Chantal Schreiber lebt und arbeitet in der Nähe von Wien. Sie hat eine Tochter, einen Mann, einen Hund, ein Pferd und (Gerüchten zufolge) eine große Klappe. Wenn sie nicht gerade schreibt, dann ist sie vermutlich mit Hund und Pferd unterwegs, in ein Buch vertieft, im Kino – oder in Island.
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@ch.schreiber
Folgende Titel mit Maxis früheren Abenteuern sind bei
Thienemann/Planet! erschienen:
Im Galopp auf Wolke 7 (beinhaltet 4 Hufe 1+2)
Herzklopfen im Galopp (beinhaltet 4 Hufe 3+4)
4 Hufe + 1 Kussalarm
4 Hufe + 1 falscher Kuss
4 Hufe + 1 Kuss hoch 2
4 Hufe + 1 Date zu dritt
4 Hufe + 1 Flug ins Glück
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2018, Schreiber, Chantal
www.chantalschreiber.com
1. Auflage
Lektorat: Carolin Böttler
Covergestaltung: © Designomicon
Anke Koopmann, www.designomicon.de
Innentypografie und Satz: Anja Lott
www.lektorat-lott.de
Innenillustrationen: © Friedelwolf Wicke
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7528-3695-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für alle Fans von Maxi, Vic, Ringo & Co!
Ich hoffe, Ihr habt so viel Spaß an
diesem Wiedersehen mit alten Freunden,
wie ich beim Schreiben hatte!
„Maxi!“
Das Gedränge in der Ankunftshalle war so groß, dass Maxi ihren Vater nicht sofort entdeckte. Erst als sie den glitzernden Pony-Ballon mit dem Schriftzug Welcome home! über den Köpfen der vielen Menschen schweben sah, wusste sie, in welche Richtung sie ihren Koffer rollen musste.
„Nick!“ Sie fiel ihrem Vater um den Hals, hielt ihn dann auf Armeslänge und betrachtete ihn kritisch. „Du hast ja noch mehr weiße Haare gekriegt!“
„Und du bist noch hübscher als vor drei Monaten!“, gab Nick mit einem Grinsen zurück. „Aber dein Charme ist ausbaufähig.“
„Lass mich ausreden“, erklärte Maxi und grinste ebenfalls breit. „Ich wollte sagen, dass du mit jedem weißen Haar besser aussiehst. Es ist echt fies, wie gut manchen Männern das Älterwerden steht.“
Nick lachte. „Noch mal die Kurve gekriegt“, meinte er, drückte seiner Tochter einen Kuss auf die honigblonden Locken und griff nach ihrem Koffer. „Und du hast natürlich völlig recht.“
„Wie geht’s den Pferden?“, fragte Maxi.
Nick lachte. „Da denke ich in meiner Naivität, du möchtest vielleicht wissen, wie es deiner Mutter oder deinem Bruder geht ...“
„Heee!“, unterbrach Maxi ihren Vater und knuffte ihn energisch mit dem Ellbogen. „Ich habe gestern noch mit Stella auf Facebook geschrieben, sie steckte bis über beide Ohren in Arbeit, und abgesehen davon ging es ihr blendend. Heute hat sie blöderweise eine Lesung in Altenburg und wird erst später zu Hause sein. Und mit Justus habe ich gewhatsappt, da saß er im Zug, auf dem Weg zu seinem ersten Golfturnier. Er kommt morgen Nachmittag wieder.“
„Ich sehe, du bist vollkommen up-to-date“, erklärte Nick, „und leiste augenblicklich Abbitte.“
„Dann ist es ja gut“, sagte Maxi zufrieden. „Nur die Pferde haben noch keinen Social-Media-Zugang, und meine letzten Nachrichten sind von vorgestern. Also: Wie geht’s den Pferden?“
„Keine Sorge“, antwortete Nick mit einem Lächeln. „Es geht ihnen gut. Allen fünfunddreißig.“
„Fünfunddreißig?“ Maxi blieb stehen und starrte ihren Vater mit weit aufgerissenen Augen an. „Heißt das ...?“
„Ja.“ Nicks Lächeln wurde noch breiter. „Das Fohlen ist da, und alles ist gut gegangen. Heute vier Uhr zweiundzwanzig morgens. Als ich losgefahren bin, ist sie schon rumgestakst.“
„Es ist ein Stutfohlen?“
„Ja, ein Mädchen. Rothaarig. Eine Bombenfigur, Beine bis zum Himmel ...“
„Nick!“ Ihr Vater kokettierte nach all den Jahren immer noch mit seiner Pferde-Ahnungslosigkeit, die längst nicht mehr der Realität entsprach. „Also fuchsfarben?“
„Jawohl, fuchsfarben. Mit einem Orden auf der Stirn. Oder sagt man Brosche? Anstecknadel? Nein, das war es auch nicht ...“
„Abzeichen“, unterbrach Maxi. „Man sagt Abzeichen und das weißt du auch ganz genau.“
„Jedenfalls trägt die Kleine weiße Stiefelchen, sehr kleidsam“, fuhr Nick völlig unbeeindruckt fort. „Und Lara hat bereits ihr Horoskop errechnet. Hupfdohle Aszendent Apfelbaum, wenn ich mich nicht täusche“, fuhr er dann fort. „Was offenbar dafür spricht, dass sie mindestens Präsidentin wird. Oder Hollywoodstar. Wir anderen sind hauptsächlich gerührt und leiden unter Schlafmangel.“
Zur Bekräftigung gähnte ihr Vater herzhaft und Maxi lachte. Sie umarmte ihn erneut, drückte ihn und meinte: „Ich bin siebenundzwanzig und erwachsen und sollte das wahrscheinlich nicht sagen, aber ich hab dich schrecklich vermisst.“
„Kein Wunder“, antwortete Nick und drückte liebevoll zurück. „Ich bin ja auch dein größter Fan.“ Sie waren beim Parkplatz angelangt und Nick steuerte Maxis großen Rollenkoffer souverän zwischen den Autos hindurch auf einen zwanzig Jahre alten Landrover Defender zu, der neuerdings sein ganzer Stolz war. Seit er den Wagen gekauft hatte, bastelte er ständig daran herum und bestellte seltene Originalteile, die er dann in stundenlanger, genussvoller Kleinarbeit einbaute. Er liebte den Wagen.
„Und wo wir gerade von Fans reden ...“, fügte Nick hinzu, „Marcel war nur unter Androhung von Gewalt daran zu hindern, zum Flughafen zu kommen. Ich fürchte, er ist jetzt zutiefst verunsichert und holt sich Rat bei Frau Helgas Kummerecke im Wieselberger Dorfanzeiger.“
Maxi lachte laut auf. „Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Marcel zu verunsichern. Und wenn, dann nur über sein Golf-Handicap, nicht über ein verschobenes Date.“ Sie sah ihren Vater von der Seite an. „Und?“, fragte sie. „Du hast es doch hoffentlich geschafft, ihn auf morgen zu vertrösten?“
„Das Schicksal hat mir insofern in die Hände gespielt“, antwortete Nick, während er Maxis Koffer in den Laderaum des Defender hievte, „als seine Schwester für heute Abend dringend einen Babysitter für die Zwillinge gesucht hat. Also wird ihm wenigstens nicht langweilig, während er sich vor Sehnsucht nach dir verzehrt.“
Maxi schüttelte mit ungläubigem Gesichtsausdruck den Kopf. „Wenn mir vor zehn Jahren jemand erzählt hätte, Vonnie würde als Erste meiner Freundinnen heiraten und Kinder kriegen, dann hätte ich denjenigen ausgelacht.“
„Du hättest denjenigen schon ausgelacht, wenn er dir erzählt hätte, dass du Vonnie jemals als deine Freundin bezeichnen würdest!“
„Stimmt“, antwortete Maxi. „Ich hätte vieles nicht geglaubt, wenn es mir jemand vor zehn Jahren erzählt hätte.“
Sie sah aus dem Fenster und war dabei, sich in ihren Gedanken zu verlieren, als sie durch einen heftigen Ruck wieder ins Hier und Jetzt geholt wurde. Ihr Vater war über das kleine Mäuerchen gefahren, das ihre Parkplatzreihe von der nächsten abgrenzte. „Für dich ist jetzt überall Straße, oder?“, fragte sie grinsend.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, antwortete ihr Vater unschuldig. „War da was?“
Maxi lachte. „Du hast eindeutig deinen Beruf verfehlt“, meinte sie. „Du hättest irgendwas mit alten Autos machen sollen. Oder mit Wein.“
„Oh, seit deine Mutter reich und berühmt ist, mache ich ständig was mit alten Autos und mit Wein!“, erklärte Nick und lachte. „Ich kann echt nicht klagen.“
Nick und Stella Klauser waren ein Kreativteam, das unter dem Namen Projektfabrik Klauser Werbekampagnen entwarf – vorwiegend für Kunden aus dem Tourismus-Bereich. Sie waren gut im Geschäft und hatten sich in den fast fünfzehn Jahren, die sie nun in dem kleinen Dorf Wieselberg lebten, einen festen Kundenstamm aufgebaut. Die hiesigen Hotel- und Feriendorfbetreiber, Restaurant- und Cafébesitzer arbeiteten lieber mit kleinen familiären Betrieben wie den Klausers zusammen als mit großen Agenturen. Trotz der guten Auftragslage hatte Stella, Maxis Mutter, sich kreativ nicht ausgelastet gefühlt und „nur zum Spaß“ einen Krimi geschrieben, der im ländlichen Milieu spielte – genau genommen in einem kleinen Dorf namens Nussbach, das verdächtig an Wieselberg erinnerte. Das fertige Manuskript hatte sie an einen Bekannten geschickt, der im Lektorat eines großen Verlages arbeitete, und von da an war alles unglaublich schnell gegangen: Nacht in Nussbach verkaufte sich in den ersten Wochen nach Erscheinen schon über dreißigtausend Mal, mittlerweile waren noch einmal so viele Exemplare weg. Stella hatte bereits Verträge für einen zweiten und dritten Band unterschrieben, sie gab Zeitungs- und Radiointerviews, trat in Talkshows auf und war bei all dem unversehens zu einer Wieselberger Lokalberühmtheit geworden. Derzeit sollte sie eigentlich mit Hochdruck am Nachfolgeband (Arbeitstitel: Kein Mord ist nicht verboten) arbeiten, laborierte aber an einer Schreibblockade. „Ich weiß nicht, ob es in Wieselberg genug kriminelle Inspiration für noch einen Krimi gibt“, klagte sie. „Immer diese Idylle! Wie soll man da über Mord, Verrat und Erpressung schreiben!“
Ihre Familie vermutete, dass Stella Panik schob, weil sie fürchtete, den Erfolg nicht wiederholen zu können – aber das war eben das Schicksal von Bestsellerautoren. Da musste sie durch.
Maxis Vater hatte nicht das geringste Problem mit der plötzlichen Popularität seiner Frau: Er genoss den Umstand, dass der finanzielle Druck, den man als Freiberufler gewohnheitsmäßig zum ständigen Begleiter hat, sank, und sagte in letzter Zeit öfter Nein zu Aufträgen, die ihn nicht wirklich reizten.
„Wirst du Kanada vermissen?“, fragte Nick plötzlich.
„Oh, Kanada war o.k., aber doch zu nahe an zu Hause – Australien wär gut oder Neuseeland ...“ Der erschrockene Seitenblick ihres Vaters brachte Maxi zum Lachen. „Just kidding, Daddy“, sagte sie. „Kanada war wunderschön, ich liebe die Weite dort! Es gibt einfach so viel Platz! Und die Kanadier sind toll. Klar werde ich es vermissen. Aber euch und Wieselberg vermisse ich mehr. Ich fahre gern mal weg und sehe was Neues, aber noch lieber komme ich nach Hause.“ Sie drückte Nick einen Kuss auf die Wange. „Also schlechte Nachrichten, falls ihr mein Häuschen vermieten wolltet. Ich bleibe euch erhalten.“
Ihr Vater schüttelte mit gespieltem Bedauern den Kopf und meinte: „Das ist das Drama mit dem Nachwuchs. Man denkt immer, Kinder werden irgendwann flügge, aber nein, sie sind wie Bumerangs. Deinen Bruder sind wir auch immer noch nicht los.“
Maxi lachte laut auf. Justus war vierzehn und viel weniger selbstbewusst und draufgängerisch, als Maxi in dem Alter gewesen war. Seit dem Unfall hatte sich das Ganze natürlich nicht gerade gebessert. Sie wusste, wie die Antwort auf ihre nächste Frage ausfallen würde, weil sie erst vor ein paar Tagen mit ihrer Mutter über das Thema gesprochen hatte, aber sie fragte trotzdem: „Er ist noch immer nicht geritten, oder?“
Maxis Vater schüttelte den Kopf und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Er geht nicht mal in den Stall“, sagte Nick. „Deshalb sind wir Marcel doppelt dankbar, dass er ihn mit dem Golfvirus infiziert hat. So kommt er wenigstens raus. Marcel sagt, er ist hochtalentiert.“
„Justus ist für alles hochtalentiert.“ Es stimmte. Maxis Bruder war ein Bewegungstalent, noch mehr als sie selbst. Leider hatte er kein Interesse an Mannschaftssport, sonst sähe es mit seiner Popularität in der Schule und auch bei den Mädels sicher schon ganz anders aus. Justus war nämlich nicht nur sportlich, sondern auch verdammt süß, das konnte Maxi auch als seine Schwester ganz objektiv feststellen. Vielleicht war Golf ja tatsächlich ideal für ihn. Fast so ideal wie Reiten. Sie seufzte. „Er war der beste Reitschüler, den ich je hatte.“
Nick lächelte ihr zu. „Er himmelt dich an. Kein Wunder, dass er auch ein guter Reitschüler war. Es erhöht die Motivation, wenn man dem Lehrer gefallen will.“
Die Assoziation kam ungebeten, wie Assoziationen nun mal so sind: Sie selbst mit dreizehn, an einem der hinteren Tische im Dorfcafé, ihre Mathesachen vor sich ausgebreitet.
Hey, sagt Vic und lacht. Bist du im Sitzen eingeschlafen?
Diese unglaublich blauen Augen! Wenn er mich so ansieht, werde ich mich nie auf Mathe konzentrieren können.
Ich kümmere mich mal kurz um die Gäste auf der Kaffeeterrasse, meint er. Mach einfach das Beispiel genau so wie vorhin das andere.
Und nachdem er außer Sichtweite war und sie ihm nicht mehr nachstarren konnte, hatte sie sich wirklich auf das Beispiel konzentriert und es schließlich gelöst, denn sie wollte ihm gefallen.
„Ja“, riss Maxi sich mit ihrer eigenen Stimme aus dem Tagtraum. „Das stimmt wohl.“
Ihr Vater schien eine ähnliche Assoziation gehabt zu haben wie sie, denn er sagte, ohne den Blick von der Straße zu nehmen: „Vic kommt natürlich auch zur Hochzeit.“
Die Ausfahrt vom Flughafengelände wurde von zwei riesigen elektronischen Plakatflächen flankiert, deren Botschaften im Minutenrhythmus wechselten. Kaum hatte Maxis Vater Vic erwähnt, erschien der Genannte mit perfektem Timing überlebensgroß auf einer der Screens: mit geradezu unnatürlich strahlenden, photoshop-optimierten Blauaugen, lachend und schulterzuckend vor dem Schalter für verlorengegangene Gepäckstücke in irgendeinem Flughafen. Ihre Versicherung für ALLE Fälle stand darunter.
„Na klar“, sagte Maxi schnell. „Das wär ja noch schöner, wenn Mr. Fußballstar sich zur Hochzeit seiner Schwester nicht nach Hause bemühte. Die Nachtklubs dieser Welt werden bestimmt ein paar Tage ohne ihn auskommen.“
Nick warf ihr wieder einen schnellen Blick zu. Hatte sie bitter geklungen? Sie wollte nicht bitter klingen. Sie war nicht bitter. Es ging ihr gut. Es hatte eine Weile gedauert, und damals hatten ihre Eltern sich wohl Sorgen um sie gemacht, aber das war nun doch schon ziemlich lange her.
„Mal im Ernst“, fügte sie in einem viel leichteren Tonfall hinzu. „Carolin und Vic stehen sich so nahe, es war doch klar, dass er kommt.“ Nach der Trennung war es nicht einfach für Carolin gewesen, zwischen ihrem Bruder und ihrer besten Freundin zu stehen. Sie hatte das einzig Richtige getan und sich aus allem komplett rausgehalten.
„Er ist doch auch Max’ Trauzeuge!“, fügte Maxi hinzu.
„Ja, das hat Joe mir erzählt.“ Joe, der Vater von Vic und Carolin, war seit Jahren Nicks bester Kumpel. Er teilte auch dessen Begeisterung für guten Wein und alte Autos. Ihr Vater machte eine bedeutsame Pause. „Dann seid ihr also beide Trauzeugen, Vic und du“, meinte er schließlich.
„Genau“, antwortete Maxi darauf ein- oder vielmehr zweisilbig. Ihr Vater akzeptierte die unausgesprochene Botschaft und fragte nicht, was er offensichtlich fragen wollte. Kommst du damit klar? Stattdessen stellte er nach einer kurzen Pause im Gespräch eine andere Frage: „Weiß Vic eigentlich, dass du mit Marcel zusammen bist?“
Maxi zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich hatten Carolin oder Max es irgendwann erwähnt – oder auch nicht. Eigentlich war es ihr egal, ob Vic Bescheid wusste. Marcel und sie waren seit über einem Jahr zusammen. Maxi hatte kein Geheimnis draus gemacht, aber auch keine Annonce in die Zeitung gesetzt.
„Ich habe keine Ahnung, ob er es weiß“, sagte Maxi also. „Wenn nicht, erfährt er es eben jetzt. Ich denke nicht, dass es ihn besonders interessieren wird.“ Erst vor ein paar Tagen war Maxi online über ein Foto von Vic gestolpert, eng umschlungen mit einem britischen Starlet Schrägstrich It-Girl. Am nächsten Tag hatte er selbst auf Instagram ein Foto mit einem schwedischen Supermodel gepostet. Maxi folgte seinem Account nicht etwa, das Foto war einfach plötzlich überall, unmöglich zu übersehen.
„Die Sache mit der Verletzung muss ihn ziemlich fertig gemacht haben“, meinte Nick, und Maxi hörte das Bedürfnis ihres Vaters heraus, den Exfreund seiner Tochter und Sohn seines besten Freundes zu verteidigen. „Ein Traumstart, eine Bilderbuchkarriere, Torschütze des Jahres, ein millionenschwerer Transfer, und dann ist plötzlich alles vorbei. So was kann einen schon etwas aus dem Gleichgewicht bringen.“
„Sicher“, meinte Maxi und zuckte noch einmal mit den Schultern, als ginge sie das alles gar nichts an. Tatsächlich war ihr erster Impuls gewesen, Vic zu besuchen, als sie es gehört hatte. Und ihr zweiter, ihn wenigstens anzurufen. Sie hatte diesen und auch alle Folgeimpulse unterdrückt und Vic stattdessen nur über seine Schwester gute Besserung ausrichten lassen. Ihr Flug von Kanada war über London gegangen, und sie hatte Gelegenheit gehabt, jede Menge englischer Magazine durchzublättern. Vic war auf den Celebrity-Seiten fast jedes dieser Blätter zu finden, zumeist mit der blonden Schwedin, aber auch mit anderen Frauen. Jedes Mal, wenn Maxi eines dieser Fotos sah, war sie froh, dass sie nach Vics Verletzung auf die Stimme der Vernunft gehört hatte und weggeblieben war. „Ist das neue Stadion fertig?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Gerade fertig geworden“, antwortete ihr Vater und nickte. „Und Vic wird es einweihen, wenn er schon mal da ist.“
Na klar, der große Sohn Altenburgs bekam sein eigenes Stadion. Das „Vicodrom“ könnten sie es nennen, dachte Maxi spöttisch. Oder „Big Vic’s Bowl“. Der alte Fußballplatz hatte keine zwanzigtausend Zuschauerplätze, sondern nur drei- oder viertausend, und er war auch nicht nach Vic benannt, doch für Maxi hatte er mehr mit Vic zu tun als der neue.
Aber eigentlich wollte sie nicht an Vic denken. Dass sie ihm bei der Hochzeit über den Weg laufen würde, war unvermeidlich, aber darüber hinaus hatte sie keinen Grund, sich mit ihm zu beschäftigen. Sie hatte einen Beruf, den sie liebte, eine großartige Familie, tolle Freunde und – sie hatte Marcel. Wäre ihr Leben ein Roman, käme darin sicher der Satz Marcel trug sie auf Händen vor. Oder vielleicht auch: Marcel betete sie an. Maxi lächelte. Ihr Leben war perfekt.
„Ich freu mich auf Wieselberg“, sagte Maxi laut.
Nick sah sie von der Seite an und lächelte ebenfalls. „Das trifft sich gut“, antwortete er, „denn wir sind gleich da.“
Maxi lachte. „Ich weiß!“, sagte sie und platzierte einen fetten Kuss auf der Wange ihres Vaters. „Ich war nur drei Monate in Kanada! Zu kurz, um zu vergessen, wo ich wohne.“
Sie bogen auf den Dorfplatz ein und Maxi konnte sehen, dass die Gartenterrasse des Dorfcafés gut besucht war. Im Vorbeifahren glaubte sie, Judith durch die große Fensterscheibe im Inneren des Cafés zu erkennen. Die Mutter von Vic und Carolin war über die Jahre eine enge Freundin von Stella geworden, ebenso wie Nick und Joe Meisinger sich angefreundet hatten. Die beiden Paare waren voll auf einer Wellenlänge – deshalb hatte diese Freundschaft wohl auch gehalten, als Vic und Maxi sich trennten. Wahrscheinlich hatten alle damit gerechnet, dass das irgendwann passieren würde, und waren darauf vorbereitet gewesen.
Alle bis auf Maxi.
Nick bog von der Dorfstraße rechts ab auf eine nur von Anwohnern zu befahrende Straße und dann gleich wieder rechts auf die Zufahrt zum Hof. Zwei Schilder prangten an der Abzweigung: Ein minimalistisch designtes weiß emailliertes Metallschild mit der Aufschrift „Projektfabrik Klauser – Konzeption und Marketing“ war fix an dem rustikalen Holztor angeschraubt, das die Grundstücksgrenze markierte. Und darüber baumelte nach amerikanischem Vorbild eine ungehobelte Holzplanke an zwei Ketten von dem Querbalken des Tores. Der Schriftzug „Ranch Wieselberg“ war in groben Buchstaben darauf eingeschnitten.
Maxi lächelte. Sie war zu Hause.
„Oh-oh!“, meinte Nick, als er den offenen Sportwagen sah, der am Ende der langen Zufahrt vor dem Haupthaus parkte, neben Carolins altem Käfer und Stellas Mini Cooper Cabrio. „Da hat wohl jemand mehr versprochen, als er halten konnte! Ich schwöre, ich bin kein bisschen verantwortlich dafür! Um noch deutlicher zu werden, hätte ich Stacheldraht spannen müssen, und das erschien mir dann doch etwas ...“
Nick hatte den Defender kaum neben Marcels Wagen abgestellt, als die Beifahrertür von außen geöffnet wurde – von einem absurd großen Strauß roter Rosen auf zwei Denim-bekleideten Beinen.
„Ich weiß, dass du den heutigen Abend mit deiner Familie haben wolltest“, sagte der Rosenstrauß zu Maxi, „und dass wir uns erst morgen sehen. Und ich muss auch gleich weiter zu Lisa und Bart ...“ Das waren die Spitznamen, die Marcel den Kindern seiner Schwester bei der Geburt gegeben und aus einem einzigen Grund beibehalten hatte: weil Vonnie fuchsteufelswild wurde, wenn er sie benutzte.
„... aber ich musste einfach kommen und mich überzeugen, dass du auch wirklich wieder da bist ...“
Maxi lachte und nahm den Strauß Rosen – für den sie beide Arme brauchte, und der immer noch keinen Blick auf ihren Freund zuließ.
„Ich glaube“, sagte der, „ich habe das mit den Blumen nicht ganz durchdacht.“ Kurzerhand nahm Marcel seiner Freundin den Strauß wieder weg und legte ihn auf der Motorhaube von Nicks Wagen ab. Im nächsten Moment blickte Maxi in seine grün-grauen Augen, die sich jedoch gleich wieder schlossen – für einen innigen Begrüßungskuss.
„Marcel ...“, sagte Maxi atemlos, als sie endlich Gelegenheit dazu hatte, aber er drückte ihr nur rasch den Blumenstrauß erneut in die Arme und war mit zwei Schritten wieder bei seinem Wagen.
„Ich bin schon weg“, rief er und schwang sich über die geschlossene Fahrertür hinters Lenkrad. „Wir sehen uns morgen um sieben. Ich werde zu früh kommen, nur damit du gewarnt bist!“
Und damit brauste er davon, ohne Maxis Antwort abzuwarten. Sie lächelte, betrachtete die tiefroten, samtigen Blüten und sog ihren Duft ein. „Perfekt“, flüsterte sie. „Absolut perfekt.“
„Die Rosenprinzessin ist wieder da!“, hörte Maxi eine wohlbekannte Stimme hinter sich. „Ich schätze mal, die friedliche, Romantik-freie Zeit ist vorbei!“
Carolin schwang sich eben unter dem Koppelzaun durch und kam, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, auf Maxi zu.
Maxi lachte und ging ihr entgegen. „Sagt die Frau, die in zwei Wochen heiratet!“, gab sie zurück.
„Stimmt.“ Carolin runzelte die Stirn. „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.“
„Ich schätze mal, Max hat gefragt und du hast Ja gesagt?“
Carolin seufzte. „Irgend so was muss es wohl gewesen sein.“
Tatsächlich war es sogar genau so was gewesen, und Maxi wusste besser darüber Bescheid als jeder andere, denn Max hatte sie letzten Sommer zu Rate gezogen, wie er am besten vorgehen sollte. Und er hatte alles richtig gemacht: Carolin nicht vor Zeugen gefragt, um sie nicht unter Druck zu setzen; einen Ring gekauft, der edel, aber nicht protzig war; vorher Spaghetti gekocht – Carolin konnte sehr ungnädig werden, wenn sie hungrig war –, und dann einen abendlichen Spaziergang zur Ranch vorgeschlagen. Die beiden wohnten in einem gemieteten kleinen Häuschen, das zu Fuß etwa zehn Minuten vom Stall entfernt war. Carolin fühlte sich, genau wie Maxi, nirgends so entspannt wie in der Nähe der Pferde. Es war eine dieser perfekten, lauen Sommernächte gewesen, wie sie auf einen unerträglich heißen Julitag manchmal folgen. Oben die Sterne, unten die grasenden Pferde, die bei solchem Wetter immer auch über Nacht auf der Weide blieben. Und im Haus hatten Maxi und Stella gesessen und die Daumen gehalten. Natürlich war es nicht Carolin, die wenig später eine Nachricht geschickt hatte, sondern Max. Aber das tat Maxis Freude keinen Abbruch. Carolin und Max waren perfekt füreinander, auch wenn Carolin viel länger gebraucht hatte, um das zu erkennen, als Max. Als Carolin zwei Tage später endlich so weit gewesen war, es zu erzählen, strahlte sie vor Freude. Und trug seither sogar mit verhaltenem Stolz ihren Verlobungsring.
Die beiden Freundinnen umarmten einander kurz und herzlich.
„Du hast doch nicht zugenommen?“, fragte Carolin.
Maxi lachte. „Ich hab dich auch vermisst, Sonnenschein“, gab sie zurück, „Und falls die Frage ernst gemeint war: Ich glaube nicht!“
„Na, hoffentlich“, meinte Carolin. „Sonst passt du nicht in dein Brautjungfernkleid!“
„In mein ... was?“, fragte Maxi.
„Dein Brautjungfernkleid. Lila Satin, Carmen-Ausschnitt mit Volants und lange Glockenärmel. Der Rücken violette Spitze. Es ist traumhaft.“
Maxi starrte Carolin an, die den Blick ernsthaft zurückgab.
„Du verarschst mich“, sagte Maxi schließlich mehr hoffnungsvoll als überzeugt, und Carolin grinste über das ganze Gesicht.
„Ja, aber ich hatte dich für einen Moment.“
„Ich bin nicht mehr an dich gewöhnt“, meinte Maxi. „Ich hatte in den letzten drei Monaten mit Menschen zu tun, die man ernst nehmen konnte.“
„Du weißt doch, wie ich zu Lila stehe!“ Carolin lachte.
„Ja, aber du bist die Braut und keine Frau darf dich an deinem großen Tag überstrahlen. Lila Brautjungfernkleider wären diesbezüglich ein guter Ansatz gewesen.“
„Ich kämpfe nicht mit unfairen Mitteln“, meinte Carolin grinsend. Dann umarmte sie Maxi noch einmal und fügte hinzu: „Ich freu mich, dass du wieder da bist.“
Mit einem kleinen Lächeln drückte Maxi zurück. „Es ist schön, wieder hier zu sein“, antwortete sie. „Sag bloß, du hast mich vermisst?“
„Nein“, antwortete Carolin, „aber du organisierst schließlich meine Brautparty.“
Maxis Lächeln wurde breiter. Carolin hatte ihr mindestens so gefehlt wie ihre Familie. Vics Schwester konnte manchmal stur und sogar engstirnig sein, aber sie war die loyalste Freundin, die man sich wünschen konnte – und in Sachen Pferd immer noch Maxis Ansprechpartnerin Nummer Eins.
„Was gibt’s Neues vom schwarzen Schaf der Familie?“, fragte Maxi, als die beiden nun nebeneinander in Richtung Haus gingen. „Sie war so süß als Kind. Kaum zu glauben, dass ein Horrorteenie aus ihr wurde.“
Carolin verzog das Gesicht. „Zum Glück keine neuen Schreckensmeldungen. Rebecca ist ja eigentlich voll in Ordnung. Verwöhntes Großstadt-Einzelkind eben, das viel Aufmerksamkeit braucht. Du kennst das ja.“
Maxi grinste. Sie war mit ihren Eltern vor über dreizehn Jahren aus der Großstadt nach Wieselberg gezogen, und die ersten Wochen hatte sie nur eines gewollt: wieder weg aus dem „Kuhkaff“. Bis sie sich in Vic verliebt hatte. Und in Ringo, ihr Islandpferd. Sie war mittlerweile genau so ein „Landei“ wie ihre Freundin, aber Carolin würde wohl nie aufhören, die Großstadtpflanze in ihr zu sehen und sie damit aufzuziehen.
„Richtig“, meinte Maxi also nur zustimmend, „Wir werden uns blendend verstehen, so von Tussi zu Tussi.“
„Genau“, fuhr Carolin fort, ohne eine Miene zu verziehen. „Jedenfalls waren mein Onkel und meine Tante in letzter Zeit wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt.“
Rebecca war Carolins dreizehnjährige Cousine, die Tochter von Judiths jüngerer Schwester Ruth. Sie und ihr Mann durchlebten gerade eine Ehekrise von epochalen Ausmaßen, Rebeccas Vater war vor ein paar Wochen ausgezogen. Rebecca hatte auf ihre Art gegen die Streitereien protestiert, indem sie so ziemlich alles geliefert hatte, was im Lehrbuch unter „Teenager-Rebellion“ zu finden war: Schule schwänzen, Zigaretten, Alkohol, nächtliche Ausflüge mit gefälschtem Ausweis. Der Tiefpunkt war erreicht, als Rebeccas Mutter sie bei der Polizei abholen musste, weil sie in einem Kaufhaus beim Klauen erwischt worden war. Dann kam raus, dass sie zwar zum ersten Mal erwischt worden war, aber bei Weitem nicht zum ersten Mal geklaut hatte. In ihrer Verzweiflung hatte Ruth sich an ihre ältere Schwester gewandt und gefragt, ob Rebecca während der Sommerferien bei den Meisingers wohnen könnte. Damit hätte sie nicht nur Abstand von einer Clique, die ihr nicht gut tat, sondern auch von ihren Eltern, die so über den Sommer Zeit füreinander haben und mit Hilfe einer Paartherapie versuchen würden, wieder zueinander zu finden. Im Herbst, wenn die Schule wieder losging, würden sich die Wogen hoffentlich geglättet haben.
Judith war natürlich einverstanden gewesen, hatte aber mit Carolins Hochzeit zusätzlich zum sommerlichem Hochbetrieb im Café dieses Jahr besonders viel um die Ohren und konnte daher nicht ständig ein Auge auf Rebecca haben. Eine Beschäftigung für das Mädchen musste her, und hier kam Maxi ins Spiel, denn Rebecca liebte Pferde. Reitstunden und Stallarbeit, der damit verbundene Aufenthalt in der Natur und die ruhige Energie der Pferde würden sich bestimmt ausgleichend auf Rebecca auswirken und ihr Selbstbewusstsein und Sicherheit geben. Sagte zumindest Carolin, die es als Kindertherapeutin ja wissen musste. Sie hatte Maxi schon oft junge Klienten geschickt, und der Erfolg gab beiden recht. Rebecca würde also den Sommer über gegen regelmäßigen Reitunterricht im Stall aushelfen – eine Schicksalsfügung, da Maxis Praktikantin sich kurz vor Judiths Anfrage den Knöchel gebrochen hatte und für den ganzen Sommer ausfiel.
„Sie kommt übrigens morgen schon“, sagte Carolin. „Ich glaube, Ruth kann es nicht erwarten, sie loszuwerden. Jedenfalls hole ich sie mittags vom Bahnhof ab.“
Maxi zog die Augenbrauen hoch. „In mir kommt echte Vorfreude auf“, meinte sie.
„Mach dir keinen Kopf“, meinte Carolin leichthin. „Pferde sind eine unfehlbare Teenager-Therapie.“ Sie grinste breit. „Du selbst bist der beste Beweis dafür!“
Aber Maxi hörte diese Bemerkung schon gar nicht mehr, denn über Carolins Schulter hinweg hatte sie den entdeckt, mit dem alles angefangen hatte, ihren ersten „Therapeuten“. Sie lief zum Koppelzaun und schlüpfte zwischen den Holzplanken durch. „Ringo!“, rief sie. „Mein süßer Junge! Mein Freund! Wie geht’s dir? Hat Carolin gut auf dich aufgepasst? Hast du mich auch nicht vergessen?“
Ringo war ein paar Schritte entfernt stehen geblieben und sah sie an, als wollte er sagen: „Das hat ja lange gedauert!“ Dann schüttelte er den Kopf („Egal, ich verzeihe dir!“) und ging ihr entgegen. Er war jetzt sechsundzwanzig, aber sah immer noch toll aus: Keine vorstehenden Rippen, kein durchhängender Rücken wie bei anderen Pferden in dem Alter. Maxi erinnerte sich, wie sie vor ihrer Abreise mit Carolin gemeinsam auf der Koppel gewesen war. „Wenn ich alle meine Kurse und Ausbildungen nur gemacht hätte, damit Ringo so gesund alt wird“, hatte sie zu ihrer Freundin gesagt, „dann wäre es das auch wert gewesen.“
„Stimmt“, hatte Carolin gemeint. „Aber dann müssten wir dich durchfüttern. Also ist es doch ganz gut, dass es auch Leute gibt, die für deine Weisheit bezahlen.“
Es waren eine Menge Ausbildungen, die Maxi vorzuweisen hatte: Reitlehrer und Voltigier-Wart waren die ersten gewesen, da war sie noch zur Schule gegangen. Dann, während des Psychologie- und Soziologiestudiums, hatte sie Zertifikate für Pferdemassage und Pferde-Osteopathie erworben. Nach zahllosen Kursen und weiterbildenden Seminaren bei den Top-Experten im In- und Ausland war sie nun auch Expertin für Clickertraining, Vertrauensarbeit und Freiheitsdressur. Sie trainierte „Problempferde“, betreute Pferde während ihrer Rehabilitation nach Verletzungen und vieles mehr. Die Ausbildungen hatte sie sich zum größten Teil mit Reitstunden finanziert, und je mehr sich herumsprach, was sie alles konnte und wie gut sie war, desto mehr Anfragen kamen. Gab sie auch Seminare? Waren Einstellplätze frei? Könnte sie ein schwieriges Pferd zum Beritt übernehmen?
Maxi konnte fast alles, und so war der Betrieb gewachsen – anfangs mit der Unterstützung ihrer Eltern, aber nun trug er sich schon seit Jahren selbst und warf sogar Gewinn ab – nicht viel, aber ausreichend. Sogar genug, um immer wieder auch Notfälle mitzuversorgen: Pferde, die sie vor der Schlachtung oder aus schlechter Haltung rettete. Maxi hatte nie vorgehabt, mit diesem Beruf reich zu werden. Jeden Tag ihres Lebens mit Pferden verbringen zu dürfen und das zu tun, was sie am meisten liebte, war so viel mehr wert als alle Kohle, die sie vielleicht in einem anderen Beruf verdient hätte.
Während ihr all das durch den Kopf ging, hatte Ringo sie von oben bis unten nach Leckerlis abgesucht. Sie fand tatsächlich ein paar Krümelchen in den Taschen ihrer Jeans, die sie gestern noch im Stall in Kanada getragen hatte, und er war damit zufrieden. Nun lag sein Kopf auf ihrer Schulter und sie kraulte ihn unter seinen Stirnfransen, ein Ritual, fast so alt wie ihre Freundschaft. „Ich hab dich so vermisst, mein Süßer“, flüsterte sie. „Wenn die anderen Pferde mich nicht getröstet hätten, hätte ich das nicht ausgehalten.“ Ringo schnaubte leise in ihr Ohr, und Maxi lächelte. Sie lebte ihren Traum, wer konnte das schon von sich sagen?
War ja klar, dass sie mich verschicken, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Ich meine, ich mag Tante Judith, ich mag sie echt. Und meine Cousine ist auch in Ordnung, auch wenn sie immer recht haben muss. Um Weihnachten herum hat Carolin ein paar Tage bei uns gewohnt, als sie ein Seminar in der Stadt hatte, und das war ziemlich cool, schon alleine, weil Mom und Dad sich Mühe gegeben haben, nett zueinander zu sein, solange sie da war. Carolin ist vierzehn Jahre älter als ich und vierzehn Jahre jünger als Mom, genau in der Mitte also. Es war gut, jemanden „in der Mitte“ zu haben. Sie hat sich nicht wirklich eingemischt, aber irgendwie war trotzdem immer klar, welche Meinung sie zu den Dingen hat. Einmal sind Mom und Dad beim Abendessen wieder in ihren „Du-bist-schuld-nein-du-bist-viel-mehr-schuld“-Modus verfallen. Carolin hat eine Gesprächspause abgewartet und dann ganz freundlich und bestimmt gesagt: „Was dagegen, wenn ich mit Rebecca ins Kino gehe?“
Ein anderes Mal war sie dabei, als ich meine Mutter angeschnauzt habe. So richtig fies. Einen Moment lang dachte ich, Mom fängt an zu weinen. Carolin hat mich bloß angesehen und dann gefragt: „Geht es dir jetzt besser?“
Da musste ich losheulen, denn es ging mir natürlich nicht besser, und ich wollte auch nicht, dass es Mom schlechter geht, und ich bin in mein Zimmer und Mom ist mir nachgekommen und wir haben zum ersten Mal seit Langem richtig geredet. Sie sagte, sie und Dad wollten es noch mal versuchen und sie würden sich Mühe geben. Aber das war wohl nichts. Zwei Wochen später ist er ausgezogen und sie haben mir erklärt, das sei „für alle Beteiligten erst mal besser“. In den nächsten Wochen war Mom mega schlecht drauf. Die Abende hat sie damit verbracht, mit ihrer Anwältin zu telefonieren und im Schlafzimmer so leise wie möglich zu heulen – damit ich nichts merke. Aber ansonsten bin ich irgendwie völlig von ihrem Radar verschwunden. Plötzlich schien ihr einfach alles egal zu sein, ich inklusive. Und wenn ohnehin schon alles egal ist, dann macht man eben, was einem so einfällt. Beim Klauen hab ich wenigstens gemerkt, dass ich noch lebendig bin. Es ging nie um das, was ich mitgehen ließ, immer nur um den Kick. Und ich glaube, eigentlich wollte ich endlich erwischt werden.
Nicht dass ich stolz drauf bin, was ich abgezogen habe. Aber immerhin haben meine Eltern dadurch gemerkt, dass ich noch da bin, und mussten sich an einen Tisch setzen. Jedenfalls lange genug, um sich auszudenken, was sie in den Ferien mit mir anfangen sollen.
Altenburg ist die nächste Station, und ich werde langsam nervös. Ich war zuletzt mit acht oder neun hier, bei irgendeinem Familienfest. Wäre es nach meiner Mutter gegangen, wir hätten Tante Judith sicher öfter besucht, aber mein Dad hält es auf dem Land nicht aus. Die viele Ruhe macht ihn nervös, sagt er. Er hat es wohl witzig gemeint, aber ich glaube, es ist die Wahrheit – er muss einfach ständig was tun.
Carolins Freundin Maxi habe ich damals auch kennengelernt, sie hat mir meine erste Reitstunde auf diesem süßen Isländer gegeben, Ringo hieß er. Maxi hat mir auch gesagt, ich sei echt talentiert und solle doch öfter kommen, sie würde mir jederzeit Unterricht geben. Sie hat auch von ihrem Bruder erzählt, der etwa so alt sei wie ich und schon ein toller Reiter. Ich mochte sie auf Anhieb und fand sie einfach so hübsch. Sie hat diese langen karamellblonden Locken und so warme braune Augen. Ich habe immer gehofft, dass mein Cousin und sie wieder zusammenkommen, es wäre so schön romantisch gewesen. Jedenfalls freue ich mich darauf, Maxi wiederzusehen. Ich hoffe, sie hat nicht zu viel Schlechtes über mich gehört – obwohl – das „Nötigste“ wird meine Family ihr wohl erzählt haben. Wär ja auch fies, ihr jemanden unterzuschieben, der lügt und klaut, ohne sie vorzuwarnen. Sie wird misstrauisch sein, und ich kann es ihr nicht mal übelnehmen.
Der Zug fährt in den Bahnhof ein, ich wuchte meine Reisetasche zwischen den Sitzbänken hervor und hänge meinen Rucksack um.
Jedenfalls werde ich bei Carolins Hochzeit dabei sein, und meine Mutter wird auch kommen. Dad wohl eher nicht, der hat ja jetzt einen guten Grund, sich vor der Reise zu drücken. Ich hoffe, es geht Mom dann schon besser.
Der Zug bleibt mit einem Ruck stehen, ich verliere das Gleichgewicht, stolpere über meine eigene Tasche, und um nicht der Länge nach zwischen den Sitzen hinzuschlagen, halte ich mich an irgendetwas fest, was ich gerade zwischen die Finger kriege. Stellt sich raus, dass es die Jacke eines Jungen ist, der erschrocken herumfährt und mir dabei seine Golfschläger gegen die Schulter knallt.
„Au verdammt, pass doch auf!“, fauche ich, und am liebsten würde ich es sofort wieder zurücknehmen, denn erstens ist der Junge richtig süß – braungebrannt mit braunen Augen und welligen, etwas längeren, blonden Haaren –, und zweitens hat er eben den Mund aufgemacht, um etwas zu sagen, was vermutlich – nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen – eine Entschuldigung geworden wäre. Und dabei war ich eigentlich selbst viel mehr schuld als er.
Aber als ich ihn so anschnauze, klappt er den Mund wieder zu, runzelt die Stirn und meint: „Entschuldige bitte, dass du mich als Haltegriff benutzt hast und ich deshalb erschrocken bin. Echt unverzeihlich von mir. Ich muss wirklich besser aufpassen.“
Er dreht sich wieder von mir weg, und nun ist es endgültig zu spät, um die Sache wieder auszubügeln, also beschließe ich, dass ich Typen, die Golf spielen, sowieso nicht leiden kann.
„Typisch Golfspieler“, murmle ich also gerade so laut, dass er es hören kann, und reibe demonstrativ meine Schulter, obwohl sie schon gar nicht mehr wehtut. Er dreht sich nicht noch mal um, aber aus dem Heben und Senken seiner Schultern schließe ich, dass er wohl genervt seufzt.
Na und, denke ich trotzig, du nervst mich genauso!
Die Türen des Zuges werden endlich geöffnet und als der Junge an der Reihe ist, auszusteigen, macht er Platz und fordert mich mit einer übertriebenen Verbeugung auf, an ihm vorbeizugehen und vor ihm auszusteigen.
„Falls du stolperst und mit dem Kopf voran auf dem Bahnsteig aufschlägst, möchte ich auf keinen Fall schuld sein“, erklärt er mit einem gewinnenden Lächeln.
„Sofern du mir nicht deine Golfschläger vor die Füße wirfst, sollte das Aussteigen kein Problem sein!“, gifte ich zurück, drängle mich an ihm vorbei, bleibe aber mit meiner fetten Tasche in der Tür stecken.
„Steckst du eine Banane auch quer in den Mund?“, fragt der Junge mit ernsthafter Besorgnis in der Stimme. „Und wie wirfst du einen Brief durch einen Briefschlitz?“
Ich knirsche wütend mit den Zähnen. Tatsache ist, die Tasche ist verdammt schwer, ich kann sie nicht mit ausgestreckten Armen vor mir halten und durch die Tür schleusen, aber ich beiße mir eher die Zunge ab, bevor ich das zugebe und mir am Ende noch von ihm helfen lassen muss. Ich stelle die Tasche also ab, klettere darüber, springe auf den Bahnsteig (ohne zu stolpern) und drehe mich gerade um, um die Tasche nachzuholen, als der Junge schon leichtfüßig neben mir landet, sein Golfbag in der einen, meine Tasche in der anderen Hand.
„Danke“, quetsche ich wütend hervor.
„Immergerne“, sagt er und lächelt. Ich könnte ihn erwürgen! „Wäre aber echt nicht nötig gewesen.“
„Oh, ich hatte schon den Eindruck“, meint er freundlich, setzt die Tasche ab und lässt mich stehen.
Was mich am meisten ärgert, ist, dass er wirklich richtig süß aussieht, und hätte ich ihn schon etwas früher im Zug bemerkt ...
Ich kann den Gedanken nicht zu Ende denken, denn eben habe ich Carolin entdeckt, hebe den Arm und winke. Nur sieht sie nicht in meine Richtung, weil sie ihrerseits jemanden entdeckt hat und damit beschäftigt ist, ihn zu begrüßen. Und zwar ausgerechnet den blonden Jungen mit dem Golfbag. Und auf einmal ist es glasklar: Das muss Justus sein, Maxis Bruder. Er sieht ihr ja auch total ähnlich – dieselben runden, braunen Augen und die welligen blonden Haare. Na toll, Rebecca, denke ich, das hast du ja Eins a hingekriegt, einen Streit mit dem Bruder deiner Arbeitgeberin vom Zaun zu brechen, noch bevor du einen Fuß auf Altenburger Boden gesetzt hast. Nichts wünsche ich mir in diesem Augenblick mehr als einen Bahnsteig Neundreiviertel, um von hier zu verschwinden, meinetwegen auch nach Hogwarts.
Jetzt hat Carolin mich auch gesehen und winkt mir fröhlich zu. Justus dreht sich zu mir um und unsere Blicke treffen sich. Er schließt für einen ganz kurzen Moment die Augen, als würde er denken: „Ausgerechnet.“
Gleich darauf habe ich die beiden schon erreicht, und Carolin umarmt mich kurz. „Rebecca, schön, dass du da bist. Das ist Justus, Maxis Bruder, ich glaube, ihr kennt euch noch nicht?“
„Nicht richtig“, murmle ich und betrachte meine Schuhe. „Hi, Justus.“
„Hallo, Rebecca“, sagt Justus ein wenig gezwungen, und Carolin wirft erst ihm, dann mir einen etwas irritierten Blick zu.
„Geht das mit der Tasche?“, fragt Carolin, und als ich nicke, meint sie nur: „Na, dann wollen wir mal“, wendet sich um und geht voraus in Richtung Parkplatz.
Carolin hat dieselben tollen blauen Augen wie Tante Judith und Vic, vielleicht nicht ganz so hell, aber dennoch sind die Augen das Auffälligste an ihr. Die von meiner Mom sind auch blau, aber ich habe braun-grüne, wie mein Vater. Carolins Outfit ist völlig unspektakulär, Jeans und rot-weiß gestreifte Bluse, die kastanienbraunen Haare sind zu einem simplen Pferdeschwanz gebunden, aber sie zieht die Blicke der Passanten auf sich wie ein Magnet. Weil sie glücklich ist, denke ich. So sehen Leute aus, bei denen gerade alles so richtig gut läuft.
Carolin fährt einen alten gelben VW-Käfer, der leider nicht mal halb so bequem wie cool ist, und ich quetsche mich mit einem gemurmelten „Du bist größer!“ in Justus’ ungefähre Richtung auf den Rücksitz – mitsamt meiner Tasche, denn der Kofferraum ist mit Justus’ Golfschlägern schon hoffnungslos überfüllt.
Die Fahrt verläuft ruhig. Carolin ist nicht der Typ, der Konversation macht. Wenn keiner redet, dann redet eben keiner.
Justus dreht das Radio auf und sucht nach einer Station, die von dem uralten Ding einigermaßen rauschfrei empfangen werden kann – vergeblich. Carolin grinst nur, als er nach ein paar Minuten wieder aufgibt.
Erst als wir das Ortsschild von Wieselberg passieren, sucht sie im Rückspiegel meinen Blick und meint: „Da ich sowieso Justus nach Hause bringen muss, dachte ich, wir fahren erst mal zum Stall, o.k.? Maxi ist da, ihr könnt euch beschnuppern und wir zeigen dir alles. Dann fahren wir zu uns und ich zeig dir dein Zimmer und Mom wird dich vermutlich mit Essen vollstopfen und etwas bemuttern wollen. Sie hat sich heute Abend schon vorsorglich im Café abgemeldet.“
„Klar“, sage ich und nicke. „Ich richte mich ganz nach euch.“ Ich bin ja hier bloß die Ladendiebin, denke ich. Und der Bewährungshelfer hat immer recht.
Carolin lacht. „Das ist prinzipiell eine begrüßenswerte Einstellung“, meint sie. „Aber es ist dir auch gestattet, deine Meinung zu sagen.“ Sie macht eine Pause. „Wenn es nicht zu oft ist.“
Justus dreht sich zu mir um und meint: „Ich hoffe, du kennst sie gut genug, um zu wissen, dass das ein Scherz war!“
Ich weiß genau, dass das ein Friedensangebot ist und er es bloß nett meint. Aber irgendwie hat die ganze Sache so verkehrt angefangen, dass ich „nett“ von ihm nun gar nicht akzeptieren kann. Außerdem bin ich plötzlich eifersüchtig, weil er der Experte für Carolin ist, obwohl ich mit ihr verwandt bin und er bloß der kleine Bruder ihrer Freundin.
„Sie ist meine Cousine“, schnappe ich also nur. „Ich versteh sie schon, danke.“
Einen Augenblick lang sehe ich in seinen Augen, dass ihn das getroffen hat, dann dreht er sich wieder nach vorne. Ich starre ebenfalls geradeaus und begegne Carolins Blick im Rückspiegel. Er ist prüfend, fragend. Ich schätze mal, dass Mädchen normalerweise anders auf Justus reagieren, und sie checkt wohl, dass zwischen uns irgendetwas läuft, das ihr entgeht.
Wir fahren über den Dorfplatz und ich erkenne das Café wieder, das meiner Tante gehört – es sieht total süß aus, mit einer Holzterrasse, die von blühenden Sträuchern in großen Tontöpfen eingerahmt ist. Die Gartenmöbel sind pastellfarben und alles wirkt cool und retro – so hatte ich es nicht in Erinnerung.
„Das Café sieht anders aus als früher“, sage ich und hoffe, Carolin hört raus, dass das positiv gemeint ist.
„Ja“, meint Carolin lächelnd. „Da hat Maxi sich ausgetobt. Als sie gehört hat, dass meine Mutter das Dorfcafé ein bisschen aufpeppen will, war sie nicht mehr zu halten. Aber sie hat auch echt ein Händchen für so was. Du musst erst mal sehen, wie es innen aussieht.“
„Cool“, sage ich, immer noch viel zurückhaltender, als ich gerne wäre. Ich wollte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und die Szene mit Justus im Zug diesmal ganz anders ablaufen lassen. Aber wenn man mal auf so einer blöden Schiene ist, dann fährt man immer weiter, auch wenn einem die Richtung gar nicht gefällt.
Wir sind durch das Dorf fast durch, fahren noch an einer Bushaltestelle vorbei und danach gleich rechts rauf.
„Wie cooool!“, rufe ich unwillkürlich, als ich die ersten Pferde rechts von der Zufahrtsstraße auf einer großen Koppel entdecke.
„Das ist unsere Seniorenweide“, erklärt Carolin liebevoll. „Die haben hier wirklich das Paradies. Wann bist du denn das letzte Mal geritten?“
„Ist schon ein paar Wochen her“, antworte ich. „Als ich das letzte Mal meine Oma besucht habe. Dads Mutter. In der Stadt haben wir keinen Stall in der Nähe, und Mom hat keine Zeit mich zu fahren.“
„Na ja“, meint Carolin, während ich mir noch den Hals verrenke, um die friedlich grasenden „Senioren“ nicht aus den Augen zu verlieren. „Für die nächsten zwei Monate wirst du dich über Mangel an Pferden nicht beklagen können.“ Sie lacht. „Allerdings auch nicht über Mangel an Pferdemist.“
Wir biegen um die nächste Kurve und ich weiß, was sie meint: Auf zwei großen Koppeln links und rechts vom Hof stehen insgesamt sicher noch mal gut dreißig Pferde.
„Wow!“, rufe ich begeistert. „Das sind ja viel, viel mehr als früher!“
„Ja“, antwortet Carolin stolz. „Das ist ziemlich beachtlich, wenn man bedenkt, wie klein wir damals angefangen haben. Wir waren bloß zwei Teenies, die sich einen Traum erfüllen und dabei ein bisschen was verdienen wollten. Aber ich sage die ganze Zeit ‚Wir‘. Eigentlich ist es schon lange Maxis Betrieb, ich helfe nur ab und zu aus, wenn ich gebraucht werde.“
„Hör schon auf!“, widerspricht Justus und gibt Carolin einen sanften Knuff. „Ohne dich würde es hier nicht so rund laufen, das weißt du genau! Maxi hätte die Fortbildung in Kanada gar nicht machen können, wenn du hier nicht übernommen hättest! Außerdem bist du bei fast jedem Workshop dabei und du gibst Unterricht! Alte Tiefstaplerin!“