Dr. Martina Nohl (Jg. 1969) ist Berufspädagogin und arbeitet seit über fünfzehn Jahren als Laufbahnberaterin, Veränderungscoach und Supervisorin.

Durch die Verbindung von didaktischer und beraterischer Erfahrung entstehen Arbeitsmaterialien, die verständlich und sehr effektiv sind. Die Übungen wurden teilweise selbst entwickelt und getestet, teilweise sind es handverlesene bewährte Selbstmanagement- und Coaching-Übungen anderer Autorinnen und Autoren.

Kontakt

mn@meinberufsweg.de | kontakt@veraenderungscoaching.de

Für Kolleginnen und Kollegen

Wenn Sie Interesse an meinen Spezialisierungsweiterbildungen für Coachs und Berater/-innen haben, finden Sie hier mehr Infos:

3-tägige Weiterbildung zum Veränderungscoach:

www.veraenderungscoaching.de

12-tägige Intensivfortbildung zum/zur Laufbahnberater/-in:

www.fortbildungszentrum-laufbahnberatung.de

Alle Rechte vorbehalten

© 2019 (2. Aufl.) Martina Nohl, 69151 Neckargemünd

Verlag und Herstellung: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Umschlagfoto: Dieter Schütz, www.pixelio.d

Satz und Layout: Martina Nohl

Cartoons: Markus Ziehlke, Bruchsal

ISBN: 978-3-8448-4121-3

Alle Angaben in diesem Buch wurden sorgfältig kontrolliert. Weder Autorin noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches entstehen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Inhalt

  1. Überblick gewinnen
    • Theoretischer Hintergrund
    • Wo stehe ich?
  2. Biografische Erinnerungen
    • Meine Biografie verstehen
    • Kindheitserinnerungen
  3. Meine Bedürfnisse
    • Das Wesen des Wollens
    • Bedürfnisse erkennen
    • Bedürfnisse formulieren
  4. Erfahrene Einschränkungen
    • Alte Glaubenssätze in die Wüste schicken
    • Alte Erwartungen loslassen
  5. Innere Einstellungen
    • Verantwortung für Einstellungen übernehmen
    • Innere Antreiber
    • Einstellungen verändern
    • Grundfrequenz überprüfen
  6. Meine Eigenschaften
    • Persönlichkeit testen
    • Meinem Charakter von außen auf der Spur
    • Meinem Charakter von innen auf der Spur
  7. Ich und mein inneres Team
    • Die innere Aufstellung kennenlernen
    • Mit dem inneren Team arbeiten
  8. In Kontakt mit meinem Kern
    • Moments of Excellence
    • Gefühle verstehen
    • Gefühle beeinflussen
    • Gute Rahmenbedingungen schaffen
  9. Die anderen und ich
    • Meine Beziehungen kennen
    • Mich von Anderen wertgeschätzt wissen
    • Frieden schließen mit alten Konflikten
  10. Meine Zukunft und ich
    • Mich selbst neu erfinden
    • Authentisch sein und leben
    • Zum Schluss

Zu Beginn

In der Reihe der Arbeitshefte für Laufbahngestaltung und (Selbst-) Coaching möchte ich Ihnen Materialien bereitstellen, mit denen Sie Ihre inneren und äußeren Persönlichkeitsentwicklungsprozesse intensiv und effektiv unterstützen können.

Sie erhalten mit diesem Heft selbsterklärende Unterlagen und Aufgabenstellungen, die Sie alleine oder im Rahmen einer begleitenden Beratung für sich bearbeiten können. Durch die Form des Arbeitshefts bleiben Ihre Gedanken und Aufzeichnungen kompakt erhalten, so dass Sie jederzeit darauf zurückgreifen können.

ZIEL DES LEBENS IST DIE SELBSTENTWICKLUNG. DAS EIGENE WESEN VÖLLIG ZUR ENTFALTUNG BRINGEN, DAS IST UNSERE BESTIMMUNG.

Oscar Wilde

Ihre Vorteile:

Nun kann es losgehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie viel von dem, was Sie derzeit in Ihrem Leben brauchen, hier mitnehmen können. Und ich freue mich, wenn Sie sich mit Unterstützung dieser Methoden wieder ein wenig mehr kennen- und lieben lernen, so dass Sie zu der Person werden, die Sie schon längst sind.

Ihre Martina Nohl

!

In diesem Kasten haben Sie jeweils die Möglichkeit, Ihre Erkenntnisse aus den einzelnen Übungen zusammenzufassen, so dass Sie sie später beim Durch blättern sofort parat haben.

VORÜBERLEGUNGEN

  1. Was wünschen Sie sich von diesem Heft, wobei soll es sie unterstützen?
  2. In welchem Lebensbereich ist es aktuell besonders hilfreich für Sie, wenn Sie sich besser kennen und zu sich stehen können?
  3. Was hält Sie immer wieder davon ab, sich mehr mit sich selbst auseinanderzusetzen?
  4. Wodurch würden Sie konkret merken, dass Sie sich selbst näher gekommen sind und mehr in sich ruhen (z. B. wenn Sie morgens aufstehen, mit Ihrer Familie oder Ihren Freunden sprechen, zur Arbeit gehen, etc.)?

1 Überblick gewinnen

Theoretischer Hintergrund

Die Frage „Wer bin ich?“ wird meiner Beobachtung nach im Laufe des Lebens nicht leichter. Die Kontexte, in denen wir uns bewegen, werden komplexer. Wir differenzieren uns in den unterschiedlichsten Rollen immer mehr aus, so dass wir uns oft weit von unserem Persönlichkeitskern entfernen, der vielen in der Kindheit noch so klar und selbstverständlich war.

Mit diesem Heft verfolge ich keinen therapeutischen Ansatz, sondern wir bewegen uns im Bereich des Selbstmanagements. Das heißt, Sie entscheiden selbst, wie weit und wie tief Sie sich mit sich selbst auseinandersetzen wollen. Es gibt meines Erachtens schon sehr viel, was wir über uns selbst lernen können, ohne uns professionelle Unterstützung zu holen. Manchmal kommt man dabei aber auch an Grenzen. Beispielsweise können Sie auf ein unbewältigtes Trauma stoßen oder mit einer bestimmten Persönlichkeitsproblematik einfach nicht weiterkommen. Dann nutzen Sie diese Erkenntnis als Anlass, sich therapeutische oder beraterische Unterstützung zu holen. Denn vielleicht ist es genau dieser Aspekt in Ihrem Leben, der Ihnen jetzt noch einmal bewusst wird und Sie schon lange ausbremst. Gehen Sie ihn mutig an, es lohnt sich!

Auch wenn in diesem Arbeitsmaterial Übungen und Methoden aus den verschiedensten Kontexten und psychologischen Schulen angeboten werden, ist meine verbindende Klammer ein humanistischer Ansatz. Hier wird der Mensch als ein ganzheitliches Wesen betrachtet, das immer aus mehr als der Summe seiner Persönlichkeitsanteile besteht. Jeder Mensch kann sich durch bewusstes Wahrnehmen und Leben selbst aktualisieren und Verantwortung für seine Persönlichkeitsentwicklung übernehmen. Jeder Mensch hat immer wieder die Wahl und die Möglichkeit, selbstbestimmt zu leben. Menschen leben niemals unabhängig, sondern in sozialen Kontexten, die die Persönlichkeit prägen, aber auch gestaltet werden können.

Ich schließe mich hier dem Psychoanalytiker Erich Fromm an, der Persönlichkeit definiert als die „Totalität ererbter und erworbener psychischer Eigenschaften, die den Einzelnen charakterisieren und das Einmalige dieses Einzelnen ausmachen.“ Weiterhin sind sich die Psychologen einig, dass es Eigenschaften nahe am Persönlichkeitskern gibt, die beständig sind (beispielsweise die big five: Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Offenheit, Gewissenhaftigkeit). Andere Eigenschaften können wir selbst verstärken, entwickeln oder auch verringern, wenn sie uns beispielsweise bei beruflichen oder privaten Zielen im Weg stehen.

Tipp:

Zum Nachhören:

www.hr-online.de > Funkkolleg Psychologie 2008/2009, Folge 11: Facetten der Persönlichkeit

Die personale Kompetenz ist in der Berufspädagogik als eine von vier Kompetenzbereichen definiert, der im Zentrum dieses Arbeitsheftes steht. Sie wird definiert als die Fähigkeit, die eigene Person optimal zu entwickeln. Dazu gehört eben die Selbstentwicklungsbereitschaft, die im Wahrnehmen und Verstehen der eigenen Person ihren Ausgang nimmt und bis zur tatsächlichen Veränderung von Einstellungen reicht. Weiterhin enthält sie die Lernbereitschaft, immer wieder Neues dazuzulernen, aber auch alte, nicht mehr dienliche Verhaltensmuster zu verlernen.

Auch die Authentizität und Glaubwürdigkeit ist eine wesentliche Teilkompetenz der Persönlichkeitskompetenz. Wie fühlen und handeln wir stimmig mit unseren Persönlichkeitsanteilen und kongruent mit unserem Lebensentwurf? Weitere Aspekte sind sogenannte Schlüsselqualifikationen, also Tugenden oder Fähigkeiten, die in den unterschiedlichesten Lebenskontexten angewendet werden können. Sie werden hier vorgestellt als Aktualfähigkeiten, wie sie die positive Psychologie bezeichnet.

Weiterhin werfen wir einen Blick auf Ihre Sozialkompetenzen oder Soft-Skills, die Ihr situations- und personenbezogenes Denken und Handeln im Umgang mit anderen Menschen prägen.

Angenommen, Sie hätten folgende Fragen nach der Bearbeitung des Materials neu für sich geklärt...

...dann könnte es Ihnen leichter fallen, mit folgenden Aspekten Ihres Lebens umzugehen:

Wo stehe ich?

1.1 ÜBERBLICK GEWINNEN

Fassen Sie doch einmal in der Tabelle zusammen, wie Sie derzeit Ihr Leben wahrnehmen:

Was finde ich gut an meinem Leben? Was wünsche ich mir anders?
  • Gibt es Verbindungen zwischen den beiden Bereichen, ließen sich hier Dinge gegenseitig beeinflussen? Zeichnen Sie Pfeile ein, kommentieren Sie, was Ihnen dazu einfällt.
  • Formulieren Sie die Aspekte rechts um, in das, was Ihnen persönlich besonders wichtig ist: Statt „weniger Stress“, „mehr Zeit für mich und meine Lieben“ oder statt „eine größere Wohnung“, „ein großzügiges Umfeld, in dem ich mich wohlfühlen kann“.

1.2 WAS MACHT MICH ZUFRIEDEN?

Zoomen wir noch einen Schritt näher an Ihre Persönlichkeit heran. Tragen Sie Ihren Vornamen in die Mitte ein. Dann schreiben Sie auf, was Sie zufrieden macht, wo Sie ganz bei sich sind und es Ihnen rundum gut geht: Das können Situationen, Tätigkeiten, Dinge oder auch die Gegenwart bestimmter Menschen und Orte sein. Je näher Sie etwas zu Ihrem Namen ordnen, desto bedeutsamer ist es für Sie.

  • Versuchen Sie nicht so viel zu denken, sondern mehr zu spüren, und die Antworten aus Ihrem Inneren aufsteigen zu lassen.
  • Werten Sie Ihre Ergebnisse dann aus, indem Sie folgende Aspekte unterstreichen: das ist mir neu / das sollte ich näher beachten / darüber muss ich nochmal nachdenken etc.

Um dem auf die Spur zu kommen, was Ihnen gut tut und Sie selbst als befriedigend und erfüllend für sich bewerten, können Sie auch einmal im Rückblick Ihre vergangene Woche für sich analysieren.

1.3 WOCHENRÜCKBLICK nach W. Loos

Tragen Sie links die Wochentage der letzten Woche von heute an ein. Bewerten Sie aus der Erinnerung auf einer Skala von 0 bis 100, wie zufrieden Sie mit dem Tag im Rückblick waren. Vergegenwärtigen Sie sich in der letzten Spalte, warum das so war:

Beispiel einer Klientin:

Lesen Sie nun Ihre Ergebnisse der ersten Übungen noch einmal durch und ziehen Sie Rückschlüsse auf Ihre Eigenschaften. Versuchen Sie sich dabei möglichst sachlich von außen zu betrachten. Bewerten Sie so wenig Sie können. Tragen Sie nun die Zusammenfassung rechts ein:

2 Biografische Erinnerungen

Um sich selbst zu verstehen, ist es naheliegend, einen Blick zurück auf die eigene Biografie zu werfen. Nun gibt es aber nicht die Biografie, die uns alles erklärt, sondern wir haben verschiedene Teilbiografien erlebt, die sich wie die Einzelfäden eines Seils zu unserer Biografie zusammendrehen. So ist unsere Biografie geprägt von kulturellen Erfahrungen: Wie waren bei uns in der Familie die Gepflogenheiten bei Themen wie Essen, Wohnen, Kleidung oder auch bei Auseinandersetzungen? Unsere Sozio-Biografie ist geprägt vom Lebensstandard, mit dem wir aufgewachsen sind, aber noch viel mehr von unseren engsten Bezugspersonen, beispielsweise auch von unserer Position in der Geschwisterreihenfolge.

Auch mit unserem Körper haben wir biografische Erfahrungen gemacht, benötigen wir viel Bewegung, wie ist unsere Krankheitsbiografie? Ja selbst eine spirituelle Biografie haben manche von uns, indem wir mit bestimmten religiösen Prägungen aufgewachsen sind oder auch später spirituelle Erfahrungen gesucht und vertieft haben.

Dazu kommt weiter die Biografie der Persönlichkeitsentwicklung: Welche Gefühle standen immer wieder im Vordergrund? Welche Schicksale oder Situationen mussten wir bewältigen? Wie haben wir uns in frohen Zeiten verhalten? Aber auch viele Grundeinstellungen und Haltungen gehören hier mit hinein. Dahinein verwoben ist dann noch unsere Bildungs- und Lernbiografie: Was haben wir gerne gelernt? Welche Fächer und Themen haben uns eher gelangweilt? Wie gehen wir generell mit Lernerfahrungen um? Welche Strategien haben wir entwickelt, um uns fort- und weiterzubilden?

Werfen wir mit der nächsten Übung einen Blick auf zentrale Stellen unserer komplexen Biografie.

Meine Biografie verstehen

2.1 BIOGRAFISCHER RÜCKBLICK

Schauen Sie zurück auf Ihr Leben. Sie können in Ihrer Kindheit anfangen und sich dann bis heute vortasten. Sie können aber auch ganz bunt durcheinander sammeln, was Ihnen zuerst einfällt. Wenn Sie sich sehr wenig erinnern, nehmen Sie alte Fotoalben zur Hilfe und tauchen Sie noch einmal ganz bewusst in Ihre Vergangenheit ein:

Mögliche Situationen oder biografische Erfahrungen:

  • Schlüsselerlebnisse, die Ihr Leben geprägt oder verändert haben,
  • besondere Erfolge (auch kleine, die Ihnen wichtig waren!),
  • wichtige Lebensthemen,
  • wichtige Lebensphasen, die sich vielleicht an Schlüsselsituationen festmachen lassen,
  • schwierige Situationen oder Erlebnisse, die Sie bewältigt haben,
  • besondere Erlebnisse mit Personen, die Ihnen wichtig waren,
  • große Fehler, die Sie gemacht haben, etc.
Wann ungefähr? Situation/Erlebnis: Was bedeutet das heute für mich?

2.2 MEINE LEBENSKAPITEL

Für die mehr Strukturierten und weniger Assoziativen unter Ihnen, hier eine Alternativübung: Stellen Sie sich doch einmal vor, Ihr bisheriges Leben wäre ein Buch mit verschiedenen Kapiteln. Formulieren Sie die Überschriften und die Unterkapitel und finden Sie einen treffenden Buchtitel:

Mein Lebensbuch heißt:

1.

1.1

1.2

1.3

etc.

Fragen zur Auswertung: