Saga
Für Annette, Anna und Daniel
Dieses Buch ist ein Glücksfall. Es gibt jedem Leser – dem Fachhistoriker genau wie dem interessierten Laien – die Möglichkeit, sich tief »einzulesen« in das, was die Wirklichkeit des soldatischen Kriegserlebnisses im Ersten Weltkrieg ausmachte. Gerade noch rechtzeitig hatte Wolf-Rüdiger Osburg die richtige Idee, als er zu Beginn der 1990er Jahre mehr als 135 Frontsoldaten aus der Zeit von 1914 bis 1918 aufspürte, die er tatsächlich zum Reden bringen konnte. Zwar mangelte es auch zuvor nicht an direkten und dichterischen Selbstzeugnissen aus dem Ersten Weltkrieg. Dorgelès, Renn, Remarque, Jünger haben das Bild des Weltkrieges mehrerer Generationen geformt und bestimmt. Und vielleicht noch mehr die populären Massenschriftsteller wie Beumelburg oder Dwinger, deren Kriegserzählungen zweifellos eigenem Kriegserleben entsprangen. Schon in den 1920er Jahren gab es wegen der Vielfältigkeit, der Unerhörtheit und der ideologischen Brisanz der »Fronterzählung« immer wieder erbitterten Streit um das »wahre Kriegserlebnis«.
Auch heute noch geht die Auseinandersetzung weiter. Waren »die Soldaten« eher »Opfer« des Krieges oder brachten sie selbstbewusst ihr Opfer für das Vaterland? Waren sie gar »Täter«, die Genugtuung empfanden, wenn sie einen »Tommy« oder »Franzmann« mit dem Maschinengewehr oder dem Spaten direkt töteten oder – abstrakter – mit schwerem Kaliber haufenweise auf Distanz erledigten. Aber wie will man überhaupt Typisches herausfinden, bei allein mehr als 13 Millionen Soldaten auf deutscher Seite? Natürlich gab es da »Opfer« aller Art, aber auch ein Sadist oder Killer konnte auf seine Kosten kommen. Man wird sich sicherlich auf Dauer damit begnügen müssen, dass es einen ungeheuren Spielraum an vielfältigsten Kriegserfahrungen gegeben hat, die aber alle zusammen nicht beliebig austauschbar waren und eine gewisse Typik aufweisen. Dies ganz besonders an der entscheidenden Stelle des Ersten Weltkrieges, nämlich im Bewegungs- und Stellungskrieg an den 700 Kilometern der Westfront, von Flandern bis zu den Vogesen.
Wolf-Rüdiger Osburgs klug strukturierte und kommentierte Sammlung von 135 ungewöhnlich direkten Selbstzeugnissen hilft uns sehr viel weiter beim Erfassen dieser zentralen Kriegswirklichkeit. Das gilt auch für viele andere Fragen, insbesondere das berühmte »Augusterlebnis« von 1914 und die Frustrationen der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Greise, die er zum Sprechen gebracht hat, reden wahr. Anachronismus, also Dinge und Erfahrungen, die wirklich nicht aus jener Zeit stammen können, habe ich an keiner Stelle gefunden. Diese Erzählungen können wegen ihrer Typik genau wie wegen ihrer überraschenden Individualität und direkten Lebendigkeit als signifikante Zeugnisse des Kriegserlebens gewertet werden. Der Gedächtnisforschung ist ja auch das Phänomen bekannt, dass uralte Menschen plötzlich wieder direkt zurückfinden zu Erfahrungen, die durch das Rad der Zeit verformt worden waren. Auch die politische Auseinandersetzung der 1920er Jahre um Kriegsschuld und Niederlage hat ihre Spuren in der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg hinterlassen: Um die »Dolchstoß«-These kommt kaum eine soldatische Kriegeserzählung herum.
Auch mein Vater, Jahrgang 1906, hat immer vom Ersten Weltkrieg erzählt, allerdings unbewusst aus der Perspektive des farbentragendnichtschlagenden Korpsstudenten der 1920er Jahre. Aber kurz vor seinem Tod, 1993, lösten sich ihm solche Fesseln. Jetzt konnte er unvermittelt erzählen, was er tatsächlich als Kriegskind erlebt hatte. Etwa die Geschichte vom Onkel, der auf Urlaub von der Front kam und stolz sein Gewehr zeigte, in dessen Schaft er für jeden erledigten Feind eine Kerbe geschnitzt hatte. Die Großmutter empfand das als Hochmut und Gottversuchung, und als der Onkel dann fiel, war für sie Gottes Ordnung wiederhergestellt. Eine solche Geschichte erfindet niemand, aber es ist ohne Weiteres möglich, dass sie Jahrzehnte schlummern muss, bevor sie im hohen Alter wieder frei wird. Vielleicht gehört diese Fähigkeit ja auch zum Schatz des Wissens, das nur ein sehr alter Mensch hat, weshalb er in vielen traditionalen Gesellschaften und Strukturen Ehre und Einfluss genießt.
Wolf-Rüdiger Osburgs Greise sind zum größten Teil einfache Männer gewesen und geblieben, er hat sie in Altersheimen gesucht und gefunden. Das, was sie ihm berichtet haben, ergibt – alles zusammen – eine erstaunlich »dichte« Erzählung von der Entstehung des Krieges, von seinem Verlauf und auch von seinen Folgen. Beispielhaft dafür ist das in der historischen Forschung so lange heftig umstrittene »Augusterlebnis« von 1914. Waren die Menschen damals eher »kriegsbegeistert« oder vielmehr ahnungsvoll-skeptisch, angstvoll oder verzweifelt? Osburgs Zeitzeugen geben ein ganzes Kaleidoskop von Antworten, aus denen sich ein ebenso buntes wie tiefenscharfes Bild von der Vielzahl konkreter Erfahrungsmöglichkeiten ergibt: Irgendwie begeistert scheinen alle oder fast alle gewesen zu sein. Aber war das die Hurra-Begeisterung der Berliner, Frankfurter oder Münchener Straße? Einer der alten Herren, Karl Theil, geb. 1893, sagt in aller Deutlichkeit etwas ebenso Erstaunliches wie Wahres: »Unterwegs auf den Bahnhöfen standen die jungen Menschen, vor allem viele Mädchen und Kinder, und winkten. Die Begeisterung war damals groß. ›Heil Dir Kaiser‹, das war nichts Besonderes. Es war alles wie beim lieben Gott«. Eine Begeisterung also wie in der Kirche! Hoch die Herzen, sursum corda! Seiner alten Verbindung zu religiöser Geistigkeit ist »Begeisterung« als Wort heute – seit 1914? – entledigt; es ist wichtig, dass die alte Stimme diese Dimension noch einmal in Erinnerung bringt. Solche Quellen, solche Zeugnisse sind geeignet, der Geschichtswissenschaft neue Impulse zu geben.
Oder was das historiografisch so umstrittene Problem der Kriegsbrutalität angeht: Wie konnte es anders sein, als dass bei den zig Millionen Kriegsteilnehmern eine signifikant große Zahl von Verhaltensweisen registriert werden kann? Und die Kriegsereignisse waren ja auch bei aller Sterilität immer wieder ganz verschieden. Natürlich hat es die schreckliche Situation gegeben, dass »keine Gefangenen gemacht« wurden, was in der Erzählung von Carl Heckert auf unvergessliche Weise geschildert wird. Aber neben solcher Ermordung Wehrloser auf Befehl gab es genau so gut Szenen äußerster Menschlichkeit im Kampf.
Solches Sowohl-als-auch banalisiert nicht, löst nicht das nötige Gesamtbild des Krieges in Episoden auf, in beliebig Erlebtes. Was bleibt, ist die Geschichte eines unglaublichen Überlebens in ständiger Nähe des Todes. Die totale Erschöpfung, die Suche nach Nahrung und Wasser, das Entsetzen beim Anblick der zerrissenen Körper der Kameraden – aber auch die Tatsache, dass die Kriegswirklichkeit in vielen Fällen nichts anderes war als sehr harte Arbeit abwechselnd mit Phasen extremer Langeweile. Wichtig ist auch, dass all die alten Männer erzählen, wie eng die Verbindung zur Heimat trotz allem geblieben ist. Diese Soldaten waren ja zum größten Teil gezogene Zivilisten. Sie waren keine im Krieg heimisch gewordenen Landsknechte – die gab es auch –, sondern Familienväter oder junge Burschen, die aus der Familie gerissen wurden und sich im Krieg einrichten mussten. Wie sie das taten, ist kaum einmal so variantenreich und gerade deshalb so dicht erzählt worden wie in dieser Sammlung von Selbstzeugnissen. Man wünscht diesem Buch gerne interessierte Leser und viel Erfolg, denn es ist eine authentische Quellensammlung aus erster Hand. Wolf-Rüdiger Osburg gebührt Dank und Anerkennung für diese Sammlung, die uns hilft, den Ersten Weltkrieg besser zu verstehen.
Ich träum’ als Kind mich zurücke
und schüttle mein greises Haupt;
wie sucht ihr mich heim ihr Bilder,
die lang’ ich vergessen geglaubt?
(aus Adelbert von Chamisso,
»Das Schloß Boncourt«)
Ackerstraße 33. Mein Blick fällt auf ein kleines, zweistöckiges Haus in einer beschaulichen Nebenstraße am Rande von Oldenburg. In meiner Hand halte ich eine Aktentasche, in ihr ein kleines Diktiergerät und eine Liste mit Fragen. Es beschleicht mich ein Gefühl, das ich von Einladungen her kenne. Wärst du doch zu Hause geblieben und hättest dir einen ruhigen Nachmittag gemacht.
Ungefähr ein Dreivierteljahr zuvor hatte ich ein Buch über Verdun geschenkt bekommen. »Was soll ich mit einem Kriegsbuch anfangen?«, war mein erster Gedanke. Gut, Geschichte ist mein Steckenpferd. Aber warum gerade ein Buch über den Ersten Weltkrieg? Ich gehöre der Generation an, die sich in der Schule vor allem mit dem Dritten Reich auseinandergesetzt hat. Auch die Entstehungsgeschichte des Ersten Weltkriegs, den die Franzosen und Engländer immerhin »La Grande Guerre« bzw. »Great War« nennen, hat uns einige Unterrichtsstunden gekostet. Aber der Krieg selbst wurde gemieden. Ein paar Bilder von Fort Douaumont vor Verdun nach schwerem Beschuss, mehr nicht.
Es dauert einige Monate, bis ich das Buch in die Hand nehme. Eine Reise nach Paris, verbunden mit einer langen Eisenbahnfahrt durch den Westen Frankreichs, bietet Anfang 1989 den idealen Anlass. Der Autor schildert den Ablauf der Schlacht um Verdun, die sich über weite Teile des Jahres 1916 erstreckte. Es ist von hineingeworfenen Truppenteilen die Rede, von Flecken Erde, oft nicht größer als zwei, drei Fußballfelder, auf denen die Soldaten Woche um Woche ihr Leben ließen.
Das Schicksal dieser jungen Leute zu Anfang des Jahrhunderts lässt mich nach meiner Rückkehr nicht mehr los. Ich schließe einen Pakt mit mir: Entweder ich vergesse den Ersten Weltkrieg in den kommenden Tagen oder ich bleibe am Ball. Und so kommt es. Zwar könnte ich mich mit Sekundärliteratur zufriedengeben, aber mein wirklicher Wunsch ist es, die Männer des Krieges zu treffen und mehr von ihnen und über sie zu erfahren. Was geht in einem vor in den verschiedenen Etappen eines solchen Krieges? Wie verkraftet er das Erlebte? Es waren doch Menschen wie wir auch. Über 70 Jahre sind seit den Ereignissen vergangen. Eine lange Zeit, aber nicht lang genug, als dass es nicht noch Überlebende geben würde. Ein Großonkel und Kriegskamerad meines Großvaters, Hans Reimers, steht damals im 90. Lebensjahr und – das weiß ich aus Familienerzählungen – hat das Ende des Krieges mitgemacht. Es muss 1989 aber noch Mitmenschen geben, die Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts geboren wurden und schon bei Kriegsbeginn als Soldaten eingerückt sind. 94, 95, 96 Jahre alt dürften sie 1989 sein. Wo aber leben sie und wie kommt man an sie heran? Alte, ja hochbetagte Menschen. Auf dem Land kann ich sie mir noch als Familienälteste inmitten der Ihren vorstellen, aber in einer Stadt kaum. Hier vermute ich sie mehr oder weniger wohlbehütet in Altersheimen. Mit Hilfe der Bundeswehr wird an Namen und Anschriften von Kriegsteilnehmern nicht heranzukommen sein. In Deutschland gibt es nach dem Dritten Reich keine militärische Traditionspflege wie beispielsweise in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern. Dann kommt mir vis-à-vis des Oldenburger Einwohnermeldeamtes eine Idee. Warum sich nicht die Daten aller vor 1900 geborenen männlichen Einwohner geben lassen? Die Universität Oldenburg unterstützt mich, das Einwohnermeldeamt bejaht das öffentliche Interesse für eine melderechtliche Gruppenauskunft. Wenige Tage später halte ich die Namen von 111 potenziellen Gesprächspartnern in der Hand. In den ersten Apriltagen 1989 schreibe ich an alle.
Nie werde ich die Tage danach vergessen. Das Telefon steht nicht still. Mal feste, mal altersschwache Stimmen erzählen mir, wo und wann sie am Ersten Weltkrieg teilgenommen haben. Es rufen Kinder von Kriegsteilnehmern an – oft auch schon in den Siebzigern –, die mir mitteilen, dass ich um einige Wochen zu spät käme. Der Vater lebe nicht mehr. Ehefrauen berichten, ihr Mann sei zwar noch am Leben, aber schon lange nicht mehr richtig ansprechbar. Häufig enden Telefonate mit der Versicherung, wie gerne er mit mir gesprochen hätte, wenn er dazu noch in der Lage wäre. Natürlich gab es auch Vorwürfe der Nachkommen, was mir in den Sinn komme, alte Menschen derart zu belästigen.
Die Reaktionen der ehemaligen Kriegsteilnehmer selbst sind durchaus nicht einheitlich. Manche melden eher pflichtgemäß ihre Bereitschaft, mir Rede und Antwort stehen zu wollen. Großes Interesse geben sie nicht vor, doch wollen sie meinem Vorhaben auch nicht im Weg stehen und laden mich zu einem kurzen Gespräch ein. Die Mehrzahl hingegen kann eine gewisse Unruhe und Vorfreude auf das Interview nicht verhehlen. Gut die Hälfte meiner Schreiben bleibt unbeantwortet.
Zögernd lasse ich am 1. Mai die Gartenpforte hinter mir. »Otto Hayen« lese ich an einem der Namensschilder und klingle. Es vergeht einige Zeit, dann höre ich Schritte und sehe durch das milchige Glas der Haustür, dass jemand die Treppe hinuntersteigt. Es wird geöffnet und ich schaue in das liebenswürdige Gesicht eines alten Herrn, der mir freundlich die Hand reicht. Ich habe mir einen Mann von 94 Jahren gebrechlicher vorgestellt. Ich folge ihm die Treppe hinauf und frage mich, weshalb derart betagte Menschen in der ersten Etage wohnen müssen. Diese Überlegung wird allerdings relativiert, als ich oben dann stärker aus der Puste bin als er. Ich betrete ein Wohnzimmer, das nichts gemein hat mit den Zimmern des Ikea-Zeitalters. Gediegene Möbel, die in verschiedenen Phasen seines Lebens vom hart Verdienten angeschafft worden sind, ein Radio der Nachkriegszeit versieht seit einer halben Ewigkeit seinen Dienst, eine alte Standuhr mischt sich mit ihrem lauten Klang ein. Hier haben einst mehr Menschen gelebt. Eine gemütliche Atmosphäre, Fotos unterstützen die Erinnerung.
Bald greife ich zu meinem Fragenzettel. Das Diktiergerät verwirrt meinen Gesprächspartner zunächst etwas. Otto Hayen beginnt langsam zu erzählen, redet dann aber immer flüssiger. Vor seinem inneren Auge beginnen die Ereignisse von damals wieder lebendig zu werden. Die Jugend in Oldenburg, der Kriegsbeginn 1914, das Einrücken zu den Soldaten, die Kämpfe bei Verdun und in Flandern. Ich habe Herrn Hayen als Ersten ausgewählt, weil er zu den wenigen Oldenburgern gehört, die in Verdun – dem Auslöser meiner Spurensuche – gekämpft haben. Er ist genau der Richtige. Namen – ja Vornamen von Kameraden – fallen ihm ein, kleinste Besonderheiten im Gelände vor Verdun. Er erzählt und erzählt. Mein Fragenzettel erweist sich bald als wertlos. Seine Erinnerungen sind wach und sein Bericht von großer Intensität.
Nach knapp zwei Stunden habe ich das Gefühl, einen Schlusspunkt unter mein Gespräch mit Otto Hayen setzen zu können, vielleicht auch zu müssen, da ich mich recht ausgepumpt fühle. Mein Gesprächspartner macht einen zufriedenen Eindruck. Ich bekomme ein Glas Wein angeboten. Ich verspreche wiederzukommen. Ich werde dieses Versprechen nicht einlösen können. Nach zwölf weiteren Interviews im Frühjahr 1989 ziehe ich aus beruflichen Gründen nach Hamburg um. Etwa drei Jahre später bin ich zufällig wieder in Oldenburg. Es zieht mich in die Ackerstraße zurück, wo mein Projekt seinen Ausgang nahm. Von einer Mitbewohnerin im Haus erfahre ich, dass er vor einigen Monaten gestorben ist. Ein langes Leben ist damit zu Ende gegangen. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: »Ich wusste nicht, dass es so leicht ist.«
Über meinem Wechsel nach Hamburg verliere ich das Projekt aus den Augen. Es vergehen anderthalb Jahre, bis ich mich von Freunden überreden lasse weiterzumachen. Jetzt bleibe ich dabei. In den nächsten 18 Monaten folgen 124 weitere Interviews in zahlreichen deutschen Großstädten. Die verschiedenen Einwohnermeldeämter sind kooperativ. In München allerdings wird mir die Zustimmung mit der Begründung verweigert, historische Forschung liege nicht im öffentlichen Interesse. Ende 1992 stelle ich die Interviews ein. Ich bin in Unternehmervillen gewesen und in Mietskasernen. Natürlich führte mich mein Weg häufig auch in Seniorenunterkünfte vom reinen Pflegeheim bis zum Wohnstift. Hinter all meinen Gesprächspartnern lag ein Leben von unüblicher Dauer. Menschen, deren körperliche und vermutlich auch seelische Konstitution es zugelassen hatte, in eine außergewöhnliche Altersgruppe vorzustoßen. Auserwählte? Mancher meiner Gesprächspartner verneinte diese Frage. So zum Beispiel der alte Herr aus Köln, dem am Ende unserer Unterhaltung eine Frage nach den anderen Interviewpartnern auf der Seele lag: »Haben die anderen alle noch leben wollen?« Er wollte es offensichtlich nicht mehr. Ihm war sein Leben im Alter zur Last geworden.
Ich traf alte Herren, die sich über die Nickeligkeiten des Alters ärgerten. Seit zwei Jahren könne er nicht mehr Tennis spielen, und – ich habe es tatsächlich erlebt – mit 99 Jahren sei die Fähigkeit verloren gegangen, einen Kopfstand zu machen (ich habe das nie gekonnt). Einige waren von großer Unruhe und erinnerten mich in ihrer Angst vor dem Sterben an junge Menschen. Paul Krüger schilderte mir andererseits als das Erlebnis des Tages die Begegnung mit einem Schmetterling, der sich nach langer Zeit wieder einmal auf dem Strauch vor dem Haus niedergelassen hat. Und Hans Seidelmann verabschiedete sich bei einem meiner letzten Besuche: »Lange wird es nicht mehr dauern.«
Ich habe es stets als einen Glücksfall empfunden, die Zeitzeugen dieser Geschichtsperiode gerade noch getroffen zu haben, bezeichnen wir doch schon die Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs als Veteranen. Die Hauptdarsteller dieses Buches sind deren Väter! Hinter meinem Projekt und dem Zeitpunkt seiner Realisierung stand kein Plan, keine gezielte Marketing-Idee, es war reiner Zufall. Hätte ich diesen Einfall einige Jahre später gehabt, hätte ich mit den Teilnehmern dieses Krieges nicht mehr sprechen können. Meine Gesprächspartner führten mich in das ausgehende Kaiserreich, eine Zeit, die uns nur noch in sehr wackeligen Bildern erhalten ist. Der Krieg, den sie beschreiben, ist nicht irgendein Stück Historie. Er ist das zentrale Ereignis am Anfang des 20. Jahrhunderts und seine Fernwirkungen haben vielleicht erst mit dem Abflauen des Kalten Krieges ihr Ende gefunden. Er markiert den Einstieg in das technische Jahrhundert am Ausgang des zweiten Jahrtausends und ist damit alles andere als eine Summe historischer Daten, die man einfach so abhaken kann.
Ich habe mich häufig gefragt, ob es nicht mindestens genauso ergiebig gewesen wäre, mit Tagebüchern oder Feldpostbriefen zu arbeiten. Doch gibt es für mich nichts Intensiveres und Unmittelbareres als ein Gespräch mit einem Zeitzeugen. Ein solcher Dialog eröffnet die Möglichkeit, Facetten des Erlebten auszuleuchten. Und man kann versuchen, Dingen auf die Spur zu kommen, die der Autor eines Briefes aus ganz bestimmten Gründen nicht ansprechen wollte. Ein Kriegsteilnehmer beschrieb das so: »Man konnte seinen Eltern schreiben, aber was nützte das. Was sollte man schreiben? Das Elend, das man sah?«
Oft habe ich mir bei den Gesprächen die Frage gestellt, wie es möglich ist, dass meine Gegenüber so viele Details in so glaubwürdiger Weise wiedergeben konnten. Wirklich überzeugt hat mich erst die Erklärung, sie seien damals wie trockene Schwämme gewesen. Aufgewachsen etwa in einem kleinen Dorf in Schlesien, gab es für sie in der Kindheit und Jugend keine Informationsflut, wie wir sie heute kennen. Eine Reihe kleiner Häuser längs der Dorfstraße, die Dorfschule, ein Einwohner, der sich eine Zeitung hielt – für Kinder natürlich unerreichbar –, vielleicht einmal im Jahr ein Besuch der Kreisstadt. Und dann der Krieg: Einrücken zu den Soldaten, Breslau, vielleicht sogar Berlin, der Kölner Dom und am nächsten Tag das Gebiet vor Verdun. Das prägte sich ein und ließ sie nie wieder los.
Das Leben liegt nun hinter ihnen. Der Erste Weltkrieg, die Nachkriegszeit mit dem Eintritt ins Berufsleben und der Gründung ihrer Familien, der Zweite Weltkrieg und die Pensionierung, die häufig Anfang der sechziger Jahre erfolgte. Da ging ich noch in den Kindergarten. Familienmitglieder, Ehefrauen, Freunde und sogar Kinder sterben. Alle Eitelkeiten und Ambitionen sind mit ihnen gegangen. Nun – noch unausweichlicher als damals im Krieg – spüren sie das Ende des Lebens. Mag der eine oder andere dazu neigen, die Vergangenheit zu verklären und einmal zurechtgelegte Versionen der eigenen Geschichte als wahr zu vermitteln, sie bleiben für mich die besten, ehrlichsten Zeitzeugen, die ich mir vorstellen kann.
Die einzelnen Buchkapitel gehören fast ausschließlich meinen Gesprächspartnern. Sie gestalten mit ihren Aussagen die einzelnen Abschnitte. Was sie nicht erinnern, existiert für mich nicht. Die Idee, ein Buch in erster Linie aus den Erzählungen der Zeitzeugen zu erstellen, hat mich von Anfang an fasziniert. Beim Lesen historischer Literatur ist es mir oft so gegangen, dass ich voller Neugierde von einer eingestreuten Zeitzeugen-Schilderung zur anderen geeilt bin, während mich weitschweifige Erklärungen des Autors nicht sonderlich interessiert haben.
Das Buch gibt die Interviews nicht zusammenhängend und im vollen Umfang wieder. Meine Gesprächspartner kommen stattdessen mehrmals zu Wort, indem ich aus ihren Berichten die interessantesten Passagen ausgewählt und sie Einzelkapiteln zugeordnet habe. Es gibt vor allem zwei Gründe dafür. Der eine ist eher zwangsläufig und ich mache dabei gleichzeitig aus einer Not eine Tugend. Es handelt sich um Berichte sehr alter Menschen von nicht durchgehend gleicher Qualität. Sie ähneln einem alten Film aus teils gut, teils nur unvollständig belichteten Passagen, die sich folglich nicht als durchgehende Erzählungen eignen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, dass ich so auch Zeitzeugen zu Wort kommen lassen kann, die nur eine Anekdote zu erzählen wussten, so geschehen beispielsweise bei Hans Wohlers, mit dem Geburtsjahr 1889 mein ältester Gesprächspartner. Stellt man die Interviewpassagen thematisch zusammen, werden zweitens Vergleiche zwischen den Sichtweisen und Erfahrungen verschiedener Zeitzeugen möglich. Ein vielschichtiger Überblick über das Erleben des Ersten Weltkrieges ist die Folge. Hierfür habe ich in Kauf genommen, dass die persönlichen Züge meiner Geprächspartner zurücktreten und nur ansatzweise durch die Fotos und die häufige Nennung einiger von ihnen gewahrt bleiben.
Meine Fragen, mit denen ich die Interviews gesteuert habe, drucke ich nicht im Kontext der einzelnen Interviewpassagen ab. Stattdessen verdeutliche ich sie in den Kapiteleinleitungen. Sie spannen den Bogen zwischen den einzelnen Kapiteln und sollen den Blick des Lesers auf das nachfolgende Thema richten. Im Vordergrund aber stehen die persönlichen Zeugnisse mit ihren so unterschiedlichen Perspektiven. Was so entsteht, ist ein Bilderbogen subjektiver Wirklichkeiten des Krieges. Ob sie uns, abhängig von unserer Haltung zum Krieg, gefallen oder auch nicht, ist unwichtig. Was mich fasziniert, ist die Vielfalt des Lebens, seine kleinen wie großen Geschichten. Die Originalsprache meiner Interviewpartner habe ich weitgehend beibehalten, habe aber beispielsweise häufige Wortwiederholungen weggelassen.
Was hat diese Generation in den Stand gesetzt, den Krieg und seine Strapazen durchzustehen? Das ist die generelle Frage des Epilogs. Je mehr ich erfahren habe, desto weniger lässt mich diese Frage los. Sie ist die logische Konsequenz meines Interesses an der Seelenlage der Soldaten.
Plötzlich ist der Erste Weltkrieg kein entlegenes Thema mehr im Dunkel der Geschichte. Die Soldaten auf den Fotos vom Ersten Weltkriegs verlieren ihre Anonymität. Es sind keine stereotypen Gesichter mehr. Mit einem Mal können wir uns auch in andere Kriege besser hineindenken. Wo liegen die Unterschiede zwischen Flandern 1917 und Vietnam 1968? Was wissen wir wirklich über die Menschen in Bosnien oder über die irakischen Infanteristen, die 1991 in der dortigen Wüste gestorben sind? Ich möchte noch einen Schritt weiter gehen. Wo überhaupt kommt man dem Leben am besten auf die Spur als in der Nähe des Todes? Hier offenbart sich Sinnloses ebenso wie Bedeutungsvolles.
Meine Gesprächspartner sind mittlerweile ihren Lebensweg zu Ende gegangen. Die Letzten, zu denen ich bis in die Jahre 1997 und 1998 Kontakt gehabt habe, sind heute tot. In einigen Fällen bin ich von ihren Kindern darüber informiert worden. Ich werde die Interviews und meine Gesprächspartner nicht vergessen.
Bevor ich dieses Kapitel beende, möchte ich denjeningen danken, die das Buchprojekt in den verschiedenen Entstehungsphasen begleitet haben und ohne die es nie zum Abschluss gelangt wäre. Da ist zunächst Prof. Dr. Werner Boldt, Oldenburg i.O., dessen wissenschaftliche Rückendeckung mir den Zugang zu den Einwohnermeldeämtern erschloss. Dr. Frithjof Hager, Berlin, der mich in der zweiten Phase der Buchabfassung hartnäckig zu inhaltlichen Verbesserungen anhielt. Als es dann daran ging, mit dem Buch an die Öffentlichkeit zu treten, war es Joska Pintschovius, Otter/Nordheide, der mich in jeder Weise hierzu ermutigte. Die Vollendung des Buches schließlich geht einher mit der geradezu freundschaftlichen Unterstützung durch Bernd Henninger, Heidelberg. In diesem Zusammenhang gilt ein besonderer Dank Prof. Dr. Gerd Krumeich, Düsseldorf, für seine ermutigenden und mein Projekt befördernden Vorworte aus dem berufenen Mund des Wissenschaftlers. Schließlich danke ich meinem Lektor Dr. Ulrich Steinmetzger, Halle, der meinem Buch den nötigen Feinschliff verliehen hat. Es ist eine wunderbare Nebenerscheinung der Entstehung dieses Buches gewesen, derart bemerkenswerte Menschen kennengelernt zu haben.
Otto Hayen, geb. 1895:
Dann haben wir die elende Schlacht bei Verdun geführt. Dort sind wir einen Monat gewesen, sind vier Mal eingesetzt worden. Wir haben dort unser ganzes Bataillon erneuern müssen. Alle gefallen oder verwundet. Wir kamen von Azannes auf dem Fußweg zur Brûle-Schlucht. Die Schlucht wurde stark beschossen, weil in dieser Gegend 24er Mörser standen. An der Innenseite der Schlucht waren Küchen aufgestellt. Links von uns war die Hassoule-Schlucht. Von hier aus mussten wir die vielleicht 1000 Meter zum Fort hoch gehen. Die Gegend bestand nur aus Trichtern. Es regnete und überall war Schlamm. Es war fürchterlich damals. Auf dem Pfad, auf dem wir gegangen sind, war der Boden blank. Es wurde immer nur dieser Pfad genommen. Er war der einzige, auf dem man noch laufen konnte. Komischerweise hat er während der ganzen Zeit gehalten, obwohl dort zehn Fesselballons der Franzosen standen, die alles überwachten. Ich bin vier, fünf Mal diesen Pfad längsgegangen. Dann kam man an einem Wasserloch vorbei, aus dem Wasser tropfte. Diese Ecke war früher einmal das Dorf Douaumont gewesen. Aber bevor Sie zu dem tropfenden Dings kamen, mussten Sie über Dutzende von Leichen klettern. Der Franzose wusste von dem Wasserloch und schoss immer wieder hinein. Da lagen Infanteristen, Pioniere, alle haufenweise aufeinander. Jeder wollte Wasser haben und kriegte es doch nicht. Ein Tropfen, schon war er erledigt. Die Pioniere haben verschiedentlich versucht, Rohre von der Brûle-Schlucht zum Fort zu bringen. Sie haben die Rohre verlegt, und zu einem bestimmten Zeitpunkt sollten die Rohre zusammengeschraubt und Wasser durchgeleitet werden. Die Leitung ist nie zustande gekommen. Da liegen Tausende von Leuten neben diesen kaputtgeschossenen Rohren.
Am Fort Douaumont musste man einen großen Trichter runter. Unsere Dicke Bertha hatte dort das Fort durchschlagen und eine Kasematte getroffen. Durch dieses Loch musste man hinein. Nahe des Loches stand ein Motor, die Zentrale für elektrisches Licht. Da lagen nun die 1., die 2. und die 4. Kompanie, und da lagen auch noch Bayern. Ich war damals schon Sanitäter, hatte kein Gewehr mehr nötig, nur eine Pistole zur Selbstverteidigung. Wir trugen die Rot-Kreuz-Binde. Traten Ärzte raus: »Komm mal her, anfassen, Verwundete!« In den Gängen gab es nur Kerzenlicht. Wenn sie sich länger dort aufhielten, wurden die Kerzen immer kleiner, bis es »blupp« machte und sie mangels Sauerstoff erloschen. Wo die Ärzte in Hemdsärmeln arbeiteten, war es schon allein wegen der Wärme fürchterlich. Von dem hinteren Eingangsloch musste man zwei Etagen hochsteigen, bis man plan zum Ausgang war. Der Ausgang war früher ein richtiger Eingang mit Türen gewesen. Heute gab es dort nur Sandsäcke. Es war gerade so viel Platz, dass ein Mann mit Dachs – wir Jäger hatten keine Tornister, sondern Dachse aus Dachsfell – herauskriechen konnte.
Jeder Einsatz, den wir als 2. Kompanie damals machen mussten, war so vielseitig, so ausgedehnt, dass man weiter nichts kannte. Was bei Thiaumont geschah, da bin ich gar nicht dahintergekommen. Nach vier Tagen, die wir draußen gelegen haben, waren alle Menschen weg. Wir hatten zwei Feldwebel, Fahnenjunker, ganz fixe junge Leute, die sind auch dort geblieben. Wir haben Leute verloren! Ich musste einmal Sanitätsgepäck holen. Ich komme wieder von der Brûle-Schlucht bei Tage zum Fort zurück, da kommt mir auf der anderen Seite unser Bataillonskommandeur, Hauptmann Kirchheim, am Kopf verbunden, entgegen. »Kommen Sie mal her, Jäger«, sagt er. »Welche Kompanie sind Sie denn?« Ich sag: »Die zweite.« »Ach, ich will Sie ja nicht aufhalten, aber hier gibt es keinen Krieg mehr. Das ist Mord, was hier geschieht.« Das hat der Hauptmann Kirchheim gesagt. Der ist nachher im Zweiten Weltkrieg noch General geworden.
Mein letzter Einsatz war an dem Bahndamm vor Fleury. Wir hatten ja Fleury schon genommen. Da saß ich tagsüber ganz allein in einem Loch. Die Geschosse sausten über mich hinweg. Wir hatten ihre Bahn schon kennengelernt und wussten, wann so ein schwarzes Ding über uns wegging. Die französischen Flieger flogen 100 Meter über uns, ohne dass etwas passierte. Am gleichen Tag, es wurde schon dämmerig, kommen nachmittags zwei Jäger in mein Loch gesprungen. Ich sag: »Wo kommt ihr denn her?« Das andere war nur das Zischen von Geschossen. Da sagt der eine: »Von Goslar, 10. Jäger.« »Ja, was ist denn eure Heimat?« »Oldenburg.« Ich sag: »Oldenburg ist groß. Wo seid ihr denn in Oldenburg zu Hause? Nun lasst euch nicht ausquetschen.« »Lindenstraße.« Ich stellte fest, dass es zwei Lehrlinge vom Maler Braasch waren. Und neben dem Maler Braasch wohnten wir. Nun stellen Sie sich diesen Zufall einmal vor! Da hab ich gesagt: »Geht nicht weiter vor, geht links oder rechts hin, aber nicht weiter vor. Dort liegt der Franzose, und zwar der Marokkaner.« Ich habe sie nie wiedergesehen. Die Granaten gingen hoch nachher. Sie sind bestimmt nicht mehr am Leben. Ich habe später noch einmal mit der Tochter vom Maler Braasch gesprochen, die sich so halb an die beiden erinnern konnte, aber sie wusste auch nichts Genaues.
Jetzt kommt der Morgen. Mit einmal wird das Feuer von den Franzosen nach vorne verlegt. Es hatte bislang immer nur hinten reingepfeffert. Nicht in unsere Stellung, aber unmittelbar dahinter. Das Gelände erkannte man nur, wenn Leuchtkugeln hochgingen, sonst sah man bloß schwarze Erde. Orientieren konnte man sich überhaupt nicht. Man hatte nur noch im Gedächtnis: »Aha, da liegt das Fort, daher bist du vermutlich gekommen.« Mit Bestimmtheit konnte man aber auch das nicht sagen. Mit einem Mal höre ich einen Pfiff aus einer Pfeife. Ich guck hoch, steht da zehn Meter vor mir eine große Gestalt in einem blauen Mantel und pfeift. Es war ein Marokkaner. Vorsichtshalber hatte ich mir ein Gewehr bereitgelegt – ich hatte ansonsten nur die Walther-Pistole – und habe tatsächlich mit dem Gewehr den Mann erschossen. Tut mir leid, aber es ist einer, den ich bewusst erschossen habe. Er pfiff, Offizier oder sonst was, um seine Leute hochzutreiben. Dadurch, dass er zusammensackte, ist kein Mann hochgekommen. Der Angriff ist nur links von uns vorgetragen worden. Wir haben noch einen Tag dort gelegen ohne jeden Angriff. Abends im Dunkeln kommt ein Mann in mein Loch gesprungen. Es war der Offizier-Stellvertreter. Wir nannten ihn Mohrbock, weil er einen schwarzen Schnurrbart hatte. Wilhelm hieß er. Der sagt: »Ich such hier schon die ganze Front ab. Ich kann niemanden mehr finden, ich hab bislang sieben Mann festgestellt.« Die zweite Kompanie hatte aus 200 Mann bestanden. Von denen, die tatsächlich noch am Leben waren, sind auf dem Rückweg zur Brûle-Schlucht noch einige gefallen. In Azannes wurden wir dann zusammengestellt. Da waren wir vom Bataillon keine 300 Mann mehr. Der Hauptmann Kirchheim hatte es richtig ausgedrückt. Es war kein Feind mehr da, es ging nur noch ums Umbringen.