Books on Demand
Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten;
an Kleinigkeiten zeigt sich die Natur des Menschen.
Ohne Leiden bildet sich kein Charakter.
© 2011 Heiko Hansen
ISBN: 978-3-8482-8822-9
Herstellung und Verlag:
Book on Demand GmbH, Norderstedt
2.Auflage (2011)
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung von Heiko Hansen reproduziert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
“Der Mensch ist dem Wesen sein Schicksal.“ (Heraklit)
Wir begegnen in unserem Leben vielen Menschen. Wir müssen sie in ihren Charakteren, in ihrer Glaubwürdigkeit und in ihren Verhaltensmustern schnell einschätzen. Was habe ich zu erwarten? Worauf muss ich mich einstellen? Wie werden die emotionalen (Re)-Aktionen sein? Wie ist sein Denkmuster? Kann man seinen Aussagen vertrauen? Was ist für diesen Menschen oder für dieses Team typisch? Und viele Fragen mehr, die sich um unsere Sicherheit (Überleben) bemühen. Traue ich mir im Zweifelsfall einen Kampf zu? In welche Beziehung (Nähe-Distanz) kann ich zum anderen gehen? Ist mein Gesprächspartner interessant? Wofür interessiert er sich? Welchen genauen Eindruck hinterlässt dieser Mensch oder diese Gruppe in mir?
Das Enneagramm ist ein ständiges und effektives Tool in meinem Werkzeugkoffer geworden. Vor allem, um zu verstehen:
Ich stelle z.B. in Teamcoachings immer wieder fest, wie Mitarbeiter besser und sicherer miteinander umgehen und kommunizieren können. Es erleichtert die Gestaltung von Beziehungen und das Verständnis enorm. Dadurch sind Teammitglieder offener für interne Anregungen in welche Richtung sich das Team und damit jeder Einzelne entwickeln kann. Es macht Mut für gemeinsame Lösungswege und notwendige Veränderungen.
Dieses Buch ist ein Ideen- und Methodengeber für den Einsatz des Enneagramms in Ihren Coachings und Mediationen. Oder einfach für sich selbst in der eigenen Auseinandersetzung und Weiterentwicklung. Die praxisbewährten Coachingschritte stelle ich überwiegend in kurzen Anleitungen, Abläufen und Hinweisen dar.
Ich wünsche Ihnen beim Ausprobieren viele interessante Stunden und Gespräche.
Vejlby Klit/Bad Bramstedt, September 2011
Heiko Hansen
Die nachfolgenden Annahmen und Ziele sind zugleich die philosophischen Grundlagen für ein Enneagramm-Coaching:
Eine wichtige Frage in diesem Kontext ist, wie gehe ich mit meinen (emotionalen) Charakter-Schubladen um. Lasse ich es zu, dass bei neuen Erfahrungen oder Informationen, sich der Inhalt der Schublade verändern darf? Oder ignoriere ich es lieber und alles bleibt beim Alten. Erlaube ich es mir, mich zu verändern? Und wenn ja, was brauche ich dafür, um mich a) dafür zu entscheiden, b) damit gut und bestätigt zu fühlen und c) motiviert den Weg bei möglichen Hindernissen weiterzugehen? Wie viel Energie und Zeit bin ich bereit für eine Entwicklung zu investieren? Eine Frage, die nur jeder für sich beantworten kann, wenn er wirklich und wirksam will. Diese letzte Entscheidung hat jeder ausschließlich in seiner Hand.
Unsere Persönlichkeitsstruktur bildet sich bereits in der frühen Kindheit heraus. Es agiert als Schutzmechanismus und Überlebensstrategie, um uns möglichst gut an unsere Umgebung anzupassen und uns Kraft für wirkungsvolle Handlungen zu geben. Dafür benötigen wir Bauch-, Kopf- und Herzenergien, die möglichst ausgeglichen sein und miteinander harmonieren sollten. Ich brauche alle drei Motivationen, um zu überleben, damit meine Schutz- und Aktionsmechanismen optimal funktionieren. Sie geben uns ein hohes Maß an Sicherheit durch Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit. Das Zuricher Modell (Prof. Bischof, Uni München) beschreibt Bauch-, Herz- und Kopfenergien als Macht-, Anschluss- und Leistungsmotivation. Nach Prof. Bischof sind es DIE drei Motivationsfelder, die unter allen Menschen weltweit gleich wichtig sind.
Sind wir mit einer bestimmten oder mehreren Strategien sehr erfolgreich, beschließen wir, sie zu wiederholen, z.B. wütend zu werden oder dem anderen Vorwürfe zu machen, wenn ich mich ärgere. Dadurch verschaffe ich mir Raum, Distanz, Zeit für weitere Aktionen, hier durch Einschüchterung. Bei entsprechendem Erfolg mit unseren gewählten Bauch-, Herz- oder Kopfaktionen bündeln wir unsere Aufmerksamkeit auf eine ganz spezielle und kraftvolle Weise, die wir in ihrer Gesamtheit inkl. Erziehung, Erfahrungen, Genen als Charakter(-muster) bezeichnen.
„Als Erwachsene sind wir schließlich meist in unserer Sichtweise der Welt festgefahren: Wir leben weiterhin mit Absicherungen und Schutzpanzern, die uns unbewusst Sicherheit verleihen, uns aber auch daran hindern, die gesamte Bandbreite der Wahrnehmung zu erfahren und echtes Verständnis für die Persönlichkeit anderer Menschen, oft sehr nahe gestellter, zu entwickeln. Das Enneagramm leugnet nicht, das die Menschen verschieden sind, auch nicht innerhalb ihrer neun Charaktermuster.“1
Mittels detaillierter Beschreibung der Hintergründe, z.B. Motive, Emotionen, Antrieben, Bildung von Werten/Glaubenssätzen, Belastungen in der Kindheit, können wir die neun Charaktermuster effektiv im Coaching und in anderen Kontexten (z.B. Führung) anwenden, um uns mit den für mich typischen Gewohnheiten auseinanderzusetzen.
Bestandteile charakterlicher Gewohnheiten (Typ/Individualität) sind:
Bei einem entsprechenden, wahrgenommenen bzw. decodierten Wiederholungstakt, sagen die Menschen: „Typisch Heiko.“ Das Gute ist: Das Typische kann ich durch Coaching verändern. Für neue Gewohnheiten.
Emotionen begleiten unser Leben. Sie geben uns nicht nur die Würze, sondern sorgen für unser Überleben. Durch Freude, Trauer, Wut etc. können wir miteinander kommunizieren, uns motivieren, uns begeistern und bewegen. Sie verbessern enorm unsere Entscheidungsfähigkeit. Wir alle kennen das berühmte Bauchgefühl. Oder Leidenschaften, die unser Herz höher schlagen lassen. Jede Emotionen hat ihren Sinn, ihren Nutzen und ihre Aufgabe. Weltweit sprechen wir in allen Kulturen eine gemeinsame Emotionssprache (Freude, Trauer, Wut, Angst/Überraschung, Scham und Ekel). Wir können die begleitende Körpersprache und Stimmlagen interpretieren. Gefühle sollen signalisieren, wie es mir geht, was ich meine, was ich brauche.
Die aktuellen Erkenntnisse aus der Neurobiologie und Emotionsforschung geben uns viele neue und wertvolle Hinweise, z.B. wie wichtig Emotionen zur Bildung unserer Persönlichkeit sind. In den ersten fünf Lebensjahren bilden sich 90 Prozent der stabilen Emotionsreaktionen. Sie bilden den Kern unseres Charakters. Nur zu ca. 10 Prozent wird es überhaupt noch zu Veränderung kommen. Kein Wunder, dass viele den Eindruck haben, dass man für eine Persönlichkeitsentwicklung schwer an sich arbeiten muss.
Wir bilden sehr schnell stabile Gewohnheiten, die wir nur ungern verändern. Meistens dann, wenn die Veränderung durch eine starke NOTwendigkeit ausgelöst wird. Gewohnheiten sind in einem gewissen Sinne die berühmten „Schubladen“, die wir anlegen, um uns schnell zu orientieren und auf Ereignisse reagieren zu können. Sie sichern einen gewohnten Ablauf unseres Alltags. Sonst stünden wir vor dem Problem, vieles wieder neu lernen oder absprechen zu müssen, was schon geklärt wurde. Kommt es zu solchen Prozessen, empfinden wir es schnell als chaotisch und unzuverlässig. Mögen Sie das? Zudem wäre ein Mensch für uns nicht mehr einschätzbar. Diesen Charakteren gehen wir nicht ohne Grund gerne aus dem Weg. Erinnern Sie sich, wie Sie sich fühlen, wenn Ihnen „schwache“, „starke“ oder „authentische“ Persönlichkeiten begegnen?
Die Neurobiologen bezeichnen das Anlegen von habituellen (stabil wiederholbaren) Verhaltensmustern, Neigungen und Gewohnheiten, von Erinnerungsspuren, von Vorlieben als Engramme. Es ist dem Wort Enneagramm sehr ähnlich. Das Enneagramm beschreibt neun Charaktere und ihre typischen Verhaltensmuster. Das Gehirn legt Engramme mit der Geburt an, emotionale Reaktionsweisen schon vor der Geburt. Jedes Baby kommuniziert zuerst über Emotionen mit seinen Eltern. Basis für die neun Charaktere sind neben den drei Basisenergien emotional belastende Ereignisse, die Werteerziehung meiner Eltern und ihre Wertschätzung/Achtsamkeit/Empathie für mich in meiner Kindheit. Wir lernen von unserem Umfeld, reagieren und agieren darauf.
Das Haus der Emotionen und Erstverarbeitung von Informationen (Sinne und Wahrnehmung) ist das Limbische System und mesolimbische System (Freude). Es besteht aus dem Thalamus, der Amygdala und dem Hippocampus.
Thalamus
Ist die erste Anlaufstation für sensorische Informationen unserer Umwelt. Anschließend werden die Wahrnehmungen an die Amygdala weitergeleitet.
Amygdala
Dies bezeichnet den Gefahrendetektor unseres Gehirns. Sie bestimmt sehr stark, was wir tun. Sie interpretiert die Gefahr, bewertet sie mit Emotionen und sendet entsprechende Handlungsanweisungen an weitere Areale unseres (bewussten) Gehirns. Es ist eine schnelle Reizung: 12 Millisekunden dauert die grobe Information über eine Ratte. Die zweite, langsamere dauert fast doppelt so lange bis sie eintrifft. Beide werden zusammengeführt und interpretiert. Weil wir in Gefahren schnell reagieren müssen, nimmt die Natur auch mal einen Fehlalarm in Kauf. FAZIT: Im Wesentlichen entscheiden die Gefühle, was wir tun und was sich bewährt hat. Das meiste geschieht unbewusst. (S. 73, Die Macht der Emotionen). Das Limbische System ist die entscheidende Schaltstelle für die Stabilisierung meiner Gemütslage, für meine Emotionen (Aggression, Freude) und in einem gewissen Sinne für mein Sozialverhalten. Unsere Sinne aktivieren die Neuronen der Amygdala. Die wiederum aktivieren entsprechende Bereiche unserer Großhirnrinde, in denen diese Erfahrungen verarbeitet und gespeichert werden. Sie springt besonders dann stark an, wenn die Gesichter anderer Menschen Gefahr anzeigen. „Die ursprüngliche Aufgabe der Gefühle war, rasch vor Gefahr zu warnen oder Vertrautheit zu signalisieren.“ (Büchel)
Das ist evolutionsgeschichtlich genau die Funktion von Emotionen. Sie bahnen Handlungstendenzen und lösen Reaktionsmuster aus. Sie treten auf, wenn etwas wichtig für uns ist und geben Hinweise, in welche Richtung wir uns bewegen sollen.
Im Hippocampus inkl. anderen Hirnrindenabteilungen sind unsere Erinnerungen gespeichert. Hier wird das Gesamtbild emotional gefärbt und in „Schubladen“ gespeichert. Im Arbeitsgedächtnis werden alle Informationen zusammengefügt. Das ist der Moment, wo wir uns unserer Angst bewusst werden und das Erlebnis eine gefühlsmäßige Qualität bekommt. Als bewussten Beitrag des Neocortex zum Überleben haben Menschen unterschiedliche Kulturen mit verschiedenen Regeln entwickelt, was erlaubt ist und was nicht. Menschen sind auch aus diesem Grund unterschiedlich befähigt, Emotionen zu kontrollieren.
Zudem ist unser Gehirn darauf programmiert, auf wichtige Situationen in einer festgelegten Weise automatisiert zu reagieren. Daher können emotionale Reaktionen ohne andere Verarbeitungssysteme des Gehirns erfolgen.
Betrachten wir uns das dreiphasige Wahrnehmungs- und Filtersystem des Limbischen Systems (Thalamus, Amygdala, Hippocampus, mesolimbischer Bereich) und ziehen einen Vergleich zu den drei Grundenergien des Enneagramms, ist mit vorsichtiger Exegese eine Parallele erkennbar:
Das Limbische System nutzt unsere Sinne, um überlebenssichernde Informationen zu bekommen und schnell zu decodieren. Es benötigt „sinnvolle“, „sinnliche“ und „nützlich-zuverlässige“ Informationen. Man könnte durchaus resultieren, dass die drei Basisenergien des Enneagramms das Limbische System widerspiegeln. Und es benötigt „sympathische Wahrnehmungen“, um nicht Gefahr zu laufen, Freunde mit archaischen Fluchtmustern zu verwirren (Angriff, Flucht, Erstarrung).
Jede Information, die das Limbische System lange vor dem Bewusstsein empfängt und auswertet, wird mit Emotionen gemarkert (Emotionsmarker). Daher können wir uns an hoch emotionalisierte Erlebnisse (freudig oder traurig, wütend oder angstvoll, ekelig oder schamvoll – auch in Kombination) wesentlich besser erinnern als an Ereignisse ohne Emotionen. Besonders gut sind unsere Erinnerungen, wenn Erinnerungen mit Bildern (Symbolen, Metaphern, Visualisierungen) UND Emotionen kombiniert sind. Umso höher der emotionale Reiz, umso höher die Motivation des Hippocampus, die Information als wichtig zu speichern - oft in Kombination mit unserer bestwirksamsten Reaktion/Emotion. Tritt ein Ernstfall ein, ist „das System“ schnell in der Lage zu handeln, ob richtig oder falsch ist eine andere Frage. Zumindest wird es „typisch“, wenn es sich sicher wiederholt.
Erleichtert soziale Bindungen. Freude verbindet. Dadurch bekommen wir Hilfe und Support. Freude ist ansteckend, fördert die Gesundheit, ist empathisch und friedlich.
Schlüsselrolle bei Empathie, Sympathie, altruistisches Verhalten. Zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Reduziert die Geschwindigkeit, um nachdenken zu können. Ermöglicht genaueres Hinsehen bei Enttäuschungen, Versagen. Trauer brauchen wie um einen Verlust oder eine Enttäuschung wirksam verarbeiten zu können.
Limbisches System. Foto: istockphoto.de
Mobilisiert Kräfte zur Veränderung. Ärger zeigt an, dass etwas im Handeln nicht in Ordnung ist. Ärger muss nicht sofort mit Aggression einhergehen. Ein ärgerlicher Gesichtsausdruck soll Aggression vermeiden.
Schlüsselreiz bei Unsauberkeit, schlechtes Essen. Etwas missfällt mir enorm. Gefährdet in übertragenem Sinne meine Gesundheit, mein Wohlbefinden. Eine Ekelmimik zeigen wir oft vor negativen Entscheidungen oder Fragestellungen bzw. Wahrnehmungen, die mir nicht gefallen.
verstärkt sozial erwünschtes Verhalten. Es reguliert und setzt emotionale Grenzen, die kulturell definiert werden. Damit wir nicht „schamlos“ agieren. Scham entsteht in Situationen, die als unangemessen empfunden werden. Lässt einen Mangel empfinden. Motiviert aber auch zur Kompetenzerweiterung. Damit man sich für seine Leistung, sein Benehmen nicht schämen muss.
Angst ermöglicht uns Gefahrensituationen zu erahnen und zu erspüren, zu erkennen und darauf klug zu reagieren. Es ist ein Hinweisgeber, aber kein Ratgeber.
Überraschung = Neugierde, das Neue.
Die Bildung von Emotionen passend zu aufgenommenen Sinneswahrnehmungen beeinflusst unsere Wahrnehmungsbewertung (-erfahrung), unsere bewussten Kognitionen und unser sichtbares Verhalten. Emotionale Verhaltensmuster bilden sich sehr schnell und bleiben ziemlich stabil. Es gibt individuelle Unterschiede im Aktivierungsgrad, in der Häufigkeit und in der Intensität mit der eine bestimmte Emotion in bestimmten Situationen erlebt wird. Um Emotionen hervorzurufen, bedarf es eines Auslösers bzw. Reizsignal.
Emotionen sorgen für die notwendige Bestätigung, damit wir weiterdenken und handeln. Dabei haben „negative“ Emotionen einen größeren Einfluss auf das Gehirn als „positive“.
Man kann die Frage aufstellen, ob alle sechs genannten Emotionen unser Handeln und Denken generell bestimmen und damit auch unseren „freien Willen“. 300 Millisekunden für einen limbischen Gedanken. Da stört das lahme Bewusstsein nur. Ein Skifahrer, der darüber nachdenkt, was er tut, stürzt. Das Bewusstsein verbraucht 80 Prozent der Energie des Gehirns. Bewusstsein ist Luxus. Ist das bewusste ICH-Konstrukt Herr im eigenen Haus? Zurzeit wird sehr spannend darüber diskutiert, in wie weit unser freier Wille wirklich frei ist oder durch das Limbische System schon vorbestimmt wird. So dass wir denken, es sei unsere freie Entscheidung. Man könnte fast geneigt sein zu sagen, dass das ein geschickter Schachzug vom Unterbewusstsein ist, damit das Bewusstsein nicht beleidigt ist, sondern sich weiter als Herr seiner Entscheidungen empfindet, obwohl es das gar nicht ist.
Wir wissen heute, dass das Limbische System vor dem kognitiven Bewusstsein (Neocortex) arbeitet und Vor-Entscheidungen trifft. Wir neigen dazu emotionalisierte Entscheidungsmuster anzulegen. Wie würde beispielsweise ein Teamleiter seine Abteilung führen und Entscheidungen treffen, wenn er ein klares Muster zur Freude hat, im Gegensatz zu einem Chef, der ein emotionales Einstiegsmuster wie Wut favorisiert? Wie geht er mit negativen Informationen um? Wie würde die Entscheidung ausfallen, wenn er eine Neigung zu Trauer, Wut/Zorn, Scham, Ekel oder Angst/Überraschung (Neugierde) hat? Wie würde die Entscheidung ausfallen, wenn ich Angst mit Wut oder Scham kombiniere? Wie werden die Mitarbeitergespräche sein? Meine Zielsetzungen? Interessante Fragen mit zu erwartenden spannenden Antworten.
Was heißt das in der Konsequenz für Führungs- und Teamtrainings und für die Personalentwicklung? Prof. Büchel (UKE HH) führt im Hamburger Abendblatt vom 09.07.2005 aus: „Was wir auch entscheiden, immer beeinflussen Emotionen unser Denken und Handeln.“ Die nüchterne rationale Entscheidungsfindung ist eine Mär. Unser Gehirn ist im ersten Schritt ein emotionales Gehirn. Jedes Gehirn lässt sich folglich durch Emotionen und emotionale Bilder ablenken und lenken.
Kombinieren wir die sechs Emotionen mit der christlichen Philosophie der sieben Todsünden: der Gier, dem Geiz, der Wollust, dem Zorn, dem Stolz, der Trägheit und dem Neid, die sich auch im Enneagramm wiederfinden. Wie sehen dann meine Entscheidungen oder meine Motivationen aus? Welche Todsünde entspringt aus welcher Emotion? Beide Aspekte macht sich das Enneagramm zu eigen, um die Charakterfixierung eines Menschen zu erklären. Und es zeigt mögliche Folgen, Konsequenzen, Gefahren, Chancen, Stärken/Ressourcen und Schwächen/Fallen auf. Das macht das Enneagramm zusätzlich als Persönlichkeitsanalysetool für das Coaching und die Personalentwicklung besonders interessant. Es ist philosophisch sehr nahe den natürlichen Abläufen.
Jeder der drei Basisenergien (Bauch-Kopf-Herz) entwickelt drei mögliche Notlösungsstrategien, die wir in der Kindheit entwickelt haben, um in unverständlichen und schwierigen Situationen (oder Lebens-, Familienumständen) zu überleben.
Meine priorisierte Grundenergie wird in ihrer Richtung umgekehrt und auf die eigene Person gewendet, z.B. meine Bauchenergie kontrolliere ich mit meiner Kopfenergie, um keine Fehler zu machen, auch im Sinne gesellschaftlicher Anpassung.
Meine priorisierte Grundenergie präge ich zu stark aus und besetze das Innere (z.B. meine Emotionen, mein Fokus) einseitig. Die Grundenergie führt quasi allein Regie und lässt andere Energieeinflüsse wenig zu. Ich zeige zu viel Bauch, Kopf oder Herz.
Meine priorisierte Grundenergie ist mehr oder minder abgeschaltet (blockiert), damit erreicht das ICH, dass die empfundene Notsituation aus dem Bewusstsein verschwinden kann (ausgeblendet wird).
Jeder einzelne Charakter stellt in diesem Sinne eine Notfall-, Überlebensstrategie dar. Wir verfügen im Sinne des Enneagramms über neun Überlebensstrategien. Folglich, hat derjenige einen Riesenvorteil , wenn er in den neun Charaktermustern ausgeglichen ist und in diesen positiv agieren kann. Er hat wesentlich mehr Möglichkeiten mit diversen Situationen gekonnt und sozial positiv agierend umzugehen als andere.
Man sollte innerhalb jeden Charakters die persönlichen Präferenzen wie introvertiert vs. extrovertiert sowie zwischen Nähe vs. Distanz berücksichtigen. Auch die Berücksichtigung der drei Dimensionen nach C. G. Jung sind für das Coaching und die Interpretation des Charaktermusters interessant: Extroversion vs. Introversion, sinnesspezifische oder intuitive Informationsaufnahme (Wahrnehmung) und eine analytische oder gefühlsmäßige Bewertungspriorisierung der Informationsbewertung inkl. Zuhilfenahme der angelegten emotionalen Erfahrungsmuster.
Als „12 Apostel“ bezeichne ich die Beschreibung von 12 Charaktereigenschaften, die den Charakter grundlegend formen. Sie sind die motivationalen und emotionalen Hintergründe (Motive) für die Ausprägungen meiner individueller Verhaltensweisen, Merkmale und einzigartigen Typikas.
Daher sind die „12 Apostel“ im Coaching der Ausgangspunkt bevor es zu den typischen Hauptmerkmalen oder spezifischen Themen wie Stress-, Beziehungs- oder Führungsmuster der 9 Charaktere geht. Mindestens 10 von 12 „Aposteln“ sollte der Coachee eindeutigbejahen. Wir wissen aus Erfahrung, dass das Ausfüllen von Tests/Bewertungsbögen bewusst oder unbewusst manipulierbar ist. Manchmal ist die Bewertung tagesformabhängig bzw. von meiner situativen Lage (z.B. Bewerbung) beeinflusst. Zum Teil werden die inhaltlichen Aspekte einer Frage unterschiedlich verstanden und interpretiert. Deshalb überprüfe ich zuerst die Stimmigkeit des aktuellen Profils des Coachee.
Eine typische Aussage („Ich bin…) für meine charakterliche Eigenschaft, die auch Auskunft über meine Motivationen und folgenden Handlungen gibt.
Mein Vermeidungsverhalten, welches sich auf meine Entwicklung behindernd auswirkt.
Mein spezielles Bedürfnis, das mir wichtiger ist alles (manches) andere. Ich will und muss dieses Bedürfnis ausleben, befriedigen, erfüllt sehen (mein Leben, mein Friede, meine Erfüllung).
Mein Grundanspruch, den ich auch bei anderen im Verhalten und seiner Denkausrichtung sehen und erleben will.
Meine Hauptangst, die andere Befürchtungen und Unsicherheiten symbolisiert. Meine Emotionen beeinflussen mein Denken und Handeln enorm.
Mein Abwehrmechanismus (dem Charakter entsprechend), um meinen Ängsten Herr zu werden.
Darauf richte ich meine besondere Aufmerksamkeit mit all meinen Sinnen, Überzeugungen und Erfahrungen.
Die Wichtigkeit, die diese Aspekte für mich einnehmen, verführen mich dazu, nichts anderes anzunehmen. Mit meiner Blindheit blende ich andere Aspekte aus. Meine Wahrnehmung ist eingeschränkt. Ich habe in diesen Momenten einen Tunnelblick.
Eine Eigenschaft, die zu Problemen in meiner Selbstverwirklichung führt.
Mein Irrweg führt meine Bemühungen ins Negative.
Meine persönlichen, charakterlichen, emotionalen Stärken. Mein Rettungsanker, der zu (neuen, anderen) Lösungen führt, führen darf. Meine positive Ausrichtung.
Tugenden, die mich aus meiner Falle befreien. Der Weg zu meiner Befreiung. Meine (er-) lösende Erkenntnis.
1 Zitat aus www.enneagramm.de
Das Enneagramm eignet sich in seinem analytischen Tiefgang der Charakterbeschreibungen hervorragend für ein sehr effektives Coaching inkl. Teamtraining. Es zeigt auf einfache Art Ansätze von inneren Entwicklungen auf und unterstützt den persönlichen Erkenntnisprozess durch einen strukturierten Gang der eigenen „charakterlichen Institution“. Hierzu gehören vor allem:
Ich kann nach Erstellung eines Enneagrammprofils eine personenorientierte Betrachtung wie auch eine sachorientierte Betrachtung (z.B. Führungsphilosophie, pädagogische Richtung für mein Kind) in den Mittelpunkt der Analyse stellen.
Wichtig ist, das es im Coachingprozess ein Lernen nach dem Lernen gibt. Das Gelernte und Verstandene konsolidiert sich in einem Prozess, der in regelmäßigen Abständen supervidiert werden sollte. Es können negative wie auch positive Begleitumstände auftreten, die das Umsetzen fördern oder behindern, z.B. eigene Unlust zur Wiederholung, damit das Neuerlernte sich schneller manifestiert, Traumata aus der Vergangenheit des Coachee oder durch emotionale Belastungen. Auch die Persönlichkeit vom Enneagrammcoach ist eine wichtige Komponente.
Zudem kann ich als Coach auf unterschiedlichen individuellphilosophischen Ebenen agieren und in mein Coaching einbauen. Ein philosophisches und systemisches Verständnis ist sehr hilfreich und erweitert das Spektrum immens.
Nach der Analyse der Charakters inkl. Hintergründe und Motive fügt sich ein Zielcoaching an. In diesem Prozess erörtern wir die Zielfrage des Coachee (Was möchte er genau verändern?) und begleiten ihn mit einer aufbauenden Strategie auf seinem Weg zur Lösung/Veränderung. Die Antworten erhalten wir aus den einzelnen Charakteren auf der Lösungslinie des Enneagramms. Als Startpunkt beginnen wir folglich mit meinem „Haus- und Hof-Charakter“ (Hauptcharakter).
Alternativ kann der Start mit dem Charaktermuster begonnen werden, dass das persönliche Problem (Zielfrage) am besten widerspiegelt. Geht es z.B. um eine Vertrauens- und Loyalitätsfrage des Coachee, dann beginnen wir das Coaching mit dem Typ 6 (Der loyale Skeptiker) statt beispielsweise mit seinem eigentlichen Hauptcharakter, z.B. Typ 1. Abschließend sollte trotzdem ein Lösungsweg mit seinem Hauptcharakter durchgeführt werden. Im Sinne des Alternativweges können die einzelnen Aspekte den neun Charakteren zugeordnet werden. Das erweist sich manchmal als sehr interessant, wenn man sich das zahlenmäßige Ergebnis ansieht. Welche Charaktere werden häufiger zugeordnet, welche kaum oder gar nicht? Es gibt Aufschlüsse über die Wünsche und Themen des Coachee.
In der Regel beginne ich immer mit einer Bauch-Kopf-und-Herz-Analyse und suche anschließend nach Lösungswegen. Über die drei Grundenergien kann der Coachee die Bedeutung für die einzelnen Charaktere erfahren und verinnerlichen. Das ist sehr hilfreich, wenn es in das Typen-, Charaktercoaching übergeht. Mit diesem „Grobtuning“ werden erste wichtige Punkte definiert und erörtert. Anschließend geht es in das „Feintuning“.
Grundsätzlich nutze ich im Coaching die positiven Seiten der Charaktere zur Einleitung von Lösungswegen (Entwicklungsweg) und neuen Alternativen. Die negativen Seiten nutze ich zur Problemanalyse und um mögliche Gefahren zu erkennen. Mittels des Verwicklungsweges kann sehr gut der mögliche Katastrophenweg (Problemweg) aufzeigt werden, wenn keine Veränderungen erfolgen. Was muss alles getan werden, um endgültig zu scheitern. Wir besprechen die Strategie der Niederlagen inkl. vorhandener blockierender Glaubenssätze.
Von Vorteil ist eine philosophisch-systemische Ader und die Nutzung von Wortbedeutungen und Anagrammen, um die einzelnen Aspekte und typischen Aussagen (Wortwahl) des Kunden zu analysieren. Was heißt das Wort „Verzweiflung“? Aus welchen Wörtern besteht es? Hier z.B. Zweifel und das enthaltene Zahlwort „Zwei“. Das heißt im Umkehrschluss: „Ich bin mir nicht sicher, weil ich nicht eindeutig bin, sondern zwischen mindestens zwei Entscheidungsaspekten grüble und mich nicht entscheiden kann.“
Im Coaching mit dem Enneagramm versuche ich step by step mehrere vertiefende Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen. Was genau, warum genau, wie genau, wozu genau. Es dient gleichzeitig dem Verstehen (Schwächen/Gefahren) und der Lösung (Stärken/Chancen).
Innerhalb des Enneagramms ergeben sich verschiedene Coachingvarianten durch den vorgegebenen Lösungsweg und Problemweg. Ich kann durch die Symbolisierung über ein Dreieck (bzw. Pyramide) interessante Entwicklungsthemen spezifisch darstellen, analysieren und Lösungswege akzentuieren. Hierüber kann ich interessante Metapositionen und Ebenen herstellen.
Jede Energie hat für sich seine Lebensaufgabe, seine Identität, seine Emotionen, seine Bedürfnisse. Wie stark ist der Coachee von den drei Energien beeinflusst? Was bedeuten die drei Energien für den Coachee genau? Wie (be-)nutzt er sie?
a. Das Dreieck der Energien coache ich mit ihren Lösungs- und Problemwegen:
Der positive Weg: Bauch ⇨ Kopf ⇨ Herz
z.B. Das will ich! (B) Das denke ich! (K) Das fühle ich! (H)
Der negative Weg: Bauch ⇨ Herz ⇨ Kopf
z.B. Das ärgert mich! (B) Das irritiert mich (K)
Das macht mich traurig bzw. blockiert mich!
b. Im Teamcoaching nutze ich die Bildung von energiespezifischen Arbeitsgruppen. Es gibt jeweils eine Bauch-Kopf-Herz-Gruppe, die eine bestimmte Fragestellung gleichzeitig bearbeitet. Es ist sehr faszinierend, wie schnell die Gruppen zu stimmigen Ergebnissen kommen. Im Plenum werden die Ergebnisse zusammengeführt, ausgewertet, ergänzt und in die richtige Reihenfolge gesetzt.
2. Variante: Die neun Charaktere und ihre Verbindungslinien
Gestartet wird mit dem stärksten Charakter und Sie können die Charaktere systemisch kombinierend zueinander setzen:
z.B. Das Dreieck meiner Privilegierten
Das buddhistische Dreieck
Das Dreieck meines Erfolgs
Ich lege hier variantenreich Themen in ein Dreieck. Eine detaillierte Beschreibung erfolgt in den nachfolgenden Kapiteln.
Natürlich ist man innerhalb des Enneagramms nicht auf einen Charaktertyp festgelegt. Jeder Mensch hat Anteile aus allen Charaktertypen, nur unterschiedlich stark ausgeprägt und sich gegenseitig beeinflussend. Neben seinem Hauptcharakter verfügt jeder über mehr oder weniger starke Subcharaktere.
Jeder hat die Möglichkeit entsprechend der Lösungs- und Problemlinien neue Wege und Ziele für sich zu entdecken. Es steht jedem offen, ob er diese gehen möchte oder lieber stagniert bzw. den Problemweg geht und damit seine Position verschlechtert. Das ist innerhalb des Enneagramms ein zentrales Element. Jede Entwicklung beginnt innerhalb des Hauptcharakters und führt sich entsprechend der Lösungslinien fort. Ich kann erst optimal weitergehen, wenn ich das Notwendige aus jedem Charakterpunkt, der auf der Lösungslinie liegt, das Elementare verstanden habe und neue Wege anlegen, die ich gehen will.
Ein Beispiel: Der positive Lösungsweg einer „9“ führt über die „3“ und anschließend zur „6“. Ein „9er“ fühlt und reagiert manchmal so wie eine Person mit „3“ oder „6“, aber auch zeitweise wie eine Person aus den Flügelenergien „8“ und „1“. Von diesen ergänzenden Charakteren wird ein „9er“ hauptsächlich beeinflusst.
Unter negativem Stress (Problemstrategie) nutzen Menschen zunächst ihre zur Verfügung stehenden Abwehrmechanismen ihres Hauptcharakters. Nimmt der Stress zu, dann bewegen wir uns zu einem Stressverhalten, das dem nächsten Punkt ähnlich ist. Eine „9“ wird dann im Stressverhalten und Denken einer „6“ sehr ähneln.
In guten Zeiten und Momenten (Lösungsstrategie) wird sich die „9“ ihre positiven Eigenschaften zeigen. In sehr guten Zeiten, wird die „9“ Verhaltens- und Denkweisen zeigen und offenbaren, die einer „3“ ähnlich sind. Die 3 und die 6 sind sogenannte „Subpersönlichkeiten/ Subcharaktere“ zur 9. Es gibt primär immer zwei Optionen: Gehe ich den Lösungsweg oder gehe ich den Problemweg inkl. Stagnation? Die Bewegungsabläufe sind in den Schaubildern durch Pfeile symbolisiert. Sie zeigen die nächste Reaktion-, Denk- und Handlungsart an.
In diesem Schaubild ist der Problemweg, die Problemstrategie (Weg der Desintegration) durch Pfeilrichtung dargestellt.
Problemweg 1: 9 → 6 → 3, dann zur 9 zurück
Problemweg 2: 1 → 4 → 2 → 8 → 5 → 7 → 1
Je stärker die äußere Situation die inneren Erfahrungen und Reaktionsmuster stimuliert, umso mehr läuft das System in den Pfeilrichtungen „heiß“. Wir geraten emotional stark unter Druck, in Stress, fühlen uns unwohl, fühlen uns bedroht. Die Abwehrmechanismen laufen auf vollen Touren, sie werden heftiger und rigider. Es beginnt eine „Selbstverstrickungsspirale“. Gehe ich den Problemweg entlang, erhalte ich Antworten aller negativen Eigenschaften und Repräsentanzen der jeweiligen Energie. Ich erhalte Antworten darauf, wie es nicht geht und was ich nicht tun sollte.
Der Lösungsweg inkl. Lösungsstrategien (Weg der Integration) verläuft genau entgegengesetzt!
Ich kann von den einzelnen Charaktertypen Antworten herausarbeiten. Die positiven Punkte der jeweiligen Energie geben Tipps, wie ich handeln und mein Denken ausrichten kann inkl. Strategien, das Gewünschte zu erreichen, sofern ich dafür die innere Erlaubnis gebe und meine Ziele definiere.
Lösungsweg 1: 9 → 3 → 6, dann zur 9 zurück
Lösungsweg 2: 1 → 7 → 5 → 8 → 2 → 4 → 1
Der Ausgangspunkt ist immer mein Hauptcharakter, sozusagen mein Wohnzimmer. Anschließend gehe ich mit meiner persönlichen Frage (z.B. Wie werde ich ein guter Mediator?) die Verbindungslinien auf dem Lösungsweg entlang. Aus jedem Charaktermuster hole ich mit Tipps, Anregungen, Gefahrenhinweise zur Beantwortung meiner Ausgangsfrage. Ich kann meine Frage mit zwei bis drei Unterfragen ergänzen.
Folgt man innerhalb des Modells den umgekehrten Weg, so erhält man Antworten auf Lösungspunkte. Der Lösungspunkt von „3“ ist die „6“, von „1“ ist es die „7“. In dieser Situation geht es uns ausgesprochen gut.
Mein Hauptcharakter ist der Ausgangspunkt zur Veränderung meiner „Inner Olympic Games“. Unsere Aufmerksamkeit folgt den Verbindungslinien wie ein roter Faden. Mittels Fragen können wir interessante Aspekte hervorheben.
1.
Sobald ich mir der Dinge bewusst werde, setzt in gewisser Weise ein Entwicklungsprozess ein, auch wenn es keine automatische Veränderung bedeutet. Es ist der erste Schritt im Sinne des Sprichworts: „Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.“ Das Enneagramm lädt ohne Fingerzeig zum Bewusstwerden und zum Finden von Alternativen ein. Man bekommt das Gefühl, verstanden zu werden, sich selbst besser zu verstehen und man empfindet ein starkes Gefühl des Angenommen werden, des So-Sein-Dürfens.
2.
Indem ich mich erkenne, kann ich das wirkliche innere Selbst und das real wirkende ICH wahrnehmen. Ich kann alle Möglichkeiten in Bewegung setzen, die mein unbewusstes Selbst und mein bewusstes Ich inkl. aller Fähigkeiten und Ressourcen beinhaltet. Damit kann Wachstum auf Basis meiner Ressourcen beginnen.
3.
Mit dem Enneagramm suchen wir in erster Linie nach der Nützlichkeit einer Veränderung und nicht nach DER Wahrheit. Die Bewertung und Aufnahme der Wahrnehmung von Menschen ist sehr unterschiedlich und zum anderen stellt das Limbische System VOR Veränderungen eine zentrale Start- und Entscheidungsfrage: „Was nützt es mir? Wofür ist das sinnvoll? Was ist jetzt das Beste?“
Die Frage, ob ich die Welt als Bauch, Herz oder Kopf wahrnehme, ist maßgeblich für mein Leben. Entsprechend der Ausrichtung meiner sinnesspezifisch Aufmerksamkeit, nehme ich die Welt beginnend visuell, hörend, gefühlsmäßig, riechend und/oder schmeckend war. Dadurch entstehen bereits differierende Wahrheiten und eine sinnesangepasste Wortwahl in unserer typorientierten Kommunikation. Der eine kann den anderen riechen, der andere nicht. Der eine spricht gerne in Bildern, der andere in Gefühlen. Man sieht die Chance in der kreativen Idee eines Mitarbeiters genauso oder anders. Für den einen hört es sich gut an, für den anderen nicht. Manchem schmeckt die Entscheidung des Vorgesetzten, dem anderen nicht. Entsprechend reagieren wir auf unsere Sinneswahrnehmungen mit Bauch, Herz und/oder Kopf bzw. unserem Charaktermuster.
4.
Unsere hieraus gebildeten Schutzstrategien und –mechanismen entscheiden, ob ein Ansatz sinnvoll und nützlich ist, oder nicht.
Ergo, werden wir eine Veränderung vornehmen oder es unterlassen.
5.
Jeder Mensch verfügt über die notwendigen Lösungsressourcen und –ansätze. Er braucht einen starken Willen, um seine Ziele und Veränderungsressourcen zu definieren, zu setzen und zu erreichen. Auf diesem Weg müssen wir uns unter Umständen beraten lassen, Fähigkeiten aneignen, Wissen erwerben, Rückschläge verarbeiten, Geduld aufbringen. Offenheit und Neugierde unterstützt diesen Weg.
6.
Eine wichtige Frage ist, ob der Coachee persönliches Wachstum zulassen mag oder ob es emotionale Blockaden und innere Stoppzeichen gibt, die zunächst besprochen und gelöst werden müssen, z.B. mit Unterstützung von Methoden wie Hypnose, wingwave/EMDR oder der Meridiantechnik EFT nach Craig.
7.
Ein zentrales Coachingziel ist, dass der Coachee immer mehr Bausteine bekommt und somit positiv zu sich selbst stehen und sich annehmen kann – mit allen Stärken und Schwächen, Visionen und Hoffnungen etc. Auf dem Weg der Selbsterkenntnis gehört es dazu, manche Irrungen zu gehen, zu erkennen und daraus zu lernen.
8.
Das Enneagramm wird meine Wahrnehmungen und Einschätzungen verändern. Es schärft meine Wahrnehmungen und Bewertungen in meinem Selbstbild und schärft meinen Blick für systematische Zusammenhänge, die ich vorher nie oder wenig beachtet habe. Was und wie sich etwas in meinem Charakterzug aufbaut und was das Ganze bedeutet, sollte dem Coachee verdeutlicht werden. Neue Wahrnehmungen und Wahrheiten, damit verbundene Glaubenssätze, Werte und motivationale Verhaltens- und Denkmuster entstehen. Sie bereichern meinen Koffer fürs Überleben.
9.
Mit jeder erfolgreichen Weiterentwicklung wird es leichter fallen, sich selbst und andere Menschen und ihre Charaktermuster besser zu verstehen und zu akzeptieren.
10.
Ziele sind positiv zu formulieren. Sollte dies schwierig sein, dann ist das gewünschte Ziel zu hinterfragen. Wofür ist es gut? Oder gibt es ein anderes höheres Ziel? Muss vorher etwas anderes geklärt werden? Oder sie fragen sich, was stattdessen?
11.