Jenseits kollektiver Konformität
Kleines Brevier zum Wesen der Kunst
Books on Demand
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Impressum
© 2013 Johannes Peters
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Künstler: Gert van Bokhorst, Utrecht. Alice und Peter Könitz, Los Angeles und Wymeer (Ostfriesland). Pjotrek Miloslawski, Bielefeld. Hauke Peters, Detmold. Rosario de Simone, Bielefeld. Besonderer Dank für erteilte Druckerlaubnisse gilt der Neustädter Marien-Kirchengemeinde Bielefeld und der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm.
Fotos und eine Bleistiftskizze: J. Peters. Fotos im Kapitel „Vollendung“: Hauke Peters.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, Vervielfältigung (auch fotomechanisch) und Verbreitung, der elektronischen Speicherung auf Datenträgern oder in Datenbanken, der körperlichen und unkörperlichen Wiedergabe (auch am Bildschirm, auch im Wege der Datenübertragung) vorbehalten.
Umschlagkonzept: J. Peters
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN 9783732213566
Es war (nicht: „einmal“, wie bekanntlich Märchen zu beginnen pflegen, sondern) an einem lauen Spätnachmittag im August des Jahres 2010. Hauke, mein Sohn, und ich waren wieder einmal mit Motorrädern unterwegs, diesmal auf der Flucht vor einer dunkel bedrohlich am östlichen Horizont vor Bielefeld aufziehenden Gewitterfront. Zunehmende Schwüle verhieß baldigen Regen, und so eilten wir dem schützenden Hort zu, von dem wir mit Gewißheit annahmen, er würde uns aufnehmen – der Maler Rosario de Simone in seinem Atelier an der Herforder Straße.
Da standen wir nun. Ringsum Ölbilder vor und an kalkweißen Wänden, teils vollendet, teils im Prozeß des Entstehens begriffen. Punktstrahler an den Decken und übermannshohe Fenster umher spendeten nahezu schattenloses Licht. Auf breiten Tischen lagerte ein Konvolut von Farben und Pinseln. Es roch nach Ölfarben und Terpentin.
Kunstfreunde tauschen einander aus. So steuerte das allmählich sich ausspannende Gespräch bald dem Kernproblem zu, wozu das alles nütze sei: Dient es dem Künstler zur eigenen Entspannung und Erhöhung der eigenen Person in den Augen Außenstehender – Eitelkeit und Ehrsucht sind ja immer und überall auf der Welt kaum zu überschätzende Triebfedern des Handelns –, oder will Kunst darüber hinaus etwas bewirken?
Drei mögliche Geisteshaltungen schälten sich heraus. (1) Kunst will überhaupt gar nichts bewirken. Das ihr eigentümliche Betätigungsfeld ist das Unnütze, sie selber nutzlos. (2) Kunst ist Herrschaftsmittel: Aus der Fülle der Wirklichkeit sucht sie heraus, was im Rahmen bestimmter politischer Ordnungsvorstellungen die bereits erreichte Vollkommenheit bestehender Gesellschaftszustände verherrlicht oder die Notwendigkeit zur Veränderung nach Maßgabe der jeweils Herrschenden aufweist. (3) Kunst dient der Erfüllung einer kulturellen Aufgabe, der Vermenschlichung des Menschen, seiner Humanisierung.