CLOWNFISCHE

IM MEERWASSERAQUARIUM

PFLEGE UND NACHZUCHT

Wolfgang Mai

 

eISBN: 978-3-86659-279-7

© 2008 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Daniel Knop & Kriton Kunz
Layout: Nick Nadolny

Inhalt

Vorwort

Clownfische

Die Clownfischarten

Aquarienhaltung

Artgerechte Haltung

Vergesellschaftung mit anderen Fischen

Vergesellschaftung mit einer Wirtsanemone

Kauf und Eingewöhnung von Clownfischen

Das Clownfisch-Aquarium

Futter für unsere Pfleglinge

Nachzucht von Clownfischen

Wie züchtet man Clownfische?

Nachzucht der einzelnen Arten

Das Gelege

Das Fangen der geschlüpften Larven

Aufzucht der Fischlarven

Welches Futter während der Aufzucht?

Futter für das Futter

Phytoplankton

Algenkonzentrate und anderes Anreicherungsfutter

Zooplankton, das Futter für die Fischlarven

Copepoden

Brachionus – ja oder nein?

Kultivierung von Brachionus

Artemien

Artemien und Schlupfmethoden

Anreichern von Artemien

Krankheiten

Technische Hilfsmittel

Literatur

Vorwort

„Clownfisch“, „Anemonenfisch“, „Nemo“ – all diese Namen gehören zu Fischen, die zur Familie der Barsche zählen. Doch diese friedlichen Fische, die sich normalerweise von kleinen und kleinsten Planktonorganismen ernähren, wirken eigentlich kaum wie Barsche.

Ihr natürlicher Lebensraum liegt in den subtropischen und tropischen Gewässern des indopazifischen Raumes, vor allem in Gebieten mit Korallenriffen. In der Karibik und im tropischen Atlantik sind Clownfische nicht vertreten.

Diese Fische gehören nicht gerade zu den schnellsten Schwimmern und verlassen sich vor allem auf den Schutz einer Wirtsanemone. Der Lebensraum – besser, das Territorium – eines Clownfischpärchens ist auf das direkte Umfeld „seiner“ Seeanemone begrenzt. Die Fische halten sich fast immer in direkter Nähe ihrer Wirtsanemone auf und entfernen sich kaum jemals einen Meter oder mehr von ihr. Darum sind sie für die Haltung in einem Aquarium bestens geeignet, denn sie fühlen sich in einem Becken angemessener Größe nicht eingeschränkt und entwickeln auch hier ihre natürlichen Verhaltensweisen.

Amphiprion ocellaris im Aquarium
Foto: D. Knop

Der Film „Nemo“ brachte dem Clownfisch Amphiprion ocellaris große Popularität. Das hatte jedoch auch Negativwirkungen; Geschäftemacher betrieben die Vermarktung dieses Fisches in allen Varianten. Nicht nur als Foto, auch als Plastikanhänger, Plüschtier oder „Schneekugel-Bewohner“ fand sich „Nemo“ bald in vielen Geschäften und Wohnzimmern – in einer konsumorientierten Gesellschaft wohl kaum vermeidbar. Dagegen ist sicher auch nichts einzuwenden, doch wenn die Vermarktung dazu führt, dass lebende Fische in Goldfischgläsern oder Mini-Aquarien gehalten werden und dort schließlich zugrunde gehen, ist das schlichtweg intolerabel. Für jedes Tier, das wir zu Hause pflegen, sind wir verantwortlich, und wir müssen ihm artgerechte Lebensbedingungen schaffen.

Junges Amphiprionpercula-Paar in der Wirtsanemone

Ein Clownfisch kann unter optimalen Aquarienbedingungen 15–20 Jahre alt werden. In freier Natur werden diese Fische ein so hohes Alter kaum erreichen, denn dort sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Hinzu kommt inzwischen die Bedrohung durch unterschiedlichste Einflüsse wie die klimabedingte Erwärmung des Meerwassers, die Überfischung von Korallenriffen oder die Umweltverschmutzung, die allesamt den Lebensraum von Clownfischen und Wirtsanemonen zunehmend zerstören. Die durchschnittliche Lebenserwartung der aquariengehaltenen Clownfische dürfte aber noch weit unterhalb der natürlichen liegen. Dieses Büchlein soll helfen, diese interessanten Fische so zu pflegen, dass sie sich in unseren Aquarien wohl fühlen und gut entwickeln. Nur so ist ihre Aquarienhaltung sinnvoll, und nur dann können wir auch wirklich Freude daran haben.

Großer Dank gilt meiner Frau, die mich wunderbar unterstützt, indem sie mir viele Arbeiten an den Aquarien abnimmt und all meine Manuskripte überarbeitet.

Wolfgang Mai
Mönchengladbach,
im Frühjahr 2008

Clownfische

Ein Blick auf ihre bunte und plakative Farbzeichnung, die ihnen Ähnlichkeit mit einem Harlekin oder Clown verleiht, macht sofort verständlich, warum man die in diesem Buch vorgestellten Riffbewohner Clownfische nennt. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch die neckisch wirkende, schlängelnde Schwimmweise. Clownfische, auch als Anemonenfische bezeichnet, zeigen ein eigentümliches Verhalten, denn sie leben anders als die meisten Korallenfische. Statt sich in einer Höhle oder Steinspalte zu verstecken oder die Sicherheit eines Schwarms zu suchen, gehen diese Fischlein eine Lebensgemeinschaft mit einem festsitzenden wirbellosen Tier ein, das ihnen Schutz vor Angreifern bietet: eine Seeanemone.

Ein junges Amphiprionpercula-Paar in der Wirtsanemone Entacmaea quadricolor
Foto: D. Knop

Mehr noch, diese Lebensgemeinschaft bietet beiden Partnern Vorteile, denn die Clownfische beschützen auch ihre Wirtsaktinie. So friedfertig sie jedem Riffbewohner gegenüber sein mögen, der ausreichend Abstand zu ihrem Wirtstier einhält: Wer auch immer der Seeanemone zu nahe kommt, wird ganz unvermittelt Zeuge ihrer äußerst vehementen Verteidigungsbereitschaft, mit der sie im natürlichen Lebensraum selbst Angreifer zurückdrängen, die um ein Vielfaches größer sind als sie selbst. Doch es ist nicht pure Rauflust, die sie antreibt, sondern der verständliche Wunsch, die Wirtsaktinie zu schützen – und oft auch die Gelege, die sie in regelmäßigen Abständen produzieren, um Nachkommen zu erzeugen. Kaum ein Korallenfisch vermag es so wie die Clownfische, sich in die Herzen der Menschen zu schwimmen, und diese drolligen, bunten und munteren Gesellen sind bei jedermann beliebt.

Die Clownfisch-Arten

Es gibt mehr als 30 verschiedene Clownfischarten, die in die beiden Gattungen Amphiprion und Premnas gestellt werden.

ArtGrößeHerkunft
Zu den aquaristisch wichtigsten Arten, die häufig im Handel anzutreffen sind, zählen:
Amphiprion ocellaris9 cmWestpazifik bis Andamanensee
Amphiprion ocellaris „black“9 cmdie melanistische, also schwarze Form von A. ocellaris, die endemisch nur an der Nordküste Australiens um Darwin vorkommt
Amphiprion percula9 cmOst-Indonesien bis Ost-Australien
Amphiprion frenatus12 cmWestpazifik
Amphiprion ephippium12 cmWest-Indonesien bis Andamanensee
Amphiprion clarkii14 cmgesamter Indopazifik
Amphiprion polymnus14 cmNeuguinea, Malaysia, Indonesien
Amphiprion sebae14 cmArabisches Meer bis Andamanensee
Premnas biaculeatus16 cmWestpazifik
Zu den im Handel seltener anzutreffenden Arten gehören:
Amphiprion allardi14 cmWesten des Indischen Ozeans
Amphiprion nigripes11 cmMalediven und Sri Lanka
Amphiprion bicintus14 cmRotes Meer
Amphiprion akallopsis10 cmIndischer Ozean
Amphiprion sandracinos10 cmWestpazifik
Amphiprion chrysopterus14 cmNeuguinea und Mikronesien
Premnas epigrammata16 cmOst-Indik, Mentawai-Inseln, Sumatra (die gelbbindige „Variante“ von P. biaculeatus)

Amphiprion ocellaris Foto: D. Knop

Amphiprion ocellaris „Königsocellaris“

Amphiprion ocellaris „black“

Amphiprion ocellaris „black Gelbkopf“

Amphiprion nigripes mit dunklen Flossen

Amphiprion perideraion Foto: D. Knop

Junge Amphiprion percula; (Nachzucht) mit viel Schwarz
Foto: D. Knop

Amphiprion sandaracinos Foto: D. Knop

Amphiprion clarkiiPremnas biaculeatusPremnas