen war. Erst nach einer Viertelstunde schaltete sie das Licht im Wohnzimmer ein und setzte sich auf die Couch. Warum sollte ihr jemand folgen? Hier in Hollywood, wo man auf Schritt und Tritt über Stars und Sternchen stolperte, war sie doch wohl niemand, der Paparazzi interessieren würde.
Aber vielleicht hatte sie sich das alles ja auch nur eingebildet. Sechs Tage vor Weihnachten war sie wie jedes Jahr hoffnungslos überarbeitet und dementsprechend unfassbar erschöpft. Vielleicht hatte sie ja gar nicht die ganze Zeit dasselbe Auto gesehen. Schwarze SUVs gab es hier schließlich wie Sand am Meer. Cowboyhüte allerdings weniger …
Wie auch immer. Halbwegs beruhigt ging Karyn in die Küche, zuckte aber erschrocken zusammen, als es plötzlich klingelte.
Als sich das Klingeln wiederholte, schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür und schaute vorsichtig durch den Spion. Im Licht der Straßenlaternen erkannte sie einen dunklen Umriss … einen Mann mit Cowboyhut.
„Ms. Lambert?“, rief eine Männerstimme nun. „Ich weiß, dass Sie da sind. Ich möchte nur kurz mit Ihnen sprechen.“
Hielt der Mann sie etwa für naiv?
„Bitte. Ich bin Rechtsanwalt. Ich suche nach Ihrem Bruder, Kyle.“
Überrascht trat sie einen Schritt zurück.
„Bitte machen Sie das Licht draußen an und schauen Sie durch den Spion. Ich zeige Ihnen dann meinen Ausweis.“
„Was wollen Sie von Kyle?“
Nach einem kurzen Schweigen antwortete der Mann: „Er ist nicht in Schwierigkeiten, Ms. Lambert, aber ich möchte auch keine persönlichen Informationen durch die Tür hindurch besprechen. Es dauert wirklich nicht lange.“
Karyn schaltete die Außenbeleuchtung ein. „Dann weisen Sie sich bitte aus.“
Sein Führerschein gab ihr einen groben Überblick. Name: Vaughn Ryder, Größe 1,92 m. Dass er schlank und drahtig war, konnte sie selbst sehen. Braune Haare, blaue Augen. Achtunddreißig Jahre alt. Organspender.
„Haben Sie noch etwas anderes bei sich?“
Er hielt eine Visitenkarte hoch. Unter seinem Namen stand: Ranch- und Farmverträge, Nutzungsverträge, Wasser- und Energierechte. Die Adresse lautete: Ryder Ranch, Red Valley, Kalifornien, mit einem Postfach, Telefonnummern und einer E-Mail-Adresse. Sie konnte sich nicht vorstellen, was ein Rechtsanwalt für Cowboys von Kyle wollte, aber jetzt war sie neugierig geworden und ließ ihn deshalb ein.
Als sie die Tür geöffnet hatte und ihn zum ersten Mal in voller Lebensgröße sah, starrte sie ihn ein paar Sekunden lang verblüfft an. Er war tatsächlich ein waschechter Cowboy, vom schwarzen Hut bis hinunter zu den bestickten Stiefeln. Statt einer Krawatte trug er zu dem makellos weißen Hemd ein Bolotie, ein Lederband mit einer wunderschönen silbernen und schwarzen Spange. Seine schwarze Jeans saß eng – ja, er war definitiv ein waschechter Mann.
„Möchten Sie mich abtasten?“, fragte er amüsiert.
Sie bemühte sich, ihren Blick wieder auf sein Gesicht zu richten. „Wie bitte?“
„Nach Waffen? Wenn Sie nachschauen wollen, ob ich eine Waffe trage, bevor Sie mich hereinlassen, ist das vollkommen in Ordnung für mich.“
Er streckte die Arme aus; in einer seiner Hände hielt er eine Aktentasche.
Sie trat ein paar Schritte zurück und bedeutete ihm, einzutreten, damit er nicht merkte, wie flammend rot sie geworden war. „Sie haben mich seit Disneyland verfolgt“, meinte sie anklagend.
Als er den Hut abnahm, bemerkte sie, wie gut seine grauen Schläfen zu den meerblauen Augen passten.
„Erwischt. Tatsächlich bin ich Ihnen aber schon gefolgt, seit Sie heute Morgen Ihre Wohnung verlassen haben.“
„Aber warum?“
„Ich wollte gern wissen, was Sie so machen. Offenbar kaufen Sie viel ein.“
Die Verwunderung in seiner Stimme ließ sie laut auflachen, was die Anspannung etwas vertrieb. „Das ist mein Job. Ich bin Personal Shopperin.“
„Und davon kann man tatsächlich leben?“
„Wollen Sie etwa andeuten, dass ich mir noch auf andere Art etwas dazuverdiene?“, fragte sie kühl.
„Nein, auf keinen Fall. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe nur keine Ahnung von Ihrem Beruf, das ist alles. Wollen wir uns vielleicht setzen?“
Wortlos deutete sie zum Esstisch hinüber und ließ sich auf einem der Stühle nieder. Zu ihrem Beruf gehörte noch viel mehr als bloßes Einkaufen, aber das konnte er wohl wirklich nicht wissen.
„Wieso interessiert es Sie, was ich tue?“, nahm sie den Faden wieder auf. „Sie sagten, Sie wären wegen meines Zwillingsbruders hier.“
„Das ist richtig; was ich zu sagen habe, betrifft auch Sie. Hauptsächlich allerdings ihn, deshalb würde ich eigentlich gern mit ihm persönlich sprechen. Ich habe nach ihm gesucht, aber ich konnte keine Adresse finden.“
„Das geht auch nicht.“ Karyns Augen begannen zu brennen, als die ungebetenen Erinnerungen in ihr aufstiegen, und sie konnte kaum weitersprechen.
„Sie können ihn nicht finden“, presste sie mühsam hervor, „weil er vor drei Jahren in Afghanistan gefallen ist.“
In der nachfolgenden Stille versuchte sie, ihre Gefühle, die sie bei jedem Gedanken an Kyle noch immer aufwühlten, vor allem jetzt in der Weihnachtszeit, wieder unter Kontrolle zu bringen. Als es ihr nicht gelang, die Tränen zurückzuhalten, sprang sie auf und lief hastig ins Schlafzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und warf sich auf das Bett. Der Fremde in ihrem Wohnzimmer war ihr im Moment vollkommen egal.
Vaughn stand automatisch auf, ließ sich dann aber wieder langsam auf den Stuhl zurücksinken, als ihm klar wurde, dass sie nicht sofort zurückkommen würde. Kyle Lambert war also tot, und seine erste Reaktion war Erleichterung. Mit dieser Nachricht war sein Leben gerade bedeutend einfacher geworden. Doch dann dachte er an die Trauer in Karyns Augen. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es sein musste, einen Bruder oder eine Schwester zu verlieren. Der Schmerz musste einfach unfassbar sein.
Natürlich spielte all das überhaupt keine Rolle, falls dieser Kyle gar nicht der Mann war, den Vaughn suchte. Doch Karyns lockiges, hellbraunes Haar war schon einmal ein deutlicher Hinweis darauf, dass er vermutlich den richtigen Kyle Lambert gefunden hatte.
Als er nicht mehr länger stillsitzen konnte, ging Vaughn im Wohnzimmer auf und ab. Auf dem Tisch lagen hübsch eingepackte Weihnachtsgeschenke, alle ordentlich mit einem farbig codierten Anhänger versehen. Ansonsten deutete in Karyns Wohnung nichts auf Weihnachten hin. An den Wänden hingen zahlreiche Gemälde, die meisten davon zeigten Landschaften und Blumen. Als er näher heranging, entdeckte er Karyn Lamberts Signatur in der rechten unteren Ecke. Fotos gab es keine, weder von Menschen noch von Urlaubsorten oder besonderen Ereignissen. Das war wirklich seltsam. Die meisten Menschen stellten doch Fotos von Dingen auf, die ihnen etwas bedeuteten.
Nach einer Weile öffnete sich die Schlafzimmertür wieder, und Karyn kam zurück ins Wohnzimmer. Ihre Augen waren noch feucht und leicht gerötet. Sie war eine gut aussehende Frau mit attraktiven Kurven – wie groß sie war, konnte er allerdings nicht einschätzen, da sie sehr hohe Absätze trug. Wie sexy sie sich bewegte, hatte er den ganzen Tag schon beobachten können.
„Es tut mir leid“, sagte sie nun.
„Ich wusste, dass er Marineinfanterist war, aber nicht, dass er gefallen ist. Ich hätte warten sollen, bis mein Detektiv mehr herausgefunden hat, aber er ist gerade mit einer anderen Sache beschäftigt und ich habe es ein wenig eilig. Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen solchen Kummer bereitet habe.“
„Was sollte Ihr Detektiv denn herausfinden, Mr. Ryder?“, fragte sie misstrauisch.
„Bitte, sagen Sie doch Vaughn zu mir. Ms. Lambert, es ist möglich, dass Ihr Bruder vor sechs Jahren mit einer gewissen Ginger Donohue ein Kind gezeugt hat.“
Mit großen Augen ließ sich Karyn auf die Couch sinken. „Kyle hat ein Kind? Ein Teil von ihm ist also immer noch hier?“
„Das ist zumindest möglich. Ich habe nach ihm gesucht, damit er einen Vaterschaftstest machen kann. Nun können wir stattdessen testen lassen, ob Sie mit dem Kind verwandt sind.“
„Ich bin also Tante?“ Sie wirkte positiv überrascht. „Bitte, erzählen Sie mir alles! Wie heißt das Kind?“
„Cassidy.“ Er griff zu seinem Handy und zeigte ihr ein Foto.
„Oh.“ Karyn berührte das Display mit den Fingerspitzen, wobei ihr wieder Tränen in die Augen traten. „Sie ist unglaublich süß.“
„Ja, das ist sie.“
„Und sie sieht Kyle sehr ähnlich.“
Ihnen auch, dachte er. „Haben Sie den Namen Ginger Donohue schon einmal gehört, Ms. Lambert?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das alles nicht. Cassidy ist also sechs? Warum sollte diese Frau denn so lange warten, um den Vater zu kontaktieren?“
„Sind Sie sich denn sicher, dass Ihr Bruder nichts davon wusste?“
„Absolut, denn ansonsten wäre er für seine Tochter da gewesen.“
„Ich weiß nicht, warum Ginger Kyle nichts gesagt hat, da er ja offenbar noch gelebt hat, bis Cassidy drei war“, meinte Vaughn.
„Offenbar hat sich etwas an ihren Lebensumständen geändert. Geht es vielleicht um Geld? Ich habe Kyles Sterbegeld bekommen, und ich habe bis jetzt nicht viel davon ausgegeben. Das sollte auf jeden Fall seiner Tochter zukommen und …“
Vaughn unterbrach sie direkt. „Ginger hat Cassidy vor zwei Jahren verlassen.“
Karyn blickte ihn sprachlos an, dann weiteten sich ihre Augen und so etwas wie Aufregung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Wann kann ich sie abholen? Ich bräuchte eine größere Wohnung … irgendetwas in der Nähe eines Parks, und im Einzugsbereich einer guten Schule.“ Sie begann zu strahlen und fragte aufgeregt: „Wo ist sie jetzt? Wann kommt sie zu mir?“
Vaughn versuchte, ihren unerwarteten Freudentaumel zu ignorieren. „Wenn der Test ergibt, dass sie tatsächlich Kyles Tochter ist, werden Sie sie natürlich kennenlernen und an Ihrem Leben teilhaben dürfen, aber sie wird nicht bei Ihnen leben, Ms. Lambert. Denn ich bin seit ihrer Geburt ihr Vater, und ich gebe sie bestimmt nicht wieder her.“
„Sie sind Ihr Vater?“, fragte Karyn verwirrt. „Aber wieso … Weiß sie denn, dass Sie nicht Ihre richtige Tochter ist?“
Vaughn nickte. „Ginger war schwanger, als wir uns kennenlernten, aber wir haben erst geheiratet, als Cassidy einen Monat alt war. Auf ihrer Geburtsurkunde steht also ‚Vater unbekannt‘.“
Vaughn ging nun zum Fenster und blickte hinaus. „Ich habe jahrelang darum gekämpft, Cass adoptieren zu dürfen, aber Ginger hat es immer abgelehnt, und dann hat sie uns eines Tages einfach verlassen. Deshalb suche ich nun nach ihrem biologischen Vater. Ich möchte Cass immer noch adoptieren, doch dazu brauche ich nicht nur die Zustimmung von Ginger, sondern auch seine.“
Karyn hatte Schwierigkeiten, diese ganzen Informationen zu verarbeiten, zumal ihr ständig nutzlose Gedanken durch den Kopf schossen. Wie zum Beispiel der, dass diese Ginger offenbar der Inbegriff der Femme fatale sein musste, wenn sowohl Kyle, ein Durchschnittsmann, als auch dieser Vaughn, der einen Tick darüber lag, sich von ihren Reizen hatten blenden lassen, ohne ihre wahre Natur zu erkennen.
„Mein Detektiv und ich sind in all der Zeit in vielen Sackgassen gelandet“, erklärte Vaughn, der noch immer am Fenster stand. „Ich bin zugleich auch auf der Suche nach Ginger und habe Anzeigen in allen großen Zeitungen geschaltet, damit sie sich meldet. Leider hat sie das noch nicht getan. Eine frühere Mitbewohnerin von Ginger brachte schließlich den Namen Kyle Lambert als möglichen Vater ins Spiel. Seitdem statte ich im ganzen Land allen Kyle Lamberts im richtigen Alter einen Besuch ab. Hat Ihr Bruder denn vor sieben Jahren in San Francisco gewohnt?“
„Nein, aber das heißt ja nicht, dass er niemals dort war.“
Vaughn setzte sich wieder und blickte Karyn intensiv an. „Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie mit all dem konfrontieren und an den Tod Ihres Bruders erinnern muss.“
„Ich kann Kyle nie ganz vergessen, aber jetzt gibt es endlich auch etwas Schönes, an das ich denken kann … falls Cassidy wirklich seine Tochter ist.“ Sie berührte seinen Arm. „Für Sie ist es aber offenbar auch nicht leicht.“
„Für Cassidy ist es noch schlimmer. Denn sie war bereits alt genug, um zu begreifen, dass ihre Mutter sie verlassen hat, aber verstehen konnte sie es natürlich nicht. Früher hat sie ständig nach ihrer Mutter gefragt, aber in letzter Zeit nicht mehr. Ich kann ihr nicht erklären, warum sie uns verlassen hat. Wir machen einfach weiter. Zum Glück habe ich eine große Familie, die Cassidy über alles liebt.“
Karyn glaubte ihm sofort. Aber nachdem sich der erste Schock verflüchtigt hatte, konnte sie es kaum abwarten, mehr über Kyles Tochter zu erfahren.
„Ich habe noch gar nicht zu Abend gegessen“, sagte sie nun. „Möchten Sie vielleicht zum Essen bleiben?“
Sie musste jetzt unbedingt etwas Normales tun … eine Dose Suppe heiß machen oder einen Rest Pizza aufwärmen. Mehr hatte sie nämlich leider nicht im Haus. Aber auf jeden Fall könnte sie während des Essens weiter mit Vaughn über Cassidy reden.
„Ich muss leider meinen Flug erwischen, und es ist sowieso schon sehr spät.“ Er öffnete seine Aktentasche und reichte ihr ein Tütchen mit einem Wattestäbchen. „Wischen Sie einfach die Innenseite ihrer Wange damit aus.“
„Und was ist mit der Überwachungskette?“, fragte sie.
Er hob irritiert die Augenbrauen. „Wie bitte?“
„Eine meiner Kundinnen spielt bei Law & Order mit, also schaue ich es mir jede Woche an.“
„Dann sind Sie also eine Expertin.“ Immerhin hatte sie ihn zum Lächeln gebracht.
„Genau, und deshalb weiß ich auch, wie das Ganze hier ablaufen sollte. Die Probe sollte von einer neutralen dritten Partei genommen werden … von einem Labor oder einer ähnlichen Einrichtung.“
„Das kann ich gern arrangieren, allerdings ist dies hier ein ziviler Fall und kein Kriminalfall, also gelten andere Regeln. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn Sie nicht mit Cass verwandt sind, dann wiederholen wir den Test und treffen bei jedem Schritt die nötigen rechtlichen Vorkehrungen.“
Karyn nickte langsam. „Ich habe das Gefühl, dass Sie einfach nur eine Antwort wollen und nicht vorhaben, irgendwelche Spielchen zu spielen.“
„Danke. Wenn Sie mich besser kennen würden, würden Sie gar nicht daran zweifeln, aber zu Ihrer Beruhigung: Ich bin ein vereidigter Anwalt, wie man so schön sagt, und als Expertin der Fernsehrechtsprechung wissen Sie ja, was das bedeutet.“
Sie lächelte. „Ja, das ist okay.“
Den Test vor seinen Augen zu machen, war ein wenig peinlich, und sie mied seinen Blick, während sie sich das Wattestäbchen in den Mund schob. Als sie fertig war, schob sie es in das Röhrchen, das sie sorgfältig verschloss, und reichte es ihm. Er steckte es in einen Polsterumschlag und anschließend in seine Aktentasche.
Wie aufs Stichwort standen sie beide danach auf. „Ganz gleich, wie das Ganze ausgeht, es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen“, sagte er und ging zur Tür. „Darf ich fragen, was Sie vorhatten, bevor Sie mich so geschickt abgehängt haben? Das war übrigens gute Arbeit.“
„Ich wollte mir aus dem Automaten bei Sprinkles einen Cupcake holen“, erwiderte sie lächelnd.
„Es gibt Automaten für Cupcakes?“
„Nun ja, so nennen sie es jedenfalls. Die sind für Leute, die es eilig haben, und ich hatte einen wirklich langen Tag.“
Seine Hand lag nun auf dem Türknauf. „Aber Sie waren doch am glücklichsten Ort der Welt.“
„Ich war dort einkaufen! Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe Disneyland, aber wenn man nur dort ist, um Geschenke für Kunden zu kaufen, und nicht einmal dazu kommt, mit dem Space Mountain zu fahren, dann ist man nicht so glücklich.“
„Ich war noch niemals in Disneyland.“
„Ehrlich nicht? Auch nicht mit Cassidy? Das müssen wir unbedingt ändern.“
Auf einmal herrschte eine unausgesprochene Spannung zwischen ihnen.
„Vielleicht machen wir das ja einmal“, sagte er schließlich. „Gute Nacht, Karyn. Versuchen Sie, sich zu entspannen und nicht zu sehr auf das Ergebnis zu warten.“
„Haha.“
„Ich weiß, das ist schwer.“ Mit diesen Worten verließ er sie.
Karyn kehrte ins Wohnzimmer zurück und trat dort ans Fenster. Offenbar hatte er in einiger Entfernung geparkt, denn er ging zu Fuß und verschwand dann in der Dunkelheit. Nach einer Minute fuhr sein Auto am Haus vorbei und er winkte.
„Du bist ein ganz schön netter Kerl, Vaughn Ryder, Cowboy-Rechtsanwalt“, sagte sie laut. „Aber wenn du denkst, dass du alle Entscheidungen ganz allein treffen kannst und ich einfach zu allem Ja und Amen sage, hast du dich getäuscht.“
Sie hatte schon jetzt sechs Jahre im Leben ihrer Nichte verpasst.
Natürlich wusste sie, dass sie schon viel zu sehr davon ausging, die Tante dieses kleinen Mädchens zu sein, als gesund für sie war, aber Karyn brauchte dringend etwas, was ihr, während der Weihnachtstage, Halt gab, denn dies war immer die schlimmste Zeit des Jahres für sie.
Als ihr Magen laut knurrte, erinnerte sie sich wieder daran, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Auf Suppe oder Pizza vom Vortag hatte sie jetzt allerdings keine Lust, und ihr fiel auch sonst nichts ein, worauf sie Appetit gehabt hätte, also machte sie sich stattdessen daran, die Geschenke einzupacken, die sie heute für ihre Kunden gekauft hatte. Sie würde sie am nächsten Tag, zusammen mit den anderen, die sie bereits verpackt hatte, ausliefern, und sie freute sich schon darauf, endlich alle aus dem Haus zu haben.
Die farbenfrohen Päckchen erinnerten sie nämlich nur daran, wie traurig ihre Heimreise zu ihren Eltern nach Vermont auch dieses Jahr wieder werden würde. Sie feierten Weihnachten nicht mehr, seit Kyle gestorben war. Wochenlang war sie damit beschäftigt gewesen, Geschenke für andere Leute zu besorgen, aber sie hatte nichts gekauft, was sie verschenken würde. Manchmal war das Leben einfach nur furchtbar.
Sie war gerade mit dem siebten Päckchen fertig geworden, als es klingelte. Nervös schaute sie durch den Spion. War Vaughn etwa zurückgekommen? Es gab zwar keinen Grund dafür, aber irgendwie hoffte sie es trotzdem.
Doch vor ihrer Tür stand ein Fremder.
„Ja?“, fragte sie.
„Eine Lieferung von Mr. Ryder für Ms. Lambert.“
Überrascht und neugierig öffnete sie die Tür.
„Bitte schön.“ Ein Teenager überreichte ihre eine Schachtel und sauste dann wieder die Treppe hinunter.
Karyn wusste sofort, was in der Schachtel war, noch bevor sie das Logo entdeckte. Der verlockende Duft von Schokolade und Vanille mit einem Hauch Zitrone stieg ihr in die Nase, als sie die Schachtel in die Küche trug. Diese enthielt ein Dutzend Cupcakes, und Karyn lächelte selig, als sie einen aus dem Papierförmchen schälte und einen großen Happen abbiss. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Köstlichkeit bis zum letzten Krümel, dann griff sie nach Vaughns Visitenkarte und wählte seine Handynummer.
„Vaughn Ryder.“
„Ich habe den Ersten bereits verschlungen, und ich bin mir ganz sicher, dass es nicht der letzte sein wird.“
„Das war ich Ihnen schuldig.“ Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme.
„Vielen, vielen Dank. Das war wirklich sehr lieb von Ihnen. Ich hoffe, Sie haben sich auch einen mitgenommen.“
„Zwei sogar. Red Velvet und Schokolade.“
Sie wartete kurz, dann sagte sie: „Würden Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?“
„Wenn ich kann.“
Das klang sehr vorsichtig, aber schließlich war er auch Rechtsanwalt.
„Würden Sie Cassidy bitte für mich umarmen? Für Kyle. Sie muss den Grund ja nicht erfahren, aber …“
„Ja, das mache ich.“
Karyn hörte Flugzeuglärm im Hintergrund und schloss daraus, dass er bereits auf dem Flughafen angekommen war. „Eine Sache noch“, fügte sie hastig hinzu. „Wenn Cassidy wirklich Kyles Tochter ist, dann möchte ich mehr, als nur ein kleiner Teil ihres Lebens zu sein.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich bin mir nicht sicher, welche Rechte ich überhaupt habe. Das wissen Sie wahrscheinlich besser als ich, aber ich werde mich schlaumachen, und das auf jeden Fall überprüfen. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.“
Sie legte das Telefon zur Seite. Ja, er war wirklich ein netter Kerl, aber trotzdem würde sie keine Zugeständnisse machen, wenn es um Kyles Tochter ging.
Es war bereits nach Mitternacht, als Vaughn nach Hause kam. Cassidy übernachtete bei seinen Eltern, und sein zweistöckiges Haus wirkte leer und viel zu still. All seine Geschwister und er hatten zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag ein Stück Land auf dem Gelände der Ryder Ranch geschenkt bekommen, und Vaughn hatte seines ausgewählt, ohne damit zu rechnen, dass er je darauf bauen würde, denn nach seinem Jurastudium hatte er eigentlich in San Francisco leben und arbeiten wollen, seiner Lieblingsstadt.
Seltsam, wie sich die Dinge änderten, wenn man ein Kind hatte.
Vaughn ging in Cassidys Zimmer im ersten Stock und schaltete das Licht ein. Die Wände waren jeansblau gestrichen, derzeit ihre Lieblingsfarbe, und über ihrem Bett waren galoppierende Pferde gemalt. Sie hatte sogar jedem von ihnen einen Namen gegeben. Die einzige Puppe weit und breit war ein Cowgirl mit Lasso und Stiefeln.
Auf einem Regal standen Fotos, eines davon zeigte ihn, wie er Cassidy ein paar Tage nach ihrer Geburt im Arm hielt, ein anderes seine Tochter, als sie mit zwei Jahren zum ersten Mal allein auf einem Pferd gegessen hatte. Ganz hinten, verdeckt von den anderen, gab es auch ein Familienfoto, das Einzige, auf dem auch Cassidys Mutter zu sehen war.
Vaughn zog es hervor. Cassidy hatte alle Fotos ihrer Mutter versteckt, nachdem Ginger sie verlassen hatte. Er hatte sie später in Schubladen und hinter Büchern gefunden und sie gelassen, wo sie waren. Doch irgendwann hatte Cassidy sie alle in eine Schachtel gepackt und ihm überreicht.
„Bitte packe sie weg“, hatte sie zu ihm gesagt und dabei viel älter ausgesehen, als sie war.
Nur dieses eine hatte sie behalten – offenbar hatte sie ihre Mutter also noch nicht ganz aufgegeben.
Vaughn hatte auch noch Gingers Abschiedsbrief – hauptsächlich deshalb, weil dieser bewies, dass sie ihm Cassidy überlassen hatte.
Ich habe genug, hatte sie geschrieben. Cassidy gehört jetzt dir. Sie ist doch sowieso das Einzige, was dich interessiert.
Damit hatte sie recht gehabt.
Vaughn war viel zu aufgedreht, um schlafen können, deshalb ging er in sein Büro, wo er auf seinem Laptop die Facebook-Seite der Personal Shopperin Karyn Lambert aufrief. Es gab Fotos und Kommentare von zufriedenen Kunden, darunter auch Josh Renard und Gloriana Macbeth, zwei Hollywood-Stars.
Karyns eigenes Foto zeigte eine kompetente, zugleich aber auch sexy aussehende Frau. Unter anderen Umständen hätte er ihre Einladung zum Essen gern angenommen. Bestimmt hatte sie ein paar interessante Geschichten zu erzählen.
Nachdem er noch ein paar E-Mails beantwortet hatte, griff er nach dem wattierten Umschlag mit dem Teströhrchen in seiner Aktentasche. Er verpackte es sorgfältig für den Postversand und adressierte es an ein privates Labor in San Francisco. Morgen würde er es sofort zur Post bringen, und dann würde das große Warten beginnen.
„Ich bezahle auch das Doppelte“, sagte Gloriana Macbeth mit der charmanten Stimme, die ihr bereits so viele Hauptrollen eingebracht hatte.
Karyn verdrehte die Augen. Sie hatte gerade die letzten beiden Geschenke für Kunden eingewickelt, die immer alles in letzter Minute in Auftrag gaben, und war momentan dabei, ihren Koffer zu packen. Anschließend würde sie noch schnell die letzten Aufträge ausliefern, bevor sie den Nachtflug nach Vermont nahm, um Weihnachten mit ihren Eltern zu verbringen. Oder das, was nach Kyles Tod noch davon übrig war.
Sie atmete tief durch und versuchte, sich auf ihr Telefonat mit einem der berühmteren Hollywoodstars zu konzentrieren. „Morgen ist bereits Heiligabend, Glori.“
„Ehrlich? Du willst mir jetzt ernsthaft mit den Feiertagen kommen? Wie lange kennen wir uns schon? Ich weiß genau, dass du Weihnachten nicht feierst.“
„Aber ich verbringe diese Tage trotzdem immer mit meinen Eltern.“
„Ja, ja, ich weiß. Ihr sitzt herum, schaut fernsehen und haltet euch dabei von allem fern, was auch nur im Entferntesten an Weihnachten erinnert.“
Volltreffer.
„Trotzdem, du hast doch eine Stylistin.“
„Die ist aber gerade im Krankenhaus und bekommt ihr Kind, und meine persönliche Assistentin hat gekündigt, wie du weißt. Ich wünschte, du würdest den Job übernehmen.“
Gloriana, die alle Eigenschaften einer klassischen Diva aufwies, hatte einen verblüffenden Verschleiß an persönlichen Assistentinnen. Ihr Spitzname in der Branche war „Lady Macbeth“, weil sie so unglaublich ehrgeizig war. Karyn war es deshalb lieber, nicht jeden Tag mit ihr zu tun haben zu müssen.
„Komm schon, Karyn. Das Dreifache? Wie lange kann das schon dauern, vielleicht eine Stunde? Du kommst einfach mit, hilfst mir, ein Kleid und ein paar Accessoires auszusuchen, und das war’s auch schon. Du weißt, dass ich nicht jedem vertraue, und das hier ist immerhin für das Cover vom People-Magazin.“
Wenn die Frau nur einmal „Bitte“ gesagt hätte, hätte sich Karyn vielleicht sogar breitschlagen lassen. „Glori …“
„Das Vierfache, aber mehr nicht. Das würde für einen weiteren Urlaub reichen, in dem du dich von diesem hier erholen kannst. Haare und Make-up sind sogar schon fertig.“
„Na schön“, sagte Karyn schließlich seufzend. Eigentlich hatte sie ja gar nichts gegen die Ablenkung. Die Warterei auf die DNA-Ergebnisse zerrte nämlich momentan unfassbar an ihren Nerven.
„In einer Stunde“, erklärte Gloriana und legte dann ohne ein Danke oder ein Abschiedswort auf.
„Gern geschehen“, sagte Karyn ins Leere. Die meisten ihrer Kunden waren vernünftig und höflich, auch wenn sie manchmal ein Anspruchsdenken an den Tag legten, das offenbar mit dem Promi-Status einherging.
Hauptsächlich behielt sie Gloriana nur deshalb als Kundin, weil es gut für das Geschäft war, einen Mega-Star in den Referenzen aufführen zu können. Allerdings hatte sie in den fünf Jahren ihrer Zusammenarbeit einen Weg gefunden, mit der Diva umzugehen, ohne von ihr in den Wahnsinn getrieben zu werden.
Karyn gab sich nicht als Stylistin aus, auch wenn sie das Zeug dazu hatte. Was ihr an ihrer Arbeit am besten gefiel, war die Abwechslung. Allerdings fragte sie sich seit Kyles Tod ständig, wozu sie das Ganze überhaupt machte. An manchen Tagen hatte sie sogar Mühe, aus dem Bett zu kommen.
Sie griff nach ihrer Handtasche und den Päckchen und machte sich dann auf den Weg. Sie wollte schon vor Gloriana im Fotostudio sein, um sich die Kleiderauswahl ihres Lieblingsdesigners schon einmal anschauen und sich gut vorbereiten zu können.
Der Verkehr machte ihr allerdings einen Strich durch die Rechnung. Sie brauchte über eine Stunde für die kurze Strecke und war schon genervt, bevor sie überhaupt dort ankam. Die Hektik, die bevorstehenden Feiertage, der Nachtflug und das Warten auf die Testergebnisse – das alles wurde einfach zu viel für sie.
Doch weil sie ein echter Profi war, setzte sie ihr verbindlichstes Lächeln auf, als sie an die Studiotür klopfte.
„Ist sie schon da?“, fragte sie die Studioassistentin.
„Noch nicht.“ Fleur lächelte mitfühlend. „Oh, falsch, da kommt sie gerade.“
Karyn ging direkt zum Ankleideraum, wo acht Abendroben an einem Ständer hingen. Ein Regal war mit Schuhen und Accessoires gefüllt.
Gloriana folgte ihr auf dem Fuß, bekleidet mit einem Jogginganzug, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als Karyn in einem Monat verdiente, dafür aber auch Glorianas perfekten Körper mehr als vorteilhaft betonte. Die Frau arbeitete hart für ihr bestes Kapital und sah daher wesentlich jünger aus als dreiunddreißig.
„Da bist du ja“, sagte sie zu Karyn.
„Ja, hier bin ich. Guten Morgen“, erwiderte Karyn freundlich lächelnd, auch wenn ihr gerade überhaupt nicht danach zumute war.
„Mimosa, Ms. Macbeth?“ Fleur reichte ihr ein Glas, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ich habe auch eine kleine Gebäckauswahl für Sie.“
„Das ist aber ganz schlecht für die Figur“, meinte Gloriana mit einem Seitenblick auf Karyns wohlproportionierte Kurven. „Also, was hast du mir ausgesucht?“
Karyn nahm ein mit glänzenden Perlen besticktes Kleid vom Ständer. „Dieser Lachston würde wunderbar zu deiner Haut passen.“ Da sie wusste, dass Gloriana zum ersten Vorschlag niemals Ja sagte, sparte sie sich ihren eigentlichen Favoriten noch ein wenig auf.
„Das wirkt billig mit den Perlen“, schmetterte Gloriana das Lachsfarbene tatsächlich wie erwartet ab.
„Wie wäre es dann mit diesem?“ Karyn hielt ihr das schönste Stück hin, ein elegantes Etuikleid aus petrolfarbener Seide.
Doch Gloriana verzog den Mund und ging dann die restlichen Kleider durch. „Da ist nichts dabei“, entschied sie schließlich.
„Gar nichts?“, fragte Karyn entsetzt.
„Du hast mich schon verstanden.“
„Vielleicht solltest du das Petrolfarbene wenigstens mal anprobieren …“
„Ruf Lorenzo an, er soll eine größere Auswahl schicken.“
„Du weißt, dass er schon alle Modelle rausgesucht hat, die dir stehen würden“, gab Karyn zu bedenken. „Außerdem …“
„Weigerst du dich gerade etwa, ihn anzurufen?“
„Du hast mir gesagt, dass es nur eine Stunde dauern würde. Ich muss heute noch andere Kunden beliefern und anschließend einen Flug erwischen.“ Karyn hielt die beiden Kleider hoch, die sie herausgesucht hatte. „Beide sind perfekt für das Titelbild, vertraue mir. Such dir eines aus.“
Gloriana blickte zweifelnd in den Schminkspiegel. „Ich kann doch jetzt kein Foto-Shooting machen! Schau dir mal mein Make-up an. Es ist ganz fleckig!“
Heißer Ärger stieg in Karyn auf. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Und das alles wegen jemandem, der aus einer albernen Laune heraus an absolut traumhaften Kleidern herummäkelte. Es gab so viel Wichtigeres auf der Welt.
Doch sie war bisher niemals unhöflich zu irgendeinem Kunden gewesen, auch wenn deren Verhalten eine solche Reaktion oft geradezu herausgefordert hatte. Auch jetzt verließ sie sich ganz auf ihre perfekte Beherrschung. Sie würde weiterhin höflich bleiben.
„Es tut mir sehr leid, aber ich werde Lorenzo nicht anrufen, stattdessen werde ich jetzt gehen.“
„Ich will es dir noch einmal nachsehen“, sagte Glori und trat näher an sie heran, „weil ich weiß, dass dies eine sehr schwierige Zeit für dich ist. Du warst offen zu mir, also werde ich es auch zu dir sein. Ich empfehle dir dringend, dass du die Feiertage dazu nutzt, herauszufinden, ob dir deine Arbeit wirklich noch Spaß macht, denn in letzter Zeit ist mir immer öfter aufgefallen, dass du deinen Enthusiasmus komplett verloren hast. Vielleicht solltest du dich mehr mit dem Malen beschäftigen, das willst du doch schon seit Jahren.“
Sprachlos brachte Karyn nur ein Nicken zustande. Sie bekam mittlerweile kaum noch Luft.
Gloriana legte nun eine Hand auf ihren Arm, was Karyn endgültig den Rest gab, denn es war so lange her, dass jemand sie berührt hatte!
„Du sprichst überhaupt nicht mehr davon, dass du etwas mit Freunden unternimmst“, fuhr Glori fort, „oder, dass du ausgehst und Spaß hast. Früher hast du mir immer begeistert von deinen Wochenenden erzählt. Ich sehe bei dir, was mir auch passiert ist: Es ist dir alles egal geworden. Vielleicht hast du die Hoffnung aufgegeben, weil du dich von deinem Bruder verlassen fühlst, auch wenn er es nicht absichtlich getan hat. Ich weiß genau, wie sich das anfühlt, und nein, ich werde nicht mehr dazu sagen. Glaube mir einfach, dass ich dir die Wahrheit sage.“
Mitfühlend blickte Gloriana sie an. „Jetzt kannst du es entweder so machen wie ich und dein Leben lang eine Rolle spielen, oder du kannst herausfinden, wer du wirklich bist und sein willst, und das Leben führen, das dein Bruder sich für dich gewünscht hätte. Aber du musst dich entscheiden, Karyn. Es bringt nichts, sich von der Trauer einfach vereinnahmen zu lassen.“
Wieder nickte Karyn schweigend. Sie hätte Glori gern umarmt, aber sie würde es nicht als Erste tun, und dann war der Moment auch schon wieder vorüber.
Auf jeden Fall hatte die Schauspielerin recht: Karyn sehnte sich danach, wieder Freude empfinden zu können und ein Leben zu leben, das sie ausfüllte. So, wie Kyle es sich für sie gewünscht hätte, und wie sie es sich für sich selbst wünschte, aber sie wusste einfach nicht, was sie ändern sollte.
Wie gern hätte sie jemandem erzählt, dass Kyle möglicherweise eine Tochter hatte, und dass sie diese bald kennenlernen würde, wenn es tatsächlich so war, und dass sie vorhatte, eine große Rolle in Cassidys Leben zu spielen. Doch sie wusste nicht wem, denn ihre Eltern weigerten sich sogar, Kyles Namen auch nur auszusprechen, ganz gleich, wie behutsam Karyn sie dazu zu bringen versuchte, die schönen Erinnerungen mit ihr zu teilen.
Mit den Gedanken ganz woanders, lieferte Karyn später die letzten Geschenke aus und fuhr dann nach Hause, um ihren Koffer fertig zu packen. Als sie es geschafft hatte, ließ sie sich auf die Bettkante sinken und schlug die Hände vor das Gesicht.
„Ich kann das einfach nicht“, flüsterte sie weinend.
Lieber verbrachte sie die Feiertage ganz allein, als noch einmal drei Tage lang mit ihren beharrlich schweigenden Eltern eingesperrt sein zu müssen.
Als ihre Tränen schließlich versiegt waren, atmete sie einmal tief durch, stornierte ihren Flug und rief dann ihre Mutter an.
„Ich habe eine Nebenhöhlenentzündung, Mom. Der Arzt sagt leider, dass ich damit nicht fliegen darf. Vielleicht kann ich ja in ein paar Wochen zu Besuch kommen.“
„Deine Nase klingt wirklich sehr verstopft.“
Das lag wohl am Weinen.
„Karyn …“
„Ja, Mom?“
Nach einer langen Pause sagte ihre Mutter leise und fast entschuldigend: „Wir haben dieses Jahr wieder einen Baum.“
Einen kurzen Moment lang überlegte Karyn, ob ihr Platz im Flugzeug wohl schon wieder vergeben war, doch dann sagte sie sich, dass es besser war, alles so zu belassen. Sie würde die Neuigkeiten über Cassidy garantiert nicht für sich behalten können, aber sie durfte ihren Eltern keine solche Hoffnung machen, so lange nicht hundertprozentig feststand, dass sie wirklich Kyles Kind war. Schon gar nicht, wenn sie ihre Trauer offenbar endlich zu überwinden schienen.
Sie wechselte noch ein paar Worte mit ihrer Mutter und verabschiedete sich dann. Zum ersten Mal seit drei Jahren wünschten sie sich gegenseitig frohe Weihnachten.
Vollkommen erschöpft und innerlich leer, wählte Karyn danach Vaughn Ryders Nummer. Es klingelte endlos, und sie war schon kurz davor, wieder aufzulegen, als er sich endlich meldete.
„Hier ist Karyn Lambert“, sagte sie, bemüht, ihre Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen.
„Karyn.“
Na, wunderbar, das war aber keine freudige Begrüßung. Er klang absolut kühl und geschäftsmäßig.
„Ich wollte nur wissen, ob das Testergebnis schon da ist.“
Es klang, als ob er ein Seufzen unterdrückte. „Wie ich Ihnen gestern schon gemailt habe, habe ich die Probe am Freitag weggeschickt, da ich ja erst am Donnerstag bei Ihnen war. Am Wochenende hatte das Labor geschlossen, aber sie ist heute dort angekommen, davon habe ich mich telefonisch überzeugt. Allerdings dauert es sieben bis zehn Tage, bis das Ergebnis da ist.“
„Oh.“
„Ich verstehe ja, dass sie nervös sind, aber schneller geht es nun mal nicht.“
„Ich bin einfach so weit weg …“
„Ja, fünfhundertfünfzig Meilen sind nicht gerade nah, wir befinden uns hier fast an der Grenze zu Oregon.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Die Huntsman’s Lodge ist ganz in der Nähe unserer Ranch. Wenn Sie gerne hier sein möchten, wenn das Ergebnis kommt, könnten Sie so lange dort unterkommen. Aber wenn Ihr Bruder nicht der Vater ist, hätten Sie diese weite Reise ganz umsonst gemacht.“
„Ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank.“
„Frohe Weihnachten, Karyn.“
„Das wünsche ich Ihnen und Cassidy auch.“
Nimm dir Zeit für dich. Glorianas Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf, nachdem sie aufgelegt hatte. Sie hatte die Feiertage über frei. Warum sollte sie also nicht in Richtung Norden fahren und in Cassidys Nähe auf das Testergebnis warten?
Sie suchte die Huntsman’s Lodge im Internet, reservierte sich ein Zimmer und gab die Route dann ins Navi ihres Handys ein. Vorsichtshalber druckte sie den Kartenausschnitt mit Vaughns Ranch ebenfalls aus, den sie die letzten Abende über immer wieder auf Google Earth studiert hatte, während sie sich vorgestellt hatte, dass Kyles kleine Tochter dort herumtobte.
Wenn sie morgen früh um vier Uhr aufbrach, könnte sie bereits am Nachmittag dort sein.
Damit sie am nächsten Tag nur noch loszufahren brauchte, brachte sie den Koffer schon ins Auto und fuhr auch noch zur Tankstelle, um vollzutanken. Im nahegelegenen Supermarkt holte sie sich außerdem Reiseproviant und kaufte in der Schreibwarenabteilung impulsiv ein Skizzenbuch. Für Cassidy hatte sie schon am Tag nach Vaughns Besuch Geschenke besorgt – vorsichtshalber.
Eigentlich rechnete sie nicht damit, in der Nacht auch nur ein Auge zuzutun, doch als sie erst einmal im Bett lag, schlief sie sofort ein. Dann war es wohl eine gute Entscheidung gewesen, dachte sie, als sie am nächsten Morgen um Viertel vor vier erholt und ein wenig aufgeregt von ihrem Handy geweckt wurde.
Die erste Stunde war, wegen des auch um diese Uhrzeit schon dichten Stadtverkehrs, recht mühsam, doch dann wurde es langsam besser. Alle paar Stunden hielt sie an, machte ein paar Dehnungsübungen und aß etwas. In Sacramento wurde der Highway noch einmal voll, danach kam sie aber gut durch und genoss die Landschaft. Als sie nach dreizehn Stunden auf dem Motel-Parkplatz ankam, hatte sie das Gefühl, einen Marathon hinter sich zu haben.
Jetzt brauchte sie nur noch eine warme Mahlzeit, dann würde sie garantiert ins Bett fallen und sofort schlafen.
Doch auf dem Weg zur Rezeption hielt sie inne. Nur dreißig Kilometer entfernt wohnte vielleicht die Tochter ihres Bruders. Sie konnte einfach nicht mehr warten, sie wollte die Kleine unbedingt sehen.
Karyn stieg wieder ins Auto, änderte die Adresse im Navigationsgerät und fuhr los. Sie hatte keine Ahnung, was sie Vaughn sagen sollte, wenn sie dort ankam – sie war sich ja nicht einmal sicher, ob sie auf dem weitläufigen Ranchgelände sein Haus überhaupt finden würde. Bisher hatte sie das, was sie dafür hielt, nur auf Google Earth gesehen, und sie hoffte, dass die kleinen Privatwege, die auf der Ranch verliefen, Namen hatten. Wenn sie allerdings erst nach Einbruch der Dunkelheit dort ankam, würde sie wohl oder übel umkehren müssen.
Doch sie hatte Glück, an der Zufahrt zur Ranch stand ein großes Schild. Anschließend folgte sie einfach nur ihrem Ausdruck von Google Earth von einer Seitenstraße zur nächsten. Als sie gerade dachte, sie hätte sich verfahren, kam plötzlich ein Haus in Sicht. Ein sehr hübsches, zweistöckiges Gebäude, umgeben von Bäumen, mit einer Scheune und einem Paddock im Hintergrund. Vor der Veranda stand ein Balken zum Anbinden von Pferden.
„Offenbar bist du hier nicht mehr in Hollywood“, murmelte sie lächelnd.
Während sie im Auto saß und das Haus und die Landschaft kurz auf sich wirken ließ, wurde ihr klar, wie vollkommen irrational ihr Verhalten in den letzten vierundzwanzig Stunden gewesen war. Nicht nur bei der Sache mit Gloriana – auch hierbei hatte sie überhaupt nicht an die möglichen Konsequenzen gedacht. Cassidy war zweifellos schon traumatisiert genug, weil ihre Mutter sie verlassen hatte. Auf keinen Fall wollte sie die Kleine noch weiteren Unsicherheiten aussetzen.
Hastig ließ sie den Motor wieder an. Sie würde, wie geplant, im Hotel warten, bis das Testergebnis eintraf. Dann war sie eben Weihnachten allein, na und?
Sie wollte gerade den Rückwärtsgang einlegen, als sich die Haustür öffnete und der Cowboy-Rechtsanwalt herauskam, und er wirkte nicht gerade glücklich.
Mit jedem Schritt, mit dem er dem metallicblauen VW Käfer näherkam, wuchs Vaughns Ärger. Als Karyn ausstieg, musste er jedoch trotz allem zugeben, dass er sie beeindruckend fand – genauso beeindruckend wie bei ihrer ersten Begegnung.
Ihre Stiefel mit den extrahohen Absätzen verliehen ihr Größe, und ihre modische Kleidung betonte die Vorzüge ihres Körpers, an die er sich sowieso noch viel zu gut erinnerte. Allerdings wirkte sie in dieser Umgebung vollkommen fehl am Platz und zugleich auch sehr zerbrechlich.
Das hielt ihn aber dennoch nicht davon ab, seinem Ärger erst einmal Luft zu machen. „Was zum Teufel wollen Sie denn hier?“
„Ich fahre ja schon wieder“, erwiderte sie ein wenig panisch. „Es tut mir sehr leid. Ehrlich, ich habe überhaupt nicht nachgedacht. Ich bin schon wieder weg.“ Sie blickte zum Haus hinüber. „Hat Cassidy mich gesehen?“
„Sie ist gerade bei meinen Eltern. Sie backen zusammen Kekse.“
Karyns Anspannung schien etwas nachzulassen. „So ein Glück.“
„Warum sind Sie überhaupt hier?“
Gequält schloss sie die Augen. „Sie haben mich doch eingeladen.“
„Ich denke, dass ich gesagt habe, dass es in der Nähe ein Hotel gibt, wo Sie auf das Testergebnis warten können. Das Testergebnis, das frühestens in einer Woche kommt.“
„Ich musste einfach raus aus der Stadt.“
„Stehen Sie etwa auf der Fahndungsliste des FBI?“
Sie schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
„Und warum mussten Sie dann raus aus der Stadt?“ Sie hatte auf ihn gar nicht unbeständig gewirkt, aber der erste Eindruck konnte ja auch täuschen. Das hatte er leider auf die harte Tour lernen müssen.
„Weihnachten ist keine gute Zeit für mich. Normalerweise fliege ich immer nach Vermont zu meinen Eltern, aber dieses Mal habe ich abgesagt.“
Da war sie wieder, diese Zerbrechlichkeit, vor allem in ihrem Blick.
„Warum ist es denn keine gute Zeit für Sie?“
Dann fiel es ihm wieder ein … Heiligabend war der Todestag ihres Bruders. Das dämpfte seinen Ärger ein wenig, und stattdessen stieg Mitgefühl in ihm auf.
„Sie stellen ganz schön schwere Fragen“, sagte sie mit einem halben Lächeln. „Es kam einfach alles zusammen … ich habe Gloriana Macbeth einfach stehen lassen. Normalerweise bin ich ausgesprochen professionell, aber dieses Mal …“ Sie zögerte. „… dieses Mal war ich es nicht.“
Vaughn rief sich das Foto der mehrmals zur „Schönsten Frau des Jahres“ gekrönten Schauspielerin ins Gedächtnis. „Ich habe gelesen, dass Sie eine Kundin von Ihnen ist.“
„War.“
„Autsch. So schlimm?“