„Dieses Buch ist all meinen Klienten gewidmet.
Mit dem Vertrauen, das sie mir seit vielen Jahren entgegenbringen, und mit ihrer Individualität haben sie mir großes Erfahrungswissen geschenkt. Was für eine Freude, diesen unschätzbaren Wert heute an andere Menschen weitergeben zu können.“
Impressum
© 2020 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
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Hinweis
Die Ratschläge/Informationen in diesem Buch sind von Autor und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Die Texte in diesem Buch sind entstanden unter Mitarbeit von Jeannette Hagen.
Bildnachweis
Fotografie: Christian M. Weiss
Assistenz: Sylwia Makris
Model: Kesari Reber
Haare/Make-up: Nilgün Konya
Illustrationen: Nadine Gibler
Foto: photodisc
Projektleitung: Sarah Gast
Lektorat: Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht
Korrektorat: Susanne Schneider, München
Bildredaktion und Organisation der Fotoproduktionen: Sabine Kestler
Umschlaggestaltung: Veruschkamia, München, www.veruschkamia.de, unter Verwendung eines Fotos von © Südwest Verlag/Christian M. Weiss
Herstellung: Ruth Bost
Satz und Reproduktion: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-25515-2
V002
www.suedwest-verlag.de
Vorwort
Wann es sich auf jeden Fall lohnt, dieses Buch zu lesen
Kapitel 1: Die Ferse im Fokus
Der Einstieg
Die Ferse: Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens
Kapitel 2: Die Ferse, ein komplexes Wunderwerk
Die Ferse verstehen
Bänder und Muskeln für vitale Spannung
Kapitel 3: So entstehen Fersenprobleme
Ursache und Wirkung
Zeigt her eure Schuhe
Was Körperhaltung und Bewegung bewirken
Die Rolle der Ernährung
Rauben Sie sich den Schlaf?
Äußerer und selbst gemachter Stress
Auf die innere Haltung kommt es an
Kapitel 4: Voraussetzungen der Heilung
Verändern Sie Ihre Sichtweise
Schmerz als willkommener Fingerzeig
Kapitel 5: Fragwürdige Maßnahmen und Irrtümer
Die verbreitetsten Fersen-Denkfehler
Kapitel 6: Hilfe für die Ferse – die richtige Vorbereitung
Tasten Sie sich heran
Kapitel 7: Allgemeine Tipps für Ihre Ferse
Schritt für Schritt zur gesunden Ferse
Naturheilkundliche Hilfe bei Fersenproblemen
Kapitel 8: Leben ist Bewegung
Neue Impulse setzen
Beweglichkeit versus Flexibilität
Iliopsoas: Der Muskel für die Ferse
Kapitel 9: Die drei Fersenbereiche
Die Fersenbereiche kennenlernen
Bereiche 1 und 2: Achillessehne und hintere Ferse
Bereich 3: Untere Ferse und inneres Sprunggelenk
Kapitel 10: Konkrete Hilfe für Ihr Fersenproblem
Bevor Sie starten …
Bereich 1: Achillessehne
Bereich 2: Hintere Ferse
Bereich 3: Untere Ferse und inneres Sprunggelenk
Nachwort
Ein rechtlicher Hinweis
Schuharten von A bis Z und ihre Folgen
Sachregister
„Manchmal konnte ich gar nicht auftreten. Die ersten Schritte waren eine Qual. Es fühlte sich an, als stecke etwas in meiner Ferse – nicht außen in der Haut, sondern innen. Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, ließ es langsam nach. Dann konnte ich auch wieder ohne Probleme lange Strecken joggen. Die Schmerzen tauchten immer nur auf, wenn ich die Beine lange nicht bewegte.“ (E-Mail einer Läuferin)
Als ich mir die ersten Gedanken zu diesem Buch machte, häuften sich erstaunlicherweise ganz unabhängig voneinander Anfragen von Menschen, die Fersenprobleme hatten. Nicht alle waren Läufer wie in der E-Mail oben. Mir fiel aber eines auf: Obwohl die Klienten ihre Schmerzsymptome und die Folgen ähnlich beschrieben, waren die Ursachen völlig unterschiedlicher Natur. Und noch etwas fiel auf: Die Antworten der Schulmedizin waren trotz dieser Unterschiede meist dieselben. Wie konnte das sein?
Die Erstgespräche in meiner Praxis laufen immer nach einem ähnlichen Muster ab, darum liegen die Papiertaschentücher auch schon bereit. Kaum hat sich der Klient hingesetzt und angefangen, über die schmerzhafte Fersensituation und deren Folgen zu sprechen, kommen auch schon die ersten Tränen. In der Regel ist es weniger der Schmerz, der sie auslöst. Vielmehr ist es die Erinnerung an den bisherigen Therapieweg. Es sind Tränen der Verzweiflung, kombiniert mit einem Hauch der Enttäuschung über sich selbst und die bisherigen Maßnahmen. Ich kann das verstehen – und doch muss ich feststellen, dass es oft die Klienten selbst sind, die für eine Verschlimmerung oder gar für das Auftreten der Symptome verantwortlich sind. Das hört natürlich niemand gern. Auch das verstehe ich.
In diesem Zusammenhang ist mir folgende Situation gut in Erinnerung geblieben: Zufällig traf ich auf der Straße eine Bekannte, die auf Krücken ging. Als ich sie nach ihrer Verletzung fragte, erzählte sie mir, dass sie einen Achillessehnenabriss gehabt habe und nun für drei Monate an die Krücken gefesselt sei. Interessant ist der Hintergrund: Einige Monate vorher hatten wir uns auf einer Sommerparty getroffen und über die Zehenschuhe, die ich damals trug, gesprochen. Offensichtlich war sie damals von den „Handschuhen für die Füße“ so angetan, dass sie sie fortan selbst trug – und zwar ohne zu ahnen, dass die Belastung für die ungeübten Füße einfach zu groß war.
Und so geht es in diesem Buch nicht nur um hilfreiche Ratschläge, mit denen Sie Ihre Fersenprobleme lindern können. Sondern es geht ganz speziell um unsere Selbstverantwortung für unseren Körper. Es geht darum, welchen Beitrag für unser Wohlergehen wir sowohl im positiven als auch im negativen Sinne leisten und wie wir damit Krankheit auslösen oder heilen können.
Nun weiß ich, dass es immer Menschen gibt, die einige Inhalte, Tipps und Empfehlungen belächeln, gerade wenn sie sich darum drehen, selbst aktiv zu werden. Sind auch Sie skeptisch? Dann stellen Sie sich einfach diese Fragen:
Ich verspreche Ihnen nicht, dass ich alle Ihre Fußprobleme lösen kann. Aber ich verspreche Ihnen, dass Sie in diesem Buch genügend Anregungen finden werden, um selbst etwas für Ihre Fußgesundheit zu tun und sich damit von Ihren Schmerzen zu befreien.
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass es Ihren Füßen und speziell Ihrer Ferse wieder gut geht.
Ihr Carsten Stark
Anmerkung: Ich verwende in diesem Buch in der Regel nur die männliche Form, auch wenn Frauen und Männer gleichermaßen gemeint sind. Das hat rein praktische Gründe: Eine Doppelung der Formen würde den Text unnötig komplizieren, und die männliche Form ist kürzer als die weibliche. Auf diese Weise halte ich den Text möglichst einfach. Dies soll Ihnen das Lesen erleichtern.
Wann es sich auf jeden Fall lohnt, dieses Buch zu lesen
Wenn man Ihnen bei bestehenden Beschwerden empfiehlt,
+ zu dehnen.
+ barfuß zu laufen.
+ Einlagen zu tragen.
Wenn man Ihnen erzählt,
+ dass Schmerzen ab einem gewissen Alter normal seien.
+ dass die Schmerzen ein Teil des Preises seien, den ein Sportler zu zahlen habe.
+ dass Rückenschmerzen, Hüft- oder Knieschmerzen nichts mit Ihren Fersensymptomen zu tun hätten.
Wenn Sie bemerken, dass …
+ Sie nach dem Aufstehen Anlaufschmerzen in der Ferse haben.
+ Ihre Beschwerden sich in letzter Zeit auf andere Fußbereiche oder das Knie ausgeweitet haben.
+ die Schmerzen plötzlich einstechen.
+ sich Ihre Ferse oder Ihr Sprunggelenk bei längeren Spaziergängen, Wanderungen oder Läufen unangenehm „fest“ anfühlt.
+ Ihre Ferse empfindlich auf harte Böden oder dünne Sohlen reagiert.
+ die Beschwerden sich während der Aktivität bessern, jedoch in Ruhe deutlich verschlechtern.
+ Ihnen Fersenpolster oder weiche Sohlen Linderung verschaffen.
+ Ihre Fersen sich „heiß“ anfühlen.
+ Kühle oder Kälte Ihren Füßen guttut.
+ Sie bereits empfindlich auf das Barfußlaufen reagieren, wenn Sie über abgerundete Kieselsteine gehen.
+ eine Körpervorbeuge mit durchgestreckten Knien Ihnen immer schwerer fällt.
+ Sie körperliche Aktivitäten immer mehr einschränken.
+ Sie in letzter Zeit immer mal wieder aufgrund von Unachtsamkeit stolpern.
+ Sie nicht mehr so trittsicher sind und Sie auf wackeligem Untergrund unsicherer werden.
+ Sie in den vergangenen Monaten an Körpergewicht zugelegt haben.
+ Sie immer häufiger den Lift und die Rolltreppe als die Treppe benutzen.
+ Ihre Füße in den letzten Jahren breiter und länger geworden sind oder Ihre bisherigen Schuhe immer enger erscheinen.
Wenn Sie innerlich spüren, dass …
+ der Gedanke an Ihre Fersensituation Sie verunsichert.
+ die Hoffnung auf Besserung immer mehr dem Zweifel weicht.
+ eigentlich nur die Symptome statt der Ursache „behandelt“ werden.
+ Sie von bisherigen Therapien und Behandlungsmethoden, Salben, Werbeversprechen oder Ähnlichem enttäuscht sind.
Wenn Sie glauben, dass …
+ Barfußschuhe oder Barfußlaufen eine schnelle Lösung böten.
+ Schmerzfreiheit gleichbedeutend mit Gesundheit sei.
+ ein paar Fußübungen Ihr Beschwerdebild ganzheitlich in der Tiefe lösen könnten.
+ Ihre Schmerzen nur lokale, biomechanische Ursachen hätten und nicht mit Ihrem Schuhwerk, Ihrer Lebenssituation, Ihrer inneren Einstellung oder Ihrer Verhaltensweise zu tun hätten.
Die Ferse führt in unserem Leben ein Schattendasein. Wir bemerken sie erst, wenn sie anfängt, unsere Aufmerksamkeit durch Schmerzen zu gewinnen. Ich möchte Sie deshalb in diesem Buch mit Ihrer Ferse bekannt machen – auf dass Sie gute Freunde werden!
Vermutlich haben Sie schon einiges ausprobiert, um Ihre Fersenprobleme in den Griff zu bekommen – sonst hielten Sie dieses Buch nicht in den Händen. Vielleicht plagt Sie Ihre Ferse schon Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre. Eventuell haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass es nicht die Lösung oder die Therapiemethode, nicht die Einlage oder die Empfehlung gibt. Denn bei Fersenproblemen spielen immer viele Einzelaspekte zusammen. Egal, ob ein Therapiebaustein unscheinbar klein und deshalb unwichtig erscheint oder ob es sich um einen großen Hauptbaustein handelt – nur alle Einzelteile zusammen ergeben ein rundes Ganzes.
In den vielen Jahren meiner Arbeit fällt mir immer wieder eines auf: Die Klienten, die beim Erstgespräch vor mir sitzen, haben sich oft schon ein ungeheures theoretisches Wissen angeeignet. Viele haben Regale voller Bücher zu ihren Beschwerden oder sie haben intensiv im Internet recherchiert. Sie klingen wie Ärzte, die eine Diagnose vortragen. Leider scheint aber all das Wissen wenig zu helfen, denn sonst säßen sie ja nicht vor mir. Erstaunlicherweise ist es manchmal so, dass ich nur einen Blick auf die Schuhe dieser Klienten werfen muss, um zu sehen, dass sie bei allen ihren Recherchen das Wichtigste vergessen haben – nämlich sich selbst und die eigenen Gewohnheiten.
Darum reden wir nicht um den heißen Brei herum. Konzentrieren wir uns sofort auf Sie. Bitte legen Sie das Buch kurz zur Seite und beobachten Sie Ihre Haltung. Beobachten Sie, wie Sie sitzen, stehen oder laufen. Beobachten Sie, wie Ihre Gedanken kommen und gehen. Ihren Atem, wie er kommt und geht. Ihre Gefühle, Ihre Stimmung … Wie geht es Ihnen? Wie fühlen sich Ihre Schmerzen, Ihre Beschwerden an?
Lassen Sie sich von den Gedanken und Empfindungen treiben, die Sie wahrnehmen. Ganz ohne Bewertung und ohne die so typische Frage „Ist das gut oder ist das schlecht?“. Denn es gibt kein „Standardgefühl“ für Ihre Situation. Nichts ist richtig oder falsch.Und genau deshalb kann es auch keine standardisierte Lösung für Ihr Fersenproblem geben. Sie sind einzigartig. Ihre Bewegungsabläufe, Wahrnehmungen und Empfindungen sind etwas sehr Individuelles. Zudem unterliegen sie auch bestimmten Schwankungen – je nach Tagesform, Hormonlage und Tageszeit.
Wichtig: Individuelle Einschätzung
Ich lade meine Klienten immer wieder dazu ein, die eigene Situation individuell ein- und abzuschätzen. Eine schmerzende Ferse kann bei dem einen eine psychische Ursache haben, bei dem anderen eine neurologische und beim Nächsten eine muskuläre. Um der Ursache auf den Grund zu kommen, reicht es nicht aus, Lehrbuchwissen anzuwenden. Empfindungen, Wahrnehmungen sowie das Hinterfragen von Gewohnheiten sind ebenso wichtige Schlüssel. Probleme oder Schmerzen beinhalten immer eine Botschaft. Und die ist in jedem Fall einzigartig.
Sie sehen: Es ergibt überhaupt keinen Sinn, von dem Idealzustand oder dem idealen Bewegungsablauf auszugehen. Darum gibt es auch nicht das vorgegebene Verhaltensmuster bei Fersenproblemen. Und so werden Sie in diesem Buch wieder eine Bandbreite verschiedenster Angebote finden, die sich im Rahmen meiner Arbeit als Fusskartograph bewährt haben. Darunter werden Sie die für Sie individuell passenden Möglichkeiten finden.
Vielleicht stolpern Sie über den einen oder anderen Hinweis und finden ihn zu simpel, zu albern, zu wenig medizinisch. Doch glauben Sie mir: Gerade dann, wenn es albern, kindlich oder sogar abwegig erscheint, verbirgt sich dahinter oft eine riesengroße Chance. Oft lassen sich durch einfache, scheinbar unkonventionelle Tipps die Symptome tatsächlich lindern. Seien Sie also innerlich jung und neugierig: Probieren Sie etwas Neues aus. Nicht nur ein- oder zweimal, sondern über einen überschaubaren Zeitraum hinweg. Bleiben Sie mindestens drei bis vier Wochen dabei, denn erst dann werden Sie sehen, wie Ihr Körper reagiert. Sollten Ihre Symptome über vier bis fünf Tage hinweg schlimmer werden, dann hören Sie natürlich auf. Dann tut Ihnen die jeweilige Methode offensichtlich nicht gut. Leider kann ich schlecht durch das Buch auf Ihre Symptomatik schauen – Sie müssen diese Verantwortung für sich selbst übernehmen. Zu vielfältig sind oft die Faktoren, die auf uns Menschen einwirken oder die wir in unserer Ganzheit mitbringen.
Was ich Ihnen in diesem Buch vermitteln werde, ist Erfahrungswissen. Es gibt genug Lehrbücher oder Ratgeber, die sich allein auf Schulmedizin und Gesundheitsfachberufe beziehen und deren Wissen ausführen. Tatsächlich liefern diese Bereiche auch für vieles, was ich hier erkläre, die Grundlage. Trotzdem gehen meine Betrachtungen darüber hinaus. Sie binden das ein, was ich seit vielen Jahren in meiner Praxis erlebe, was ich von meinen Klienten lerne und was ich in zahlreichen Selbstversuchen erprobt habe. Auch wenn endgültige wissenschaftliche Belege noch nicht für alle von mir vorgestellten Methoden erbracht sind, können Sie daher sicher sein, dass sie schon sehr vielen meiner Klienten geholfen haben. Wichtig ist allein Ihre individuelle Auswahl dessen, was Ihnen persönlich guttut.
Wenn Sie Ihre Fersenprobleme wirklich verstehen wollen, rate ich Ihnen, dieses Buch ganz, von vorn bis hinten, zu lesen. Gleiches gilt, wenn Sie Hintergrundinformationen oder Fakten suchen, die Sie in anderen Büchern nicht gefunden haben. Natürlich können Sie auch gleich zum hinteren Teil des Buches blättern. Im Kapitel 10 finden Sie praktische Tipps, Anwendungen und Übungen, die Sie gleich ausprobieren können. Diese Hinweise sind nach Fersenbereichen unterteilt – je nachdem, ob Sie eher Probleme mit der Achillessehne (Bereich 1), der hinteren Ferse (Bereich 2) oder der unteren Ferse und dem inneren Sprunggelenk haben (Bereich 3). Es gibt kein Richtig oder Falsch – Sie entscheiden, was für Sie wichtig ist.
Wie auch in meinen ersten beiden Büchern zur Fußgesundheit umfassen meine Hinweise zur Gesundung jeweils drei Schritte:
An diesem Aufbau kommen Sie nicht vorbei, wenn Sie wirklich etwas verändern wollen. Vertrauen Sie mir. In über 15 Jahren Tätigkeit als Fusskartograph habe ich einige Klienten erlebt, die der Meinung waren, es gebe eine Art Abkürzung. Alle diese Klienten mussten feststellen, dass dem nicht so ist. Wir können den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen. Sie können Ihre Füße mit der besten Creme einsalben; wenn Sie trotzdem tagsüber auf hohen Absätzen mit festem Fersenauftritt über glatte Böden laufen, wird sich nichts verändern.
Noch ein Hinweis sprachlicher Natur. Ich verwende für den Begriff „Ferse“ in diesem Buch auch das Wort „Rückfuß“, das in der Klinik gebräuchlicher ist. Da der Begriff „Ferse“ jedoch für viele vertrauter ist, taucht er hier gleichberechtigt auf.
Jeder Einzelne von uns hat eine ganz konkrete Vorstellung vom Körperbereich „Ferse“. Doch in Wirklichkeit lässt sich dieser Bereich nicht so pauschal eingrenzen, umfasst er doch eigentlich den gesamten Rückfuß. Das wurde mir klar, als ich die vielen, sehr unterschiedlichen Symptome betrachtete, mit denen Klienten zu mir kommen.
Gerade im Sommer, wenn man barfuß durch den warmen Strandsand spaziert, oder im Winter, wenn man einen Pfad in den tiefen Schnee tritt, bemerkt man schnell die Intensität des Gehens. Der Fuß muss sich immer wieder neu zur Mitte orientieren, er muss sich immer wieder neu ausrichten. Wie viele Muskeln hier im Spiel sind! Wie sich die Ferse und die Sprunggelenke spürbar in ihrer Achse verdrehen! Man fühlt sogar, welche Muskelketten dadurch angesprochen werden – sie bauen sich nach oben hin bis zum Kopf auf.
Schmerzpatienten-Statistik
Eine Umfrage unter Schmerzpatienten – aufgeteilt nach Berufsgruppen – ergab, dass über alle Gruppen hinweg 22 bis 30 Prozent unter Fersenschmerzen litten. Das galt für Sportler ebenso wie für Büroangestellte, Rentner, Arbeiter und Musiker. Einzig die Berufsgruppe der Verkäufer stach mit einem Anteil von fast 40 Prozent Schmerzgeplagten im Bereich der Ferse heraus (www.statista.de).
Im Vergleich dazu ist das Gehen auf glatten, ebenen Böden ein Kinderspiel. Der Fuß muss sich dort nicht groß anstrengen und Unebenheiten ausgleichen. Natürlich ginge man gern immer den leichteren Weg. Aber Sie wissen vermutlich schon, dass das nicht sinnvoll ist. Einseitigkeit führt immer zu Verschleiß, und Schonung ist das Gegenteil von Heilung und Fitness. Sind Ihnen Ihre Füße lieb und teuer? Dann sollten Sie nicht den einfachen, sondern den interessanten und abwechslungsreichen Weg gehen.
Werfen wir doch einmal einen Blick auf die Statistik. Schätzungen zufolge ist in Deutschland jeder Zehnte von Rückfußproblemen betroffen. Wir reden hier also von etwa acht bis zehn Millionen Menschen, überwiegend im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Das Besondere an Beschwerden wie Achillessehnenreizung oder Fersensporn ist, dass in den meisten Fällen äußerlich kaum etwas zu erkennen ist, zumal sich die Probleme ja hinten an der Ferse oder unter dem Fuß abspielen. Wer schaut da schon hin? Oder anders gefragt: Wer kann da – unbeweglich, wie die meisten von uns heutzutage sind – überhaupt noch hinschauen?
An der Großzehe, dem Hallux, da ist es einfach. Da sieht man die Schiefzehe immer dann, wenn die Schuhe oder Socken an- oder ausgezogen werden. Spätestens wenn der Sommer mit offenen Schuhen lockt, gesellt sich zu den Schmerzen auch noch Scham und macht die Probleme umso bewusster. Bei der Ferse ist das anders. Bei Fersenproblemen geht es weniger um das Aussehen oder um Gefühle, sondern oft um wirklich heftige Schmerzen. Und zwar an der Wurzel unseres aufrechten Ganges. Fersenschmerzen bedeuten Schmerzen genau an dem Punkt, auf dem wir ständig stehen und über dem sich unser gesamter Körper aufrichtet. Nicht selten zeigen sich die Probleme infolge dann auch an anderen Körperstellen – in den Knien, der Hüfte, der Wirbelsäule.
Wenn Sie meine anderen Bücher kennen, dann können Sie sich vielleicht an meine eigene Geschichte erinnern. Es begann mit einem langwierigen Wirbelsäulenproblem. Alles, was die Ärzte damals dazu sagten, war: „Einmal Wirbelsäulenpatient, immer Wirbelsäulenpatient.“ Wie falsch diese Aussage war, wusste ich in dem Moment, als ich begann, mich intensiv mit meinen Füßen zu befassen. Sie waren die Lösung – nur hatte sie kein einziger Arzt in Betracht gezogen. Heute, nach über 15 Jahren Tätigkeit als Fusskartograph, weiß ich, dass das häufig der Fall ist. Fußprobleme und insbesondere Rückfußprobleme können eine ganze Kette an Schmerzen und Folgeerkrankungen auslösen. Unglaublich viele Menschen leiden darunter. In der oben erwähnten Schmerzpatienten-Statistik gaben über 60 Prozent der Befragten an, Beschwerden im unteren Rücken zu haben. Auch diese Zahl gilt wieder über alle Berufsgruppen hinweg. Ich bin ziemlich sicher, dass einem großen Prozentsatz geholfen werden könnte, würde man die Füße in Balance bringen.
Aber zurück zu Ihrer Ferse. Was verbinden Sie mit diesem Teil Ihres Körpers? Denken Sie nicht auch sofort an die Achillessehne? Oder an den aus der griechischen Mythologie stammenden Helden Achilles, dem im Kampf um Troja seine Ferse durchbohrt wurde? Eine Körperstelle, die eigentlich nicht relevant für unser „Überleben“ ist und die dennoch das Schicksal des Helden tragisch verändern sollte? Ich staune immer wieder, wie viel Realität solche Sagen spiegeln. Denn vielleicht ist unsere Ferse nicht überlebenswichtig. Doch sie ist eindeutig ein Dreh- und Angelpunkt unseres aufrechten Ganges – und damit ein Kernstück unseres alltäglichen Seins.
Die Anatomie des Fußes: Die Ferse ist dabei das Bindeglied zwischen senkrecht stehendem Bein und dem im 90-Grad-Winkel stehenden Fuß. Die einwirkenden Kräfte werden über die Ferse in beide Richtungen weitergegeben und sie ist deshalb auch anfälliger für Beschwerden.
Wie die Wurzel eines Baumes, so ist die Ferse für uns Menschen auch eine Art Wurzel. Darum bezeichnen wir sie nicht umsonst auch als Fußwurzel. Verliert bei einem Baum die Wurzel ihre Standfestigkeit, können Sie davon ausgehen, dass der Baum umstürzt. Damit sich der Baum oben im Wind bewegen kann, muss seine Wurzel also gut verankert sein – eben möglichst stabil. Nicht anders ist es bei den Menschen. Damit Sie sich oberhalb des Fußknöchels frei bewegen können, zum Beispiel wenn Sie ein Buch aus dem Regal ziehen oder einen Kasten Mineralwasser hochheben, muss Ihre Fußwurzel stabil sein. Allerdings stabil in einer flexiblen Art und Weise. Das mag paradox klingen, doch Sie werden auf den nächsten Seiten verstehen, wie das gemeint ist. Die Stabilität der Fußwurzel resultiert, anders als beim Baum, nicht aus der Verankerung im Boden. Sie wird durch eine Vielzahl anderer Faktoren ermöglicht. Trotzdem bleibt beides im Kern vergleichbar: Sind wir nicht verankert, verlieren wir, um es symbolisch zu sagen, unseren Halt.
Es gibt aber noch andere Bilder, die im Zusammenhang mit der Ferse auftauchen. Zum Beispiel das eines trotzigen Kindes, das nicht bekommt, was es will, und darum fest mit der Ferse auf den Boden stampft. Andere denken sofort an Militär und Gehorsam – daran, die Hacken zusammenzuknallen. Wir geben Fersengeld, wenn wir uns davonmachen, oder stehen mit beiden Füßen fest im Leben (womit wir wieder beim Baum wären). Alle diese Wendungen haben ihren Hintergrund. Wir kommen dazu später, wenn wir uns dem Zusammenhang zwischen Ferse und Psyche zuwenden (siehe „Auf die innere Haltung kommt es an“).
Fersenschmerzen werden ganz allgemein als stechend, brennend, beißend, drückend oder reißend beschrieben. Da äußerlich nur vereinzelt etwas zu erkennen ist, enden Konsultationen beim Arzt nicht selten nach wenigen Minuten mit Verdachtsdiagnosen. Oft gibt es ein Rezept für Einlagen oder Fersenkissen oder eine Überweisung zur MRT (Magnetresonanztomografie), zum Röntgen, zur Bestrahlung, zur Stoßwellentherapie. Manchmal wird eine Operation empfohlen. Im besten Fall werden sechs Einheiten Physiotherapie verordnet oder der Leidgeplagte bekommt ein Blatt mit ein paar Dehnungsübungen in die Hand gedrückt.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – keinesfalls will ich die Errungenschaften der modernen Medizin kleinreden, und eine sorgfältige Diagnose ist äußerst wichtig (siehe „Zuerst zum Arzt“). Es ist nur so, dass ich das, was ich hier schreibe, jeden Tag erlebe. Manchen Klienten wurde sogar vorgeworfen, sie simulierten. Natürlich, wenn man die Sache ganzheitlich betrachtet, spielen Psyche und Wahrnehmung bei jeder Erkrankung eine große Rolle. Aber zu sagen, dass der Betroffene simuliert, weil man äußerlich und auch innerlich nichts feststellen kann, schadet dem Patienten. Vielmehr muss man die genauen Zusammenhänge betrachten.
Der richtige Weg wäre, die bestehende Situation eingehend zu untersuchen und die Schmerzursachen aufzuspüren. Im Anschluss sollten Wege aufgezeigt werden, die das Problem beheben. Aber das ist oft leichter gesagt als getan, denn die meisten Menschen sind in Alltagsgewohnheiten erstarrt. Da wird ein Medikament oder ein Rezept, das eine einfache Lösung verspricht, viel eher akzeptiert als eine mühselige Verhaltensumstellung. Wem sollte man das verübeln? Es kostet einiges an Überwindung, Zeit und Energie, neue Routinen zu erlernen, die besser für uns sind.
Es gibt noch ein weiteres Problem: Alles, was neu, ungewohnt und unbekannt für uns ist, verursacht Unsicherheit. Dann tauchen plötzlich Fragen auf wie:
Ein Mentor hat einmal zu mir gesagt, dass Selbstsicherheit dadurch entsteht, dass man Dinge tut, vor denen man Respekt hat. Das stimmt. Denn Respekt heißt nicht Angst. Respekt bedeutet, sich eine Situation genau anzuschauen und dann die Herausforderung mit Bedacht, Konzentration und Entschlossenheit anzupacken.
Wenn Sie also heute meine Empfehlungen lesen und Lösungsansätze für sich in Betracht ziehen, dann haben Sie die erste Grundlage für die Änderung Ihrer Alltagsroutine schon gelegt. Sie gewinnen neue Einsichten, die zu Überzeugungen werden. Das motiviert.
Bei der Umsetzung Ihres neuen Weges werden Sie dann Schritt für Schritt mehr Selbstvertrauen erlangen. Durch häufiges Wiederholen etablieren sich neue Handlungsmuster. Und wenn Sie spüren, dass sich in Ihrem Leben etwas positiv verändert, sind Sie noch motivierter – bis sich schließlich nach etwa drei bis vier Wochen eine neue Routine eingespielt hat. Nun müssen Sie nicht mehr darüber nachdenken, ob die neuen Muster gut oder schlecht sind.
Es kann zwar kurzfristig Erleichterung bringen, wenn Sie Therapiemethoden, Medikamente oder Hilfsmittel passiv anwenden. Nachhaltig wird sich allerdings nur etwas ändern, wenn Sie nicht nur Ihre gewohnten Produkte und Bewegungsmuster, sondern vor allem auch Ihre Gedankenmuster und Routinen umstellen.
Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, hoffe ich, dass Sie bereits beim Arzt waren, um gravierende Schäden auszuschließen. Sollten Sie das noch nicht getan haben, bitte ich Sie, es nun zu tun. Denn meine Empfehlungen helfen nur, wenn akute Schäden an Ihrem Rückfuß sicher ausgeschlossen sind.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung geht es um Ihre Körperhaltung – darum, wie Sie stehen, wie Sie gehen. Die Muskelkraft und die Beweglichkeit der Gelenke werden geprüft, ebenso die Nervenfunktionen – dafür werden Ihre Muskelreflexe getestet. Auch das Schmerz-, Temperatur- und Berührungsempfinden an den Beinen und an den Füßen fasst der Arzt ins Auge.
Wenn Sie einen Arzt konsultieren, dann wird er Sie zum einen nach früheren Erkrankungen und Verletzungen fragen. Zum anderen wird er sich nach aktuellen körperlichen Beschwerden und möglichen Auslösern erkundigen. All dies ist Teil einer umfassenden Anamnese, zu der auch eine körperliche Untersuchung gehört.
Sollte sein Bild trotz all dieser Informationen noch unzureichend sein, werden vermutlich in einem zweiten Termin bildgebende Verfahren eingesetzt. Das können Röntgenaufnahmen sein, Ultraschall- oder Sonografieuntersuchungen, eine Szintigrafie oder ein MRT, um neben den Knochenstrukturen weitere Details wie Bänder, Bindegewebe, Sehnenansätze oder Gelenkkapseln gut erkennen zu können. Falls weder die Untersuchung noch die bildgebenden Verfahren eine Antwort geben, wird bei Achillessehnenbeschwerden manchmal auch noch eine sogenannte Tendoskopie gemacht (Spiegelung der Sehne in der Sehnenscheide). Ist das alles erfolgt, werden meiner Erfahrung nach drei Strategien empfohlen:
Wenn Ihnen all diese Diagnosen, Therapien und Lösungsversuche in den letzten Wochen und Monaten wenig Hilfe gebracht haben, dann besteht ab hier die Chance, neu zu denken.
Unsere Ferse ist Dreh- und Angelpunkt unserer Aufrichtung. Dabei fühlen wir uns unbewusst genau dann besonders standfest, wenn sie sich frei bewegen kann. Schauen wir uns doch einmal an, wie dieses Wunderwerk aufgebaut ist.