Zum Buch
Was haben eine deutsche Hausfrau, die dänische Kronprinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam? Sie menstruieren. Zumindest potenziell, denn sie gehören zu jenem Teil der Weltbevölkerung, die einen Zyklus haben. Die sagenumwobene Menstruation, Periode, Erdbeerwoche oder Besuch von Tante Rosa macht weder Halt vor Herkunft, noch vor Religion oder Klasse. Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie häufig als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu! Franka Frei zeigt, wie das Menstruationstabu großen Schaden anrichtet, und dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun.
Zum Autor
Franka Frei, 1995 in Köln geboren und im österreichischen Salzburg aufgewachsen, wurde quasi aus Versehen zur Expertin auf einem Gebiet, das sie seitdem nicht mehr loslässt. Nach einigen Erfahrungen als Fernsehreporterin bei der Deutschen Welle, ihrem Bachelor-Abschluss im Fach Angewandte Medien und dem plötzlichen Viral-Gehen in den sozialen Medien, ist sie Menstruationsaktivistin - ein Vollzeitjob, der selbst im hippen Berlin Fragezeichen in die Gesichter zeichnet. Wenn sie nicht gerade in der Gender Studies-Vorlesung an der Humboldt-Universität sitzt, hält Franka Frei Vorträge an Universitäten, Volkshochschulen und Festivals im In- und Ausland und tritt bei Science Slams auf.
FRANKA FREI
PERIODE IST POLITISCH
Ein Manifest gegen das Menstruationstabu
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
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Copyright © 2020 by Franka Frei
Copyright © 2020 by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Kirsten Naegele
Redaktion: Steffi Korda
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München unter Verwendung einer Fotografie von © Tibor Bozi
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-64125426-1
V002
Für alle menstruierenden Menschen
Inhalt
Menstruation! Menstruation! Menstruation! – Ein Vorwort
1 Warum die Welt eine Periodenrevolution braucht
2 Ekelig ist das neue Unrein
3 Das globale Menstruationstabu
4 X-Faktor Periode
5 Binden, Tassen und verteufelte Lappen
6 Menstruation, Schulabbrüche und Wirtschaft
7 Erspartes für Binden: »Periodenarmut« – nicht nur in Indien
8 Die Panik vorm Bluten
9 Das Geschäft mit der Scham
10 Periodentalk für alle
11 Tabuisierter Müll
12 Menstruationstassen in Mumbai
13 Menstruation im Zeichen eines Forschungsdefizits
14 Kulturelle »Unreinheit« – (k)ein Grund zu feiern
15 Menstruation: Segen oder Fluch?
16 Mehr Mut zu Muschis – Viva la Vulvalution!
17 Menstruation als Störfaktor im Kapitalismus
18 Die Periode: nur ein Teil vom großen Ganzen
19 Wir wollen Blut sehen!
Danksagung
Menstruation, Sprache, Gender und Identität – Ein kleines Nachwort mit kritischer Reflexion
Literatur und Quellen
Anmerkungen
Menstruation! Menstruation! Menstruation! – Ein Vorwort
Nein, ich bin nicht verrückt geworden
Finally. Ich habe meine Bachelorarbeit zum Thema »Tabu und Menstruation« erfolgreich verteidigt. Nachdem mir die offensichtlich eher konservativ eingestellte Koordinatorin meiner Hochschule zunächst mit klaren Worten davon abgeraten hatte, über solch abstruse Widerlichkeiten wie die Periode zu schreiben und mir sogar aktiv die Hilfe verweigerte, dafür eine*n Erstprüfer*in zu finden (bei dem Thema bestünde »keine Wissenschaftlichkeit« – wörtlich: »Das Thema geht so gar nicht, sorry. Das ist eine Art Tabuthema.«), mussten nun doch alle Beteiligten einsehen, dass die fehlende Kommunikation über Menstruation Negativfolgen für Umwelt, Wirtschaft sowie die finanzielle und soziale Geschlechtergleichstellung hat.
Ich rufe nicht zur kollektiven Perioden-Party auf und will auch keinem einen benutzten Tampon unter die Nase halten. Aber einfach nur mal ein paar Facts:
Die Hälfte der Menschheit verliert im Monat durchschnittlich eine halbe Tasse voll Blut. Obwohl dies eine essenzielle Grundlage für unser aller menschliche Existenz ist, werden Menstruierende in fast allen religiösen Schriften sowie in medizinischen Berichten bis Mitte des 20. Jahrhunderts wie ansteckende Giftmonster dargestellt, mit dem Teufel, psychischen und körperlichen Defiziten und Giftigkeit in Verbindung gebracht (im 3. Buch Mose steht, dass eine Frau nach der Periode erst wieder »rein« sei, nachdem sie eine Woche lang mit niemandem in Kontakt war, sich einer entwürdigenden Waschung unterzogen hat und von einem Priester gesegnet wurde – die zwei Tauben nicht zu vergessen, die für ihre wiederhergestellte Reinheit geopfert werden müssen. Kein Scheiß).
Gut, man kann jetzt sagen, das sei doch alles Schnee von vorgestern. Aber bis heute werden Frauen* stigmatisiert (»die hat doch ihre Tage und zickt deswegen rum bzw. ist nicht bei Sinnen/zurechnungsfähig oder hysterisch« etc. An der Stelle verweise ich auch gerne auf den Trump-Kommentar gegenüber Fox-Moderatorin Megyn Kelly), schämen sich, fühlen sich unwohl, flüstern sich wie Kriminelle zu, wenn sie aufgrund ihrer biologisch bedingten »Schwächen« einen Tampon brauchen und werden bei Beschwerden nicht ernst genommen.
Frauen* und Mädchen* werden weltweit im Alltag, in sozialen Situationen, Bildung und Arbeit gehemmt und behindert, haben keinen Zugang zu »Monatshygiene«, werden aufgrund fehlender Aufklärung aus der Gesellschaft ausgeschlossen, für unrein und unterlegen erklärt. In Indien brechen laut einer Studie von Plan International 20 Prozent der Mädchen* mit dem ersten Tag ihrer Menstruation die Schule ab, in vielen anderen Ländern verbietet man ihnen, während ihrer Menstruation aus dem Haus zu gehen, weil die Verbreitung von Krankheiten wie Krebs befürchtet wird.
In Deutschland fühlt sich laut Umfragen die Hälfte der Frauen* in sozialen Situationen unwohl, wenn sie menstruieren – 16 Prozent der Frauen* haben auch hierzulande schon mal Schule, Arbeit oder eine Veranstaltung verpasst, aufgrund der Angst (!), jemand könne bemerken, dass sie gerade menstruieren (wie unvorstellbar widerlich!). Viele Frauen* schämen sich dafür, wenn sie im Supermarkt Tampons kaufen (laut Umfragen mehr als jede 5.) und bezahlen sich dabei dumm und dämlich. Binden und Tampons sind fast überall auf der Welt verdammt hoch besteuert. In Deutschland mit 19 Prozent Mehrwertsteuer sogar maximal und damit höher als so unverzichtbare Produkte wie Lachskaviar oder Schnittblumen.* Wer sich diese Regel ausgedacht hat, kann man sich schon denken: Menschen, die nicht menstruieren.
Die Kosten, die für Frauen* durch bis zu insgesamt 500 Monatszyklen im Leben anfallen, liegen im vierstelligen Bereich. (Berechnungen der Seite bloodyluxurytax.de zufolge beläuft sich der Durchschnittswert sogar auf 8600 Euro.)
Dabei könnte man meinen, bei der tatsächlich immer noch lange nicht erreichten finanziellen Gleichberechtigung in Deutschland, dass Frauen* nicht auch noch deftig draufzahlen müssen, weil sie halt einmal im Monat bluten (übrigens sind auch viele Produkte wie Rasierschaum, Deo oder Dienstleistungen für Frauen* teurer).
Btw an alle, die es noch nicht wussten: Die Menstruationstasse (Alternative zum Tampon, die sich nach Porzellan anhört, aber aus medizinischem Silikon ist) kostet einmalig zwischen 10 und 30 Euro, hält über viele Jahre und spart Tausende Tonnen Müll von nur geringfügig ökologisch abbaubaren Produkten wie Tampons und Binden.
Glücklicherweise scheint in der Hinsicht langsam ein Umdenken stattzufinden. In einigen Ländern wurde die »Tamponsteuer« in den letzten Jahren gesenkt oder abgeschafft bzw. Tampons wurden bewusst besser zugänglich gemacht. Am Tag meiner Verteidigung erst in Schottland.
In Deutschland ist jedoch alles beim Alten.
Daher hier ein kleiner Vorschlag für ein erweitertes Bewusstsein: Sprecht über das Thema, erhebt eure Stimme gegen diese dämliche Steuer, hört auf, euch zu schämen, schreibt Abschlussarbeiten darüber, bringt alle in Verlegenheit (meine Prüfer – also die männlichen – haben geschluckt und mir dann überwältigt recht gegeben) und macht euch alle mal locker. Es ist nur ein bisschen Blut.
Als ich diese Zeilen im August 2018 auf Facebook postete, konnte ich nicht ahnen, wohin mich dies führen würde.
Knapp ein Jahr später saß ich im Flugzeug von Kathmandu zurück nach Europa. Hinter mir lagen zwölf Monate voller Erlebnisse, Erkenntnisse, Bekanntschaften – und nicht zuletzt eine viermonatige Reise durch Pakistan, Indien, Bangladesch und Nepal. Das alles hatte ich also diesem einen Post zu verdanken. Dem Stolz, der Rage und der Leidenschaft, die über meine Finger in die Tasten meines Laptops geflossen waren.
Dass mein Beitrag viral gehen würde? Das hatte ich, die sonst überhaupt kein heller Stern am schillernden Influencer-Himmel ist (sonst sahne ich eher mal sieben Likes für ein durchschnittliches Urlaubsfoto ab), ganz sicher nicht geahnt, geschweige denn geplant. Und dass ich deshalb dieses Buch schreiben würde, erst recht nicht.
Irgendwie hatte ich einen Nerv getroffen. Viele Leute bedankten sich bei mir für meine Worte. Dafür, dass endlich jemand mal Klartext über etwas redete, was alle tun und was doch beständig unter den Teppich gekehrt wird – und eben die Probleme, die sich dadurch ergeben. Natürlich gab es auch Kritiker*innen, Skeptische und »Hater«, wie man sie in den sozialen Medien so liebevoll anglisiert. Ich wurde als »ätzende Dauerbluterin« beschimpft, die nach Aufmerksamkeit heischt, als »hysterisch« diffamiert und mittels Tränen lachender Emoticons verhöhnt. Unter den Tausenden Kommentaren waren viele, die sich über die Preise von Männerrasierern empörten oder im Sinne des »Whataboutism« die Debatte über Menstruation für unwichtig erklärten. Einige meinten sogar, dass sich die Kosten, die durch den Kauf von Tampons und Binden entstehen, durch »günstige Eintritte in bestimmte Etablissements, Einladungen von Männern und Gratis-Mitgliedschaften bei Singlebörsen für Frauen locker wieder ausgleichen würden«. Manche Leute stellten ausgesprochen kreative Vergleiche an – mit Morgenlatte und männlichem Sexualtrieb zu leben, sei auch nicht leicht –, viele fanden im Sperma das männliche Äquivalent zum Menstrualblut und in Toilettenpapier das zu Tampons. Es war ein richtiges verbales Gemetzel, plötzlich ging es auch um Pink Tax, Abtreibung und sogar Migration – im Nachhinein betrachtet, die logische Reaktion der Gesellschaft auf einen öffentlichen Tabubruch.
Neben teils sehr amüsant absurden Diskussionen unter meinem Facebook-Post bekam ich viel digitale Post. Mein Nachrichtenfach explodierte förmlich. Menschen aus allen Teilen der Welt schrieben mir ihre persönlichen Erfahrungen, von körperlichen und emotionalen Beschwerden, persönlichen Leidensgeschichten, Mythen und Unwissenheiten, Problemen bei der Versorgung mit Mitteln und sanitären Anlagen, verlorenem Geld und verlorener Lebenszeit. »Tabus machen unfrei, denn sie beschneiden das elementare Recht, Fragen zu stellen«, erkannte der Soziologe Ralf Dahrendorf. Am Ende sind es überwiegend Frauen, trans und nicht-binäre Menschen, die draufzahlen. Und zwar nicht nur mit Geld, sondern auch mit Schmerzen, Stress, Scham und anderen negativen Gefühlen, die sie daran hindern, wirklich »befreit« zu leben. Der Umgang mit der Menstruation ist ein Unterdrückungsinstrument. Dies zu erkennen, kann der Anfang einer großen Sache sein – oder um es mit den Worten Dahrendorfs zu sagen: »Das Tabu von heute kann die Ursache für die Revolution von morgen sein.«1
Der Post hat seither mein Leben auf den Kopf gestellt und eine Kettenreaktion ausgelöst. Ich bin von einer empörten Studentin zur Aktivistin geworden, habe mir im Sinne des aktiven Tabubrechens den Rucksack umgeschnallt und mich weltweit mit den verschiedensten Leuten vernetzt. Auch wenn wir gelernt haben, diese essenzielle, gesunde und intelligente Körperfunktion, die Teil eines abgeschlossenen Zyklus ist, als etwas Negatives zu empfinden, sie systematisch zu verstecken und bestmöglich unsichtbar zu machen, um bei dem Versuch, an realitätsferne Körperideale zu gelangen, natürlich immer zu scheitern. Die Periode existiert. Und wir alle existieren nur wegen der Periode. Ginge sie uns so geschickt aus dem Weg wie wir ihr, hätten wir ein kleines Problem, was den Erhalt der Menschheit anbelangt. Zum Glück bleibt sie verlässlich.
Weltweit menstruieren rund 300 bis 800 Millionen Menschen. Alleine in diesem Moment. Sie tun dies heimlich, oft mit Selbstzweifeln und Angst, und zu großen Teilen ohne wirklich zu wissen, was dies genau bedeutet, weil sie gelernt haben, sich dafür zu schämen. Sie benutzen dabei bestimmte Mittel oder Produkte, die nicht ohne Spuren zu hinterlassen entsorgt werden, und bezahlen dafür Geld an Unternehmen und Staat. Viele gehen nicht in die Arbeit oder Schule, was Auswirkungen auf ihr Leben und das ihrer Mitmenschen hat. Sie haben Schmerzen, die sie womöglich mit Pillen abstellen, ohne zu wissen, was diese eigentlich mit ihrem Körper machen.
Der »blinde Fleck«, den die Gesellschaft traditionell für das Thema Menstruation übrighat, wird zur Lücke im öffentlichen Bewusstsein und somit auch zur Lücke in Forschung, Bildung und Recht. Denn sprechen wir über Menstruation, geht es nicht nur um physiologische Abläufe. Es geht um Kultur, Religion und Wissenschaften, um Taubenopferung in der Bibel, Pythagoras und Bollywood, um Bildung, Gesundheit und Umwelt, um wegrasierte Körperhaare und andere geschlechterspezifische Schönheitsideale, um Dinge, die Facebook besser nicht über uns wissen sollte, und um das deutsche Mehrwertsteuergesetz. Gerade beim Thema »Tamponsteuer« hat sich seit meinem Facebook-Post viel getan.
Dank vieler, die ihre Stimme gegen die Höchstversteuerung von Monatsprodukten in Deutschland erhoben haben, ist diese seit Jahresanfang 2020 Geschichte. Erfreulich für die Gesellschaft – ein bisschen ungünstig hinsichtlich der Kapitel in diesem Buch, die vor dieser unerwarteten Gesetzesänderung entstanden sind. Die Seiten, die ich dem erbitterten Kampf gegen die »Tamponsteuer« und die langanhaltende Periodenverdrossenheit deutscher Politiker*innen widme, bleiben trotzdem aktuell. Denn der Rattenschwanz, den das Thema Periode nach sich zieht, übersteigt die Länge einer maximal besteuerten Tamponschnur bei weitem.
Am Ende geht es weniger um Bluten oder Nichtbluten als um die globale geschlechterspezifische Ungleichheit, die sich auch im Thema Periode spiegelt.
Das Ganze klingt kompliziert, und das ist es auch. Doch dieses Buch soll nicht als weiteres unverständliches wissenschaftliches oder langweiliges Kauderwelsch vergessen werden. Es soll Teil einer Bewegung sein, die Veränderung bewirkt. Und es soll unterhalten.
Vier Monate bin ich durch Südasien gereist. Zusammen mit meinem Begleiter Tek, dem fleischgewordenen Beweis dafür, dass cis Männer2 ganz selbstverständlich feministische Kämpfe aktiv unterstützen können, fuhr ich per Anhalter durch Indien, Pakistan, Bangladesch und Nepal. Auf dem Weg besuchten wir Aktivistinnen und ihre Familien und lernten, in einer »anderen Welt« die eigene Lebensrealität zu reflektieren. Alle Geschichten, die ich in diesem Buch erzähle, sind passiert. Manchmal habe ich Namen, persönliche Informationen oder Umstände verändert, um Anonymität zu wahren oder Persönlichkeitsrechte zu schützen. Damit, dass ich sie aus meiner Sichtweise und der von vielen anderen Menstruierenden erzähle, möchte ich ein Bewusstsein für die weitreichenden Folgen des Menstruationstabus schaffen. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass meine Perspektive als weiße cis Frau niemals für alle sprechen kann. Es geht nicht darum, bestimmte Gruppen oder Lebensweisen zu verurteilen, sondern im Zeichen der Solidarität dazu aufzurufen, dass wir uns im Kampf gegen Unterdrückungsmechanismen, Scham und Ausgrenzung als Verbündete verstehen. Alle meine Thesen basieren auf repräsentativen Studien. Die Quellen dazu habe ich der Einfachheit halber hinten aufgeführt, Übersetzungen aus dem Englischen stammen von mir.
Die Änderungen zur zweiten Auflage beinhalten neben einigen kleinen Ergänzungen vor allem den Versuch, auch in Sachen Menstruation diskriminierende Inhalte zu vermeiden.
In diesem Buch verwende ich häufig die Bezeichnung »menstruierende Menschen«, um niemanden auszuschließen. Nicht alle Menstruierenden sind Frauen. Und nicht alle Frauen menstruieren. Wenn ich mich doch mal der Bezeichnungen für Personen im Sinne der Zwei- Geschlechter-Kategorien (Frau/Mann/Mädchen/Jungs/männlich/weiblich) bediene, beziehe ich mich auf kulturelle Zuschreibungen von Geschlecht, um die Probleme, die damit einhergehen, besser darstellen und dem herrschenden System besser in den Hintern treten zu können.
Seit ich den obenstehenden Text nichtsahnend auf Facebook postete, hat sich auch meine Sicht auf Menstruation verändert. Auch ich bin ein Mensch, der stetig dazulernt und Aussagen revidieren muss.
Heute ist mir klar: Die Periode ist Teil eines großen Ganzen. Und dabei geht es um so viel mehr als »nur ein bisschen Blut«.
* Im November 2019 hat der deutsche Bundestag beschlossen, die Mehrwertsteuer von Tampons, Binden und Co. ab 2020 auf 7 Prozent zu senken.