Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

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© 2018 Reiner Bonack

Illustrationen: Lizenzfreie Cliparts

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7528-2719-4

I

STROPHEN

ÜBER RIESEN

ZWERGE

HEXEN

UND ZYKLOPEN

Liebe Bücherwürmer und Leseratten!
Liebe Alleanderen!

Manche Dichter

schreiben von Wesen,

die es gar nicht gibt,

und von Gruselschlössern,

Zauberringen,

Hexenbesen

oder wie ein Prinz

eine Prinzessin kriegt.

Das hat man alles schon,

ob Oma, Opa,

Vater, Mutter, Tochter, Sohn,

hier in Europa,

666mal gelesen,

auch ich,

auch ich

verfasse sehr gern Strophen

über Riesen, Zwerge, Hexen und Zyklopen

aus längst beschriebnen Märchenländern,

doch trag ich sie,

bin ganz vernarrt,

auf Flügeln meiner Fantasie

her ins Land der Gegenwart

(ich kann’s nicht ändern),

und schreibe dabei auch

von dir,

von mir

und was uns sonst noch so bewegt,

von meinem Haustier

oder einem Igel,

als stünde ich vor einem Spiegel,

der zeigt, was wirklich ist

und wie du wirklich bist,

was sich an bunten Träumen, Freuden

oder grauem Ärger in uns regt,

sodass dann die Gedichte

(ich hoff es unentwegt)

sogar im Dunklen

noch ein bisschen leuchten

oder funkeln,

uns was erkennen lassen,

und seien es

auch nur im Schrank

die Tassen.

Vielen Dank!

In den Märchen

Das Gute siegt

über das Schlechte,

das Gerechte siegt

über das Ungerechte.

Wenn auch alle

vorher lachen,

wer Angst hat besiegt

trotzdem den Drachen.

Der arme Knecht

wird manchmal reich,

der finstere Bösewicht

vor Angst ganz bleich.

Tiere fangen

zu sprechen an

mit dem,

der sie verstehen kann.

Die Spiegel sagen

wer die Schönste ist

und lügen nicht,

wenn du noch schöner bist.

Jemand mit

einem Herz aus Stein

bleibt nicht für immer

hart und gemein.

Freche Bengels

und anderes Lumpenpack

bestraft der Knüppel

aus dem Sack.

Mancher verwandelt sich

in einen Riesen

und kann die Sechs

auf dem Zeugnis wegniesen.

Wünschen hilft,

wenn man Wünsche ausspricht,

ob man Geburtstag hat

oder nicht.

Guckt jemand Schwänen nach,

weil er sie mag,

sagt niemand: träum nicht

am helllichten Tag.

Wer will, der kommt

durch die ganze Welt,

fährt einfach los

und braucht kein Geld.

Die Fleißige kriegt

den verdienten Lohn –

schade, dass ich nicht

im Märchenland wohn’.

Was ist los um Mitternacht?

Um Mitternacht,

wenn der Uhu lacht,

wenn es im Zimmer knistert

und in den Ecken wispert,

wenn etwas kollert

und etwas rollert,

wenn jemand brummelt,

es irgendwo grummelt,

wenn jemand plappert,

wenn es tippert und tappert,

wenn jemand jämmerlich stöhnt,

das ganze Haus erdröhnt,

wenn in mein Fenster

Teufelsaugen sehn,

wenn durch die Wände

weiße Geister gehn,

wenn vor mir klappernde

Gespenster stehn,

wenn Hexen dicke Kleckse

auf meine Kekse klecksen,

wenn wilde Räuber und Piraten

ihre Messer wetzen

als wollten sie mich

sofort braten,

wenn ich mich schnellstens

unterm Bett verstecken will

und trotzdem liegen bleibe –

mucksmäuschenstill,

wenn’s also heult und kreischt und wimmert,

und poltert bis der Morgen schimmert –

und du jetzt voller Angst

bibbernd um mein Leben bangst,

dann bleib ganz ruhig,

grusele dich nicht –

der ganze Spuk passiert doch bloß

in diesem Spuk- und Angstmachgedicht.

Die Schnupfenfee

Abends,

im Mondschein,

flog eine Fee

in mein Zimmer herein.

Ich guckte gerade

in ein Märchenbuch

als sie fragte:

Hast du ein Taschentuch?

Ich rief erschrocken:

Huch!

Wozu braucht eine Fee

ein Taschentuch?

Ein Taschentuch,

aber schnell, sagte sie,

wozu ich es brauche,

das errätst du nie!

Haaatschiiie!

Ich dachte: Es gibt

doch gar keine Märchenwesen,

und wollte weiter

im Märchenbuch lesen.

Da sprang sie wütend

auf Seite vierzig im Buch

und flehte: bitte,

bitte ein Taschentuch,

denn eine Fee

mit Rotz an der Nase,

darüber lacht ja sogar

der Osterhase.

Also holte ich schnell

für sie ein Taschentuch raus,

sie flog ohne Dank

wieder zum Fenster hinaus.

Ich wurde nicht reich

belohnt wie Hans im Glück,

sie ließ mir als Geschenk

nur ihren Schnupfen zurück.

Die kleine Hexe Xenja

Xenja wohnt

in einem Hexenhaus,

bei Sonnenschein

guckt sie zum Fenster raus.

Wenn es blitzt,

wenn es gewittert,

kommt es vor,

dass Xenja zittert,

denn Xenja ist

noch ziemlich klein,

und Xenja wohnt

im Haus allein.

Am Morgen braut sie

einen Zaubertrank,

trinkt sie zuviel davon,

wird Xenja krank.

Mittags kocht sie

seit vier Wochen

eine Suppe aus