Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

© 2016 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Erstmals erschienen 2012 im Bloomsbury Verlag GmbH, Berlin, unter dem Titel »Achtung, Milchpiraten«

Alle Rechte vorbehalten

Text: Kai Lüftner

Titelbild und Innenillustrationen: Nina Dulleck

Umsetzung eBook: Zeilenwert GmbH

ISBN ebook 978-3-8458-1853-5

ISBN Printausgabe 978-3-8458-1230-4

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Unglaublich haarsträubende Abenteuergeschichten für...

So was wie ein Vorwort

Aus dem Milchpiraten-Logbuch von Matz

Aus dem Schwarzbuch von Obermilchpirat Matz

Aus den Freibeuter-Notizen von Matz

Aus dem Piraten-Pergament von Matz

Aus den Säbelwetzer-Erinnerungen von Matz

Aus dem rabenschwarzen Schwarzbuch von Matz

Aus der röchelnden Schriftrolle von Matz

Aus dem Buch des einäugigen Kapitäns Matz

Aus der blutigen Piraten-Kladde von Matz

Aus dem löchrigen Logbuch von Obermilchpirat Matz

Aus dem absolut nich mädchenhaften Tagebuch von Matz

PS aus den Grabstein-Notizen von Matz

Über den Autor

Über die Illustratorin

Weitere Titel

Leseprobe zu "Der Magische Spiegel - Piraten ahoi!"

Unglaublich haarsträubende Abenteuer geschichten für Schreihälse, Nasebohrer, Dreckspatzen, Nicht-Stillsitzenkönner, Essen-Manscher, Wand-Beschmierer, Popel-Schnipser, Stuhl-Kippler und Zahnlücken-Pfeifer – und alle anderen. Auch für Mädchen.

Mitten in der Ostsee liegt die Insel Ping-Pong. Sie sieht aus wie ein riesiges Schweineohr. Also, wie das Gebäck, nicht wie ein echtes Schweineohr. Das wär ja noch schöner!

Dann kam der große Sturm. Ihr habt bestimmt von ihm gehört. Wenn nicht, dann wart ihr da einfach noch nicht auf der Welt. Das ist sogar gut möglich. Aber eure Omis und Opis haben mit Sicherheit vom großen Sturm gehört. Fragt sie mal.

Er war so heftig, dass die Fische der Ostsee sich unter Steinen und in Felshöhlen versteckten, dass die Sonne sich drei Tage lang nicht hervortraute, dass die Wellen vor Angst schäumten und sich überschlugen und nach allem traten, was nicht Wasser war – und zwar so intensiv, dass die Insel Ping-Pong auseinanderbrach. Kracks! Genau in der Mitte. An der dünnen Stelle zwischen den Schweineohr-Rundungen. Kracks. Einfach so.

Also muss die Geschichte anders beginnen:

Mitten in der Ostsee liegen die zwei Inseln Ping und Pong. Sie sehen aus wie zwei Hälften eines riesigen Schweineohrs. Also, wie das Gebäck, nicht wie ein echtes Schweineohr. Das wär ja noch schöner!

In der Mitte, wo die Inseln mal zusammen waren, ist jeweils ein Sandstrand entstanden. Das Wasser zwischen beiden Inseln ist auch nicht tief. Gerade so tief, dass man noch stehen kann. Auf jeden Fall dann, wenn man etwas größer ist als ein Mülleimer. Und weit auseinander sind die beiden Ufer auch nicht. Man kann locker einen Stein von Ping nach Pong werfen. Oder eben von Pong nach Ping. Kommt darauf an, wo man steht. Aber egal, wo man steht, Steine sollte man überhaupt nur werfen, wenn auf der anderen Seite keiner steht – aber das ist euch natürlich selbst klar.

Nun aber genug von der Insel, Pardon, den Inseln. Kommen wir zu denen, die darauf leben. Das sind zum einen die Milchpiraten auf Pong, von denen wir diesmal ein bisschen was erfahren. Und das ist zum anderen die MEDEL-Bande von Ping, von der wir nicht ganz so viel erfahren.

Noch nicht, zumindest. Aber irgendwie doch …

Aus dem Tagebuch Milchpiraten-Logbuch von Matz:

Montag, 18. Juli,

erster RICHTIGER Ferientag

Wir sind nich so richtich oft einer Meinung, aber Bruno hatte heut Morgn ’ne coole Idee.

Er meinte, wir solltn den ersten Ferientag feiern. Mit ’ner Party. Wir sind also los und haben allen Milchpiraten Bescheid gesagt: Tetje, Schlaubi, Hansi, den Zwillingen Jona und Jano, Birk mit der dicken Brille und Lewin mit den roten Haaren – der seine kleine Schwester im Schlepptau hatte: Swanni … Das geht normalerweise natürlich überhaupt nich. Mädchen bei ’ner Milchpiraten-Party, oder was? Aber es war nu mal so.

Sogar den kleinen Bubi haben wir eingeladen, obwohl der immer voll anstrengend und eigentlich gar kein richtiger Milchpirat is. Aber er hat versprochen Erwin, den Materkater, mitzubringen und Würste zum Grillen, deshalb durfte er dann doch kommen.

Ich hatte irgendwie von Anfang an kein gutes Gefühl, und wenn Bruno schon seine In-die-Zukunft-Glotz-Brille erfunden hätte, wäre uns dieser übelste Schlamassel mit Bubi, der dann passiert is, mit Sicherheit nich passiert. Aber leider hatta sie noch nich erfunden gehabt. Also issa dann doch passiert, der Schlamassel.

Grad is mir eingefallen, dass ich als kleiner Piepel immer gedacht hab, Weintrauben sind nur rasierte Stachelbeeren. Krass.

»Parole?« Bruno stand am Gartentor, machte Karate-Bewegungen und plusterte sich auf, damit er so aussah wie der Muskeltyp aus »Bäng, Bäng, Bummeräng«, seinem aktuellen Lieblingsfilm. Trotzdem überragte ihn Tetje, der vor dem Gartentor stand, um anderthalb Köpfe und war locker doppelt so breit.

»Eima Mlchpra, imma Mlchpra! Aaar mi rei A!« Ein Brötchen in Tetjes Mund machte es unmöglich, die Parole zu verstehen. Bruno ließ ihn dennoch rein. Nicht zuletzt, weil Tetje einen riesigen Beutel voller Lebensmittel dabeihatte und man sich ihm einfach nicht in den Weg stellte, wenn man seine Zähne behalten wollte.

Bis Tetje an der Feuerstelle in der Mitte des Gartens ankam, hatte er drei weitere Brötchen verdrückt. Er nickte kauend Matz zu, der gerade dabei war, Zeitungen zu zerknüllen, um damit ein echtes Party-Feuer zu entfachen, und setzte sich schnaufend auf den Liegestuhl von Brunos Papa. Der knarzte bedrohlich, hielt sich aber wacker.

»Hunger!«, sagte Tetje, wühlte in seinem Beutel und schnaufte noch mal. Diesmal wie einer von den zwei alten Kutschen-Gäulen, die auf der Weide am Leuchtturm von Opa Fips grasen.

Sagen wir mal so: Die Milchpiraten waren sich absolut darüber im Klaren, dass sie alleine kein Feuer machen durften, aber die Situation war viel zu verlockend: elternfreie Zone bei Bruno und Ferienbeginn. Eine Party war also einfach nötig, und dazu gehörte nun mal ein Feuer, an dem man Würstchen grillte. Selbst der sonst so vernünftige Matz wurde von Bruno mit dem Argument überzeugt, dass er bei ihm in der Bude schlafen durfte, weil seine Eltern und die beiden Schwestern erst Dienstagabend zurückkommen würden. Das hatte gezogen.

Die Bude war so ungefähr die coolste Hütte, die man sich vorstellen konnte. Ein ehemaliger Wohnwagen, der auf Stelzen mitten in Familie Fuchsens Garten steht und über eine Strickleiter und eine Falltür und einen Ausguck verfügt. Und die Fenster sind echte Bullaugen. Also runde Fenster, die es sonst nur in U-Booten oder so großen Segelschiffen gibt. Das Teil stand hier schon, als Brunos Eltern das Grundstück mit Haus und Schuppen drauf vor ungefähr zehn Jahren gekauft haben.

In den allerkühnsten Träumen der beiden Freunde und Obermilchpiraten Matz Peters und Bruno Fuchs würde die Bude eines Tages ihr Hauptquartier werden. Dem stand nur noch eine einzige Sache im Weg. Eine Auflage von Frau Fuchs, Brunos Mama: Bruno brauchte mindestens eine Drei in Mathe – und die schien momentan so unerreichbar wie Polter Eiländ. Oder der Mond.

»Parole?« Bruno versuchte sich an einem gewagten Karate-Ausfallschritt, verfing sich mit den Füßen in seiner Hose und fiel um. Er knallte mit dem Kopf gegen das Gartentor und blieb liegen. Schlaubi sagte trotzdem brav die Parole – »Einmal Milchpirat, immer Milchpirat! Aaargh mit drei A!« – und wartete, bis Bruno ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht durchwinkte.