Die drei ???® Kids
Band 54
Zombie-Alarm
Mit Illustrationen von Kim Schmidt
KOSMOS
Umschlag- und Innenillustrationen von Kim Schmidt, Dollerup
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13699-7
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Post für Justus Jonas!« Bevor Peter und Bob ihr Saftglas abstellen konnten, war Justus schon aufgesprungen. Der Postbote bremste sein Fahrrad ab und stoppte vor der Veranda, auf der Justus, Peter und Bob zusammen mit Onkel Titus und Tante Mathilda in der Sonne frühstückten. Er griff in seine Tasche und wedelte lächelnd mit einem Umschlag. Schon war Justus bei ihm und schnappte sich die Nachricht.
»Ein Brief von Robinson Travel«, rief er. »Hey! Vielleicht habe ich gewonnen!«
»Du meinst: Vielleicht haben wir gewonnen«, riefen Peter und Bob empört aus. »Wir haben das Preisrätsel schließlich zusammen gelöst!«
Justus reagierte nicht, sondern riss den Umschlag auf und las den Brief, der darin steckte. Dann blickte er auf und strahlte. »Bitte Onkel Titus, bitte Tante Mathilda! Dürfen wir? Sagt ja, bitte sagt ja!«
»Worum geht es denn überhaupt?« Onkel Titus legte die Zeitung zur Seite. »Was für ein Robinson, und was für ein Preisausschreiben?«
»Wir haben ein Rätsel gelöst! Es ging um Städtenamen«, klärte Bob ihn auf. »Mit der richtigen Lösung konnte man eine Reise gewinnen. Die Städte waren Los Angeles, Lissabon, Dakar, Lima, Bombay und Brisbane. Alle diese Städte haben etwas gemeinsam – alle, bis auf eine! Man musste die Ausnahme finden. Aber es ist ganz einfach, denn …«
»Halt! Nichts verraten!« Tante Mathilda stellte schwungvoll ihre Kaffeetasse ab. »So klug wie ihr bin ich schon lange.« Sie legte die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. »Hauptstädte und Nichthauptstädte«, mutmaßte sie. Die drei ??? schüttelten grinsend die Köpfe. »Ach so«, rief Tante Mathilda triumphierend aus, »alle Städte liegen auf einem anderen Kontinent: Los Angeles in Nordamerika, Lissabon in Europa, Dakar in Afrika, Lima in Südamerika, Bombay in Asien und Brisbane in Australien.«
»Gut beobachtet«, sagte Justus. »Aber welche Stadt ist dann die Ausnahme?«
»Hmmm … vielleicht geht es darum, wie viele Leute da wohnen oder die Gründungsjahre der Städte oder …«
Bob und Peter schüttelten erneut die Köpfe. »Das kriegen Sie nie raus, Mrs Jonas!«
Auch Onkel Titus hatte jetzt der Ehrgeiz gepackt. »In Los Angeles und in Brisbane spricht man Englisch«, verkündete er.
»Ja, und?«, fragte Justus.
»Nun ja«, sagte Onkel Titus, »du hast recht, das hilft bei der Rätsellösung auch nicht weiter.«
Bob und Peter waren längst aufgestanden und hatten sich neben Justus gedrängelt. »Nun sag schon: Was haben wir gewonnen?« Justus grinste. »Es ist der dritte Preis, und es klingt ganz toll: Ein Wochenendflug nach Sandy Island. Zum Schiffswrack der Antonia Five!«
»Etwa zu dem unheimlichen Geisterwrack? Dem Schiff, das dort vor einigen Jahren gesunken ist?«, rutschte es Peter raus.
Sofort stieß Justus ihn in die Seite, doch Tante Mathilda hatte Peters Bemerkung genau gehört. »Auf keinen Fall fahrt ihr zu einem alten Schiffswrack, auf dem Geister und Gespenster umgehen!«, rief sie entschieden aus. »Lieber räumt ihr mir den Schrottplatz auf!«
»Na, dann will ich mal nicht weiter stören«, sagte da der Postbote, der die ganze Zeit über neugierig stehen geblieben war. »Schönen Tag noch!« Er stieg auf sein Rad und fuhr davon.
Justus sah ihm hinterher, bis er durch das Tor des Gebrauchtwarencenters verschwunden war, dann drehte er sich wieder zu den anderen um. »Geister gibt es nicht«, sagte er. »Nicht wahr, Onkel Titus?«
»Nein, natürlich nicht.« Zur Bestätigung schüttelte Onkel Titus den Kopf, doch dann grinste er. »Oder etwa doch, Peter?«
»Na ja, man kann nie wissen«, murmelte dieser leise.
»Lasst uns hinfahren und nachsehen«, meinte Bob.
»Nun, gegen einen kleinen Ausflug hätte ich in der Tat nichts einzuwenden«, sagte Onkel Titus. »In letzter Zeit habe ich ziemlich viel gearbeitet. Wir schließen den Schrottplatz einfach für ein paar Tage zu. Was meinst du, Mathilda? Eine Pause täte doch auch dir gut! Justus, für wie viele Personen gilt denn der Gewinn?«
»Für eine ganze Familie«, sagte Justus. »Wir müssen denen eben erklären, dass wir eine ganz besondere Familie sind.« Er schluckte. Vor einigen Jahren waren seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen. Seitdem wohnte er bei Onkel Titus und Tante Mathilda im Haus auf dem Schrottplatz. Peter und Bob waren seine engsten Freunde. Die drei Jungs nannten sich die drei ??? und hatten gemeinsam schon so manch aufregendes Geheimnis aufgeklärt. »Hier steht eine Telefonnummer, bei der man sich melden soll. Ich frage mal, ob wir alle fünf teilnehmen dürfen«, rief Justus.
»Na, dann viel Glück«, sagte Tante Mathilda und schenkte sich Kaffee nach.
Justus, Peter und Bob drängelten sich in den Hausflur, in dem ein antikes Telefon stand, das Onkel Titus einmal in einem alten Schloss gefunden hatte. Justus wählte die Nummer, und eine Frau hob ab. »Fly to Sandy Island, Smitherton ist mein Name.«
»Justus Jonas hier. Wir haben in dem Preisausschreiben einen Flug zum Gespensterwrack gewonnen.«
Es dauerte einen kleinen Moment, dann sagte die Frau: »Ja, stimmt. Justus Jonas. Hier steht es. Es ist alles vorbereitet. Du kannst dir eines der nächsten drei Wochenenden für die Reise aussuchen.«
»Darf ich meine Freunde mitbringen?«
»Die Reise gilt für fünf Personen. Wer das ist, ist uns egal. Du klingst noch sehr jung … Hauptsache, es fährt mindestens ein Erwachsener als Begleitperson mit.«
Justus, Peter und Bob strahlten. »Kein Problem«, sagte Justus. »Wir nehmen gleich das nächste Wochenende.«
»Das Gespensterwrack! Hier ist es!« Justus zeigte auf den Bildschirm des Computers. Onkel Titus beugte sich über ihn und las den Text in dem Lexikonbeitrag laut vor: »Die Antonia Five war ein kleines Passagierschiff, das vor zehn Jahren in einem heftigen Sturm einen Felsen rammte und wenig später nachts an der sandigen Küste von Sandy Island strandete. Man weiß bis heute nicht genau, wie viele Personen an Bord waren, und es hält sich das Gerücht, dass nachts die Seelen der Ertrunkenen zum Schiff kommen und ihr Leid besingen.« Onkel Titus richtete sich auf. »Und wer nicht aufpasst, wird von den Geistern mit ins Meer genommen – haha. Na, das ist ja genau das richtige Abenteuer für euch drei!«
»Nichts da! Spätestens um neun Uhr liegen alle im Bett«, rief Tante Mathilda. Sie stand in der Wohnzimmertür und hatte alles mit angehört. »Ich fahre ja glücklicherweise mit und werde von morgens bis abends auf euch aufpassen.« Als sie die enttäuschten Gesichter von Peter, Justus und Bob sah, musste sie unwillkürlich lachen. »Na ja, vielleicht gibt es auch mal eine Ausnahme«, sagte sie, »schließlich ist es ja ein kleiner Urlaub.«
Die drei ??? verzogen sich ins obere Stockwerk. Heute, am Abend vor der Abreise, durften sie alle bei Justus übernachten. Als sie in ihren Betten lagen, fragte Bob: »Glaubst du eigentlich daran, dass auf dem Schiffswrack Seelen von Toten herumgeistern, Just?«
»Ich weiß es nicht, aber wir werden es herausfinden.«
»Hört mit dem Gerede auf«, murmelte Peter schläfrig, »sonst bekomme ich heute Nacht noch Alpträume!«
Am nächsten Morgen standen Onkel Jonas, Tante Mathilda und die drei ??? erwartungsvoll auf dem Rollfeld des Flughafens von Santa Monica. Von hier aus starteten die Flüge in die nähere Umgebung. Und Sandy Island lag nicht weit vor der Küste von Rocky Beach. Ein Kleinbus kam angefahren und brachte sie zu ihrem Flugzeug. Justus, Peter und Bob waren überrascht, wie winzig dieses war. Es hatte nur einen Propeller und konnte gerade mal sechs Personen aufnehmen.
Der Pilot bemerkte ihre erstaunten Blicke und begrüßte sie lachend. »Ja, die meisten Leute fahren mit dem Schiff rüber nach Sandy Island, aber wir bieten auch einen Flugtaxiservice an. Ihr werdet euch wundern: Wir landen direkt auf dem Strand! Einen Flughafen gibt es dort nämlich nicht.«
»Auf dem Strand? Ob das wohl gut geht?«, fragte Peter mit einem leichten Schauer. Auch Tante Mathilda blickte plötzlich etwas ängstlich drein. »Der Pilot macht das ja nicht zum ersten Mal«, sagte Justus mit fester Stimme.
Dieser begann damit, das Gepäck im Flugzeug zu verstauen. »Misses Jonas, keine Sorge, der Strand hat sehr feste Abschnitte, da ist das Landen kein Problem. Eher schon die Windverhältnisse oder einer dieser verrückten Autofahrer, die einem manchmal in die Quere kommen.«
»Autofahrer am Strand?«, fragte Tante Mathilda verblüfft.
»Wussten Sie das nicht? Es gibt keine Straßen auf Sandy Island. 70 Kilometer nichts als Sand. Man kann deswegen nur mit einem Geländewagen mit Vierradantrieb den Strand entlangfahren. Und viele rasen ganz schön herum. Auch für Sie steht solch ein Wagen am Hotelressort bereit.« Justus, Peter und Bob blickten sich an. Mit einem Geländewagen den Sandstrand entlangfahren? Das klang verheißungsvoll.
Kurze Zeit später startete das Flugzeug. Die drei Jungs durften auf den Fensterplätzen sitzen. Nach wenigen Minuten flogen sie direkt über Rocky Beach. Unter ihnen war der Schrottplatz zu erkennen. »Tante Mathilda, die Haustür steht offen«, brüllte Justus gegen den lauten Fluglärm an.
»Oh nein!«, rief Tante Mathilda entsetzt. »Dann müssen wir sofort umdrehen!«
»War nur ein Scherz«, lachte Justus.
Sie flogen einige Zeit die Küste entlang. Alles einmal von oben zu sehen war fantastisch. Nach einer Weile tauchte am Horizont eine langgestreckte Insel auf. »Sandy Island