Der fröhliche Haselnuss-Festzug
Ohne Wasser kein Mehl
Streit ist nicht weit
Ein Regentropfen hat was gehört
Wo sucht man einen Fluss?
Der verbotene Teil des Waldes
Baumarrest – auch das noch
Auf zur Felsenhöhle!
Überraschender Besuch
Der Höhlensee
Ein klitzekleines Geheimnis
Für Johannes. Für Nike. Und für Angela.
Aus Euch entspringt alle Freude.
Im Wald war heute was los: Gemeinsam feierten die Elfen und Tiere den Tag der Haselnuss. Alle hatten sich schon ganz gespannt auf dem Platz an der alten Mühle am Fluss versammelt. Sie freuten sich riesig auf den festlichen Umzug, der gleich stattfinden sollte. Und sie freuten sich auch ganz besonders auf die leckeren Kuchen, Torten und Kekse, die Florentine, die Konditorin, backen wollte. Sie hatte heute einige fleißige Helfer.
Da sie zum Backen Mehl brauchten, wurden die Haselnüsse zuerst in der Mühle gemahlen und dort gleich verarbeitet. Auch der Festzug startete ganz in der Nähe. Viele Elfen in bunten Kostümen hatten sich dafür schon aufgestellt. Ihre Kleider waren mit den braunen Nüssen und den Blättern der Hasel geschmückt. Es sah großartig aus! Alle Zuschauer saßen im Kreis um den Platz herum. Es herrschte fröhliche Stimmung. Marandor, einer der weisen Elfen aus dem Elfenrat, eröffnete das Fest.
Neben ihm am Flussufer standen sechs erwachsene Elfen bereit, um das prächtige neue Mühlrad in Gang zu setzen. Sie waren von Beruf Schreiner und hatten die Ärmel und Hosenbeine hochgekrempelt, um gleich ins Wasser zu steigen.
„Wie schön, dass ihr alle da seid!“, sagte Marandor gerade, als Rubinia Wunderherz angeflattert kam. Sie kam viel zu spät! Marandor warf ihr einen missbilligenden Blick zu. Rubinia lächelte entschuldigend und ließ sich schnell neben Enja auf den letzten freien Platz fallen.
„Da bist du ja!“, flüsterte Enja. Die beiden Waldelfen waren beste Freundinnen. „Fast wäre dein Sitz weg gewesen, ich musste ihn echt verteidigen. Wo warst du denn?“
„Hach, das Wasser im Fluss weiter oben war so herrlich, ich musste einfach schnell ein Bad nehmen!“, flüsterte Rubinia zurück. Sie schüttelte ihr rotbraunes Haar und ein paar Wassertropfen spritzten auf Enjas Wange. Die beiden Elfenmädchen kicherten. Rubinia deutete mit dem Finger auf das Mühlrad. Enja hatte es mit einem riesengroßen Kranz aus unzähligen Blüten und Nüssen geschmückt. „Toll sieht das aus! Wo hast du nur immer diese vielen schönen Ideen her?“
Enja lächelte. „Danke, es war aber auch echt viel Arbeit“, antwortete sie. Enja hatte ein großes künstlerisches Talent, daher durfte sie oft für Feste schmücken.
Marandor räusperte sich laut. Die beiden Mädchen verstummten.
Rubinia entdeckte ihren Freund Lorian hinter den Tischen bei Florentine. Lorian war ein fröhlicher Elfenjunge und heute einer von den Helfern beim Backen. Er streckte gerade die Hand nach einer besonders großen Heidelbeere in einer Schüssel aus … Da klopfte ihm Florentine mahnend auf die Finger.
Rubinia grinste. Seit ihre Eltern gestorben waren, wohnte sie bei Florentine. Die Konditorin war eigentlich sehr lieb und nur selten streng.
Marandor richtete das Wort an die sechs Schreinerelfen am Flussufer: „Ein großes Dankeschön an euch, die ihr dieses prächtige neue Rad für uns gebaut habt! Das war sehr viel Arbeit.“ Bewundernder Applaus ertönte. Die sechs Elfen verbeugten sich und das Waldorchester spielte dazu eine lustige Melodie.
Auf Marandors Zeichen stiegen die Elfen ins Wasser, um das Mühlrad in Bewegung zu setzen. Doch was war das? Sie hatten das hölzerne Rad noch kaum bewegt, da wurde das Wasser im Fluss plötzlich immer weniger. Zuerst ging es bis zu ihren Knien, dann bis zu den Waden, schließlich nur noch bis zu den Knöcheln … Und auf einmal standen die Schreinerelfen im Trockenen. Es sah aus, als hätte jemand in einer Badewanne den Stöpsel gezogen. Was war denn da passiert?
Alle Waldbewohner eilten zum Flussufer. Jeder wollte in der ersten Reihe stehen, um alles mitzubekommen. Marandor stand mit den anderen Ältesten ganz vorne, um die Lage zu begutachten. Von feierlicher, fröhlicher Stimmung war keine Spur mehr. Auch das Orchester hatte aufgehört zu spielen.
Da kam jemand von Weitem angerannt. Es war Doran, der alte Wasserelf. Doran hatte die Aufgabe, die Quelle zu hüten, aus der der Fluss entsprang. Die Quelle lag auf einem hohen Berg und durfte nie ohne Beobachtung sein.
Doran keuchte und musste erst tief Luft holen, bevor er sprechen konnte. Dann sagte er: „Das Wasser … war auf einmal weg! Urplötzlich … kam kein Tropfen mehr aus dem Berg!“