Hanspeter Ricklin

Regressions
Hypnose

Probleme aufdecken und auflösen, Situationen neu bewerten

Vorwort

Eines Abends im Ohrensessel …

Wie, noch ein Buch über Hypnose? Gibt es davon nicht schon genug? Ist nicht längst alles gesagt? Ich gebe zu, dass diese Fragen nur allzu berechtigt sind. Auch ich stelle sie mir bisweilen, wenn ich auf ein neues Literaturwerk über Hypnosetherapie stoße.

Als das Lesen eines solchen mich mal wieder etwas desillusioniert von ­meinem Ohrensessel aufstehen ließ, hatte ich genug.

Ich fragte mich, warum es eigentlich praktisch keine Fachbücher über die von mir seit vielen Jahren praktizierte, aufdeckende und auflösende Regressionshypnose gibt. Am Thema kann das nicht liegen, denn dieses moderne Hypnose-Verfahren ist hoch effizient und folgt einem einfachen Workflow. Ich beschloss daher, die Sache selbst in die Hand zu nehmen; all das, was die aufdeckende und auflösende Hypnose wirklich ist und kann, in einem gut lesbaren, ebenso fachlich fundierten wie verständlichen und unterhaltsamen Buch abzubilden, das gleichzeitig auch spannend ist. Denn Hypnose wirkt nicht nur auf einfache und effektive Weise, sondern sie bringt uns auch an längst vergessene Orte oder zu verdrängten Ereignissen in der Kindheit zurück. Und sie kann, richtig angewendet, das Leben nachhaltig positiv verändern. Wie ich das gemeinsam mit meinen Klienten hinbekomme, werde ich Ihnen in diesem Buch anschaulich schildern.

Die Idee, selbst ein Buch über Hypnose herauszugeben, hatte ich freilich nicht erst an jenem Abend im Ohrensessel. Es hatte bis dahin vielleicht einfach nur der Zündfunke gefehlt – und ein geeigneter Autor, der mich dabei unterstützen könnte. Diesen fand ich in dem Journalisten Michael Gänzler, der sich seit einigen Jahren mit dem Thema Hypnose beschäftigt, also das nötige Experten­wissen mitbrachte.

Freilich war die ursprüngliche Idee für das Buch eine andere.

Denn seit Jahren arbeite ich mit meiner Methode der aufdeckenden Hypnose erfolgreich unter anderem auch mit Menschen, die mit der Diagnose Burnout in verschiedensten Therapien stecken. Nie hatte ich jedoch einen Fall mit der Diagnose „Burnout“, bei dem tatsächlich zu viel Arbeit Ursache war. Man brennt nicht durch die Arbeit aus, sondern weil man mit der Umgebung, dem Chef, der Art der Tätig­keit und wie sie auszuführen ist oder mit dem Anspruch an sich selbst nicht zurechtkommt. Auch das Festhalten an einer Beziehung mit dem falschen Menschen oder falsch verstandene Höflichkeit, die zu häufigen, überfordernden Gefälligkeiten führt, können Burnout-Verursacher sein.

Die wahren Ursachen von Burnout – Anker beziehungsweise Trigger ­aus der Jugend sowie die Ängste, die dahinter stecken: Darüber wollte ich ­ursprünglich also schreiben.

Konkret reifte der Plan, unter die Buchautoren zu gehen, letztendlich, als meine Frau mir über die Weiterbildung zum Thema Burnout berichtete, an der sie von Berufs wegen teilgenommen hatte. Sie arbeitet in einem Altersheim. Der Dozent hatte den Teilnehmern dem Bericht meiner Frau zufolge erklärt, dass Burnout durch Überforderung entstehe und man sich zu wenig Pausen gönne. Man habe angesichts der herrschenden Arbeitsbedingungen, Vorgaben und Anforderungen in diesem Beruf aber praktisch keine Chance, auf sich selber zu schauen. Und wer im Burnout drin stecke, der komme da selber nicht mehr raus. Es helfe nur sich abzugrenzen. Wie dies konkret gelingen kann, hatte der Vortragende auf Nachfrage einer Teilnehmerin allerdings nicht sagen können.[1] Meine Frau war deshalb sehr frustriert von der Weiterbildung nach Hause gekommen. Diese sei „sehr informativ, aber ohne praktischen Wert“ gewesen.

Ich nahm mir vor, diesen praktischen Wert zu liefern. Mit dem vorliegenden Buch ist es soweit. Freilich geht es in diesem nicht speziell um Burnout. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass eine solche Einengung des Blickwinkels der aufdeckenden, auflösenden Regressionshypnose nicht gerecht würde. Sie ist, wie wir noch sehen werden, eine universell einsetzbare Methode. Daher wollte ich einen Schritt weitergehen und aufzeigen, was alles möglich ist.

Dass ein Lehrbuch über meine Art zu hypnotisieren entstehen würde, ahnte ich zu Beginn des Projektes nicht. Für was Frust und Langeweile im Ohrensessel doch gut sein können …

Hypnose: Ein schlafender Hund?

Noch ein Buch über Hypnose also. Denn es ist noch längst nicht alles gesagt. Und wir alle, die wir uns mit Hypnose beschäftigen, Hypnose bei uns selbst oder anderen Menschen anwenden und für die diese wunderbare Therapieform zu praktizieren vielleicht sogar Berufung ist, haben noch viel zu tun. Das Berufsfeld beziehungsweise der Markt für Hypnosetherapien ist, gelinde gesagt, stark ausbaufähig, denn die Menschen schlucken Tabletten wie die Wahnsinnigen: Die Pharmaindustrie setzte laut des Branchendienstes IQVIA im Jahr 2017 allein in Deutschland rund 41,5 Milliarden Euro um. Sie erwirtschaftet damit dem Statistischen Bundesamt zufolge fast ein Prozent der Bruttowertschöpfung.

Die Menschen in diesem Land geben pro Kopf fast 575 Euro pro Jahr für Arzneimittel aus.

Eine Hypnosetherapie kostet in der Regel weniger – und die Ausgabe fällt nur einmal an. Weltweit betrachtet, ist der Pharmamarkt sogar ein Billionengeschäft. Dazu noch eine Zahl: Ein mit Experten des Gesundheitsministeriums, des Versicherungsamtes und der gesetzlichen Krankenkassen besetzter Schätzerkreis prognostizierte für das Jahr 2018 Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen in Höhe von rund 236,4 Milliarden Euro – eine Steigerung um noch einmal zehn Milliarden Euro gegenüber dem Jahr zuvor.[2] Viele dieser Milliarden könnten eingespart werden, wenn man die gesundheitlichen Probleme der Menschen an der Wurzel behandeln würde, statt nur die Symptome zu kurieren. So verweist etwa Rainer Schäfert, Chefarzt Psychosomatik an der Universitätsklinik Basel, darauf, dass eine Behandlung in Hypnose die Nebenwirkungen medikamentöser Therapien vermeidet, selbst aber keine Nebenwirkungen hat: „Hypnose kann dabei helfen, Kosten einzu­sparen.“ (Schäfert)[3].

Bei den Menschen ist diese Botschaft aber noch nicht angekommen.

Laut einer Umfrage des Online-Netzwerkes Statista vom Oktober 2016[4] kennt die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland den Begriff Hypnose nicht, interessiert sich nicht dafür oder lehnt eine Hypnosetherapie rundweg ab. Lediglich vier Prozent haben es schon einmal mit einer solchen versucht. Immerhin 45 Prozent der Befragten gaben an, sich eine Hypnosetherapie als Möglichkeit vorstellen zu können. Ein Prozent geht sogar regelmäßig zur Hypnose.

Wie bitte, regelmäßig zur Hypnose?

Sehr erstaunlich! Wer das muss, sollte über einen Wechsel des Therapeuten nachdenken, denn dieses Therapieverfahren ist kein Perpetuum mobile. Im Idealfall, der eher Regel als Ausnahme ist, sollte das Problem, weswegen Menschen zu mir in die Praxis kommen, in maximal drei bis vier Sitzungen aufgelöst sein. Ich werde Ihnen in diesem Buch zeigen, dass das kein Hexenwerk ist.

Hypnose in den Medien: Alles fake news?

Wenig erstaunlich also, dass sich in einem so großen Bereich des Nichtwissens Vorurteile, falsche Vorstellungen und fake news über Hypnose hartnäckig halten können.

Wenn ich gelegentlich die aktuellen News-Beiträge über Hypnose überfliege, die mir die Internet-Suchmaschine Google anzeigt, stehen mir bisweilen die noch vorhandenen Haare meilenweit zu Berge.

Da betitelte zum Beispiel der Autor eines Berichts über die Pläne, mit denen der deutsche Auto­zulieferer Bosch den Nutzern von Elektrofahrzeugen die Angst davor nehmen will, mangels Reichweite auf offener Straße stehen zu bleiben, doch glatt mit der Frage: „Mehr Hypnose als Therapie?“[5]

Ich fragte mich verwirrt, was diese denn nun mit dem Thema zu tun hat, außer, dass Menschen mit Hilfe einer Hypnose­therapie Ängste besiegen können – und warum der Autor zwischen Hypnose und Therapie trennt, schließlich ist die Hypnose eine Therapie. Die Antwort sollte ich erst im letzten Absatz zu lesen bekommen und sie zeigte erschreckendes Nichtwissen. Dort heißt es (inklusive Rechtschreibfehlern): „Was das System aber nach wie vor nicht kann ist die Reichweite der Akkumulatoren verlängern oder die Wartezeiten an den Ladestopps verkürzen. Insofern ist die Bosch-Psycho-Couch mehr Hypnose als Therapie in Bezug auf die Elektro­mobilität.“ Ein völlig verunglücktes Bild! Der Satz zeigt zudem, wie tief verankert das Vorurteil von der Hypnose als Psycho-Blendwerk ist.

Dass Hypnose in den Mainstream-Medien meist nur für spektakuläre Schlagzeilen gut ist und dort häufig in einen alternativlos falschen Zusammenhang gestellt wird, zeigt auch das Pech einer Frau aus dem Schweizer Ort Küssnacht (Kanton Schwyz). Sie hob auf Anweisung eines ihr eigentlich unbekannten Mannes 900 Franken von ihrem Konto ab und übergab ihm diese, ohne sich hernach daran erinnern zu können. Polizei und Medien vermuten dahinter eine neue Betrugsmasche, bei der die Täter ihre meist weiblichen Opfer hypnotisieren würden.[6] Tatsächlich reden sie auf die Frauen ein, bringen sie zum Lachen, hängen ihnen eine Kette um und legen ihnen einen Ring an.

Ich halte diese These der Ermittler für irreführend und unverantwortlich. Meine Vermutung ist, dass der Täter einfache Verwirrungstechniken und NLP nutzte oder die Frau schlicht übertölpelte, um sie zum Abheben des Geldes zu bringen. Hypnose wird hier nur als Vorwand oder Ausrede benutzt.[7]

Solche und ähnliche Berichte zeigen, dass es tatsächlich noch viel zu tun gibt für alle, denen das Therapieverfahren Hypnose am Herzen liegt, weil man die Menschen damit von Grund auf und nachhaltig von ihrem Leiden befreien kann. Dieses Buch will dazu einen wert­vollen Beitrag leisten.

Es ist ebenso Lehrbuch wie unterhaltender, verständlicher, informativer Lesestoff.

Ich richte mich vor allem an angehende und praktizierende Hypnosetherapeuten, die sich in aufdeckender/ -lösender Regressionshypnose weiterbilden möchten. Es wird also durchaus etwas Vorwissen vorausgesetzt. Für viele Hypnose­therapeuten ist dies eine ganz neue Technik, für andere lediglich eine Variante oder eine Vertiefung. In jedem Fall lässt sich die Methode problemlos und hervor­ragend mit allen mir bekannten Hypnosetechniken kombinieren. Das Buch eignet sich meiner Meinung nach aber auch sehr gut für Psychotherapeuten und Psychiater, die zusätzlich Hypnose anbieten oder sich einfach informieren möchten.

Nicht zuletzt gibt es interessierten Laien hilfreiche und wertvolle ­Informationen über die älteste und effektivste Methode, Menschen ein ­beschwerdefreies, glückliches und erfolgreiches Leben zu ermöglichen.

Also: Steigen Sie mit mir in den Fahrstuhl zur Seele. Erhalten Sie Einblicke in die unermess­lichen Tiefen des menschlichen Unterbewusstseins. Erfahren Sie von spannenden success stories aus meiner Praxis. Ich gewähre Ihnen in diesem Buch zudem detaillierte Einblicke in meine Arbeitsweise. Das macht dieses Buch auch zu einem für den Praxisalltag tauglichen Manual, zu einem Coach. Sie können dieses Buch in einem Rutsch durchlesen und/oder ihm als Nachschlage­werk einen Platz in Ihrem Regal geben.

Und wenn Sie nach dem Lesen dieses Buches Bescheid wissen und Ihr neu erworbenes Wissen anwenden, dann bleiben Sie dabei unbedingt sich selbst. Nutzen Sie Ihre Techniken und kombi­nieren Sie diese. Denken Sie daran: Unser Ziel ist immer, dem Klienten einfach, schnell und sicher zu helfen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Hanspeter Ricklin

Meine Berufung

Am Anfang war der Krebs:
Warum ich Hypnosetherapeut wurde

Ich wurde 1954 geboren, bin glücklich verheiratet und habe vier, mittlerweile erwachsene Kinder. Meine berufliche Laufbahn begann ich als internationaler Oiltrader in der Schweizer Stadt Zug und wechselte anschließend – genau rechtzeitig – in die aufstrebende Informatikbranche. Dort war ich in den verschiedensten Positionen tätig, unter anderem als Geschäftsführer, Inhaber und Verwaltungsrat. Seit dem Jahr 2008 konzentriere ich mich aber komplett auf die faszinierende Welt der Hypnose, nachdem ich davor NLP und Hypnosen nur als Hobby gemacht hatte. Deren immense Möglichkeiten, der Spaß daran, mit Menschen zu arbeiten, und der unglaubliche Erfolg, der mir diese Therapie-Art bescherte, bestätigt meine Entscheidung jeden Tag aufs Neue und lässt mich seitdem nicht mehr über Alternativen nachdenken: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und damit meine Berufung gefunden. Dadurch konnte ich bis dato bereits Tausende von Menschen mit den verschiedensten Problemen durch Hypnose von ihrem Leiden dauerhaft befreien.

Der Teenager, der hypnotisieren wollte

Dabei kam ich bereits im jugendlichen Alter von 14 Jahren erstmals mit Hypnose in Kontakt. Während dieser Zeit ging ich auf ein katholisches Internat, und eines Tages führte uns ein Showhypnotiseur sein Können vor. Ich war derart beeindruckt von den außerordentlichen Möglichkeiten, dass mich die Hypnose seither nie mehr ganz losließ. Zirka 18-jährig, kaufte ich zum ersten Mal ein Buch zum Thema Hypnose und wollte mich ernsthaft mit Hypnose und dem Beruf des Therapeuten beschäftigen. Doch selbst fünf Jahre später, als ich lernen wollte, Hypnose praktisch anzuwenden, war das nach Ansicht der Ausbilder noch zu früh. Sie empfahlen mir, mich in fünfzehn Jahren nochmals zu melden. Heute – viele Jahre später und mit reichlich Wissen und einer umfangreichen Lebenserfahrung – verstehe ich deren damalige Entscheidung sehr gut. Damals war ich freilich und natürlich tief enttäuscht, denn mir fiel kein Grund ein, warum ich nicht sofort mit der Hypnoseausbildung hätte beginnen können. Erst im Rückblick des weisen Mannes bin ich mir der Tragweite des damaligen Ratschlags bewusst.

Crash durch Krebs: Die Wiederentdeckung der Hypnose

Gezwungenermaßen habe ich mich in jenen Tagen anderen beruflichen Herausforderungen gewidmet. Das war okay, doch verlor ich durch den Erfolg im Berufsleben das Thema Hypnose leider viel zu lange aus dem Blick. NLP begleitete mich und immer wieder Sachbücher zum Thema Hypnose. Erst als mein beruflicher Erfolg unsanft durch eine Krankheitsdiagnose (CLL, also Blutkrebs) unterbrochen wurde, erinnerte ich mich wieder an die alte Liebe des Teenagers: die tollen Möglichkeiten der Hypnose. Ich suchte einige Hypnosetherapeuten auf und absolvierte verschiedene -ausbildungen diverser Richtungen. Dadurch erhielt ich einen umfassenden Einblick in die meisten Methoden und entschied mich für die aus meiner Sicht effektivste: die Regression, also aufdeckende und auflösende Hypnosetherapie nach Dave Elman, Gerald F. Kein (OMNI) und Cal Banyan. Es folgten fortlaufend mittlerweile über 50 Aus- und Weiter­bildungen. Dabei habe ich mich immer mehr spezialisiert, denn die Wissenschaft kennt keine Pause. Quasi im Tagesrhythmus kommt die Gehirn- und Bewusstseinsforschung zu neuen Erkenntnissen. Deshalb bilde ich mich selbst heute noch permanent weiter und besuche nach Möglichkeit jedes Jahr einen Hypnosekongress. Außerdem war ich Mitbegründer und Co-Organisator des Hypnosekongresses in Zürich.

Bitte beachten Sie: Die Hypnosetherapie kann den Besuch in der Arztpraxis nicht ersetzen.

Sie ist eine Hilfe zur Selbsthilfe und ohne Gewähr oder Garantie. Das sollten Sie Ihren Klienten von Anfang an klarmachen. Körperliche und psychische Krankheiten sind vor der Sitzung unbedingt abzuklären. Gegebenenfalls ist Rücksprache mit einem Facharzt zu halten. Hypnosetherapeuten erstellen auch keine Diagnosen. Dies obliegt ausschließlich Ärzten.