Trauma und Charisma im Horoskop
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Die Illustration des Buchumschlages wurde erstellt von Garden Stone.
Die Karikaturen zu den zwölf Häusern sind Arbeiten des Künstlers
Nicolas Lehnart, Internet: http://www.lehn-art.de
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Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7322-1176-0
Chironbild auf einer Vase
Seit Beginn der Neuzeit wurden mit der Erforschung des Sonnensystems regelmäßig neue Himmelskörper entdeckt – Monde, Planeten, Planetoiden, Asteroiden und Kometen. Diese Gebilde erhielten teilweise Namen, teilweise wurden sie lediglich nummeriert.
1977 wurde zwischen Saturn- und Uranusbahn ein relativ kleines Objekt entdeckt und mit dem Namen Chiron (engl. Cheiron) bezeichnet. Diese Entdeckung schien nichts Außergewöhnliches, schon seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die große Zahl solcher Gebilde im Sonnensystem bekannt und viele davon nummeriert. Merkwürdigerweise fanden sich jetzt aber schnell eine ganze Reihe renommierter Astrologen, die mit der Erforschung seiner astrologischen Bedeutung begannen, insbesondere die Vertreter der Kosmobiosophie unter Anleitung von Edith Wangemann und auch verschiedene Vertreter der Huber-Schule, die Chiron nach kurzer Zeit in ihr Deutungssystem aufnahm.
Seitdem sind eine Anzahl astrologischer Schriften über Chiron erschienen. In die Reihe derjenigen, die versuchen, anhand von Geburtshoroskopen und den Schicksalen ihrer Eigner Deutungsmaterial über Chiron zusammenzutragen, reiht sich dieses Buch ein. Nach der kurzen Zeit von 33 Jahren ist die Diskussion über Chiron, seine Zeichenzuordnung und Signifikanzen bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Die dargestellte Hypothese und die zugehörigen Originalgeschichten sollen dazu einen konkreten Beitrag liefern.
Die praktische Arbeit der psychologischen Astrologie wird langfristig deren Validität erbringen.
Usingen, im Mai 2011
Hannelore Goos
Die Lage der Chiron-Bahn im Sonnensystem
Der grau unterlegte Bereich kennzeichnet Bahnabschnitte unterhalb der Ekliptik.
Planetenstände 14.11.2010
Bei Zane B. Stein ist die ausführliche Geschichte von Chirons Entdeckung und Namensgebung beschrieben. Er war der erste einer Reihe von Himmelskörpern, die man zunächst als Kleinplaneten klassifizierte. Seitdem ist seine astronomische Erforschung und die seines Umfeldes noch immer nicht abgeschlossen. Die Gruppe, deren Entdeckung er eröffnete, wird heutzutage unter dem Namen Zentauren zusammengefasst.
Hier eine Tabelle ihrer wichtigsten Vertreter:
Entdeckt | |||
Nr. | Name | Jahr | durch |
2060 | Chiron | 1977 | Charles T. Kowal |
5145 | Pholus | 1992 | Spacewatch (David L. Rabinowitz) |
7066 | Nessus | 1993 | Spacewatch (David L. Rabinowitz) |
8405 | Asbolus | 1995 | Spacewatch (James V. Scotti) |
10370 | Hylonome | 1995 | Mauna Kea Observatory |
10199 | Chariklo | 1997 | Spacewatch |
55576 | Amycus | 2002 | NEAT at Palomar |
Allen gemeinsam ist, dass sie äußerst exzentrische Bahnen haben, die die Ekliptik schneiden. Da sie dabei immer wieder dicht an Großplaneten vorbeiziehen, gelten ihre Bahnen als instabil. Alle stehen im Verdacht, kometenähnlich zu sein. Chiron wird astronomisch sowohl als Komet als auch als Planetoid geführt. Doch kommt er nie nahe genug an die Sonne heran, um seine Koma zu einem Schweif aufzuladen. Dass er trotzdem zeitweise ein solches Phänomen zeigt, ist eins seiner noch ungelösten Geheimnisse.
Im 17. Jahrhundert entdeckte Gallileo Gallilei die Jupitermonde und gab ihnen Namen aus der griechischen Mythologie. Seitdem sind viele neue Himmelskörper im Sonnensystem lokalisiert und in ähnlicher Weise benannt worden, nicht zuletzt die Planeten Uranus, Neptun und Pluto, auch wenn letzterer in Hades-typischer Weise wieder aus dem Kreis der Planeten verschwunden scheint. Die mythologisch bestimmte Namensgebung erfolgte teils durch die entdeckenden Astronomen, teils auf merkwürdige Art, wie bei Pluto durch ein Preisausschreiben. Trotzdem haben sich am Ende Benennungen durchgesetzt, die als stimmig empfunden und dauerhaft angewendet wurden.
So hat sich astronomische Namensgebung im Lauf der letzten Jahrhunderte als nicht beliebig erwiesen. Bei den in geschichtlicher Zeit entdeckten Himmelskörpern konnte beobachtet werden, wie ein passender Name einem Planeten „zufiel“, oft als scheinbare Zufälligkeit, die sich aber im Nachhinein als absolut passend zu den dem Planetensymbol zugehörigen astrologischen Deutungsmustern erwies.
Untersucht man die mythologischen Erzählungen über die Namensträger der einzelnen Planetensymbole, so erkennt man vielerlei Übereinstimmungen zwischen den Inhalten der mythologischen Erzählungen und den jeweils ermittelten astrologischen Bedeutungen. Der Mythos beschreibt einen Bedeutungszusammenhang in Form einer mehr oder weniger ausgeschmückten Geschichte, der in seinem Kern den astrologischen Zuordnungen des gleichnamigen Planetensymbols entspricht.
Wie der Mythos sich scheinbar gezielt ein Planetensymbol sucht, ist gerade bei Chiron zu beobachten, denn sein endgültiger Name stand nicht von Anfang an fest. Bei seiner Entdeckung waren ihm „Maverick“ (Außenseiter) und „Key“ (Schlüssel) als Namen zugedacht, sie haben sich jedoch nicht durchsetzen können. Erst die Bezeichnung Chiron blieb bestehen. Der Astronom Kowal, der ihn entdeckte, hat angeblich diesen Namen vorgeschlagen, weil Chirons Bahn sich über die Bahnen von Saturn und Uranus erstreckt. Er wollte die Beziehung zu beiden Planeten im Namen als Abstammung dokumentieren – Saturn (Kronos) ist Chirons Vater und Uranus (Uranos) sein Großvater.
Durch die neueren Erkenntnisse der Astronomie sind jedoch weitere Parallelitäten evident geworden:
Als Himmelskörper nimmt Chiron eine Zwischenstellung zwischen Kleinplanet und Komet ein. Seine Masse weist ihn als Planetoid aus (sie ist mehr als 100fach größer als die eines Kometen). Seine Koma weist ihn jedoch als Kometen aus. Obwohl er nie der Sonne nahe genug kommt, um die Koma aufzuladen, zeigt er zeitweise einen Kometenschweif.
Als Zentaur hat Chiron eine Zwischenstellung zwischen Mensch und Tier. Sein Pferdekörper lässt ihn zum Tierreich gehören. Der menschliche Oberkörper, sein Wesen und seine Handlungen weisen ihn als menschlich aus. Im Gegensatz zu den übrigen Zentauren stammt er als einziger nicht von Zentauros, deren Stammvater, ab. Trotzdem unterhält er mit ihnen Kontakte, die teils freundlich, teils feindlich sind.
Die Doppelnatur des Himmelskörpers Chiron hat also durchaus eine Entsprechung in der Doppelnatur des Kentauren Chiron.
Wieder einmal hat sich das philosophische Prinzip der Entsprechungen (auch Synchronizitätsprinzip genannt) bis in die astronomischen Forschungsergebnisse hin bewiesen. Dies macht Mut, auf dem gleichen Pfad weiterzugehen und in der Mythologie die Inhalte für die Deutung von Chiron im Horoskop zu suchen.
Die vorigen Ausführungen machen deutlich, dass die Suche nach Bedeutungen von Chiron im Horoskop in die Mythologie führt. Wenn valide Hypothesen über die astrologische Bedeutung des Planetensymbols Chiron aufgestellt werden sollen, ist die griechische Mythologie, aus der er kommt, die Quelle erster Wahl. Es ist sehr wahrscheinlich, im Bereich derjenigen Inhalte fündig zu werden, die dem mythologischen Chiron zugeschrieben werden. Dabei ergeben sich allerdings einige Schwierigkeiten: Eine einzige und gewissermaßen authentische griechische Mythologie gibt es nicht. Wie jede Mythologie ist die Überlieferung aus dem antiken Griechenland eine Sammlung erzählter Geschichten. Solange sie erzählt und immer wieder erzählt wurden, blieben sie lebendig, plastisch und entwickelten sich immer weiter. Der jeweilige Erzähler schmückte sie nach seiner Art aus und legte die Betonung auf einen bestimmten Sinngehalt, der ihm in diesem Moment und an diesem Ort wichtig war. So wurden sie unter sehr verschiedenen Perspektiven wiedergegeben, je nachdem, welche Ebene der vielschichtigen Mythen im Zentrum des Geschehens stehen sollte. Nicht selten „teilte“ sich dann ein Inhalt, wurde zu zwei Geschichten, die beide weitererzählt wurden, sei es nebeneinander, sei es in verschiedenen geografischen Gebieten.
Bei der Betrachtung der Mythologie ist also zu beachten, welchen besonderen Sinn der jeweilige Erzähler seiner Geschichte unterlegte und in welchem Zusammenhang parallele oder divergierende Überlieferungen stehen.
Sogar als die Mythologie aufgeschrieben und daraus eben die Schriften wurden, die die Quellen für unsere heutigen Kenntnisse sind, geschah das unter sehr unterschiedlichen Themenstellungen:
Hesiod versuchte, Mythologie als eine Form der Geschichtsschreibung darzustellen.
Bei Pausanius sind die mythologischen Geschichten ein Teil seiner Reisebeschreibungen, nachdem er alle damals wichtigen Kultstätten besucht hatte und anschließend eine Art Reiseführer niederschrieb.
Für Plinius war Mythologie ein Teil der Naturgeschichte.
In der Neuzeit hat Gustav Schwab sie im 19. Jahrhundert als „Sagen des klassischen Altertums“ zu Moralepisteln für die Jugend gemacht.
Jede dieser unterschiedlichen Betrachtungsweisen ist legitim, denn sie gibt eine Perspektive des Mythos wieder.
Bereits Aristoteles versteht unter einem Mythos mehr als eine Sage. Er betrachtet ihn als dynamisches Geschehen, das allgemeine menschliche Verhaltensweisen zeigt, und sich als Erzählung manifestiert. Ähnliche Vorstellungen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt, nicht zuletzt durch Sigmund Freud und C. G. Jung.
Nach den neuesten philosophischen Ansätzen schildert ein Mythos existenzielle Grunderfahrungen aller Menschen, insbesondere schwierige, und trägt durch deren Übersetzung in die Allgemeingültigkeit zur individuellen Entlastung bei.
Als Modell eines Mythos kann man sich eine in viele Facetten geschliffene Glaskugel vorstellen: Man kann aus verschiedenen Richtungen sein Auge darauf werfen, es bleibt immer derselbe Mythos. Aber man sieht jedes Mal eine andere Facette seiner Aussage. Der Mythos selbst bleibt verborgen im Inneren, numinos, beschreibbar, aber nicht wirklich durch Worte fassbar. Dies garantiert einerseits eine Gültigkeit über die kulturellen Muster einer Sprache hinaus, erzwingt aber gleichzeitig die immer neue Erläuterung, welche Aspekte des Mythos im speziellen Zusammenhang angesprochen sind.
Mythos Saturn/Kronos
Saturn verführte Philyra in der Gestalt eines Rosses
Es gibt zu Chirons Herkunft zwei verschiedene Versionen. In der gängigen, nicht nur durch die Ilias, sondern auch Ovids Metamorphosen belegten Fassung, ist sein Vater der Titan Kronos. Um der Entdeckung seiner Frau Rea zu entgehen, paarte er sich mit der Nymphe Philyra in Gestalt eines Pferdes. So wurde Chiron gezeugt. Chirons Mutter war im Moment seiner Geburt so entsetzt über das „Ungeheuer“, das sie geboren hatte, dass sie um jeden Preis von ihm und ihrer Pflicht ihn zu nähren befreit werden wollte. Die Götter entsprachen ihrer Bitte: Sie wurde in einen Lindenbaum verwandelt und zur Stamm-Mutter aller Linden.
In der zweiten Version ist bereits Chirons Vater ein Kentaur, der sich mit wilden Stuten paart. Diese Version ist allerdings zweifelhaft, denn es ist kein Gott in die Zeugung einbezogen und damit gibt es keinen Grund für Chirons göttliche Unsterblichkeit, die einen wichtigen Teil seines Mythos ausmacht.
In jedem Fall wurde er von seiner Mutter verstoßen und wuchs ohne ihre Fürsorge auf. Die primäre Zurückweisung, die darin liegt, erzeugt in jedem Fall eine seelische Wunde, die ein Leben lang nicht heilt. (Selbst Kinder die unmittelbar nach ihrer Geburt adoptiert wurden und ihre Adoptiveltern durchaus lieben, machen sich häufig im Erwachsenenalter auf, die leiblichen Eltern, vor allem die Mutter, kennenzulernen).
Chiron reagiert, indem er sich nützlich macht: Er, der selbst elternlos aufwuchs, wird zum Pflegevater und Erzieher elternloser Kinder. Besonders derjenigen halbgöttlicher Abstammung nahm er sich an. Genannt werden Kokytos, Asklepios, Iason, Patroklos, Aristaios, Aktaion, Peleus, Telamon, Theseus, Palamedes, Aiax, Achilles und auch Herakles als seine Zöglinge. Er dient der Menschheit als Vermittler von neuen Kulturtechniken. Er taucht als Randfigur – in der Regel als helfender Außenstehender und als Streitschlichter – in vielen Erzählungen der griechischen Mythologie auf.
Der Kentaur Chiron lehrt Achilles das Harfenspiel
In späterem Alter empfängt er eine unheilbare Wunde, die ihm große Schmerzen bereitet. Gerade er, der als Arzt dafür bekannt war, beinahe jede Krankheit kurieren zu können, kann sich selbst nicht heilen. Als Unsterblicher sollte er der Pein unendlich lange ausgesetzt sein. Um dieser Qual durch den Tod zu entkommen, gibt er seine ihm angeborene Unsterblichkeit freiwillig zugunsten von Prometheus auf. Zur Belohnung wird er als Sternbild Zentaur am Himmel verewigt. Damit wird er aus der dunklen Verborgenheit seiner Höhle am Fuße des Berges Pelion für alle sichtbar ein Teil der Himmelslichter.
Man kann den Mythos so deuten: Die körperliche Wunde, die er als Erwachsener empfing, war nur die äußere Manifestation der bereits bestehenden seelischen Verwundung. Beide erhielt er ohne Verschulden und ohne eigenes Zutun, einfach nur durch sein So-sein.
Das blinde Schicksal, die Moira, und damit die Schicksalhaftigkeit der eigenen Existenz ist ein Grundthema in der griechischen Mythologie und spielt auch im Chiron-Mythos eine ausschlaggebende Rolle.
Aber im Gegensatz zu dem bekannten anderen tragischen Opfern des Schicksals, Ödipus, bleibt Chiron schuldlos, er führt keine Schuld begründende (wenn auch vorbestimmte) Handlung aus, sondern ist gänzlich Opfer und Diener. Die von seinen „biologischen“ Eltern stammende Göttlichkeit gibt er freiwillig auf. Durch sein Handeln hat er sich einen eigenen Platz am Himmel als Sternbild „erdient“. Damit wird er quasi aus eigener Kraft symbolisch wieder in den Götterhimmel aufgenommen.
Das Sternbild Zentaur
Zusammenfassend kann man schlussfolgern, dass die mythologischen Geschichten um Chiron seine Doppelnatur auf mehreren Ebenen schildern:
Chiron ist weder Mensch noch Tier, sondern vereinigt beides in seinem Körper (die heutige Auffassung, Menschen seien biologisch auch Tiere außer Acht gelassen).
Der Mutterlose wird zum Pflegevater, Erzieher und Lehrer für Andere.
Das halbtierische „Monster“ wird zum Meister der Heilkunst, der Schrift und der Musik.
Der Unsterbliche wird sterblich, um den Schmerzen zu entgehen.
Der chtonische Gott wird zum Heros am Sternenhimmel.
In der Astrologie kann man gegenüber Erweiterungen des astronomischen Spektrums drei Haltungen unterscheiden:
Es gibt Astrologen und astrologische Richtungen (indische Astrologie), die neue Erkenntnisse über das Sonnensystem ignorieren und allein nach tradierten Methoden interpretieren.
Es gibt einzelne Astrologinnen und Astrologen, die jedes neue Objekt am Himmel freudig begrüßen und versuchen, ihm alle diejenigen Deutungsinhalte zuzuordnen, die bis jetzt nicht eindeutig schienen.
Es gibt Astrologinnen und Astrologen, die prüfen, ob der neu entdeckte Himmelskörper in den tradierten Mustern eine Lücke schließt, und dazu empirisches Material sammeln, ohne abschließend zu urteilen.
Dieses Buch soll einen Beitrag zur letzten Vorgehensweise leisten. Die hier vorgestellte Theorie basiert auf Überlegungen des verstorbenen englischen Astrologen Howard Sasportas, der sich u.a. besonders mit der Bedeutung der astrologischen Häuser befasst hat.
Ausgehend vom mythologischen Rahmen hat Howard Sasportas bereits im Jahr 1987, also nurmehr zehn Jahre nach der Entdeckung Chirons die Hypothese aufgestellt, die Position dieses Himmelskörpers im individuellen Horoskop deute auf eine unheilbare Verwundung, auch in Form eines traumatischen Ereignisses. Gleichzeitig sollte diese Verletzung den Ausgangspunkt für eine charismatische Aufgabe im Leben des Horoskopeigners sein, ebenso wie der mutterlos aufgewachsene Chiron später elternlose Götter- und Menschenkinder großzog.
Diese Überlegung von Howard Sasportas wird im hier vorgestellten Deutungsansatz der Chiron-Position im Geburtsbild eines Menschen übernommen und weiterentwickelt.
Ein Horoskop wird auf einen bestimmten Moment, normalerweise minutengenau, und eine bestimmte geografische Position auf der Erde berechnet. Es ist im Prinzip nicht mehr als eine stilisierte Karte des Sonnensystems und besteht aus
dem Tierkreis, dem Messkreis in der Ebene der Ekliptik,
Sonne, Mond und den Planeten und
den Erdraumfeldern, die in der Regel kurz „Häuser“ genannt werden.
Der Tierkreis spiegelt die Ekliptik,
Lichter und Planeten sind die auf ihn projizierten Himmelskörper,
die Häuser zeigen den Geburtsmoment in Bezug auf die Erdrotation.
Da zu der Zeit, als diese Art der Darstellung eines Horoskops entwickelt wurde, die Sonne als höchster Himmelsgott Verehrung genoss, zeichnet man den Süden nach oben, als Höchstes. Norden liegt demnach unten, Osten links und Westen rechts. (Unsere Windrose stammt von den späteren Phöniziern, die als seefahrendes Volk den Polarstern als nächtlichem Leitstern nach oben setzten.)
Wenn man den täglichen Weg der Sonne am Himmel verfolgt, so scheint diese sich in einem Halbkreis über den Himmel zu bewegen. In Wirklichkeit dreht sich jedoch die Erde. Diese Drehung der Erde, die im scheinbaren täglichen Weg der Sonne sichtbar wird, ist die Basis aller Häusersysteme. Deshalb braucht man zur Berechnung der Häuser im Horoskop die Uhrzeit, auf die das Horoskop berechnet wird, sowie die geografische Länge und Breite.
Der Horizont ist bei allen diesen Systemen maßgeblich, gedacht als Scheibe, die vom Sonnenaufgangs- zum Sonnenuntergangspunkt horizontal die Erdkugel schneidet. Projiziert man den östlichsten Punkt dieser Scheibe vom Betrachter aus auf den Tierkreis, so erhält man den Aszendenten, abgekürzt AS. Der entgegengesetzte Punkt heißt Deszendent, abgekürzt DC.