Petra Vogt ist selbstständige Unternehmerin in Hamburg und in der Fotoszene bekannt als »Fotolotsin« und Fotobuch-Expertin. Sie vermittelt die Faszination von Fotografie und speziell Fotobüchern in Kursen, Büchern und Artikeln. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Köln und Bonn hat sie später noch ihr Diplom in Wirtschaftsinformatik erworben. So verbindet sie gestalterisches und technisches Know-how. Weiteres unter www.fotolotsin.de.
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3., aktualisierte Auflage
Petra Vogt
kontakt@fotolotsin.de
Lektorat: Gerhard Rossbach
Lektoratsassistenz/Projektkoordinierung: Anja Weimer
Copy-Editing: Alexander Reischert, www.aluan.de
Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
Print 978-3-86490-677-0
PDF 978-3-96088-796-6
ePub 978-3-96088-797-3
mobi 978-3-96088-798-0
3., aktualisierte Auflage 2020
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Fotobücher konservieren Erinnerungen, präsentieren unsere besten Werke, helfen beim Verkauf oder zeigen anderen, was wir erzählen wollen. Ein einfaches Buch zu erstellen, kann sehr schnell umgesetzt sein und wird von den meisten ohne weitere Anleitung bewältigt. Ein gutes Werk zu gestalten, das immer wieder gerne in die Hand genommen wird, erfordert jedoch Können und Wissen.
Dieser Ratgeber begleitet Sie nun in dritter, erweiterter Auflage auf dem Weg zu Ihrem perfekten Fotobuch. Er beginnt schon beim Fotografieren und hört beim Druck noch nicht auf. Selbstverständlich finden Sie auch für die Schritte dazwischen – seien es Schmuckeffekte oder die gekonnte Textformatierung – genaue Anleitungen und viele Praxistipps. Ich unterrichte das Erstellen von Fotobüchern in Kursen. Auch teste und berate ich Hersteller. Daher habe ich im Lauf der Zeit die typischen Fragen gehört und Antworten sammeln können.
Das Buch versammelt viele erprobte Tipps, die Ihnen helfen, Fehler anderer nicht zu wiederholen – egal ob Sie mit dem Smartphone fotografieren, eine Kompaktkamera besitzen und Ihre Familienfotos in einem Fotoheft präsentieren wollen oder Profi-Fotograf sind und für Ihre Kunden Fotobücher anbieten möchten. In dieser dritten Auflage sind vor allem für ambitionierte Fotografen noch zahlreiche Aspekte ergänzt worden – zum Beispiel das Thema: »Wann lohnt sich ein professioneller Auflagen-Druck?« Auch gehe ich auf neue Entwicklungen in der Branche wie etwa die zunehmende Durchdringung mit künstlicher Intelligenz (KI) ein.
Es wird die ganze Palette von Fotobüchern abgedeckt: von Erinnerungsbänden privater Anlässe über die Darstellung des eigenen Portfolios bis hin zum künstlerischen Fotobuch mit ISBN für den Vertrieb im Buchhandel. Auch Werke im Kundenauftrag spielen nun eine Rolle. Im letzten Kapitel stelle ich konkrete Fotobuch-Projekte vor und hoffe, Ihnen damit neue Ideen für eigene Werke zu vermitteln.
Neben dem Variantenreichtum der Fotobücher weist Ihnen dieser Ratgeber einen Weg durch die Vielfalt der Anbieter. Es steht nämlich nicht ein spezieller Fotobuch-Dienstleister im Mittelpunkt, sondern es werden die Möglichkeiten verschiedener gezeigt. Früher oder später nutzen die meisten – vor allem Fortgeschrittene – mehrere Anbieter, sei es, weil nur ein bestimmter eine spezielle Größe, Seitenzahl oder Einbandart anbietet, oder sei es, weil man einfach mal etwas anderes ausprobieren möchte.
Auch bei der verwendeten Software wurde Wert darauf gelegt, keinen bestimmten Anbieter zu bevorzugen, sondern immer auch kostenlose Alternativen zu nennen und das ganze Nutzerspektrum vom Einsteiger bis zum Profi abzudecken. Download-Quellen und Kurzbeschreibungen häufig genannter Programme finden Sie im Anhang.
Wird Software im Buch ohne Betriebssystemzusatz genannt, handelt es sich um Programme, die für Windows und macOS verfügbar sind. Ist die Software nur für eine Plattform verfügbar, ist diese in Klammern angegeben. Es werden in der Regel sowohl Windows- als auch macOS-Varianten aufgeführt, oft auch Programme für Linux-Nutzer.
In den Kästen finden Sie wichtige Hinweise und Warnungen oder Exkurse. Dabei gibt es sechs feste Rubriken:
EXPERTENTIPP liefert Ihnen Ratschläge von Spezialisten im jeweiligen Gebiet.
TIPP gibt nützliche Ratschläge.
ACHTUNG weist Sie auf typische Fallen oder Probleme hin.
PROFI-SOFTWARE stellt Ihnen vor, welche zusätzlichen Möglichkeiten – über die Fotobuch-Editoren hinaus – professionelle Layout-Programme wie InDesign bieten.
WORKAROUND zeigt Ihnen, wie Sie bestimmte Effekte erzielen können, auch wenn der Fotobuch-Editor Ihres Anbieters diese eigentlich nicht unterstützt.
EXKURS diskutiert einen bestimmten Teilaspekt.
Das vorliegende Werk ist die dritte überarbeitete Auflage. Ich habe darin zahlreiches Feedback berücksichtigt, das ich zu den ersten beiden Auflagen erhielt. Ich freue mich sehr, wenn Sie mir weitere Rückmeldungen geben: petra.vogt@fotolotsin.de. Oder schreiben Sie eine Rezension auf Amazon & Co.
Mein besonderer Dank gilt allen, die zu diesem Buch beigetragen haben: Hier sind zunächst einmal jene zu nennen, die damit einverstanden waren, ihre Beispiele zu zeigen. Auch gilt mein Dank den Fotobuch-Unternehmen, die zum Teil Gutscheine zur Testproduktion oder Musterbücher zur Verfügung gestellt haben und bei denen ich wertvolle Einblicke in die Branche und »hinter die Kulissen« erhielt. Für die dritte Auflage ist besonders noch Maj Jäpel hervorzuheben, die mit ansteckend guter Laune fleißig alle Screenshots aktualisiert und mich bei der Recherche unterstützt hat.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an Martin Groth, Rolf Katzenberger, Ute Vogel, Uwe Wagner, Michael Wohl-Iffland und besonders Marianne Koepke für das aufmerksame Gegenlesen und die vielen Ergänzungsideen. Ein besonderer Dank gilt Susanne Hock für ihre kundige Unterstützung bei InDesign und Druckfragen. Christian Laakmann, Heinz-Jürgen Groß und Martin Filipponi gilt mein Dank für Hintergründe zum Farbmanagement und Einblicke ins Druckverfahren. Hier möchte ich auch für die dritte Auflage besonders Dieter Bethke hervorheben, von dessen erfahrenem Qualitätssicherungsauge ich in den letzten Jahren sehr viel gelernt habe.
Dem Verlag, besonders Gerhard Rossbach, Anja Weimer, Miriam Metsch, Nadine Thiele, Petra Strauch, Birgit Bäuerlein und Frank Heidt, danke ich für die tolle Betreuung und das schöne Layout. Und ein besonders dicker virtueller Blumenstrauß geht ans Lektorat, dass aufmerksam und sorgfältig für den Feinschliff gesorgt hat. Ein besonderer Dank gilt last, not least meinem Mann Werner Pluta, der meine Buchprojekte – und mein Leben – mit viel Geduld und noch mehr Unterstützung begleitet.
Schließlich sei noch an das Werk des leider viel zu früh verstorbenen Hannes Wanderer erinnert, der mit seiner Buchhandlung »25Books«, seinem Peperoni-Verlag und vor allem seinen inspirativen Schulungen ein Leuchtturm in der künstlerischen Fotobuch-Welt war … und nun fehlt.
Dietmar Bührer ist gelernter Buchdruckermeister und lebt als Fotograf und Verleger der Fotozeitschrift »brennpunkt« in Berlin. Er hat mittlerweile über 40 Bücher mitgestaltet, die bei epubli erschienen sind. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Martin Filipponi begann als Gerätetechniker im Fotolabor. Die spätere Tätigkeit als Servicetechniker für einen Schweizer Maschinenhersteller führte ihn in Fotolabors überall auf der Welt. Später arbeitete er auf diesem Gebiet selbstständig und hat im Rahmen dessen weltweit zahlreiche Systeme zur Produktion von Fotos und Fotobüchern in Betrieb genommen. Er kennt daher viele Produktionsbetriebe mit ihren spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten von innen.
Susanne Hock ist gelernte Lithografin und arbeitet seit 1994 in der Druck- und Medienbranche als Bildbearbeiterin und Designerin. Sie ist außerdem seit Jahren Trainerin für Programme wie Photoshop und InDesign in Hamburg.
Christian Popkes begann seine Karriere als Presseund Werbefotograf – unter anderem für »Stern« und »Geo«. Mittlerweile ist er vor allem als Kurator von bekannten Fotofestivals wie etwa dem Fotogipfel in Oberstdorf tätig. Daneben arbeitet er für verschiedene Magazine und an Büchern und Kalendern für einen Frankfurter Verlag. Außerdem leitet er regelmäßig Workshops über Fotografie und den digitalen Workflow.
Sascha Steinhoff ist Journalist für angewandte Informationstechnologie. Seine Bücher zum Thema Scannen haben sowohl in Deutschland als auch in den USA Bestsellerstatus erreicht. Seine Webseite Find-a-Scanservice.de ist die erste Suchmaschine im Internet, mit der man Scandienste aus aller Welt finden und vergleichen kann.
Judith Stenneken hat Fotografie an der Ostkreuzschule in Berlin studiert und lebt mittlerweile in New York. Mit ihrem Abschlussprojekt »Last Call | Zentralflughafen Tempelhof« hat sie neben dem Blurb-Preis u. a. den Nachwuchspreis beim 3. Internationalen Fotografie Festival in Leipzig 2009 gewonnen und eine Honourable Mention beim New York Photo Festival 2010 erhalten. Das amerikanische Fotomagazin »Photo District News« nahm sie 2011 in die Auswahl 30 aufstrebender Fotografen des Jahres auf.
Matt Thorne ist ein amerikanischer Fotograf und Designer. Er ist Mitgründer der Designagentur Sevenbay und leitet Workshops unter anderem zur Buchgestaltung in den USA und Norwegen. Außerdem hat er den Non-Profit-Verlag The Obscura Press mitgegründet.
Kapitel 1
Einleitung: Fotobuch als Fotoalbum 2.0
Warum Fotobücher?
Fotoalbum 2.0: das Fotobuch
Galerie mit Anregungen
Ein Buchprojekt im Überblick
Kapitel 2
Grundlegende Entscheidungen treffen
Wegweiser in einer verwirrenden Vielfalt
Druckverfahren
Format, Bindung und Ausstattung
Welches Programm ist am besten zur Erstellung geeignet?
Kapitel 3
Den richtigen Anbieter finden
Warum die Anbieterauswahl so wichtig ist
Marktüberblick Fotobuch-Anbieter
Kriterien zur Auswahl
Kapitel 4
Vorbereitungen: Fotografieren und Sortieren
Bilder für Fotobücher fotografieren
Abbildungen für Fotobücher scannen
Bilder aus anderen Quellen besorgen
Vorsortierung von Bildern als Basis
Bildeinstellungen zur optimalen Wiedergabe
Eine spannende Geschichte erzählen: Storyboard entwickeln
Eine geeignete Seitenzahl festlegen
Kapitel 5
Schnell zum ersten Buch
Das »vollautomatische« Werk
Teilautomatische Assistenten
Schnell gestalten mit Layoutvorlagen
Kapitel 6
Layouten für Fortgeschrittene
Grundlegende Bedienung von Fotobuch-Programmen
Eigene Layoutvorlagen erstellen und abspeichern
Anregungen holen: Layouts entschlüsseln
Gestaltungsgrundregeln für Layouts
Passende Layouts finden
Sonderfall Titelbild
Kapitel 7
Bilder bearbeiten in der Fotobuch-Software
Größen und Ausschnitte von Fotos anpassen
Bilder bearbeiten
Schmuckeffekte für Fotos
Kapitel 8
Schmuckrahmen und Hintergründe für Bilder
Rahmen- und Randeffekte: Schmuckformen
Rahmen-Randeffekte: Schatten
Grafische Formen als Gestaltungselemente
Kapitel 9
Seitenhintergründe
Passende Hintergründe auswählen
Vorgefertigte Hintergründe auswählen
Eigene Hintergründe
Kapitel 10
Texte
Texte einfügen
Texte gestalten
Schriftart auswählen
Schriftfarbe festlegen
Effekte für die Schrift
Transparenzen bei Schrift und Schriftrahmen
Schrift mit eingebettetem Foto
Initialen anlegen
Kapitel 11
Qualitätskontrolle vor der Druckfreigabe
Vorschau
Schlusskorrekturen
Kapitel 12
Bestellprozess und nach dem Druck
Bestellprozess
Unzufrieden mit dem Druck
Buchvorschau mit anderen teilen
Das Buch weiterverkaufen
Sicherung des Buchprojektes
Bücher nachbestellen
Kapitel 13
Ideen für Fotobücher: Beispielprojekte
Bücher von der Reise: Das Profi-Buch »Indianer«
Bücher von der Reise: Das Urlaubsbuch »Namibia«
Das Portfolio 1: Buch und E-Book für das Fotoprojekt »Weiß auf Weiß«
Das Portfolio 2: Das Hobby-Fotobuch »120 – 360 Grad. Best of Panorama«
Bücher für und über Kinder: »Loveable«
Bücher für und über Kinder: Das Kinderbuch »Käptn Sepp«
Ein Buch für Profis: SylWin1
Anhang
Weitere Informationsquellen
Verwendete Programme
Index
Warum Fotobücher?
Fotoalbum 2.0: das Fotobuch
Galerie mit Anregungen
Ein Buchprojekt im Überblick
Das Schöne und gleichzeitig der Fluch der digitalen Fotografie ist, dass man nicht mehr so darauf achten muss, wie viele Aufnahmen man macht. Dies führt oft zu riesigen Bildersammlungen auf der Festplatte und es kommt der Wunsch auf, die besten Werke übersichtlich zur Hand zu haben.
Dazu ist ein gedrucktes Buch auch im Zeitalter von iPad & Co. immer noch ein sehr schönes Medium. Es hat nach wie vor die unschlagbaren Vorteile, dass es sich leicht transportieren lässt, keinen Strom braucht und gut verschenkt werden kann. Und es besitzt gegenüber den meisten Bildschirmen immer noch eine etwas höhere Auflösung und Brillanz unter allen Lichtverhältnissen. Außerdem bündelt es Ihre Fotos deutlich besser als eine Sammlung einzelner Prints.
Auch überdauert ein Buch vermutlich die Zeiten deutlich besser. Wenn wir uns heute Alben aus der Frühzeit der Fotografie anschauen, dann ist dies ohne Zusatzaufwand möglich. Ob das mit unseren digitalen Daten in auch nur 50 Jahren noch so sein wird, darf dagegen bezweifelt werden.
Und schließlich hat es eine Haptik, die viele schätzen … und ist einfach auch ein schöner Einrichtungsgegenstand. Ich könnte jetzt noch viel ausführlicher über die Vorteile des Fotobuches sprechen, aber da Sie dieses Buch zur Hand genommen haben, muss ich Sie wahrscheinlich gar nicht mehr grundlegend davon überzeugen.
Und selbst wenn Sie skeptisch sind und glauben, dass digitalen Bildschirmen wie iPad & Co. die Zukunft gehören, bleiben Sie dran. Ich glaube nämlich daran, dass das Fotobuch als gestaltete Sammlung von Bildern darin eine neue Zukunft finden wird. Der Kern eines Fotobuches liegt für mich in zwei Aspekten: zum einen der bewussten Auswahl von Bildern und zum anderen der überlegten Anordnung. Als Plus kommt oft noch Text dazu. All dies ist auch auf einem elektronischen Lesegerät möglich und sinnvoll. Und auch dort unterschiede sich ein schön gestaltetes Fotobuch deutlich von einem simplen Bilderordner. Genau wie beim gedruckten Fotobuch werden die in diesem Ratgeber dargestellten Gestaltungsaspekte für Bilder und Texte – und noch weitere mehr für die Interaktivität – eine Rolle spielen. Im Kapitel 13 »Ideen für Fotobücher: Beispielprojekte« ab Seite 259 finden Sie auch ein elektronisches Fotobuch vorgestellt, anhand dessen Sie sich einen Eindruck verschaffen können, was heute schon möglich ist.
Heute scheint es uns fast schon selbstverständlich, dass wir unsere Bilder in einem individuellen Buch zu bezahlbaren Preisen bei Fotobuch-Dienstleistern ausdrucken lassen können. Dabei ist dies gerade mal seit Anfang der 2000er-Jahre möglich und im Wesentlichen dem Fortschritt in der Drucktechnik zu verdanken. Durch die Erfindung des digitalen Offsetdrucks (siehe dazu den Abschnitt »Digitaler Offsetdruck« ab Seite 10) wurde es möglich, in Kleinstauflagen von nur einem Exemplar kostengünstig zu produzieren. So kam auch die Idee des individuellen Buches für die eigenen Fotos auf.
Diese setzte sich schnell durch, denn Fotobücher haben gegenüber Alben mit eingeklebten Fotoabzügen den Vorteil, dass keine Bilder herausfallen können. Außerdem stehen Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, die sonst nur schwer oder gar nicht realisierbar wären, etwa künstlerische Rahmeneffekte für die Fotos. Auch eine professionelle Gestaltung mit vollformatigen Hintergrundbildern und darauf angeordneten weiteren Fotos wäre im Album kaum möglich gewesen, von der Vielfalt einsetzbarer Schriften im Fotobuch ganz zu schweigen. Schauen Sie sich in der folgenden Anregungsgalerie einmal die Beispiele an. Viele davon – nehmen Sie etwa das Buch »Always a Marine« von Clyde Adams – wären als klassisches Album undenkbar.
Abb. 1.1: Ein Fotobuch hat gegenüber einem Album mit eingeklebten Fotos den Vorteil, dass künstlerische Rahmeneffekte genutzt werden können.
Typische Anlässe zur Gestaltung eines Fotobuches sind für die meisten von uns zum einen Reisen und zum anderen die Familie – letzteres mit Fotos der Kinder oder zu Festen wie Hochzeiten, runden Geburtstagen oder Kommunion/Konfirmation. Der Fantasie sind aber auch für kleinere Anlässe kaum Grenzen gesetzt. So können Bücher zu einem Ausflug oder einer Feier im Freundeskreis als nette Erinnerung schnell und preiswert erstellt werden. Auch ein Portfolio des eigenen fotografischen Schaffens steht auf der Fotobuch-Wunschliste oft weit oben.
Hier noch ein paar weitere Ideen, auf die Sie vielleicht noch nicht gekommen sind: Machen Sie für die Familie doch mal einen Jahresrückblick. Die Zeit vergeht so schnell, und nach wenigen Jahren hat man schon nicht mehr vor Augen, was eigentlich vor vier Jahren im Frühjahr so alles passiert ist.
Oder fassen Sie das Thema noch weiter und erstellen eine Familienchronik. Gerade bei einer weit verzweigten Verwandtschaft ist es für die Kinder und Enkel sehr interessant zu sehen, wie ihre Vorfahren und deren Leben aussahen. Und es ist spannend, das eigene für die Nachkommen zu dokumentieren.
Im Rahmen dessen kann es für Kinder sehr schön sein, wenn Sie deren Kinderzeichnungen einscannen und in einem Buch versammeln. Oder unterstützen Sie das Lernen des Alphabets oder das Lesenlernen mit einem eigenen Buch. Als Rückblick auf ein Schuljahr bietet sich ein »Klassen-Buch« an, in dem Events wie Schulfahren und Gruppenfotos abgebildet sind. Der Fantasie sind bei Fotobüchern wirklich keine Grenzen gesetzt.
Ich möchte Ihnen auf den folgenden Seiten Lust darauf machen, Fotobücher einmal anders zu gestalten. Schauen Sie sich doch einfach die verschiedenen Beispiele an und lassen sich inspirieren. Weitere Anregungen finden Sie auf den Fotobuch-Websites einiger Hersteller. CEWE und Blurb etwa zeigen Kundenwerke auf ihren Websites. Auch der Besuch einer auf Fotobücher spezialisierten Buchhandlung wie etwa der im »Haus der Photographie« in Hamburg oder »Walter König« in Köln ist sehr zu empfehlen. In beiden kann man noch Werke entdecken und empfohlen bekommen, die bei Amazon nicht mal gelistet sind. Gerade originelle Kleinauflagen erreichen die Online-Versender nämlich häufig gar nicht. Und den einmaligen Duft von Druckerschwärze und Entdeckerlust gibt es gratis dazu.
Abb. 1.2: Die typischen Anlässe für Fotobücher sind Reisen und Familie.
Abb. 1.3: In seinem bei Blurb gedruckten Buch »The wedding of Maureen and Sandy« zeigt Cain Cooper, wie ein Hochzeitsfotobuch mal anders aussehen kann.
Abb. 1.4: In seinem CEWE FOTOBUCH »Juwelen der Natur« präsentiert Dirk Stamm die besten Stücke seiner Fotopassion »Pflanzenfotografie«.
Abb. 1.5: In seinem bei Blurb gedruckten Buch »Always a marine« hat Clyde Adams die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben. Es ist ein aufwendig layoutetes Beispiel dafür, wie ansprechend man die eigene Familiengeschichte aufbereiten kann.
Abb. 1.6: Steffi Wünsche hat die Kunstwerke ihrer Töchter in einem Fotobuch konserviert. Das Werk hat sie bei myphotobook drucken lassen.
Abb. 1.7: In seinem CEWE FOTOBUCH »Ein Stück vom Himmel« hat Wilfried Schmied die Erinnerungsfotos einer Kommunion in einem ansprechenden und mutigen Layout zusammengestellt.
Abb. 1.8: In seinem Buch »Besuch bei Hagenbeck« zeigt Lutz Schnier die besten seiner Tierfotos.
Ein Fotobuch zu gestalten ist ein Projekt – je nach Umfang ein kleines oder großes. Je dicker das Werk werden soll, desto strukturierter sollten Sie vorgehen, denn sonst vertun Sie viel Zeit oder kommen gar in ernsthafte Schwierigkeiten. Der Grundaufbau dieses Ratgebers folgt in etwa dem idealen Arbeitsablauf für ein Fotobuch-Projekt. Einsteiger können also von vorne nach hinten lesen. Fortgeschrittene werden wahrscheinlich eher bei Spezialthemen wie der Anbieterauswahl oder den Layout-Anregungen starten.
Aber egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittener: Gut ist, wenn Sie sich einen klaren Ablauf für Ihre Fotobücher angewöhnen. In der Praxis hat sich folgendes Vorgehen bewährt: Am Anfang stehen zunächst grundlegende Überlegungen zum geplanten Fotobuch-Projekt: Wie umfangreich soll das Buch in etwa werden? Wie groß soll es sein, und wie teuer darf es werden? Dann folgt typischerweise die Anbieterauswahl, zu der Sie ausführliche Tipps im Folgekapitel finden. Sie bildet die Basis für das Projekt, da die Gestaltungsmöglichkeiten von Dienstleister zu Dienstleister unterschiedlich sind. Auch die verfügbaren Buchgrößen sind anbieterabhängig. Beim ersten Werk ist die Anbieterauswahl oft noch ein umfangreicher Schritt. Bei Folgeprojekten hat man meist schon einige wenige Lieblingsproduzenten und widmet der Auswahl nur noch bei speziellen Formaten oder Ausstattungswünschen besondere Aufmerksamkeit.
Im nächsten Schritt schließt sich die Vorbereitung der Bilder an – von der Sortierung bis zur Aufbereitung für den Druck. Detaillierte Tipps dazu finden Sie im Kapitel 4 »Vorbereitungen: Fotografieren und Sortieren« ab Seite 71. Es ist empfehlenswert, mit diesem Schritt zu beginnen und nicht mit dem Layout, da nach wie vor die wenigsten Gestaltungsprogramme für Fotobücher hinreichend gute Möglichkeiten zur Bildbearbeitung und -sortierung mitbringen. Auch in Zeiten automatischer Bildauswahl dank künstlicher Intelligenz (KI) wertet eine manuelle Selektion Ihr Werk auf.
TIPP
Je größer die Anzahl der Bilder ist, aus denen Sie für Ihr Buch auswählen, desto wichtiger ist eine gute Vorsortierung. Sie sparen damit sehr viel Zeit bei der Bucherstellung. Vielleicht haben Sie den Eindruck, es sei zeitaufwendiger, sich zuerst mit dem Sortieren zu befassen, als sofort mit dem Layout zu starten. Dies ist aber nicht so. Sie kennen es vom Kochen: Wenn alle Zutaten kochfertig vorbereitet sind, geht es deutlich schneller, das Gericht zuzubereiten.
Aus der Bildauswahl können Sie schon Ideen für ein Storyboard, also den Ablauf Ihres Buches entwickeln. Oft bieten sich bestimmte Gliederungsprinzipien wie etwa eine chronologische Reihenfolge an. Der Abschnitt »Eine spannende Geschichte erzählen: Storyboard entwickeln« ab Seite 108 zeigt zeigt Ihnen weitere Möglichkeiten.
Mit Gedanken zur Formatwahl und Ausstattung des geplanten Buches geht es dann weiter, denn bei allen Anbietern muss zum Start des Projektes eine Größe festgelegt werden. Meist müssen sogar bestimmte Produkte zu Beginn ausgewählt werden und nicht immer ist ein nachträglicher Wechsel möglich. Im Abschnitt »Eigene Layoutvorlagen erstellen und abspeichern« ab Seite 135 erfahren Sie die Details.
Im nächsten Schritt sollte das Layout angelegt werden. Dabei ist ein durchdachtes Vorgehen umso wichtiger, je umfangreicher das Buch werden soll. Ein typischer Einsteigerfehler ist es, einfach loszulegen. Sollen dann später Elemente wie Seitenzahlen zugefügt oder die Schrift für das Buch geändert werden, bedeutet das viel Mehrarbeit. Die meisten Fotobuch-Programme sind nämlich unflexibel bei generellen Änderungen über mehrere Seiten hinweg. Deshalb lautet die Empfehlung, sich zu Beginn Gedanken über grundlegende Elemente des gewünschten Layouts zu machen – hierzu gehören z. B. Seitenzahlen, aber auch die zu verwendenden Schriften. Auf dieser Basis wird dann eine Musterseite erstellt, die auf alle weiteren Seiten übertragen wird. Mehr dazu erfahren Sie im Abschnitt »Eigene Layoutvorlagen erstellen und abspeichern« ab Seite 135.
Auch bei umfangreichen Texten ist es sinnvoll, diese schon vor dem eigentlichen Layout des Fotobuches zu erstellen und zu redigieren. Über die konkrete Platzierung der Bilder auf jeder Seite müssen Sie dagegen nicht vorab entscheiden – auch wenn es sich anbietet, dafür schon zu Projektbeginn ein paar grundsätzliche Varianten zu entwickeln.
TIPP
VERGESSEN SIE NICHT, IHR BUCHPROJEKT ZU SICHERN!
Wie jedes Programm stürzt auch die Software der Fotobuch-Dienstleister hin und wieder ab. Praktischerweise sichern einige wenige Anbieter Projekte automatisch in regelmäßigen Abständen, z. B. FUJIFILM/ip.labs alle 15 Minuten (einstellbar). Gewöhnen Sie sich trotzdem am besten an, nach jeder wichtigen Layout-Änderung manuell zu sichern. Bei vielen Anbietern ist dies über die Tastenkombination STRG bzw. Apfel und S möglich.
Falls Sie große Änderungen im Buch vornehmen und sich noch nicht sicher sind, ob Sie diese wirklich umsetzen wollen, speichern Sie am besten eine Zwischenversion als Designvariante. Ein bewährtes Schema dazu ist Datum und Uhrzeit am Beginn des Dateinamens, z. B. 2019-05-10_1200_DesignvarianteA. Dieses Schema hat den Vorteil, dass Sie die Dateien nachher gut chronologisch sortieren können.
Generell gilt der Tipp, in Dateinamen keine Leerzeichen und keine Umlaute zu verwenden. Es gibt leider immer wieder Programme, die damit Schwierigkeiten haben.
Elemente wie die Titelseite oder die erste und letzte Seite können auf später verschoben werden. Oft blockiert es die eigene Kreativität, direkt eine herausragende Idee für das wichtige Titelbild haben zu müssen. Diesen Schritt erst einmal aufzuschieben, ist durchaus sinnvoll. Im Lauf der Arbeit am Buch ergeben sich oft ganz von selbst Ideen dafür.
Beginnen Sie stattdessen mit dem eigentlichen kreativen Prozess – dem Gestalten der Seiten. Gehen Sie (Doppel-)Seite für (Doppel-)Seite vor. In diesem Buch finden Sie als Basis dazu mehrere Kapitel für die Bild- und Textgestaltung, die Ihnen detailliert die Gestaltungsmöglichkeiten zeigen und Anleitung geben, wie man was bei verschiedenen Anbietern umsetzen kann.
Um neue Gestaltungsideen zu bekommen, hilft Ihnen dieses Buch mit einer Reihe von Beispielen und einem Verfahren, sich aus Büchern und Zeitschriften Anregungen abzuschauen. Lesen Sie im Abschnitt »Anregungen holen: Layouts entschlüsseln« ab Seite 137 mehr dazu. Auch die in Kapitel 13 vorgestellten Beispielprojekte sollen Ihrer Inspiration dienen und am konkreten Buch zeigen, wie die in diesem Ratgeber gezeigten Verfahren in der Praxis umgesetzt werden.
Die Schlusskorrektur rundet schließlich Ihr Werk ab. Der Feinschliff für ein Buch ist Detailarbeit. Nutzen Sie die Checkliste im Kapitel 11 »Qualitätskontrolle vor der Druckfreigabe« ab Seite 221 um sicherzustellen, dass Sie alle Probleme vor der Produktion beseitigt haben. Dies hilft Ihnen, Fehldrucke und zeitaufwendige Reklamationen zu vermeiden.
Nach der Herstellung schließt sich dann unter Umständen die Verbreitung an. Wenn Sie ein Buch nicht nur für sich selbst machen, möchten Sie anderen davon erzählen und eine Vorschau zeigen. Dies ist bei einigen Anbietern sehr einfach möglich. Mehr dazu finden Sie im Abschnitt »Das Buch weiterverkaufen« ab Seite 247. Nicht vergessen sollten Sie, zum Abschluss Ihr Werk zu sichern. Worauf dabei zu achten ist, erfahren Sie im Abschnitt »Sicherung des Buchprojektes« ab Seite 256. Bei guten Werken möchte man später weitere Exemplare ordern. Wissenswertes dazu erfahren Sie im Abschnitt »Bücher nachbestellen« ab Seite 257.
Wegweiser in einer verwirrenden Vielfalt
Druckverfahren
Format, Bindung und Ausstattung
Welches Programm ist am besten zur Erstellung geeignet?
Wer ein Fotobuch erstellen möchte, wird bei den meisten Anbietern dazu gezwungen, zunächst sehr viele Entscheidungen vom Herstellungsverfahren bis hin zur Seitenzahl zu treffen. Das wirft nicht nur bei Erstkunden viele Fragen auf. Dieses Kapitel vermittelt Ihnen Basiswissen zu den vielfältigen Möglichkeiten, damit Sie die für Ihr Projekt beste Option wählen können. Wer sich zu Beginn noch nicht so tief einlesen möchte, kann auch zunächst direkt zu Kapitel 5 »Schnell zum ersten Buch« ab Seite 119 springen und später hier reinschauen.
Die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung für ein Buchprojekt ist das Herstellungsverfahren, umgangssprachlich auch vereinfachend Druckverfahren genannt. Hier werden von den großen Herstellern vor allem zwei Varianten angeboten:
digitaler Offsetdruck
Ausbelichtung auf Fotopapier
Dazu kommen noch einige weitere Techniken wie etwa der industrielle Inkjet-Druck, der Offset-Auflagendruck und Fine Art Printing, die vor allem für spezielle Anforderungen oder für Profis relevant sind und am Ende dieses Teilkapitels vorgestellt werden.
Welches Verfahren für das eigene Projekt am besten geeignet ist, hängt von der Art des Buches ab und ist insbesondere auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und Geldbeutels. Die wesentlichen Unterschiede werden im Folgenden dargestellt. Wichtig ist, dass Sie sich auch selbst ein Bild machen, da manches wie etwa die Seitendicke oder eine spezielle Oberfläche am besten haptisch beurteilt werden kann. Viele Hersteller legen praktischerweise Musterbücher bei ihren Partnern vor Ort aus, etwa den Drogerie- oder Elektronik-Märkten. So können Sie schauen und vor allem auch anfassen, was Ihnen besser gefällt. Ansonsten bieten Fotomessen wie die Photokina oder Hausmessen großer Foto-Händler wie etwa Calumet (Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Essen, Stuttgart, München), Foto Koch (Düsseldorf) oder Foto Gregor (Köln) die Möglichkeit, unterschiedliche Buchvarianten einmal persönlich in Augenschein zu nehmen.
Einige harte Fakten gibt es bei den Unterschieden aber auch, und die werden nun beleuchtet.
»Digitaler Offsetdruck« ist eine Wortschöpfung, die eine Nähe zum seit über 100 Jahren bekannten Offsetdruck herstellen soll (siehe Exkurs ab Seite 12). 1993 stellte die damalige Firma Indigo ein Verfahren vor, bei dem ähnlich wie im klassischen Offsetdruck mit einem indirekten Druckverfahren und Gummituch gearbeitet wurde, das aber ohne Druckplatten auskommt. So wurde die Herstellung von individuellen Einzelauflagen wirtschaftlich möglich und damit überhaupt erst ein großer Teil der heutigen Fotobuch-Industrie. Und immer noch dominiert Indigo (mittlerweile von HP gekauft) den Markt: HP schätzte den Marktanteil der Fotobuch-Produktion seiner Indigo-Druckmaschinen schon 2009 auf über 75 %. Insider halten ihn heute sogar für noch höher.
Abb. 2.1: Der digitale Offsetdruck wird vom bekannten Druckerhersteller HP mit der Maschine »HP Indigo« dominiert.
Der digitale Offsetdruck hat mit dem klassischen Offsetdruck gemeinsam, dass die zu druckenden Texte und Bilder aus den vier Farben Cyan, Magenta, Yellow und Black (CMYK) zusammengesetzt werden. Um dies zu ermöglichen, werden die Daten gerastert, d. h. in einzelne kleine Punkte zerlegt. Mit hinreichendem Betrachtungsabstand sind diese jedoch nicht mehr sichtbar. Nimmt man aber eine Lupe – ideal ist ein sogenannter »Fadenzähler« – zu Hilfe, kan man das Druckraster sehen.
Abb. 2.2: Beim digitalen Offsetdruck ist bei der Betrachtung mit Lupe ein Druckraster sichtbar – beim Ausbelichten auf Fotopapier nicht.
Bei den Rastern sind verschiedene Typen gebräuchlich. Zum einen werden sogenannte amplitudenmodulierte Raster (AM-Raster) eingesetzt. Diese sind daran zu erkennen, dass die Rasterpunkte von der Mitte her kreisförmig wie ein großer Punkt aufgebaut werden. Diese Kreise kann man mit einem Makroobjektiv oder einer Lupe gut erkennen. Frequenzmodulierte Raster (FM-Raster) – wie sie bei Nutzung moderner Indigo-Maschinen eingesetzt werden – verteilen die Punkte dagegen nach einem Zufallsschema und können deshalb feinere Details besser wiedergeben. In beiden Fällen wird ein optimales Druckergebnis aber nur aus dem Zusammenspiel verschiedener Komponenten erzielt, d. h., es kann sein, dass ein theoretisch überlegenes Verfahren praktisch dann doch bei einem Hersteller schlechtere Ergebnisse erzielt, weil die gesamte Produktionskette nicht optimal darauf ausgerichtet ist. Das gilt übrigens auch für die Druckauflösung.
Puristen behaupten, durch die Rasterung – egal welchen Verfahrens – sei der Bildeindruck nicht ganz so brillant wie bei klassischen Fotoabzügen. Entscheidender dafür dürfte sein, dass durch den Aufbau aus den CMYK-Farben theoretisch ein kleinerer Farbraum zur Verfügung steht als bei der Ausbelichtung auf Fotopapier. Allerdings wird für Bücher meist ein Papier eingesetzt, das keinen wesentlich größeren Farbraum als die Digitaldrucke hat. Dann liegt der Unterschied eher in der besseren Abdeckung bestimmter Farbbereiche – z. B. Gelb/Grün beim Fotobuch im Vergleich zu Magenta beim Digitaldruck – als in der Gesamtgröße des abgedeckten Farbraums.
Für das digitale Offsetdruckverfahren gilt, dass die Seiten die gewohnte Papierdicke haben und aussehen und sich anfühlen wie ein klassisches Buch. Je nach Bindung des Buches entsteht meistens in der Mitte ein Bruch. Bei doppelseitigen Abbildungen gehen darin potenziell Bildinformationen verloren und das Foto erscheint durch den sichtbaren Strich »geteilt«. Bücher im Digitaldruck sind in der Regel günstiger als ausbelichtete auf Fotopapier. Auch gibt es in diesem Druckverfahren immer noch das größte Angebot an Buchformaten und Bindungsarten.
Abb. 2.3: Der nutzbare Farbraum beim digitalen Offsetdruck ist kleiner als beim Ausbelichten auf Fotopapier. Die Grafik stellt als Papierabzug-Beispiel den Farbraum von Saal Digital (große Farbfläche im Hintergrund) im Vergleich mit Blurb (Gitter innen) als Beispiel für den digitalen Offsetdruck dar. (Grafik über ICCView.de erstellt)
EXKURS
AB WANN LOHNT SICH DER »ECHTE« OFFSETDRUCK?
Hochwertige Fotobücher wie etwa Kataloge von Ausstellungen oder Künstler-Monografien wurden und werden immer noch meist im klassischen Offsetdruck hergestellt. Der Unterschied zum digitalen Druck liegt darin, dass für jeden Auftrag eigene Druckplatten angefertigt werden, die nachher nicht mehr verändert werden können. Durch diesen einmaligen Aufwand lohnt sich das Verfahren vor allem für eine größere Anzahl von Exemplaren und nicht für Einzelauflagen, die bei individuellen Fotobüchern die Regel sind.
Wer jedoch eine (kleine) Auflage produzieren möchte, der sollte den Offsetdruck erwägen, denn er bietet deutliche Preisvorteile. Diese steigen, je mehr produziert wird. Als sinnvolle Mindestmenge nennen Druckdienstleister etwa 250 bis 300 Exemplare.
Abb. 2.4: Beim Offsetdruck werden Druckplatten eingesetzt.
(Foto: Renate Herbst)
Der Offsetdruck hat aber auch noch weitere Vorteile: In der Regel können Papier, Format und sonstige Ausstattungsmerkmale viel individueller ausgewählt werden als beim Massen-Fotobuch. Selbst Sonderfarben wie Gold können – bei entsprechendem Aufpreis – eingesetzt werden. Auch profitiert man bei guten und auf künstlerische Werke spezialisierten Herstellern wie etwa der Wanderer Druckerei von der persönlichen Beratung versierter Fachleute. Sie bieten in der Regel auch einen individuellen Andruck, sodass die gewünschte Qualität noch vor der ersten Auflage gemeinsam abgestimmt werden kann. Durch die Produktion en bloc ist das Erscheinungsbild der Werke sehr einheitlich. Im Digitaldruck ist bei zu unterschiedlichen Zeiten produzierten Fotobüchern dies bei den großen Massen-Herstellern dagegen nicht der Fall.
Abb. 2.5: Beim Offsetdruck kann aus einer breiten Palette an Papieren gewählt werden.
Allerdings sollte man bedenken, dass beim Offsetdruck ein deutlich höheres Fachwissen gefragt ist, denn professionelle Druckereien arbeiten typischerweise mit ausgebildeten Designern zusammen und stellen keine idiotensichere Software zur Verfügung. Man kann daher deutlich mehr falsch machen und riskiert eine höhere Summe als bei CEWE & Co., die auf nicht vorgebildete Endnutzer ausgerichtet sind und umfangreiche Hilfestellung innerhalb ihrer Programme und Herstellungswege anbieten. Und schließlich ist ein Auflagendruck nicht mal eben schnell gemacht. Meist gibt es spezielle Drucktermine und der Zeitraum vom Erstgespräch bis zum fertigen Buch dauert nicht selten mehrere Monate.
Ein Praxistipp versierter Fotografen, die einen Offsetdruck planen, lautet, beide Verfahren zu verbinden. Zunächst stellen sie ein Erstlingswerk im digitalen Druck her. Sind sie mit diesem zufrieden und können schon genauer einschätzen, dass ihr Werk wie gewünscht ausfällt, gehen sie das Projekt »Auflagen-Druck« an.
Eine weitere »Hybridlösung« kann darin bestehen, eine kleine Auflage im Digitaldruck bei einer klassischen Druckerei herstellen zu lassen. Dann kann man in der Regel schon einige Ausstattungsmerkmale individuell beeinflussen und es kommt meistens ab 10 Exemplaren deutlich günstiger als die Produktion bei den großen Fotobuch-Dienstleistern. Daher empfiehlt sich dieses Vorgehen zum Beispiel für Ausstellungskataloge/-booklets.
Neben dem Offsetdruck ist das andere bekannte Herstellungsverfahren die optisch-chemische Ausbelichtung von Fotos. Sie ist seit den Anfangstagen der Fotografie bekannt. Wer schon einmal seine Bilder im eigenen Labor entwickelt hat, konnte erleben, wie sich durch die Einwirkung von Licht auf entsprechende Spezialpapiere das Foto aufbaut.
Dieses Grundprinzip liegt auch der Ausbelichtung auf Fotopapier bei aktuellen Fotobüchern und -abzügen noch zugrunde. Allerdings wird das Licht in den heutigen Großlaboren durch LED-Lampen oder Laser erzeugt. Entwickelt wird aber immer noch auf chemischer Basis und mit lichtempfindlichem Papier.
Dadurch ist kein Druckraster nötig oder erkennbar. Schriften dagegen sind – vor allem in sehr kleiner Größe – nicht ganz so gut zu lesen wie im Digitaldruck. Ein potenzieller Vorteil des Fotopapiers liegt darin, dass oft ein etwas anderer Farbraum nutzbar ist als beim Digitaldruck (siehe dazu auch Abb. 2.3 auf Seite 11 im vorherigen Abschnitt). Allerdings ist dieser Vorteil vor allem dann sichtbar, wenn die Bilder insgesamt einem konsequenten Farbmanagement unterzogen worden sind (dazu ausführlicher den Abschnitt »Schlusskorrekturen« ab Seite 227).
Das beim Ausbelichten verwendete Fotopapier ist immer noch etwas dicker als das üblicherweise zum Drucken eingesetzte. Hätte man einen Einzelbogen, wäre das noch nicht so auffällig. Für Fotobücher sollten aber in der Regel Vorder- und Rückseite bedruckt werden – was bei Fotopapier nicht möglich ist. Deshalb werden zwei Bögen mit den jeweiligen Rücken aneinandergeklebt und dadurch eine Seite deutlich dicker als bei den typischen Digitaldrucken. Kritiker von Fotopapier-Büchern sprechen von »Bilderbuch-Dicke«.
Abb. 2.6: Bei der Ausbelichtung auf Fotopapier sind die Seiten deutlich dicker, da zwei Papiere Rücken an Rücken verklebt werden.
Abb. 2.7: Bei Fotobüchern aus Fotopapier entsteht kein Falz in der Mitte und es geht keine Bildinformation dort verloren.
Daraus resultiert die Beschränkung, dass man Echtfotobücher nicht mit sehr hohen Seitenumfängen herstellen lassen kann, sondern in der Regel das Maximum bei etwas über 100 Seiten liegt. Und selbst diese kommen dann auf eine stattliche Dicke und – vor allem bei größeren Formaten – auf ein recht hohes Gesamtgewicht. Beim digitalen Offsetdruck dagegen offerieren manche Anbieter über 400 Seiten. Die Dicke des Echtfotobuches kann jedoch auch ein Vorteil sein, wenn Sie nur relativ wenige Seiten planen, damit aber Eindruck machen möchten – z. B. als Geschenk oder bei Hochzeitsfotobänden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass in der Regel zur Bindung das Leporello-Verfahren zum Einsatz kommt, wie man es von Kinderbüchern kennt. Dieses ermöglicht komplette Planlage der Seiten, sodass in der Mitte keine Bildinformation verschwindet. Insofern ist die Belichtung auf Fotopapier ideal für die häufige Verwendung von doppelseitigen Bildern und speziell für Panoramen geeignet.
Da für die Herstellung kostspielige Spezialmaschinen und entsprechendes Material benötigt werden, ist die Produktion auf Fotopapier bei den meisten Anbietern etwas teurer als im digitalen Offsetdruck. Außerdem werden bei weniger Buchgrößen angeboten und nicht jeder Dienstleister hat die Echtfoto-Herstellung im Programm.
Um die Verwirrung um die verschiedenen Herstellungsverfahren komplett zu machen, wird mittlerweile auch von einigen der großen Fotobuch-Anbieter eine Sonderform offeriert, die die Vorteile von Echtfotobuch und Digitaldruck verbinden soll. Dabei wird das spezielle »E-PHOTO©-Papier« vom großen Papierhersteller Felix Schoeller eingesetzt. Es lässt sich mit der verbreiteten HP Indigo digital bedrucken. Für die Weiterverarbeitung wird es dann jedoch wie ein Echtfotobuch behandelt und im Leporello-Verfahren verklebt. So entsteht die beim Digitaldruck sonst nicht übliche Layflat-Bindung.
Auf den ersten Blick sieht ein solches digitales Layflat-Buch genauso aus wie ein Echtfotobuch. Wer nicht sehr versiert ist, muss eine Lupe einsetzen und stellt dann fest, dass dieser Buchtyp über ein Raster verfügt – das dem Druckverfahren geschuldet ist.
Das »digitale Layflat-Buch« verbindet also die Vor-, aber auch Nachteile der beiden populären Herstellungsverfahren und findet seine Nische vor allem dort, wo Produzenten keine chemische Fotopapierverarbeitung aufbauen, aber trotzdem Layflat-Bücher anbieten wollen. Für uns Kunden ergeben sich – je nach Anbieter – kleine Preisvorteile gegenüber dem Echtfotobuch. Ansonsten soll es robuster gegen Schäden sein. Vor allem der Falz in der Buchmitte soll auch bei zahllosem Auf- und Zuschlagen keine Farbverluste (»Weißbruch«) aufweisen. Das ist mir persönlich jedoch auch bei Echtfotobüchern noch nicht passiert. Beim E-PHOTO-Papier ist außerdem die Oberfläche wasserfest. Da die Vorteile aber relativ gering sind und der Verwirrungsfaktor beim Kunden groß, haben nur wenige Fotobuch-Anbieter diesen Buchtyp im Programm. Und wenn doch, ist er manchmal nicht leicht zu erkennen. Bei PhotoBox etwa heißt er »Premium Layflat«, bei PixelNet »Premium Digitaldruck«.
Neben den genannten Druckverfahren, die von den großen Fotobuch-Dienstleistern angeboten werden, gibt es auch noch Nischenverfahren, die von Spezialanbietern eingesetzt werden. Die Mehrzahl ist im Bereich des Inkjet-Drucks anzusiedeln, dessen Grundprinzip die meisten vom heimischen Drucker her kennen.
2012 gelang es Canon, eine Maschine namens DreamLabo auf den Markt zu bringen, die auch im industriellen Maßstab Fotobücher im Inkjet-Verfahren herstellen kann. Die Produkte werden unter dem Namen »Canon hdbook« vermarktet. Die Farbe wird dabei ähnlich wie beim Heimdrucker oder bei hochwertigen Fine-Art-Printing-Geräten aus kleinen Düsen in sehr feinen Punkten auf die Seiten gesprüht. Wenn man durch die Lupe schaut, kann man die kleinen Punkte erkennen (siehe Abb. 2.8).
Abb. 2.8: Unter der Lupe zeigen sich deutlich die Unterschiede in der Detailwiedergabe bei den verschiedenen Herstellungsverfahren.
Darin ähnelt das Inkjet-Verfahren dem beim Fotobuch sehr verbreiteten Digitaldruck. Allerdings sind die Punkte beim Inkjet-Druck etwa um ein Drittel kleiner und können sich anders als beim Digital- und Offsetdruck auch überlagern. Dadurch entstehen feinere Farbabstufungen. Auch muss kein Raster verwendet werden, was ebenso – vor allem in den Details – feinere Abstufungen ermöglicht. Damit kommt der Inkjet-Druck von der Anmutung her in die Nähe von ausbelichteten Abzügen, die wir vom Echtfotobuch kennen. Lupenaufnahmen (siehe Abb. 2.8) zeigen allerdings, dass die nahtlose Wiedergabe des echten Abzuges nicht erreicht wird. Dafür kann der Inkjet-Druck aber mit einer gestochen scharfen Wiedergabe von Schrift punkten und hat damit die Nase vorn vor Echtfotobüchern. Das hdbook ist daher vor allem dann beliebt, wenn es um eine nuancierte Wiedergabe hochwertiger Aufnahmen geht.
Abb. 2.9: Canons hdbook verwendet eine spezielle Layflat-Bindung, bei der die Seiten mit einem Steg zusammengehalten werden.
In puncto Haltbarkeit verspricht Canon 300 Jahre und läge damit deutlich über den beiden anderen populären Herstellungsverfahren. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Haltbarkeitsangaben generell theoretische Werte aus Hochrechnungen und künstlicher Alterung darstellen, da vor allem der Digitaldruck und das Inkjet-Verfahren so neu sind, dass man noch keine echten empirischen Werte haben kann. Einzig bei klassischen Fotoabzügen haben wir mittlerweile schon über 100 Jahre Erfahrung. Preislich liegt das hdbook derzeit in der Regel noch deutlich über den beiden anderen populären Herstellungsverfahren.
Ein weiterer Unterschied ist das Bindungsverfahren. Obwohl man die Drucke theoretisch mit den gleichen Bindungen versehen könnte wie beim Digitaldruck, wird vor allem eine spezielle Layflat-Bindung angeboten (siehe dazu im Detail den Abschnitt »Die passende Bindungsart« ab Seite 23).
Neben der industriellen Variante von Canon ist der Inkjet-Druck vor allem in seiner Manufaktur-Version verbreitet. Der mittlerweile eingebürgerte Begriff dafür ist Fine Art Printing